Zum Inhalt der Seite

Whatever it Takes

This is the new year MSP
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Everybody circling, it's vulturous, negative, nepotist

Das Rennen hatte noch nicht begonnen und schon jetzt raste mein Puls. Ich wollte gar nicht wissen was ein Messgerät dazu sagen würde. Meine Hände schwitzten und im Sekundentakt trocknete ich sie an meinen Jeans. Warum noch mal hatte ich mich darauf eingelassen? Ach ja genau ... fast keine andere Wahl ... nach Hause wollen ... solche Geschichten halt. Ich beobachtete die Menschen, die am Straßenrand standen und mir immer wieder in die Höhe gereckte Daumen entgegen streckten. Hier wurde auch gar nichts von einem erwartet.

Die Autos neben mir ließen den Motor aufheulen, was mich dazu veranlasste mich auf die zwei Personen vor mir zu konzentrieren. Ich selbst unterließ es lieber mal, denn wer wusste schon was passierte - entweder würgte ich das Auto ab oder es machte einen Sprung nach vorne. Beides wäre mehr als peinlich. Tej grinste alle der Reihe nach an, schien noch etwas zu sagen, was ich nicht deuten konnte - weil es mir auch einfach nur egal war - bevor er die ›Bühne‹ der leicht bekleideten Lady überließ, die einen Fetzen in der Hand hielt, den sie wohl mal lieber angezogen hätte. Konnte irgendjemand diese arme Frau in einen Mantel hüllen? Da wurde mir schon beim Hinsehen kalt.

Ein Seufzen entwich mir und ich knackte noch ein letztes Mal mit meinen Fingern, bevor die Dame mit dem viel zu kurzen Rock eine Fahne hob, mit den Hüften wackelte und einen Countdown zählte. Ich trat die Kupplung durch und legte den ersten Gang ein. Die folgenden Sekunden fühlten sich an wie Minuten. Meine Finger klammerten sich an das Lenkrad und ich war mir kurzzeitig nicht so sicher, ob mein Herz überhaupt noch schlug.

Gerti meldete sich wieder zu Wort und erinnerte mich daran mich bereitzuhalten.

»Ach, Gerti«, sagte ich und verdrehte die Augen. »Du hast wirklich keine Ahnung.«

So nett Gerti auch war, so ahnungslos war sie doch.

Dann kam der Moment, den ich gerne um Wochen und Monate hinausgezögert hätte. Oder am besten nie eintreffen lassen wollte...
 

Das Rennen begann und im selben Moment schaltete sich mein Gehirn aus. Ich hatte keine Ahnung was ich tat, ich wusste nur, dass ich einfach fahren musste. Und dabei am besten noch überlebte.

»Komplett bescheuert«, murrte ich, drehte den Radio leiser und setzte das Fahrzeug in Bewegung.

Ich hatte keine Ahnung worauf ich achten sollte. Ich scherte ein wenig nach rechts aus um einen Zusammenprall mit dem Typen neben mir zu vermeiden. Die Zuschauer sprangen zurück und jubelten, worüber ich nur die Augen verdrehte und ein paar Schimpfwörter murmelte. Wenigstens hatte der Frosch-Auto-Typ kurzzeitig vergessen was er wollte, denn er hatte sich inzwischen schon auf das Mädel im pinken Auto fixiert. Er drängte sie von der Straße ab und ein Blick in den Seitenspiegel verriet mir, dass sie gegen eine Wand gefahren und das Auto Schrott war. Na hoffentlich war ihr nichts passiert. Das Gute daran war: Eine Sorge weniger. Zumindest in der Hinsicht, denn der Frosch-Auto-Typ hatte es danach wohl auf mich abgesehen.

»Verfluchte Scheiße«, schimpfte ich.

Vor uns lag eine Kreuzung, Gerti sagte mir ich solle nach links abbiegen. Dachte sie eigentlich irgendwann mal mit?

»Das wäre mein Tod«, erklärte ich ihr ungeduldig und warf einen Blick nach links.

