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Weihnachtsbäckerei

von

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One

Als die letzte Umzugskiste endlich zusammengefaltet auf dem Dachboden verstaut wurde, rieb sich Dinah geschafft die Schweißtropfen von der Stirn. Wieso waren Umzüge eigentlich immer so anstrengend? Wenn sie für die Arbeit ganze Kisten an Büchern im Laden hin und her schob, kam es ihr nie so schwer vor – egal. Nachdem sie ihren Mann endlich dazu überredet hatte, aus ihrer alten Wohnung auszuziehen, war es die Mühe doch Wert gewesen. Mit zwei Kleinkindern war es dort einfach nur noch vorbei gewesen und dank ihrer guten Beziehungen, konnten das Ehepaar Walker ziemlich schnell umziehen. Aber leider packten sich die ganzen Kartons nicht von alleine aus. Vor allem nicht, wenn man dieses Haus zu einer magiefreien Zone erklärte. Da musste dann wirklich alles per Hand gemacht werden. Da hatte sich die Blondine quasi selbst ein Ei gelegt.

 

„Mamaaaa, die Zeit ist um!“ Die Stimme eines kleinen Jungen hallte durch den Flur, die Treppen hinauf bis zum Dachboden. War die Zeit wirklich um? Musste sie wohl, denn Rouven würde sicher keinen Fehlalarm melden, sonst würde er ja nur noch länger auf seine Kekse warten müssen. Letztes Jahr war er noch zu klein gewesen, um selbst beim Backen der Kekse zu helfen. Da würde er es sich nun nicht entgehen lassen, so wissbegierig wie er geworden war. Dinah strich sich eine verirrte Strähne zurück hinters Ohr, welche sich aus dem unordentlichen Pferdeschwanz gelöst hatte und ging die Treppen vom Dachboden ins Erdgeschoss herunter. „Hast du denn richtig auf die Uhr geschaut?“, mit einem fragenden Blick ging sie in die Küche, in der ihr ältester Sohn schon ungeduldig, von einem Bein aufs andere springend, vor dem Kühlschrank stand, „Ja!“ Immerhin hatte Dinah ihren Sohn schon mit der Nachricht enttäuschen müssen, dass der Keksteig vor dem Ausstechen erst noch für eine Stunde in den Kühlschrank musste, um dort noch etwas zu gehen. Die großen, blauen Augen hatten sie angesehen als hätte sie ihm ein Pudding-Verbot auferlegt. Die größte Bestrafung, die dem kleinen Rouven einfallen könnte.

Ihre Hand glitt durch das honigblonde Haar ihres Jungen, „Dann lass mich mal an den Kühlschrank. Geh du schon mal an die Arbeitsfläche und verteil ein wenig Mehl auf die Platte, so wie wir das vorhin geübt haben.“ Sofort schoss der kleine Junge um die Ecke, um auf den Hocker zu steigen, welcher ihm erlaubte, auf die hohe Arbeitsplatte blicken zu können. Dort auf der Arbeitsplatte lagen noch vereinzelnd die Reste vom Keksteig kneten, ein Rezeptebuch, mit der Anleitung für Kekse, eine noch verschweißte Packung an Ausstechformen und zwei Packungen Mehl und Zucker. „Mama… welche...“, doch bevor Rouven seine Mutter fragen konnte, welche der beiden Packungen denn nun Mehl war, zerriss ein lautes Quengeln die Stille.

„Scheinbar ist dein Bruder aus dem Mittagsschlaf aufgewacht“, eher eine Bemerkung für sich selbst. Immerhin konnten die beiden Walkers die kräftige Stimme vom kleinen Noel durch das Babyphone auf der Arbeitsplatte hören. „Ich hol ihn eben runter“, schon war Dinah aus der Küche geflitzt, um Noel aus seinem Babybettchen zu holen und ihn zu seinem großen Bruder in die Küche zu bringen.

 

Kaum das sie den Kleinen aus seinem Babybettchen geholt und auf dem Arm hatte, hörte man wieder dieses bekannte „Mamaaa“ durch das Haus rufen. Für einen kurzen Moment blieb sie im Kinderzimmer stehen, wiegte Noel auf dem Arm, damit das Gequengel zumindest von einer Seite aus aufhörte. Wieso hatte sie sich noch einmal darauf eingelassen Kinder zu bekommen? Ein Gedanke für welchen sich die Mutter gleich wieder schuldig fühlte, als sie in die dunklen, blauen Augen ihres Wonneproppen sah. Die kleinen Grübchen, welche sich sofort in seinem Gesicht breit machten, wenn er sie mit seinem zahnlosen Lächeln bezauberte. Schnell gab es für Noel einen Kuss auf das weiche, braune Haar, ehe sie sich mit ihm auf dem Arm herum drehte und zurück in die Küche ging. „Ich bin ja schon wieder da, was ist den l... Wie siehst du denn aus?“ Rouven stand auf seinem Hocker, vollgeschmiert mit Mehl und Teig, die Küchenplatte und der Boden um ihn herum in einer Kombination aus Zucker und Mehl bestreut. Als hätte man es in der Küche direkt Schneien lassen.

