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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Edit: Korrektur Zeichensetzung
Heyho,
endlich der zweite Teil des Kapitels.
Ist eben gerade fertig geworden. Ich hoffe ihr seid mir wegen der Wartezeit nicht böse. Komplett anzeigen

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Teil 2: Auszeit

Ein wenig verwirrt war ich schon, als er mich in Richtung Pferde führte. Kiran stand gesattelt da, aber Tetris nicht. Er stand sogar ein wenig von den anderen Pferden weg und legt die Ohren an, als er Letho sah. Auch sein Hinterbein hob er drohend.

Irritiert sah ich zwischen ihm und Letho hin und her. „Sei vorsichtig, er ist aktuell schlecht drauf“, warnte Letho mich, als ich zu meinem Pferd hinüber ging. Doch Tetris schnaubte mich erfreut an, als ich bei ihm ankam. „Was ist den los Junge?“, fragte ich ihn leise, als er nach Letho schnappte, der sich uns näherte.

„Wir mussten ihn ruhig stellen, damit Regis sich seine Verletzung anschauen konnte. Er hat ihm dann dieselbe Salbe aufgetragen wie bei dir“, meinte Letho. Beruhigend kraulte ich meinem Pferd die Stirn. „Ihr habt ihn mit Schwalbe behandelt?“ fragte ich entsetzt. Letho brummte zustimmend.

„Und er hatte Angst vor Regis. Deswegen mussten wir Axii anwenden“, gab Letho zu.

Ich seufzte. „Armer Tetris, ich weiß, wie du dich fühlst. Die Salbe ist nicht gerade angenehm und dann auch noch Axii“, flüsterte ich zu dem Pferd. Er schnaubte.

„Aber Letho wollte dir doch nichts Böses. Er wollte dir doch nur mit der Verletzung helfen“, murmelte ich, während ich weiter kraulte.

„Ich glaube nicht, dass er deine Erklärungen versteht“, mischte Letho sich ein. Ich zuckte mit den Schultern, „Wer weiß, Pferde sind schlauer, als man denkt. In meiner Heimat gibt es ein Sprichwort, überlass das Denken, den Pferden. Sie haben den größeren Kopf.“ Ich drehte mich zu Letho um. Er hatte Kiran mittlerweile losgebunden und die Gurte nachgezogen.

„Wollen wir irgendwohin?“, fragte ich ihn.

Er nickte, „Ja, ich habe etwas gefunden, das ich dir zeigen möchte“, antwortete mein Hexer.

Stirnrunzelnd sah ich an mir runter. Ich war gar nicht dafür gekleidet, die Festung zu verlassen. Letho schien die Geste richtig verstanden zu haben. „Keine Sorge, es ist nicht weit. Außerdem hat die Kälte, die die Wilde Jagd mit sich brachte, viele Kreaturen vorzeitig in die Winterruhe versetzt“, erklärte er. „Na komm, wir werden beide auf Kiran reiten“, lächelte er dann.

Ich verabschiedete mich von Tetris mit dem Versprechen, das Letho ihm später bestimmt ein paar Leckereien als Entschuldigung vorbeibringen würde.

Dann ließ ich mir von Letho in den Sattel helfen und er setzte sich hinter mich, seinen Arm um meine Mitte geschlungen. Er lenkte sein Pferd aus der Festung und dann den Pfad entlang.
 

Das Tal lag wirklich ruhig da und selbst Wölfe konnte man keine hören. Nur vereinzelt huschte ein Hase über den Weg.

Ich war wirklich gespannt darauf, was Letho mir zeigen wollte. Wir ritten am Fluss entlang, bis er in Richtung Hang abbog. War das nicht der Weg, der zu der Gabelschwanz Höhle führte? Doch wir ritten nicht dorthin.
 

Er lenkte Kiran durch die Felsen, bis wir wieder auf einen alten Pfad kamen. Vor uns ragten drei Monolithen in die Höhe, umgeben von vielen farbenprächtigen Blumen, der Rest war von einem dichten Dickicht umgeben.

Er hielt und stieg ab, dann half er mir aus dem Sattel. „Wo sind wir?“, fragte ich ihn.

„Das wirst du gleich sehen“, lächelte er und ließ Kiran ein wenig abseits grasen.

Letho führte mich an den Steinen vorbei und ich wurde wirklich überrascht. Mit einem Mal war es so warm wie in einem Hochsommer. Und hinter einem Felsen entdeckte ich einige Felle am Boden. Unter einem Felsvorsprung standen auch noch ein ziemlich altes Bett und eine halb verrottete Kiste.

„Das hier ist das alte Gewächshaus von Hieronymus. Ich habe es zufällig gefunden. Hier werden die anderen uns nicht stören. Selbst Vesemir wusste nicht, wo dieser Ort ist“, erklärte er.

Letho setzte sich auf eines der Felle und klopfte neben sich, damit ich mich zu ihm setzte. „Es ist schön hier“, bestätigte ich, als ich mich ebenfalls setzte.

„Es freut mich, dass es dir gefällt“, murmelte er und legte einen Arm um mich und zog mich ein wenig näher, so dass ich nun an ihn gelehnt war. Wir saßen eine Weile so, bis Letho unsere Positionen änderte, er zog mich zwischen seine Beine, mit dem Rücken an seine Brust und hielt mich in seinen Armen.

Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter. „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht. Ich war so erschrocken, als Gaetan dich hereintrug und meinte, du wärst plötzlich zusammen gebrochen und dann hatte Mäussack das Blut gesehen, das von deiner Seite tropfte“, murmelte er und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.

Ich griff nach seiner Hand, „Ich wollte nie, dass du dir sorgen machst. Ich hatte ja selbst nicht einmal bemerkt, dass ich so schwer verletzt wurde“, flüsterte ich. „Aber jetzt ist alles wieder gut. Die Wunde ist komplett geheilt“, fügte ich noch hinzu.

„So schnell?“, Letho schien überrascht.

„Ja, es ist nicht einmal mehr Schorf auf der Wunde. Vielleicht hatten die Zauberinnen etwas ins Badewasser gegeben. Selbst meine Muskeln schmerzen nicht mehr“, vermutete ich.

„Hm, das könnte natürlich sein“, stimmte er zu und strich sanft mit den Fingern über die Stelle.
 

Aber wo das Gespräch gerade zum Vormittag wanderte, sollte ich Letho vielleicht auch vor Yennefer warnen. „Falls Yennefer später auf dich zu kommt, sei mir bitte nicht böse“, murmelte ich leise.

„Warum sollte ich?“, fragte er neugierig.

„Sie hatten mich vorhin so manipuliert, dass ich den dreien von der Strafe mit dem Pendel erzählt hatte. Und Keira dachte zuerst, die Fesselmale währen von dir gewesen. Aber ich habe ihnen dann erzählt, wie es wirklich dazu kam“, erklärte ich.

„Wenn sie kommt, dann ist das so. Ich habe es schließlich nicht anders verdient“, brummte er.

Ich drehte mich zu ihm um. „Sag das nicht Letho“, entgegnete ich.

„Doch, schließlich habe ich nicht gesehen, wie es dir wirklich ging. Und als du den morgen sagtest, ich würde dir weh tun, ...“, er beendete seinen Satz nicht.

„Meine Muskeln schmerzten und ich hatte Prellungen, auf die du gedrückt hattest. Deswegen tat es weh, aber es war nicht deine Schuld. An einem anderen Tag hätte dein Griff nicht weh getan“, versicherte ich ihm schnell, doch er seufzte nur.

„Warum wurdest du eigentlich so wütend, als Vesemir sagte ich sei mit einem Dolch auf den Waldschrat los gegangen? Ich meine, du wusstest doch schon, dass ich gegen ihn gekämpft hatte und du hast den Kadaver gesehen“, fragte ich ihn dann leise.

„Ja ich hatte ihn gesehen, aber ich nahm an, du hättest einen glücklichen Treffer mit dem Schwert gehabt. Ich war über deinen Leichtsinn sauer. Es hätte so viel passieren können. Der Waldschrat hätte sich nur nach hinten fallen lassen brauchen, um dich loszuwerden. Er hätte dich unter sich zerquetscht. Statt dich auf ihn zu stürzen, hättest du lieber Hilfe holen sollen. Und dann hattest du noch nicht mal Einsicht gezeigt, sondern nur Widerworte gegeben“, brummte er leicht aufgebracht.

„Aber bis dahin wärst du tot gewesen“, erwiderte ich.

Ich spürte, wie er den Kopf schüttelte.

