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Dead Eyes

Blinded by the Stars you wished for
von

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Prolog: Ich wollte Ferris retten.

Ich lernte Ferris kennen, als ich meine erste Therapiestunde wahrnahm. Diese sollten mich nach meinem Unfall und dem daraus resultierenden Gedächtnisverlust wieder auf die richtige Spur in meinem Leben führen. Ein Leben, das mir gleichgültig geworden war.

Mein Dad hatte mich dem großen, ernst aussehenden Therapeuten übergeben, mir versichert, mich später wieder abzuholen und mich dann allein zurückgelassen.

Während ich auf den Beginn meiner Therapie wartete, im Wohnzimmer dieses Mannes sitzend, kam Ferris zu mir. Er schielte zurückhaltend herein, vom Türrahmen aus. Erst als er bemerkte, dass ich ihn entdeckt hatte, kam er ebenfalls in den Raum. Er stellte sich vor, fragte mich aus, aber ich konnte ihm nicht viel beantworten. Ich wusste, wie ich hieß, alles, was in den letzten sechs Monaten geschehen war. Doch alles davor war weg, wie von einem Schwarzen Loch verschluckt.

Ferris bekundete, mich zu beneiden, was ich nicht verstand. Für mich war das bis dahin ein schlimmes Schicksal gewesen, das dem Weltuntergang gleichkam. Für meine Welt war es schließlich auch das Ende gewesen.

Doch als ich Ferris' Blick sah, die Traurigkeit in seinen braunen Augen, die tiefer schien als das Meer, wusste ich, dass es noch schlimmere Schicksale geben konnte. Es linderte meinen Schmerz nicht, ich ergötzte mich nicht daran. Ich akzeptierte es einfach und relativierte damit anfangs meinen eigenen Zustand. Es konnte nicht so schlimm sein, seine Vergangenheit und vor allem einen Unfall zu vergessen, wenn man dafür vor jenem seelenzersetzenden Schmerz bewahrt blieb.

Über die weiteren Besuche bei diesem Therapeuten freundete ich mich mit Ferris an. Zumindest war ich der Überzeugung, in ihm einen Freund sehen zu können. Ich weiß nicht, als was er mich betrachtete, aber ich war froh darüber, dass er mich nicht aus seinem Leben ausschloss. Die Gespräche mit ihm waren der Grund, weswegen ich mich jede Woche auf die Therapie freute. Während diese mir vollkommen sinnlos erschien, waren die Gespräche mit Ferris und das Lächeln, mit dem er mich stets begrüßte, immer wieder angenehm. Er verstand mich wie niemand sonst. Er wusste, was Leid war und wie tief das Loch, in dem man sich ganz schnell wiederfinden konnte, und doch fand er immer wieder Zeit für einen Scherz, selbst wenn seine Stimme dabei einen frustrierten Unterton trug.

Doch ich bemerkte auch eine Veränderung in ihm: Die Traurigkeit schwand entgegen meiner Erwartung nicht, sie intensivierte sich, wurde zu einem wirbelnden Sog, der jegliches Leben mit sich nahm und nicht einmal Hoffnung zurückließ. Seine Augen waren tot.

Ferris hatte sich aufgegeben. Er war bereit, sofort zu sterben, nur der Therapeut stand seinem Entschluss noch im Weg, dafür war ich diesem dankbar.

Doch ich gab nicht auf. Ich konnte es nicht, schon gar nicht, wenn ich die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen sah, die von seiner Vergangenheit herrührte. Ich versuchte nicht mehr, meine Erinnerung wiederzubekommen, was ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen zu sein schien.

Stattdessen entbrannte ein Feuer in meinem Inneren. Eine Flamme, die nur aus einem einzigen Grund loderte: Ich wollte Ferris retten. Ich wollte ihm wieder Hoffnung schenken, alles zerstören, was ihm Schmerzen bereitete – und wenn es mich das Leben kosten sollte.

Kapitel 1: Du könntest ruhig mal in mein Bett kommen.


 

Es ist schwer, genau zu benennen an welchem Tag die Reise ins Unheil seinen Anfang nahm.

Ferris war schon lange depressiv, suizidal gar. Ein Zustand, dem ich entgegenwirken wollte, solange ich mich erinnere.

Aber denke ich daran zurück, wann der Kampf gegen das Schicksal endgültig begonnen haben dürfte, ohne dass ihm noch auszuweichen war, deutet alles auf eine Nacht im September hin.

Ich lag bereits im Bett, wartete darauf, einzuschlafen – als plötzlich mein Handy klingelte. Es war nur ein kurzer Ton, der mir eine Nachricht ankündigte, aber ich war sofort wieder vollkommen wach. Ich griff nach dem viel zu grellen Licht, kniff die Augen zusammen und versuchte blinzelnd, zu erkennen, was um kurz nach halb eins so wichtig war. Ich hatte gehofft, es handele sich nur um Werbung, die zu Unzeiten geschickt wurde, aber schon als ich den Absender erkannte, fuhr ich auf und saß kerzengerade im Bett. Es war Ferris.

Sorry, dass ich so spät störe. Du sollst nur wissen, dass ich dankbar bin, dass du so lange mein Freund warst. Schlaf gut.

Ich fluchte leise. Ohne Zeit zu verlieren, verließ ich das Bett und zog meine Schuhe an. Zu guter Letzt warf ich mir noch eine leichte Jacke über und steckte meine Brieftasche ein. Meine graue Jogginghose, beschloss ich, dürfte sowohl warm als auch unauffällig genug sein, dass ich damit unterwegs nicht auffiel. Mitten in der Nacht dürften aber auch nicht derart viele Personen unterwegs sein. Ich hatte aber auch keine Zeit, darüber lange nachzudenken, ich musste los.

An der Tür hielt ich wieder inne, ich lauschte. Undeutlich klangen die Geräusche eines Fernsehers zu mir herauf, Dad musste noch wach sein. Er ließ mich garantiert nicht mehr hinaus, auch wenn es wichtig war. Da das Wohnzimmer aber direkt neben der Haustür lag, war es nicht einfach, sich hinauszuschleichen, selbst wenn man die knarrenden Stufen auf dem Weg nach unten ausließ. Innerlich fluchend wich ich zum Fenster zurück. Nach draußen sehend, keimte in mir ein neuer Plan, den ich mir schon viel früher hätte überlegen sollen. Ich würde einiges an Ärger dafür bekommen, da ich nicht auf demselben Weg wieder ins Haus käme, aber das sollte es mir wert sein.

Ich öffnete das Fenster. Die kühle Luft drang sofort in mein Zimmer ein, breitete sich in jeden noch so kleinen Winkel aus. Sobald ich zurückkäme, müsste ich in einem Gefrierfach schlafen. Aber auch das war nun unwichtig.

Vor meinem Fenster stand ein Baum, der groß genug gewachsen war, dass ich daran hinunterklettern könnte. Der einzige Haken war die Entfernung meines Fensters bis zum ersten Ast, der in der Lage wäre, mich zu tragen, dieser lag ein wenig tiefer. Deswegen stand eine Rückkehr über den Baum auch nicht zur Debatte. Mein Zimmer lag im ersten Stock, mit hoher Wahrscheinlichkeit würde ich mir auch bei einem Sturz keine schlimmen Verletzungen zuziehen, aber ich war überzeugt, dass Dad dann dafür sorgte, dass meine Fenster abschließbar wären und nur er im Besitz des Schlüssels wäre. Das konnte ich nicht zulassen.

Auf dem Fenstersims hockend, beobachtete ich den mir nächsten dicken Ast. Der Wind, der bereits ein erster Vorbote der kommenden Herbststürme war, zerrte an mir. Ich atmete tief durch – und sprang. Als meine Rippen schmerzhaft Bekanntschaft mit dem Ast machten, wurde mir sämtliche Luft aus den Lungen gepresst. Ich ignorierte das für den Moment, kämpfte darum, nicht runterzufallen – auch wenn ein Sturz von dieser Höhe problemlos sein dürfte. Dennoch klammerte ich mich an den Ast, bewegte mich so weit wie möglich in Richtung des Stamms und kletterte dann an diesem hinunter. Auf dem Boden angekommen, atmete ich erst einmal auf und füllte meine Lungen wieder mit so viel Luft wie möglich.

Das Fenster des Wohnzimmers deutete zwar in den Garten, wo ich stand, aber im Inneren war es dunkel. Lediglich das blaue Licht des Aquariums und das abwechselnde Leuchten des Fernsehers drangen nach draußen. Als ich einen vorsichtigen Blick hineinwarf, stellte ich fest, dass Dad auf dem Sofa eingeschlafen war. Mit viel Glück könnte ich später unbemerkt wieder ins Haus hineinkommen.

Ich entfernte mich mit großen Schritten von unserem Grundstück, um zu meinem Ziel zu kommen. Zuvor machte ich aber einen Zwischenstopp in einem Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Wie erwartet kümmerte es den Angestellten nicht im Mindesten, wie ich gerade aussah. Er sah selbst viel zu müde und desinteressiert aus. Anschließend setzte ich meinen Weg fort.

Um kurz nach eins, also etwas mehr als eine halbe Stunde nach der Nachricht, kam ich endlich an der Brücke an. Ein Fluss teilt diese Stadt in zwei Hälften, Brücken verbinden diese aber miteinander. Insgesamt gibt es vier davon, aber ich wusste genau, auf welcher ich gebraucht wurde. Entsprechend atmete ich auch auf, als ich die einsame Person sah, die auf der Mitte der Brücke an der Brüstung stand und ins schwarze Wasser hinabblickte.

Ich blieb einige Schritte von Ferris entfernt stehen, er schien mich nicht zu bemerken. Im einfallenden Licht der Straßenlaterne wirkte sein Haar vollkommen schwarz. Ich wusste, dass es eigentlich blau war, denn tagsüber konnte man seine natürliche Farbe durch die schwarze Färbung durchschimmern sehen. Es war ein überwältigender Anblick, besonders wenn er in der Sonne stand. Das versuchte er aber stets zu vermeiden, so sehr war ihm eingebläut worden, wie unnormal seine Haare waren. Dabei waren sie überaus interessant. Es war traurig.

Ich löste eine Dose von dem Sixpack, das ich gekauft hatte und ging zu ihm hinüber. Wortlos stellte ich mich neben ihn und reichte ihm das Bier. Leise murmelnd nahm er mir die Dose ab, öffnete sie und trank einen großen Schluck. In der Zwischenzeit löste ich mir selbst eine ab und begann ebenfalls zu trinken. Es war zu einem Ritual zwischen uns geworden, dass wir das machten. Mitten in der Nacht schweigend auf der Brücke stehen und gemeinsam Bier trinken, meine ich. Die einzigen Geräusche waren der entfernte Verkehrslärm und das Gluckern des Flusses unter uns. Ich weiß, wie stark die Strömung ist und wie kalt das Wasser, ein Sprung aus dieser Höhe reicht daher aus, um selbst einen guten Schwimmer ertrinken zu lassen. Entweder wird er durch den Aufprall ohnmächtig, verliert in der Kälte sämtliche Kraft oder kommt einfach nicht gegen die Strömung an, die einen unbarmherzig in die Tiefe zieht. Nein, ich wollte nichts davon für Ferris.

»Sorry«, sagte er nach einer Weile des Schweigens. »Ich habe dich bestimmt geweckt.«

»Ich habe noch nicht geschlafen. Außerdem habe ich dir schon mal gesagt, dass ich immer da bin, wenn du Hilfe brauchst.« Ich überlegte, ihm zu sagen, dass er sich nur für meine noch immer schmerzenden Rippen entschuldigen müsste, ließ es aber bleiben. In der Stimmung, in der er im Moment war, wollte ich nichts tun, um es nur zu verschlimmern.

Ich deutete zu einer Bank hinüber, die am Flussufer stand. Ferris folgte meiner Bitte, dass wir uns setzen sollten. Sobald er von der Brücke herunter war, fühlte ich mich stets erleichtert. Ich befürchtete immer, er würde springen und ich könnte ihn nicht abhalten, selbst wenn ich direkt neben ihm stand.

Auf der Bank sitzend starrte er weiter ins Wasser hinab. Er nahm einen weiteren Schluck und stellte die Dose neben sich. Sie gab einen hohlen Ton von sich, deswegen reichte ich ihm eine weitere. Ferris bedankte sich wieder murmelnd. »Warum mache ich eigentlich noch weiter?«

»Mit dem Trinken? Ich nehme an, der Alkohol hilft dir, zu vergessen.«

Er lächelte erschöpft. »Du weißt genau, was ich meine.«

Leider. Ich wünschte, ich hätte es nicht gewusst. »Solange du weitermachst, bleibt die Chance, dass sich etwas ändert.«

»Du klingst schon wie Vincent.«

Unser Therapeut, Vincent Valentine. Ferris lebte seit einigen Jahren bei ihm, deswegen war er dort gewesen, als ich ihn das erste Mal aufgesucht hatte. Tatsächlich sagte der diese Allgemeinplätze auch immer. Ich glaubte sie nicht einmal selbst, aber ich wusste auch nie, was ich sonst sagen sollte.

