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Metamorphosis

von

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Heart


 

o4. Heart

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Herz.
 

Ich dachte wirklich, dass es mir Hidan herausreißen würde.

Wir waren Partner und ein eingespieltes Team wenn es ums Kämpfen ging. Doch das waren wir nur weil wir es mussten. Sonst war da nichts zwischen uns. Hidan war einzig und allein an seinem Gott interessiert, so wie ich an meinem Geld. Etwas anderes war keinem von uns wichtig.

Er hatte es immer gehasst, wie ich mit ihm umgesprungen war. Ich stellte meine Überlegenheit ihm gegenüber immer offen zur Schau. Es bereitete mir Spaß, ihn damit zu provozieren. Deshalb dachte ich, dass er mich sofort seinem Gott opfern würde, sollte sich irgendwann die Gelegenheit dazu ergeben.
 

Warum hatte er sie verstreichen lassen?
 


 

Ich wollte mich ausruhen, doch anscheinend hatte ich die letzten Tage genug Ruhephasen gehabt, denn es gelang mir nicht mehr richtig einzuschlafen. Ich war wach, doch mein Körper zu geschwächt, als dass ich groß etwas anderes hätte tun können, als da zu liegen.

Und so vergingen Stunden, in denen ich bloß vor mich hin döste.
 

Ich dachte viel nach. Vor allem über Hidan.
 

Er verhielt sich soweit ruhig und tat ansonsten so, als wäre nichts passiert. Also kam ich zu dem Schluss, dass von ihm keine Gefahr ausging. Denn wenn er mich töten wollte, hätte er es schon längst getan. Und falls er es doch noch vor hatte, würde ich mich in nächster Zeit sowieso nicht verteidigen können. Also spielte es keine Rolle, wenn ich mich einfach fallen ließ. Denn ständig meine Sinne geschärft zu halten war auf Dauer anstrengend und das förderte wohl kaum meine Genesung.
 

Ich wusste nicht warum er sich zurückhielt. Aber vielleicht war es so etwas wie ein Waffenstillstand, eine Schonfrist, die vorbei sein würde sobald es mir besser ging? Weil er dachte, dass er mir etwas schulden würde? Würde jedenfalls erklären, warum er mit seinen Sticheleien sparte, mit denen er mir, vor dem allem, jeden Tag auf die Nerven gegangen war.
 

Im Halbschlaf bekam ich mit, wie er die Höhle einmal verließ, jedoch nicht lange weg blieb. Und als ich das nächste mal die Augen aufschlug, sah ich, dass er mir neues Wasser geholt, sowie mein Erbrochenes weggespült hatte. Ich sagte nichts dazu, war ihm aber dankbar, denn es war nicht gerade angenehm, daneben zu liegen und sich kaum davon weg bewegen zu können.
 

Auf unseren Reisen kümmerte sich jeder um seinen eigenen Kram und eigentlich waren wir zwei Einzelgänger, die gezwungenermaßen in einem Team feststeckten. Wir waren auf einer Höhe, schenkten dem anderen nichts. Deshalb war es ungewohnt, nun in gewisser Hinsicht auf Hidan angewiesen zu sein. Und umso seltsamer war es, dass er sich, ohne die Situation auszunutzen, tatsächlich um mich kümmerte – auch wenn es sich nur um das Nötigste handelte.
 

Eine Frage schwebte den ganzen Tag lang unausgesprochen zwischen uns. Und mit jedem Blick, den Hidan mir zuwarf, schien sie noch etwas drängender zu werden.
 

Warum hast du das getan?
 

Ein paar mal hatte es den Anschein, als würde sie mir Hidan tatsächlich stellen wollen. Doch am Ende tat er es doch nicht, was mir mehr als recht war. Denn ich hätte keine Antwort darauf gewusst. Wenn mir selbst nicht klar war, warum ich mein Leben für ihn auf's Spiel gesetzt hatte, wie sollte ich es dann ihm erklären?
 

Irgendwann in der Nacht, mein Bewusstsein schwebte noch immer zwischen Wach und Schlaf, da spürte ich etwas an meinem Rücken. Es war warm und drückte sich leicht gegen mich.
 

«Du hast mich gerettet», flüsterte eine Stimme in der Dunkelheit.
 

Nur wenig später war ich mir bereits nicht mehr sicher, ob ich mir das nicht doch bloß eingebildet hatte. Denn die zweite Wärmequelle trug dazu bei, dass diese hartnäckige Kälte wenigstens etwas aus meinen Knochen wich und ich langsam in einen tiefen, traumlosen Schlaf abdriftete.
 


 

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Ich erholte mich nur sehr langsam.
 

Die meiste Zeit verbrachte ich damit, am Feuer zu liegen und meinen Gedanken nachzuhängen.

Ich hasste dieses nichts tun, doch mein Körper brachte Ruhe und ich war nicht so dumm, ihm diese nicht zu lassen oder ihn voreilig wieder zu stark zu belasten. Immerhin war ich nur knapp dem Tod entronnen, also ging ich es langsam an.

Ich war kein redseliger Typ, hielt mich was Kommunikation anging nur an das Nötigste. Und doch erfreute ich mich daran, wann immer mir Hidan etwas erzählte. Auch wenn es sich um noch so etwas Belangloses handelte und ich nur selten etwas darauf erwiderte – ich hörte zu. Es vertrieb meine Langeweile wenigstens ein bisschen.
 

Hidan verließ die Höhle mehrmals am Tag. Ich wusste nicht genau, was er tat oder wohin er ging. Doch vermutlich hielt er nach Feinden Ausschau oder vielleicht schlug es ihm genauso wie mir auf’s Gemüt, so lange untätig herumzusitzen und er vertrat sich nur die Beine.

Allzu lange ließ er mich jedoch nie alleine.
 

Unsere Essensvorräte mussten während meiner Bewusstlosigkeit zur Neige gegangen sein, denn Hidan kam gegen Abend des zweiten Tages mit einem erlegten Hasen und ein paar gesammelten Beeren von einer seiner Ausflüge zurück. Er briet das Fleisch über dem Feuer und auch wenn ich mehrmals sagte, dass ich keinen Hunger hätte, beharrte Hidan so lange darauf, dass ich etwas zu mir nahm, bis ich nachgab. Ich kriegte nicht viel runter, doch wenigstens behielt ich es im Magen.
 

Es vergingen zwei weitere Tage und das Bedürfnis mich zu waschen nahm am dritten Tag überhand.

Es war eine Erleichterung, als ich den ersten Schritt aus der Höhle tat und endlich etwas anderes zu sehen bekam als kalte Steinwände. Ich folgte mit noch wackeligen Beinen dem Weg, den Hidan mir beschrieben hatte und fand den kleinen Bach wenig später. Ich kniete mich ans Ufer, verschnaufte kurz, da mich der Weg hierhin schon angestrengt hatte.

Ein See wäre mir zwar lieber gewesen, da sich so das Waschen etwas praktischer gestaltet hätte. Doch jetzt noch nach einem solchen zu suchen würde meine Verfassung nicht zulassen.
 

Der Bach war erstaunlich klar und als ich mich meiner Kleidung entledigte, war es eine gute Möglichkeit meinen Körper mal genauer zu inspizieren. Sichtbare äußere Verletzungen schien ich von dem Vorfall keine davongetragen zu haben. Mal abgesehen von der gigantischen, hässlichen Blessur, die ovalförmig meine ganze Brust und den halben Bauch bedeckte. Es schmerzte noch etwas, wenn ich die Haut dort eindrückte. Der Fleck schien an den Rändern schon von Lila ins Gelb überzugehen. Was man als gutes Zeichen werten konnte, denn dann heilte es bereits ab.
 

Ich wusch mich mit einem Lappen, den ich zuvor in das kalte Wasser tunkte. Es tat unglaublich gut, den ganzen Schweiß und Dreck der letzten Tage loszuwerden.

Nachdem ich meine Haare auch noch notdürftig gewaschen hatte und mich wieder einigermaßen sauber fühlte, war ich gezwungen wieder meine zerfetzte Kleidung anzuziehen. Auch mein Mantel sah reichlich mitgenommen aus. Das würde eines der Dinge sein, die ich als erstes erledigen würde, sobald wir weiterzogen – neue, saubere Kleidung beschaffen. Immerhin konnte ich doch nicht weiter so rumlaufen, dachte ich noch und trat den Rückweg an.
 

Hidan erwartete mich bereits. Er saß am Feuer und machte sich über einen der beiden Spieße her. Er sah nur kurz auf, als ich eintrat.

Ich setzte mich zu ihm, nahm mir meinen Spieß und biss hungrig rein. Heute gab es Eichhörnchen – das Fleisch schmeckte weniger scheusslich als es sich anhörte, doch ich freute mich jetzt schon darauf, endlich etwas anderes essen zu können als das, was gerade im Wald herumlief.
 

«Ich hab was für dich.» Hidan griff in seine Manteltasche und warf mir dann ein Stoffbündel zu. Welches ich mit einer Hand auffing – es bestand aus meinem Stirnband, samt Kopfbedeckung und Maske.
 

«Ich hab es im Wald gefunden. Es lag nicht sehr weit von der Stelle weg, wo ich dich nach dem Kampf gefunden habe. Ich dachte du willst es sicher wiederhaben, weil… keine Ahnung… es dir vielleicht wichtig ist. Oder so.»
 

Die Platte mit dem eingestanzten Zeichen meines Dorfes, war ein wenig verdreckt, doch die Kerbe, die mich als Abtrünniger kennzeichnete, und sich quer durch das Metall zog, war auch unter der getrockneten Schlammschicht gut zu erkennen. Ich starrte einige Sekunde schweigend darauf und drängte die Erinnerungen zurück, die sich gerade in meinen Geist schleichen wollten. Kopfschüttelnd legte ich die Sachen neben mich.
 

«Eigentlich nicht», erwiderte ich kalt und aß weiter.
 

«Wir sollten uns langsam mal bei Pain melden», wechselte ich dann das Thema.
 

In den letzten Tagen war ich zu sehr mit mir beschäftig gewesen, als auch nur einen Gedanken an etwas anderes zu verschwenden. Doch nun ging es mir besser und der Leader fragte sich bestimmt schon, wo wir abblieben. Im Normalfall meldeten wir uns regelmässig, gaben Bericht ab, wie wir mit den Aufträgen vorankamen, die er uns erteilte. Und wenn Pains Ungeduld Überhand gewann, nahm er direkt mit seinem Gedanken-Jutsu Kontakt mit uns auf.
 

Als letztes sollten wir den Nibi fangen und hatten uns eigentlich auf dem Weg nach Kumo befunden, bevor uns diese fremden Shinobi dazwischengekommen waren. Von unserem jetzigen Standort aus dauerte es nicht länger als zwei Tage bis nach Kumo, von daher waren wir schon knapp eine Woche im Verzug.

Dass sich Pain also noch nicht nach uns erkundigt hatte, war deshalb schon etwas verwunderlich.
 

«Das habe ich bereits», antwortete Hidan.

Ich ließ den Spieß sinken und sah zu ihm rüber.
 

«Was hast du ihm gesagt?»
 

«Dass sich der Jinchūriki gut versteckt hält und wir bisher nicht herausfinden konnten, in wen der Nibi versiegelt wurde. Ich hab ihm verklickert, dass wir derweil ein Kopfgeld verfolgen, bis sich unser Informant mit Neuigkeiten bei uns meldet.»
 

«Du hast ihn angelogen», bemerkte ich sachlich, ohne ihm einen Vorwurf zu machen. Obwohl es vielleicht nur halb gelogen war, immerhin hatten wir wirklich noch keine Meldung von unserem Informanten erhalten. Was nicht erklärte, warum er den Vorfall dem Boss verschwiegen hatte.
 

«Ja. Ich dachte, das sei dir lieber.»
 

Ich sah ihn einen Moment lang stumm an, da ich nicht gedacht hätte, dass er meinetwegen gelogen hatte.

Er schien meinen Blick nicht zu bemerken, denn er aß unbeirrt weiter. Etwas Fett lief ihm den Mundwinkel hinab, welches er jedoch schnell mit der Zunge aufleckte.
 

«Ist es», brummte ich schließlich.
 

Als hätte Hidan nichts anderes erwartet, nickte er daraufhin nur.
 

Ich wollte mich wieder meinem Essen widmen, als meine Brust plötzlich ein starkes Stechen durchfuhr. Ich kniff die Augen zusammen, fasste mir an die schmerzende Stelle und grub meine Nägel in den Stoff meines Oberteils.

Solche Attacken waren in den letzten Tagen öfters vorgekommen. Aber dass die Nachwirkungen so heftig und langwierig ausfallen würden, war beunruhigend. Ich hoffte nur, dass es nicht für immer so sein würde und sie irgendwann verschwanden.
 

«Was ist?», fragte Hidan, als ihm wohl meine verkrampfte Haltung aufgefallen sein musste. Prüfend sah er mich an und ich bemühte mich, mein Gesicht nicht allzu stark zu verziehen, damit er nicht gleich wusste was los war.
 

«Nichts.» Wehrte ich ab und dann ließ der Schmerz glücklicherweise wieder nach.
 

Nachdem ich aufgegessen hatte, legte ich mich nahe der Feuerstelle hin, sah eine Weile den Flammen zu, wie sie um einander herumtanzten, bevor ich die Augen schloss und versuchte zu schlafen. Die Nacht brach langsam herein, das Dämmerlicht von draußen flutete die Höhle und gab dem Schattenspiel, das vom Feuer an den Steinwänden erzeugt wurde, einen gespenstischen Touch.

Ich brauchte nicht lange zu warten, bis sich Hidan zu mir legte.
 

Das tat er seither jede Nacht. Und so wie jedes mal, unternahm ich auch dieses mal nichts dagegen.
 

Dass er jetzt plötzlich meine Nähe suchte kam zwar unerwartet und da jetzt einfach jemanden neben sich liegen zu haben war auch gewöhnungsbedürftig, doch richtig stören tat es mich nicht. Es war eigentlich ganz angenehm und ich mochte die Wärme die von ihm ausging.

Auch wenn es mir nun schon besser ging, auf Kälte reagierte ich noch immer sehr empfindlich. Mir war fast permanent kalt und das, obwohl erst Herbst war und die Temperaturen noch nicht besonders niedrig. Ich wusste nicht genau, woran das lag. Doch ich hatte die Vermutung, dass es etwas mit meinen verlorenen Herzen zu tun hatte. Vielleicht arbeitete mein Blutkreislauf nun nicht mehr so effektiv wie zuvor noch, jetzt, da ich nur noch ein Herz besaß. Würde auch erklären, warum ich mit voll aufgestockten Herzen sogar im Winter selten gefroren hatte.
 

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Hidan hinter mir wahrnehmen konnte, der noch etwas näher an mich rückte und die Worte von sich gab, die er mir schon so oft zugeflüstert hatte.
 

«Du hast mich gerettet.»
 

So simpel und einfach die Wortwahl auch war, der Tonfall zeugte von einer tiefen Bedeutung.
 

Bisher war es dabei geblieben, dass Hidan sich nah an mich legte – gerade so, dass ich ihn hinter mir spürte. Doch heute wagte er mehr. Wohl ermutigt davon, dass ich ihn bisher nie weggestoßen hatte, legte er zögerlich einen Arm um mich und als ich nicht darauf reagierte, platzierte er seine Hand auf meinem Bauch. Ich verspürte auch dann nicht das Bedürfnis mich von ihm zu lösen, als sein Atem meine Schulter streifte, während er seine Wange an meinen Nacken schmiegte.

Und dann, ganz plötzlich, wusste ich es einfach.
 

Hidan hatte damals in dem Waldstück nie vorgehabt mir zu schaden. Er hasste mich nicht. Hatte es nie. Genauso wenig wie ich ihn niemals wirklich gehasst hatte.
 


 

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Pain don't hurt the same, I know

The lane I travel feels alone

But I'm moving 'til my legs give out

And I see my tears melt in the snow

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