„Ich denke, er hätte von mir abgelassen. Es wäre vielleicht knapp geworden, aber so wärst du in Sicherheit gewesen“, murmelte er.

„Was bringt mir meine Sicherheit, wenn ich dich verloren hätte? Ich würde es immer wieder so machen“, entgegnete ich.

„Ach Krümel“, seufzte er und zog mich dicht an sich. „Mir geht es doch genauso. Was soll ich machen, wenn ich dich verliere?“, fragte er mich, aber ich war mir sicher, dass er keine Antwort hören wollte. Außerdem wusste ich nicht, was ich überhaupt antworten sollte. Ich erwiderte einfach seine Umarmung.

Zwischen uns breitete sich Stille aus. Es war nicht wirklich eine Unangenehme, aber angenehm war es auch nicht unbedingt.
 

„Haben die Zauberinnen noch irgendwas gemacht? Oder habt ihr euch die ganze Zeit angeschwiegen?“, durchbrach Letho irgendwann die Stille.

„Sie haben versucht mich auszufragen“, murrte ich, „Sie wollten intime Details über unser Liebesleben haben, aber ich habe mich geweigert. Ich will nichts von deren wissen und erzählen werde ich sicherlich auch nichts!“, erzählte ich ihm.
 

Er fing an zu lachen und schmollend sah ich zu ihm auf. „Jetzt denken sie bestimmt, dass es so schlecht ist, dass du nicht darüber sprechen willst“, amüsierte er sich.

„Oh, das war nicht meine Absicht, ganz bestimmt nicht!“, beteuerte ich schnell. „Triss fragte, ob ich zwischendurch Alraune nehme, fürs Bett, weil Geralt wohl manchmal wie ein wildes Tier war. Ich sagte, ich bräuchte so was nicht. Dann fing Yennefer an, wegen deiner Körpergröße, aber ich habe mich geweigert darüber zu sprechen“, erklärte ich feierlich, doch das brachte ihn noch mehr zum Lachen.

„Oh Krümel, deine Abwehr wird ihre Fantasie nur beflügeln. Mich würde es nicht wundern, wenn sie jetzt denken, ich wäre dort unten winzig klein“, gluckste er.

„Das ist nicht witzig“, schmollte ich „aber ich mag es, wenn du lachst“, ergänzte ich.

„Und die Zauberinnen hab ich vielleicht mit einer Geschichte über Geralt genug abgelenkt“, fügte ich hoffnungsvoll hinzu.

Letho sah mich neugierig an, „Was hatte er denn angestellt?“, wollte er wissen.

Ich grinste, „Das war damals in Flotsam, als dir eigentlich auf der Spur war. Er hat sich mit Roches Leuten so sehr betrunken, dass sie auf einer Hure über das Wasser reiten wollten. Am nächsten Morgen wachte er fast völlig nackt am Ufer auf. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Auch nicht daran, das er sich ein Tattoo hat stechen lassen, am Hals. So musste er durch den ganzen Ort, um seine Sachen zusammen zusuchen“, kicherte ich.

Letho verschluckte sich beinahe an seinem eigenen Speichel beim Lachen. Er ließ sich sogar vor Lachen auf den Rücken fallen, wobei er mich mit zog und ich nun auf ihm lag. „Kein Wunder, dass er damals keinen Kampf wollte. Wenn er soviel getrunken hatte“, keuchte er dann.

Ich setzte mich auf. „Weißt du, egal welchen Grund er hatte, keinen Kampf zu wollen, ich bin froh darüber. Denn wenn ihr gekämpft hättet, wäre ich dir nie begegnet“, gestand ich.

Er runzelte jedoch die Stirn, „Wie kommst du dadrauf?“, wollte er wissen.

„Ihr seid beide ungefähr gleich gut, was ihm an Kraft fehlt, gleicht er mit Schnelligkeit aus. Wenn er gewonnen hätte, wärst du nicht mehr am Leben. Wenn du gewonnen hättest, wäre er tot. Also hätte ich dich nie treffen können, denn ohne Yennefer und Geralt, wäre ich wohl in Wyzima aufgeknöpft worden“, erklärte ich.

„Dann sollten wir wohl heute Abend auf ihn trinken“, schlug Letho vor.

„Vielleicht“, stimmte ich zu und beugte mich wieder zu ihm runter, um ihn zu küssen.
 

„Du hattest doch unterwegs gefragt, wo ich überwintere. Ich würde es dir gerne zeigen“, wechselte er plötzlich das Thema. Überrascht sah ich ihn an, „Du kannst dich noch daran erinnern?“

Er nickte, „Warum sollte ich nicht?“, fragte er überrascht.

„Weil viele Männer nicht wirklich zuhören. Meistens tun sie nur so, oder haben es sehr schnell wieder vergessen“, murrte ich.

„Du wolltest es wissen und ich würde es dir gerne zeigen, aber ich war jetzt einige Jahre nicht dort. Wir müssten also bald aufbrechen, um es wieder winterfest zu machen“, fuhr er fort.

Ich blinzelte ihn an, „Du würdest mir zeigen, wo dein Versteck ist?“, fragte ich ihn ungläubig.

Er nickte, „Ja, auch wenn es vermutlich aktuell nicht im besten Zustand sein könnte. Aber es liegt sehr versteckt, die Küste ist nicht weit, aber der Ort ist durch einen Berg geschützt und liegt mitten in einem Wald. Außerdem ist dort direkt in der Nähe eine heiße Quelle“, zählte er auf.

„Wir wären dort ganz alleine, nur wir beide?“, hauchte ich.

Er summte bestätigend.

„Das klingt gar nicht mal so schlecht“, lächelte ich ihn an. „Ich würde gerne mit dir den Winter dort verbringen, aber bis dahin ist doch sicherlich noch viel Zeit?“, überlegte ich.

„Nicht so viel, wie du vielleicht vermutest, in einigen Tagen haben wir bereits die Herbst-Tag und Nachtgleiche. Deswegen sollten wir, sobald Tetris Bein und meine Schulter vollständig geheilt sind, uns an die Vorbereitungen machen“, korrigierte er meine Annahme.

„Oh, bin ich schon so lange hier?“, ich war wirklich erstaunt.

„Manchmal vergeht die Zeit wirklich schnell“, stimmte Letho zu. „Deswegen sollten wir bald aufbrechen. Mit etwas Glück könnten wir in Blaviken ein Schiff bekommen, ansonsten müssten wir doch wieder nach Novigrad“, erklärte er.

Ich schluckte, „Schiff? Wo liegt dein Winterquartier?“, wollte ich vorsichtig wissen.

„Auf Skellige“, murmelte er und strich zärtlich über meinen Rücken.

„Ich wusste, es gab da einen Haken“, seufzte ich. „Aber müssen wir wirklich nach Novigrad zurück? Was ist wenn Avallac’h recht hat und ich dort mit dem vermeintlichen Geheimnis ziemlichen Bockmist gebaut habe?“, fragte ich ihn leise.

„Dir passiert schon nichts, aber wenn in Blaviken keine Schiffe mehr ablegen, ist Novigrad die einzige Möglichkeit. Wir können auch wo anders überwintern, wenn du möchtest“, schlug er dann vor.

Ich schüttelte den Kopf, „Nein, du möchtest mir dein Quartier zeigen und dieses Vertrauen will ich nicht mit Füßen treten. Ich mag die Kälte zwar nicht sonderlich, aber dann müssen wir halt für genug Brennholz sorgen“, lächelte ich ihn an.

„Und wegen der Reise, Hjalmar hatte uns doch nach Skellige eingeladen, vielleicht können wir mit ihm und Mäussack reisen“, fügte ich dann noch hinzu.

„Hm, wir könnten sie später fragen“, freute er sich.

Ich stützte mich auf und rieb mir verlegen den Bauch, was Letho neugierig beobachtete. „Hungrig?“, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, aber die Schwerter drücken“, murmelte ich. Darauf hin setzte er sich auf, so dass ich auf seinen Schoß zurückrutschte. Mit schnellen und geübten Handgriffen löste er die Schnallen und legte seine Rüstung ab.

Grinsend lehnte ich mich wieder an ihn, „So geht es natürlich auch.“ Ich schlang meine Arme um ihn und atmete seinen Geruch ein. Davon konnte ich nicht genug bekommen. Langsam ließ ich meine Hände über seinen Rücken wandern.

„Krümel nicht“, bat Letho mich aber dann auf einmal.

