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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das ersehnte nächste Kapitel.

Ich hoffe ihr habt euren Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

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Gespräche

„Na los, lass uns rein gehen. Es ist zu kalt hier draußen.“ Meinte er und legte einen Arm um mich, damit er mich Richtung Gebäude lenken konnte. Nur widerwillig ließ ich mich mit ziehen. Als er mich allerdings auch noch bis zum Tisch bei den Anderen lenken wollte, wandte ich mich aus seinem Arm und ging in Richtung Turm.

„Hast du endlich mit ihr gesprochen?“ konnte ich Vesemir fragen hören, gerade als ich die Tür zum Turm öffnete. „Nein, noch nicht.“ Antwortete Letho seufzend. Ich schluckte und eilte dann die Treppe rauf, ich hatte es beinahe vergessen, dass Letho darüber sprechen wollte, was zwischen uns ist.

Er sagte, er wolle mich nicht weg schicken, aber hieße das dann, dass er auf mehr Abstand bestehen würde? Ich wollte es ja versuchen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, jede Möglichkeit auf Nähe zu nutzen. Allerdings war Lethos Verhalten da auch nicht ganz klar, er schien gelegentlich meine Nähe zu suchen, er verwirrte mich.

Ich lag noch eine Weile wach und ab und zu konnte ich das Lachen und Grölen der trinkenden Hexer von unten hören.

Als ich am Morgen wach wurde ich sah, das Letho die Nacht über nicht nach oben gekommen war, sank meine Laune ein wenig. Sein Bett war unberührt und zu mir war er auch nicht gekommen. Das konnte nur heißen, dass er unten bei den Anderen geschlafen hatte. Seufzend machte ich mich für den Tag fertig.

Unten wurde mir allerdings schnell klar, warum Letho nicht nach oben gekommen war. Er lag halb auf dem Tisch und schlief noch, ebenso wie Eskel und Lambert. Sie hatten es wohl ziemlich übertrieben und waren versackt. Kopfschüttelnd sammelte ich die Krüge und Gläser ein, gab mir aber keine Mühe, dabei leise zu bleiben.

Eskel murrte bei dem Geklapper, wachte aber nicht auf. Ich war gerade dabei, das Geschirr in die Küche zu tragen, als Vesemir herein kam. Er war scheinbar nicht sehr erfreut, die Hexer so verkatert zu sehen. Und er brachte lautstark seine Freude darüber zum Ausdruck. Selbst ich zuckte leicht zusammen, als er anfing loszupoltern. Ja eindeutig, man sollte Vesemir nicht verärgern.

Ich nahm eine Flasche Apfelsaft und drei Gläser und brachte sie zu den verschlafenen Hexern. Vielleicht würde der ihnen ein wenig helfen.

„Morgen Jungs!“ begrüßte ich sie nicht gerade leise. Stöhnend hielten sie sich den Kopf und murrten. „Hier für euch, dann geht euch draußen frisch machen. Lambert, du kommst danach in die Küche!“ forderte ich. Ich wartete nicht darauf, bis sie der Forderung nach kamen, sondern ging zurück in die Küche. Ich würde schon einmal alles zusammen suchen, was Lambert für die Eier brauchen würde. Ich hatte mir einen kleinen Anreiz überlegt, damit er sich wirklich bemüht.

Es dauerte eine Weile, aber er tauchte wirklich auf, auch wenn er ziemlich mürrisch wirkte. „Ich hoffe du hast gestern etwas gelernt. Du wirst heute wieder die Eier mit Speck machen. Als kleinen Anreiz habe ich mir eine Belohnung für dich überlegt.“ Grinste ich. Das ließ ihn munterer werden.

„Wenn du das Frühstück hinbekommst und die Anderen es essen, werde ich die nächste Woche, deine Kleidung flicken und deine Ausrüstung säubern. Wenn sie es nicht essen, werde ich etwas von dir fordern.“ Erklärte ich ihm. Doch als er widersprechen wollte, ließ ich ihn erst gar nicht ausreden.

„Keine Sorge, keiner weiß etwas davon und werden daher völlig neutral bewerten. Also los, ich habe dir schon alles bereit gestellt.“ Ich deutete auf den Tisch.

Vor sich hin grummelnd machte Lambert sich an die Arbeit, das Eier aufschlagen gelang ihm noch nicht ganz, so dass ich ihm zeigte, wie man hinein gefallene Schalenstücke am besten heraus fischt. Ansonsten schien er sich wirklich mühe zu geben. Vielleicht hatte ihn aber auch das können von Eskel beeindruckt und wollte nun nicht hinten anstehen.

Die Eier wurden nicht perfekt, aber sie sahen eindeutig genießbar aus. Ein deutlicher fortschritt zum vorherigen Tag. „Deutlich besser, Lambert. Ich beschmiere noch einige Scheiben Brot mit Butter, die wir dazu essen können. Nimm das Geschirr mit und setz dich schon einmal zu den Anderen.“ Lobte ich ihn daher auch.

Kurze Zeit später brachte ich die Brote und die Eier nach draußen. Die Anderen warteten schon hungrig. Sie schauten die Eier zwar kritisch an, aber verschlangen sie hungrig. Lambert grinste selbstgefällig in meine Richtung und ich nickte ihm zu. Er hatte diesen kleinen Test bestanden und ich würde mein Wort halten. Man musste wirklich nur die richtige Motivation finden.

Letho schien diesen stummen Austausch mitbekommen zu haben, denn er schaute mich fragend an, ich schüttelte den Kopf, ich würde es ihm später erzählen. Ihm schien es jedoch nicht zu passen, denn als er sich wieder seinem Essen widmete, wirkte er ein wenig beleidigt. Ich seufzte, Männer.

Das Essen verlief wieder ruhig, wobei mir auch schon früher aufgefallen war, dass die Hexer beim Essen kaum miteinander sprachen.

Ich wartete noch, bis alle aufgegessen hatten, ehe ich das Geschirr wieder zusammen sammelte. Ich war ziemlich erstaunt, als ausgerechnet Yennefer anfing mir zu helfen. Doch meine Verwirrung legte sich schnell, denn wie es aussah, hatte sie nur nach einem Grund gesucht, um mit mir alleine in der Küche zu sein.

„Eins dieser komischen Teile nähert sich.“ Flüsterte sie, als sie das Besteck neben den Waschtrog legte. Erschrocken sah ich sie an, „Der Magier?“ wollte ich wissen. „Psst! Nicht so laut!“ fluchte sie und sah sich schnell um. „Nein, ich denke nicht, dass es der Magier ist. Er würde sich vermutlich direkt hier her teleportieren.“ Erklärte sie. Ich runzelte die Stirn, „Aber wer könnte es denn dann sein? Wir sollten zumindest Vesemir Bescheid sagen!“ forderte ich. Doch sie schüttelte den Kopf, „Nein, das wird nicht nötig sein. Das Signal kommt zwar schnell näher, aber nicht so schnell, dass es sich um jemand handelt, der mit bösen Absichten kommt. Ich habe den Fortschritt vorhin einige Zeit beobachtet, das Tempo gleicht jemanden, der gemütlich sein Pferd laufen lässt.“ Lächelte sie. Trotzdem war ich mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, zu wissen, dass sich jemand Fremdes näherte. Doch ehe ich meinen Zweifel zum Ausdruck bringen konnte, kam jemand in die Küche.

„Bist du hier fertig, Krümel?“ fragte Letho mich. Stirnrunzelnd sah ich auf das dreckige Geschirr, so schnell war ich nun auch wieder nicht. „Äh nein, noch nicht.“ Antwortete ich ihm daher. „Dann lass das Eskel und Lambert machen, wir gehen ins Tal.“ Meinte er. Verwirrt sah ich ihn an. „Tun wir?“ fragte ich. Er nickte, „Ja, es müssen einige Fallen ausgelegt werden und Eskel hat mir eine Stelle beschrieben, wo viele Kräuter zum Kochen wachsen. Oder möchtest du nicht mitkommen und dir das Tal weiter anschauen?“ fragte er.

„Doch eigentlich schon, …“ ich rieb mir den Nacken. „Aber?“ fragte Letho. „Aber ich habe Lambert eine Belohnung versprochen, wenn ihr sein Essen nicht stehen lässt und ich will nicht, dass er denkt, ich würde mich jetzt drücken. Außerdem verlasse ich die Festung nicht, ohne meine Schwerter und die Rüstung und die sind noch bei Vesemir.“ Versuchte ich mich zu erklären. „Was für eine Belohnung?“ fragte der Hexer. Auch Yennefer schien neugierig. „Ich habe ihm versprochen seine Kleidung zu flicken und seine Ausrüstung zu säubern und ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Menge sein wird.“ Antwortete ich. Täuschte es, oder hatte Letho gerade wirklich erleichtert aufgeatmet. Nein, das musste ich mir eingebildet haben.

„Der Chaot muss das doch erst einmal selbst alles zusammen suchen, ich werde mit ihm reden und in der Zwischenzeit gehst du deine Sachen von Vesemir abholen, in Ordnung?“ schlug er vor. Ich nickte, „Gut, aber ich muss vorher noch etwas aus unserem Zimmer holen.“ Stimmte ich zu.

Ich würde nicht ohne Lamberts Absud die Festung verlassen, denn im Gegensatz zu Letho wusste ich auf was für Monster wir hier stoßen könnten. Außerdem hatte ich Vesemir immer noch nicht das andere Schemata gegeben. Es lag immer noch oben auf dem Tisch.

Ich verließ mit Letho die Küche und steuerte den Turm an. Ich eilte die Treppe hoch und nahm mir oben die Schriftrolle und steckte dann die Trankflasche in die Gürteltasche. Als ich wieder unten war, lag das Erdgeschoss still da. Ich musste Vesemir wohl suchen müssen.

Ich ging nach draußen, aber dort fand ich nur Eskel. Er hängte gerade eine Tür ein. Die Hexer hatten meine Idee angenommen und das Loch in der Wand mit einer Holzpalisade geschlossen. „Eskel, weißt du wo Vesemir ist?“ wollte ich von ihm wissen. Er schaute auf, „Schau mal bei den Pferden. Er ist eben in die Richtung gegangen.“ Meinte er und widmete sich wieder der Arbeit. „Danke!“ meinte ich noch und machte mich auf dem Weg zu den unteren Höfen. Aber ich musste gar nicht soweit laufen. Am Tor kam er mir bereits entgegen. „Vesemir, dich habe ich gesucht.“ Begrüßte ich ihn. „Was gibt es denn?“ wollte er wissen und blieb stehen. „Letho möchte, dass ich ihn begleite, aber ich will die Festung nicht ohne Waffen und Rüstung verlassen, außerdem hatte ich dir das hier immer noch nicht gegeben.“ Ich reichte ihm die Schriftrolle.

