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Akai Chou - Stay with me

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung!
Das Kapitel hat Inhalte, die evtl. auf den ein oder anderen triggernd wirken können. Komplett anzeigen

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Familienunglück

Statt zu antworten, nickte ich einfach nur stumm und beobachtete seine Bewegungen. Nervös knibbelte er an seinen Fingernägeln und weichte meinen Blicken aus.

Das machte er immer wenn er nervös war oder ihm etwas unangenehm wurde und er sich unwohl fühlte.

Ich kannte Deidara zwar nicht so gut, was seine Hintergrundgeschichte anbelangte, aber in den fünf Jahren in denen wir als Teampartner zusammenarbeiteten, hatte ich seine Verhaltensweisen gut studieren können.

Einige von ihnen verstand ich zwar nicht so wirklich, aber das hatte auch mehr mit meiner Gefühlskenntnis als mit meinem Menschenkenntnissen zu tun.
 

Er seufzte und begann dann zu erzählen: „Weißt du Sasori, du weißt nichts über mich und meine Familie und das war bislang auch ganz gut so, da ich selber nicht gerne daran zurückdenke. Aber ich habe das Gefühl, dass mir all das hier bekannt vorkommt. Als hätte ich ein Déjà-Vu oder sowas in der Art, aber ich glaube einfach, dass ich mich damit irre.“
 

Deidara legte eine kleine Paus ein, knibbelte weiter an seinen Fingernägeln, als ich merkte das er zu bluten begann. Er hatte sich die Haut am Daumennagel ein wenig aufgekratzt und das lose Hautstück weggerissen.

Sanft legte ich meine Hände auf seine um ihn davon abzuhalten, leise murmelte ich: „Nicht Deidara, bleib ruhig. Erzähl in aller Ruhe, was los ist und nimm dir die Zeit die du dafür brauchst.“

Er atmete hörbar aus und nickte dann: „Okay, danke Danna.“

Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, welches er sanft erwiderte.
 

„Also gut, ich komme aus einer Fünfköpfigen Familie, meine Eltern, meine zwei Zwillingsschwestern und Ich. Meine Schwestern spielten immer im Wald in der Nähe unseres Dorfes, bis sie eines Tages verschwanden. Wir hatten absolut gar keine Ahnung wo die Beiden hingegangen sein könnten oder ob sie entführt wurden, du musst wissen, sie Beide waren zu dem Zeitpunkt 15 und ich war Zehn, ergo noch viel zu jung um zu verstehen, was es bedeutet wenn jemand so vermisst wird. Meine Eltern hatten das gesamte Dorf mobilisiert, alle hatten nach ihnen gesucht, die Wochen verstrichen und es war nicht ein Lebenszeichen der Beiden gekommen. Bis zu dem Tag, an dem Hina wieder aufgetaucht war.“
 

Er atmete noch einmal tief ein und dann wieder aus. Ich schwieg, wagte es nicht zwischen den Pausen etwas zu sagen. Verständnisvoll sah ich ihn an.

Ich verstand wie schwer es für ihn sein muss offen darüber zu reden.

Vor allem auch noch mit jemandem wie mir, der sich selbst seinen Gefühlen abgeschworen hatte und alles dafür getan hatte, dass es auch so blieb.
 

„Jedenfalls, war Hina wieder aufgetaucht, sie kam zu uns zurück nach Hause, doch sie war verändert. Stark verändert. Und sie war alleine. Sie konnte uns nicht mal sagen wo Suki war, sie erlitt einen Nervenzusammenbruch als sie ankam. Sie aß nichts, sie schlief nicht, sie redete nicht. Sie isolierte sich selbst und wir mussten mit ansehen, wie sie vereinsamte. Ich war natürlich überaus traurig darüber, hatte mich Anfangs gefreut, dass meine Schwester nach so langer Zeit wieder da war, doch ich verstand nicht, wieso sie sich nicht freute und warum sie so wurde, wie sie eben wurde. Verletzt darüber und in meiner kindlichen Naivität dachte ich natürlich, dass sie uns nicht mehr lieb haben würde, doch so recht glauben wollte ich das dann auch wieder nicht. Ein Jahr später circa“, er hielt Inne. Seine blaue Irden hatten unsere Hände fixiert, Schweißperlen hatten sich auf seiner blassen Haut gebildet und ich spürte, wie kalt seine Hände wurden und sich auf seinem Handrücken leicht die Äderchen abzeichneten.

An was auch immer er sich gerade erinnerte, es muss etwas schreckliches sein. Instinktiv streichelte ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken, in der Hoffnung dass ihn der sanfte Druck etwas beruhigen würde und scheinbar half es.
 

„Lass dir ruhig Zeit mit dem erzählen“, wisperte ich und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, er fing sich wieder und setzte seine Erzählung fort: „Ein Jahr später nahm sich Hina das Leben.“
 

Betretenes Schweigen folgte.
 

„Sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten, meine Eltern hatten sie in der Badewanne gefunden, sie hatte mit Blut einen Schmetterling an die Wand gemalt. Ich hatte gehört wie meine Mutter zu weinen und zu schreien begann und das sie ihr Mädchen wieder haben will, also kam ich aus meinem Zimmer raus und ging zum Bad rüber. Ich werde diesen Anblick nie in meinem Leben vergessen können. Mein Dad hatte mich schließlich von dort weggetragen und mir versucht die Situation zu erklären. Ich verstehe bis heute nicht, was sie dazu bewegt hatte diesen Schritt zu gehen und auch meine Eltern verstanden es nicht. Sie gaben sich bis zu ihrem letzten Atemzug die Schuld an Hinas Suizid und an dem Verlust von Suki.“
 

Seine Stimme zitterte, als er das erzählte. Fassungslos starrte ich ihn an, wusste nicht so recht was ich dazu sagen sollte. Er tat mir leid, furchtbar leid, dieser Verlust muss schlimm gewesen sein, vor allem wenn man bedenkt, wie jung er zu diesem Zeitpunkt war.