Irritiert blickte ich ihn. „Meine Schulter“, Brummte er erklärend. Aber das machte es nicht besser, ich war immer noch verwirrt, schließlich hatte er ja heute Morgen gesagt, dass sie gut heile und Bewegungseinschränkungen schien er auch keine gehabt zu haben, außerdem hatte er sich doch sogar eben auf den Rücken fallen lassen.

Aber vielleicht lag es genau daran, das er sich auf den Rücken hat fallen lassen.

Jetzt besorgt, sah ich ihn an, „Ich dachte sie heilt gut?“, fragte ich ihn.

Er nickte, „Tut sie auch, aber ich habe Mäussack die Wunde nicht nähen lassen“, meinte er.

Ich runzelte die Stirn, „Aber warum das? Lass sie mich sehen“, bat ich ihn und stand bereits von seinem Schoß auf.

„Die Klinge ging bis zum Knochen, steckte sogar ein Stück drinnen. Daher hatte ich ihm verboten, die Wunde zu nähen, damit ich sicher gehen kann, dass der Knochen richtig heilt und keine Wundflüssigkeit eingeschlossen wird, wenn die Haut sich zu schnell schließt“ erklärte er, während er zu ließ, dass ich sein Hemd nach oben schob.

Die Wunde war größer, als ich erwartet hatte, aber die Haut drum herum war weder gerötet, noch übermäßig war. Allerdings war sie wirklich wieder ein wenig aufgegangen, zum Glück blutete sie nicht, nur ein wenig Lymphe trat aus.

„Das wird eine ziemliche Narbe geben“, murmelte ich und strich noch einmal neben der Wunde entlang. Soweit wie ich es sehen konnte, heilte sie wirklich gut und sonderlich tief war sie auch nicht mehr.

„Nicht meine erste“, erwiderte Letho gelassen.

„Warum hast du keinen Trank für die Heilung genommen?“, wollte ich wissen, als ich vorsichtig sein Hemd wieder herunter zog. „Wegen dem Knochen. Schwalbe heilt Knochengewebe nicht sonderlich gut“, erklärte er mir. Ich setzte mich neben ihn.

„In meiner Welt wird bei großen Verletzungen eine Drainage in die Wunde eingelegt, damit überschüssiges Blut und Wundwasser ablaufen kann. Das kann ein schmaler Schlauch sein, an dem ein Beutel befestigt ist, oder auch ein Stück Verband. So kann die Flüssigkeit ablaufen, aber die Wunde vernäht werden, damit sie ohne große Narben und Infektionen heilen kann“, erklärte ich ihm.

Allerdings liefen Schauer über meinen Rücken, als ich daran dachte, wie die Drainage aus meinem Knie gezogen wurde. Es war mehr als unangenehm und ein unbeschreiblich ekliges Gefühl gewesen.

Auch Letho schien die Nase bei der Vorstellung zu rümpfen. „Keine schöne Vorstellung“, entgegnete er.
 

„Konntest du den Dolch eigentlich erkennen? War er von der Wilden Jagd?“, wechselte ich ein wenig das Thema. Doch er schüttelte den Kopf, „Nein, bisher habe ich nicht davon gehört, dass die roten Reiter Messerwerfer unter sich haben. Aber von wem sollte er sonst stammen?“, grummelte er. „Allerdings habe ich die Befürchtung, dass ich eigentlich gar nicht das Ziel gewesen war. So wie Eredin kurz vorher auf dich reagiert hatte“, fügte er hinzu und griff nach meiner Hand.

„So wie er mich ansah, dachte ich zuerst, Ciri würde hinter mir stehen. Oder er mich für sie halten, allerdings glaube ich das nicht wirklich“, erwiderte ich. Ich seufzte, „Es lag vielleicht an dem neuen General, den sie dabei hatten. Er war ein Mensch und eventuell aus meiner Welt“, gab ich zu. Überrascht sah Letho mich an.

„Der Brief, den Geralt mir mitbrachte, ich konnte ihn öffnen. Triss brachte mir eine Botschaft vom Spiegelmeister mit, als sie hier an kam. So konnte ich den Brief öffnen. Darin wurde vor dem neuen Reiter gewarnt und das er jemanden etwas gestohlen hätte, aber der Verfasser des Briefes hätte nichts dagegen, dass ich es bekomme. Und der Reiter trug ein Schmuckstück im Ohr, das bei vielen jungen Leuten in meiner Welt sehr beliebt ist“, erzählte ich ihm.

„Was stand noch darin?“, wollte Letho wissen.

„Das er froh ist, dass ich es bis hierher geschafft hatte und dass er mich und mein Handeln so unterhaltsam findet, wie er es sich gewünscht hatte und dass er hofft, dass ich einen Barden inspirieren würde“, fasste ich zusammen. „Ich bin also nur hier, weil jemand sehr mächtiges sich langweilte. Was ist, wenn er plötzlich beschließt, dass er mich nicht mehr benötigt?“, ich traute mich nicht, meinen Hexer anzusehen.

„Krümel, ich habe dir schon gesagt, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert und wenn er dich wieder wegschicken will, werden wir eine Lösung finden“, munterte Letho mich auf.

„Danke“, lächelte ich ihn zögerlich an.

„Immer“, lächelte er zurück und beugte sich zu mir. Wir küssten uns zärtlich, bis er sich zurückzog.

Er sah mich an, als ob er etwas fragen oder sagen wollte, aber nicht wusste wie.

„Ist alles in Ordnung?“, wollte ich wissen.

Er nickte, „Ja, alles gut“, sein Gesichtsausdruck sagte allerdings etwas anderes, er wirkte unsicher und er blickte mich nicht wirklich an.

„Letho?“, sprach ich ihn erneut an. Doch er reagierte nicht gleich.

„Was ist los Letho?“, fragte ich ihn nun energischer.

Er schüttelte den Kopf, „Es ist nichts, ...“, murmelte er.

Ich war mir sicher, dass er etwas hatte, er war nie so unsicher, ok fast nie. Ich kniete mich auf und nahm sein Gesicht in meine Hände, damit er mich ansehen musste. „Was ist los? Du weißt, du kannst mir alles sagen“, versuchte ich es erneut, doch er wich meinem Blick noch immer aus.

„Könntest du kurz nach Kiran sehen?“, bekam ich dann doch aus ihm heraus, nach dem er eine Weile gedruckst hatte. Ich runzelte die Stirn, nickte aber.

Mit einem besorgten Blick zurück, verließ ich das kleine Versteck. Ich ging zu Kiran, der schnaubend aufsah.

„Na du“, begrüßte ich ihn. „Keine Angst, du kannst noch weiter fressen. Letho wollte, dass ich nach dir schaue“, murmelte ich. Das Pferd stupste mich kurz an, ehe es wieder anfing zu grasen. Seufzend lehnte ich mich an ihn und streichelte ihn am Hals.

Hin und wieder machte Kiran einen Schritt, so das ich es aufgab, mich an ihn zu lehnen.

„Du weißt auch nicht, was mit Letho los ist, oder?“, fragte ich das Pferd, um mich selbst ein wenig abzulenken. Aber er zuckte nur kurz mit den Ohren und widmete sich dann wieder dem Gras. „Es schien alles in Ordnung zu sein und dann wurde er komisch“, erzählte ich weiter.
 

Da ich mir nicht sicher war, ob ich schon zurück sollte, beziehungsweise durfte, suchte ich mir einen Baumstamm in der Nähe, der in der Sonne lag und setzte mich darauf. Ich beobachtete Kiran beim fressen und überlegte, was mit Letho auf einmal los sein könnte, doch mir fiel nichts Plausibles ein.
 

„Alanya!“ Ich zuckte beim Klang meines Namens kurz zusammen. „Ja Letho?“, rief ich zurück. „In der Satteltasche ist noch ein Beutel, bring den bitte mit“, bekam ich als Antwort.

Ich stand auf und ging zu Kiran zurück. In der ersten Satteltasche fand ich nichts, so ging ich um das Pferd herum und öffnete die andere.

Da war tatsächlich ein Stoffbeutel in der Satteltasche. Vorsichtig zog ich ihn raus, etwas knisterte im inneren und ich war wirklich versucht hinein zu schauen. Aber ich riss mich zusammen und verschloss die Satteltasche wieder. Ich wollte mich gerade umdrehen, als Letho mich plötzlich von hinten ansprach, er musste sich angeschlichen haben, denn er stand direkt hinter mir.

„Na los, schau rein Krümel“, murmelte er, wobei ich ziemlich erschrak und gerade noch so ein Quieken unterdrücken konnte. „Letho! Erschreck mich nicht so!“, beschwerte ich mich bei ihm.