„Deine Rüstung habe ich fertig und bei deinem Stahlschwert habe ich zwei Runen eingesetzt. Komm mit, ich zeig es dir.“ Er nahm die Rolle entgegen und führte mich zu der alten Schmiede im Hof. „Ich habe das Leder geflickt und die kaputten Ringe ausgetauscht, allerdings hatte ich keine brünierten mehr.“ Erklärte er und zeigte auf die geflickte Stelle, durch die blanken Ringe war die Stelle auffälliger, aber das störte mich nicht weiter. „Das ist nicht schlimm, Hauptsache sie schützt.“ Entgegnete ich und nahm die Rüstung entgegen und zog sie an. Dann ging er zu einem Waffenständer. Er zog das Schwert und zeigte mir die Klinge, „Hier habe dir eine Devena und eine Moranarune eingefügt. Ich bin mir nicht sicher ob sie sich aktivieren, aber wenn nicht, dann hat es auch keine negativen Auswirkungen.“ Ich konnte mir nie die Namen der Runen merken, aber anhand der Farbe war ich der Meinung, dass die Eine vergiftete und die Andere für eine erhöhte Blutung sorgte.

„Danke Vesemir. Das wäre nicht nötig gewesen!“ bedankte ich mich. Er verstaute die Klinge und reichte sie mir rüber. Ich schnallte mir das Schwert um, endlich wieder das vertraute Gewicht an meiner Hüfte. „Dein Silberschwert habe ich geschliffen und die Grate rausgearbeitet. Den Gurt habe ich ausgetauscht. Es ist wirklich eine wunderbare Klinge, wo hast du sie gefunden?“ wollte er wissen. „Ich habe es von Letho bekommen, als wir uns in Velen vorerst voneinander verabschiedet hatten. Er gab mir auch ein Amulett seiner Brüder.“ Vesemir zog eine Augenbraue hoch, „So, so…“ murmelte er geheimnisvoll. „Nun lauf, lass ihn nicht länger warten.“ Schmunzelte er.

„Danke Vesemir!“ rief ich noch, ehe ich mich auf dem Weg zum Haupttor machte und mir dabei das Schwert auf den Rücken schnallte. Letho stand wirklich schon dort, über seine Schulter hing ein Rucksack und in der Hand hielt er einige Fangeisen. Ein paar kleinere und zwei große.

Als er mich sah, stieß er sich von der Mauer ab, an die er sich gelehnt hatte. „Können wir?“ Ich nickte, scheinbar wollte er zu Fuß gehen, denn die Pferde standen ungesattelt im Unterstand und waren am fressen. Neugierig beäugte ich den Rucksack und Letho brauchte nicht lange, meinen Blick zu bemerken, obwohl er vor mir ging.

„Ein paar Kleinigkeiten für unterwegs.“ Blieb er wage. Ich hätte gerne genauer nach gefragt, aber ich kannte Letho schon gut genug, um zu wissen, wenn er es mir hätte sagen wollen, hätte er direkt geantwortet. „Für was werden wir die Fallen aufstellen?“ fragte ich daher.

Letho blieb stehen und wartete bis ich bei ihm angekommen war. „Für die Wölfe und Bären. Das Tal mag zwar groß erscheinen, aber für so viele Beutegreifer gibt es nicht genügend Wild. Früher, als es noch mehr Hexer in Kaer Morhen gab, hatte sich die Population in Grenzen gehalten, da viele Adepten sich um die Wölfe kümmerten, aber jetzt fehlt das und Vesemir muss sich um die Festung kümmern, wenn er hier ist. Daher hatte er mich gebeten ein paar Schlingfallen auszulegen. Dieses Jahr scheint es besonders viele Wölfe zu geben.“ Erklärte er mir.

„Ich kann mir kaum vorstellen, wie es damals hier war. Die Festung muss noch beeindruckender gewesen sein.“ Meinte ich und drehte mich zur Festung um. „Hmh, das war sie.“ Bestätigte er. Schweigend gingen wir für eine Weile weiter, bis Letho mir per Handzeichen signalisierte ich solle stehen bleiben. Leise legte er den Rucksack und die Fallen ab, ehe er zu seinem Schwert griff. Kurze Zeit später konnte ich das Schnaufen des Bären auch hören. Letho gab mir den lautlosen Befehl in Deckung zu bleiben, als er ein Quen wirkte und auf den Bären zu schlich.

Durch die Bäume konnte ich nicht viel erkennen, aber Letho schien den Überraschungseffekt auf seiner Seite gehabt zu haben. Der Kampf dauerte nicht lange und er kam nur wenige Augenblicke später, mit seinem jetzt blutigen Schwert zurück.

„Das wird wohl nicht der einzige Unterwegs bleiben. Wir werden auf dem Rückweg die Felle einsammeln.“ Eröffnete er, während er sein Schwert abwischte und dann wieder wegsteckte. Ich muss bei dem Gedanken daran wohl das Gesicht ein wenig verzogen haben, denn Letho grinste, „Ach komm, so schlimm ist es auch nicht. Außerdem werden die Felle im Winter gebraucht. Durch die alten Mauern oben pfeift der Wind nur so.“ Wir folgten dem Weg, den wir entlang ritten, als wir hier ankamen. Als wir den Bachlauf erreichten blieb ich jedoch stehen. „Was ist?“ wollte Letho wissen. „Ich ziehe mir die Stiefel aus, ich will keine nassen Schuhe tragen müssen.“ Antwortete ich. Aber ich kam gar nicht dazu, mir die Stiefel ausziehen, Letho war die paar Schritte zurück gekommen und hat mich dann hoch gehoben. „Letho!“ protestierte ich lachend, doch er hatte mich schon rüber getragen. „Wenn die Dame keine nassen Füße möchte, werde ich, als ihr bescheidener Diener sie hinübertragen!“ meinte er mit feierlich ernster Stimme und verbeugte sich dann spielerisch. Als er sich jedoch wieder aufrichtete, grinste er schelmisch.

„Du bist doch kein Diener, Letho! Du bist wohl noch nicht ganz nüchtern!“ meckerte ich, musste dann aber auch grinsen. „Sei doch nicht immer so ernst!“ entgegnete er nur.

Doch die gute Stimmung hielt nicht lange als wir weiter gingen, „Pass auf!“ rief Letho mir zu und gerade noch rechtzeitig konnte ich dem Wolf, der versuchte mich anzuspringen, ausweichen. Es war ein großes Rudel und zu unserem Unglück hatte das Rudel einen Warg bei sich. Letho legte den Rucksack und die Fallen ab, während ich bereits gegen die Wölfe kämpfte. Als Letho sich dem Kampf anschloss, war es auch für die Wölfe schnell klar, dass sie den Kampf verlieren würden und so heulte der Warg nach Verstärkung. Dummerweise war ein zweites Rudel in der Nähe und sie kamen an, als Letho gerade den Warg besiegte. Die größere Meute drängte Letho weg von mir und auch ich wurde schnell von den Wölfen abgelenkt. Als dann auch endlich der letzte Wolf tot am Boden lag, stand ich keuchend da und schaute mich suchend nach Letho um, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Der Rucksack und die Fallen lagen noch am Fuße des Baumes.

Ich wollte gerade nach ihm rufen, als ich von weiter weg einen Bären vor schmerzen Brüllen hörte. Vorsichtig ging ich in die Richtung. Als ich näher zum Ufer des Flusses kam, konnte ich durch die Bäume hindurch sehen, wie Letho gegen zwei Bären kämpfte. Ein dritter Bär und die Wölfe lagen bereits am Boden. Der zweite Bär fiel gerade und Letho konnte gerade noch so dem Dritten ausweichen.

Er wirkte ein Igni, als der Bär sich wieder aufrichtete und setzte sein Fell in Flammen. Der Bär brüllte zornig auf und schlug wild um sich. Dabei traf er Letho, der einige Meter weiter an einem Baum liegen blieb, ich war schon dabei los zu sprinten, als der Bär nur ein kurzes Stück vor Letho zusammenbrach.

„Letho?“ rief ich und eilte zu ihm rüber. Er schüttelte seinen Kopf und rieb sich über das Gesicht, als er sich aufrichtete.

Besorgt schaute ich ihn an, als ich mich neben ihn kniete. „Letho?“ fragte ich erneut. „Ich glaube an das Gefühl könnte ich mich gewöhnen.“ Brummte er. Ich schnappte nach Luft, „Was? Beinahe Bärenfutter zu werden?!“ fragte ich empört.

„Nein, dass sich jemand sorgen um mich macht.“ Korrigierte er. „Oh du!“ fluchte ich und schlug ihn auf den Arm. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ wollte er dann wissen. Ich nickte, „Ja, nur ein paar Schrammen und jede Menge Dreck.“ Er griff in mein Haar und zog ein paar Blätter heraus. „Und bei dir? Der Bär hat dich ganz schön getroffen.“ Wollte ich wissen. „Nichts Dramatisches. Lass uns die Fangeisen holen, hier dürfte ein guter Platz sein, um sie aus zu legen.“ Brummte er. Ich nickte, und machte platz damit er auf stehen konnte.

Wir gingen also zurück, um die Sachen zu holen. Seufzend besah Letho sich das Schlachtfeld. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir am Anfang schon so viele Tötungen haben, hätte ich einen Handkarren mit genommen. Ich denke wir werden auf dem Rückweg einfach nur die besten Pelze mitnehmen. Vesemir wird sicherlich einige von ihnen verkaufen können. Für die Festung kann er jede Münze gebrauchen.“ Meinte er.

„Warum füllt er die Risse in den Wänden nicht mit Lehm oder Mörtel und den Bruchstücken der Mauer?“ fragte ich den Hexer. „Es gibt hier kaum Kalk, daher kann kein Mörtel angerührt werden.“ Begründete Letho. Ich zuckte mit den Schultern, das erklärte noch immer nicht, warum er kein Lehm verwendete.

Dann gingen wir zurück zu der Bärenhöhle und Letho stellte die Fallen auf, er zeigte mir zwar wie man das machte, ließ es mich aber nicht ausprobieren, aus Angst, dass ich mir die Hand darin einklemmen könnte. Ich war ihm aber nicht böse drum, denn wenn ich da wirklich mit der Hand oder Arm rein geraten würde, wäre dieser Körperteil ganz schnell ab.

Als das alles erledigt war, trug er mich grinsend über den Fluss, da ich immer noch keine Lust auf nasse Füße hatte. Wir folgten dem Weg in Richtung der alten Mine, doch wir bogen nicht zu ihr ab, sondern gingen am Fluss weiter.

