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50 gute Gründe am Leben zu bleiben

von

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3,5 Pfund

Chesterton hat einst über das Streiten gesagt: Die Leute streiten im allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können. - und vermutlich hat er damit nicht ganz Unrecht gehabt.
 

In der Regel ist es doch so, kommst du in die Verlegenheit, dass dir die Argumente ausgehen, dann versucht du deine Unwissenheit entweder durch Lautstärke, mit Hilfe von Schimpfworten, oder aber durch Schweigen zu komprimieren.
 

Tenten und ich sind wohl beide zu der Erkenntnis gelangt, dass Schweigen in unserem Fall, die beste Möglichkeit ist, Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen und nachdem wir uns beide jeweils einen Kaffee beim Kiosk gegönnt und ich eine Kippe und dann auch noch eine Zweite geraut habe, komme ich mir langsam vor, wie in einem schlechten Film.
 

„Bist du gestern denn gut nach Hause gekommen?“ , versuche ich dieses verflixte Gespräch schließlich ins Rollen zu bringen, worauf Tenten nickt.
 

„Ja, Kiba und ich haben noch kurz geredet und dann,…“ , sie seufzt, wirft mir einen Hilfe suchenden Blick zu und es ist mir, als würde mein armes, schwaches, durch Redbull-Kaffee geschädigtes Herz, in tausend Teile bersten.
 

„Ist das wahr, Deidara?“ , möchte sie schließlich wissen, wobei ihre Stimme bedrohlich zu zittern begonnen hat.
 

Ich bleibe stehen, genau wie sie.
 

Das Campusgelände ist wie leer gefegt, ein wenig erinnert es an einen dieser Lost Places und hier laufen auch mit Sicherheit genau so gruselige Gestalten rum, wie in Crarco in Italien, oder innerhalb der Beelitz-Heilstätten, in Berlin.
 

Mit Herrn Akasuna, vorne an der Spitze.
 

Der Kerl ist der Fremdenführer.
 

„Was?“ , möchte ich wissen, obwohl ich genau weiß, was sie meint.
 

„Kiba, hat er, … hat er echt so viel Kontakt zu anderen Weibern?“, möchte sie wissen, atmet dann einmal bebend ein.
 

„Tenten.“, seufze ich, mustere sie mitfühlend, ehe ich den Stummel meiner dritten Kippe, über den weitläufigen Platz hinfort, weg schnippse.
 

„So genau weiß ich das nicht.“ , murmle ich dann und beiße mir im selben Moment auf die Zunge.
 

Kiba jetzt dermaßen in den Rücken zu fallen wäre gut asi, auf der anderen Seite, scheint mir das Kind ohnehin bereits in den Brunnen gefallen und dümpelt derweilen da unten, alleine, vor sich hin.
 

Schiebste’ halt nen’ Stein drüber und wartest, bis es ein paar Jahrzehnte später, wieder aufersteht und aus deinem Fernseher krabbelt.
 

Reunion vom Feinsten.
 

Tenten senkt den Kopf und ich kann sehen, wie sie leicht zu zittern beginnt.
 

„Kiba und ich haben halt nur viel geschrieben in letzter Zeit.“, beginnt sie dann nach einer Weile und ich bin mir sicher, sie weint, auch wenn ich es nicht sehen kann, „Und auch ab und an was alleine gemacht. Wir waren im Kino und oft bei mir, oder bei ihm zu Hause. Sogar meine Mum kennt ihn schon.“
 

Sie schluchzt einmal herzzerreißend auf und ich merke, wie meine eigene Kinnlade mehr und mehr der Gravitation zum Opfer fällt.
 

Der Wichser - und das wäre ja eigentlich noch schön, wenn er seinen Trieben auf diese Weise Abhilfe schaffen würde, tut er aber nicht und das weiß ich leider zu hundert Prozent.
 

„Was ein Hurensohn.“, seufze ich gedehnt, kratzte mich dann nachdenklich am Hinterkopf.
 

„Sag sowas nicht, …“ , nuschelt Tenten mit zitternder Stimme, doch ich schüttle den Kopf.
 

„Wenn’s doch stimmt.“
 

Ernsthaft, mein Bedürfnis, dem Jungen einmal die Fresse zu polieren, wächst von Sekunde zu Sekunde beständig und kontinuierlich an.
 