„Du solltest mehr auf deine Umgebung achten“, rügte er mich leise. Ungesehen von ihm verdrehte ich die Augen, als ob man einen Hexer bemerken könnte, wenn der sich anschleicht.

Letho schlang seine Arme um meinen Bauch und legte sein Kinn auf meine Schulter. „Das hab ich gesehen“, grinste er an mein Ohr.

„Gar nicht wahr“, entgegnete ich und hauchte einen Kuss auf seinen Unterkiefer.

„Na schau schon rein, ich weiß, dass du bestimmt neugierig bist“, schlug er dann vor. Vorsichtig zog ich die Schnürung des Beutels auf und spähte hinein. Ich konnte aber immer noch nicht erkennen, was sich darin befand, denn es war zusätzlich in Pergament eingewickelt. Daher griff ich hinein und zog es heraus. Was auch immer darin eingewickelt war, hatte scheinbar eine ovale Form, die nach oben hin leicht aufgewölbt war. Vorsichtig wickelte ich das Pergament ab, mir blieb der Mund offen stehen.

„Ich dachte, es könnte dir gefallen“, murmelte Letho, als ich nach einigen Sekunden immer noch nicht reagiert hatte. Mit einem hörbaren Klick schloss ich meinen Mund wieder. „Letho, es ist wunderschön“, hauchte ich. Ich konnte den Blick nicht von dem Gegenstand in meiner Hand lösen.

Es schien eine Art Kristall zu sein, die in Form geschliffen wurde, nicht oval, wie ich zuerst dachte, sondern leicht herzförmig. Im inneren befanden sich Blumen, die glitzerten, als wären sie mit Raureif bedeckt. Es waren einige blaue Blüten, die sich wie ein Kelch nach oben streckten, die Kelchöffnung wirkte sternförmig. Und es gab weiße Blüten, die ebenfalls fast aussahen wie Sterne.

Enzian und Edelweiß.

Zwei sehr seltene und schwer zu beschaffenen Blumen. Die Blumen sahen aus, als wären sie eben erst gepflückt worden, auch wenn sie geschrumpft zu sein schienen, damit sie in den Kristall passten. An dem Kristall gab es auch eine kleine Öse, durch die ich eine Kette fädeln konnte.

„Danke Letho!“, hauchte ich und strahlte ihn an, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte. Er schien erleichtert zu sein, dass es mir gefiel. „Hatte befürchtet, es könnte zu kitschig sein“, gestand er leise.

„Mir würde alles gefallen, was von dir kommt. Aber du musst mir nichts schenken“, lächelte ich.

„Hm, das selbe gilt für dich“, zwinkerte er und zog den kleinen silbernen Anhänger aus seinem Kragen. Ich fasste sein Gesicht mit beiden Händen und zog ihn zu mir runter, damit ich ihn wieder küssen konnte.

„Ich bin wirklich froh, dass du damals bei unserer ersten Begegnung schwarzes Blut getrunken hattest und mir danach weiße Möwe gabst“, murmelte ich.

Erstaunt und auch skeptisch sah er mich an, „Du bist froh darüber, dass ich dich vergiftet hatte?“, wollte er wissen.

Ich nickte, „Ja, so schrecklich die Albträume dadurch auch waren, umso glücklicher bin ich jetzt. Ohne den Vorfall würden wir vielleicht heute gar nicht hier stehen“, bestätigte ich. „Wenn ich nicht krank geworden wäre, wärst du doch sicherlich direkt weiter geritten, oder?“, fragte ich ihn leise.

„Hm, sehr wahrscheinlich. Hatte vor nach Serrikanien zu gehen“, brummte er.

„Es wäre dann alles anders gekommen, du hättest dort bestimmt auch jemanden gefunden, mit dem du hättest glücklich werden können, aber jetzt hängst du mit mir fest!“, grinste ich.

„Und ich würde es nicht anders wollen“, lächelte er. „Komm, ich habe noch was“, flüsterte er und hob mich hoch. Ich konnte noch gerade meine Arme um seinen Hals schlingen, ehe er zurück zu dem kleinen Lager ging.

„Hat es etwas damit zu tun, warum ich nach dem Pferd schauen sollte?“, wollte ich wissen.

Er blickte zur Seite und nickte unsicher.

„Ich bin sicher, egal was es ist, es ist toll geworden!“, wollte ich ihn aufmuntern. Seine Kiefermuskeln zuckten, so als würde er die Kiefer aufeinanderpressen, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.

Er schien etwas vorbereitet zuhaben, doch ich konnte nicht sehen, was es war, denn so wie er mich trug, konnte ich nur sehen, was sich hinter ihm befand. Doch auch, als wir die kleine geschützte Blase wieder erreichten, stellte er mich nicht wieder auf die Füße, sondern setzte mich auf das Fell, das noch immer auf dem Boden lag.

„Versprich mir, dass du nicht lachst“, bat er mich leise, als er mich losließ. Fragend blickte ich ihn an. Warum sollte ich denn lachen? „Versprochen“, erwiderte ich fest. Er kniete sich ebenfalls auf das Fell und ich drehte mich um. Er hatte scheinbar, in der Zeit, die ich bei Kiran war, etwas hervorgeholt, aber ich konnte es noch nicht erkennen, er hatte es mit einem Tuch abgedeckt.

„Mach die Augen zu?“, fragte er leise und unsicher. Ich seufzte, tat aber, um was er gebeten hatte. Innerlich beschloss ich, dass ich dringend etwas gegen seine Unsicherheit tun musste. Er sollte sich keine Sorgen machen müssen, was ich über ihn denke.

Ich hielt sogar meine Hände vor meine Augen, damit er sich sicher war, dass ich nicht schummelte, auch wenn ich total neugierig war. Und es wurde nicht besser, als ich das Rascheln vom Stoff hörte und das leise Knistern einer Flamme.

Letho schwieg weiterhin und ich konnte sonst nichts weiter hören. „Letho?“, fragte ich daher nach einigen Momenten.

„Du, ... du kannst jetzt schauen“, hörte ich ihn leise seufzen. Ich nahm die Hände von den Augen und blickte zu ihm rüber. Er kniete da und knetete sich unsicher die Hände, sein Blick war nach unten gerichtet.

Ich blickte auf die Stelle, die eben noch mit einem Tuch bedeckt war. Mir blieb ein weiteres Mal der Mund offen stehen und ich war versucht, mir die Augen zu reiben. Auf einem niedrigen Tisch waren allerlei Dinge angerichtet, kleine Snacks, Wein inklusive Gläsern, Kerzen und sogar ein Kuchen.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber wahrscheinlich hatte er das alles vorbereitet, als ich mich mit den Zauberinnen am Vormittag rumärgern musste.

Ich blickte erneut zu Letho, doch sein Blick war abgewandt, die Kiefer fest aufeinandergepresst und die Hände zu Fäusten geballt. Vermutlich hatte er mein Schweigen falsch verstanden. Ich rutschte zu ihm rüber und legte meine Hand auf seine Fäuste.

„Hast du das alles gemacht?“, wollte ich wissen.

Er nickte.

„Alleine?“, fragte ich weiter.

Er nickte, „Vesemir hat mir den Rat gegeben“, gestand er leise.

Ich legte meine Hand an seine Wange. „Es ist wunderbar geworden, Letho“, erwiderte ich dann. Erstaunt blickte er mich an.

„Du findest es nicht lächerlich?“, fragte er nach.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Du hast dir soviel Mühe gegeben, natürlich ist das nicht lächerlich“, bestätigte ich ihm. Zaghaft blickte er mich an, so als ob er sehen wollte, ob ich es wirklich ernst meinte.

„Letho, ich würde nie über dich lachen“, lächelte ich ihn nachsichtig an. „Ich finde es bewundernswert, dass du dir soviel Mühe gibst.“

„Aber?“, fragte er dann.

„Du musst nichts machen, wenn es dich unwohl fühlen lässt, oder du denkst, du müsstest es machen, nur weil es mir gefallen könnte. Verstehst du das?“, erwiderte ich.

„Ich wollte dich aber wirklich überraschen, ich wollte, möchte das wir es uns hier heute bequem machen können“, entgegnete er.

„Und es ist dir wirklich gelungen. Also erweist du mir die Ehre und schneidest mir ein Stück von dem Kuchen ab?“, bat ich ihn. Es waren wohl die richtigen Worte, die ich gewählt hatte, denn in seine Augen kehrte seine gewohnte Selbstsicherheit zurück. Er nahm ein kleines Messer und schnitt mir ein Stück von dem Rührkuchen ab.