„Wohin wollen wir eigentlich?“ fragte ich Letho nach einer weiteren Weile, die wir schweigend neben einander gegangen waren. „Noch ein Stück weiter, an den ersten beiden kleinen Wasserfällen vorbei. Aber da müssen wir aufpassen, dort sollen sich noch mehr Wölfe rumtreiben. Und das ist auch der Hauptgrund, warum wir unterwegs sind. Dort oben wachsen viele Kräuter und Gräser, die die Rehe gerne fressen und mit ihren Jungtieren dort hinziehen. Deswegen stören die Wölfe dort am meisten.“

Das konnte ich verstehen und da es hier keinen Förster und Jäger gab, mussten die Hexer sich selber drum kümmern. Und mit den Wölfen sollte Letho recht behalten, es waren drei große Rudel. Es dauerte eine ganze Weile bis alle besiegt waren und am Ende ließ ich mich auf den Boden plumpsen. Die letzten Tage hatte ich nicht viel gemacht und das merkte ich sofort. Schwer atmend sah ich zu Letho auf, „Vielleicht sollte ich wieder ein wenig trainieren, damit ich in Form bleibe.“ Grinste ich. „Wir werden sehen.“ Meinte er und hielt mir die Hand hin und zog mich wieder auf die Füße.
 

„Komm noch ein kleines Stück weiter, dann machen wir Pause.“ Schlug er vor nachdem er einige Drahtschlingen ausgelegt hatte. Wie viel weiter wollte er denn noch? Wir waren mittlerweile Stunden unterwegs. Wir gingen gerade einen Hügel hinauf, als ich von der Bergseite her, ein leises Plätschern hören konnte. Es ging beinahe durch die Geräusche vom Fluss unter.

Als wir oben auf der Kuppe ankamen, blieb mir beinahe der Mund offen. Ein kleiner See inklusive Wasserfall lag hinter dem Hügel. Er war von einigen Bäumen umgeben und einige Rehe ästen dort. Es war beinahe schon zu schön und ich rechnete beinahe mit einem Monster, das dort auf uns lauerte, aber Letho ging bereits den Hügel runter. Schnell folgte ich ihm.

„Woher wusstest du von dem Platz hier?“ wollte ich wissen. „Gar nicht, Eskel meinte wir sollten hier vorbeischauen, wegen der Kräuter. Von dem Teich erwähnte er nichts.“ Brummte Letho. Er hatte sich auf einen großen Stein gesetzt und den Rucksack am Boden abgestellt. Letho griff hinein und zog zwei Wasserflaschen hervor. Eine reichte er mir. Schnell trank ich einige Schlucke, das tat gut.

Dann setzte ich mich zu ihm.

Ich ließ meinen Blick schweifen, am Rand der Wiese entdeckte ich einige Taubnesseln. Davon sollte ich vielleicht einige mitnehmen, falls Lambert sich wieder beim Kochen verbrennen würde. Die weißen Blüten der Pflanzen ließen eine Kindheitserinnerung hoch kommen. Wir hatten die Blüten damals gepflückt und den süßen Nektar raus gelutscht. Ich stand auf und ging zu den Nesseln rüber, „Was hast du vor?“ wollte Letho wissen. „Das wirst du gleich sehen.“ Rief ich über meine Schulter ihm zu und pflückte ein paar Blüten. Als ich ungefähr eine Handvoll gesammelt hatte, ging ich zu ihm zurück.

„Möchtest du auch etwas süßes?“ fragte ich ihn und bot ihm ein paar Blüten an. Doch er schaute mich skeptisch an. Ich steckte mir eine der kleinen Blüten in den Mund und genoss den süßen Geschmack. Natürlich hatte ich vorher geprüft, dass sich keine Bienen oder Ameisen auf ihr befanden. Man machte nur einmal den Fehler und den hatte ich bereits vor einigen Jahren gemacht. Ich hatte Beeren gepflückt und nicht geschaut, ob Ameisen darauf waren. Es war nicht sehr angenehm, als sie mir in die Zunge gebissen hatten, aber zum Glück war ein Brunnen mit eiskalten Wasser nicht weit weg gewesen, so dass ich gleich kühlen konnte.

Als Letho gesehen hatte, das ich selbst die Blüten aß, nahm er sich auch eine und stellte erstaunt fest, dass sie wirklich süß waren. Dachte er wirklich, ich hatte ihn reinlegen wollen?
 

„Hör zu Krümel, ich hatte dir gestern ja bereits gesagt, dass wir dringend reden sollten, …“ fing er an. Erschrocken sah ich ihn an und würgte die letzte Blüte runter. Wollte er das Gespräch wirklich jetzt führen? Scheinbar, denn er fuhr unbeirrt fort.

„Hör mir bitte bis zum Ende zu und lauf nicht wieder weg.“ Forderte er ernst. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu zustimmen. Er strich sich über seine Glatze und schien tief durch zu atmen.

„Ich habe einen ziemlichen Fehler gemacht, das wurde mir mit der Zeit immer klarer. Mit jedem Augenblick, denn ich mit dir verbringe, sehe ich, was für ein Idiot ich bin.“ Sprach er leise. Geschockt sah ich ihn an, was meinte er? „Letho, …?“ fragte ich zögerlich. „Unterbrich mich bitte nicht.“ Bat er direkt. Ich schluckte, nickte aber.

„Ich bin davon ausgegangen, dass ich nur eine kleine Schwärmerei für dich bin, dass es sich schnell wieder legen würde, … aber eigentlich hätte mir nach deinem Gespräch mit der Najade eigentlich schon klar werden müssen, dass es nicht so ist. Ja, ich habe das ganze Gespräch mit angehört, auch wenn ich sagte, ich wäre erst dazu gekommen, aber du sahst so erschrocken aus, da wollte ich dich nicht noch mehr verunsichern. Aber deine Worte hatten mich wirklich beeindruckt.“ Gab er zu.
 

„Aber trotzdem hatte ich dich immer wieder abgewiesen, auch wenn es weh tat, die Verzweiflung und Tränen in deinen Augen zu sehen, ich wollte dich doch nur immer beschützen und das will ich immer noch. … Als Vesemir dich mit Lambert zum Fischen geschickt hatte, hat er mich so lange befragt, bis ich ihm alles erzählt hatte. Er hat wie ein Rohrspatz geschimpft, dass ich das Glück scheinbar mit allen Mitteln fernhalten wollte.“ Erzählte er und seufzte dann. Verwirrt hörte ich zu und verstand noch nicht so wirklich, was er mir versuchte zu sagen.

„Als ich versuchte seinem Rat zu folgen, wurde mir klar, dass ich dich zu oft abgewiesen hatte. Das meine Idee, dich von mir fern zuhalten, beinahe funktioniert hatte.“ Er schluckte und schien nach weiteren Worten zu suchen.

„Ich versuchte mich dir zu nähern, aber du schienst nicht zu verstehen und nach deinem Traum oder auch nach dem Kuss unten im Keller, bist du davon gelaufen, obwohl ich ihn erwidert hatte und mit dir reden wollte. Du schienst große Angst vor dem Gespräch zu haben und es tat mir weh dich so zu sehen.“ Er schaute auf den Boden zwischen seinen Füßen.
 

Dann stand er auf und hockte sich vor mich. Er legte eine Hand auf mein Knie, „Letho, … was?“ fragte ich ihn, ich war mir nicht sicher ob ich ihn richtig verstanden hatte.

„Würdest du mich wieder küssen?“ fragte er mich leise. Meine Augen wurden groß, „Aber hattest du nicht immer gesagt, du willst nicht?“ fragte ich verwirrt. Er lehnte sich vor und hauchte einen seichten Kuss auf meine Lippen. „Nein Krümel, ich sagte ich kann nicht. Ich wollte und will dich beschützen und außerdem hatte ich angst, du würdest mich schnell wieder von dir stoßen.“ Gab er leise zu.

„Oh Letho, das würde ich niemals tun!“ schwor ich und warf mich in seine Arme. Er legte seine Arme um mich und zog mich so dicht an sich, wie es mit den Rüstungen und Schwertern möglich war. „Ist das hier wirklich echt?“ fragte ich leise an seinem Hals.

„Ja ist es. Es tu mir leid, dass ich so lange gebraucht habe und so ein Trottel war!“ meinte er. Ich küsste ihn wieder, „Du bist kein Trottel!“ wies ich ihn dann zurecht. „Letho?“ fragte ich leise. „Hmh?“ summte er. „Also bist du doch mein Hexer?“ wollte ich wissen. Er lachte leise, „Ja wenn du das möchtest, bin ich dein Hexer.“ Ich lächelte glücklich und schaute ihn an.
 

Er strich mir durchs Gesicht, „Was ist los? Warum weinst du Krümel?“ wollte er erschrocken wissen. „Ich bin gerade nur so glücklich!“ lachte ich und küsste seine Nasenspitze. „Dann ist gut.“ Murmelte er und wir küssten uns erneut.

„Lass mich kurz aufstehen.“ Bat er und nur widerwillig löste ich mich von ihm. Er griff nach dem Rucksack und zog etwas heraus. Es war ein kleines Päckchen, er legte es auf den Stein und öffnete es. Es waren Käsewürfel, etwas Schinken und sogar Weintrauben, dazu stellte er eine Flasche mit Met.

„Lass uns etwas essen.“ Lächelte er und hielt mir eine Weintraube hin. Ich nahm sie vorsichtig mit meinen Lippen aus seinen Fingern.

„Wann hast du das vorbereitet?“ fragte ich erstaunt, als ich die Traube geschluckt hatte. „Heute Nacht, Eskel hat mir geholfen und mir von diesem Ort erzählt.“ Gestand er. „Das ist echt süß von dir!“ lächelte ich, als er etwas erwidern wollte legte ich meinen Finger auf seine Lippen. „Keine Widerworte, auch Hexer können und dürfen süß sein.“ Mahnte ich. Er nickte darauf hin.

Nebeneinander sitzend aßen wir unser Mittag, wobei wir immer mal wieder dem anderen etwas hin hielten und uns gegenseitig fütterten. Wir tranken auch von dem Met und genossen das schöne Wetter.

„Weißt du, wenn es nicht schon so kühl wäre, wäre dies ein guter Ort, um schwimmen zu gehen.“ Meinte ich dann irgendwann. „Das stimmt, aber nicht in jedem Gewässer wohnt eine Najade, die das Wasser warm hält.“ Stimmte der Hexer zu. Ich wurde leicht rot, als ich an die Ereignisse in Aedd Gynvael dachte, doch dann lief es mir kalt den Rücken runter. „Verdammt Letho, die Najade!“ fluchte ich und sprang auf. „Was ist mir ihr?“ wollte er wissen und zog mich auf seinen Schoß.

