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Majora's Mask

von

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Vertraute Fremde

Link wirbelte erschrocken herum, während Taya sich hinter ihm versteckte – jedoch nicht, ohne neugierig über seine Schulter hinweg zu spähen.

Der Fremde war ein Mann mittleren Alters, den Link auf Grund seiner überlangen, spitz zulaufenden Ohrmuscheln als Hylianer identifizierte. Seine Gesichtshaut war von einem beinah ungesund wirkenden Grau und seine Augen auffällig schmal. Link konnte nicht einmal die Farbe seiner Iriden erkennen, obwohl der Unbekannte nicht mehr als zwei Meter von ihm entfernt stand. Seine schmalen Lippen hatte er zu einem breiten Lächeln verschoben und seine vor die Brust erhobenen Hände waren wie zum Gebet ineinander gelegt.

Das Auffälligste an ihm war jedoch der gigantische Rucksack, der auf seinem Rücken thronte und den Mann mit seinem Gewicht zu Boden drückte. Das beutelähnliche Ding war offenbar bis zum Rand gefüllt und so schwer, dass sein Träger nicht mehr aufrecht stehen konnte. Stattdessen hatte er den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt als wollte er einen Bückling machen.

Als Link die bemalten, gesichtsförmigen Holzschalen bemerkte, die zu dutzenden am Rucksack des Fremden hingen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, warum der Unbekannte ihm entfernt bekannt vorkam: der Maskenhändler aus Hyrule-Stadt!

Kurz nachdem er die Hauptstadt Hyrules das erste Mal betreten hatte, war in direkter Nachbarschaft zur Zitadelle der Zeit ein neuer Laden eröffnet worden, der den klangvollen Namen «Fröhlicher Maskenladen» getragen hatte. Der Mann, der nun vor Link und Taya stand, sah ganz genauso aus wie der Betreiber jenes Maskengeschäfts. Link erinnerte sich, dass er ihn ab und zu gesehen hatte, wenn er auf dem Weg zu oder aus der Zitadelle der Zeit gewesen war.

Aber weshalb sollte sich ein einfacher Maskenhändler an einen derart sonderbaren Ort wie diesen, weit weg von Hyrule, verirren?

Vielleicht, überlegte Link, verwechselte er den Fremden und er stand einem Doppelgänger gegenüber?

Mit einem Schaudern dachte der Knabe an seine Begegnung mit seinem eigenen Schattenweltgegenstück zurück. Es war vielleicht nicht der schwierigste Kampf gewesen, den er im Laufe seines Abenteuers, das er als Herr der Zeiten hatte bestreiten müssen, aber nichtsdestotrotz hatte ihn das Aufeinandertreffen mit seinem Doppelgänger stärker beeindruckt als das meiste andere, was er in seinem Leben bereits gesehen hatte. Noch immer fühlte es sich an als habe er seinen Bruder erschlagen…

Link war so tief im Reich seiner Erinnerungen, dass er heftig zusammenzuckte, als der Fremde ihn erneut ansprach: „Ich erinnere mich daran, dich in Hyrule-Stadt gesehen zu haben. Aber damals warst du noch nicht so… hölzern. Was ist passiert?“

Also war der Unbekannte doch kein Doppelgänger, sondern tatsächlich der Maskenhändler aus Hyrule!

Der Knabe versuchte zu antworten, aber als wieder nur unartikuliertes Quietschen aus seinem Rüssel kam, brach er seufzend ab und deutete mit einem Kopfnicken auf Taya, die sichtlich erschrak und sich ruckartig abwandte.

Dennoch erbleichte der Maskenhändler bei ihrem Anblick, was Link angesichts seiner eh schon unnatürlich blassen Hautfarbe verblüffte. Die Hände um die Riemen seines Rucksacks gekrampft, stieß der geschockt wirkende Mann aus: „Du…! Wo… Wo ist meine Maske?!“

Während Link irritiert die hölzernen Augenbrauen zusammenzog, setzte Taya eine perfekte Unschuldsmiene auf und flötete: „Maske? Ich weiß überhaupt nicht, von was du redest.“

Der Maskenhändler stutzte erst, dann fauchte er: „Verkauf mich nicht für dumm, kleine Fee! Ich habe dich erkannt! Du warst dabei, als dieser unsägliche Kobold meine wertvolle Maske gestohlen hat!“

Sofort schob sich das Bild der knallbunt bemalten, bedrohlich wirkenden Maske, die das Horrorkid zuvor getragen hatte, vor Links geistiges Auge und er quiekte von plötzlicher Erkenntnis erhellt leise auf.