Ich nahm es entgegen und biss direkt hinein. Doch als der Kuchen meine Zunge berührte, musste ich mich anstrengen, keine Miene zu verziehen. Er hatte sich da wohl bei der Menge der Zutaten ein wenig vertan. Tapfer aß ich das Stück auf und lächelte ihn an. Gespannt schien er auf mein Urteil zu warten.

„Ein wenig zu süß, aber dennoch gut“, lobte ich ihn. Jetzt nahm er sich auch ein Stück und biss einen Happen ab und verzog sofort das Gesicht. „Ein bisschen zu süß ist gut“, grummelte er. „Und ich hatte mich schon gewundert, dass ich noch soviel Mehl nachträglich dazu geben musste, weil der Teig so flüssig war“, ärgerte er sich. Er hatte wohl die Mengenangaben von Mehl und Zucker verwechselt.

„Halb so wild“, wollte ich ihn aufmuntern und brach ein Stück von dem Kuchen ab, den er noch in der Hand hielt, und steckte es in meinen Mund.

„Krümel nicht. Ich möchte nicht, dass du Bauchschmerzen deswegen bekommst“, murmelte er deprimiert.

„Keine Sorge. Ich krieg höchstens nen Zuckerschock und werde total albern sein heute Abend. Aber da ihr vermutlich sowieso recht viel trinken werdet, werde ich da gar nicht auffallen“, erwiderte ich grinsend. „Woher hast du eigentlich das Rezept? In den beiden Büchern, die in der Küche stehen, hatte ich keines gesehen“, wollte ich ihn ein wenig ablenken. Er legte das Stück Kuchen beiseite und wischte sich die Krümel von der Hand.

„Das habe ich auch von Vesemir. Er gab mir ein kleines Buch, da stand es mit drin“, er zog etwas unter dem Fell hervor, auf dem wir saßen und reichte es mir, er wurde dabei sogar ein wenig rot.

»so umwerben sie richtig. Ein Ratgeber für Casanova und ehrliche Freier« stand auf dem Cover. Ich zog eine Augenbraue hoch und schlug das Buch auf. Ich verschluckte mich beinahe an meinem eigenen Speichel, das Buch war uralt, eine Erstauflage von 890.

„Du brauchst mich doch nicht umwerben Letho, du hast mich doch schon“, wollte ich meinen Schreck umgehen. Wenn dieses Buch von Anfang an in Vesemirs Besitz gewesen war, könnte er fast so alt wie Regis sein. Ich reichte meinem Hexer das Buch zurück.

„Ich wollte keine Fehler machen“, gab er zu, als er das Buch wieder wegsteckte.

„Fehler zu machen gehört dazu, daraus lernen wir“, erwiderte ich.

Doch er schüttelte den Kopf, „Ein Hexer der Fehler macht, ist ein toter Hexer“, grollte er.

„Ach Letho, das mag vielleicht für die Monsterjagd gelten, aber doch nicht für Beziehungen“, schüttelte ich sachte den Kopf. Doch dies schien ihn nicht aufzumuntern.

„Etwas zu viel Zucker in einem Kuchen ist bei weitem nicht das schlimmste, was passieren kann“, pikste ich ihn in die Seite. Fragend blickte er mich an, „Du hättest den Zucker mit Salz verwechseln können“, kicherte ich. Sofort verzog er das Gesicht, „Das mag ich mir gar nicht vorstellen“, grunzte er.
 

Wir genossen den Nachmittag, aßen ab und zu einen Happen von den Snacks, die er mit gebracht hatte, und tranken den leichten Wein. Um den Kuchen machten wir aber einen Bogen. Wir erzählten noch ein bisschen und lagen am Ende dicht aneinander auf dem Bärenfell. Es war schön, mal nicht jederzeit damit rechnen zu müssen, gestört zu werden. Auch wenn Letho nicht mehr wollte, als mich einfach im Arm zuhalten.

Mir wurde klar, dass er wirklich angst um mich gehabt haben musste, als Gaetan mich nach der Schlacht rein getragen hatte. Unwillkürlich zog ich meine Arme fester um ihn, als ich mir vorstellte, es wäre anderes herum gewesen. Wenn er ohne Bewusstsein gewesen wäre.

„Was ist los, Krümel?“, wollte Letho ruhig wissen.

„Ich habe daran denken müssen, was gewesen wäre, wenn die Schlacht anders ausgegangen wäre“, gestand ich. „Vesemir wäre gestorben und Lambert hätte auch sterben können“, erzählte ich ihm.

„Den beiden geht es gut“, versicherte er mir. Ich nickte an seiner Brust. Hoffentlich würde Geralt es zukünftig nicht vermasseln. Auch wenn ich nicht wusste, was besser wäre, wenn Ciri bei ihm bliebe oder wenn sie Kaiserin werden würde. Aber so oder so, es wäre eine Tragödie, wenn sie aus dem Portal nicht zurückkommen würde. Aber ich fragte mich auch, würden wir unfreiwillig in die nächste Schlacht gegen die wilde Jagd gezogen werden, wenn wir nach Skellige reisten und würden wir die Auswirkungen der Spährenkonjunktion in Lethos Versteck mitbekommen. Und wann würde ich erfahren, was aus Ciri geworden ist?

Seufzend kuschelte ich mich an Letho und freute mich über seine Anwesenheit, wenn er nicht wäre, würde ich wohl bald auf dem Weg in meine eigentliche Heimat zurück sein, aber jetzt wollte ich hierbleiben, bei ihm.
 

Seine Finger strichen langsam über meinen Rücken. „Wir sollten langsam alles zusammen packen, die Sonne wird bald untergehen“, hörte ich die tiefe Stimme von Letho.

„Müssen wir?“, wollte ich quengelnd wissen.

Er lachte leise, „Ja, du willst doch Zoltan sicher nicht enttäuschen, wenn wir nicht auftauchen, er könnte die anderen auch dazu bringen, nach uns zu suchen“, entgegnete er. Seufzend erhob ich mich, es wäre schade, wenn die anderen von unserem kleinen Rückzugsort erfahren würden.
 

Wir ließen uns aber trotzdem Zeit, beim Zusammenpacken der Sachen. Die nächsten Tage würden wir wohl nicht mehr so viel Zeit alleine haben. Aber irgendwann war auch das letzte Teil gepackt und wir hatten keine weitere Ausrede mehr.

Den Kuchen, den wir nicht gegessen hatten, verteilten wir außerhalb der magischen Barriere auf der Wiese, die Tiere würden sich sicherlich darüber freuen. Letho verschnallte die Tasche am Sattel und half mir dann aufs Pferd, ehe er sich wieder hinter mich in den Sattel setzte. Im gemütlichen Schritt ritten wir zurück zur Festung.
 

Es war bereits dunkel, als wir sie erreichten und Kiran zurück in den Stall brachten. Oben am Eingangsportal wurden wir bereits von Lärm lauter Stimmen empfangen. Sie hatten wohl schon angefangen.

„Da seid ihr ja endlich!“, grüßte uns Zoltan freudig. „Ihr kommt gerade rechtzeitig“, lachte er und deutete in die Runde. Es waren wirklich schon alle da, sogar Avallac‘h saß mit am Tisch. Dieser musterte mich, als wir näher traten, und nickte mir einmal zu, um meine Anwesenheit anzuerkennen. Verwirrt runzelte ich die Stirn, warum war er auf einmal nicht mehr ganz so abweisend zu mir. Doch ich tat es erst mal Schultern zuckend ab. Letho hatte die Tasche zur Seite gestellt und wir setzten uns zu den anderen an den Tisch.

„Hattest du nicht Bettruhe verordnet bekommen?“, grinste ich Hjalmar an.

„Ich habe das Bett nie verlassen, Regis hat nie gesagt, dass das Bett nicht bewegt werden darf“, lachte er.

„Du solltest aber keinen Alkohol trinken, sonst konnten wieder Blutungen auftreten“, nickte ich zu seinem Beinstumpf.

„Noch so jemand, der einem den Spaß verderben will“, jammerte er gespielt. Ich verdrehte die Augen, Männer.

Ich blickte zu Ves und Roche, sie hatte einen Verband um den Kopf und Roche hatte einen Arm in der Schlinge. Die Hexer sahen soweit in Ordnung aus, nur die Zauberinnen wirkten noch ein bisschen Müde. Am schlimmsten hatte es dann wohl wirklich Hjalmar getroffen.

