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Am I not human?

von

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Mensch oder Monster?

Zusammen mit Obito lief Deidara den Weg an den Baracken entlang. Sie schwiegen sich an und blickten einfach nur stur geradeaus, und Deidara fragte sich ob Obito auch seinen Gedanken von der Rampe nachhing oder ob er diese Geschehnisse bereits abgefertigt hatte und einfach beiseiteschob.
 

Deidara jedenfalls ließen die Ereignisse nicht los.
 

Es war mitunter das schlimmste was er je zu sehen bekommen hatte, direkt nach Stalingrad zumindest.

Stalingrad war nachwievor das schlimmste was der Krieg für ihn zu bieten hatte.
 

Er biss die Zähne zusammen und bemühte sich den Gedanken erneut wegzukriegen.
 

Der Blonde wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er ein aufstöhnen hörte und eine hektische Entschuldigung in einem gebrochenen Deutsch. Er sah auf und erkannte einen kleinen Mann, welcher gekrümmt und zitternd vor ihnen stand, die Hände schützend vor sich hielt und den Blick schockiert zu Boden gerichtet hatte. Er öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, doch Obito lächelte den Mann nur kühl an, dann trat er ihm gegen das Knie und der Mann ging zu Boden.

Jämmerlich jaulte er auf und hob die Hände abwehrend vor seinen Brustkorb. Die kleinen runden Augen waren entsetzlich weit aufgerissen und flehend sah er Obito entgegen, welcher jedoch keine Miene verzog und sein Fuß auf das Becken des Häftlings abstellte.

Vorsichtig übte er Druck auf die zerbrechlichen Knochen des Mannes aus und Deidara konnte hören wie es leise knackte.
 

Schmerzlich verzog er dabei das Gesicht.
 

So konnte Obito also auch sein?
 

Die Seite gefiel ihm nicht sonderlich an dem Älteren und er bekam es noch nicht so ganz auf die Kette, wie aus dem fürsorglichen Mann der ihm beruhigende Worte mitgab, ein Mann werden konnte, der einen Häftling zu Boden drückte und dabei seine Beckenknochen brach, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
 

„Verzeihen Sie mir Herr Lagerkommandant, ich, ich war unachtsam“, stotterte der am Boden liegende Mann vor sich hin, gab dabei kleine Schmerzenslaute von sich und Deidara stellte fest dass das Deutsch von ihm nicht nur sehr gebrochen war, sondern auch von einem stark östlichen Akzent geprägt wurde, welcher in Deidara etwas auslöste.
 

Zorn. Groll. Hass.
 

Er wusste nicht genau warum aber mit einem Mal zog er wütend die Augenbraue zusammen, ballte seine Hände zu Fäusten und verspannte seine komplette Muskulatur. Er bedachte den Mann mit einem Feindseeligen Blick und er spürte in sich, wie er es regelrecht genoss das Sowjetenschwein am Boden liegen zu sehen, sich krümmend vor Schmerzen.
 

Obito wandte sich ihm zu und grinste bei der Reaktion des Blonden und fing seinen Blick auf, dann flüsterte er fast schon dämonisch: „Du weißt was ich an der Rampe zu dir gesagt habe, richtig? Hier tummelt sich nur dieser Abschaum der Sowjeten rum, sieh dich um und du wirst deinen inneren Frieden schon noch finden, vertrau mir. Es wird dir gut tun.“
 

Und Deidara nickte verstehend.

Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

Ein funkeln erschien in den blauen Irden.
 

Obito ließ von seinem Opfer ab, er bückte sich und griff nach dem Kragen des Häftlings, zog ihn grob auf seine Beine zurück, wo der Mann unter Schmerzen aufbrüllte als er zum stehen kam.

Der Lagerkommandant sah bedeutungsvoll zu Deidara: „Sag an Adjutant, welche Strafe würden Sie ihm geben?“
 

Deidara senkte leicht seinen Kopf, seine Schirmmütze warf einen Schatten über sein Auge und die Augenklappe, das blaue Auge blitzte unheilvoll auf und hasserfüllt funkelte er den Mann vor sich an. Ein diabolisches Lächeln schmückte die schmalen Lippen des blonden Mannes und fast schon genießerisch sagte er: „Ich würde den Stehbunker bevorzugen, für den Anfang zumindest.“
 

Obito nickte den Befehl des Adjutanten ab, zog den Häftling mit Ruck hinter sich und ging dann zusammen mit Deidara in die Richtung der Stehbunker.