Der Fahrer des grünen Wagens wollte mich von der Straße abdrängen. Bescheuerter Typ. Ich machte eine Vollbremsung, was dazu führte, dass der Frosch-Auto-Typ zu weit nach rechts kam und statt nach links abbiegen zu können, geradeaus fuhr. Es passierte so viel gleichzeitig, dass ich mir nicht sicher war, ob das überhaupt regelkonform war. Mich riss es im Gurt nach vorne und ich war mir sicher, dass mein Genick ungesund knackte. Für einen kurzen Moment blieb mir der Atem weg und es fühlte sich so an, als hätte der Druck des Gurtes auf meine Brust, einen Lungenflügel gequetscht. Mein linkes Knie knallte gegen die Armatur neben dem Lenkrad und mein linker Ellenbogen knallte gegen die Tür. Die Reifen quietschten und ein beißender Geruch stieg mir in die Nase. Oh Gott, das war wirklich ein Höllentrip. Der schwarze Wagen kümmerte sich nicht um das Chaos, das der Frosch-Auto-Typ fabriziert und raste Richtung links davon.

»Links abbiegen.«

»Ja, Gerti, stress mich nicht!«

Ich drücke aufs Gas und folgte dem schwarzen Wagen. Es lag zwar eine ziemliche Distanz zwischen uns, aber das war vorerst okay. Ein Wagen war raus, ein zweiter fuhr einen Umweg und ich hatte weder einen Unfall gebaut noch war ich bisher gestorben. Also eigentlich ein ziemlich guter Schnitt für die ersten paar Minuten.

Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich dachte kurz an die Zeit zurück, als ich diesen Adrenalinkick das erste Mal verspürt hatte. Das Gas durchzudrücken und die Landschaft vorbeirauschen zu sehen war zu verlockend. Und gefährlich. Weshalb ich damals zu meiner eigenen Sicherheit und zur Verwunderung meiner Eltern eine Weile aufs Fahren verzichtet hatte. Aber jetzt … jetzt konnte es mir ja theoretisch egal sein. Sollte ich einen Unfall bauen würde ich vielleicht wieder aus diesem Albtraum erwachen. Und wenn nicht … nun dann war er auch vorbei.

Ich biss die Zähne zusammen und drückte das Gas durch um den schwarzen Wagen vor mir einzuholen. Leichter gesagt als getan. Vor uns lag eine große Ampelkreuzung. Und natürlich sprang unsere Ampel gerade auf Rot. Der schwarze Wagen bremste kurz, gab dann aber wieder Gas. Ich hatte ihn dank seiner Kurzschlussreaktion nun beinahe eingeholt. Meine Hände schwitzten, aber ich wagte es nicht sie an meinen Jeans abzuwischen. Jetzt war höchste Konzentration gefordert. Mit viel zu viel km/h auf dem Tacho, raste ich auf die Kreuzung zu. Ich war noch nie über eine rote Ampel gefahren. Aber es gab ja schließlich für alles ein erstes Mal. Quietschende Bremsen und hupende Autos wurden erfolgreich übertönt, indem ich laut »Fuuuuck!«, brüllte und gleichzeitig die Musik lauter drehte. Das war hier echt wie im Film.

Der schwarze Wagen und ich waren inzwischen gleich auf. Ich war neugierig und wollte wissen ob der Typ darin auch so durchdrehte, wie ich hier, unterließ es dann aber doch lieber. Man musste das Schicksal ja nicht herausfordern. Mein Herz hämmerte so fest gegen meine Brust, dass ich mir sicher war, dass es gleich herausspringen würde. Eigentlich sollte mir das alles hier egal sein, aber ich war so vollgepumpt mit Adrenalin, dass das gar nicht möglich war. Meine Hände waren so rutschig, dass ich das Lenkrad nur noch fester umklammerte – ich widerstand aber der Versuchung sie abzuwischen. Vor uns lag eine Rechtskurve, meine Chance endlich endgültig die Führung zu erlangen; der schwarze Wagen hatte einen minimalen längeren Weg. Ich drückte das Gas durch und fuhr in die Kurve. In dem Moment als ich am Lenkrad nachgreifen wollte, rutschten meine Hände nach rechts ab und der Wagen verriss. Der Wagen rumpelte über den Bordstein und fuhr ein paar Meter über den Gehsteig, bevor ich meine Sinne wieder zusammen hatte und mit einem erneuten Rumpeln wieder zurück auf die Straße fand.

»Shiiiiiiiit!«, schrie ich, hämmerte auf das Lenkrad und wischte mir zwischendurch wieder die Hände an den Jeans ab.

Es brauchte einen kleinen Hund der auf die Straße lief, dass ich den schwarzen Wagen wieder einholte. Zum Glück hatte der Typ in dem Wagen offenbar ein Herz und so viel Verstand, dass er wusste wo die Bremse war.