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. Er fühlte sich so trocken an, dann hörte ich Deidara leise schluchzen. Ich zog ihn näher zu mir und nahm ihn in meine Arme, beruhigend streichelte ich über seinen Rücken. Das alles hier war wohl einfach viel zu viel für ihn.

Und dann waren hier dauernd diese Schmetterlinge.

Rote Schmetterlinge.

Wie einer aus Blut.
 

„Deidara?“

„Ja?“

„Kannst du mir deine Schwestern beschreiben?“

„Ähm, natürlich.“
 

Er richtete sich ein bisschen auf und sah mir in die Augen, dann sagte er: „Hina und Suki waren Beide Blondhaarig. Sie hatten in etwa Kinnlanges Haar, große blaue Augen und feine Gesichtszüge. Sie waren etwas größer wie ich und schmaler in der Statur. Hina war eher die starke von den Beiden, währen Suki etwas sensibler war.“
 

Ich nickte seine Worte ab und versuchte das Puzzle in meinem Kopf zusammen zu führen.

Irgendwie ergab das alles hier doch langsam Sinn.
 

„Deidara, ich glaube die Mädchen die ich in meinen Visionen sehe, sind deine Schwestern“, konfrontierte ich ihn gerade heraus mit meiner Vermutung.

Schockiert weiteten sich seine Augen: „Bitte? Das kann unmöglich sein.“

„Doch, ich denke es kann so sein, denn denk mal nach, sie waren mehrere Wochen einfach verschwunden, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben, ich vermute, dass das eher untypisch für sie war. Sie sind Zwillinge gewesen, deine Beschreibung passt genau auf die Beiden Mädchen aus meinen Visionen und dann auch noch das Ritual von dem ich dir erzählt habe. Das Opferritual der Zwillinge. Es muss irgendwie zusammenhängen“, schilderte ich meine Vermutung schließlich und sah ihn abwartend an.

Er dachte über meine Worte nach, betrübt blickte er auf und nickte dann schließlich: „Es macht Sinn, da hast du Recht.“

„Verdammt“, entwich es mir zischend. Ich raufte mir die Haare und sah dann zur Decke hoch.
 

Wenn du hier raus willst, musst du die Zeichen erkennen und auf die Nachrichten achten, welche von den bereits Verstorbenen zurückgelassen wurden.
 

Die Zeichen und Nachrichten. Das umfassten also die Schmetterlinge, die Visionen und die Tagebücher, sowie die Notizen.

Und all das müssten wir irgendwie sinnvoll zusammenführen können, doch irgendwas fehlte. Irgendwas entscheidendes.

Wenn Hina und Suki wirklich in diesem Dorf gefangen waren, dann musste es irgendwas mit dem Ritual zu tun gehabt haben und da war ich mir sicher, doch damit wollte ich Deidara nicht auch noch konfrontieren.

Seufzend massierte ich mir meine Schläfen.

Wir hatten zwar jetzt einen Anhaltspunkt und es hatten sich einige Fragen geklärt, aber es taten sich auch immer wieder neue auf.

Es war zum verrückt werden.
 

„Danna“, hauchte Deidara plötzlich und sah zur Tür hin.

„Was ist da?“, fragte ich und folgte seinem Blick, im Türrahmen stand das kleine Mädchen, welches Deidara zu mir zurückgebracht hatte. Sie hob einen Arm an und zeigte nach draußen, dann flüsterte sie: „Ihr müsst gehen. Sie weiß dass ihr hier seid und sie ist sauer. Lauft aus dem Haus, den Hügel hoch zum Friedhof.“
 

Ich erhob mich leicht, wollte nachfragen, was das zu bedeuten hatte, doch da war sie auch schon wieder weg.

Wer war sauer?

Wer wusste dass wir hier sind?

Warum sollten wir zum Friedhof laufen?
 

Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, sprang schließlich auf die Beine und zog Deidara auf die Füße. Ich nahm seine Hand, nickte ihm aufmunternd zu und rannte mit ihm nach draußen in den Flur, wir folgten dem langen Gang und liefen die Treppen hoch. Im Foyer angekommen spürte ich, wie sich die Atmosphäre verändert hatte.

Die Kerzen waren erloschen.

Einzig der Rauch hing in der Luft und bildete kleine Nebelschwaden.

Die Zimmertemperatur war um einige Grad gesunken und unser Atem hinterließ eine kleine Wolke vor unseren Lippen.

Es war eiskalt geworden.

Eine bedrückte und lähmende Stimmung trat auf.

Mein Körper spannte sich an und vorsichtig gingen wir zur Eingangstür. Ich zog am Türknopf, rüttelte ihn, doch die Tür blieb verschlossen.
 

Ich warf Deidara einen bedeutsamen Blick zu und nickte wieder in Richtung Keller, dann flüsterte ich: „Ich lass dich nicht los, wir werden gemeinsam hinunterrennen, in den Tunnel und hoffen das wir so einen Ausweg finden werden, verstanden? Wir bleiben zusammen, wir finden hier raus, ich versprech es dir.“

Deidara nickte, sein Körper zitterte und er wurde nur noch blasser als ohnehin schon.

Besorgt strich ich ihm mit meinem Daumen über seinen Wangenknochen und ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
 

Dann rannten wir gemeinsam hinab in den Keller, in der Hoffnung mein Plan würde aufgehen.



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