„Das ich da noch nicht eher drauf gekommen bin!“ Fluchte ich. „Die Nachricht von dem Fremden, das Rätsel. Was ist, wenn er die Najade meinte? Wir müssen zu ihr und sie warnen!“ meinte ich hektisch und wollte wieder aufstehen.

„Beruhig dich Krümel. Sie kann sich wehren. Falls er sie wirklich meint. Sie ist keine junge unerfahrene Najade mehr.“ Versuchte er mich zu beruhigen. „Aber der Junge, sie sagte doch schon, er würde Unheil bringen, was ist, wenn sie recht hatte?“ wollte ich wissen.

„Er war ein ganz normaler Junge. Nichts hat auf das Gegenteil gedeutet. Und selbst wenn wirklich die Najade gemeint gewesen sein sollte, wir brauchen Tage bis wir da sind. Vertrau einfach darauf, dass sie nicht wehrlos ist.“ Er zog mich an seine Brust. „Versprochen?“ fragte ich leise. Letho seufzte. „So gern ich es dir versprechen würde, aber ich möchte dich nicht anlügen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie in Ordnung ist.“ Meinte er.

„Danke Letho.“ Er strich mir beruhigend über den Rücken. „Ich hoffe du hast recht.“ Murmelte ich und ließ mich noch eine Weile von ihm halten. Wir genossen einfach die Nähe zu einander und die Ruhe, die hier herrschte.
 

„Sollen wir nach den Kräutern schauen?“ fragte Letho irgendwann. „Eigentlich würde ich gerne noch ein bisschen mit dir hier sitzen bleiben.“ Bat ich. „Ein bisschen Zeit haben wir noch, aber wir sollten nicht zu lange hier bleiben. Schließlich müssen wir die Felle noch einsammeln.“ Stimmte er zu.

Ich lehnte mich an seine Brust und schloss die Augen. Es war wirklich schön hier mit ihm zu sitzen. Ich ließ meine Gedanken ein wenig schweifen und seufzte wohlig, als seine Finger über meinen Nacken strichen. „Woran denkst du?“ fragte er leise. Ich schaute zu ihm auf und wurde ein wenig rot um die Nase. Fragend hob er eine Augenbraue. Ich lehnte mich vor und flüsterte es ihm ins Ohr. „Wirklich?“ fragte er mit belegter Stimme, ich nickte und richtete mich ein wenig auf, um ihn in einen intensiveren Kuss ziehen zu können. „Krümel.“ Seufzte er. „Später.“ Zwinkerte ich ihm zu und er nickte leicht.

„Was ich mich schon länger Frage, wie hast du es eigentlich geschafft, dem Axii von Lambert zu entkommen?“ fragte er nach einem Moment. Da er so aprubt das Thema wechselte, sah ich ihn erstaunt an. Ich zog die Kette aus meinem Kragen, „Die hab ich von Yennefer bekommen. Sie schützt meine Gedanken.“ Erklärte ich ihm. „Und sie hat sie dir einfach so gegeben?“ fragte er erstaunt. „Nicht ganz, ich habe ihr etwas dafür gegeben.“ Meinte ich. „Was wollte sie dafür haben?“ fragte er misstrauisch.

„Ich habe ihr eine Erinnerung an Geralt gezeigt. Als wir in Novigrad waren, mussten wir ja Rittersporn aus dem Tempelkerker bekommen. Da Geralt meine Pläne beinahe vereitelt hatte, ließ ich ihn auflaufen. Sie waren der Meinung, sie benötigten unbedingt Dudu, einen Doppler, der den Platz von Menge einnehmen sollte und die Freilassung von Rittersporn genehmigen. Aber Dudu war verschwunden und mit Hilfe eines Theaterstücks wollten sie ihm zeigen, dass sie ihm nichts Böses wollten. Es war ziemlich lustig Geralt auf der Bühne zu zusehen. Vielleicht kann Lambert ein paar der Szenen nachmachen, ich hatte mit ihm Rittersporn abgeholt und dann dem Stück zugeschaut. Ich hatte meine Vorteile genutzt, die ich vom Kaiser bekommen hatte und Rittersporn mit Hilfe von dem Botschafter und dem General frei bekommen. Allerdings war Geralt ziemlich sauer, dass ich ihm nichts gesagt hatte. Er hat mich am Ohr durch die halbe Stadt geschleift.“ Bei der Erinnerung rieb ich mir das Ohr.

„Hmh, ich werde Lambert fragen. Darf ich dich noch etwas fragen?“ wollte Letho wissen. Ich nickte, „Es geht mich eigentlich nichts an, aber wie weit bist du damals mit Menge gegangen?“ fragte er leise. Ich schluckte und verzog das Gesicht, „Eigentlich wollte ich nie so nah ran an ihn.“ Brummte ich. „Aber irgendwie überschlugen sich die Ereignisse und eins kam zum anderen, vor allem nach dem Übergriff der Elfen.“ Ich schluckte, „Wenn Geralt nicht gewesen wäre, ich weiß nicht ob ich hätte wiederstehen können.“ Gab ich flüsternd zu.

Letho schwieg einen Moment und traute mich nicht wirklich ihn anzusehen, „Was genau meinst du?“ fragte er dann nach. „Als er mich zu sich nach Hause holte, ertrug ich seine Berührungen nur, weil ich mir vorgestellt hatte, du seist es, neben dem ich sitze und liege. Ich weiß nicht, warum sich das geändert hatte. Vor allem jetzt, wo ich genügend Abstand zu der Situation habe, ich kann es nicht nachvollziehen.“ Gestand ich.

Der Hexer strich mir durch die Haare. „Du sagtest, dass Schmerzmittel hattest du von ihm bekommen?" hakte er nach, ich nickte, „Ja, er sagte er sei eigentlich grundsätzlich gegen so etwas, aber er wolle nicht, das ich schmerzen habe.“

Letho knurrte, „Er wusste sicherlich um die aphrodisierende Wirkung von Alraune.“ Brummte er. Meine Augen wurden groß, „Du meinst, …?“ fragte ich erschrocken, Letho nickte. „Ja, ich denke er hat es darauf angelegt, dass du damit für seine Bemühungen empfänglicher wirst.“ Bestätigte er.

Ich erschauderte, „Zuzutrauen wäre es ihm. Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn Geralt länger gebraucht hätte, …“

„Schhhh, denk nicht daran. Er ist nicht mehr und keiner wird mehr unter ihm leiden.“ Beruhigte er mich.

„Darf ich dich auch etwas fragen?“ wollte ich das Thema erneut wechseln. Er nickte, „Frag was immer du wissen willst.“ Summte er. „Was hast du gedacht, als du mich und die Najade gesehen hattest?“ fragte ich und wurde leicht rot. „Wie schön du aussiehst, aber ich, … da war auch ein tiefer Stich von Eifersucht. Am liebsten wäre ich ins Wasser gesprungen, um sie von dir weg zu zerren.“ Gab er zu. „Es hat mich viel Anstrengung gekostet, jede körperliche Reaktion zu unterdrücken. Vor allem als du dich neulich fast nackt im Schlaf so eng an mich gedrückt hast.“ Fügte er leise hinzu.

Ich hätte nicht mit einer solch ehrlichen Antwort gerechnet und war daher ein wenig baff. Er strich mit seinen Fingerknöcheln über meine Wange, als ich ihn einfach nur erstaunt ansah. Ich lächelte, „Das brauchst du jetzt nicht mehr.“ Murmelte ich nur leise und küsste mich seinen Kiefer entlang bis ich seine Lippen erreichte.

„Wir sollten vielleicht uns doch langsam wieder an die Arbeit machen. Einige Kräuter sammeln und die Felle einsammeln. Die Häute müssen noch aufgespannt und abgeschabt werden.“ Murrte er. Ich löste mich ein wenig von ihm, „Ich werde dir damit helfen. Du musst mir nur zeigen wie ich das machen muss und dann darf ich dich heute Nacht endlich ausgiebig ohne Rüstung oder Hemd bewundern.“ Schlug ich vor. Ich konnte sehen wie er sich auf die Lippe bis und dann nickte.

Aber ich stand trotzdem nicht sofort auf. Ich strich seine Muskeln und Narben an den Armen nach und verteilte Küsse über seinen Hals und Kiefer. Doch nach einiger Zeit zappelte er unruhig mit seinen Beinen. „Hm, Alanya.“ Stöhnte er leise, „So sehr ich das gerade auch genieße, aber das sollten wir hier nun wirklich nicht fortsetzen.“ Bat er. Ich löste mich von ihm, „Du hast recht. Entschuldige bitte.“ Murmelte ich. Doch er fasste mich am Kinn und gab mir noch einen Kuss. „Entschuldige dich niemals dafür.“ Bestimmte er und stand auf, wobei er mich auf meine Füße stellte. Mit einem verlegenen Räuspern richtete er sich seine Hose.

Ich packte derweil die Reste unseres Picknicks zurück in den Rucksack und fand ein paar kleinere Leinensäckchen, vermutlich für die Kräuter. Ich nahm sie heraus und legte sie auf den Stein. Als einer vom Stein rutschte und ich ihn aufheben wollte, bemerkte ich eine Stelle am Stein, die merkwürdig aus sah. Ich ging um den Stein herum, um sie besser sehen zu können.

Ich fuhr die Rillen und Vertiefungen mit dem Finger nach, sie konnten nicht natürlich entstanden sein. „Letho, schau mal hier.“ Rief ich ihn zu mir.

Er hockte sich neben mich und betrachtete die Stelle. „Es könnte eine Inschrift gewesen sein.“ Meinte er. „Ja, aber es ist nichts mehr zu erkennen. Was da wohl stand?“ fragte ich. Letho zuckte mit den Schultern, „Keine Ahnung. Eskel hatte nichts angedeutet, aber vielleicht weiß Vesemir etwas.“

„Das könnte sein, ich werde ihn später fragen.“ Stimmte ich zu. Dann machten wir uns auf, ein paar Kräuter zusammen zu suchen. Ich schnitt die jungen Triebe von Minze und Taubnessel ab, daraus könnte man guten Tee kochen. Ich wollte gerade einige Meter weiter gehen, als Letho rief ich solle stehen bleiben. Jetzt hörte ich auch das Brummen und Surren vieler kleiner Flügel. Ich schaute mich suchend um, dann entdeckte ich das Nest. Es waren aber keine Bienen oder Wespen, sondern Hornissen.