Wir fuhren weiter und nach einigen hundert Metern, blitzte etwas Grünes in meinem Rückspiegel auf. Ein kurzer Blick verriet mir, dass der Frosch-Auto-Typ wieder zu uns gestoßen war. Was für eine Freude aber auch. Ich schaltete einen Gang zurück, trat das Gas durch. Der Motor heulte und es tat mir schon fast im Herzen weh. Aber der Frosch-Auto-Typ brauchte nicht glauben, dass er mich hier überholen oder ausknocken konnte. Erneut entwich mir ein kurzes Schimpfwort-Gebrüll, bevor ich die Kupplung durchtrat und den Ganghebel mit solcher Sorgfalt betätigte, dass ich kurz fürchtete, ihn in der Hand zu halten. Wenn mein Fahrlehrer mich jetzt sehen könnte. Der würde alles bestreiten. Aber dann hätte er wenigstens wieder mal was Neues zu erzählen.

»Über den Kreisverkehr geradeaus«, meldete Gerti sich wieder zu Wort.

»Dein Ernst?«

»Ja.«

Ach, Gerti, die Gespräche mit dir waren schon etwas ganz Besonderes.

Der Kreisverkehr kam in Sicht und mir wurde etwas mulmig zumute. Wie sollte ich da denn heil rüber kommen? Es war ein zweispuriger Kreisverkehr, was zumindest ein kleiner Vorteil war. Die Autos, die uns kommen sahen wichen aus und hupten wie gestört. Ich nahm die äußere Spur und fuhr in die Richtung, die Gerti mir gesagt hatte. Das Gute war ja, dass es bei dem Tempo ohnehin egal war ob ich die Kreisverkehrregeln einhielt. Denn ich hatte sowieso keine Ahnung, wie man sich in einem mehrspurigen Kreisverkehr verhielt. Das war eben der Nachteil, wenn man mitten in der Pampas wohnte.
 

Lange dauerte es nicht mehr, bis das blau-rote Geblinke und das passende Getüdel dazu hinter mir ertönte.

»Scheiße, Scheiße, Scheiße. Gerti, jetzt geht´s bergab«, informierte ich mein Navi mit lauter Stimme und wischte mir schnell die Hände an meinen Jeans ab.

Der schwarze Wagen, der grüne und ich waren momentan gleich auf. Es ging wohl um Millimeter, aber das war im Augenblick das geringste Problem. Jetzt galt es erst mal die Polizei los zu werden. Denn eins war klar: Ein oranger Overall würde sich furchtbar mit meinen roten Haaren beißen.

Der Frosch-Auto-Typ rechts von mir löste das ganze etwas unelegant. Sein Motor beschloss wohl nicht mehr mitzumachen und begann zu rauchen. Der Gestank war unerträglich. Im Rückspiegel sah ich nur mehr eine große Rauchwolke, die von einigen Polizeiautos umhüllt wurde. Der Fahrer des schwarzen Wagens entschied sich das Umleitungsschild vor uns zu ignorieren und geradeaus weiterzufahren. Half ihm auch nicht viel, denn die Polizisten verfolgten ihn. Ich blieb nun alleine zurück, mit vier Polizeiautos hinter mir. Na wenigstens waren es nicht mehr so viele, dass ich sie mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel nicht zählen konnte. Der Strohhalm an den ich mich klammerte, war schon ziemlich klein geworden.

»Gerti, was machen wir jetzt?«, fragte ich mein Navi.

»Dem Straßenverlauf folgen.«

»Danke für deine Hilfe«, gab ich sarkastisch zurück und verdrehte die Augen.

»Bitte.«

Na freundlich war sie wenigstens.

Ich hatte keine Ahnung wie lang die Strecke noch war, aber ich musste meine Verfolger irgendwie loswerden. Schließlich konnte ich schlecht mit der Polizei im Nacken ins Ziel rauschen. Wenn ich scharf in eine der schmäleren Querstraßen abbiegen würde … wie hoch wäre dann die Wahrscheinlichkeit, dass ich es erstens heil schaffte und nicht eine Hauswand mit meinem Auto und mir dekorieren würde und zweitens die Polizisten weg wären? Ich sollte ehrlich zu mir selbst sein: Ich würde es wahrscheinlich nicht mal bis zu einer Hauswand schaffen, bevor das Auto mit mir darin Schrott war.