»Vielleicht hat er ja recht? Ich meine, ich mache ja auch immer weiter. Dabei ist es ziemlich schwer, sich ohne jede Vergangenheit eine Zukunft aufzubauen.«

Ich erinnerte mich noch an meine Anfangszeit. Dad hatte mich sogar auf eine neue Schule wechseln lassen, um Fragen und Problemen aus dem Weg zu gehen, die notgedrungen aufkommen mussten. Die Ärzte hatten davon zwar abgeraten, da mir vertraute Umgebungen vielleicht Erinnerungen bescheren könnten, aber ich war froh darum. Da sich auch niemand bei mir gemeldet hatte, um mal nachzufragen, wie es mir ging, war ich vermutlich ohnehin nicht sonderlich beliebt gewesen. Also war es mir wie ein wirklicher Neustart vorgekommen. Das Haus und die Stadt waren ja noch vertraut, aber nichts davon hatte mir bis dahin auch nur den Funken einer persönlichen Erinnerung zurückgebracht.

Ferris legte den Kopf in den Nacken, um seine Dose mit einem einzigen Schluck zu leeren. Dann atmete er tief durch. Er sah mich weiterhin nicht an. Das Wasser schien wesentlich interessanter zu sein als ich. Dabei war es in meinen Augen nur ein schwarzer wellender Strom.

»Ich muss dir wie ein selbstsüchtiger Arsch vorkommen.«

Ich zog die Brauen zusammen. Normalerweise sagte er so etwas nicht, wir saßen einfach da und schwiegen, manchmal bis zum Sonnenaufgang. Es musste ihm schlecht gehen, wenn er jetzt schon von dieser Tradition abwich.

»Wie kommst du denn darauf

Er schniefte leise, aber er weinte nicht. Bevor ich ihm ein weiteres Bier geben konnte, hatte er sich bereits seine dritte Dose geschnappt. Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass er nicht so schnell trinken sollte, aber in seinem jetzigen Zustand war ihm das vermutlich egal.

»Du hast selbst genug Probleme in deinem Leben, aber trotzdem hole ich dich nachts immer aus dem Bett, nur damit du dir ansehen kannst, wie ich es wieder einmal nicht schaffe, einfach zu springen.«

»Ja, du könntest ruhig mal in mein Bett kommen.« Ich versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen. »Das wäre jedenfalls gesünder als dich immer hier in der Kälte aufzuhalten.«

Ferris lächelte erschöpft; eigentlich war es mehr das leichte Anheben der Mundwinkel, das dem Wort lächeln nicht einmal gerecht wurde, aber es sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte. »Du stehst wirklich immer auf meiner Seite, was? Ich bin dir echt dankbar dafür.«

Es war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte. Ohne ihn war ich nur irgendein Typ ohne Erinnerung. Mit ihm war ich … bin ich so viel mehr.

Ich hätte ihm das sagen sollen, aber ich neigte den Kopf und sagte stattdessen: »Wofür sind Freunde denn da?«

Endlich löste Ferris den Blick vom Wasser und sah mich direkt an. Das Licht der nächsten Straßenlaterne reflektierte sich in seinen Augen, ließ sie noch wunderbarer erscheinen als sonst, fast sogar lebendig. Wie gern hätte ich mehr getan, als seinen Blick nur zu erwidern.

Schließlich hob Ferris eine Hand, ballte sie zur Faust und stieß sie spielerisch gegen mein Kinn. »Du bist mir schon so einer. Andere wären da nicht mehr so verständnisvoll.«

Ich besaß kein eigenes Leben. Warum sollte ich es nicht sein?

»Du hast nur Glück, dass ich dir gegenüber so gütig bin«, erwiderte ich. »Den Luxus hat nicht jeder, weißt du?«

Er klopfte mir auf die Schulter. »Schon klar.«

Wenigstens war er freundlich genug mich nicht auf meine fehlenden andere Freunde hinzuweisen.

Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ich beneide dich dennoch. Wenn ich könnte, würde ich einfach deine Amnesie übernehmen. Dann könntest du dich wenigstens wieder erinnern und ich alles vergessen.«

Ferris hatte mir nie alles über seine Vergangenheit erzählt, nur Andeutungen gemacht, die schon schlimm genug erschienen. Auch den genauen Grund für seinen Wunsch, sein Leben zu beenden, kannte ich nicht. Aber es war eigentlich auch unwichtig. Es zählte nur, dass ich ihn retten wollte.

»Sorry«, sagte ich. »Wenn ich könnte, würde ich mit dir tauschen.« Ich meinte es ernst.

Aber Ferris lachte nur humorlos. »Ist okay. Ich weiß, dass ich in diesen Phasen total nervig sein kann. Ich wollte dir nicht auch noch Schuldgefühle einreden.«

Darauf sagte ich nichts mehr. In der Vergangenheit hatte ich mich auf Diskussionen mit ihm eingelassen, weswegen mich das alles nicht störte und dass ich keinerlei Schuldgefühle empfand, solange ich ihm helfen konnte, aber es hatte nie etwas bewirkt. Ich weiß nicht, ob der Alkohol ihn auch das vergessen ließ oder ob er bevorzugte, sich einfach nicht mehr zu erinnern, aber danach war es stets wie davor. Es änderte sich einfach nichts. Bei diesem frustrierenden Gedanken trank ich meine eigene Dose endlich leer und nahm mir direkt die nächste. Es sollte ihn davon abhalten, zu viel zu trinken und mich diese Frustration vergessen lassen.

Das Gluckern des Wassers klang in der Stille fast wie ein leises Wimmern. Ein Ruf nach Hilfe. Mir kam der Gedanke, dass manche vielleicht nur ertranken, weil sie versuchten, eine imaginäre Person unter den Wellen zu retten. Helfersyndrom als Todesursache. Die pure Tragik.

Der kalte Wind nahm zu, er ließ die Blätter rauschen, als applaudierten sie den Wellen, ein weiteres Opfer gefunden zu haben. Ich traute irgendjemandem durchaus zu, gerade von einer der anderen Brücken gesprungen zu sein. Wenigstens war mein Schützling sicher.

Ferris nickte zur letzten Dose hinunter. »Die solltest du trinken. Wenn ich zu betrunken nach Hause komme, killt Vincent mich noch. So will ich aber lieber nicht ausgehen.«

Schon allein, weil Vincent dann ewig ein schlechtes Gewissen haben dürfte. Deswegen wollte Ferris nicht durch die Hand einer anderen Person sterben. Das war seine Erklärung gewesen, nachdem ich ihm mal einen Auftragsmörder vorgeschlagen hatte. Ich finde sie heute noch sehr nachvollziehbar.

»Ich trinke sie auf dem Heimweg.« Auch wenn ich damit einen Kater heraufbeschwörte.

»Vielleicht sollten wir uns dann mal auf den Weg machen. Es ist ziemlich kalt, nicht dass du krank wirst.« Dabei warf er mir einen besorgten Blick zu.

»Ich werde schon nicht krank«, erwiderte ich sofort, weil ich den Moment nicht einfach enden lassen wollte. »Ich habe ein gutes Immunsystem. Aber wenn du solche Bedenken hast, können wir auch einfach näher zusammenrücken, uns gegenseitig wärmen.«

Er lächelte traurig. »Spar dir deine Sprüche lieber für jemanden, der sie auch wirklich verdient hat.«

Da war es wieder, die Tatsache, dass er sich für wertlos und nicht liebenswert hielt. Deswegen nahm er keine meiner Annäherungen ernst, blockte mich immer ab. Ich war die Diskussionen leid und hatte mir vorgenommen, nur noch Taten sprechen zu lassen. Aber offenbar brachte das auch nichts, wie mir in jener Nacht wieder klar wurde. Möglicherweise benötigte ich erst ein Wunder.

»Soll ich dich nach Hause begleiten?«

Ferris winkte ab. »Lass mal. Ich komme klar.«

»Okay. Aber melde dich bei mir, sobald du zu Hause bist.«

»Natürlich, Mum.« Er schnitt eine Grimasse. »Sobald ich ankomme, schreib ich dir sofort.«

Damit gab ich mich zufrieden und ging nicht weiter auf seine Provokation ein. »Sei vorsichtig.«

Ich trank meine aktuelle Dose leer, nahm mir die letzte und stand auf. Als ich Ferris noch einmal ansah, war sein Blick bereits wieder auf den schwarzen Fluss gerichtet, so als ob ich bereits nicht mehr anwesend wäre. Als befände er sich in einer vollkommen anderen Welt, in der ich ihn nicht mehr erreichen könnte. Ein bitterer Gedanke, der das Feuer in meinem Inneren zu löschen drohte.

Um der Frustration zu entgehen, setzte ich mich in Bewegung, um nach Hause zu kommen. Schon nach wenigen Schritten öffnete ich die Dose, um sie mit raschen Schlücken leerzutrinken. Ein leichter Rausch breitete sich in mir aus und erfüllte mich mit Wärme. Aber er ließ mich nicht vergessen, was geschehen war und wie sehr Ferris litt. Wenn ich ihm nur hätte helfen können …

Ich legte den Kopf in den Nacken. Durch die hellen Lichter der Großstadt war es fast unmöglich, die Sterne zu sehen. Der Himmel wirkte vollkommen schwarz, wie meine Vergangenheit – und vielleicht jeder einzelne von Ferris' Tagen. Ein trauriger Gedanke, aber er fachte mich nur an.

In jenem Moment wünschte ich mir, mehr als alles andere, Ferris retten zu können. So sehr, dass ich für einen kurzen Augenblick glaubte, sogar eine Sternschnuppe zu sehen. Doch diesen Gedanken schüttelte ich sofort ab und lief weiter. Langsam wurde ich müde – und ich würde sicher nicht auf der Straße übernachten. Nicht noch einmal.
 

Kapitel 2: Ich bin kein kleines Kind mehr


 

Zurück bei mir zu Hause warf ich erst einen Blick durch das Fenster. Abgesehen von einem sanften blauen Schein, der vom Aquarium herrührte, war nichts zu sehen. Gut, Dad war im Bett, ich konnte gefahrlos durch die Eingangstür hinein. Selbst wenn ihm aufgefallen sein sollte, dass ich nicht mehr da war, bekäme ich erst am nächsten Morgen meine Standpauke. Dann wäre mein Rausch hoffentlich auch wieder weg.

So leise wie nur irgendwie möglich schloss ich die Tür auf. Ich öffnete sie einen Spalt breit, um hineinzuhuschen. Innen drückte ich die Klinke hinunter so weit es ging, um sie sanft wieder ins Schloss gleiten zu lassen. Als die Tür zu war, erlaubte ich mir, aufzuatmen – als plötzlich ein Licht entflammte, gefolgt von einer Stimme: »Wo warst du so spät noch?«

Mein Herz legte einen Marathonlauf hin, meine Augen suchten nach dem Ursprung und wurden schnell fündig. Betritt man unser Haus, kann man geradeaus die Treppe hinauf oder nach rechts in einen Gang laufen, der direkt nach links abknickt und ins Wohnzimmer führt. In diesem Korridor steht das Aquarium, daneben eine Lampe und auch ein Sessel – und auf diesem saß meine Mutter. In ihrem knöchellangen dunklen Rock und dem dazu passenden braunen Pullover sah sie aus wie eine Lehrerin, wie eine strenge, wenn man dann noch beobachten konnte, wie sie ihre Brille zurechtrückte, während sie mich abwartend ansah.

»Gott, Mum«, entfuhr es mir zuerst, ich legte eine Hand auf meine Brust. »Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?«

»Dein Herz ist in Ordnung.« Sie klappte ihr Buch zu – sie las immer im Licht des Aquariums, weil sie es angenehmer fand – , stand aber nicht auf. Ihr Blick schien mich erdolchen zu wollen. »Also beantworte bitte meine Frage.«

Seit dem Unfall, an den ich mich nicht erinnerte, war es mir nicht möglich, meine Eltern anzulügen. Ich konnte meinen Gesichtsausdruck nicht entsprechend anpassen, denke ich. Bei Personen, die mich nicht gut kannten, war es kein Problem, aber die beiden durchschauten mich immer, deswegen versuchte ich es erst gar nicht mehr.

»Ich war auf der Brücke.«

Sie zog die Augenbrauen zusammen. Ich erinnerte mich daran, wie fremd mir das Gesicht meiner Mutter am Anfang erschienen war, und wie vertraut im Gegensatz dazu ihr langes dunkelbraunes Haar. Das war der einzige Grund gewesen, wegen dem ich ihr, damals im Krankenhaus noch, vertraut hatte. Eigenartig, wie die seltsamsten Kleinigkeiten einem im Gedächtnis bleiben können.

»Es gefällt mir nicht, wenn du dich mitten in der Nacht auf dieser Brücke herumtreibst.«

»Wäre eine andere Brücke besser?«

Sie zog die Augenbrauen zusammen, statt zu lachen. Dabei fand ich meine Frage berechtigt. Um ihre Nerven nicht zu sehr zu strapazieren, führte ich die Unterhaltung normal weiter, indem ich eine andere Frage stellte: »Weswegen? Da draußen gibt es nicht viele Gefahrenquellen. Jedenfalls sind mir noch keine aufgefallen. Es fahren ja nicht mal viele Autos da rum.«

Sie griff sich an die Stirn. »Wie auch immer. Hast du dich wieder mit Ferris getroffen?«

»Er hat mich gebraucht.«

Es war natürlich möglich, dass Ferris auch dann nicht springen würde, wenn ich mal nicht auftauchte. Aber dieses Risiko, dass er es vielleicht doch täte, wollte ich nicht eingehen. Für eine solche Verantwortung war ich nicht bereit.

Mum stieß ein resignierendes Seufzen aus. »Es wäre mir lieber, du würdest dich nicht nachts mit ihm treffen. Zumindest nicht ohne uns Bescheid zu geben. Dein Vater würde dich bestimmt auch fahren, wenn du ihn fragst.«

Klar, ich wollte ihn bestimmt gern dabeihaben, während ich mit Ferris Bier trank. Selbst wenn Dad dabei im Auto sitzen blieb, wäre mir das alles andere als recht. Außerdem wäre Ferris dann sicher nicht mehr sonderlich … locker.

»Das ist nicht dasselbe.« Eine abgeschwächte Version war für Mum besser. »Das sind unsere Momente.«

Ich hatte keinem der beiden je gesagt, was ich für Ferris empfand, es genügte vollkommen, dass sie wussten, dass wir befreundet waren. Und vor allem, dass er mein einziger Freund war. Den konnten sie mir nicht verbieten, selbst wenn es oft genug so aussah als wollten sie genau das tun.

Ich weiß nicht, warum, aber auf der neuen Schule war es mir nicht gelungen, Anschluss zu finden. Man beobachtete mich gern aus der Ferne, unterhielt sich tuschelnd über mich oder zeigte mir mit dem Wechseln der eigenen Laufbahn gern, dass man nichts mit mir zu tun haben wollte. Offenbar – so sagten es meine Lehrer – verbreite ich eine furchtbar unheimliche Aura, die verbunden mit meinem finsteren Gesichtsausdruck den anderen Schülern Angst einjagte. Ich konnte nichts daran ändern, und es kümmerte mich auch nicht genug, dass ich es überhaupt versuchte. Außer Ferris brauchte ich niemanden, und er war immer für mich da – auf seine eigene Art und Weise.

»Es geht mir nur um deine Sicherheit«, erklärte Mum.

»Ich bin kein kleines Kind mehr!« Unbewusst war ich einen Schritt auf sie zugegangen und hatte meine Stimme erhoben. »Also behandel mich auch nicht so!«

Mum zuckte zurück. Für einen Moment sagte sie erst einmal nichts mehr. Ich war mir nicht sicher, ob sie Angst vor mir hatte oder ob es ein Reflex gewesen war. Statt mich zu entschuldigen, ging ich noch einen Schritt auf sie zu, blieb aber neben dem Aquarium stehen und wandte mich diesem zu. Ich wusste nicht, wie viel Liter in so einen Tank passten, wie groß er genau war, welche Arten darin vertreten waren, aber ich wusste, dass mich das bunte Treiben in Verbindung mit dem blauen Licht ungemein beruhigte. Besonders mochte ich den einzigen schwarzen Fisch, der sich meist zwischen den Pflanzen und Steinen verbarg und erst dann herauskam, wenn alle anderen sich in einem anderen Teil des Aquariums befanden.Vorwiegend schien ihm ein großer blauer Fisch Furcht einzujagen, denn sobald sich dieser näherte, verschwand der schwarze wieder zwischen den Steinen, um sich zu verstecken. Dem blauen schien das aber nicht viel auszumachen, er war ohnehin nicht selten in Verbindung mit einem gelben oder einem roten Fisch zu sehen. Der schwarze tat mir leid, ich verstand nur nicht so recht, weswegen eigentlich. Schließlich waren Fische nun nicht wirklich Lebewesen, die Mitleid bedurften. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt etwas empfanden. Dennoch tat er mir leid. Vielleicht weil mein Name im Irischen Der Schwarze bedeutet (warum auch immer meine Eltern mich so nannten, ich erfuhr es nur durch zu viel Zeit im Internet) und ich mich daher irgendwie mit dem Fisch verbunden fühlte. Aber ich lief vor niemandem weg. Schade, dass ich ihm keine Motivation mitgeben konnte.

»Ciar.« Mums Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Ich mache mir wirklich nur Sorgen um dich. Es wäre besser, wenn du dir andere Freunde suchst.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will aber keine anderen Freunde. Schon gar nicht, wenn du mir nicht endlich sagst, was du gegen ihn hast.«

Sie zögerte einen Moment, sah ebenfalls zum Aquarium hinüber. Der blaue Schein war stärker als das farblose Licht der Lampe. So wirkte sie nicht mehr wie eine Lehrerin, sondern wirklich wie … ein menschliches, ausgelaugtes Wesen. Bedauernswert.

»Sie befürchtet, dass er dich mit seinen Depressionen runterziehen könnte«, sagte mein Dad plötzlich hinter mir. »Und ich mache mir darüber auch Sorgen.«

Ich wirbelte herum und starrte ihn finster an. Seine eisblauen Augen schienen in diesem Licht genau dieselbe Farbe zu haben wie das Aquarium. Und wie der blaue Fisch. Das Coolste an ihm ist aber eindeutig das weiße, leicht gewellte Haar. Bei einem derart außergewöhnlichen Vater war es umso trauriger, dass ich so normal geworden war.

»Das ist absolut lächerlich«, erwiderte ich. »Ferris zieht mich nicht runter. Ich verbringe gern Zeit mit ihm.«

»Mitten in der Nacht?«

»Wann immer er mich braucht.«

Mum und Dad tauschten einen Blick miteinander. Ich konnte Verzweiflung darin lesen, aber ich war entschlossen, nicht nachzugeben. Selbst wenn Ferris mich während der Apokalypse brauchen sollte, würde ich Zombiehorden und atomare Wüsten hinter mir lassen, um zu ihm zu kommen. Ich hoffte nur, zu einer solchen Situation käme es nie. Gedacht war es schnell, aber in der Realität müsste ich mir vermutlich Sorgen machen – um Ferris, nicht um mich.

Plötzlich legte Dad eine Hand auf meine Schulter. »Wir meinen das alles nicht böse. Wir wollen dir nur helfen, damit es dir wieder besser geht. Du bist schließlich unser Sohn, deswegen machen wir uns vorrangig Sorgen um dich, nicht um Ferris.«

»Das finde ich auch großartig. Aber ich mache mir Sorgen um ihn. Akzeptiert das doch endlich.«

Bevor sie darauf etwas erwidern konnten, ertönte wieder der Signalton meines Handys. Ohne jede Rücksicht holte ich es aus meiner Tasche und sah auf das Display. Es war eine Nachricht von Ferris: Bin zu Hause, musst dir keine Sorgen mehr machen.

Als Beweis seiner Aussage hatte er auch ein Selfie geschossen und mitgeschickt. Auf dem Bild war er selbst zu sehen, gemeinsam mit einer aktuellen Zeitung und einer Uhr, nur damit ich ganz sicher davon ausgehen konnte, dass er auch die Wahrheit sagte. Er sah so müde und zerstört aus, dass ich meine Eltern am liebsten stehen gelassen hätte, um zu ihm zu gehen. Aber er lebte bei Vincent, er käme klar.

Ich steckte das Handy wieder ein. Meine Eltern musterten mich immer noch mit besorgter Ernsthaftigkeit.

»Er ist zu Hause«, erklärte ich. »Darf ich jetzt wieder ins Bett?«

Sie schwiegen beide. Ich befürchtete bereits, dass sie weiter darüber reden wollten, dass ich lieber auf mich achten sollte, statt auf andere. Sie verstanden offenbar nicht, dass ich durchaus auf mich und ihn achten konnte. Keiner von uns beiden sollte leiden.

Schließlich nickte Dad. »Du solltest wirklich erst einmal schlafen.«

»Wir werden morgen noch einmal darüber sprechen«, mahnte Mum allerdings. »Das Thema ist wichtig genug, dass wir es nicht einfach schleifen lassen sollten.«

Mir wäre es lieber gewesen, es einfach zu vergessen. Aber es war ihr wirklich wichtig, also widersprach ich nicht. Ich nickte, was sie zufriedenzustellen schien, denn sie sagte nichts mehr. Dad warf ihr auch nur einen kurzen Blick zu, als erwartete er noch etwas von ihr, aber das blieb aus.

Da keiner der beiden noch etwas sagen wollte, hob ich knapp die Hand. »Gute Nacht, Mum. Nacht, Dad«

Sie wünschten mir ebenfalls eine gute Nacht. Ich nickte beiden noch einmal zu, dann ging ich an meinem Vater vorbei, die Treppe nach oben.

Auf dem oberen Absatz bemerkte ich sofort die Kälte, die aus meinem Zimmer strömte. Ich fröstelte und schloss das Fenster sofort, damit der kalte Wind sich nicht weiter ausbreiten und noch die letzten Quadratzentimeter einnehmen konnte. Warum hatte keiner meiner Eltern daran gedacht, das Fenster zu schließen, wenn sie schon auf mich gewartet hatten? Nachdem ich Jacke und Schuhe wieder abgestreift hatte, legte ich mich ins Bett zurück.

Ich atmete tief durch, ließ die kalte Luft meine Lungen füllen. Es schmerzte, gleichzeitig war es aber angenehm. Vielleicht fühlte Ferris sich ähnlich, wenn er sich mit derartigen Aktionen selbst verletzte. Ich konnte es ihm kaum übel nehmen. Ich verstand ihn sogar. Wenn man nicht mehr wusste, ob man überhaupt noch lebte, musste man manchmal derartige Dinge in Kauf nehmen, um etwas zu fühlen. Man konnte das nur nachempfinden, wenn man selbst an diesem Punkt angekommen war, an dem man an allem zweifelte.

Die Stimmen meiner Eltern drangen gedämpft aus dem Wohnzimmer herauf. Auch ohne sie zu verstehen, war klar, dass ich ihr Gesprächsthema war. Wahrscheinlich versuchte Dad wieder einmal, an die Vernunft meiner Mutter zu appellieren, damit sie mich nicht mehr deswegen bedrängte. Aber bis es mal soweit wäre, könnte ich lange warten. Auch wenn sie sich Sorgen machte, wollte ich tun, was ich tun musste. Ich war schon 18, mir stand alles frei. Nur aufgrund dieser Amnesie …

Unwillkürlich strich meine Hand über die feine Narbe an meinem Kopf. Sie sitzt knapp über dem rechten Ohr, wird glücklicherweise aber von meinem Haar verborgen, damit mich nie jemand darauf ansprechen kann. Dank dieser Narbe, des dafür verantwortlichen Unfalls, war ich Ferris überhaupt erst begegnet. Ich vermisste meine Erinnerungen nicht, es war ein guter Tausch gewesen. Das einzige, was ich mir wünschte, war Ferris' Rettung. Aber möglicherweise bräuchte es dafür wirklich ein Wunder oder etwas Zauberei. Leider hatte ich weder das eine, noch das andere in der Hinterhand. Dafür würde ich allerdings einen noch größeren Tausch eingehen, solange es nur half.

Leise seufzend drehte ich mich auf die Seite, und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass mir eine Nacht voll Schlaf endlich die ersehnte Antwort bringen könnte.
 

Kapitel 3: Spring einfach


 

Obwohl ich so spät ins Bett gekommen war, wachte ich noch vor meinen Eltern wieder auf. Meine Uhr sagte, es sei kurz nach sieben, der Himmel war dagegen der Meinung, es herrsche nach wie vor Morgendämmerung, so düster wie er war. Die Sonne schaffte es einfach nicht durch die Wolken, also hatte sie aufgegeben. Wenigstens dürfte Ferris dieses Wetter angenehmer finden als die vergangene Sommerhitze. Für mich war diese allerdings eine Verbündete gewesen; solange es heiß war, litt Ferris zwar, aber er brachte auch nicht die Kraft auf, das Haus zu verlassen oder sich etwas anzutun. Also begann für mich wieder die Jahreszeit der Sorgen. Kaum war mir das bewusst geworden, war ich hellwach. Die Gedanken drehten sich unablässig in meinem Kopf, und ich hasste das, diese Hilflosigkeit. Ich musste dem entkommen.

Da meine Eltern noch schliefen, verschob sich meine Standpauke. Ich wollte diese Zeit nutzen, deswegen zog ich mir gemütliche Joggingkleidung an, schnappte mir meinen MP3-Player und verließ das Haus leise – diesmal durch die Vordertür, statt durch mein Fenster. Die kühle Morgenluft roch anders als jene in der Nacht, sie erfüllte mich mit einem Bewegungsdrang, den ich nur schwer unterdrücken konnte. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren – in-ear-Stecker gelten als ungesund, aber die on-ear-Kofhörer sind für meinen Geschmack zu klobig –, startete den MP3-Player und begann zu laufen. Die Musik verdrängte jedes andere Geräusch, so dass ich mich nur auf die Straße und meinen Körper konzentrieren konnte.

Wegen des Unfalls vor vier Jahren war ich lange im Krankenhaus gelegen. Erst im künstlichen Koma, dann die Rehabilitationsphase; ich hatte sogar wieder lernen müssen, wie man vernünftig geht, einen Schritt nach dem anderen, die verkümmerten Muskeln wieder an ihre Arbeit gewöhnen. Nach meiner Entlassung und sobald der Physiotherapeut mir das Okay gegeben hatte, war ich erpicht darauf gewesen, mich wieder mehr zu bewegen, zu spüren, dass ich lebendig bin und dass mein Körper noch immer ganz allein mir gehorcht. Deswegen hatte ich mit dem Joggen angefangen. Nicht sehr regelmäßig, aber an manchen Tagen packt mich dieses Verlangen, dann gehe ich dem nach. Da ich inzwischen zwar einen Abschluss, aber noch keinen Job habe, gibt es auch nichts, das mich davon abhalten kann.

Ich habe keine feste Strecke. Manchmal laufe ich nur um den Block, an anderen Tagen wage ich mich weiter aus meinem Umkreis heraus. Jener Tag war einer der letzteren Sorte, deswegen folgte ich dem Weg in Richtung Park. Auch wenn diese Bezeichnung der Anlage schmeichelte. Dort gab es nur eine große Rasenfläche und einen Spielplatz, umgeben von Bäumen, die gerne einen Wald gebildet hätten, aber zwischen den Gebäuden der Großstadt nicht wirklich Platz dafür fanden. Gerade morgens war es aber ein guter Ort zum Entspannen.

Als ich endlich meinen Rhythmus gefunden hatte, mein Körper im Einklang mit meinen Bewegungen war, fand mein Kopf wieder Zeit, sich auf anderes zu konzentrieren, auf Gutes. Meine Gedanken drehten sich um Ferris, der hoffentlich immer noch schlief. Ich stellte mir vor, wie er sich unter der Decke zusammengerollt hatte, verletzlich wie er in Wirklichkeit war und wie er sich nur manchen, auch mir, zeigte. Für einen kurzen Moment liebäugelte ich mit der Vorstellung, neben ihm zu liegen, seinen Geruch einzuatmen und seine Wärme zu absorbieren, ihm dafür im Gegensatz meine zu überlassen, ihm endlich das zu geben, was er verdiente. Aber das könnte sich nur erfüllen, wenn es mir irgendwie gelänge, ihn von seiner Verzweiflung zu befreien, ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen. Bislang war das nicht einmal Vincent gelungen. Aber hey, große Pläne stehen mir.

Wie ich erwartet hatte, war der Park um diese frühe Uhrzeit leer. Der asphaltierte Weg, der sich kurvenreich an den beiden Wiesen entlangschlängelte, war verlassen. Ich war weit und breit die einzige Person, die sich hierher verirrt hatte. Das machte diesen Ort zu einem geradezu perfekten Trainingsgelände. Man musste sich vor keinem Beobachter rechtfertigen, denn man wurde ja gar nicht erst beobachtet. Deswegen machte ich auch direkt eine Pause von meinem Training und ließ mich auf einer der Schaukeln nieder. Die Sitzfläche war aufgrund des Morgentaus feucht, aber das kümmerte mich nicht.

Ich war nicht müde, ich wollte einfach nur auf einer Schaukel sitzen. Mir fehlten jegliche Kindheitserinnerungen, ich wusste nicht, ob ich früher gern geschaukelt hatte. Egal wie sehr ich versuchte, diese pechschwarze Wand zu durchdringen, hinter der meine Erinnerungen verborgen waren, es gelang mir nicht. Diese Mauer war unendlich, mit keinem einzigen Vorsprung, den man hätte ausnutzen können. Egal, wie oft ich es versuchte, es war aussichtslos. Mir kam erstmals der Gedanke, es einfach aufzugeben. Ich müsste mir keine Sorgen mehr machen, wenn ich meine alten Erinnerungen einfach vergaß, genau wie Ferris – und mich am besten einfach selbst umbrachte, er hatte doch schließlich recht. Zu sterben war-

Ich schreckte selbst aus meinen Gedanken auf. Misstrauisch sah ich mich um. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich auf diese seltsamen Überlegungen gekommen war. Obwohl ich derart viel mit Ferris zu tun hatte und verstand, weswegen er gerne Schmerzen spürte, war mir nie in den Sinn gekommen, mich umzubringen. Auch ohne eigene Erinnerungen kam mir das Leben immer erstrebenswert vor, nicht nur wegen Ferris, auch wenn er natürlich einen großen Teil davon ausmacht. Nachdem ich nun aus dieser seltsamen Stimmung erwacht war, erschien mir der Gedanke nach wie vor fremd – also musste er irgendwo anders hergekommen sein.

Ich war allerdings immer noch allein. Niemand war zu sehen, und meine Musik war dieselbe wie jene, die ich immer hörte. Das konnte ich also ausschließen. Außerdem war ich ratlos, wie das überhaupt funktionieren sollte.

Es hatte mich allerdings wieder derart unruhig gemacht, dass ich aufstehen musste, um meinen Weg fortzusetzen und nach Hause zurückzukehren. Doch kaum stand ich auf den Beinen, gaben die Kopfhörer ein Rauschen von sich, ehe sie vollkommen still waren. Ich war das gewohnt, sie gaben gern mal den Geist auf, weil ich nicht viel Geld für sie ausgab. Es war lediglich ungewöhnlich, dass beide Seiten zur gleichen Zeit starben. Normalerweise zogen Kopfhörer es vor, nacheinander die Welt zu verlassen.

Ich spielte mit dem Kabel, in einem vergeblichen Versuch, den Ton zumindest teilweise zurückzuholen – und da hörte ich das erste Mal die Stimme: »Vielleicht wäre es besser, einfach zu sterben.«

Sie war einschmeichelnd, gleichzeitig aber auch weinerlich, eine Mischung, die ich so noch nie zuvor gehört hatte.

»Schließlich braucht dich niemand, du bist nur eine Last.«

Sie schien direkt in meinem Kopf zu erklingen, als versuchte sie, vorzugeben, nur meine eigenen Gedanken auszusprechen.

»Deine Familie wäre froh, wenn du nicht mehr da wärst.«

Aber ich konnte sie unterscheiden, ich wusste, dass nichts davon meinem eigenen Willen entsprang, egal wie viel Mühe sie sich gab. Ich dachte so etwas nicht.

»Es ist auch ganz einfach.«

Ich entfernte die Ohrenstecker, aber die Stimme war immer noch hörbar, direkt hinter mir: »Du musst nur zusammen mit Ferris springen.«

Wütend fuhr ich herum, bereit, dem Störenfried meine Meinung zu geigen – dann vergaß ich, zu atmen. Vor mir stand kein Mensch, nicht einmal etwas, das einem solchen entfernt ähnelte.

Es war Dunkelheit. Nein, es war Schwärze. Als ob Öl lebendig geworden wäre. Der Fleck waberte vor mir in der Luft, zog sich in die Länge, schrumpfte dann wieder zu einer Kugel von der Größe eines Fußballs zusammen, nur um sich erneut zu verziehen. Das alles im Takt einer Atmung, meiner Atmung. Ein skelettierter Arm ragte aus der Masse hervor, weitere Gliedmaße allerdings nicht. Es besaß auch kein Gesicht, keine wahrnehmbaren Züge, nicht einmal erkennbare Vertiefungen. Egal wie lange ich diesen Fleck anstarrte, mich auf verschiedene Punkte fokussierte, es gelang meinem Gehirn nicht, ein Gesicht auszumachen oder es auch nur hineinzudeuten. Abgesehen von dem toten Arm war nichts daran menschlich.

»Spring einfach.« Die Stimme kam nicht von diesem Wesen, sondern von einem Punkt hinter mir, aber nun klang sie verzerrt. Als wäre es plötzlich nicht mehr notwendig, zumindest normal zu klingen.

Ich musste alle Kraft aufbringen, um mich von diesem Etwas abzuwenden und zu dem eigentlichen Verursacher zu sehen – doch es war wieder ein Ölfleck.

Ich warf einen Blick über meine Schulter, der erste war noch da. Sie waren jetzt zu zweit.

Meine Kehle war wie zugeschnürt, aber meine Gedanken konnten ungehindert durch meinen Kopf rasen. Ich war überzeugt, dass es sich um eine Nebenwirkung meiner Verletzungen handelte. Sie kamen sehr verspätet auf, aber ich bin kein Arzt, also warum sollte ich annehmen, dass es nicht so sein könnte? Außerdem konnte das alles nicht real sein. Es musste eine Halluzination sein. Solche Kreaturen gab es in der Realität einfach nicht.

Die beiden Ölflecken sprachen derweil in Stereo auf mich ein, versuchten, mir negative Gedanken und Empfindungen einzupflanzen. Noch konnte ich widerstehen, aber ich wollte nicht testen, wie lange das anhielt.

Um der Situation zu entkommen, machte ich einen Schritt nach rechts. Mein Arm streifte eine ekelhaft warme ölige Substanz. Sie war unangenehm schleimig, erfüllte mich mit einer Verzweiflung, die mir vollkommen unbekannt war und mich mit aller Macht in die Knie zwingen wollte; glücklicherweise schwand beides aber direkt, als ich mich dem wieder entzog. Ich sah gar nicht erst hin, ich wusste bereits, dass sie nun zu dritt waren. Und während ich noch überlegte, wie ich fliehen sollte, vervielfachten sich die Stimmen, bis ich von diesen Wesen komplett umzingelt war, nein, nicht nur umzingelt. Ein kurzer Blick umher zeigte mir, dass ich regelrecht in einem schwarzen See, bestehend aus diesen Kreaturen, stand. Sie redeten alle gemeinsam auf mich ein. Obwohl ich so keine einzelnen Sätze mehr verstehen konnte, erreichten mich die negativen Gefühle und das tiefe Verlangen zu sterben dennoch. Ihre Stimmen übertönten sogar meine eigenen Gedanken. Ich wusste, wenn das so weiterging, würden sie gewinnen und dann würde ich …

Ich sah mich bereits auf der Brücke, wie ich über das Geländer stieg, zum Sprung ansetzte – da verstummten sie alle auf einen Schlag. In meinen Gedanken blieb nur Verwirrung zurück, die sich nicht wie meine eigene anfühlte.

Es sah aus als blickten die Ölflecken alle in eine bestimmte Richtung. Aber da sie so eng beieinander standen, traute ich mich dennoch nicht, einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen. Noch einmal wollte ich diese pure Verzweiflung nicht erleben. Fühlte Ferris sich möglicherweise immer so? Wollte er deswegen sterben?

Plötzlich gaben die Wesen einen überraschten Laut von sich. Ich hob den Kopf, um herauszufinden, was los war. Nur einen Wimpernschlag später sah es aus als befände sich etwas zwischen den Ölflecken, dann blitzte ein helles Licht auf. Ein gequälter Schrei folgte, ehe sich einige der Kreaturen auflösten. Ich versuchte, die Quelle dieser Änderung ausfindig zu machen, aber sie bewegte sich bereits zu einem anderen Punkt zwischen den Wesen. Dort blitzte es wieder, weitere lösten sich auf, das Licht bewegte sich an eine andere Stelle. Das ging mehrere Male so, während ich ihm mit den Augen zu folgen versuchte. Dabei schien es keinerlei Muster zu folgen.

Als nur noch eine Handvoll Ölflecken stand, entschieden diese endlich, sich zu wehren. Sie vibrierten wütend, streckten sich, bis sie kaum noch wirklich erkennbar waren, und stürzten sich gemeinsam auf den Feind. Mühelos erstickten sie das helle Licht zwischen sich, wurden zu einer einzigen Sphäre einer ekelhaften Masse mit der Größe eines Medizinballs. In der neuen Form war gut erkennbar, dass die ölige Oberfläche in Bewegung zu sein schien, Wellen, die über den gesamten Körper vibrierten. Mehrere skelettierte Arme brachen aus dem Ding hervor, sie bewegten sich unbeholfen, um sich an diese neue Form zu gewöhnen. Wann immer sie gegeneinander stießen, erklang ein leises Rasseln. Es nahm langsam ab und verstummte schließlich vollkommen, als die Arme wussten, wie sie sich bewegen mussten. Ich stand wie festgewurzelt da, beobachtete alles, als ob ich kein Teil dieser ganzen Geschichte wäre.

Die Kreatur wandte sich wieder mir zu. Was immer dieses Wunder zuvor verursacht hatte, es war fort – tot – und ich war wieder allein.

Aber ich war nicht mehr umzingelt und als mir das endlich bewusst wurde, durchtrennte mein Wille meine imaginären Wurzeln, ich wich zurück. Dabei ließ ich das Ungetüm weiter nicht aus den Augen. Es besaß selbst in der neuen Form keinerlei erkennbare Gesichtszüge, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass es mich beobachtete.

Die Hände, die mir am nächsten waren, griffen nach mir, meine Muskeln spannten sich an – im selben Moment durchschnitt ein blendendes Licht die Mitte der Masse. Diese bewegte sich noch einmal irritiert, dann löste sie sich auch schon auf und verschwand spurlos. Als wäre sie niemals da gewesen. Es blieb nicht einmal ein einfacher Fleck auf dem Boden zurück. Oder ein Knochen. Nada.

Dafür stand plötzlich jemand an ihrer Stelle: ein schwarzhaariger Kerl, etwa in meinem Alter, mit einem viel zu großen Schwert, das in einem hellen Licht zu strahlen schien, mich gerade aber nicht weiter interessierte. So ungewöhnlich das an sich schon war, mich interessierte dennoch der Kerl an sich mehr. Er atmete aus, dabei bewegten sich die Haare, die über sein linkes Auge fielen, nur um wieder auf ihren Platz zurückzufallen. Ob er wusste, dass er damit wie ein Emo aussah? Und dass der Trend schon eine Weile vorbei war?

Doch der in die Entfernung gerichtete Blick aus seinen braunen Augen ließ mich jeden spöttischen Kommentar oder gar Dankbarkeit vergessen. Er löste Aggressionen und gleichzeitig Kopfschmerzen in mir aus. Ich griff mir an die Stirn und zog die Augenbrauen zusammen, sah ihn dabei weiter an. »Wer bist du denn?!«

Der andere wandte sich endlich mir zu. Ohne jegliche Regung. Ich dagegen bekam das Gefühl, langsam innerlich zu kochen.

»Kieran«, sagte der andere schließlich. Mehr nicht.

»Und was willst du hier?«

Er sah auf das Schwert hinunter, dann wieder zu mir zurück. »Redest du so mit jedem, der dir das Leben gerettet hat?«

»Ich habe dich nie darum gebeten!«

Das konnte er nicht abstreiten, vermutlich ging er deswegen nicht weiter darauf ein. »Es war auch nur ein Zufall, dass ich zur passenden Zeit gekommen bin.«

Ich glaubte, mein Kopf müsse jeden Moment platzen. »Oh, jetzt soll ich dir auch noch für einen Zufall dankbar sein? Ich habe dafür echt keinen Nerv.«

Um meine Worte zu unterstreichen, fuhr ich herum. Mit schnellen Schritten lief ich davon, egal wohin, nur weg aus dieser Situation. Doch schon nach wenigen Metern stand Kieran plötzlich wieder vor mir. Er sah nicht einmal aus als hätte er sich irgendwie bewegt. Ich warf einen Blick über die Schulter, hinter mir war er aber wirklich nicht mehr. Also sah ich ihn stirnrunzelnd wieder direkt an. »Was jetzt? Soll ich vor dir auf die Knie fallen?«

Kieran hob gleichgültig die Schultern. »Du musst mir nicht dankbar sein, aber du musst mir zuhören.«

Darauf hatte ich erst recht keine Lust. Doch nachdem er mich gerettet hatte, wollte ich mich zumindest ein wenig erkenntlich zeigen. Niemand sollte mir nachsagen, dass ich ihm etwas schuldig geblieben wäre – außerdem konnte er mich offenbar immer wieder einholen, also war eine Flucht zwecklos. Ich deutete ein Nicken an, er fuhr fort: »Dass du die Phantome sehen konntest, bedeutet, dass dich bald ein Mann aufsuchen wird, der sich Fremder nennt.«

Oh, wie gut, dass er sich schon als Kieran vorgestellt hatte, sonst wäre er ja ein Fremder gewesen. Ich war schon von seinem ersten Satz genervt.

»Diese Dinger heißen Phantome?«, hakte ich nach, zumindest auf Antworten hoffend. »Wo kommen sie denn überhaupt her?«

»Das ist unwichtig.« Wie nett. »Der Fremde wird dir einen Deal anbieten. Er wird dir ein Wunder versprechen, dafür wirst du aber dein Leben aufgeben müssen. Du solltest nicht darauf eingehen.«

»Was für ein Wunder?«

Kieran schnaubte leise. »Das ist unwichtig. Was zählt ist nur, dass darauf einzugehen über kurz oder lang zu deinem Tod führen wird.«

Natürlich besaß ich daran kein Interesse, wie jedes andere gesunde Lebewesen hing ich doch sehr an meiner Existenz, selbst wenn sie derart verkorkst war. Aber dass dieser Kerl mir das sagte, machte mich so wütend, dass ich eine Entgegnung ausspuckte: »Ach, und du willst mir jetzt vorschreiben, was ich zu tun oder lassen habe? Korrigier mich, aber ich glaube, du bist nicht mein Vater.«

Und selbst bei dem hörte ich nicht auf alles.

Kieran senkte den Blick. »Es ist nur ein Ratschlag. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass dieses vermeintliche Wunder es nicht wert sein wird. Deswegen bitte ich dich darum, es nicht zu tun, egal, was er dir sagt.«

Ich sah auf das Schwert in seiner Hand. Die Klinge glühte noch immer, aber inzwischen konnte ich erkennen, dass die Form einem Flügel nachempfunden war. Würde er sie gegen mich einsetzen? Bislang hatte er es nicht getan.

»Was tust du, wenn ich diesen Deal doch eingehen sollte?«

»Gar nichts. Wie gesagt, es ist nur-«

»Und warum solltest du mir einen derartigen Ratschlag erteilen?«, unterbrach ich ihn. »Und mich sogar darum bitten? Wir kennen uns nicht einmal!«

Sein Kopf ruckte nach oben, sein Blick blieb irgendwo am Himmel hängen. »Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Und im Moment würdest du es mir ohnehin nicht glauben.«

Typisch, sobald es darum ging, Erklärungen zu liefern, wollte er verschwinden und brachte sogar noch diesen dämlichen Satz. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film, selbst im Rückblick.

»Vertrau mir einfach«, fügte er sogar noch an.

Bevor ich einwerfen konnte, dass ich einem Fremden sicher nicht blind vertraute – auch dann nicht, wenn er mir das Leben gerettet hatte – vollführte er bereits einen Sprung und war im nächsten Moment spurlos verschwunden. Ich war wieder vollkommen allein. Und es gab keinerlei Hinweis darauf, dass dieser ganze Vorfall jemals geschehen war.

Vielleicht, so überlegte ich mir, war es doch nur eine seltsame Halluzination gewesen, ein Nachhall meiner Kopfverletzung. Oder ich wurde einfach verrückt. Das wäre vielleicht mal ein Job für Vincent. Aber wenn ich ihm von schwebenden Ölflecken mit Skelettarmen, und einem Typen mit einem leuchtenden Schwert erzählte, wies er mich bestimmt nur in eine Anstalt ein. Vielleicht hätte ich dort auch hineingehört. Aber darüber wollte ich lieber zu Hause nachdenken.

Ich drehte mich um und griff nach meinen Ohrsteckern, um zu prüfen, ob meine Musik wieder funktionierte, ehe ich mich endgültig aus dieser Situation verabschiedete, da ertönte eine weitere Stimme: »Oh wie bedauerlich.«

Am liebsten hätte ich ein genervtes Stöhnen von mir gegeben, aber es wurde nur ein Seufzen. Ich bereute bereits, das Haus verlassen zu haben. Eine Standpauke von Dad wäre wesentlich weniger verwirrend oder aufreibend gewesen.

Da es mir aber unvermeidlich schien, wandte ich mich der neu dazugekommenen Person zu, die einfach so auf dem Weg erschienen war. Kieran war wenigstens noch wie ein normaler Jugendlicher angezogen gewesen, aber dieser neue Kerl war kurios. Unter seinem langen schwarzen Mantel trug er eine ebensolche Weste, darunter wiederum ein weißes Hemd, die Stoffhose war ebenfalls schwarz. Das wäre an und für sich nicht weiter seltsam gewesen, nur ein bisschen overdressed für einen morgendlichen Spaziergang im Park. Mich irritierte vielmehr, dass auf seinem silber-grauen Haar ein Bowler Hut saß. Einer dieser steifen, abgerundeten Hüte, die sich in Großbritannien hoher Beliebtheit erfreuen, soweit ich weiß. In meiner Gegend hatte ich davor noch nie einen solchen gesehen.

Der Kerl tippte sich gegen die Hutkrempe, gab sonst aber keine weitere Begrüßung von sich. Stattdessen wiederholte er nur »Oh wie bedauerlich«. Hinter seinen runden Brillengläsern glitzerten türkis-farbene Augen, die mich heute mit Unbehagen erfüllen, aber damals dachte ich mir nichts dabei. Stattdessen ging ich auf ihn selbst ein: »Und wer bist du jetzt?«

Die Lippen des anderen kräuselten sich zum feinen Ansatz eines Lächelns. Damit wirkte er fast schon sympathisch. »Ich bin derjenige, vor dem du eben gewarnt worden bist.« Dass er das so locker dahersagen konnte, imponierte mir. »Und ich bin hier, um dir ein Angebot zu unterbreiten, Ciar Thares. Ich möchte dir ein Wunder schenken.«
 

Kapitel 4: Niemand verschenkt ein Wunder einfach so


 

»Warum bist du so misstrauisch?«, fragte der Fremde, nachdem ich direkt abgelehnt hatte.

Von der ganzen Diskutiererei müde geworden, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen das Gerüst der Schaukel, zu der ich zurückgekehrt war. Es schien diesen Leuten ohnehin egal zu sein, was ich eigentlich wollte, deswegen konnte ich zumindest herumstehen, wie ich Lust darauf hatte.

»Niemand verschenkt ein Wunder einfach so«, antwortete ich ihm. »Da sollte mir etwas Skepsis schon zugestanden werden.«

Auch ohne Kierans Rat wäre ich nicht auf die dumme Idee gekommen, einfach Ja zu schreien, sobald mir jemand so etwas unterbreitete. Insofern war ich nur noch genervter von diesem Kerl – und mein Kopf schmerzte immer noch.

»Das ist sehr klug von dir.« Plötzlich war der Fremde nicht mehr auf dem Weg, dafür saß er auf dem oberen Balken, der die Schaukeln hielt. »Sehr viele wählen das Wunder, ohne wirklich darüber nachzudenken. Du kannst stolz auf dich sein.«

»Dich einzuschleimen bringt dich bei mir kein Stück weiter.«

Das hatten in der Vergangenheit schon genug Leute versucht. Ärzte, Krankenschwestern, Sachbearbeiter … Vollidioten. Als ob ich nicht genau wüsste, welche Strategie sie verfolgten, um sich selbst den Job zu erleichtern und mich hinters Licht zu führen. Ich machte da nicht mit. Ich behielt meine Würde und meinen Stolz, statt anderen in den Allerwertesten zu kriechen.

»Ich sehe schon, du bist eine komplizierte Angelegenheit. Aber derartige Fälle reizen mich.«

Er wollte das Gespräch weder abreißen lassen, noch dass ich das Thema wechsle. Gut, dann täte ich ihm eben den Gefallen und fragte ihn etwas: »Was sind das denn überhaupt für Wunder, die du da so großmütig zu verschenken gedenkst?«

Er breitete die Arme aus, ohne dabei sein Gleichgewicht zu verlieren. »Alles, was du dir vorstellen kannst. Je stärker dein Wille, desto größer natürlich das Wunder, das ich für dich bewirken kann.«

»Und wo ist dabei der Haken?« Ich beharrte weiterhin auf meiner Skepsis. »Du rennst doch nicht durch die Gegend und erfüllst wahllos Wunder für irgendwelche Leute, ohne selbst etwas davon zu haben. Das wäre ganz schön … dumm.«

Statt sich davon beleidigt zu fühlen, lachte der Fremde amüsiert. »Natürlich musst du mir eine Gegenleistung erbringen.«

»Also ist es auch kein Geschenk

»Streng genommen nicht. Aber im Vergleich zu meinem Wunder ist die Gegenleistung wirklich gering.«

Nett, wie er sich herauszureden versuchte. Aber mir ging es nicht um Spitzfindigkeiten, also hackte ich nicht weiter darauf herum. »Und woraus besteht nun diese Gegenleistung?«

»Du erhältst neben dem Wunder auch Kräfte, mit denen du gegen diese Phantome kämpfen kannst. Dein Ziel ist es, sie zu töten, ehe sie die Macht über diese Welt an sich reißen.«

Kräfte, um diese Wesen zu bekämpfen? Das führte mich zu einem interessanten Schluss: »Ist Kieran dann nicht auch einen Tausch mit dir eingegangen?«

Diesmal musste ich länger auf eine Antwort warten. Innerlich freute ich mich bereits, ihn stillgelegt zu haben. Schließlich folgte jedoch ein Seufzen. »Vermutlich hat er seine Kräfte von jemand anderem bekommen, ohne dass ich etwas damit zu tun hatte.«

Es gab also noch andere, die diese Kräfte verliehen? Warum taten sie das? Und woher kamen diese Phantome, dass sie derart gefährlich waren?

»Allerdings ist mir unbegreiflich, weswegen er andere vor mir warnt. Möglicherweise fürchtet er die Konkurrenz?«

Das klang so als gäbe es etwas zu gewinnen, wenn man die Phantome bekämpfte. Gesehen hatte ich nichts, aber ich war auch nicht in der Lage gewesen, mich vollständig darauf zu konzentrieren. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass es nur an der Konkurrenz lag. Dafür war mir Kieran zu zielstrebig und in gewisser Weise besorgt vorgekommen – zwischen seinem krampfhaft mysteriösen Verhalten. Hätte er mir mehr erzählt, müsste ich mir keine Gedanken um so einen Mist machen.

Je länger ich schwieg, desto größer wurde wohl die Besorgnis des Fremden, mich als Kunden zu verlieren, deswegen sprach er ohne jede Aufforderung weiter: »Ich spüre sehr viel Potential in dir. Vielleicht mehr als in manch anderer Person, der ich bereits geholfen habe. Egal, was du dir wünschst, ich würde es dir erfüllen.«

»Den Text kenne ich schon.«

Er lachte. »Das war nur ein Test für deine Aufmerksamkeit. Aber ich meine es ernst: ein von dir gewünschtes Wunder hätte keinerlei Einschränkungen. Gibt es nichts in deinem Leben, was du vermisst?«

Mancher hätte vielleicht auf meine Erinnerungen verwiesen. Aus verschiedenen Medien wusste ich, dass unter Amnesie Leidende sich oft einfach nur die Rückkehr ihrer verschwundenen Erinnerungen wünschten, um sich selbst wieder definieren zu können. Für mich war das aber egal. Ich bin, wer ich bin, auch ohne zu wissen, was in meiner Vergangenheit geschehen ist. Ich benötigte nur Ferris – und der Gedanke an ihn brachte mich tatsächlich auf ein Wunder, das mich interessieren könnte: »Wenn ich mir, rein hypothetisch, wünschte, dass du jemanden von seinen Depressionen heilst, könntest du das auch tun?«

»Aber natürlich!« Plötzlich stand der Fremde vor mir. Seine Mundwinkel waren zu einem angedeuteten Lächeln angehoben. »Das ist eine Kleinigkeit. Ich müsste nur die Wurzel dieser finsteren Gefühle ausreißen. Nichts leichter als das.«

Ich stellte mich aufrecht hin und hob die Hände. »Moment mal, das war wirklich nur eine einfache Frage. Ich habe immer noch zu wenig Infos, um zuzustimmen. Was, zum Beispiel, sind diese Phantome? Und was hast du davon, wenn irgendwer sie bekämpft? Warum machst du das nicht selbst?«

Das Lächeln des anderen schien eine Nuance finsterer zu werden, aber es war mehr als deutlich, dass er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. »Phantome sind gebündelte negative Energie, die aus Menschen geboren wurde. Also nichts Ungewöhnliches, jedenfalls, wenn du die Medienlandschaft deiner Spezies bedenkst. Sie verursachen im Kontakt mit Menschen Unglück und in besonders hoher Konzentration sogar Naturkatastrophen, wie du selbst feststellen durftest.«

Ich erinnerte mich an die depressiven Gedanken, als sie aufgetaucht waren. Machten sie das auch mit anderen? Mit Ferris etwa? Nein, bei ihm musste es tiefer liegen, vielleicht förderten sie seine ohnehin vorhandenen Gedanken nur. Wenn die Phantome bekämpft wurden, wäre das auch für ihn gut.

»Für Leute wie mich«, fuhr der Fremde fort, »und für das Universum an sich sind sie ebenfalls eine Bedrohung. Sie sind etwas, das es nicht geben dürfte, und sie fressen an der Basis dessen, was uns und auch euch das Leben ermöglicht. Von der Rettung dieser Basis profitiere ich letztendlich. Und ich bekämpfe sie nicht selbst, weil ich nicht überall sein kann. Sie machen Derartiges ja nicht nur hier, sondern auch in vielen anderen Welten.«

Ich lauschte seinem Vortrag und versuchte gleichzeitig, alle Teile passend zusammenzufügen. Das war aber gar nicht so einfach, denn irgendetwas an der Erklärung, so verständlich sie auch war, wollte sich für mich partout nicht logisch anhören. Da ich jedoch nicht den Finger darauf legen konnte, wollte ich mehr Informationen: »Du siehst aus wie ein Mensch. Was bist du denn, wenn du angeblich keiner bist?«

Er beugte den Oberkörper ein wenig vor. »Leute wie mich nennt man Beobachter. Wir betrachten das Universum und das Leben, das sich darin entwickelt. Sobald eine derartige Katastrophe eintritt, wie mit den Phantomen etwa, greifen wir ein, indem wir uns Individuen wie dich heraussuchen, die uns helfen können, dem Einhalt zu gebieten.«

Das Wunder war dann wohl nur noch ein kleines Extra, um die Leute wirklich von dem Plan zu überzeugen, konnte ich mir denken. In meinem Fall war es zwar verlockend, aber es klang auch zu gut, um wahr zu sein.

»Wo ist der Haken?«, fragte ich. »Es gibt doch immer irgendeinen, also erzähl mir nichts.«

Der Fremde tippte sich gegen die Krempe seines Hutes. »Der einzige Haken könnte sein, dass man im Kampf gegen die Phantome stirbt. Dann hilft einem auch das größte Wunder nicht mehr.«

Ich wusste nicht, ob das wirklich der einzige Haken war, aber ich wollte auch nicht darüber nachdenken. Immerhin war ich entschlossen, gar nicht erst damit anzufangen.

Deswegen winkte ich ab und löste mich wieder von dem Schaukelgerüst. »Was auch immer. Ich habe kein Interesse daran. Kann ich jetzt also endlich wieder nach Hause gehen?«

Mir stand der Sinn nach einer Kopfschmerztablette und einer guten langen Dusche. Und dieser Kerl stand mir dabei im Weg.

Ich hoffte, er wolle mir nicht noch einmal einen Vortrag halten, aber zu meinem Glück trat der Fremde nur zurück. »Natürlich. Du musst mein Angebot auch nicht sofort annehmen. Ich werde dir noch eine ganze Weile zur Verfügung stehen.«

»Ich bezweifle, dass ich mich umentscheiden werde.« Damit ging ich an ihm vorbei, um den Weg nach Hause einzuschlagen.

In meinem Rücken spürte ich noch immer den Blick dieses Fremden. Als bohrte er sich direkt in mich hinein, um auch den letzten Zentimeter meines Inneren zu erforschen. Aber damals dachte ich noch, ich fühle mich einfach nur hilflos in seiner Umgebung.

»Wenn du es dir anders überlegst«, rief er mir plötzlich hinterher, »dann ruf mich einfach an! Ich warte auf deinen Anruf, Ciar!«

Ich hatte nicht einmal seine Nummer, aber das erwiderte ich ihm nicht. Am Ende bestand er nur darauf, mir noch seine Kontaktdaten zu geben – oder er fand einen anderen Weg, sich in meinem Handy zu verewigen.

Den Drang niederkämpfend, mich zu ihm umzudrehen, lief ich immer weiter. Plötzlich schien die Atmosphäre leichter zu werden, so dass mir sogar das Atmen wieder besser gelang. Bis dahin war mir nicht einmal aufgefallen, dass ich Probleme damit hatte. Aber nach diesem direkten Vergleich nun …

Ich hielt inne und sah über meine Schulter zurück. Von dem Fremden war nichts mehr zu sehen. Kieran war auch nicht zurückgekehrt. Dafür sah ich in der Ferne einen Jogger, der mit Kinderwagen unterwegs war. Mein MP3-Player spielte auch wieder, wie ich in diesem Moment aufgrund der tönenden Bässe aus meinen Ohrsteckern bemerkte. Offenbar war alles wieder normal. Wie auch immer ich in diese seltsamen Ereignisse geraten war. Oder ob es überhaupt real gewesen war.

Ich sollte unbedingt mit Vincent darüber sprechen, sobald ich wieder in der Therapie war. Vielleicht freute er sich ja, wenn er endlich mal was über mich notieren durfte. Dann hätte er vielleicht mal einen anderen Gesichtsausdruck drauf.

Statt weiter darüber nachzudenken, steckte ich meine Kopfhörer wieder in meine Ohren und joggte anschließend nach Hause, nach einer Schmerztablette und einer Dusche lechzend.

 

Meine Eltern waren immer noch nicht wach, als ich zurückkam. Oder sie waren einfach noch nicht heruntergekommen. Aber wie auch immer, es war umso besser, dass ich mich erst einmal unter die Dusche stellen konnte.

Nachdem ich mir den Schweiß – aber leider nicht die Verwirrung – abgespült und mich wieder angezogen hatte, hörte ich, dass meine Eltern endlich im Erdgeschoss rumorten. Ich folgte den von ihnen verursachten Geräuschen bis in die Küche, wo sie im Moment den Tisch deckten. Ich wollte sie gerade grüßen, als meine Mutter plötzlich seufzte. »Ich wünschte, du würdest ihm endlich sagen, dass er das sein lassen soll.«

Bevor sie mich entdeckten, wich ich tiefer in den Gang zurück, so dass sie mich nicht sehen, aber ich sie hören könnte. Mir war klar, dass sie sich über mich unterhielten, noch ehe einer meinen Namen erwähnt hatte.

»Amari, du weißt, dass er nicht auf mich hört, sobald es um Ferris geht.«

»Wie kannst du seinen Namen nur derart … locker verwenden?« Die Stimme meiner Mutter zitterte bei dieser Frage, was ich absolut nicht verstehen konnte. Was war so schlimm an Ferris?

Dad entschuldigte sich leise. »Es ist aber niemandem geholfen, wenn wir jetzt versuchen, diesen Namen im Haus zu verbieten. Es wird auch nichts an Ciars Beziehung zu ihm ändern.«

Holz knarrte. Mum seufzte. »Ich wünschte, wir hätten ihn damals nicht zu Mr. Valentine gebracht. Dann hätte er Ferris niemals wiedergesehen.«

Was meinte sie mit wieder? Ich war ihm das erste Mal bei Vincent begegnet. Oder? In diesem Moment konnte ich doch verstehen, weswegen Amnesiepatienten sich so sehr nach ihren Erinnerungen sehnten.

»Gräm dich nicht, Amari. Wir konnten es nicht wissen, bis es zu spät war. Jetzt müssen wir uns überlegen, wie wir damit umgehen sollen.«

»Warum können wir ihm nicht einfach die Wahrheit sagen?«

Mein Herz schlug plötzlich so schnell, dass ich den Puls in meinen Ohren hämmern hörte.

»Der Arzt im Krankenhaus sagte, dass es keine gute Idee wäre, ihm eine derart traumatische Erinnerung zwanghaft wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wenn überhaupt, soll er sich von allein daran erinnern.«

»Dann ist es erst recht eine schlechte Idee, dass er mit Ferris Zeit verbringt.«

Meine traumatische Erinnerung hing mit Ferris zusammen? Nein, das konnte nicht sein. In dem Fall hätte er doch schon längst etwas deswegen gesagt, oder?

»Wir können es nicht ändern«, sagte Dad. »Wir können nur abwarten, was die Zeit bringen wird.«

Ich wartete, aber offenbar war das Thema damit für sie beide beendet. In meinem Inneren brodelten noch so viele Fragen, ich wollte in die Küche stürmen und nach einer Antwort verlangen – aber Dad war stur und Mum labil. Ich würde mir selbst damit nur das Leben schwerer machen, deswegen rief ich mich selbst zur Räson. Wenn ich wissen wollte, warum meine Eltern ein Problem mit Ferris hatten, musste ich mich an jemand anderen wenden. Und bei diesem Jemand musste ich taktisch vorgehen, sonst bekäme ich am Ende nur noch mehr Stress, den ich nicht gebrauchen könnte. Am Ende tauchten sonst noch Magical Boys in meinem Leben auf.

Vorerst schob ich all die Fragen weit von mir, setzte den Anflug eines Lächelns auf und ging in die Küche, wo ich meine Eltern erst einmal grüßte. Sie erwiderten die Begrüßung mit neutralen Gesichtsausdrücken, sagten sonst aber nichts weiter. Ich gab auch nicht zu verstehen, dass ich sie zuvor gehört hatte. Stattdessen setzte ich mich an den Tisch, um das Frühstück zu beginnen und mir dabei zu überlegen, wie ich Vincent beim nächsten Termin am besten aushorchen konnte, ohne dass er misstrauisch werden würde.
 



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: Platan
2018-02-06T13:10:29+00:00 06.02.2018 14:10
> Abgesehen von einem sanften blauen Schein, der vom Aquarium herrührte,
Und das gehört nicht Vincent, wie wir durch das letzte Kapitel jetzt genau wissen. Q___Q
Viiiiiiiiiiiiiiiiiinceeeeeeeeeeeeeent! DX

> Gut, Dad war im Bett, ich konnte gefahrlos durch die Eingangstür hinein.
Ohne Hausschlüssel? °_°
Darf man dann eigentlich in sein eigenes Haus einbrechen? :,D

> So leise wie nur irgendwie möglich schloss ich die Tür auf.
Ach so, er hatte den Schlüssel dabei. °_°

> Als die Tür zu war, erlaubte ich mir, aufzuatmen – als plötzlich ein Licht entflammte, gefolgt von einer Stimme: »Wo warst du so spät noch?«
Mann, Ciar, du hättest nicht aufatmen dürfen! DX
Ferris: In Animes und jeglichen anderen Serien passiert genau dann erst recht etwas Schlimmes. :,D
Ich: Genau! >_<
Aber ... schon creepy, dass da jemand offenbar extra im Dunkeln darauf gewartet hat, ganz dramatisch Licht anmachen und Ciar sofort zur Rede stellen zu können. :,D
Vane: Obsessiv besorgte Eltern.
Ich: Ich mag das Wort~.
Vane: Es hat was, ja.

> und auch ein Sessel – und auf diesem saß meine Mutter.
Die muss viele Horrorfilme geschaut haben, wenn sie so einen Auftritt hinlegt. XD
... Macht sie irgendwie auf Anhieb sympathisch. >:3
Vane: Obsessiv sympathische Mutter.
Ich: ... Vane, hast du Drogen genommen? :,D

> »Gott, Mum«, entfuhr es mir zuerst, ich legte eine Hand auf meine Brust. »Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?«
Offenbar ja, denn dann musst du immer zu Hause bleiben und sie kann dich intensiv pflegen. Immer. :,D
Vane: Du kannst einem wirklich Angst machen.
Ich: Ich weiß. :>
Ferris: Ich sage eher, sie hat zu viel Puella Magi Madoka Magica gesehen. XD

> Sie klappte ihr Buch zu – sie las immer im Licht des Aquariums, weil sie es angenehmer fand
Alter, das ist aber verdammt schlecht für die Augen! D:
Ferris: Und? Sie hat eh schon eine Brille. :,D

> »Also beantworte bitte meine Frage.«
Immerhin ist sie höflich und sagt "bitte". :,D
Ferris: Ist das den Kindern nicht in der Regel egal? XD

> Ich konnte meinen Gesichtsausdruck nicht entsprechend anpassen, denke ich. Bei Personen, die mich nicht gut kannten, war es kein Problem, aber die beiden durchschauten mich immer, deswegen versuchte ich es erst gar nicht mehr.
Oha, das stelle ich mir sehr ... ätzend vor. Manchmal sind Notlügen eben notwendig, aber so ... >_>;
Die Eltern freut das aber sicher. :,D

> und wie vertraut im Gegensatz dazu ihr langes dunkelbraunes Haar.
Ich weiß noch, wie ich mich an der Stelle fieberhaft fragte: "Hä?! Wait, wer ist dann Atanas' Frau in dieser AU?!?! °___°" XD
Bei Atanas gibt es ja nicht viele Möglichkeiten, daher war ich da besonders hibbelig und ratlos.

> »Es gefällt mir nicht, wenn du dich mitten in der Nacht auf dieser Brücke herumtreibst.«
Dem schließt Vincent sich bestimmt an. :<
Ferris: Es ist aber mein Leben. =_=

> »Wäre eine andere Brücke besser?«
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
An der Stelle muss man Ciar doch anfangen zu lieben. XD
Diese unbestechliche Logik muss er von dir haben! :,D
Beste Reaktion!

> Es war natürlich möglich, dass Ferris auch dann nicht springen würde, wenn ich mal nicht auftauchte.
Darauf würde ich nicht bauen. D;
Da Ferris so ist wie ich ... würde er es als eindeutiges Zeichen sehen, dass er ruhig springen kann, wenn niemand kommen würde. .___.

> Für eine solche Verantwortung war ich nicht bereit.
... Mir wird bewusst, wie viel Druck auf Leuten wie Ciar lasten muss. Man ist immer so mit sich selbst beschäftigt, dass das irgendwie untergeht. Das tut mir so leid. :(

> Klar, ich wollte ihn bestimmt gern dabeihaben, während ich mit Ferris Bier trank.
Ja, das wäre ... schon ziemlich awkward. :,D

> »Das sind unsere Momente.«
Awwwwwwwwww~. Q///Q ♥♥♥
Schön gesagt, Ciar. X3

> Den konnten sie mir nicht verbieten, selbst wenn es oft genug so aussah als wollten sie genau das tun.
Was ist echt krass finde. :(
Ich verstehe die Eltern natürlich. Jeder würde sich sorgen, ob die Depressionen des Freundes das eigene Kind nicht ebenfalls gefährden könnten. Zumal Ciar dann noch seine Erinnerungen verloren hatte, wer weiß wie. Da ist man erst recht vorsichtig.
Aber trotzdem sollte man den Umgang nicht verbieten, das provoziert nur Ärger und vor allem Hass. D;

> Offenbar – so sagten es meine Lehrer – verbreite ich eine furchtbar unheimliche Aura, die verbunden mit meinem finsteren Gesichtsausdruck den anderen Schülern Angst einjagte.
Bist du mit Luan verwandt? D:
Canon-Luan: Warum sollte ich der einzige sein, der eine unheimliche Aura hat? So speziell bin ich auch nicht. >_>

> »Ich bin kein kleines Kind mehr!« Unbewusst war ich einen Schritt auf sie zugegangen und hatte meine Stimme erhoben. »Also behandel mich auch nicht so!«
Mum zuckte zurück. Für einen Moment sagte sie erst einmal nichts mehr.

John Cleaver vibes. Sooo sehr! *___*

> Teil des Aquariums befanden.Vorwiegend
Oh, da war die Beta schlampig, hier fehlt eine Leertaste. x_X

Die Stelle mit dem schwarzen Fisch im Aquarium gefällt mir auch jetzt immer noch sehr. Ich finde sie eindrucksvoll, weil man so unglaublich viel hineininterpretieren kann. Aber es macht micht traurig, sollte der schwarze Fisch wirklich Ciar verkörpern. Und ich hoffe, der blaue Fisch ist nicht Ferris ... Ciar soll keine Angst vor ihm haben. :<

> (warum auch immer meine Eltern mich so nannten, ich erfuhr es nur durch zu viel Zeit im Internet)
Viel besser! :3
Jetzt wundert man sich nicht mehr darüber, warum Ciar die Bedeutung seines Namens kennt. Aber mal im Internet danach geguckt hat sicher fast jeder schon mal. :D

> »Sie befürchtet, dass er dich mit seinen Depressionen runterziehen könnte«, sagte mein Dad plötzlich hinter mir. »Und ich mache mir darüber auch Sorgen.«
Atanas hat gesprochen! :D
Aber macht euch ein bisschen weniger Sorgen. Zu viel davon ist ungesund, wie fast alles. >_<

> Seine eisblauen Augen schienen in diesem Licht genau dieselbe Farbe zu haben wie das Aquarium. Und wie der blaue Fisch.
Oooooh ... dann könnte der blaue Fisch also Atanas sein? °_°
Oder vielleicht auch Cowen?
Vane: Gehst du jetzt alle mit blauen Augen durch?
Ich: Mein Gehirn arbeitet simpel. D;

> Bei einem derart außergewöhnlichen Vater war es umso trauriger, dass ich so normal geworden war.
Wenn du wüsstest, wie ähnlich du mit dieser Einstellung Kieran bist, Ciar. :,D

> aber in der Realität müsste ich mir vermutlich Sorgen machen – um Ferris, nicht um mich.
Bestimmt ist es genau das, was den Eltern solche Sorgen macht. Dass Ciar überhaupt nicht auf sich selbst achtet. D;

> Du bist schließlich unser Sohn, deswegen machen wir uns vorrangig Sorgen um dich, nicht um Ferris.«
Klingt zwar hart, aber ist halt verständlich. :(

> Aber er lebte bei Vincent, er käme klar.
Vincent passt auf ihn auf. >___<
Vincent ist der Beste. ♥

Sehr schön, dass Ferris solche Beweise schickt, damit Ciar nicht mehr besorgt sein muss. Sonst hätte er doch niemals schlafen können. D;

> dass ich durchaus auf mich und ihn achten konnte. Keiner von uns beiden sollte leiden
Das klingt schon besser, Ciar. >___<
Er ist so erschreckend ... erwachsen. Q___Q
Vane: Das täuscht.

> Auf dem oberen Absatz bemerkte ich sofort die Kälte, die aus meinem Zimmer strömte. Ich fröstelte und schloss das Fenster sofort
Mich wundert es immer noch, dass die Eltern von der Kälte nix mitbekommen und das Fenster schon mal geschlossen haben. :,D
Oder wollten sie Ciar damit bestrafen? XD
Ich meine, gerade Leute, die leicht und schnell frieren, bemerken kalte Lüftzüge unheimlich schnell, wie ich inzwischen lernen musste. =_=;

> Warum hatte keiner meiner Eltern daran gedacht, das Fenster zu schließen, wenn sie schon auf mich gewartet hatten?
Sage ich ja! XD

> Ich vermisste meine Erinnerungen nicht, es war ein guter Tausch gewesen.
Mir bricht das Herz vor Rührung! Q///////Q ♥♥♥

Auch das Kapitel gab einen wunderbaren Einbick Ciars Lage und Beziehung zu seinen Eltern. Es hatt auch genau die richtige Länge, wie ich jetzt beim erneuten Lesen gemerkt habe. Man hat einen guten Eindruck von den Eltern gewonnen. =)
Aber es bleibt alles so traurig. Q___Q
Ich habe fast ein wenig Angst vor den nächsten Kapiteln. >___<
Von: Platan
2018-02-06T12:28:26+00:00 06.02.2018 13:28
Schon der Titel dieses Kapitels ... >:3
Passt einfach so genau zu der Kombi Ciar x Ferris. (づ ̄ ³ ̄)づ
Ferris: Das ist bestimmt anders gemeint. ◔̯◔

> Es ist schwer, genau zu benennen an welchem Tag die Reise ins Unheil seinen Anfang nahm.
Das ist es immer. :<
Ferris: Am Tag der Geburt.
Ich: Ferris! DX
Darren: Aber dieser Tag ist doch ein Freudentag. :3

> Ferris war schon lange depressiv, suizidal gar.
Ferris: Tut mir leid. u_u
Ich: Er verkörpert halt meine ganze negative Sicht auf's Leben. :,D
Ferris: ;<

> Ein Zustand, dem ich entgegenwirken wollte, solange ich mich erinnere.
Das klingt so furchtbar traurig ... Q___Q
Wie ein Kampf, den man nicht gewinnen kann, aber nicht aufgeben will. So Homura-lime. TT___TT
Ferris: Aber warum müht Ciar sich so ab? D:
Ich: Ciar ist echt der einzige, bei dem du das nicht checken kannst, wa? :,D

> Aber denke ich daran zurück, wann der Kampf gegen das Schicksal endgültig begonnen haben dürfte, ohne dass ihm noch auszuweichen war, deutet alles auf eine Nacht im September hin.
Ich muss gerade bei der Stelle voll an den Anfang von Beyond: Two Souls denken. °___°
Wo Jody meint: "[...] dann könnte meine Geschichte auch hier anfangen."
The memories. TT___TT

> Ich lag bereits im Bett, wartete darauf, einzuschlafen
Oh ja, DEN Kampf habe ich auch jede einzelne verdammte Nacht. =_=
Vane: Dann nimm die Tabletten, die du verschrieben bekommen hast.
Ich: Die machen so groggy. Q___Q
Vane: Dann jammere nicht herum. *eiskalte Arztsicht*

> Sorry, dass ich so spät störe. Du sollst nur wissen, dass ich dankbar bin, dass du so lange mein Freund warst. Schlaf gut.
Ich fühle mich so schlecht ... weil ich genau solche Texte auch verfasse. ^^;
Vane: Dann lächle nicht darüber.
Ich: Hör auf mit dem eiskalten Arzt-Modus. (ಥ﹏ಥ)
Ferris: Ich bin echt du, oder? :,D

> Der Wind, der bereits ein erster Vorbote der kommenden Herbststürme war,
Oh je, dann tauchen auch verstärkt Dämonen auf! DX
Ferris: Falsche AU. XD
Ich: Oh ... :,D

> Lediglich das blaue Licht des Aquariums
Sobald ein Aquarium erwähnt wird, muss ich sofort an Vincent denken. >___<
Ferris: Alo will dich auf die falsche Fährte lenken. :)

> Er sah selbst viel zu müde und desinteressiert aus.
Wäre ich auch, wenn ich zu solchen Zeiten arbeiten müsste. D;
Ferris: Und am Ende wird genau dieser Typ sich als der wahre Schlüssel zu allem entpuppen! XD

Ich finde es so schön, dass Ciar mitten in der Nacht aus dem Fenster klettert, um zu Ferris zu gehen. DAS IST LIEBE! Q___Q
Ferris: Ach was ... eher dieses Bedürfnis, Leute wie mich zu retten. So wie jeder es hat.
Ich: Aber trotzdem hast du die ganze Zeit gewartet, ob jemand kommen wird, statt sofort zu springen. :<
Ferris: ...

> Es war ein überwältigender Anblick, besonders wenn er in der Sonne stand.
Ich stelle mir das in einer Animeszene immer so atemberaubend vor, mit Glitzer und allem! X3

> Wortlos stellte ich mich neben ihn und reichte ihm das Bier.
Ich persönlich finde zwar, dass es eine schlechte Idee ist, seinen Kummer in Alkohol zu ertränken, aber besser so, als wenn Ferris springen würde. >___<
Ferris: Bier geht einfach immer! >:(

> Es war zu einem Ritual zwischen uns geworden, dass wir das machten.
Ich bin davon so gerührt. Q___Q
Dass Ciar diesen Stress jedes Mal durchmacht und zu Ferris eilt, ist herzerwärmend. T^T

> Ich weiß, wie stark die Strömung ist und wie kalt das Wasser,
... Ciar, hast du da etwa Erfahrungen gemacht? o_Ô
Ferris: Oder in der Zeitung darüber gelesen. An der Brücke sind bestimmt vor mir schon viele gesprungen.

> Nein, ich wollte nichts davon für Ferris.
(ಥ﹏ಥ)
Ferris: Diese kurze Augenblicke des Leidens gegen weitere viele Jahre Schmerzen durch weiterleben? Kommt mir dann ehrlich gesagt nicht so schlimm vor. :,D
Ich: Ferris, hör auf Emo zu sein. D;
Ferris: Ich bin nicht "Emo", ich hab das Leben nur satt.

> Ich befürchtete immer, er würde springen und ich könnte ihn nicht abhalten, selbst wenn ich direkt neben ihm stand.
Ferris: ... So schlimm wäre das für dich? .___.

> Sie gab einen hohlen Ton von sich, deswegen reichte ich ihm eine weitere.
Den Satz finde ich von der Schreiberischen Sicht her so großartig! Er beschreibt kurz und präzise. Ich hätte das wieder in die Länge gezogen. :,D

> »Warum mache ich eigentlich noch weiter?«
»Mit dem Trinken? Ich nehme an, der Alkohol hilft dir, zu vergessen.«

Diese Reaktion ist so typisch für Ciar. XDDD

> »Du klingst schon wie Vincent.«
VINCENT!!!!!!! ♥♥♥
Ferris: Fangirl-Modus activated. :,D

> Da sich auch niemand bei mir gemeldet hatte, um mal nachzufragen, wie es mir ging, war ich vermutlich ohnehin nicht sonderlich beliebt gewesen.
Owwwwww, Ciar ... Q___Q *ihn flauschen will*
Aber solche Gedanken würde ich mir auch machen. :(
Das war in Hancock auch so traurig, als er meinte "Was muss ich für ein Arsch gewesen sein, dass niemand nach mir gesucht hat?". (ಥ﹏ಥ) *crying Emo-tears of sadness*

> Dabei war es in meinen Augen nur ein schwarzer wellender Strom.
Ferris: Ich sehe es eher als Ruf der Freiheit an.

> »Ich muss dir wie ein selbstsüchtiger Arsch vorkommen.«
Das denke ich auch immer. Q___Q
Vane: Dabei hilft diese Einstellung niemandem weiter.

> »Ja, du könntest ruhig mal in mein Bett kommen.« Ich versuchte es wie einen Scherz klingen zu lassen.
Hrr hrr hrr~. ♥ >:3
Ja, Ferris, dort wäre es schön gemütlich, warm ... und in Ciars Armen würdest du dich vollkommen frei von Problemen fühlen, weil er dich beschützen wird. X3
Ferris: ... >///>

> Das Licht der nächsten Straßenlaterne reflektierte sich in seinen Augen, ließ sie noch wunderbarer erscheinen als sonst, fast sogar lebendig.
So ... so ... so ... romantisch! (づ ̄ ³ ̄)づ
Ferris: Kitschig.
Ich: ROMANTISCH!!! (ノ◕ヮ◕)ノ*:・゚✧
Ferris: Hör auf, Feenstaub bringt da auch nichts. x_X

> Wie gern hätte ich mehr getan, als seinen Blick nur zu erwidern.
KÜSS IHN DOCH! (づ。◕‿‿◕。)づ
Ferris: Was?! o///Ô;
Vane: Du weißt, Alona schreibt mit mehr Niveau. ಠ_ಠ

> »Sorry«, sagte ich. »Wenn ich könnte, würde ich mit dir tauschen.« Ich meinte es ernst.
TT_________________________TT
Vane: Und du kommentierst leider nicht gerade mit Niveau ...

> Der kalte Wind nahm zu, er ließ die Blätter rauschen,
... Ich hab "rauchen" gelesen und war jetzt voll irritiert. XD
Vane: Lesen ... kannst du offenbar auch nicht konzentriert.
Ich: Du wolltest wieder "Niveau" sagen, gib es zu. >:/

> Aber wenn du solche Bedenken hast, können wir auch einfach näher zusammenrücken, uns gegenseitig wärmen.«
Ferris, wie kann man das NICHT verstehen?!?!?! Q_______Q

> Er lächelte traurig. »Spar dir deine Sprüche lieber für jemanden, der sie auch wirklich verdient hat.«
Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein, Schatz! TT____TT

An der Stelle räume ich wieder kurz ein: Ich bin erstaunt, dass Ciar Ferris wirklich alleine nach Hause gehen lässt, obwohl er wieder plante von der Brücke zu springen. Ich würde umkommen vor Sorge, wenn ich nicht mitgehen würde. x___X
Aber ich weiß ja schon, dass du den Punkt nochmal aufgreifen wirst. :3

> Ein leichter Rausch breitete sich in mir aus und erfüllte mich mit Wärme.
Ich muss zugeben, bei solchen Sätzen verstehe ich dann doch ein bisschen, warum manche Menschen Alkohol trinken. ;<

> Durch die hellen Lichter der Großstadt war es fast unmöglich, die Sterne zu sehen. Der Himmel wirkte vollkommen schwarz, wie meine Vergangenheit – und vielleicht jeder einzelne von Ferris' Tagen.
Das ... ist so poetisch beeindruckend und deep. (ಥ﹏ಥ)
Und zwar wirklich deep. Nicht so Möchtegern-like deep wie in anderen ... "Werken". >.<;

> und ich würde sicher nicht auf der Straße übernachten. Nicht noch einmal.
Ciar, warum hast du denn mal auf der Straße übernachtet? D:
Vor Ferris' Haus? Um ihn im Auge zu behalten? :<

Dieses Kapitel drückt viel zu gut die Beziehung zwischen Ciar und Ferris aus. Q___Q
Einerseits ist es schön, wie bemüht Ciar um Ferris ist, aber dann kommt auch schon der traurige Beigeschmack, dass es umsonst zu sein scheint. Ich liebe solch bittersüße dramatische Geschichten (wie du ja inzwischen zu gut weißt XD). *schnief*
Es war schön, mal wieder richtig was zu kommentieren. ♥ Und ich wollte meine Liebe zu diesem Pairing wieder richtig entfachen, damit ich ganz bald endlich Evil Voices weiterschreiben kann. X3
Von: Platan
2017-10-10T14:42:56+00:00 10.10.2017 16:42
Meeeeeeeeeiiiiiinnns~! (づ ̄ ³ ̄)づ
*sich an der AU festflausch*
。◕‿‿◕。

Nutzen wir den Kommentar doch mal, um nochmal zu sagen: Auch dir alles, alles, alles Gute zum Jahrestag, Schatz. ❤
Ich habe leider nichts für diesen Tag vorbereitet, aber dann sollst du wenigstens einen Kommentar von mir bekommen. :3
Außerdem muss ich jede neue Geschichte doch sofort markieren! ò_ó Danach kann ich gechillt irgendwann weiter kommentieren. XD
Also ich freue mich wieder mal riesig über die neue AU. ♥ Mir zeigt das einfach, dass unsere OCs immer noch geliebt werden und in unserem Leben wichtig sind. Ich habe nämlich jetzt schon Angst vor dem Tag, an dem das plötzlich abnehmen wird. Q______Q

> Das viel besser ist als das hier, also solltet ihr lieber bei ihr lesen gehen. ;)
Deines wird genauso großartig werden, ganz sicher. >_<
Und ich hab dich höchstens inspiriert, nachmachen tust du mich bestimmt nicht. ;3

> • Ja, ich werde auch nach dieser Geschichte immer noch denken, irgendeines meiner Pairings sei Crack. :,D
Ey, das Pairing Ciar x Ferris kam von mir! XD

> Nach der Erwähnung von ParthalanxDariens Tochter hat sie aber eh gewonnen. XD
Oh ... echt? XD
Dabei fand ich die Vorstellung voll putzig. :,D

> • Ich habe mir die Freiheit genommen, hier auch mal wieder einige Familienbeziehungen zu ändern. Das ist immer sehr lustig für mich. :,D
Finde ich auch immer sehr interessant. :D
Bin mal auf deine Kombis gespannt~.

> • Nein, ich habe immer noch nicht genug von den AUs und den Charakteren. 。◕‿‿◕。
Lass es bitte auch niemals zu Ende gehen! TT___TT

> Der Fremde ist eigentlich ein Charakter aus einem alten Buch-Projekt von mir, das ich schlussendlich doch nie umgesetzt habe. Dabei hätte ich jenem Rick sein Happy End gegönnt. ;<
Ich hatte jetzt sofort den Gedanken, dass Ciar hier in Wahrheit ein Rick ist, der sein Gedächtnis verloren hat. :,D
Eigentlich fast schade, dass es nicht so sein wird ... dabei fand ich dieses "ein Rick rettet Ferris" letztens auch schon total knuffig. ♥
Vane: Du findest alles immer "putzig", "knuffig" oder "flauschig".
Ich: Ist halt so. X3

> Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.
Ich muss sowas von an Homura denken. (ಥ﹏ಥ)

Hrr hrr hrr~, Ciars Steckbriefbild ist so awesome! *___*
EV-Ferris: °///° *Bild klau, unterm Arm klemm* wegschleich*

Das Cover liebe ich so sehr! ♥
Im Ernst, es ist von den Farben her so cool, spricht mich richtig an. :D
Vane: Ich höre nichts.
Ferris: Lol! XD
Vane: Was bitte? ò_Ô
Ich habe aber ewig gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass da Ferris auch noch im Hintergrund zu sehen ist (Ciars Coolness hat mich abgelenkt XD). Richtig schön gemacht. *___*

> stimmt Ciar einem Deal mit einem enigmatischen Fremden zu
"enigmatisch" ... Was heißt das überhaupt? O___O
Ferris: Egal, es klingt voll episch! X3

> Mit den ihm verliehenen Kräften soll Ciar gegen Phantome kämpfen,
Oooooh! "Phantome" sind mal auch eine coole andere Bezeichnung für Feinde. I like that~.

> Ich lernte Ferris kennen, als ich meine erste Therapiestunde wahrnahm.
Ich habe durch diesen Satz voll die Rewrite-Feels bekommen! TT______TT
Und mehr darf ich dazu gar nicht sagen, weil Spoiler ... aber Feels!!!!! Q___Q
(Aber irgendwie bitter, dass man Ferris am ehesten beim Therapeuten kennenlernen kann. :,D)

> Ein Leben, das mir gleichgültig geworden war.
Neeeeeein, Ciar, sag das nicht. :<
Vane: Dann musst du das Ferris auch verbieten.
Ferris: Hey, ich wurde dazu erschaffen, depressiv zu sein. :,D

> Mein Dad hatte mich dem großen, ernst aussehenden Therapeuten übergeben, mir versichert, mich später wieder abzuholen und mich dann allein zurückgelassen.
Das klingt aus Ciars Sicht echt total bitter. .___.

> Für meine Welt war es schließlich auch das Ende gewesen.
So dramatisch ... (ಥ_ಥ)
Aber stimmt ja ... Erinnerungen machen uns aus. Sind sie anders, können auch wir anders sein.

> die Traurigkeit in seinen braunen Augen, die tiefer schien als das Meer,
Aaaaah, jetzt, beim erneuten Lesen, bemerke ich den Gegensatz zum Feuer, von dem du gesprochen hast! Very nice!

> Während diese mir vollkommen sinnlos erschien, waren die Gespräche mit Ferris und das Lächeln, mit dem er mich stets begrüßte, immer wieder angenehm.
Falls Vincent der Therapeut ist, tut mir das für ihn voll leid. :,D
Aber sicher ist er zufrieden, dass Ciar wenigstens durch Ferris etwas Gutes spürt.

> Seine Augen waren tot.
Title drop!!!!!11elfzig

> Ich wollte Ferris retten. Ich wollte ihm wieder Hoffnung schenken, alles zerstören, was ihm Schmerzen bereitete – und wenn es mich das Leben kosten sollte.
Owww ... guck mal, Ferris, du wirst so sehr gliebt. Q///Q
Inzwischen schon von 5 Personen, mit denen man dich shippt. X3
Nee, aber ernsthaft, das ruhrt mich einfach voll. ♥

Wie ich dir schon sagte, klingt der Prolog für mich schon jetzt super emotional. Q___Q
Das kann ja heiter werden. >_< Aber ich freue mich schon auf mehr. ♥ Und bin stolz, dass ich dich mit Ciar x Ferris anstecken konnte. XD
Ich will vor allem wissen, wie und warum Ciar sein Gedächtnis verloren hat. :<
Darum setze ich mich hier hin und warte artig. :3
Antwort von:  Flordelis
10.10.2017 17:22
Danke für deinen Kommentar, Mea. <3

> Also ich freue mich wieder mal riesig über die neue AU.
Das ist gut. Q^Q

> Oh ... echt? XD
Ich sage nicht, dass ich was gegen das Pair habe (mir sagt es zu XD), sondern, dass es wohl nicht mehr crackiger geht. Außer Cerise x Armas, aber brrrrr. ~_~

> Ich hatte jetzt sofort den Gedanken, dass Ciar hier in Wahrheit ein Rick ist, der sein Gedächtnis verloren hat. :,D
Hatte ich anfangs mal überlegt, aber das erschien mir dann in vielerlei Hinsicht nicht praktisch und würde unter Umständen später auch manche der Ereignisse und Erfolge wesentlich kleiner erscheinen lassen.

Ich hatte befürchtet, das Cover wäre ein wenig zu farbig. Aber es gefiel mir so. Zum Glück nicht nur mir. Q^Q

enigmatisch = rätselhaft

> Aaaaah, jetzt, beim erneuten Lesen, bemerke ich den Gegensatz zum Feuer, von dem du gesprochen hast! Very nice!
Jaha~. X3
Und den will ich auch ein wenig weiter durchziehen.

> Darum setze ich mich hier hin und warte artig. :3
Gut. X3
*Essen hinstell*


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