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Havoc

Die Rückkehr der Digimon
von

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Havoc


 

Havoc

Englisch. Nomen.

1. Zerstörung, Verwüstung

2. Störung, Chaos
 

Leise trommelte der Regen gegen die großen Scheiben des Büros. Das Licht war genau richtig eingestellt. Hell genug, um sehen zu können, woran man arbeitete, aber nicht so hell, dass es in den Augen schmerzte. An einem dunklen Schreibtisch aus Nussholz stand ein Rechner mit etwa vier Bildschirmen. Immer wieder blinkten Lämpchen, ein Warnton erklang und stetig rasselten faltige Finger über die Tastatur.

Ein Mann saß am Schreibtisch. Er hatte ein eckiges Gesicht und ein klar definiertes, leicht spitzes Kinn. Seine dunklen Augen, die in dunklen Höhlen unter zwei gepflegten Augenbrauen saßen, rasten über die Bildschirme vor ihm. Das schwarze Haar war ordentlich zurückgekämmt und offenbarte eine weite Stirn, an der nasse Schweißperlen hinabrannen. Ganz steif saß er da, in seinem Ledersessel, gekleidet in einen schwarzen Nadelstreifenanzug. Nur seine Finger und Augen rasten über die Arbeitsfläche. Wie ein Tier arbeitete er an der Maschine, ohne zu stoppen, ja fast ohne zu atmen.

Das konnte nicht sein. Immer und immer wieder sagte er das zu sich selbst.

Das hätte nie geschehen dürfen.

Mittlerweile hatte sich das Programm auf dem gesamten Globus ausgebreitet, sämtliche Systeme wurden davon gesteuert und geleitet. Medien, Schulen, Infrastruktur, Banken…

Sie hatten es endlich geschafft Global Player zu werden. Das System hatte Google weit in den Schatten gestellt. Sie konnten sich jetzt keinen Fehler erlauben!

Das Telefon rechts neben den Bildschirmen begann zum wahrscheinlich tausendsten Mal an diesem Tag zu klingeln. Wie mechanisch löste sich eine Hand von der Tastatur und hob den Hörer ab.

„Sterling?“

Seine Stimme, sonst kraftvoll und rau, war angespannt und heiser. Er saß schon den ganzen Tag in seinem Büro und hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Allmählich verließen ihn seine Kräfte.

„Mr. Brown, Sir“, piepste die Stimme seiner Sekretärin, „Er sagt, er hätte etwas gefunden.“

„Lassen Sie ihn herein“, forderte er sie auf und legte den Hörer ohne ein weiteres Wort nieder. Seine Augen wanderten weiterhin über den Bildschirm, überflogen Codes und Befehle, durchsuchten die Fehlermeldungen und Beschwerden.

Kurz darauf öffnete sich die schwere Holztür zu seinem Büro und ein hagerer Mann mittleren Alters trat herein. Er hatte wirres, braunes Haar und Ohren, die so klein waren, dass man sie inmitten dieses Wuschels kaum erkennen konnte. Sein ovales Gesicht war aschfahl und die trüben grünen Augen waren auf einen undefinierten Punkt auf dem Boden fixiert. Ohne auf eine Reaktion seines Chefs zu warten ließ er sich auf dem Stuhl gegenüber nieder, legte seinen Laptop ab und begann zu tippen.

„Was gibt es?“, fragte Mr. Sterling, der gerade einen Bericht der Polizei las. Das System, das für das Bus- und Bahnsystem zuständig war, war ausgefallen und hatte zu mehreren Unfällen geführt. Glücklicherweise gab es bisher keine Todesfälle, jedoch viel zu viele Verletze und die Polizei forderte ihn auf, das Problem möglichst schnell zu beheben.

„SIMON hat etwas gefunden“, erklärte Mr. Brown, „Öffnen Sie das Programm.“

Er nickte und suchte inmitten der geöffneten Emails und Quellcodes nach der Datei für ihre Firewall. SIMON existiere nun seit etwa sieben Jahren und beschützte die „Digiwelt“, wie die Kunden ihr Netzwerk mittlerweile nannten, vor Viren oder anderer Malware.

Beunruhigt lehnte sich Mr. Sterling über seinen Schreibtisch und versuchte die Fehlermeldung des Programms zu verstehen, die sich jedoch stetig änderte.

„Ist das ein Virus?“, fragte er forsch.

„Wir glauben schon, Sir“, antwortete Brown, „So etwas haben wir noch nie gesehen. Nicht mal Smoke konnte den Quellcode entziffern.“

Dr. Smoke war, genauso wie Mr. Brown, ein IT-Spezialist der Firma Genesis. Mr. Sterlings Firma. Er war darauf spezialisiert Computerviren zu identifizieren und auszuschalten. Zusammen mit Brown und Mr. Sterling selbst hatte er SIMON entwickelt. Eine Firewall, die verhindern sollte, dass irgendein Virus sich in der Digiwelt ausbreiten konnte. SIMONs wichtigste Funktion war ursprünglich die Wahrung der Privatsphäre von Individuen oder größeren Organisationen, mittlerweile wurde das Programm jedoch weiterentwickelt und beobachtete nun die gesamte Digiwelt. Alles, was irgendwie auffällig schien wurde sofort dem Hauptrechner gemeldet, der entschied ob es beseitigt werden musste oder nicht.

Nun jedoch schickte SIMON immer wieder neue Meldungen ab, die jedoch verschwanden, ehe Mr. Sterling den Virus in Quarantäne verschieben konnte. Kaum hatte SIMON den Virus entdeckt, verschwand er wieder spurlos.

„Sicher, dass es kein Defekt ist?“, vergewisserte sich Mr. Sterling und beobachtete seinen Arbeitnehmer aus den Augenwinkeln, während dieser weiterhin auf seinem Laptop arbeitete.

„Ganz sicher, Sir“, bestätigte Brown, „Wir verlieren Daten und das in rasender Geschwindigkeit. Sie sind einfach weg. Deshalb können die anderen Systeme sie auch nicht mehr aufrufen und deaktivieren sich.“

Mr. Sterling schloss die Augen. Er hatte diese Antwort befürchtet; die ganzen Unfallberichte sprachen schließlich für sich.

„Dieser Fehler wirkt sich auf das ganze System aus. Wir haben massenweise Beschwerden aus Kanada, England, Russland, China…“, fuhr Brown fort, „Sir, was schlagen Sie vor?“

Nachdenklich und auch schon sehr erschöpft rieb sich Mr. Sterling über die Schläfen und seufzte schwer.

„Benachrichtigen Sie Abbot und Wilks, vielleicht noch Thompson. Stellen Sie ein Team aus unseren besten Leuten zusammen und vernichten sie diesen Virus“, bellte er, „In einer Stunde will ich Ergebnisse haben!“

Augenblicklich erhob sich Brown aus seinem Stuhl, packte seinen Laptop und stürzte aus dem Raum.

Das konnte nicht sein. Es durfte einfach nicht sein.

Ohne lange zu überlegen öffnete er die Dateien von SIMON und überlegte selbst, wie man den Virus am ehesten fangen könnte. Sie mussten schleunigst eine Lösung finden, bevor dieses… dieses Ding für noch mehr Chaos sorgen konnte.

Chaos. Das war offenbar das einzige wozu dieser Virus geschaffen war…



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