Dort angekommen öffnete der Blonde die Eisenriegel vor der Bunkertür und öffnete den Eingang zu der kleinen Zelle, er drehte sich um und sah erst zu Obito, der ihm zunickte und den Häftling an ihn übergab.

Deidaras Griff festigte sich um den dürren Arm des Mannes und er konnte spüren wie er diesen quetschte. Er schubste den Mann anschließend mit Wucht in die kleine Zelle, wo dieser mit dem Gesicht gegen die Wand prallte und sich die Nase brach. Mit verzerrtem Gesicht drehte er sich zu den beiden Kommandanten, hielt sich die blutende Nase zu und Deidara lächelte ihn an, dann schloss er die braune Türe des Bunkers und verriegelte diese, ehe er gefährlich gegen die Tür wisperte: „Du kommst hier erst mal nicht mehr raus du scheiß Sowjete.“
 

Er wandte sich von der Tür ab und schloss die Augen, atmete tief durch und mit einem Mal verstarb sein Lächeln.

Er öffnete die Augen und weitete diese geschockt.
 

Was hatte er da eben getan?

Der Mann hat doch nicht mal was getan?

Er war einfach nur unachtsam und ist gegen Obito gelaufen.

Mehr war da nicht.
 

Wieso also war er dann so grausam zu ihm gewesen?
 

„Weil er Sowjete ist Deidara“, kam es erklärend von Obito. Er sah zu dem Lagerkommandanten hin, er stand aufrecht vor ihm, die Arme hinter den Rücken gelegt und der lange Mantel hing offen an ihm herunter. Seine Augen wanderten kühl über Deidaras Körper und auf seinen Lippen zeichnete sich nachwievor das sympathische Lächeln ab.
 

Es war schwer zu sagen was in diesem Mann gerade vor sich ging und genau das faszinierte Deidara.
 

Und ihm war klar, dass er auch so werden musste, wenn er in diesem Lager als Adjutant überleben will.
 

„Da haben Sie recht. Sowjeten verdienen es nicht anders“, sagte Deidara leise knurrend.

„Du lernst schnell, mein Junge.“
 

Obito machte schließlich auf dem Absatz kehrt und verließ die Baracke mit den Stehbunkern. Wehmütig wagte Deidara einen letzten Blick über seine Schultern zu der Tür hinter der sich der alte Mann befand und sich geschwächt die Beine in den Bauch stand.

Dann verließ der Blonde schließlich ebenfalls die Baracke und zu seinem Erstaunen hatte Obito draußen auf ihn gewartet, mit verschränkten Armen stand der Ältere da und sah ihn fast schon besorgt an.
 

Von der vorigen Kälte nicht eine Spur.
 

„Wie geht es dir?“, fragte er den Jüngern mit sanfter Stimme und schenkte ihm ein warmes ehrliches Lächeln.

Deidara spürte sofort wie sich ein wohliges Gefühl um ihn legte und alle seine Bedenken und Zweifel an die vorige Situation hinfort spülte.

Die Anspannung fiel von ihm ab und er fühlte sich wieder frei.

„Besser“, gab er als knappe Antwort zurück und sah an Obito vorbei in die Ferne, welcher nur leise auflachte und dann meinte: „Das ist gut, weißt du, als ich damals bei der Rampe war und meinen ersten Häftling bestrafen musste lief das weniger glimpflich ab, mein ehemaliger Kommandant war ein wahres Monster.“
 

Deidara zuckte bei den Worten kaum merklich zusammen.

Seine Rückenmuskulatur spannte sich an und er dachte über das Wort nach.
 

Monster.
 

Er musste zugeben, genau so fühlte er sich gerade.

Wie ein Monster.

Nicht besser wie der Abschaum der Sowjetunion damals vor zwei Jahren.
 