„Komm da weg Krümel. Nicht dass die dich noch stechen.“ Bat Letho. Ich drehte mich zu ihm um. „Aber das sind Hornissen, die tun nichts. Wenn ich ein wenig Honig hier hätte, könnte ich sie sogar füttern.“ Widersprach ich und drehte mich wieder um. Ich bestaunte das Nest und das treiben noch eine Weile. Bisher hatte ich immer nur einzelne Tiere gesehen, nie einen ganzen Staat. „Krümel, bitte." wurde Letho dringlicher.

„Na gut, wenn dir dann wohler ist. Ich werde mir eine andere Stelle zum pflücken suchen.“ Er nickte. Ich ging über die Wiese und sammelte anderenorts weiter. Bald hatten wir genug zusammen und verstauten alles im Rucksack.
 

Das Häuten der Wölfe und Bären war so anstrengend und blutig wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Jutesäcke, die Letho dafür eingepackt hatte, reichten natürlich nicht, obwohl wir schon die besten Pelze rausgesucht hatten. So trug ich nun den Rucksack und zwei Säcke, während Letho die großen Bärenpelze und einige der Wölfe so in seinen Armen trug. Als wir zu den Furten kamen, musste ich Letho mehrmals versichern, dass es für mich ok war, auf dem Rückweg nasse Füße zu bekommen, schließlich könnte ich in der Festung meine Schuhe trocknen. Und soweit war es jetzt ja auch nicht mehr, die Gefahr sich in nassen Stiefeln Blasen zu laufen war also sehr gering.
 

Zurück in der Festung suchte Letho die Gestelle zusammen, in die die Felle gespannt wurden. Wir hatten gerade den letzten Pelz in den Rahmen gespannt, als Vesemir zu uns kam. „Wie ich sehe, wart ihr sehr erfolgreich.“ Begrüßte er uns. „Ja und das sind noch nicht einmal alle. Es waren so viele, dass wir nur die besten mitbringen konnten.“ Erklärte Letho. Vesemir nickte, „Ja, das kann ich mir vorstellen. Die Wölfe vermehren sich schon beinahe wie die Karnickel. Möchte wissen warum.“ Grummelte er alte Hexer. „Vielleicht ist ein Waldschrat ins Tal gekommen?“ schlug ich vor. Vesemir sah mich erstaunt an. „Wie kommst du da drauf?“ wollte er wissen, ich zuckte mit den Schultern. „War nur so ne Idee. Aber wo du gerade hier bist, Vesemir. Wir haben unterwegs einen kleinen See entdeckt. Dort stand ein großer Fels, der vermutlich mal eine Inschrift hatte, aber nun leider völlig unleserlich ist. Weißt du etwas darüber?“ wollte ich wissen.

Vesemir nickte, „Du meinst vermutlich den See von Tag und Nacht. Die Inschrift wurde angebracht, als damals einige Adepten dort verschwunden sind. Weißt du, als Kinder wir haben uns im Sommer nachts gelegentlich dort hingeschlichen, um zu schwimmen. Als jedoch die ersten verschwanden, sind wir nachts nie wieder hin. Keiner konnte je das Verschwinden aufklären, selbst der Magier nicht. Deswegen wurde die Inschrift dort hinterlassen, gerade nachts sollte man dem Wasser fernbleiben.“ Erklärte er. „Aber es wirkte so friedlich dort.“ Warf ich ein.

Vesemir nickte wieder. „Ja, im Tageslicht scheint alles ruhig, aber so friedlich er in der Sonne wirkt, so unheimlich und gefährlich ist er in der Nacht. Deswegen auch der Name, aber als Kinder hatten wir uns damals natürlich keine Gedanken über so etwas gemacht.“ Seufzte er. „Aber etwas anderes, die Schriftrolle, die du mir heute morgen gegeben hast, wo hattest du sie gefunden?“ wollte er dann wissen.

„Im großen See, nah am Ufer ist eine winzige Insel, als ich rüber geschwommen bin, hatte ich eine Kiste gefunden und darin war die Rolle.“ Erklärte ich. „Warum bist dorthin geschwommen?“ mischte Letho sich ein. „Wir hatten die Kadaver von Ertrunkenen gefunden und sind der Spur nachgegangen. Sie führte in die Höhle dort, Lambert hatte sich dort umgesehen und ich auf der kleinen Insel. Als Lambert zurück kam, sah er ziemlich ramponiert aus.“ Erzählte ich ihnen.

„Davon hat er gar nichts erzählt gehabt.“ Knurrte Letho. „Hey beruhig dich Großer. Ist doch alles gut gegangen.“ Versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Er hat dich aber trotzdem in die andere Höhle laufen lassen.“ Meckerte er weiter. Ich runzelte die Stirn, „Was meinst du?“ „Lambert erzählte, du wolltest unbedingt dir die Höhle anschauen, egal was er gesagt hatte. Du ließest dich wohl nicht davon abhalten und als er dich dann holen wollte, hättest du dich so erschreckt, dass du Speerspitze geweckt hättest.“ Erklärte Letho.

„Deinem Gesichtsausdruck nach, stimmt es nicht.“ Meinte Vesemir. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wir waren mit dem Fischen gerade fertig, als Lambert auf die Idee kam. Er steuerte das Boot zum Eingang und meinte, weil ich ja ein Medaillon, eine Silberklinge und eine Hexerrüstung trage, sollte ich auch einen Teil der Prüfung machen und in die Höhle gehen. Als ich nicht wollte, triezte er so lange, dass ich Feige und ein Angsthase sei, bis ich dann doch in die Höhle gegangen bin. Ich wollte nur kurz rein und dann wieder raus, als ich aber nichts mehr sehen konnte, hatte Lambert sich versteckt und schlich um mich herum. Ich rief mehrere Male nach ihm. Dabei verlor ich die Orientierung. Dann schlich er sich an mich ran und erschreckte mich beinahe zu Tode.“ Erzählte ich ihnen was wirklich passiert war. Die Gesichter der Hexer waren finster. „Stimmt dann wenigstens die Geschichte mit den Neblingen?“ wollte Letho grollend wissen. „Als wir aus der Höhle kamen, dachte ich, dass ich eine Kindheitsfreundin gesehen und gehört hätte. Aber es war eine Falle der Neblinge.“ Fasste ich kurz zusammen. Letho nickte, das hieße wohl, diesen Teil hatte Lambert richtig wieder gegeben.

„Der kann was erleben!“ Vesemir schien genauso sauer zu sein wie Letho. Als er sich Vesemir anschließend wollte, hielt ich auf. „Nicht, lass Vesemir das machen.“ Bat ich ihn. Glücklich sah er jedoch nicht damit aus. Dann zog er mich überraschend in seine feste Umarmung.

„Krümel es tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte dich doch niemals eingeschlossen, als Yennefer das Vorschlug. Ich hatte wirklich geglaubt, dass es nur eine dumme Idee von dir war, so wie mit der Ruine. Ich wollte dich beschützen. Und du solltest dir klar werden, wie gefährlich solche Ideen sein können.“ Entschuldigte er sich.

„Mir hätte klar sein sollen, dass da mehr hinter der Geschichte steckt, dass du nicht so fertig sein kannst, nur weil dich jemand kurz erschreckt hat.“ Murmelte er. „Ist schon gut mein Großer. Auch wenn ich es nicht Wahr haben wollte, aber die Zwangspause war wirklich notwendig. So hatte ich genügend Zeit, mal meine Gedanken zu sortieren.“ Beschwichtigte ich ihn.

„Du hattest diese Strafe aber nicht verdient, für das Trainieren ohne Erlaubnis hätten wir uns etwas Anderes ausdenken können.“ Meinte er nochmal. „Letho es ist wirklich in Ordnung. Und was hättet ihr dann sonst gewählt? Hätte ich Zeilen schreiben sollen, oder ein langweiliges Kapitel aus einem Buch abschreiben?“ grinste ich. „Ja zum Beispiel, oder alle Klingen polieren, die es in der Festung gibt.“ Grummelte er. Ich lachte leise, „Du weißt schon, dass man das letzte auch anders interpretieren könnte?“

„Krümel!“ schimpfte er leicht, „Ist ja gut.“ Lenkte ich ein. „Sag mal Letho, was meinst du, wie alt ist Vesemir? Ich meine, so eine Inschrift verwittert ja nicht in wenigen Jahren so stark.“ Wechselte ich das Thema, „Keine Ahnung, aber Einige sagen, dass er älter als die Festung ist.“ Merkte er an. Ich nickte, dass hatte ich auch schon gehört.

„Na komm, lass uns mit den Fellen fertig werden, ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit damit fertig werden. Und dann müssen wir hoffen, dass die Anderen uns etwas zum Essen übrig gelassen haben.“ Murmelte er. „Und wenn nicht, dann mach ich uns etwas, aber ja, lass uns anfangen. Also was muss ich tun?“ wollte ich wissen.

Er erklärte mir den Umgang mit dem Schabeisen und zeigte mir, wie ich damit am besten das Fleisch und Fettgewebe von den Häuten bekomme. Es sah deutlich einfacher aus, als es in Wirklichkeit war. Letho hatte deutlich mehr Erfahrung als ich und kam daher schneller voran.

Doch irgendwann hörte er auf und schien auf irgendwas zu lauschen, ich wollte schon fragen was los sei, als er es mir bereits sagte.

„Geh rein und sag Vesemir bescheid, es nähern sich Reiter. Mindestens zwei.“ Forderte er dringlich. Ich nickte und eilte in die Festung. Als ich mich kurz umdrehte konnte ich sehen, wie Letho seine Kapuze aufgesetzt hatte und die Treppe zur Mauer rauf stieg. Er würde wohl von dort aus den unteren Innenhof im Auge behalten.

„Vesemir!“ rief ich, als ich die Tür aufstieß. „Vesemir!“ rief ich erneut. „Was ist denn?“ wollte er wissen und kam mir entgegen. „Letho sagt, es nähern sich Reiter!“ sofort waren auch die anderen beiden Hexer auf den Beinen und hetzten an mir vorbei.

Ich holte kurz Luft und ging ihnen nach. So wie es schien waren die drei direkt zum Haupttor gegangen und Letho stand noch oben auf der Mauer. Ich gesellte mich zu ihm und wartete auf die Ankunft der Fremden. Ich überlegte wer es sein könnte, aber ich hatte keine Idee. Alle die vor Geralts Ankunft im Spiel hier ankamen, waren bereits alle da. Sogar ein paar mehr, hatte sich soviel durch meine Anwesenheit geändert? Was würde sich noch alles ändern und was würde gleich bleiben?
 

So langsam konnte auch ich das Hufgetrappel vom Weg her hören, sie mussten schon recht nahe sein, denn der Wind hatte sich inzwischen gedreht und wehte die Geräusche von uns weg. Ich hatte gerade zu Ende gedacht, als zwei Reiter im Tor auftauchten.

„Was will der denn hier?“ konnte ich Letho knurren hören. Doch ich konnte die Reiter noch nicht erkennen. Erst als die Beiden aus dem Schatten traten. Auch ich fragte mich, was die schon hier wollten. Geralt war doch noch gar nicht hier gewesen und wusste doch eigentlich noch gar nicht, dass er Unterstützung im Kampf brauchen wird. Warum in aller Welt waren also schon Roche und Ves hier?

„Geh ruhig runter zu den Anderen.“ Schlug Letho vor. „Was? Warum?“ fragte ich erstaunt. So scharf war ich jetzt auch nicht drauf, die Beiden persönlich kennen zu lernen. „Geh sie kennen lernen, begrüß sie.“ Argumentierte Letho. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Kein aber, nur weil wir uns Nahe sind, sollst du nicht dein Leben einschränken müssen. Ich werde die Sachen zusammen suchen und dann rein gehen. Wir sehen uns später.“ Meinte er und beugte sich zu mir runter, um mir einen kleinen Kuss zu geben. Dann drehte er sich um und verließ die Mauer. Seufzend sah ich ihm nach, ich wollte doch eigentlich gar nicht da runter. Da ich aber auch nicht alleine hier oben stehen bleiben wollte, ging ich dann doch zum Tor runter. Als ich näher kam, schien Roche gerade seine Erklärung zu beenden, warum er hier sei. Schade, hätte vielleicht doch direkt runter kommen sollen.

Ves beäugte mich direkt neugierig. „Oh und wer bist du?“ wollte sie wissen.

„Das ist Alanya, Alanya das sind Ves und Vernon Roche.“ Stellte Vesemir uns vor. Als Roche meinen Namen hörte, schien er mich zu mustern. Sein Blick blieb kurz an meiner Rüstung und dann an meiner Hand hängen. „Was macht ein Hexenjäger hier?“ wollte er wissen. „Geht dich gar nichts an!“ fauchte ich, noch ehe einer der Anderen etwas sagen konnten.

„Hey kleine Furie, beruhig dich, das ist ein alter Freund von Geralt.“ Mischte sich Lambert ein und legte einen Arm um meine Schultern. Ein toller Freund, dachte ich mir. Ich schüttelte Lamberts Arm ab und riss mich zusammen, schließlich wusste keiner der Anwesenden, das ich über die Dinge von damals bescheid wusste. Außer vielleicht Vesemir, aber ich wusste nicht, was Letho ihm alles erzählt hatte.

„Wo ist, …?“ wollte Eskel leise wissen, „Drinnen.“ Unterbrach ihn genauso leise. Vesemir nickte uns zu, er hatte es sich wohl auch gefragt. „Eskel kümmerst du dich um die Pferde? Ich werde sehen, wo wir die Zwei unterbringen können. Sie können ja schlecht hier draußen schlafen. Alanya, plan bitte beim kochen zwei Portionen mehr mit ein.“ Bat Vesemir, obwohl es wahrscheinlich eher weniger als Bitte gedacht war. Ich grummelte, musste das sein?

„Ich werde dir helfen! Ich wollte schon länger wissen, inwieweit sich die redanische Küche von der temerischen unterscheidet!“ lächelte Ves. Ich funkelte sie an, Roche allerdings genauso. Lambert grinste, was ich ihm aber gleich austrieb. „Du hast immer noch Küchendienst, Lambert!“ er verzog das Gesicht. „Keine Streitereien, wir sind hier ja schließlich nicht bei den Wilden.“ Mischte Eskel sich ein. Ich hörte Roche nur schnauben.

Na das konnte ja noch etwas werden. Roche hatte mittlerweile seine Satteltaschen vom Pferd genommen und Eskel hatte die beiden Reittiere weg geführt. Gemeinsam gingen wir zur Zitadelle hoch. Als wir an den Fellen vorbei kamen, bekam Lambert den Auftrag hier weiter zumachen, schließlich konnte Vesemir verstehen, dass Letho erst einmal außer Sicht bleiben wollte.

Ich hoffte nur, das Letho sich nicht gerade irgendwo im Erdgeschoss aufhielt.

Aber meine Sorge war unbegründet, nichts deutete auf seine Anwesenheit hin. Als wir drinnen waren nahm Vesemir mich zur Seite, „Kann Ves bei euch mit im Zimmer schlafen? Sie scheint dich zu mögen und Vernon kann hier unten schlafen.“ Fragte er mich. „Nein, auf keinen Fall!“ widersprach ich.

„Es wäre nur für eine Nacht, morgen können wir ein Turmzimmer fertig machen.“ Bat er erneut. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, womöglich versucht sie noch ihn im schlaf zu erstechen!“ lehnte ich immer noch ab. „Außerdem ist der Turm oberhalb der Küche fertig.“ Fiel es mir dann noch ein.

„Ist er?“ fragte Vesemir erstaunt. Ich nickte, „Ja, während Eskel und ich unten im Keller waren, hatte Letho das Zimmer oben fertig gemacht.“ Erklärte ich. Auch wenn es mir gar nicht passte, dass die Beiden dann ständig durch die Küche laufen würden.

„Gut, dann ist das geklärt.“ Nickte er. „Aber wenn sie die Küche verschmutzen, dann müssen sie die sauber machen!“ forderte ich noch. „Wir werden sehen.“ Meinte er nur. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Alanya genug! Ich sagte wir werden es sehen.“ Wurde Vesemir etwas lauter. „Ja Vesemir.“ Gab ich nach. Ihn wollte ich nun wirklich nicht verärgern.

„Gut, jetzt bring dem Großen etwas zu essen hoch, sonst wird er wohl nicht viel abbekommen.“ Wurde Vesemir etwas milder. Ich nickte und ging in Richtung Küche. Ich wollte gerade die aufmachen, als ich Ves hinter mir hörte. „Warum bist du zu den Hexenjägern gegangen, wenn ich fragen darf? Glaubst du an das ewige Feuer, oder hatte dich eine Zauberin verärgert? Oder ein Magier? Ich finde Melitele ja viel gnädiger.“ Plapperte sie drauf los. Ich verdrehte die Augen und wollte sie ignorieren, doch leider folgte sie mir in die Küche. „Wir haben unterwegs ja so einige Geschichten gehört, bist du die Alanya, die aus Novigrad?“ wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern und feuerte die Glut in der Kochstelle an. „Ich war zwar in der Stadt, komme aber nicht von dort.“ Antwortete ich ihr, in der Hoffnung das sie dann ruhe gab. Aber leider hatte ich mich getäuscht.

„Nicht aus Novigrad? Dann vielleicht aus Oxenfurt? Oder direkt aus Redanien? Aber ist da nicht eher der Kreve Glaube verbreiteter?“ wollte sie gleich daraufhin wissen. Ich drehte mich zu ihr um, „Nein, auch nicht aus Oxenfurt!“ knurrte ich. „Oh, ok. Dann aus Redanien. Verstehe.“ Wurde sie etwas ruhiger. Sie hatte sich an einen Tisch gelehnt und sich mit den Händen nach hinten abgestützt. Sollte sie doch glauben was sie wollte. Wenn sie dachte, dass ich aus Redanien war, war es vielleicht besser. Ich wusste nicht wie sie reagieren würde, wenn sie dachte ich käme aus Nilfgaard, denn das ich aus einer anderen Welt stammte, würde ich ihr garantiert nicht sagen.

Das Feuer war jetzt groß genug, dass ich den Topf drauf stellen konnte. Eskel hatte am Vortag genug gemacht, dass es jetzt immer noch für alle reichte, trotz der Neuankömmlinge. Ich stellte schon einmal die Teller bereit, wobei ich zwei separat stellte. Ich würde Letho nicht den ganzen Abend oben allein sitzen lassen.

„Was hälst du von Radovid? Ich finde ja, erst ein richtiger Hundsfott. Er ist viel zu grausam, um ein guter König sein zu können. Er ist sogar bei seinen Verbündeten eingefallen, als diese um Hilfe im Krieg baten. Man sagt, er hurt sich durch die Betten vieler Adelsdamen.“ Meckerte sie.

„Als ob Foltest besser gewesen wäre!“ erwiderte ich. „Für sein junges Alter hält Radovid recht gut und seinen Hass auf Magier ist zum Teil auch nachvollziehbar.“ Fügte ich an.

Ves schnappte nur nach Luft. „Wie kannst du es wagen, Foltest war niemals so!“ empörte sie sich. Ich drehte mich zu ihr um und zog eine Augenbraue hoch. „Dann ist Adda nicht das Produkt von Inzucht? Foltest konnte froh sein, dass seine Tochter gesund zur Welt kam.“ Höhnte ich.

„So gesund kann sie ja nicht sein, schließlich hat sie Radovid geheiratet! Wer bei Verstand würde ihn denn wollen?“ entgegnete Ves. Ich verdrehte die Augen erneut. Merkte sie überhaupt was sie da sagte?

„Solltest du so über deine Königin sprechen? Schließlich ist sie die nächste in der Thronfolge.“ Fragte ich sie und rührte im Topf um.

„Niemals, Anais wird den Thron besteigen, wenn sie volljährig ist!“ widersprach die blonde hinter mir. „Ach wird sie das?“ fragte ich desinteressiert. „Ja wir, …“ „Ves es reicht!“ polterte Roche auf einmal los. Erschrocken fuhren Ves und ich rum. Keiner von uns hatte mit bekommen, dass er die Küche betreten hatte.

Erst jetzt schien sie zu realisieren was sie eben ausgeplaudert hatte. Sie wurde etwas blass um die Nase und sah Roche geschockt an. „Mitkommen!“ knurrte dieser und packte sie am Arm und zerrte sie durch die andere Tür, an der Vesemir auf die Beiden schon wartete. Auch ihn bemerkte ich jetzt erst.

„Essen ist gleich fertig. Ich werde dann aber oben bleiben.“ Meinte ich zu ihm und er nickte dazu nur. Dann ließ er die Tür zu fallen und ich war endlich alleine in der Küche. Ich genoss einen Moment der Ruhe, ehe ich mich wieder dem Topf widmete.

Das Essen fing gerade an zu kochen, es würde also wirklich gleich fertig sein. Aber ich wollte sicher gehen, dass es auch wirklich heiß war. Kaltes Essen mochte vermutlich kaum einer. Zumindest nicht, wenn es eigentlich heiß serviert wird. Warmer Salat schmeckt genauso widerlich wie kalte Suppe.
 

Nachdem ich der Meinung war, es hatte lange genug vor sich hin geköchelt, schob ich den Topf zu Seite, so dass er zwar noch Wärme abbekam, aber nichts anbrennen konnte. Ich füllte zwei Portionen ab, eine große für Letho und eine etwas Kleinere für mich. Ich nahm noch zwei Löffel mit und verließ die Küche. Froh darüber das ich Ves erst einmal entkommen konnte. Die Tür zur Treppe schloss ich hinter mir ab, ließ den Schlüssel aber unten stecken, falls Letho noch mal raus wollte, aber so war ich mir sicher, dass weder Roche noch Ves hinter mehr spionieren konnten.
 

Letho kniete oben im Zimmer neben dem Feuer, er schien zu meditieren, daher versuchte ich ihn nicht zu stören. Ich stellte die Teller auf den Tisch und setzte mich aufs Bett, um endlich die nassen Stiefel und Socken ausziehen zu können. Die Socken schmiss ich auf den Haufen mit der Dreckwäsche und die Stiefel stellte ich näher zum Feuer. Nicht zu nah, damit das Leder keinen Schaden nahm, aber nah genug, damit sie bis zum morgen hoffentlich trocken waren. Dann schnallte ich meine Schwerter ab und zog die Rüstung aus.

Letho schien in der Zeit aus seiner Meditation aufgetaucht zu sein, denn seine Augen lagen auf mir. „Was ist los Krümel?“ fragte er mich. „Nichts, ist alles in Ordnung.“ Lächelte ich ihn an. Er erhob sich und kam zu mir rüber. „Wirklich? Dein Körper sagt etwas anderes. Du ziehst deine Stirn kraus und dein Herz schlägt etwas schneller als sonst.“ Hakte er nach und strich mit seinen Finger über meine Stirn, um sie zu glätten.

Ich nickte, „Ves hat mich eben nur genervt. Sie redete wie ein Wasserfall, wollte alles mögliche Wissen, so als ob wir beste Freunde wären.“ Beschwerte ich mich. Letho lachte leise, „Sei doch froh drum, etwas weibliche Gesellschaft in deinem Alter ist doch nicht verkehrt. Vor allem, wenn du in letzter Zeit nur alte Männer um dich hattest.“ Meinte er.

„Du bist doch nicht alt!“ entgegnete ich. „Du bist vielleicht schon viele, viele Jahre als Hexer unterwegs, aber du bist körperlich und geistig fitter, als so mancher Mann in meinem Alter. Also bist du nicht alt!“

Er lachte erneut, „Gut, wenn du es so sehen willst.“ Lächelte er. „Natürlich, es ist alles nur eine Frage der Perspektive.“ Grinste ich. „Ich habe dir essen mit hochgebracht.“ Meinte ich dann. „Hm, ich hab es gerochen. Danke dafür.“ Antwortete er und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

„Nicht dafür, Lambert macht übrigens die Felle fertig. Vesemir ahnte vermutlich schon, dass du außer Sicht bleiben wolltest.“ Erzählte ich ihm. „Hm, aber morgen werde ich wohl nicht drum rum kommen. Aber so konntest du den beiden erst einmal neutral entgegen treten.“ Murmelte er. „Es ist wirklich lieb von dir, aber es ist nicht nötig. Außerdem glaube ich, dass Roche mich sowieso nicht mag und eben schien es, als hätte Ves beinahe geheime Pläne mir gegenüber verraten. Roche kam gerade noch dazu sie zu unterbrechen.“ Antwortete ich ihm.

„Was für Pläne?“ wollte er wissen. „Irgendwas mit Anais und dass sie den Thron besteigen würde.“ Deutete ich an. Letho runzelte die Stirn, „Die Göre lebt noch? Als ich hörte das ihr Bruder starb und von ihr nichts mehr zu hören war, dachte ich, sie sei ebenfalls tot.“ Wunderte er sich. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ves redete schlecht über Radovid, obwohl sie davon ausgeht das ich Redanierin bin und als ich dasselbe mit Foltest machte, fing sie davon an.“ Meinte ich nur. „Sie denkt du kommst aus Redanien?“ lachte er. „Ja, weil ich sagte das ich weder aus Novigrad noch aus Oxenfurt bin, als sie danach fragte.“ Jetzt lachte er noch mehr. „Weil es ja aus wenige Königreiche im Norden gibt.“ Erklärte er sich nach einem Moment. Dazu konnte ich wieder nur mit den Schultern zucken.

„Lass uns essen, bevor es wieder kalt wird.“ Schlug ich vor, um das Thema zu wechseln. Er stimmte dem zu und so ließen wir uns die Mahlzeit schmecken. Vielleicht sollte ich Eskel häufiger die Küche überlassen, wenn es jedes Mal so gut schmeckt.

Während wir aßen, plauderten wir über Kleinigkeiten, konzentrierten uns aber hauptsächlich auf das Essen. Denn wie auch die anderen Hexer war Letho beim essen eher schweigsam. Nachdem wir fertig waren stellte ich die Teller zusammen und Letho erhob sich. „Hast du noch etwas vor?“ fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf, „Nein eigentlich nicht.“ Antwortete er und stellte sich ans Fenster. „Gut ich aber.“ Grinste ich. Verwirrt drehte er sich zu mir um. „Du wirst dich ausziehen, dich aufs Bett setzen und mir deinen Arm geben.“ Zählte ich auf. Doch er blickte mich nur skeptisch an.

„Du hast die letzten Tage hart gearbeitet und deine Muskeln brauchen Entspannung und was ist entspannender als eine Massage?“ fragte ich ihn, während ich das Fläschchen mit dem Öl suchte. Aber Letho schien immer noch am Fenster zu stehen, zumindest konnte ich keinerlei Bewegung hinter mir hören.

„Ha, gefunden!“ grinste ich nach einer Weile und hielt das Fläschchen in der Hand. Als ich mich umdrehte, stand Letho wirklich noch am Fenster, er schien mir beim suchen zugesehen zu haben.

„Na was ist? Braucht der Herr von Guletta eine extra Einladung? Oder soll ich ihm helfen?“ neckte ich ihn lächelnd. Da er immer noch nicht wirklich reagierte, warf ich das Öl auf das Bett und ging zu ihm rüber. Letho schaute mich abwartend an. Als ich jedoch nach der Schnürung seines Hemdes greifen wollte, hielt er meine Hand fest. „Krümel, ich …“ flüsterte er. „Was ist los Großer?“ wollte ich wissen. Doch ich bekam keine Antwort. Ich löste meine Hand aus seinem Griff und legte sie an seine Wange, „Wenn ich dir zu forsch und zu schnell bin, dann sag es ruhig. Ich bin dir deswegen nicht böse.“ Sprach ich sanft. Er brauchte nicht zu antworten, sein Blick verriet es mir bereits. „Ist ok, nur die Massage und danach ein wenig kuscheln.“ Lächelte ich ihn an. Er schien ein wenig erleichtert zu sein.

Ich zupfte ein wenig an der Schnürung des Hemdes, damit endlich wieder etwas Bewegung in ihn kam. Dann ging ich zurück zum Bett, um ihm genügend Zeit und Raum zu lassen. Ich zog ebenfalls meine Hose aus, einfach weil es ohne viel bequemer war.

Schließlich saß er irgendwann neben mir auf dem Bett. Ich griff nach seinem Arm und legte seine Hand, mit dem Handrücken nach unten, auf meinen Oberschenkel. Dann verteilte ich ein wenig Öl in meinen Händen und fing an seine Handballen und die Muskeln des Unterarms zu massieren. Nach und nach arbeitete ich mich weiter nach oben.

Als ich mit dem ersten Arm fertig war, ließ ich ihn die beiden Arme vergleichen, in dem er sie nach vorne streckte. Er war sichtlich erstaunt, dass sie nun unterschiedlich lang waren. Einfach nur, weil die Muskeln jetzt entspannter waren. Danach war der andere Arm dran. Auch da fing ich erst wieder mit der Hand und dem Unterarm an. Er entspannte sichtlich, als ihm klar wurde, dass ich ihn wirklich nicht drängen würde.

So viel zu alter Mann, eher schüchterner Knabe, dachte ich im Stillen. Wenn ich mit meiner Vermutung recht haben sollte, hatte er vielleicht einfach nur Angst, dass ich ihn auslache, dass er im Bett lieber die Kontrolle abgibt. Er würde schon verstehen, dass ich dies nicht tun würde.

Aber so nutzte ich erst einmal die Gelegenheit, seinen Körper zu erkunden, seine Muskeln und seine Narben nach zu fahren.
 

„Worüber denkst du nach?“ fragte er leise, nachdem ich mit meinen Bewegungen an seinen Rückenmuskulatur innegehalten hatte. „Ob ich es wagen kann, dich zu bitten, dich auf den Rücken zu drehen, damit ich an deine Brust komme.“ Hauchte ich an sein Ohr. Ich konnte ihn schlucken hören, aber er fing an sich unter mir zu drehen. Ich ließ ihm etwas mehr Platz und setzte mich anschließend wieder auf seine Hüfte. Das interessierte Zucken, zwischen seinen Beinen ließ ich unkommentiert. Schließlich ging es hier nicht darum. Er sollte merken, dass er mir wirklich vertrauen konnte, dass ich ihn nicht unter Druck setzte.

Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. Dann legte ich meine Hände auf seine Schultern und bewegte sie relativ synchron über seine Brustmuskeln. Als ich später zu seinen Bauchmuskeln kam, konnte ich sehen, wie sich seine Brustwarzen leicht zusammen zogen und spürte sein pulsieren an meinem eigenen Schritt, aber ich tat weiterhin so, als würde ich es nicht bemerken.

Seine Augen waren halb geschlossen und er seufzte immer mal wieder zufrieden auf, also strich so lange immer wieder über seinen Oberkörper und knetete seine Schultern und Oberarme, bis mir die Finger weh taten.

Dann kuschelte ich mich auf seine Brust und versuchte meine eigene Lust unter Kontrolle zu bekommen. Nach einer weile zog Letho die Decke über uns und ich hauchte einen Kuss auf seine Brust, ehe ich die Augen schloss und seinem Herzschlag lauschte.

Eine Hand von ihm lag auf meinem unteren Rücken und die andere unter seinem Kopf. Nach und nach merkte ich, wie ich immer schläfriger wurde.

„Tut mir leid Krümel, ich will nur nichts falsch machen oder überstürzen.“ Hörte ich ihn flüstern. Seine Muskeln versteiften sich leicht, als ich ihm doch noch antwortete. „Ich weiß, mach dir keine Sorgen. Das ist kein Problem für mich.“ Nuschelte ich noch. Ehe ich dann wirklich einschlief.
 