Taya trat ihm mit aller Kraft, die sie ihrem zierlichen Feenkörper entlocken konnte, gegen die Schulter und warf ein strahlendes, entschuldigendes Lächeln in Richtung des Maskenhändlers: „Ach so, diiiiiiieeeee Maske meinst du! Ja… also… ähm… Um ganz ehrlich zu sein, wir sind auch gerade auf der Suche nach ihr. Wir wollten sie dir zurückbringen, weißt du?“

Überrascht wirbelte Link zu ihr herum und starrte sie fassungslos an. Obwohl sie, da war der Junge sich sicher, gelogen hatte wie gedruckt, zeigte sie kein Anzeichen von Scham. Weder war ihr Lächeln brüchig geworden, noch hatten sich ihre Wangen rot verfärbt.

Ob sie es derart gewohnt war, die Unwahrheit zu sagen, dass ihr das Lügen bereits in Fleisch und Blut übergegangen war?

Der Maskenhändler schien von Links Verblüffung jedoch nichts zu bemerken. Stattdessen wurde sein Gesicht plötzlich von einem erfreuten Grinsen erhellt und er rief: „Tatsächlich?“ Dann ließ er seinen Oberkörper mehrfach Richtung Boden schnellen, als er sich tief vor Link und Taya verbeugte. „Oh, ich danke euch! Ich danke euch!“

Verlegen warf der Junge der neben ihm schwebenden Fee einen zornigen Blick zu. Na, da hatte sie ihm ja ganz schön etwas eingebrockt! Zuerst hatte sie ihm gemeinsam mit ihren Freunden die Okarina der Zeit und Epona gestohlen und jetzt verließ sich ihretwegen auch noch der Maskenhändler darauf, dass er ihm seine Maske zurückbrachte…

Dabei musste er doch so schnell wie möglich nach Süden weiterziehen und Navi suchen…

Als sein Anfall spontaner Dankbarkeit vorüber war, richtete sich der Maskenhändler wieder soweit auf wie es sein schwerer Rucksack zuließ und sagte: „Ich werde hier auf euch warten, aber, bitte, beeilt euch. Ich habe wichtige Termine, die ich dringend einhalten muss. Deswegen muss ich spätestens in drei Tagen abreisen. Meint ihr, ihr könnt mir meine wertvolle Maske bis dahin wiederbeschaffen?“

Tayas Lächeln wurde noch eine Spur breiter und sie versicherte im Brustton der Überzeugung: „Aber sicher doch! Das wird ein Klacks für mich und… äh… den Deku-Jungen!“

Link rollte genervt mit den Augen und wollte rufen „Mein Name ist Link!“, aber außer Knarzen und Quieken brachte er nichts zustande.

Der Maskenhändler schien dies als Zustimmung zu werten und verbeugte sich erneut. „Ich danke euch.“ Dann wandte er sich an Link und sagte: „Als Zeichen meiner Dankbarkeit, werde ich dir einen Weg zurück zu deiner wahren Gestalt zeigen. Alles, was ich dafür brauche, ist das Musikinstrument, das dir gestohlen wurde.“

Bei diesen Worten riss der Junge überrascht die Augen auf.

Woher wusste dieser Mann, dass ihm die Okarina der Zeit entwendet worden war?

Nur zu gerne hätte er sich danach erkundigt, aber da er wusste, dass wieder nur seltsame Quietschlaute aus seinem Mund gekommen wären, nickte er dem Maskenhändler nur stumm zu und lehnte sich dann gegen einen Flügel des Tores.

Er würde später, wenn er wieder in seinem menschlichen Körper steckte, noch Gelegenheit haben, den Maskenhändler auszufragen.

Jetzt war es erst einmal an der Zeit, herauszufinden, was hinter diesem Tor lag!
 

Mit dem Anblick, der sich Link und Taya nur Sekunden später bot, hatte der Junge im Traum nicht gerechnet! Er hatte vermutet, irgendwo im Wald aufzutauchen, vielleicht an einem Fluss oder See. Aber nie im Leben hätte er geglaubt durch das Tor direkt in das Zentrum einer belebten Stadt zu stolpern!

Entsprechend überrascht betrachtete Link das bunte Treiben um ihn herum. Direkt vor ihm waren einige hölzerne Stände, die vermutlich während der Markttage von Händlern benutzt wurden, um ihre Waren feilzubieten. In etwas weiterer Entfernung waren einige kräftig aussehende Männer dabei, einen hölzernen Turm zu errichten, dessen Zweck sich Link nicht erschloss. Das rhythmische Ratschen und Klopfen ihrer Sägen und Hämmer vermischte sich mit dem vergnügten Pfeifen der Männer zu einer sonderbaren Melodie.