„Es ist ja nichts Festes, zwischen uns, …“
 

Am liebsten würde ich das Mädchen schütteln und ein paar Mal links und recht Eine verpassen.
 

Aber das käme hart uncool, vor allem so in der Öffentlichkeit.
 

Wieso nimmt sie den Kerl in Schutz?
 

Eigentlich geht es mich absolut nichts an, was zwischen ihm und Tenten geht und ich bin auch nicht stinkig oder so, dass mir keiner von beiden was gesagt hat, ehrlich nicht.
 

Wie gesagt: Ihr Bier.
 

Aber ich weiß, dass Kiba und ich des öfteren Mal über Tenten geredet haben, wenn wir besoffen von einer Party nach Hause getorkelt sind, oder am nächsten Tag, wie zwei Zombies, gemeinsam über der Kloschüssel gehangen haben.
 

Friendshipgoals.
 

Eigentlich, aber dann hat der Kerl mich als Schwuchtel hingestellt und obendrein meine beste Freundin verarscht.
 

Der kann sich wen anders suchen, der mit ihm seine Toilette teilt, meine kriegt der Hinto vorerst zumindest nicht mehr.
 

Auch nicht, wenn er so richtig flüssigen Dünnpfiff haben sollte.
 

Dann erst Recht nicht.
 

Ehre, wem Ehre gebührt, Kindas.
 

Er weiß, was sie für ihn empfindet, sogar ich weiß das.
 

Zumindest habe ich es ihm oft genug gesagt und ihn auch gewarnt, bloß keine Scheiße zu bauen.
 

Und jetzt haben wir den Salat.
 

Wirklich, ganz großes Kino!
 

„Eigentlich kann er ja machen, was er will, …“ , murmelt Tenten weiter, in ihren unsichtbaren Bart herein und ich schnalze verächtlich mit der Zunge.
 

„Lass dich doch nicht verarschen.“, knurre ich und sie schaut auf.
 

Sie weint.
 

Gott, ich hasse es, wenn sie weinen.
 

Warum weinen Frauen so viel?!
 

Die müssen doch nen viel zu hohen Wasserverlust haben, ich meine, die kriegen ihre Periode und flennen obendrein noch 24/7.
 

Da ist doch jegliche Flüssigkeit irgendwann raus geschwemmt worden, nach ner gewissen Zeit!
 

Alle Reserven verbraucht, oder schleppen die ein eingebautes Lager, mit Wassercontainern und Blutreserven mit sich rum?
 

Habe ich gerade das Geheimnis von Kim Kardashians Hintern gelüftet?
 

„Ich mag Kiba eben, …“, druckst sie dann schüchtern hervor, ehe sie den Blick verlegen abwendet.
 

Als ob ich das nicht wüsste.
 

Und Kiba mag sie auch.
 

Aber er mag eben auch andere Weiber.
 

„Ich weiß.“, seufze ich schließlich, schiebe dann meine kalten Hände in meine Jackentasche und mustere Tenten eine Weile.
 

„Ey, ganz ehrlich, dass ist eure Sache und ich will mich da eigentlich gar nicht so einmischen,…“, beginne ich, doch werde prompt von ihr unterbrochen: „Hast du aber doch schon. Du wusstest es die ganze Zeit… du wusstest es die ganze Zeit und ihr beide habt mich einfach nur verarscht!“ , wimmert sie mit einem Mal verzweifelt, doch ich schüttle den Kopf.
 

„Einen Scheiß Dreck habe ich, Tenten, ich wusste nicht, dass ihr euch trefft und alles, das hast du mir gerade erst erzählt, also beruhig dich mal bitte.“
 

Ich bin nicht sauer auf sie, eher genervt von der gesamten Situation und wenn ich der Uhr, an der gegenüberliegenden Seite des Westtraktes, trauen kann, dann haben wir auch schon bereits nach elf.
 

Ich wollte eigentlich längst in der Stadt sein und die chici-mici Zutaten für Herr Akasunas und mein chici-mici Essen gekauft haben.
 

„Schuldigung, …“ , schnieft sie schließlich auf und ich seufze gedehnt.
 

„Kein Ding.“
 

Schrei mich ruhig an, ist okay, aber vielleicht solltest du deine Wut lieber an demjenigen auslassen, der sie auch verursacht und das ist in diesem Fall nun mal eindeutig Kiba.
 