Am nächsten morgen wachte ich vor Letho auf. Ich lag noch immer halb auf ihm und er hielt mich fest. Wir mussten doch recht früh eingeschlafen sein, denn obwohl es gerade erst hell wurde, war ich putz munter. Ich schlängelte mich aus Lethos Armen, der daraufhin ein wenig murrte, wachte aber nicht auf. Es war selten, dass ich vor ihm wach wurde, aber die vorherige Nacht hatte er wahrscheinlich weder gut noch wirklich lang geschlafen, so wie er auf dem Tisch gehangen hatte. Ich beschloss also ihn schlafen zu lassen.

Ich zog mich daher so leise wie möglich an und legte ihm eine kurze Notiz gut sichtbar hin. Wer weiß was er sonst denken würde, wenn ich schon auf war. Meine Stiefel zog ich unten an der Treppe an, sie waren wirklich über Nacht getrocknet. Die Tür schloss ich leise auf und schlich durch das Erdgeschoss.

Aus der Ecke hörte ich einige Schnarcher. Der Rest schien also auch noch zu schlafen.

Um keinen zu wecken öffnete ich die Tür so leise wie möglich und schlüpfte hinaus. Ich würde mein versprechen Lambert gegenüber erfüllen und Anfangen würde ich mit seiner Reitausrüstung. Die Pferde könnte ich dann auch gleich versorgen.

Ich staunte allerdings nicht schlecht, als ich sah, dass die Pferde bereits neues Heu und frisches Wasser hatten. Irgendwer anderes war scheinbar auch schon wach. Kiran und Tetris erhielten von mir einige Kraul- und Streicheleinheiten, ehe ich mir Lamberts Sattel und Trense schnappte.

Ich legte sie über einen Mauerrest und holte mir ein wenig Wasser und einen Lappen. Die Reitausrüstung war zwar nicht wirklich sauber, aber eindeutig nicht so versifft, wie die von Geralt am Anfang. Ich löste alle Schnallen und reinigte alles gründlich, am Ende behandelte ich das Leder noch mit Bienenwachs. Anschließend wollte ich zum Brunnen meine Hände waschen, um dann alles für das Frühstück vorzubereiten, doch es kam anders.
 

„Ich hab dich jetzt eine ganze Zeitlang beobachtet, ich finde es ziemlich erstaunlich, wie sorgfältig sich ein Hexenjäger um die Ausrüstung eines Hexers kümmert.“ Sprach mich jemand von hinten an. Erschrocken fuhr ich herum, die Hand bereits am Dolch. Roche stand einige Meter hinter mir. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und musterte mich mit intensiven Blick.

Ich sollte wirklich meine Umgebung mehr Beachtung schenken, wenn sich ständig irgendwer an mich heran schleichen kann.

„Was macht ein Hexenjäger hier in der Festung der Hexer? Ein Gefangener kannst du ja nicht sein, du läufst bewaffnet alleine hier herum.“ Wollte er wissen. „Und was macht der ehemalige Geheimdienstchef der Temerier hier? Wo ist der Rest deiner Truppe? Noch in Redanien?“ stellte ich die Gegenfrage. Er verengte seine Augen leicht, „Dann warst du also der Hexenjäger, der den Alarm ausgelöst hatte.“

Das überraschte mich, „Was für einen Alarm?“ fragte ich daher. Er grinste, „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich uns jemand unbemerkt nähern kann?“ Ich presste die Kiefer auf einander. Als wir den Spuren nachgegangen waren, kam mir nicht ein einziges Mal der Gedanke, dass es dort Fallen geben könnte, aber auch Letho schien nichts bemerkt zu haben.

Roche schien die Geste richtig gedeutet zu haben, denn sein Grinsen verbreiterte sich. „Also, warum bist du hier?“ wollte er erneut wissen. „Du hast doch sicherlich Uma bereits gesehen? Ich habe ihn hergebracht, damit sein Fluch aufgehoben wird.“ Erzählte ich ihm einen Teil der Wahrheit.

„Und was hast du mit Ves gemacht, damit sie dir Dinge ausplaudert, die dich nichts angehen?“ wollte er dann wissen. „Ich habe gar nichts mit ihr gemacht! Ist doch nicht mein Problem, wenn sie ein loses Mundwerk hat!“ empörte ich mich.

„Ich habe sie noch nie mit jemand Fremdes so reden gehört.“ Widersprach er mir. Ich zuckte die Schultern, „Liegt vielleicht daran, dass sie in deiner Bande die einzige Frau ist.“ Entgegnete ich. Dann wollte ich mich weg drehen und Richtung Zitadelle gehen.

„Wo willst du hin?“ fragte Roche mich darauf hin. „Rein, die Anderen werden ebenfalls bald wach sein und ich habe noch andere Aufgaben zu erledigen.“ Antwortete ich ihm und wollte ihn stehen lassen. Doch er kam mir hinterher.

„Warum machst du das?“ er klang ein wenig verwirrt. „Was?“ ich wusste nicht genau was er von mir wollte. „Warum bleibst du hier und erledigst Aufgaben für Hexer?“ wurde er etwas genauer. „Weil sie mich hier bleiben lassen. Also helfe ich ihnen. Ganz einfach.“ Erklärte ich genervt.

„Aber du bist ein Hexenjäger!“ rief Roche frustriert.

„Bin ich das wirklich?“ murrte ich und ging einfach weiter.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ähm, tut mir leid, wenn ich vielleicht einige Leser enttäuscht habe, die auf ein wenig mehr erotische Aktion gehofft haben.
Aber Letho wollte lieber wieder den Schüchternen spielen.

So hier noch die Aufgabe:
Bringe den morgendlichen Kochkurs mit Lambert hinter dich und denk dran, dass auch noch das Gespräch mit Letho ansteht. Nachdem er das Handy kaputt gemacht hat, hat er diese Unterhaltung nicht mehr unbedingt im Anschluss führen wollen.
- Yennefer hat Neuigkeiten: Ein Teil deiner Apparatur nähert sich offenbar. Das Signal zumindest ist schon recht nahe an Kaer Morhen und war gestern noch nicht da. Sie schmunzelt dabei allerdings, als wisse sie etwas, das du noch nicht weißt.
-Nach dem Gespräch mit Letho macht ihr gemeinsam einen kleinen Spaziergang, damit du mit der Umgebung vertraut wirst. Obendrein könnt ihr gleichzeitig Fallen auslegen. Dabei kommt ihr an einem kleinen See vorbei. Letho kennt den freilich nicht, aber du entdeckst eine kleine Inschrift auf einem Findling am Ufer. Die ist jedoch zu verblasst und unlesbar.
=> Solltest du Eskel danach fragen, wird er nur meinen, den See gäbe es schon ewig und die Inschrift auch. Die sei schon zu seinen Kindheitstagen unlesbar gewesen.
=> Lambert behauptet, der See sei verflucht, weil frühere Hexer Monster hineingeworfen hätten, anstatt sie zu begraben.
=> Vesemir wird nostalgisch und wird erzählen, als Kinder hätten sie dort heimlich nachts gebadet, doch das habe sich später geändert, nachdem dort mehrere Kinder verschwunden waren. Die Hexer hatten das aber nie klären können. Seitdem heiße der See jedoch der See von Tag und Nacht und die Inschrift sei eine Warnung, dem Wasser des Nachts fern zu bleiben.
- Am Abend bricht Aufregung los. Besuch ist angekommen und nicht unbedingt einer, den alle gern sehen. Vernon Roche und Ves. Letho meidet die beiden erst einmal und hält Abstand, um keinen unnötigen Streit auszulösen, ermutigt dich aber, die Beiden zu begrüßen. Seine Vergangenheit soll immerhin dein Leben nicht einschränken. Ves wird sich direkt mit dir anfreunden wollen. Wie du damit umgehst, obliegt dir. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Calafinwe
2019-05-27T10:41:20+00:00 27.05.2019 12:41
Hi,

bitte entschuldige, dass ich im Discord noch nichts geschrieben hatte (hatte gestern Verbindungsprobs am Handy), aber so ein offizieller Kommentar macht ja doch mehr Spaß :D Außerdem wollte ich bzgl. Ves noch mal lesen, was die Aufgabe dazu war.
 
Mir hat das Kapitel wieder sehr gut gefallen, endlich hat's Letho auch kapiert. Bin aber ehrlich gesagt froh, dass es bisher noch nicht zu mehr gekommen ist ^^" So genau will ich's meist doch nicht wissen *hust* Den Ausflug an sich fand ich sehr schön und auch, dass sich Letho so viel Mühe gegeben hat mit der versteckten Stelle und dem Teich, wo ihr das Picknick hattet. Ich hab das Tal auch immer in positiver Erinnerung, zumindest was das optische betrifft. Da gibt's ja durchaus einige trostlosere Gegenden.
 
Bei Yennefer hatte ich die Vermutung, dass sie sehr genau wusste, wer da kommt. Hab mich auch schon gefragt, warum sie jetzt schon da sind, das spricht auf jeden Fall dafür, dass du vom Spielplot ein bisschen abweichen wirst ^^.  Zum Gespräch mit Ves muss ich sagen, dass ich's mir gut vorstellen kann, dass sie mit Frauen anders / entspannter umgeht als wie mit dem Männertrupp, mit dem sie zusammenlebt und dass sie auch versucht, so etwas wie Freundschaft oder wenigstens Ablenkung darin zu finden.
Jedoch fand ich es ein bisschen seltsam, dass sie einer quasi "Wildfremden" dann doch so viel (zu viel?) von den Interna erzählt. Ich schätze sie da vermutlich bedachter ein als du. 
 
Jedenfalls bin ich schon gespannt, wie der Handlungsbogen weitergeht und freu mich schon drauf, dass das nächste Kapitel ja wohl ziemlich bald zu kommen scheint.

LG
Cala~
Antwort von:  Vegetasan
28.05.2019 13:35
Hy,
Ja das nächste Kapitel befindet sich schon quasi auf der Zielgeraden.

Das Ves evtl zu viel gesagt hat bzw warum, wird im nächsten Kapitel noch einmal zur Sprache kommen.

Und ja, ein offizielles Kommi macht mehr Spaß.
Vom See wusste Letho wirklich nichts, aber die Idee mit dem Picknick fand ich trotzdem klasse und hatte sie daher mit aufgenommen, als sie aufkam.

Zu mehr mit Letho wird es auch im nächsten Kapitel noch nicht kommen und später wird es dann eher nur angedeutet.
War dir das mit Lambert auch schon zuviel oder war das noch ok?
Gruß Chris


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