Schnell setzte Dinah Noel in seinen Hochstuhl, welcher vergnügt lachte, kaum das seine Augen seinen großen Bruder erblickten. Rouven zog eine Schmolllippe und verschränkte die verschmierten Hände vor seinem Pulli, welchen er damit genau so vollschmierte. „Ich wollte Mehl verteilen, aber das war Zucker und dann wollte ich den Teig rausholen.“ Er deutete schnell mit den Fingern auf die beschmierten Verpackungen, die nun die Hälfte ihres Inhaltes an die Arbeitsplatte und den Boden verloren hatten. In der Mitte verteilt lag ein Klumpen weiß-brauner Keksteig. Scheinbar hatte Rouven schon ein wenig vorarbeiten wollen, indem er sich den Teig geholt hatte. Immer diese ungeduldigen Kinder.

„Es tut mir Leid, Mama.“

 

Wer konnte diesen blauen Augen bitte böse sein? Er schien in diesem Moment enttäuschter von sich selbst, als von der Tatsache dass sie wohl keine Kekse bekommen würden. „Ach Rouven, es ist doch nur Keksteig. Wir machen einfach einen neuen.“ Dinah hatte einen Blick auf den Teig geworfen, dieser war vermischt mit dem Zucker und Mehl nicht mehr zu retten. Zumindest im Augenblick nicht. Leicht begann die Unterlippe des jungen zu beben, ehe er den Kopf schüttelte, „Ich will keine Kekse mehr!“ Hervorragend. Erstes Backen und schon zerstörte Kinderträume, als einschneidende Erfahrung. „Na schön, dann machen wir eben Pudding hm?“

Ein Quietschen durchzog die Küche, wobei Noel alleine von dem Wort ganz zappelig wurde. Das erste Wort, welches er hervorbringen würde, würde wahrscheinlich Pudding sein. Wie konnten ihre beiden Männer nur so verrückt nach dem Schokoladenzeug sein? Da musste sie sich bei einem gewissen Teufel wohl bedanken gehen, der diese Vorliebe wie eine Sucht weiter gegeben hatte. „Ja! Pudding!“, Augenblicklich war die Stimmung in der Küche wieder euphorisch, während sich Dinah zum Schrank mit den Töpfen drehte, kam Rouven schon fast von selbst auf die Idee das Mehl-Zucker-Gemisch auf den Boden zu kehren, damit man es leichter auffegen konnte. „Wasch dir bitte noch die Hände, bevor wir mit dem Pudding beginnen.“ Sofort hörte man ein Tapsen, welches aufs Badezimmer zusteuerte.

Ein Lächeln schlich sich auf Dinahs Gesicht, während sie ihren Puddingkochtopf aus dem Schrank holte. Wer brauchte an Weihnachten schon Kekse? Schokoladenpudding schmeckte ja eh viel besser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  KiraNear
2017-11-23T00:11:36+00:00 23.11.2017 01:11
Auch wenn es mir um den Plätzchenteig leid tut, ist es dennoch eine ziemlich süße Geschichte. Erinnert mich an damals, als ich meiner Oma immer beim Backen helfen durfte :-)
Respekt auch an die Mutter, ich wäre wohl nicht so freundlich oder geduldig geblieben, sondern hätte meiner Enttäuschung schon Luft gemacht. Was die Geschichte auch gleich noch liebervoller macht^^
Von:  Auritel
2017-11-19T18:39:01+00:00 19.11.2017 19:39
Da muss ich meinem Mann Ghostvillage zustimmen - der Junge erinnert mich auch an unseren Sohn. Neugierig, ungeduldig und zuckersuess, wenn er schmollt :D So schnell er traurig ist, so schnell kann man ihn auch wieder gluecklich machen. Deine Geschichte ist echt suess! Dinah's kleine Familie ist echt niedlich<3
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:27
Das freu mich wirklich zu hören, danke dir!! <3
Von:  xAlexiel
2017-11-19T18:33:53+00:00 19.11.2017 19:33
du hast einen schönen Schreibstiel und deine Geschichte ist wirklich süß ^^
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:16
Danke schön <3
Von:  DivineMuffin
2017-11-19T18:33:24+00:00 19.11.2017 19:33
Wie jetzt? Es gibt für Pudding einen extra Kochtopf? XDD
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:16
Meine Mutter hat immer einen Simmer-Topf für Pudding benutzt, damit da nichts anpappt :D
Von:  Ghostvillage
2017-11-19T13:30:03+00:00 19.11.2017 14:30
Warum nur erinnert mich deine Geschichte an meinen Sohn,d er auch immer so neugierig und ungeduldig ist? Er mag es aber eher die Glasur da raufzutun statt die Kekse aus dem Teig zu stechen |D Das war schon immer so

Der Name Rouven ist wirklich einzigartig oô wie kamst du auf ihn?

