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Cruel Fairytale

- Hänsel & Gretel -
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!

Endlich wieder ein neues Kapitel! :D

Sorry, dass es wieder so lange gedauert hat >_> Ich bin unverbesserlich!

Aber jetzt wünsche ich euch viel Spaß *.* Komplett anzeigen

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Unter Verdacht

„Shinya, komm nach dem Unterricht bitte zum Direktor.“

Als der Lehrer diese Worte aussprach, richteten sich alle Blicke auf mich. Ich konnte mir vorstellen, was meine Klassenkameraden dachten. Es war nicht das erste Mal, dass ich zum Schuldirektor geschickt wurde, doch nach dem plötzlichen Dahinscheiden von Tomoya Takarai war es der einzige Grund, weshalb ich mich beim Direktor persönlich melden sollte. Alle wussten, dass Tomoya und ich in keinem guten Verhältnis zueinanderstanden und ich konnte mir vorstellen, dass das auch bis zum Direktor vorgedrungen war.

Ich begab mich nach dem Unterricht direkt zu seinem Büro, wo überraschenderweise außer dem Schuldirektor zwei fremde Männer im Anzug auf mich warteten. Die beiden Herren stellten sich als Kommissare vor, die den Tod von Tomoya Takarai untersuchten.

„Ich dachte, es wäre Selbstmord“, sagte ich verständnislos, nachdem sie mich gebeten hatten, Platz zu nehmen.

„Davon sind wir zunächst ausgegangen“, sagte der eine. Sein Name war Sasaki, er war älter als der andere und strahlte Autorität aus. Ich ging davon aus, dass er die Ermittlungen leitete.

Unter seinem forschenden Blick fühlte ich mich etwas unbehaglich, doch das versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen.

„Wir haben ein paar Fragen an dich“, sagte der andere. Er hatte sich als Kuranagi vorgestellt. Er war deutlich jünger als der andere Kommissar, nicht älter als 25. Er hatte ein freundliches Lächeln, doch seine Augen waren wachsam auf mich gerichtet. „In welchem Verhältnis standest du zu dem Opfer, Tomoya Takarai?“, fuhr er fort, nachdem er einen Notizblock und einen Kugelschreiben aus seinem Jackett geholt hatte.

Ich zuckte leicht mit den Schultern.

„In keinem besonderen. Wir gingen in dieselbe Klasse.“

Kuranagi schien das bereits zu wissen, denn er notierte sich erst einmal nichts.

„Kam es zwischen euch irgendwann zu einer Auseinandersetzung?“

Der junge Kommissar redete nicht lange um den heißen Brei herum, sondern kam sofort auf den Punkt. Ich wusste, worauf er hinauswollte und entschied mich dafür, die Wahrheit zu sagen. Irgendjemand musste ihnen irgendetwas erzählt haben, andernfalls würde ich nicht hier sitzen.

„Kann schon sein. Wir waren nicht gerade beste Freunde“, erwiderte ich vorsichtig und schwieg. Mir rasten jegliche Gedanken durch den Kopf. Wenn ich jetzt erzählen würde, was vor einigen Tagen auf dem Dach passiert war, würde sich das nicht gerade positiv auf meine Situation auswirken. Damit hätte ich in ihren Augen höchstwahrscheinlich ein Motiv. Ich musste meine Worte mit Bedacht wählen, doch es brachte nichts zu leugnen, ich hätte mich nie mit Tomoya angelegt.

„Du scheinst dich gerne mit deinen Mitschülern zu prügeln“, warf der ältere Kommissar in den Raum.

Mein Blick wanderte an ihm vorbei zum Schuldirektor, der der Befragung schweigend folgte. Man konnte ihm sein Unbehagen deutlich ansehen.

„Und wenn schon. Das heißt nicht, dass ich jemanden umbringen würde.“

„Das behauptet auch keiner“, beschwichtigte der junge Kommissar lächelnd, doch wurde dann wieder ernst, „allerdings haben zwei Schüler ausgesagt, dass du dich mit Tomoya am Tag seines Todes geprügelt hast. Dabei sollen die Worte gefallen sein, dass du ihn umbringen wirst. Ist das korrekt?“

Ich spürte, wie mir die Luft wegblieb, als würde sich eine unsichtbare Hand um meine Kehle legen.

„Ich weiß es nicht.“

„Was weißt du nicht?“, hakte Kuranagi nach, „dass ihr euch geprügelt habt oder dass du ihm gedroht hast?“

„Dass ich ihm gedroht habe. Ich weiß es nicht mehr.“

Das entsprach der Wahrheit. Ich war an dem Tag auf dem Dach so wütend und außer mir, dass ich mich kaum an die Worte erinnerte, die gesprochen wurden. Es könnte sein, dass ich es gesagt hatte. Aber sicher war ich mir nicht.

Die Kommissare tauschten einen vielsagenden Blick, der nichts Gutes verhieß.