„Ich will mich nicht auch noch mit dir streiten Deidara, …“ , beginnt sie nun weinend und ich kann nicht anders, mache einen unsicheren Schritt auf sie zu und ziehe sie, letzten Endes, in eine Umarmung.
 

Sofort schlingt sie ihre zarten Arme um mich, krallt sich in den schweren Stoff meiner Jacke und beginnt bitterlich zu weinen und eine Zeit lang, stehen wir einfach nur da und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.
 

„Pssh, …“ , ist das einzig Sinnvolle, was ich zu ihrem Gefühlsausbruch beizutragen habe und zeitgleich möchte ich allen Vorbeigehenden, die meinen uns blöd von der Seite angaffen zu müssen und lästige Sprüche ab zudrücken, gerne ins Gesicht rotzen.
 

„Wir streiten nicht.“ , erkläre ich dann schließlich, nach einer Weile, doch auch das scheint sie nicht zu beruhigen.
 

„Kiba und ich haben gestritten.“ , schluchzt sie stattdessen und ich nicke.
 

Erneut schweigen wir und falls es einen Aus-Knopf gibt, bei aufgelösten Frauen, dann wäre genau jetzt der passende Zeitpunkt, mir diesen zu zeigen.
 

„Ich hab ihn zur Rede gestellt und er meinte, …“, kurz verstummt sie und ich schiebe sie ein kleines Stück von mir weg, um sie besser anschauen zu können.
 

„Was meinte er?“, hake ich nach, doch sie schüttelt den Kopf.
 

„Tenten,…“
 

„Er meinte halt, dass du Scheiße erzählst, weil du dich ertappt fühlst, weil du, …“
 

„Weil ich was?“
 

„Naja, er hat es nicht sehr schön formuliert,…“
 

Ich stöhne genervt auf.
 

„Was meinte der, …“ Und ich muss mich beherrschen nicht „Penner“ oder sowas zu sagen.
 

Tenten atmet gedehnt ein, zuckt kurz mit den Schultern und wendet dann den Blick ab.
 

„Er meinte halt, dass du Schwänze lutscht und jetzt von dir selbst ablenken möchtest und deswegen sowas erfindest. Und als ich ihm das nicht abgekauft habe, ist er pissig geworden, hat gemeint, ich solle mich aus seinen Angelegenheiten raus halten, er hätte nichts falsch gemacht und ist einfach gegangen.“
 

Erneut schluchzt sie leise und ich beginne unbewusst auf meiner Unterlippe herum zu nagen.
 

„Geile Argumentation.“ , brumme ich und Tenten nickt geistesabwesend.
 

„Also erstens, lutsche ich keine Schwänze, weder meinen Eigenen, noch den von Anderen.“ , stelle ich klar und das bringt sie immerhin etwas zum lachen, dabei hatte ich nicht einmal die Absicht lustig zu sein.
 

Ich muss allerdings probs an Kiba dafür abdrücken, wie er es vermutlich beinah geschafft hätte, sich raus zu reden.
 

Beachtlich, war nur dennoch wohl ein Schuss in den Ofen.
 

„Und zweitens,…“ , ich seufze, zwinge mich schließlich zu einem Lächeln, „Solltest du ich von der Wichsbirne nicht dermaßen verarschen lassen.“
 

Ist doch so.
 

Während Tenten von einer Beziehung träumt, die nach monogamischen Mustern aufgebaut ist, peilt Kiba lieber eine Polygamie an.
 

„Er hat mir auch seit gestern nicht mehr geschrieben.“, fügt sie dann leise hinzu, mit Blick auf ihr Handy, „Aber sein Bild kann ich noch sehen.“
 

„Und wenn schon, … was interessiert es dich? Renn ihm nicht so hinterher.“, mahne ich, was sie aufschauen lässt.
 

Ihr Augenweiß ist ganz rot und irgendwie macht mich das uncomfortable.
 

Wo ist Itachi, der dude hat doch dauernd Augentropfen parat.
 

Warum auch immer.
 

Oder Hidan.
 

Bei dem weiß ich zumindest, warum der dauernd welche mit rumschleppt.
 

Fligh high,…
 

„Aber,…“
 

„Nichts aber, Tenten.“, knurre ich, denn langsam beginnt das Thema mich zu nerven.
 

Es war mit Sicherheit reichlich uncool von mir, gestern einfach genau dieses Thema rausgehauen zu haben, vor allem mit Blick auf Tenten jetzt, aber wie sagt man so schön?
 