„Da jetzt ja auch die letzten beiden endlich da sind, möchte ich mich noch einmal für die großartige Unterstützung danken!“, sprach Geralt und hob sein Becher. „Ohne euch alle, wäre der Sieg nicht möglich gewesen und es hätte herbe Verluste gegeben“, sein Blick huschte zu Ciri und Vesemir.

„Trotz der herannahenden Gefahr, haben sich alte Freundschaften vertieft und neue gebildet. Trotz aller Widrigkeiten haben wir Seite an Seite gestanden. Daher gehört der erste Toast des Abends euch!“, Geralt setzte sich wieder.

„Hört, hört!“, erwiderte Eskel und alle hoben ihre Becher und prosteten sich zu.

Vesemir erhob sich nun, „Auch ich will meinen Dank aussprechen, nicht nur dafür, dass ihr beim Sieg geholfen habt, sondern auch das die Vorbereitungen so reibungslos abliefen. Ohne die tatkräftige Unterstützung der hier Anwesenden, wären die Schäden an den Gemäuern deutlich größer und wohl auch irreparabel. Ich bin froh, dass ich selbst noch sehen kann, dass unsere alte Festung dem Angriff standhalten konnte. Ich wusste, wie die Schlacht hätte ausgehen können und hatte damit schon abgeschlossen. Doch jemand war hartnäckig genug, um das Schicksal, mein Schicksal zu ändern. Zu meiner Schande muss ich außerdem gestehen, dass es diesem hartnäckigen Geist gelungen war, mich reinzulegen und zu überrumpeln. Wie sagte sie so schön, manchmal muss man die Worte auch mal auf die Goldwaage legen. Auch wurde mir vor Augen geführt, das nicht nur Männer fähige Krieger sein können. Daher, ein Hoch auf die anwesenden Damen!“

Ciri und Ves übertönten den Jubel der anderen, während Vesemir sich wieder setzte.

Als jedoch auch Eskel aufstand, fingen die ersten an zu meutern. Entschuldigend hob er die Hände, „Ich habe sicherlich nicht vor ebenfalls eine Rede zu halten, aber das Fleisch tischt sich nicht selber auf“, grinste er, worauf es wildes Gelächter gab.

Während Eskel die Platten mit dem Fleisch holte, wurden die Becher wieder aufgefüllt.

Obwohl die Hexer eigentlich eher schweigsam beim Essen waren, schienen sie heute eine Ausnahme zu machen. Es wurde geplaudert und gelacht, was wohl aber auch dem Alkohol mit zu verdanken war.

Eskel hatte sich wirklich Mühe bei dem Essen gegeben und wie ich nebenbei erfuhr, hatte Lambert ihm sogar geholfen. Es gab Rehrücken und Kaninchen, dazu Kartoffeln und Rüben.
 

„Sag mal Quälgeist“, sprach mich Geralt irgendwann an, fragend blickte ich zu ihm. „Es wurde ja behauptet, du hättest erfolgreich ein Attentat begangen, ich frage mich, wie du das geschafft haben willst. Schließlich kamst du ja nicht mal gegen ein Rudel wilder Hunde an, bevor ich mit deinem Training anfing“, fragte er.

Seufzend ließ ich den Kopf sinken, musste er das zur Sprache bringen, ich hatte gehofft, die anderen hätten es bereits vergessen, doch leider schienen sie jetzt alle gespannt zuzuhören. Ein weiterer Blick in die Runde bestätigte meine Befürchtung, sie alle wollten die Geschichte hören. Ich nahm noch einen Schluck aus meinem Krug, ehe ich anfing zu erzählen.

„Also gut, es war vor einigen Jahren, auf einem fernen Kontinent. Tamriel“, ich blickte kurz zu Ciri, sie zog zwar eine Augenbraue hoch, ließ aber nicht erkennen, ob der Name ihr bekannt vor kam.

„Durch Umwege, die ich hier nicht näher erläutern möchte, kam ich zur Dunklen Bruderschaft. Irgendwann bekam sie den Auftrag, einen recht gut bezahlten, der die Bruderschaft zum alten Glanz verhelfen sollte. Ich weiß nicht warum, aber er wurde ausgerechnet mir zugeteilt“, ich seufzte erneut.

„Es gab eine Feierlichkeit, bei der es passieren sollte. Ein direkter Angriff kam nicht infrage und der Auftraggeber hatte bestimmte Bedingungen gestellt. Für die Feierlichkeit wurde ein berühmter Koch eingeladen, den alle nur unter der Feinschmecker kannten, niemand wusste, wie er aussieht, oder wirklich heißt. Dies nutzte ich, gab mich als der Feinschmecker aus und gelangte so in die Küche des Palastes. Ich sollte ein Gift in das Essen schmuggeln. Soweit lief auch alles gut. Es war bekannt, dass der Kaiser immer zuerst essen würde und dass er keinen Vorkoster hatte. Dummerweise saß nicht der Kaiser am Tisch, sondern sein Doppelgänger. Es war vermutlich eine Falle, für die Bruderschaft.“

Ich nahm noch ein Schluck.

„Ein Doppler?“, fragte Gaetan dazwischen, ich zuckte mit den Schultern. „Gut möglich, er glich ihm zumindest bis auf das letzte Haar.“

„Wie bist du entkommen?“, wollte Letho wissen.

„Ich hab die Beine in die Hand genommen und bin gerannt. So schnell und so lange ich konnte. Dem Pfeilhagel konnte ich durch Hakenschlagen entgehen“, grinste ich.

Ich konnte Roche glucksen sehen, bei dem Gedanken, wie ich, wie ein feiger Hase davon gerannt war. „Allerdings erwartete mich in unserem Versteck ein Blutbad. Während ich das Attentat begann, wurde die Dunkle Bruderschaft angegriffen und zerschlagen. Aber wenn die dunkle Bruderschaft einen Vertrag angenommen hatte, musste dieser erfüllt werden. Das hieß, ich musste also den Standort des echten Kaisers herausfinden. Er versteckte sich auf einem Schiff, vor dem Hafen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als bei Nacht und Nebel hinaus zu schwimmen und mich auf das Schiff zu schleichen.“

„Kommt mir bekannt vor“, murmelte Letho.

Ich nickte, „Aber im Gegensatz zu dir hatte ich keine magische Bombe und das Schiff war um einiges größer. Ich musste mich also unter Deck, an den ganzen Wachen vorbei schleichen. Der Kaiser erwartete mich und ergab sich seinem Schicksal, er hätte versuchen können zu fliehen oder die Wachen zu alarmieren, aber das einzige das er verlangte, nein eher erbat, war das der Verräter, der den Auftrag gab, bestraft werden würde. Danach erwartete freiwillig er meinen Dolchstoß. Ein unrühmliches Ende, für Kaiser Titus Mede II. Die wenigen überlebenden Mitglieder der Bruderschaft, wollten sich neu formieren, aber ich verließ das Land“, beendete ich meine Erzählung.

Alle sahen mich mit gemischten Gefühlen an. Während Geralt scheinbar bereute, die Frage gestellt zu haben, schien in Gaetans Blick sowas wie Anerkennung zu liegen. Vielleicht lag es daran, dass viele der Katzenhexer ebenfalls Attentäter waren.

„Daher auch deine Fähigkeit mit einem Dietrich?“, wollte Geralt dann doch noch wissen.

„Unter anderem“, erwiderte ich nur.
 

Aber dann fiel mir etwas ein, wie ich mich für diese unangenehme Frage rächen konnte. „Aber Geralt, wenn ich hier schon in meiner Schmutzwäsche wühlen musste, warum erzählst du Vesemir nicht, wie es dazu kam, das du und Lambert einem ziemlich alten Katakan mit einem Stahlschwert gegenüber standet, statt eure Silberschwerter zu nutzen, so wie ich?“, grinste ich ihn hämisch an.

Sofort wurden seine Augen groß und leicht blass schaute er zu seinem Mentor rüber.

Dieser starrte den Hexer finster an, ehe er fragend zu mir blickte, „Und woran hattest du das feststellen können?“, wandte er sich dann an mich.

Na toll, jetzt musste ich doch wieder erzählen. „1. kein Mensch kann über eine 4 Meter hohe Mauer springen, 2. kein Mensch könnte hören, das vor der Leichenhalle Geralt streit mit der Wache hatte, während wir am anderen Ende des Gebäudes waren und 3. konnte ich seine Fratze unter seiner Tarnung durchschimmern sehen, als er es geschafft hatte, Lambert abzuwimmeln. Aber Geralt wollte ja lieber dem Vampir glauben, ich sein ohne Grund hysterisch geworden und hätte ihn angegriffen“, zählte ich auf. Sogar Lambert schien nun ein wenig peinlich berührt zu sein, dass er das nicht mitbekommen hatte.