Gerade, als ich mir einen Plan B überlegen wollte - zum Glück hatte das Alphabet ja noch 25 andere Buchstaben - kam mir ein Auto entgegen. Es war ganz offensichtlich, dass es auch zur Rennszene gehörte. Sogar für mich. Der blitzblaue Wagen gab mir wie ein Gestörter die Lichthupe. Keine Ahnung, was er mir damit sagen wollte. Instinktiv beschleunigte ich noch mehr - mich würde es nicht wundern, wenn ich das Gaspedal so weit durchdrücken würde, dass es durchbrach … dann konnte ich Fred Feuerstein spielen - und sah aus dem Augenwinkel einen weiteren Wagen von rechts heranrasen.

»Was zum …?«

Der Rest des Satzes blieb mir im Hals stecken. Das Hupen, Reifenquietschen und der Sirenenlärm zusammen übertönten langsam aber sicher sogar meine Musik.

»In 500 Metern, rechts abbiegen.«

»Geht klar, Gerti«, murmelte ich und warf ein paar schnelle Blicke in den Rückspiegel.

Wie es aussah hatten ein paar Wahnsinnige es geschafft die Polizisten zum Anhalten zu bewegen. Um es mal harmlos auszudrücken. Ich schluckte schwer und atmete einmal tief durch. Das ganze hier war wie … mir fiel nicht mal ein passender Vergleich dafür ein. Das einzig Positive, das ich im Moment sehen konnte war, dass dank des ganzen Adrenalins, das immer noch wie wild geworden durch meinen Körper schoss, wenigstens mein Nacken nicht schmerzte, wie er es sonst immer tat sobald ich länger als zehn Minuten im Auto saß.

Ich folgte Gertis Anweisungen noch weitere fünf Minuten und schon bald hatte ich das Ziel vor Augen. Gerade als ich auf Zielgerade einbog, machte sich ein schwarzer Fleck in meinem Rückspiegel bemerkbar. Offenbar hatte der schwarze Wagen die Polizei ebenso erfolgreich abhängen können und war wieder im Rennen. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht mehr daran gedacht, dass es ein Rennen war - bei mir ging´s um's pure Überleben. Der Wagen kam rasant schnell näher und mein Herz setzte einen Schlag aus, als er plötzlich wieder mit mir gleich auf war. Wie war das …? Natürlich, NOS-Einspritzung. Eine andere Erklärung gab es nicht - entweder eine Lachgaseinspritzung oder ein Drache, der Feuer aus seinem Auspuff spie. Ersteres kam mir da etwas wahrscheinlicher vor.

»Zu früh, Bitch!«, zitierte ich Vin Diesel oder Paul Walker mit einer Extraportion Lea und presste meinen Daumen so fest es ging auf die beiden roten Knöpfe auf meinem Lenkrad, die entweder zur Selbstzerstörung gedacht waren, oder die Lachgaseinspritzung auslösten.

Es riss mich im Sitz zurück, ich schrie erschrocken auf und im nächsten Moment raste ich an dem schwarzen Wagen und der provisorischen Ziellinie vorbei. Mein Wagen wurde wieder langsamer und wie mechanisch trat ich auf die Bremse, drückte die Kupplung durch und kam ruckartig zum Stehen.

»Verdammte Scheiße, was war denn das?«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Du hast dich tapfer durch das zweite Kapitel geschlagen, aber was wird dich im dritten wohl erwarten?
Hier kommen deine Aufgaben:

» setzte dich so schnell wie möglich von den anderen Fahrern ab um nicht gerammt zu werden und in Gefahr gerätst einen Unfall zu bauen
» baue folgende Wörter ein: rote Ampel, Umleitungsschild, zweispuriger Kreisverkehr, NOS-Einspritzung, Rückspiegel, oranger Overall [in welcher Reihenfolge du sie einbaust ist dir überlassen, kennzeichne sie jedoch sichtbar]
» auch wenn du lieber hinten zurückbleiben und gesittet fahren würdest, musst du dich beweisen und das Rennen gewinnen, versuche also den ersten Platz zu ergattern und ihn zu halten
» denke dir etwas aus um die vier Polizeiautos hinter dir loszuwerden
» schaffe es heil ins Ziel

____

Anmerkung: Keine Glanzleistung, das weiß ich selber, aber das war etwas ... schwierig um es mal so auszudrücken ^^" Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück