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Zwei Tiere in Ionia

von

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Kapitel 13 - Lotusgarten

...Wie jeden Morgen stand Yasuo rechtzeitig vor unserer Tür und wir frühstückten gemeinsam. Dann ging es auch schon los.

 

,,Der Lotusgarten befindet sich außerhalb der Placidium, also müssen wir ein wenig laufen", erklärte er uns. ,,Können wir dann ein Stück rennen?", fragte Bastet. Ich wäre am liebsten sofort losgerannt, nur... wohin? ,,Natürlich. Aber ich glaube nicht, dass ich mithalten kann", antwortete er. ,,Wir können ja auch etwas langsamer", schlug sie vor. ,,Wir können es ja probieren."

 

Durch die Stadt liefen wir langsam. Hier war schon genug Unruhe. Heute würden wir zum ersten Mal den Blutmond sehen. Ich mochte den Namen. Blut. Mond. Zwei meiner liebsten Sachen in Einem vereint.

 

,,Können wir jetzt rennen?", riss mich meine Schwester aus den Gedanken, nachdem wir aus der Stadt raus waren. ,,Lauft ruhig los. Ich versuche mal mitzuhalten", sagte Yasuo und zog sein Schwert. Bastet sprang sofort auf einen Baum und hangelte sich geschickt durch die Äste. Man sah ihr an, dass sie sich nicht beeilte. Sie wollte Yasuo wohl eine Chance geben. Ich nahm an, dass sie die Richtung kannte und sprang vom nächsten dicken Ast hoch in die Lüfte. Ich landete einige Bäume weiter und war wieder dicht hinter meiner Schwester.

 

Ich hörte sausenden Wind hinter mir und sprang wieder hoch. Ich hielt Ausschau nach Yasuo, aber die dichten Baumkronen versperrten mir die Sicht. Als ich wieder landete, sah ich ihn hinter uns schnell aufholen. Mit seinen Fähigkeiten flog er beinah schon im Zick-Zack-Muster von Ast zu Ast und hinterließ dabei tiefe Furchen in den Ästen, bedacht darauf, nicht zu viel abzuschneiden. Bei meiner nächsten Landung hatte er mich schon überholt und war Bastet dicht auf den Fersen. Das war der Moment einen Zahn zuzulegen. Ich sah schon wie die brünette Katze nicht mehr auf Geschmeidigkeit, sondern auf Geschwindigkeit setzte. Also legte ich meine Kraft nicht mehr in die Höhe der Sprünge, sondern in die Weite, um horizontal über den Baumkronen die nächsten vierzig Meter zu schweben. Ich landete genau vor Bastet, die mich leicht zur Seite stieß, damit Yasuo sie nicht einholte, der fast bei mir war. Ich grinste ihn herausfordernd an und setzte zum nächsten Sprung an. Er kam genau unter meinen Pfoten durchgesaust, als ich mich in die Luft erhob. Ich landete diesmal neben Bastet und wir begrüßten uns, als sie ohne Pause weiter lief. Jetzt waren wir wieder gleich schnell, weil ich beim Springen und Landen genug Zeit verschwendete, dass sie mich einholen konnte. Wenige Sprünge weiter wies der Schwertkämpfer uns an stehen zu bleiben. Wir sprangen auf den Boden und warteten kurz, bis er uns erreichte. ,,Wir sind gleich da. Der Garten ist zwar kleiner als der Serene-Garten, aber um einiges schöner. Passt auf, dass ihr nicht in einen Rausch fallt", zwinkerte er. ,,Solange dort keine Katzenminze ist, müsste sich wenigstens Eine von uns beherrschen können", sagte ich. ,,Sehr witzig. Als würde es bei mir ziehen", entgegnete meine Katze mürrisch. ,,Ich müsste mal ausprobieren ob es wirklich funktioniert", überlegte Yasuo. ,,Nein!", streubte sie sich, ,,es lohnt sich nicht. Ich reagiere eh nicht darauf", damit kehrte sie um und lief ohne uns weiter. ,,Wenn es dich nicht stört, kann ich es doch ruhig ausprobieren", sagt Yasuo, worauf er ein Schnauben erhielt. Dann flüsterte er zu mir: ,,Sei mal ehrlich: Reagiert sie auf Katzenminze?" ,,Ich weiß es nicht. Denkst du in Shurima gibt es sowas? Selbst nicht in den Wäldern außerhalb", antwortete ich und er zuckte mit den Schultern, aber ich grinste bei der Vorstellung, was passieren könnte.

 

Ich hörte Bastets Freude, die schon im Garten war. Sofort lief ich hinterher und war wie verzaubert. Bei dem Anblick der Insel und später im Serene-Garten dachte ich, ich hätte das schönste der Welt gesehen, aber ich hatte mich geirrt. Es schwebte Magie in der Luft, die wundervoll und zart roch. Die Wiese war mit Veilchen und Gänseblümchen überseht. Die Sonne warf die Bäume in ein grünes Schimmern. Durch die dicken Ranken an ihren Stämmen sahen sie aus wie Wendeltreppen in ein im Laub verstecktes Reich. Doch das Highlight war der riesengroße Teich, wegen dem der Garten seinen Namen hatte: Die Wasseroberfläche zierten große Lotusblüten in zartem Rosa. Das Wasser schien trotz des Sonnenlichts tiefschwarz. Es war perfekt. Über jeder Blüte tanzte ein Lichtkügelchen. Sie sahen aus wie Sterne. Ich fand mein Schwesterherz mitten auf der Wiese - mit großen Augen alles betrachtend. Am Ufer saßen einige Leute, die meditierten. Instinktiv setzte ich mich zu ihnen und sog die Luft ein. Bastet kniete sich neben mich und versuchte im Wasser etwas zu erkennen.

 

Dann setzte sich auch Yasuo im Schneidersitz zu uns und sagte ruhig und leise, um niemanden zu stören: ,,Ich muss euch ein Geheimnis erzählen, dass jeder ionische Champion kennen muss, um zu wissen wofür er im Notfall kämpft." Wir sperrten die Lauscher auf, bevor er weiter erzählte: ,,Irgendwo in Ionia liegt der Ursprung aller Magie. Das wissen Viele und sind hinter dieser Quelle her - wie auch der Noxus. Aber nur die Wenigsten wissen wo diese Quelle ist. Jede Nacht, wenn die Lichter in eine Blüte wandern, schließt sich diese und leuchtet von Innen. Sobald die letzte Blüte zu ist, leiten sie das Licht über die Stiele an den Grund und bringen den See von unten zum Leuchten. Als Tarnung wurde dem Volk erzählt, dass vor langer Zeit ein Magier einen Zauber auf diesen See gewirkt hat, der es den Blüten auch ermöglicht das ganze Jahr über zu blühen. Denn normalerweise blühen Lotusblüten bestenfalls drei Mal im Jahr. Wir jedoch wissen, dass es an der Magie liegt, die unendlich weit unter der Erde hier verborgen liegt. Wahrscheinlich ist sie unter ganz Ionia verteilt, aber nur hier kommt sie zum Vorschein - und nur hier kommt man an sie ran. Taucht man tief genug, kann aus einem normalen Menschen ein starker Magier werden. Deshalb müssen wir diesen Ort um jeden Preis beschützen, sollte wieder eine Invasion in Ionia eintreffen. Nur dafür hat sich der Ältesten-Rat überhaupt bereit erklärt Champions bereit zu stellen. Und sagt das ja Keinem weiter. Sollte es irgendein anderes Land erfahren, könnte es Krieg geben. Also vertraut Keinem, der nicht Ionia angehört", beendete er seine Lehre. ,,Wir sagen es Keinem", versprachen wir ihm gleichzeitig.

 

Wer sagt, dass ich es geheim halte? ertönte die unsbekannte, tiefe Stimme in unseren Köpfen, die wir sonst nur sehr selten zu hören bekamen. Wenn er sich ausgerechnet jetzt einschaltete, musste es etwas bedeuten. Ich und Bastet starrten uns besorgt an. ,,Ist was?", fragte Yasuo. ,,Nein, nein. Alles gut", antwortete ich weggetreten.

 

Wir genossen noch eine Weile die Stille, bis wir wieder ins Hotel gingen. Es ließ mich einfach nicht los. Und nur noch sieben Stunden bis zum Blutmond..



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