Ich musste so lachen, als ich das Wort Wonneproppen gelesen hab |D seit i das bei dir gelesen habe, nenne ich meinen Sohn au so (bei anderen zumindest, weil das Wort arg süß ist)
An der Stelle musste i sehr schmunzeln, weil mich das dann an die erste Zeit als Papa zurückerinnert und das ist eine solch wunderbare Zeit gewesen (wenn au anstrengend, wie wir aus Dinahs Sicht gerade erfahren)

Bei deinem Thema muss ich ehrlich gestehen, dass i ein zweites Mal flüchtig lesen musste, um zu schauen, ob das Wort drinsteht oder net (weil die Zeit net ausreichte, hab i die Such-Funktion genutzt), aber jetzt, wo ich mir deine FF nochmal in Ruhe durchlese, finde ich das Thema gut umgesetzt
Der Leser müsste meiner Meinung nach sofort darauf kommen, was für ein Thema du gewählt hast

„Wer konnte diesen blauen Augen bitte böse sein?“ Wenn i net streng genug zu meinem Sohn bin, dann heißt des immer, dass i mich mehr durchsetzen muss |D Gemeinheit! Aber so wie du es als Geschichtenerzähler siehst, sehe i es auch: Und zwar, dass die Kinder meist selbst von sich enttäuscht sind, was in meinen Augen Strafe genug ist, oder?

„Wie konnten ihre beiden Männer nur so verrückt nach dem Schokoladenzeug sein?“ Was i mich die ganze Zeit frage: Ist Dinah alleinerziehend oder hab i da was überlesen?

Sehr schön geschrieben - freu mich auf Teil 2 ^^
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:27
Es freut mich echt zu hören, dass ich es schaffe Kinder gut darzustellen, beruhigt mich irgendwo :D

Hm, ist ne Biblischer Name, der ein wenig über die Geschichte des Jungen aussagt. Das wäre aber für die FF zu lang zu verklären gewesen. Aber freut mich das dir der Name gefällt! :D

Arghh so viel Lob, da werde ich echt noch verlegen, ich selbst habe keine Kinder, deswegen weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie es so ist... aber ich hab mich sehr mit der Erziehung meines Kleinen Bruders beschäftigt. (Ich war 5 1/2 als er Geboren wurde) und da habe ich ihn überall mit hin geschleppt etc. deswegen bin ich froh, dass ich es wohl gut genug Beschreiben konnte |D

Nein also Dinah ist Verheiratet (James Walker) bei dem gab es aber zu der Zeit viele Änderungen, was wieder zu viel Erklärung gefordert hätte und alles komplett gesprengt hätte. Er ist Polizist, deswegen war er zu der Zeit arbeiten, aber mit Pudding hat die beiden jemand anderes angesteckt <D
Von:  Khaleesi
2017-11-17T08:48:52+00:00 17.11.2017 09:48
Diese Geschichte ist wunderschön. Deinen Schreibstil liebe ich, das weißt du ja schon... aber diese Geschichte gehört auf jeden Fall zu den besten Texten, die ich von dir lesen durfte. Gerne mehr davon! ♥  Ich glaube übrigens, das Mamasein ist das wahre #thuglife xD
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:08
Ja, die wahre Hölle :D
Danke dir für den Komi <3
Von: abgemeldet
2017-11-17T07:01:20+00:00 17.11.2017 08:01
Hi,

Mein erster Gedanke: Oh Gott :D
Dinah tut mir tatsächlich etwas leid. Ich finde es faszinierend, wie gut du die Anstrengungen einer Mutter mit zwei kleinen Kindern geschildert hast, ich hab insbesondere beim zweiten "Mamaaaa" wirklich mitgelitten. Die Zerissenheit einer Mutter, dass man eben doch mal an die Grenzen kommt, finde sehr gut dargestellt. Ich finde es wirklich wundervoll, dass sie hier nicht alles mit Links hinbekommt. Es wirkt so realistisch!
Dinah finde ich sehr symphatisch, wie auch ihr Sohn. So niedlich! Auch hier Respekt an den Realismus, dass er eben KIND ist.

Aber natürlich ist die Geschichte kein Drama, sondern einfach witzig. Ich musste beim Keksteig auf dem Boden lachen und seufzen gleichzeitig :D Das Ende ist dann schön versöhnlich, auch wenn ich hoffe, dass sie nochmal backen, damit er noch eine schöne Erinnnerung bekommt xD

Sprachlich finde ich die Geschichte auch sehr schön, du hast einen sehr angenehmen Stil, den ich gerne weiterhin lesen würde. EInfach wundervoll!

Liebe Grüße,
Jacky
Antwort von:  Lance
20.11.2017 16:08
Hey :D

Danke für deinen Kommentar!
Es freut mich, dass ich es scheinbar gut schaffe solche Mutter-Kind-Beziehungen hin zu bekommen, dass man es sich auch im echten Leben vorstellen kann |D
Ja vor allem war Dinahs Kinder... eine Geschichte für sich, die aber die Erklärung und Wörteranzahl dermaßen gesprengt hätte, da muss man einfach ein wenig Verzweiflung einrieseln lassen.

Haha, ich glaube die werden in den nächsten Jahren noch sehr viel backen... außer Noel futtert vorher den Kuchenteig, bevor sie zum Ausstechen kommen. *chrm*

Vielen dank noch einmal für dein Kompliment <3
Lanzische Grüße!


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