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Zwischen den Welten

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Vorbereitungen auf das Unvermeidliche

18. Vorbereitungen auf das Unvermeidliche
 

Am ersten Tag meines Sondertrainings führte mich Ryura in einen großen Raum im westlichen Bereich des Schlosses, nicht weit von Sesshomarus Büro entfernt. Dieser Raum diente normalerweise ausschließlich dem Erben des Westens für das Training. Aber da unser Vorhaben vor dem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte, durften wir diesen für unsere Zecke benutzen. Der Raum war spärlich ausgestattet, lediglich Matten auf dem Boden und einige Sandsäcke, die ich auch von dem Trainingsgelände kannte. Die Rekruten, mit denen ich normalerweise immer trainierte wurden in dieser Zeit von einem ebenfalls guten Krieger Sesshomarus Armee ausgebildet. So verlief alles wie gewohnt weiter.
 

Ryura war ein hervorragender Lehrer, fachkundig und geduldig. Wir trainierten jeden Tag und ich hatte in den vier Wochen nochmal mehr gelernt als in den Monaten zuvor. Ryura konzentrierte sich in dieser Zeit ausschließlich auf mich. Die anderen Dämonen, die für die westliche Armee trainierten, wurden durch einen erfahrenen Dämon aus Sesshomarus Streitkraft betreut. So stellte Sesshomaru sicher, dass seine Armee weiterhin aufgestockt werden konnte und ich das Training erhielt, das für meinen bevorstehenden Kampf von Nöten war. Ich war dankbar für diese Sonderbehandlung. Sesshomaru und Serena ging es vor allem darum, den Schein zu wahren und mich zu seinem Vorteil zu nutzen, ich hingegen kämpfte um mein Überleben.
 

Wir konzentrierten uns ausschließlich auf Yomis Kampftechniken und seine Vorgehensweise gegen seine Gegner vorzugehen. Ziel war es, alle seine Schritte im Voraus zu erkennen, damit ich während dem Kampf blitzschnell auf seine Aktionen reagieren konnte. „Dein Ziel muss es sein stets vor Yomi zu agieren, ihm erst gar keine Chance zu geben an dich heran zu kommen“, wie er mich während einer unserer Nachmittagsstunden an. „Du besitzt weder die Größe, noch die Stärke, also kommt es bei dir auf Schnelligkeit, Reflexe und Entschiedenheit an. Du musst ihn unvorbereitet treffen und ihm standhalten, bevor er erkennt, dass er dir weit überlegen ist. Jeder Schlag muss sitzen, jede deiner Bewegungen zählen.“ „Was, wenn ich trotzdem keine Chance habe an ihn heran zu kommen?“, fragte ich meinen Trainer und schaute ihn erwartungsvoll an. „Das ist keine Option. Ich habe dich gelehrt nie aufzugeben und fokussiert an deinem Vorhaben zu arbeiten.“ Ich nickte, wusste jedoch nicht, ob ich dazu in der Lage war. Doch aufgeben würde ich niemals, dem war ich mir sicher.
 

Als unser Training voran schritt, bemerkte ich, dass ich immer besser in den Bewegungsabläufen wurde. Mein Körper verwandelte sich in eine starke, schnelle Waffe. Einmal gelang es mir sogar Ryura die Nase blutig zu schlagen, als mein spitzer Ellenbogen schneller in seinem Gesicht landete, als er die Möglichkeit hatte, meine schnelle Bewegung abzublocken. Das war eine Leistung auf die ich stolz sein konnte, auch wenn ich zunächst Schuldgefühle hatte. Ich wollte ihn nicht verletzten. Mir war aber durchaus bewusst, dass ihn mein Treffer nicht schmerzen würde. Ryura lächelte erstaunt und rieb sich seinen Kiefer, um diesen nach dem Aufprall mit meinem Ellenbogen zu lockern. „Sehr gut“, ließ er bewundernd verlauten. „Du bist soweit. Mehr kann ich dir nicht mehr beibringen. Du kennst Yomis‘ Vorgehensweise jetzt bis in kleinste Detail. Jetzt liegt es an dir, deine Kenntnisse auch entsprechend umzusetzen.“ Wir hatten an unserem letzten Trainingstag schon mehrere Stunden im Trainingsraum verbracht und ich war noch nicht völlig erschöpft. Meine Kondition wurde durch das harte Training mit Ryura gesteigert, lediglich einzelne Schweißtropfen zeichneten sich auf meiner Stirn ab. Mein Lehrer war mehr aus zufrieden mit meiner Leistung.
 