Er wusste, er hatte mit der, doch ziemlich sinnfreien, Bestrafung von eben den ersten Teil seiner Menschlichkeit verloren.

Es fraß sich in sein Gewissen und neckte ihn höhnisch.

Zwang ihn, daran zu denken, dass er kein Deut besser war wie die.
 

Und doch umschloss ihn eine bittere Kälte und der Teil seiner Psyche kratzte an seiner Oberfläche, den er eisern unter Verschluss hielt.

Der Teil verlangte danach endlich raus zu dürfen und doch blieb Deidara standhaft und drängte ihn zurück in sein Unterbewusstsein.
 

Da wo dieser Teil gefälligst für immer bleiben sollte.
 

„Kommst du? Wir haben noch was zu erledigen, der Tag ist noch nicht rum“, scheuchte ihn die Stimme von Obito schließlich auf und Deidara nickte hektisch ehe er auf den Kommandanten zulief, der schon ein gutes Stück vorgegangen war und sich zu Deidara gedreht hatte.
 

Gemeinsam liefen sie über das SS-Gelände, folgten dem abgezweigten Weg welcher zum Krematorium führte, wo er bereits einige SS-Männer ausmachen konnte, die die Häftlinge wie Vieh in das Brausebad scheuchten.
 

Deidara schluckte den aufkeimenden Kloß in seinem Hals hinunter.
 

Ob diese Menschen wussten was gleich mit ihnen geschehen würde?
 

Deidara lief Obito weiter nach und kam mit ihm in einem kleinen Nebenraum an, in dem sich das Guckloch befand und vor diesem Guckloch befand sich ein gewisser rothaariger Arzt, welcher gebückt durch dieses durchsah. Neben ihm stand Itachi, kerzengerade und auf Befehle wartend, ruhte sein Blick auf dem Rücken des Rothaarigen.

Sie bemerkten die Neuankömmlinge offensichtlich nicht.
 

„Gut, sie sind in dem Raum drinnen“, sagte Sasori und erhob sich, er drehte sich um und wandte sich an Itachi, welcher unmittelbar neben ihm stand und auf seinen Befehl wartete.

„Ihr dürft das Kampfgas dann raus lassen.“
 

Itachi nickte und betätigte einen Hebel.

Von dem Nebenraum aus konnte man nicht viel sehen, nur wenn man durch das Guckloch sah und das tat derweil nur Sasori, der sich erneut runter gebeugt hatte und durch das Loch sah. Das Klemmbrett vom Tisch daneben hatte er an sich genommen und hielt es sich unmittelbar vor der Brust, bereit zum notieren.
 

Deidara musterte den Arzt interessiert und beobachtet jede seiner Handlungen, bis von der Kammer panische Geräusche zu vernehmen waren.
 

Die Menschen darin, schienen bemerkt zu haben, was man ihnen aussetzte und er zuckte unbewusst zusammen.
 

Zuerst drang nur eine Feststellung von der Kammer zu ihnen durch. „Gas, das ist Gas“, hatten sie gerufen und dann hörte man aufgewühlte Schritte. Körper die sich an etwas drückten und krampfhaft versuchten etwas aufzukriegen.
 

Und beim nächsten Geräusch riss Deidara erschrocken die Augen auf.
 

Es waren entsetzliche Schreie.

Schreie von Frauen und Kindern.
 

Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen und er führte automatisch seine Hände an seine Ohren, drückte seine Handflächen gegen diese und hoffte, dass er die Schreie der Menschen nicht mehr hören musste, doch sie sickerten dennoch dröhnend zu ihm hindurch.
 

Er spürte wie sich plötzlich warme Hände um seine Handgelenke legten und diese sanft nach unten zogen, Obito stand vor ihm, der Ältere sah ihn aus dunklen Augen an und flüsterte: „Nicht, du zeigst so nur Schwäche und das dürfen wir uns nicht erlauben. Egal wie schwer auch sein mag.“
 

Deidara ließ seine Schultern sinken, unsicher sah er sich in dem Raum um, versuchte einen Punkt zu fixieren um sich zu konzentrieren, die Geräusche die er vernahm auszublenden, doch es will ihm nicht gelingen.
 