Während Link sich mit vor Staunen geweiteten Augen umsah, atmete Taya neben ihm tief ein und seufzte freudig: „Ah! Unruh-Stadt, du herrlich brodelnder Hexenkessel des Lebens!“

Bei ihrem erfreuten Ausruf horchte Link auf.

Hieß die Stadt, in der sie sich nun befanden so?

Unruh-Stadt?

Er hatte noch nie von einer Ortschaft gehört, die diesen Namen trug.

Wie weit war er von seinem Weg abgekommen?!

Doch bevor sich der Knabe ernsthaft den Kopf darüber zerbrechen konnte, wo er sich befand und wie er je an sein eigentliches Ziel zurückfinden sollte, wurde er plötzlich von einem Hund mit struppigem, weißen Fell angesprungen. Eigentlich hätte der Streuner Link kaum bis zum Knie gereicht, doch in seiner jetzigen Gestalt begegnete er dem Tier beinah auf Augenhöhe.

Entsprechend wurde er von der Wucht des Aufpralls zu Boden gerissen und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Rücken.

Der Schreck fuhr dem Jungen jedoch erst richtig in die Glieder, als der Köter ihm von dem Geräusch splitternden Holzes begleitet in den Unterarm biss.

Ein Teil von Link registrierte verwundert, dass er keinen Schmerz fühlte, obwohl der Hund seine scharfen Zähne tief in seinen Arm versenkte. Der Rest von ihm war vollends damit beschäftigt, in dem Versuch, den Streuner abzuschütteln, um sich zu treten.

Taya, die ein überraschtes Gesicht ziehend über ihm schwebte, mutmaßte: „Sieht so aus als hielte er dich für ein übergroßes Stöckchen…“

Link warf ihr einen giftigen Blick zu und stieß einen Schwall Quieklaute aus, die so viel heißen sollten wie: „Es ist mir verdammt nochmal egal, für was mich der Köter hält! Hilf mir gefälligst, ihn loszuwerden!“

Der Junge hatte keine große Hoffnung, dass Taya auch nur einen Finger zu seiner Rettung rühren würde. Entsprechend überrascht war er, als die Fee plötzlich zu dem Hund hinabstieß, ihn an der aufrechtstehenden Muschel seiner Ohren packte und ein markerschütterndes Kreischen ausstieß, das selbst die an dem Turm arbeitenden Zimmermänner irritiert aufschauen ließ.

Der Hund stieß einen winselnden Laut aus und ließ lange genug von Link ab, dass dieser ihn abschütteln konnte. Doch nur Sekunden später bleckte das Tier wieder mit einem Knurren die Zähne und machte sich bereit, sich erneut auf den Deku-Jungen zu stürzen.

„Lauf!“ Taya machte eine Handbewegung als wolle sie Link notfalls vor sich her schieben – dabei musste man dem Knaben gar nicht erst sagen, dass er die Beine in die Hand nehmen sollte. So schnell er konnte wirbelte er herum und rannte an dem Gebäude, durch das sie Unruh-Stadt betreten hatten, vorbei und einen hölzernen, leicht ansteigenden Weg hinauf.

Laufen fiel Link in seinem neuen Körper mit den sich steif anfühlenden, kurzen Beinen noch immer schwer. Dementsprechend rechnete sich der Junge wenige Chancen aus, den Hund durch Schnelligkeit abhängen zu können. Stattdessen versuchte er, seinen Verfolger durch Hakenschlagen und abrupte Richtungswechsel abzuschütteln.

Tatsächlich wurde das verräterische Kratzen der Hundekrallen auf dem Holz und Stein allmählich immer leiser, als der Streuner Stück für Stück die Lust verlor, Link zu verfolgen, und langsamer wurde. Trotzdem hetzte der Junge weiter, bis er sich ganz sicher war, den Köter endgültig abgehängt zu haben.

Erst dann blieb er stehen und sah sich erneut um.
 

Die kleine Verfolgungsjagd hatte ihn offenbar in einen anderen Stadtteil gebracht. Während sich dort, wo er Unruh-Stadt betreten hatte, offenbar das Marktviertel befand, hatte Link sich nun in einen Bezirk verirrt, der in erster Linie dem Amüsement gewidmet war.

Direkt vor dem Jungen befand sich eine Schießbude, deren Dach mit einem gigantischen Oktorok geschmückt war, und hinter ihm hatte jemand ein ganzes Gebäude in Form einer Schatztruhe aufgebaut. Die mit bunten Lettern auf das Holz gemalten Werbesprüche identifizierten das eigenwillig aussehende Truhen-Haus als Glücksspielbude. Neben der Schießbude war ein weiteres Etablisment, das «bombigen Spaß» versprach.