In den vier Wochen, die wir für die Vorbereitungen hatten, war ich ausschließlich mit Trainieren beschäftigt. Zeit für andere Dinge gab es nicht. Die einzigen sozialen Kontakte hatte ich, während dem Abendessen, mit Rin, Hoshi, Jaken und natürlich mit Ryura, mit dem ich die meiste Zeit verbrachte. Lady Myung war auch immer mal wieder mit von der Partie, doch hasste ich diese Abende am meisten. Ich konnte diese Frau einfach nicht leiden, sie war mir mehr als unsympathisch. Sesshomaru nahm nur gelegentlich an dem Abendessen teil, was ich als ungewöhnlich empfand, war er sonst immer regelmäßig anwesend. Bei den wenigen Abendessen, an denen er anwesend war, sprachen wir kein einziges Wort miteinander. Auch bei meinem Training hatte er sich nie blicken lassen. Eigentlich sollte mich das nicht stören, aber irgendwie tat es das. Ich tat alle diese Anstrengungen für den Westen, also für ihn, da konnte er mir doch ruhig ein wenig Anerkennung zeigen. Mir war aber sehr wohl bewusst, dass ich hierauf vergebens warten würde. Rin begründete sein abweisendes Verhalten damit, dass er sehr viel mit den unterschiedlichsten Botschaftern zu tun hatte. Ich hingegen hatte den Verdacht, dass seine Abwesenheit mit dem Geschehenen nach dem Treffen mit den Fürsten zu tun hatte. Er ging mir aus dem Weg. Fast jede Nacht hatte ich mir jene Szene immer und immer wieder in Gedanken wiederholt.
 

Warum wollte Sesshmaru auf einmal, dass er mein Gegner sein sollte?
 

Warum war er so verärgert darüber, dass sein Vorhaben von den anderen nicht angenommen wurde.
 

Sein Verhalten war so untypisch für ihn. Er handelte nicht rational. Die Reaktion der Fürsten auf Sesshomarus Herausforderung war in meinen Augen selbsterklärend. Er wollte sie davon überzeugen, dass ich die Auserwählte sei. Es würde ihm doch in die Karten spielen, wenn er mein Gegner wäre. Es war zu offensichtlich, dass das ein abgekartetes Spiel zwischen uns sein würde. Aber darauf wollte ich mich nicht mehr weiter konzentrieren, wollte mich nicht ablenken lassen.

An meinem letzten Abend schlenderte ich noch am frühen Abend im Schlossgarten gedankenlos umher. Ich war hier nur selten unterwegs, hatte dafür einfach keine Zeit. Vor meinem großen Kampf morgen, genoss ich jedoch nochmal die Ruhe, die der Garten ausstrahlte. Hier herrschte keine Hektik und keiner wollte was von mir – ich war alleine. Ich setzte mich auf eine Bank am See und atmete tief die kühle Abendluft ein. Morgen war es soweit, der Kampf mit Yomi stand bevor. Seit gestern waren die Fürsten wieder auf dem Schloss und mit ihnen alle ihre wichtigen Untertanen. Nach dem Kampf sollte ihr großes Fest bezüglich ihres Friedenabkommens stattfinden. Wie zynisch die ganze Situation doch war. Sie feierten wegen eines Abkommens, welchem keinen von ihnen eine Bedeutung zukommen ließ. Sie waren alle davon besessen, durch meine Hilfe, die Alleinherrschaft zu erlangen und jeder von ihnen war diese Tatsache sehr wohl bewusst. Ich schüttelte abwertend den Kopf, als sich jemand neben mir nieder ließ. Ich staunte nicht schlecht, als ich erkannte wer dies war.
 