Doch die Todesschreie drangen klar und deutlich zu ihm durch.
 

Der Blick des Blonden blieb an Itachi hängen und er musterte ihn prüfend, er bemerkte, dass auch der Schwarzhaarige schwer mit sich zu kämpfen hatte.

Unbehagen konnte er im Blick des Älteren ablesen und seine ganze Haltung war zum zerreißen Angespannt. Man konnte unter der blassen Haut des Halses sehen, wie schnell sein Pulsschlag ging und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
 

Ob das auch neu für ihn war?

Oder musste er öfters bei so etwas mitwirken?
 

Deidara konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, nahezu immer hier drinnen zu sein und die Menschen, die man ausselektiert hatte zu vergasen.

Ihnen bei ihrem Todeskampf zu zuhören oder ihnen dabei zu zusehen.

Er konnte und wollte es sich nicht vorstellen.
 

Und Itachi sah auch eher danach aus als würde er sich ebenso von hier wegwünschen.

Deidara bekam Mitleid mit dem Mann. Itachi kam ihm von allen hier noch am empathischsten vor.
 

Im Hintergrund konnte Deidara erstickte Laute wahr nehmen, gequältes röcheln und dann das Aufkommen von nackten Körpern auf dem Boden der Kammer.
 

„Gut, das Kampfgas hat gewirkt. Herr Uchiha, die Leichen durchchecken und verbrennen lassen“, kam es von dem Lagerarzt und dieser erhob sich, notierte sich was auf dem Klemmbrett und sah dann auffordernd zu Itachi, welcher nachwievor in einer Schock starre da stand und erst reagierte, als er den ruhigen Blick des Älteren auf sich spürte.

Er nickte schließlich und verschwand mit drei SS-Männern nach draußen.
 

Deidara atmete geschafft auf und war froh diese Anspannung der letzten Minuten los zu sein, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen.

Der Raum in dem sie sich befanden kam ihm mit einem Mal so unnatürlich ruhig vor, doch die Schreie der Häftlinge hallten noch immer in seinen Ohren.
 

„Wenigstens etwas hatte heute gewirkt“, kam es von Sasori, welcher einmal quer durch den Raum lief und vor dem Lagerkommandanten zum stehen kam.

„Das ist sehr erfreulich zu hören“, gab Obito zurück und lächelte den Arzt dabei an, welcher ihm nur kühl entgegenblickte.

„Weißt du Deidara, es tut zwar irgendwo weh das zu sagen aber ich find das Vergasen der Häftlinge angenehmer, als das erschießen. Das erschießen ist einfach nur grausig“, sagte Obito und er hatte zwar Deidara direkt angesprochen, wirkte aber eher so als würde er zu sich reden.
 

Deidara hingegen weitete geschockt die Augen und konnte nicht so recht glauben was er da gerade gehört hatte. Er schluckte und fühlte sich mit einem mal verdammt unwohl neben Obito.
 

Was hatte dieser Mann nur erlebt, dass er sowas von sich gab?

Was hat ihn zu diesem Mann gemacht, der er nun war?
 

Oder war er schon immer so und konnte es durch seine sympathische Ausstrahlung einfach nur wahnsinnig gut verstecken?
 

Deidara stand vor einem Rätsel, welches er vermutlich nicht so bald lösen würde, denn er bezweifelte das Obito ihm seine Lebensgeschichte erzählen würde.
 

Schweigend nahm er das Gesagte des Lagerkommandanten hin und wurde von genau diesem wieder in die Realität geholt, er fasste ihn leicht an der Schulter und meinte: „Komm Deidara. Unser Tag ist bald rum, wir müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann ist es geschafft.“
 

Der Blonde nickte nur schwach und lief dann wie ein treuer Welpe dem Älteren nach, mit seinen Gedanken aber hing er nachwievor an der Vergasung der Menschen.
 

Oder wie Sasori es betitelt hatte: Eine medizinische Erprobung des Kampfgaseinsatzes.
 

Und erneut fühlte er sich wie ein Monster.

Ein bestialisches Monster, welches soeben untätig den Todesschreien vieler Frauen und Kindern gelauscht hatte.



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