„Vielleicht solltet ihr nochmal die Grundlagen bei Onkel Vesemir lernen“, lachte Ciri und Vesemir nickte ihr zustimmend zu.

„Aber er hat dir und nicht uns, beinahe den Arm abgerissen“, konterte Geralt nun. Vorsichtshalber legte ich Letho beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel. „Ja, aber ich habe weder eure Hexersinne, noch eure Reflexe und es auch nicht gerade euch beiden zu verdanken, das ich dort vor Ort nicht verblutet bin, sondern ausgerechnet einem Hexenjäger“, ich festigte meinen Griff auf Lethos Bein, als ich spürte, das er wohl am liebsten aufgesprungen wäre.

„Ahh, vielleicht sollten wir lieber das Themawechseln, schließlich ist dies eine Siegesfeier!“, mischte sich Zoltan nun ein.

„Ach quatsch, zu jeder anständigen Feier gehört auch eine Prügelei!“, widersprach Hjalmar lachend.

„Vielleicht hat ja jemand ne lustigere Geschichte zu erzählen“, schlug Eskel vor. Auf so eine Vorlage schien Yennefer nur gewartet zu haben. Ihr grinsen wurde haifischartig, „Ja Geralt, warum erzählen du und Roche nicht, was in Flotsam passiert ist und was der Gewürzhändler Emhyr damit zu tun hat?“, wollte sie wissen.

Ich hätte nicht gedacht, das Geralt noch blasser werden konnte, als er ohnehin schon durch die Mutationen war. Auch Roche sah überrumpelt aus, während Ves kicherte.

„Warst du nicht mit Triss zusammen dort?“, mischte sich Lambert ein.

„Nicht hilfreich, Lambert“, knurrte Geralt leise. Letho griff nach seinem Becher, „Nun egal was damals passiert ist, denn es sorgte mit dafür, das wir uns in der Elfenruine nicht bekämpft haben und daher heute hier so sitzen können!“, mischte Letho sich ein und hob seinen Becher, ehe er trank. „Das andere klären wir morgen!“, knurrte er kaum hörbar hinterher.

„Letho!“, zischte ich leise.

„Nein Krümel, er hätte auf dich aufpassen müssen“, flüsterte er mir zu und blickte auf die riesige Narbe an meinem Unterarm.

Vesemir erhob sich, „Ich werde mich zur Ruhe begeben, ich erwarte, das ihr alle morgen früh fit seit!“, forderte er, als er sich vom Tisch entfernte.
 

„Endlich!“, seufzte Lambert erleichtert auf, als Vesemir außer Hörweite war.

Ich schüttelte darüber nur den Kopf.

Allerdings überraschte Yennefer mich, in dem sie auf einmal Geralt an sich zog und ihn in einen tiefen Kuss zog. Jedoch wurde schnell klar, warum sie das scheinbar getan hatte, zumindest dem angesäuerten Blick von Triss nach. Das Triss es aber auch nicht lassen konnte.

Mein Blick glitt am Tisch entlang. Avallac’h war den ganzen Abend über ruhig gewesen, sprach höchstens mal ein paar Worte mit Ciri. Die Hexer hatten angefangen, Gwent zu spielen, und Zoltan hatte sich dazu gesellt. Ves versuchte immer noch, bei Roche zu landen, und es schien wirklich langsam Fortschritte zugeben, zwischen den beiden.

Die Reste, die noch auf den Fleischplatten nach dem Essen übrig waren, wurden mittlerweile auch nach und nach weg genascht, dafür wurden die leeren Flaschen immer mehr.

„Ich habe ein kleines Limerick für dich, Lambert“, hörten wir Geralt auf einmal. „Lambert, Lambert, was für ein Arsch!“, lallte Geralt leicht.

„Hm, ein ziemlich knackigen“, konnte ich dem nur zustimmen. „Natürlich nichts gegen deinen“, beruhigte ich Letho sofort. Auch an uns war der Alkohol nicht spurlos vorbei gegangen, daher wunderte es mich nicht, dass die Runde immer kleiner wurde.

Als sich dann aber Yennefer mit den Worten verabschiedete, dass sie nicht wieder von Hexern geweckt werden will, die an ihrem Megaskop rumspielen, blickte ich Letho finster an.

„Aber Eskel hat doch so eine schöne Sanduhrenfigur!“, beschwerte sich Lambert darauf hin. Nein, sie hatten doch nicht wirklich? „Letho!?“, ich sah ihn scharf an.

„War nicht meine Idee“, nuschelte er. Doch, scheinbar hatten sie.

„Wo war Regis? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei sowas mit macht“, wollte ich von ihm wissen.

„Der war schon schlafen gegangen“, bekam ich als Antwort.

„Wovon sprecht ihr?“, wollte Ciri wissen, die auch noch mit am Tisch saß.

„Ja, was meint die Zauberin?“, wollte auch Gaetan wissen.

Daher erzählte Eskel peinlich berührt, wie sie auf die Idee kamen, sich als Zauberinnen zu verkleiden, um dann Zauberinnen auf ihre kleine Party einzuladen.

„Wache! Wache! Die Loge, sie will mich holen!“, imitierte Lambert den Hierarchen auch Geralt lachte.

„Wenn ich mir nur erinnern würde, woher ich das Gesicht kenne“, sinnierte er dann. Fragend blickte ich Letho an, „War so ein alter Mann, ziemlich dick und dröhnende Stimme“, beschrieb er ihn. Ich kniff mir in die Nasenwurzel. Meine letzte Hoffnung, dass sie vielleicht dieses Mal wen anderes erreicht hätten verschwand.

„Du weißt, wer das war?“, wollte Ciri wissen.

„Ja verdammt!“, die Hexer schauten mich erstaunt an. „Und ihr hättet keinen schlechteren erreichen können!“, fluchte ich laut.

„Wieso, war doch nur ein alter Sack“, wollte Lambert es abtun.

„Ja, aber ein ziemlich mächtiger und rassistischer alter Sack! Ihr könnt nur hoffen, das er euch wirklich nicht erkannt hat!“ Gaetan sah mich neugierig an.

„Sie haben den verdammten Hierarchen kontaktiert!“, klärte ich ihn auf.

„Scheiße“, entkam es Geralt. „Deswegen kam er mir so bekannt vor“, murmelte er.

„Aber er hat uns doch für die Loge gehalten“, zuckte Lambert mit den Schultern.

Ich holte tief Luft, um nicht noch lauter zu werden, „Ich weiß nicht, inwieweit das mit einem Megaskop funktioniert, aber ihr solltet dafür beten, das man den Standort der letzten Verbindung nicht herausfinden kann! Selbst wenn er denkt, ihr wärt Zauberinnen der Loge gewesen, könnte er das als Anlass nehmen, zu versuchen hierher zu gelangen und die vermeintlichen Zauberinnen zu fangen.“

Ciri wurde blass.

„Aber dafür müssten sie Magier oder Zauberinnen haben“, wehrte Eskel ab. Jetzt knurrte ich wirklich, waren die wirklich so begriffsstutzig? „Krümel“, wollte Letho mich beruhigen.

„Nein Letho, du bist jetzt erstmal ganz still!“, wies ich ihn zurecht. „Ihr wollt es nicht verstehen, oder? Der Hierarch scheint sich mit Magie aus zu kennen, warum sonst sollte er ein Megaskop haben und das sich Magier unter den Anhängern befinden können und das auch höher in der Hierarchie, sollte ich dir nicht erklären müssen Geralt! Erinnere dich an de Aldersberg. Er war ein Magier, ein ziemlich mächtiger. Er könnte sogar eine Quelle gewesen sein! Und du Letho, du hast den ganzen Ärger auf dich genommen, um deinen Tod vorzutäuschen und stellst dich dann vor ein Megaskop, um sonst wen zu kontaktieren? Meinst du, selbst wenn ihr eine Zauberin erreicht hättet, sie hätte über dich geschwiegen, wenn ihr sie nur lieb gebeten hättet?“, redete ich mich in Rage.
 