Kuranagi fragte nach meinem Alibi, wo ich zur Tatzeit war, und ich erzählte ihm, dass ich nach der Schule wie üblich mit meiner Schwester nach Hause gegangen war. Ob sie es bestätigen könnte? Klar. Könnte noch jemand bestätigen, dass wir danach den restlichen Tag zu Hause verbracht haben? Anscheinend glaubte er, dass meine Schwester mich decken könnte. Ich sagte, dass mein Vater und meine Stiefmutter meine Anwesenheit ebenfalls bekräftigen konnten.

Danach hatten die Kommissare keine weiteren Fragen an mich.

 

Die Befragung hatte einen seltsamen Beigeschmack hinterlassen. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass sie mir nicht glaubten. Ich an ihrer Stelle wäre wahrscheinlich auch misstrauisch. Aber sie hatten nichts gegen mich in der Hand, keinerlei Beweise. Zumindest hoffte ich das. Vielleicht versuchte mir das jemand in die Schuhe zu schieben. Aber warum sollte jemand so etwas tun?

Meine Fantasie geht mit mir durch, dachte ich und schnaubte.

Das war schließlich kein Kriminalroman, sondern die Realität.

 

In den nächsten Tagen wurde meine Familie verhört, die meine Aussage natürlich bestätigt hatte. Es tat mir leid, dass Ayumi in diese Sache mit reingezogen wurde. Ich bereitete ihr nichts als Kummer.

Nachdem die Polizei gegangen war, gab es zu Hause einen riesigen Streit. Mein Vater war außer sich und Masami stachelte ihn nur noch mehr an.

„Sag es mir! Hast du irgendetwas mit dem Mord an diesem Jungen zu tun?!“, schrie mich mein Vater an.

Wir waren nur zu dritt im Wohnzimmer. Er, Masami und ich. Die Tür war geschlossen, doch sicher konnte Ayumi jedes Wort durch die dünnen Wände verstehen.

Ich dachte, ich wäre gegen jeglichen Schmerz immun, doch das mein eigener Vater mir diese Frage stellte, traf mich bis tief in mein abgestumpftes Herz.

„Ich war hier und das weißt du“, sagte ich ausgesprochen ruhig, obwohl mein ganzer Körper zitterte. Traute er mir einen Mord zu?

„Warum sollte die Polizei dich dann verdächtigen?“, warf Masami ein. Sie stand mit verschränkten Armen an den Schreibtisch gelehnt da und sah mich aus ihren dunklen Augen an.

„Halt du dich bloß da raus, du miese Schlange!“, sagte ich nun ungehalten und bekam von meinem Vater eine saftige Ohrfeige. Es war das zweite Mal, dass er mich je geschlagen hatte. Bald würde es sicher zur Gewohnheit werden.

„Werde bloß nicht respektlos, Hyde!“, mahnte er mich und fixierte mich mit seinem glühenden Blick.

Die Welt ist verrückt geworden. Wo ist die Gerechtigkeit?

„Ich will, dass du sofort ausziehst, nachdem du die Schule beendet hast.“

Seine Worte trafen mich noch heftiger als sein Schlag.

„Du bist kein guter Umgang für Ayumi. Immer wirst du in irgendetwas verwickelt und das wirkt sich negativ auf deine Schwester aus. Das werde ich nicht länger dulden. Ich habe genug von deinem Unsinn. Nach deinem Abschluss wirst du dir einen Job und eine eigene Wohnung suchen. Du wirst Ayumi nicht mehr sehen.“

Seit wann interessierte er sich wieder für Ayumi? In den ganzen Jahren, in denen Masami uns gequält hatte, hatte er nur tatenlos zugesehen und jetzt interessierte er sich auf einmal wieder für seine Tochter? Ich wollte ihm am liebsten das alles an den Kopf werfen, doch ich war unfähig zu sprechen.

Ich stand wie angewurzelt da und versuchte die Situation zu verarbeiten, doch ich schaffte es nicht. Stattdessen brach ich in schallendes Gelächter aus.

Die beiden starrten mich fassungslos an, bis mein Vater das Wort ergriff.

„Findest du das etwa komisch? Sei froh, dass ich dich nicht sofort vor die Tür setze!“

Ich fasste mir mit einer Hand ins Gesicht und spürte, wie das Lachen langsam abebbte. Ich fuhr mir durchs Haar und strich die zotteligen Strähnen aus dem Gesicht.

„Ich werde gehen. Mit dem größten Vergnügen.“

Die Welt ist verrückt geworden.

„Aber ich nehme Ayumi mit. Ihr werdet uns nicht trennen. Nicht ihr!“

Mit diesen Worten wandte ich mich ab und ging Richtung Tür.