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken, ohne Ende, … oder, … sowas in der Art eben.
 

Auf der anderen Seite ist es auch ein ganzes Stück, mal eben zu erfahren, dass offenbar dein gesamter Freundeskreis davon ausgeht, du würdest, wie Kiba es so nett formuliert hat: „Schwänze lutschen“ und das erfährst du dann obendrein beiläufig, auf einem Straßenfest, das die Existenz von Salmonellen zelebriert.
 

Rettet die Umwelt, rettet die Enterobakterien!
 

„Tut mir leid,…“ , murmelt sie schließlich, schmiegt sich dann erneut an meine Brust und ich lege einen Arm um sie, schüttle dabei den Kopf.
 

„Mir tut es leid.“, gebe ich letztendlich zu.
 

Für sie, nicht für Kiba, der hat das verdient.
 

„Ich hätte das gestern nicht einfach so raushauen sollen.“
 

Doch Tenten schüttelt den Kopf: „Nein, schon gut, ich meine, sonst wäre das vermutlich noch Monate so weiter gelaufen, jetzt weiß ich immerhin, was für ein Spiel er spielt.“
 

Sie seufzt, reißt sich anschließend von mir los und wischt sich dann, tapfer, mit dem Handrücken, die unteren Augenwinkel entlang.
 

„Fertig?“, möchte ich wissen, worauf sie affektiert auflacht.
 

„Du bist so ein Typ ey, …“, kichert sie und es beruhigt ,ich, dass sie nun offenbar wieder lachen kann.
 

Lachgetriebe funktioniert noch: Check!
 

„Ne, ich hab einfach noch zu tun.“,gebe ich grinsend zurück, während ich mich abwende, ihr allerdings mit einem Augenbrauenwackeln, meinen Arm anbiete.
 

Sie schüttelt einmal schmunzelnd den Kopf, hakt sich dann unter und gemeinsam schlendern wir, den Campus hinunter, gen Stadtmitte.
 

„Aha, was hast du denn vor?“, möchte sie wissen.
 

„Kondome kaufen, für die Schwuchtelorgie heute Abend, bei dessem Stammtisch ich Vorsitzender bin.“, gebe ich trocken zurück und erneut bricht Tenten in Tränen aus, dieses Mal allerdings vor lachen.
 

3, 5 Pfund für Seetang.
 

Den ich einfach auch hätte, beim Schwimmbad, oder nem unsauberen Aquarium, von den Wänden kratzen können.
 

Und die darin lebenden Silberfische, hätte ich anstelle dieses völlig überteuerten Lachses nehmen und in Reis kleiden können.
 

Die finden das bestimmt super.
 

Können sich nichts Besseres vorstellen.
 

Reisparty, whoop, whoop, whoop!
 

Ich brech’ ab, vermutlich ist es, unter Strich, immer noch günstiger, als gekauftes Sushi, aber damn, was haben die Leute für ein Problem?!
 

Vor gut ein paar hundert Jahren, war es das Salz, dann zwischenzeitlich mal YuGi-Oh Karten und offenbar ist jetzt die Ära des „Seetanges“ angebrochen - bald handeln wir alle nur noch damit.
 

Dann gibt es keine BitCoins oder Aktienanteile mehr.
 

Dann ist nur noch wichtig, wie viele Nori-Blätter du auf der hohen Kante liegen hast.
 

Mal was Anderes:
 

Ich habe lange überlegt, ob ich nicht doch vielleicht lieber Jeans anziehen soll, so, von wegen, Gepflogenheiten und so, aber dann ist mir wieder eingefallen, wie viel Herr Akasuna offenbar von eben jenen hält, wenn er seine Vorlesungsteilnehmer um halb acht in der früh, an seiner Vorlesung teilnehmen lässt.
 

Also kann ich auch ruhig in Jogginghose bei dem Kerl auftauchen.
 

Mal ganz davon abgesehen, dass ich ihm bereits in den Hausflur gekotzt habe, zwei Mal auf seinem Sofa gepennt habe und obendrein ja noch meinen Calvin Klein Pulli bei ihm gammelt und hoffentlich inzwischen genau so nach Holunder duftet, wie das Bettzeug es tat.
 

Offenbar wohne ich jetzt eh schon da.
 

Dann kann ich das nächste Mal auch gleich meine Zahnbürste dort lassen.
 

Und vielleicht noch ein paar Kuschelsocken, obwohl, … der Kerl hat Fußbodenheizung, aber darum geht es bei Kuschelsocken ja nicht.
 

Zumindest nicht nur.
 

In der Ferne kann ich bereits die Lichter des Hauses leuchten sehen, ansonsten ist es hier draußen stock duster, allerdings haben wir Vollmond und auf halber Strecke hat es tatsächlich leicht zu schneien begonnen.
 

Bleibt nur zu hoffen, dass ich es in meiner Schrottkarre dann auch später noch nach Hause schaffe.
 

Letztere versucht derweil bereits wieder mit den Wölfen im Umkreis zu kommunizieren, zumindest klingt das Geheule und Jaulen des Motors verdächtig danach, aber ich habe mir jetzt einfach angewöhnt, wann immer mein Auto komische Geräusche macht, einfach die Musik lauter zu drehen.
 

Und dann mache ich mir sonnige Gedanken und schon ist wieder alles im Lot.
 

Leben kann so einfach sein - Wie konnte sich sowas, wie Depressionen, eigentlich dermaßen durchsetzten?
 

Während ich mit meinem Klappergestell von einem Auto nun langsam die ordentliche Einfahrt, zu Herrn Akasunas Haus rauffahre, lasse ich also aus allen Boxen laut und vernehmlich Ariana Grande spielen.
 

Und während die Gute über ihre schlechten Entscheidungen singt und darüber, wie oft sie es welchem Typen am Tag besorgt, frage ich mich insgeheim, ob das hier möglicherweise auch eine schlechte Entscheidung ist, oder, ob ich, … um es in Itachis Worten auszudrücken „Das Richtige tue“?
 

Denn ganz sicher bin ich mir immer noch nicht.
 

Ich ziehe seufzend die Handbremse feste, schnappe mir dann meine Sporttasche, in welcher ich Lachs, Reis, Avocado und zum Teufel noch mal, 3,5 Pfund schwere Nori-Blätter verstaut habe, die besser genau so gut schmecken, wie sie teuer waren und schwinge mich dann aus meinem „Wagen“.
 

Kurz erschaudere ich, denn tatsächlich ist es gut kalt geworden und der dünne Stoff, meiner Jogginghose, hält die Kälte nur mäßig davon ab, sich durch zu fressen.
 

Schnell schultere ich meine Nike-Tasche, trabe dann fröstelnd über den bereits gefrorenen Boden, die Auffahrt entlang, über den schmalen, gekiesten Weg, durch den Vorgarten, die vier Steinstufen rauf, bis zur Tür und drücke den Klingelknopf.
 

Erneut scheint mir das Dröhnen der Türklingel ungewöhnlich laut.
 

Ich huste einmal, wobei ich kleine Atemwölkchen auspuste, schürze ungeduldig die Lippen, denn mal ehrlich, bis der Kerl hier ist, bin ich erfroren.
 

Dann kann der mich direkt mit zu Sushi verarbeiten und an diesen Kisame-Typen weiter verkaufen.
 

Hoffentlich erzielt der mit meinem jungen Studentenfleisch zumindest einen guten Preis.
 

Immerhin bin ich gute Ware, ab und an, trinke ich ein Glas Wasser. #healthy
 

Gerade, als ich ein weiteres Mal schellen möchte, wird, mit einem Ruck, die Tür aufgerissen.
 

Beinah etwas enttäuscht, blicken mir die braunen Augen entgegen, ehe Herr Akasuna seufzend zur Seite tritt, mir dann ,mit einer flüchtigen Handbewegung, bedeutet rein zu kommen.
 

„Zieh die Schuhe im Flur aus.“ , ordnet er mir an, ehe er bereits wieder kehrt macht und zurück ins Wohnzimmer verschwindet.
 

„Ihnen auch einen schönen guten Abend.“, brumme ich entnervt, schiebe mir dann mit dem jeweils anderen Fuß, meine Jordans vom Leib und folge Pumuckl, hinein, in die gute Stube.
 

Im Wohnzimmer schlägt mir bereits die stickige Hitze des Kaminfeuers entgegen und meine Zehnenspitzen kribbeln angenehm, sowie die Wärme der Bodenheizung langsam meine Fußsohlen auf tauen lässt.
 

„Sie haben es sich hier ja richtig gemütlich gemacht.“, gebe ich zu, lasse mich dann ungefragt auf das, mir bereits so vertraute, Ledersofa sinken und genieße den Anblick der tanzenden Flammen, für eine Weile.
 

Herr Akasuna schnalzt einmal genervt mit der Zunge, sagt sonst allerdings Nichts, beginnt stattdessen ein paar Dokumente, die verstreut auf seinem Sekretär liegen, aufeinander zu stapeln.
 

„Was ist das?“, möchte ich wissen, schwinge mich zurück auf die Beine und luge ihm dann, nun doch etwas neugierig geworden, über die Schulter.
 

Liebesbriefe vielleicht?
 

Ob Herr Akasuna sich mit seinem Herzblatt über den Postweg austauscht und fleißig Gedichte schreibt?
 

Zutrauen würde ich es ihm.
 

Altmodisch genug dafür, ist er alle mal, denn auch sein Schreibsekretär scheint entweder ein Erbstück seiner Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter zu sein, oder er hat ihn still und heimlich, aus dem lokalen Museum entwendet.
 

„Nichts, was für deine Augen bestimmt ist.“ , brummt Chucky dunkel, schiebt die zusammen getackerten Papiertstapel dann in eine schmale Schublade und aus den Augenwinkeln kann ich bei ein paar von ihnen, links oben, in der Ecke, verschiedene Namen und dahinter, in einer Klammer stehende, Nummer entdecken.
 

„Klausuren?“, bohre ich nach, worauf Herr Akasuna mir nur einen warnenden Blick zuwirft.
 

„Deidara, behalt deine Nase bei dir. Du wühlst dich mit ihr schon genug, durch andermans’ Angelegenheiten,“, gibt er mir schließlich zu verstehen, wie sehr er sich wieder freut, mich zu sehen, doch in genau diesem Moment fällt mein Blick, auf das Datum, rechts oben, in der Ecke.
 

„Von Juli? Meine Güte, sie lassen sich aber Zeit mit dem Korrigieren.“ , bemerke ich und kaum merklich, hält Herr Akasuna inne.
 

„Nicht, dass es mich stören würde.“, plappere ich einfach weiter, bemerke erst gar nicht, wie Chuckys Blick, mit einem Mal, seltsam abwesend ist, „Aber es gibt Leute, die nervt sowas eben. Meine beste Freundin ist so, ich glaube sie kennen sie, Tenten. Also auf jeden Fall hat sie mal eine Hausarbeit bei ihnen geschrieben und die dann auch noch vorbei gebracht, weil sie am Tag der Abgabe krank war.“, erkläre ich.
 

Was im Übrigen auch der Grund war, weshalb Tenten mir auf Yahikos Party tatsächlich hatte sagen können, wo genau Herrn Akasunas Haus wohnt.
 

Sie ist vielleicht etwas obsessed, wenn es um die Uni geht, aber so weit, dass sie den Professoren bis nach Hause folgt, ist es dann auch noch nicht.
 

„Kann sein.“, brummt Herr Akasuna, klopft dann einen weiteren Stapel von Papieren zusammen und legt diesen, direkt neben seinem Macbook ab.
 

„Naja, auf jeden Fall sollten sie sich mal beeilen, nicht das ihnen die Leutchen noch aufs Dach steigen.“, gebe ich Schulterzuckend zu bedenken, worauf ich einen äußerst feindseligen Blick kassiere.
 

Sorry, Sie Model.
 

Aber so, wie ich das sehe, wird der Kerl für seinen Job entsprechend entlohnt, also kann er auch ruhig mal was dafür tun.
 

Oder sehe ich das falsch?
 

So funktioniert diese Welt eben, dieses System habe ich nicht erfunden.
 

„Haben Sie als Dozent keine Fristen einzuhalten, oder so?“ , erinnere ich mich daran, dass es sowas doch früher bei den Lehrern, in der Schule gab.
 

„Doch.“, kommt es etwas gedämpft zurück und mit hoch gezogenen Brauen, werfe ich Pumuckl einen abschätzigen Blick zu.
 

„Na, dann mal ran an den roten Fineliner,…“, beginne ich, zucke zusammen, als Herr Akasuna mit einem Mal zornig herum wirbelt, mich mit seinen giftigen Blicken beinah erdolcht.
 

Wenn diese töten könnten, dann wäre ich jetzt tot.
 

Mause - Tot. Das sage ich euch.
 

„Deidara!“, fauchte er mich an und instinktiv weiche ich einen halben Meter zurück.
 

Junge, was jetzt los?
 

„Ja?“, hauche ich, doch etwas erschrocken, über diesen willkürlichen Stimmungswechsel.
 

Dieses Mal habe ich doch nun wirklich nichts gemacht.
 

Habe niemanden beleidigt, nirgendwo hin gekotzt.
 

Naja, vielleicht hat er einfach nen schlechten Tag - Obwohl er sich ja generell wohl momentan keiner wirklich sonnigen Episode zu erfreuen scheint.
 

„Kannst du bitte, … einfach die Klappe halten? Kriegst du das hin?!“ , schnauft er angestrengt und kurz habe ich Angst, dass er mir womöglich, tatsächlich an die Gurgel springen könnte.
 

„Ich meine ja nur, …“, beginne ich, nun doch etwas unsicher geworden, doch erneut fällt mir Chucky, mitten ins Wort.
 

„Ich kam eben noch nicht zu. Ist das so schwer zu verstehen?!“, fährt er mich entnervt an und ich schüttle den Kopf.
 

„Ne, aber wie kann ich das wissen?“, gebe ich gespielt unbeeindruckt zurück, dabei macht mir dieser Wahn in seinen Augen, Tatsache, etwas Angst.
 

Ein bisschen Psycho ist er halt schon.
 

Wohnt alleine in einem Haus, mitten im Wald.
 

Hat Depressionen.
 

Wäscht seine Klamotten mit Holunder-Waschgel.
 

Na, wenn das mal nicht nach einem Serienkiller aussieht.
 

„Gar nicht, weil du absolut keine Ahnung hast, also halt dich mit deinem Urteil zurück.“, keift er halblaut, klappt die Arbeitsfläche, des Sekretärs, dann mit einem solchen Ruck nach oben, dass es mir noch Minuten später, in den Ohren klingelt, von dem Knall und rauscht dann, leise grummelnd, an mir vorbei, gen Küche.
 

Wie bestellt und nicht abgeholt, stehe ich da, schaue ihm völlig entgeistert hinterher.
 

Was war das denn?
 

Mir war klar, dass der Kerl nicht alle Nadeln bei der Tanne hat, ich meine, klar, … immerhin hat er versucht sich zu erhängen, aber das war doch jetzt wirklich etwas übertrieben.
 

Kids these days…
 

Und da dachte ich immer, meine Generation wäre es, die bereits ein Trauma davon bekommt, dass die Person, links neben ihr im Bus, zwei Mal zu laut hustet.
 

„Joa, …“ , seufze ich dann gedehnt, halb zu mir, halb zu Herrn Akasuna sprechend, „Dann machen Sie doch schonmal den Ofen an, oder was auch immer man für Sushi braucht.“
 

Es kommt keine Antwort, vermutlich schiebt der gute Kerl gerade den Kopf, in den Backofen, aber immerhin ist Letzterer dann schon mal vorgeheizt.
 

Immer noch, leicht überfordert, gehe ich zurück zur Sofalandschaft, schnappe mir meine Tasche, in der ich alles Nötige, für den anstehenden Sushi-Spaß verstaut habe, werfe dabei einen flüchtigen Blick auf mein Handy.
 

Ein paar Nachrichten auf Instadirect, doch die interessieren mich wenig, viel mehr, klicke ich eigentlich sofort auf die Nachricht von Itachi:
 

„Hey, hat heute morgen alles geklappt?“
 

„Was machst du morgen Abend?“
 

„Deidara, alles okay?
 

Bitte meld dich.“
 

Ich seufze, schüttle dann schmunzelnd den Kopf, ehe ich eine kurze Antwort tippe.
 

Typisch Itachi, ganz der große Bruder, kaum bist du mal den halben Tag nicht online, wirst du direkt für tot erklärt.
 

Obwohl das, bei einem Handy-Junkie wie mir, wahrscheinlich nicht wirklich verwunderlich ist, denn sollte ich mal tatsächlich über einen längeren Zeitraum nicht zurück schreiben, dann ist entweder mein handy wohl geklaut worden oder ich bin geklaut worden.
 

Und befinde mich auf dem Weg, nach Japan, eingerollt und gefesselt, in einem überdimensionalen Nori-Blatt und mit einem Onigiri geknebelt.
 

„alles ok haha, bin gerade bei Sasori. morgen abend steht nichts, wieso?“, texte ich also zurück, klicke dann auf den Chat, unter dem von Itachi, welcher zu Tenten gehört.
 

Mir entweicht ein entnervtes Seufzen, sowie ich ihre Nachricht öffne:
 

„Er hat noch nicht geschrieben, …
 

Können wir die Tage vielleicht was machen? keine Ahnung, mir egal, was.“
 

Ich schüttle den Kopf, könnte das Mädchen dafür klatschen, dass sie sich von dem Mistkerl so einlullen lässt, schreibe ihr dann dennoch zurück:
 

„ jo bin nur morgen abend mit Itachi, sonst ist mir egal. Sag an, wann du zeit hast.“
 

Gerade, als ich mein Handy zurück, in meine Tasche schieben möchte, ploppt eine Antwort von Itachi, auf meinem Sperrscreen auf:
 

„Wer ist Sasori?“
 

Kurz bin ich irritiert, muss dann tatsächlich auflachen, ehe sich ein breites Grinsen auf meine Lippen stiehlt.
 

Seht ihr, was ich meine?
 

Sasori klingt viel zu lieb, hätte ich Wolfgang geschrieben, dann hätte Wiesel wahrscheinlich sofort gewusst, was Sache ist.
 

„Was lachst du denn so?“
 

Ich wirble herum, blicke dann rüber, zu Herrn Akasuna, der sich offenbar wieder eingekriegt zu haben scheint, mich abwartend mustert, mit verschränkten Armen dabei, gegen den Türrahmen lehnt.
 

„Darf ich nicht?“, gebe ich frech grinsend zurück, worauf Cucky nur mit den Augen rollt, sich kopfschüttelnd abwendet und durch den Flur zurück, in die Küche schlurft.
 

„Hast du denn alles, was man für Sushi braucht?“ , höre ich es aus dem Raum, schräg gegenüber, ungeduldig brummen und ich muss unweigerlich grinsen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kartoffelecke
2019-05-05T20:20:37+00:00 05.05.2019 22:20
yaaaaaas, weiter gehts!

Irgendwie gefällt mir dieses Kapitel narrativ richtig gut. Irgendwie bringt es Deidaras Charakter authentisch in eine positivere Richtung. Bis jetzt war er halt wirklich 'nur' hilfsbereit, aber ansonsten eigentlich ein ganz schöner Idiot in vielerlei Bereichen :'D
Die Szene mit Tenten bis hin zu Sasori, gut gemacht ^^ Für ein Kapitel richtig viel passiert :D

Richtig gut fand ich auch Sasori. Depression äußert sich manchmal in Aggressivität. Aber manchmal ist es auch ein Schutzmechanismus. Trotzdem schickt er Dödeldei nicht fort. Irgendwo mag er ihn ja, wenn auch erstmal nur Neugierde, was dieser Verrückte plötzlich in seinem Leben zu suchen hat. Und vielleicht die leise Hoffnung dass es wieder besser wird? Zumindest ein bisschen? wer weiß...

Freu mich aufs nächste Kapitel! Hau rein!

Antwort von:  -AkatsukiHime
10.05.2019 00:21
EYHO :D

Wie gehts, wie stehts, was sagt der Tacho?
Meiner schreit nach frischem Kühlwasser, dabei wurde das neulich erst gewechselt.
Rat mal, wessen Auto Muse für Deidaras Schrottlaube in dieser feinen Geschichte war? :3 ... jaha, mein Brum-Brum wiurde auch hinten provisorisch mit etwas Paketband verarztet, aber sonst gehts ihm ganz gut.


Mhh, Deidara hat bereits den ersten Schritt getan, in dem er endlich mal Nägel mit Köpfen gemacht hat und sich zumindest ein bisschen fachliteratur nach Hause geholt (da darf man schonmal klatschen).
Ansonsten bin ich bemüht Depressionen mit all seinen Facetten zu beschreiben.
Und da Depression nun einmal nicht nur "Ich bin traurig. help." ist, dachte ich, das wäre vielleicht eine gute Gelegenheit die Story bereits einmal etwas in die Richtung zu lenken, wo sie am Ende auch hinführen wird, aber ich möchte nicht zu viel verraten :3

Hat mich wie immer gefreut, hoffe den Miezen gehts gut und sie miezen viel <3

Tüdelü.



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