Plötzlich stand Gaetan vor mir und schnippte mir mit den Fingern vor den Augen, damit ich mich auf ihn konzentrierte, „Ganz ruhig, denk dran, Aussetzer...“, murmelte er nur. Er hielt meinen Blick solange gefangen, bis ich wieder ruhig atmete. „Besser?“, fragte er. Ich nickte, „Ja. Danke.“

So ein Aussetzer wie nach der Sache mit Slobodan musste jetzt wirklich nicht sein, auch wenn ich aktuell unbewaffnet war und keinem in dieser Runde auch nur ernsthaft schaden konnte, musste es dennoch nicht sein.

„Aussetzer?“, fragte Ciri neugierig.

„Frag lieber nicht, hab das Ergebnis von so einem gesehen“, schauderte Eskel.

„Erzähl dir wann anders“, meinte ich zu ihr. Sie nickte und ich setzte mich wieder.

Letho legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. „Glaub ja nicht, das du aus der Sache raus bist“, murmelte ich zu ihm. Er nickte nur.

„Da dies nun geklärt ist, jemand lust auf Würfeln?“, wechselte Gaetan das Thema.

„Klar warum nicht?“, stimmte Ciri sofort zu.

„Oh nein, nein. Er betrügt, seine Würfel sind gezinkt!“, warf Lambert dazwischen. „Wie wäre eine weitere Runde, ich habe noch nie, ... Geralt, Gaetan und Ciri kennen es noch nicht“, schlug er stattdessen vor.

Alle stimmten dem zu.

„Ich fange an!“, bestimmte Lambert dann auch direkt.

„Oh nein, das hast du das letzte Mal schon. Ich weiß etwas besseres. Wer zuerst mir fehlerfrei nachsprechen kann, darf die erste Frage stellen“, schlug ich vor.

Es kamen keine Widersprüche.

Daher überlegte ich mir schnell einen kleinen Satz und grinste dann. Ich hatte zwei, einen kurzen leichten und einen langen schweren. Und zur Not gab es auch noch Zungenbrecher.

„Also gut: Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.“

Sie blinzelten mich an. „Nochmal“, forderte nicht nur Ciri.

„Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach“, wiederholte ich.

Aber tatsächlich schafften sie es alle auf Anhieb.

„Gut dann jetzt einen etwas schwierigeren. Denke nie gedacht zu haben, denn das denken der Gedanken, ist gedankenloses denken. Denn wenn du denkst, gedacht zu haben, kommst du leicht auf den Gedanken, dass das denken der Gedanken, Gedankenloses denken ist“, sprach ich vor.

„Viel zu lang!“, beschwerte sich Lambert.

„Ok, einen hab ich noch. Fischers Fritze, fischt frische Fische. Frische Fische, fischt Fischers Fritze“, es war witzig, wie sie sich alle die Zunge dabei verdrehten.

„Na gut, etwas einfaches, wenn das auch nicht klappt, müssen wir uns was anderes überlegen“, seufzte ich. „Sagt dreimal schnell hintereinander getrocknetes Gras“, ich wollte meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen, scheinbar kannte man diese Art Wortspiel hier nicht. Aber dann war Ciri dran, sie grinste siegessicher.

„Heu, Heu, Heu!“, lachte sie.

„Wir haben einen Sieger!“, verkündete ich. Während die Hexer murrten. Aber Ciri durfte mit der ersten Frage anfangen.

„Was einfaches für den Anfang!“, verlautete sie. „Ich habe noch nie, mit einer Frau geschlafen“, grinste sie. Doch ihr Blick änderte sich, als ich ebenfalls mein Glas hob. „Weiß Letho davon?“, fragte sie mich leise.

„Er hat sogar dabei zu geschaut“, flüsterte ich zurück. Am anderen Ende des Tisches konnte man Geralt husten hören. Er hatte sich an seinem Getränk verschluckt. Geschah ihm recht, wenn er schon Gesprächen lauschte.

„Ich beneide ihn immer noch darum“, schmollte Lambert, was Ciri zum Lachen brachte.

„Du könntest ja Keira fragen, ob sie dir diesen Wunsch erfüllt“, grinste ich zu ihm rüber. Er schüttelte sofort den Kopf, „Ich hänge an meinen Eiern!“, empörte er sich, was uns alle zum Lachen brachte.

Dann war Gaetan mit seiner Frage dran: „Ich habe noch nie mein Amulett verloren.“ Er, Geralt, Letho und auch ich tranken unsere Gläser erneut leer. Die von Lambert sofort neu befüllt wurden.

„Ich wurde noch nie von einem Menschen gebissen“, fragte Geralt in die Runde. Gaetan zog erstaunt eine Augenbraue hoch, als gleich drei Hexer ihr Glas leerten.
 

So ging es noch eine ganze Weile weiter und mein Kopf wurde immer schwerer. Ich wollte ihn nur kurz auf meinen Armen ausruhen, als mein Blick dabei nach draußen durch ein Fenster viel.

„Scheiße, ist schon wieder hell draußen!“, lallte ich mit schwerer Zunge. Ciri war neben mir bereits am Tisch eingeschlafen und schnarchte vor sich hin.

„Hm, glaub wir sollten langsam mal ins Bett“, stimmte Gaetan zu. Wir waren gerade dabei uns vom Tisch zu erheben, als die Tür zum Turm aufging und Vesemir heraus trat.

„Ah, ich sehe ist auch schon alle wach. Sehr vorbildlich“, lächelte er übertrieben fröhlich, so das uns allen klar war, dass er wusste, wir waren alle noch gar nicht am Schlafen gewesen.

„Oh, Shit“, fielen mir dann auch die Worte des alten Hexers vom Vortag ein.

Vesemir klatschte freudig und vor allem laut in die Hände, so das wir alle zusammen zuckten. „Alanya, du kannst direkt mitkommen. Eskel wird sich um das Frühstück kümmern und der Rest räumt den Saustall hier auf“, bestimmte er.

„Mitkommen?“, fragte Geralt verwirrt.

„Hm, hab vergessen, das er mir heute früh unterricht erteilen wollte“, seufzte ich und erntete mitleidige Blicke der Wölfe.

„Viel Glück, sein Unterricht war ja sogar schon mit ausreichend Schlaf schwer zu ertragen“, murmelte Eskel.

„Na danke“, jammerte ich und machte mich dann auf dem Weg, Vesemir in den Keller zu folgen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier natürlich wieder die Aufgaben:

7. Der Nachmittag gehört natürlich Letho. Dessen Verletzung heilt tatsächlich ganz gut, doch es ist klar, dass eine Narbe bleiben wird, was er jedoch nur abwinkt. Er möchte mit dir einfach ein bisschen die Ruhe genießen, außerhalb der Burg, wo euch nicht ununterbrochen jemand beobachtet und ihr etwas Zweisamkeit habt. Außerdem könnten die Pferde etwas Auslauf ins Grüne auch ganz gut gebrauchen. Es zeigt sich bei eurem kleinen Ausflug, dass eben doch ein Romantiker hinter Lethos rauer Schale steckt, denn er gibt sich merklich Mühe, diesen Ausflug zu etwas Besonderem nur für euch beide zu machen - zugleich merkt man aber auch, wie ungewohnt das für ihn ist. Er wird auch darüber sprechen, dass er große Angst um dich hatte, weil auch ihm aufgefallen ist, dass der Anführer der Jagd dich so ausgiebig angestarrt hat. Ob du dir einen Reim darauf machen kannst? Er kann es nämlich nicht. Unterhaltet euch doch auch mal darüber, wohin es nun weitergehen soll. Immerhin möchtet ihr sicher nicht in Kaer Morhen bleiben.

8. Am Abend soll dann die rauschende Feier steigen und tatsächlich lässt sich niemand lumpen. Vorräte werden herangekarrt, Flaschen geöffnet und Anekdoten erzählt. Allein zwischen Geralt, Triss und Yen ist die Stimmung ein klein wenig angespannt, was Lambert natürlich nicht auslässt und dafür einige giftige Blicke erntet. Auf euch warten ausgelassene Stimmung, Bier und Schnaps sowie Wildbret, das Eskel wohl mitgebracht hat. Genießt den Abend! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Daelis
2020-05-15T09:04:55+00:00 15.05.2020 11:04
Was du wohl unwissend für Gerüchte in die Welt gesetzt hast bei den Zauberinnen, weil du geschwiegen hast? Da würd ich ja auch gern mal Mäuschen spielen. Wenn die Hexer das alles wüssten, was da rumgeht, sie könnten einander nicht mehr in die Augen sehen. :'D

Ihr seid so süß. Ich sterbe immer ein bisschen vor Glück beim Lesen. <3 Alles könnte so schön, so sicher, so zufrieden und harmonisch bleiben. Wäre da nicht Gaunter...


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