Ich würde sie niemals zurücklassen. Nicht in dieser lieblosen Wohnung, nicht mit diesem ignoranten Vater, nicht mit dieser grausamen Stiefmutter. Ich werde sie mitnehmen. Ich werde mir einen Job suchen und für uns sorgen. Wir werden glücklich sein. Endlich werden wir glücklich sein in dieser verrückten Welt.

Meine Hand legte sich auf den Türknauf, als ich einen dumpfen Schlag auf meinem Hinterkopf spürte.

Wo ist die Gerechtigkeit?, dachte ich, bevor mir alles schwarz vor Augen wurde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin keine Kriminalautorin XD deswegen entschuldige ich mich, falls mir die Befragung nicht so gut gelungen ist.

Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen :)

Bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße
May_Be Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Elnaro
2018-12-22T20:03:37+00:00 22.12.2018 21:03
Hi, mir gefällt die Geschichte richtig gut und ich wollte eigentlich erst nen Kommi schreiben, wenn ich durch bin, aber mir ist hier was aufgefallen.
Am Schluss des vorherigen Kapitels steht: "Ich hatte sogar gedroht, ihn umbringen."
Und hier in der Befragung: „Dass ich ihm gedroht habe. Ich weiß es nicht mehr.“
Du könntest im vorigen Kapitel das Konjunktiv benutzen. Beispiel: "Hatte ich nicht sogar gedroht ihn umzubringen?" oder du haust den Satz einfach raus und dann passt es wieder.

So, dann les ich mal weiter. Macht mir echt Spaß. Toller Schreibstil und ich mag das Thema, weil es so verrucht ist :)

Antwort von:  May_Be
23.12.2018 11:58
Hi, Elen_Narome :D

Danke für deinen Kommentar! Ich freu mich, dass dir die Story gefällt :3 aber vor allem danke für den Hinweis! Auch wenn man jedes Kapitel mehrmals durchliest, bevor man es online stellt, übersieht man trotzdem etwas >_< Ich werde die Stelle anpassen :)

Weiterhin viel Spaß beim Lesen *^*
Von:  Narudia
2018-07-02T09:12:41+00:00 02.07.2018 11:12
Hey Maybe,

wann wird es den weitergehen? du kannst uns doch nicht an so einer spannenden Stelle hängen lassen :)

Hoffe du schreibst bald weiter

lg Narudia
Antwort von:  May_Be
02.07.2018 11:20
Hey Narudia!
Was für ein Zufall, dass du danach fragst. Ich bin grade dabei, das nächste Kapitel zu schreiben XD
Hoffe, du hast noch ein bisschen Geduld >_<
LG
Antwort von:  Narudia
03.07.2018 07:37
Na klar habe ich noch Geduld, wollte nur nachfragen, da mir die Geschichte so gut gefällt XD

Lg
Antwort von:  May_Be
03.07.2018 10:34
Extra für dich beeilt und gestern ein neues Kapitel hochgeladen :P
Von:  Narudia
2018-04-29T17:01:50+00:00 29.04.2018 19:01
Huhu Maybe,

Endlich geht es weiter hatte mich schon gefragt ob du überhaupt noch weiterschreiben wirst 😱 umso mehr freue ich mich das es nun weitergeht. Ohje der arme arme Hyde. Es ist eine Sache das die Polizei der Direktor die Mitschüler denken er könne was mit den Tod des jungen zu tun haben. Immerhin ist er ja nunmal aggressiv und prügelt sich gerne und wie gesagt waren die Freunde von dem Jungen dabei und haben gehört was er gesagt hat. Aber das der Vater zweifelt obwohl er seinem Sohn das Alibi bezeugt hat? Er lebt echt in einer grausamen Welt. Und das er gehen soll war echt unnötig selbst ohne das sein Vater ihm das gesagt hätte würde er nie länger als es sein muss bleiben außer Ayumi zu liebe. Aber so einfach mitnehmen kann er sie leider nicht auch wenn er das will, sein Vater hat nunmal das Fürsorge recht. Ohje sein Vater hat ihn bewusstlos geschlagen ? Ernsthaft? Was geht den bei dem plötzlich ab? So große Angst kann er um seine Tochter doch net haben? Wie gesagt rechtlich muss er sie Hyde ja nicht überlassen? Krasser Scheis. Ich hoffe du schreibst bald weiter! Lg Narudia
Antwort von:  May_Be
30.04.2018 10:11
Hi Narudia!

Danke, dass du immer noch dabei bist, obwohl ich diesmal echt getrödelt habe mit der Geschichte >_>

In dem Zimmer waren nicht nur Hyde und sein Vater. Es könnre also sein, dass ihn Masami niedergeschlagen hat. Ihr würde ich das mehr zutrauen. Aber wer weiß... sein Vater ist ja auch irgendwie labil. Vielleicht ist ihm die Sicherung durchgebrannt o_o
Wer es auch war, spielt nicht so eine große Rolle für die Geschichte, eher das, was nun folgt... :D

LG May


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