Link schritt langsam über den zentralen Platz des Viertels und sah sich aufmerksam um. Obwohl Unruh-Stadt in etwa so groß zu sein schien wie Hyrule-Stadt, fühlte der Knabe sich zu seiner eigenen Überraschung weniger beengt als in der Stadt seiner Geburt. Vielleicht, so überlegte er, lag es daran, dass hier die einzelnen Gebäude recht weit auseinander standen und Platz für breite Straßen und Plätze zu lassen, anstatt dicht an dicht zu stehen.

Taya, die während der Flucht vor dem streunenden Hund neben Link hergeflogen war, sah sich ebenfalls aufmerksam um. Im Gegensatz zu Link wirkte sie jedoch eher suchend als neugierig. Nur zu gerne hätte der Junge sie gefragt, wonach sie Ausschau hielt, aber da vermutlich wieder nur Geknarze aus seinem Rüssel gekommen wäre, trat er stattdessen schweigend ein kleines Steinchen vor sich her.

Allmählich ging es ihm gehörig auf die Nerven, dass er sich nicht artikulieren konnte…

Was, wenn er mal Hilfe brauchen sollte?

Er konnte in seinem jetzigen Zustand ja nicht einmal nach dem Weg fragen!

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte Taya plötzlich: „Horrorkid und Tael müssen hier irgendwo sein, aber die beiden waren schon immer gut darin, sich zu verstecken. Ich fürchte, so lange Horrorkid nicht will, dass wir sie finden, können wir uns dumm und dämlich suchen.“

Bei diesen Aussichten stieß Link ein leises Quietschen aus, das so viel heißen sollte wie: „Ganz große Klasse…“

Irritierenderweise zuckten Tayas Mundwinkel angesichts seiner Reaktion ein wenig in die Höhe und sie fuhr fort: „Ich schlage deswegen vor, dass wir besuchen die Große Fee. Sie lebt im Norden der Stadt und ihr entgeht nichts, was in Unruh-Stadt passiert.“

Link nickte begeistert. Zum Glück kannte sich wenigstens Taya in dieser ihm fremden Gegend aus. Er hatte sich schon plan- und anhaltslos durch die Straßen irren und zunehmend verzweifeln sehen.

Dankbar über diesen Hoffnungsschimmer wollte der Junge sich sogleich in den Norden der Stadt aufmachen, doch in diesem Moment öffnete sich die Eingangstür des in der Nähe befindlichen Gasthofs «Zum Eintopf» und Link erstarrte in der Bewegung.

Basil?!

Was, im Namen der Göttinnen, machte der Stallknecht der Lon-Lon-Farm an diesem Ort?

Und wieso hatte er sich herausgeputzt als gehöre er zum Ensemble eines Zirkus?

Der Knabe starrte dem brummig aussehenden Mann, der die Treppen neben dem Wirtshaus erklomm und Link nicht eines Blickes gewürdigt hatte, aus großen Augen hinterher.

Bedeutete Basils Anwesenheit, dass auch Talon und Malon hier waren?

Verwirrt zog Link die Augenbrauen zusammen.

Zuerst tauchte der Maskenhändler aus Hyrule-Stadt hier in der Fremde auf und jetzt auch noch Basil?

Die Verwirrung des Jungen wurde jedoch erst perfekt, als Taya ihn ungeduldig von der Seite ansah und blaffte: „Kommst du?! Oder willst du den ganzen Tag hier herumstehen und Gorman hinterherstarren?“

Gorman?

Link blinzelte irritiert.

Hieß der Mann von zuvor so?

Dabei war Link sich so sicher gewesen, dass er Basil erkannt hatte…

Mit den Schultern zuckend, beschloss der Junge nach kurzem Zögern, dass es keine Rolle spielte, wen er gesehen hatte oder gesehen zu haben glaubte. Er musste sich jetzt darauf konzentrieren, das Horrorkid zu finden und ihm die Maske und die Okarina der Zeit abzuluchsen, damit er baldstmöglich seinen menschlichen Körper zurückbekam.

Trotzdem konnte er das nagende Gefühl des Unbehagens nicht abschütteln, während er Taya in den Norden der Stadt folgte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2018-01-09T06:01:31+00:00 09.01.2018 07:01
Hi labrynna

Das Kapitel ist gut zu lesen. So fängt die suche der Maske an.
MfG obi
Antwort von:  Labrynna
09.01.2018 08:35
Jep. Wenn der arme Link wüsste, was da noch alles auf ihn zukommen wird...


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