Lady Myung.
 

„Kann Ich Euch helfen?“, erkundigte ich mich ungläubig bei ihr. Sie schaute starr nach vorne und verzog keine Miene. Im Schein des Sonnenuntergangs sah sie noch anmutiger aus, ihre Haut schien sogar zu leuchten. Dann wendete sie ihren Blick zu mir und grinste verführerisch. „Die Frage lautet doch eher, ob ich Euch helfen kann.“ Ich versuchte beherzt, dass meine Emotionen und Gedanken nicht gänzlich im meinem Gesicht abzulesen waren. „Das wage ich zu bezweifeln“, erwiderte ich ihr. Diesmal war ich diejenige, die herablassend grinste. Wie sollte sie mir schon helfen können. Soweit ich wusste, war sie zwar ein Dämon, jedoch keiner der der Kampfkünste mächtig war. Statt mir zu antworten hielt sie mir ein kleines Fläschchen hin. Stirnrunzelnd betrachtete ich den kleinen Gegenstand in ihrer Hand. Ich konnte eine klare Flüssigkeit erkennen, konnte mir aber nicht vorstellen wie mir das helfen sollte. „Wenn Ihr das zu Euch nehmt, dann werdet Ihr morgen während des Kampfes keine Schmerzen empfinden. Ihr werdet alle Angriffe von dem Fürsten problemlos wegstecken und das verschafft Euch Zeit“, beantwortete sie mir meine unausgesprochene Frage. Misstrauisch schaute ich sie an. Ich traute ihr nicht, die Sache musste doch einen Harken an. „Warum sollte ich sowas nötig haben?“ Auch vor ihr hatte ich meine Rolle zu spielen. Selbstbewusste konterte ich ihrem verwunderten Blick, der starr auf mich gerichtet war. Mit dieser Reaktion hatte sie wohl nicht gerechnet, doch dann fing sie an zu lachen. „Liebes, mir ist sehr wohl bewusst, dass Ihr keinerlei Fähigkeiten habt. Ich mag zwar keine Kriegerin sein, aber dafür funktioniert mein Verstand umso besser“, erklärte sie mir. Ich stockte kurz.
 

War es denn so offensichtlich?
 

Ich schluckte meinen Kloß im Hals herunter. „Keine Sorge, die Herrschaften sind viel zu sehr damit beschäftigt die Alleinherrschaft zu erlangen, dass sie ihren klaren Blick hierfür verlieren.“ Sie schmunzelte mich an, schien das zu amüsieren. Ich hingegen wurde immer unsicherer. Ich griff nach der Flasche und bewegte sie in meiner Hand hin und her. „Warum wurde mir sowas nicht von Hoshi oder Sesshomaru angeboten“, fragte mehr mich als sie, schien diesen Gedanken jedoch laut geäußert zu haben. „Lässt die Wirkung nach, werden die Schmerzen weitaus schlimmer sein.“ Sie sagte dies mit einer unheimlichen Stimme, so als würde sie dieser Gedanke gefallen. Sie wollte mir damit nichts Gutes tun, das war mir klar, aber ich dachte tatsächlich darüber nach, das Mittel in Anspruch zu nehmen. Ich hatte ein ungutes Gefühl, alles in mir sagte, dass ich mich von ihr und ihrer „Hilfe“ fern halten sollte. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an und der Druck in meinem Burstkorb schien mich zerreißen zu wollen.
 

So musste es sich anfühlen, wenn man dabei war, die Hilfe des Teufels anzunehmen.



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