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Thorns Have Roses

von

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Geht's noch?

Was bisher geschah: Francesco und Benjamin kamen sich näher, Franc übernachtete bei Ben, am darauffolgenden Sonntag gingen sie zu Francescos Eltern, Ben lernt bei einem Gespräch ihre homophobe Seite kennen und ist sichtlich erschüttert.
 

Kapitel 9: Geht's noch?
 

Es waren noch immer Herbstferien und in der Woche nach dem Besuch bei Francescos Eltern wollte das Paar in der Innenstadt von Stuttgart Ausschau nach Weihnachtsgeschenken halten, immerhin war es jetzt Ende Oktober, Anfang November! Zudem wollten sie früh genug Geschenke haben, um in der Weihnachtszeit nicht im Stress zu versinken, da dann auch Klausurzeit sein würde.
 

Es war ein schöner Tag, die Herbstsonne schien durch ein paar dicke, graue Wolken und ein kühler Wind ging. Doch Stuttgarts Innenstadt war dennoch belebt. Benjamin und Francesco hatten sich vor dem Haus der Steiners getroffen und waren dann zusammen losgefahren. Es hatte auch nicht lange gedauert, bis sie in dort angekommen waren und das Motorrad in einer Seitenstraße parken konnten.
 

Hand in Hand schlenderten beide über die hellen Steinstraßen. „Am besten gehen wir in einen Einkaufscenter. Ich denk' mal, da werden wir eher fündig...“ Francesco nickte bei diesem Vorschlag und lächelte seinen Freund an. „Für wen kaufen wir denn Geschenke?“ Er musterte den Kleineren kurz und lächelte erneut. „Für meine Mutter, deine Eltern... Max braucht definitiv eins...“, zählte Ben nachdenklich auf. Sie betraten ein riesiges Einkaufszentrum, welches helle Böden, große Glasscheiben und unzählige Geschäfte beherbergte. Ben war weiterhin am Nachdenken, während sie schon auf einer Rolltreppe eine Etage höher fuhren. „Mein Vater und seine Frau brauchen auch ein Geschenk...“, murrte er und verdrehte die Augen. Franc sah ihn neugierig an, „Zwischen euch ist wohl nicht so 'ne gute Stimmung, was?“, fragte er. Benjamin nickte nur augenrollend. „Ach… er ist speziell, deswegen verstehe ich auch, weswegen meine Mutter sich von ihm getrennt hat. Er hat jetzt 'ne neue Schnalle und die ist… überraschend jung.“ Benjamin steckte die Hände in die Taschen seiner Hose. „Red' nich' drüber, wenn du's nicht willst“, sagte Franc und rieb ihm mitfühlend die Schulter.
 

Zusammen betraten sie das erste Geschäft. Es war ein Geschäft für Alternativen zu Plastikprodukten. „Deine Mum, huh?“ Francesco grinste Ben an, dieser grinste nickend zurück. „Sie wird uns lieben, ich sag's dir“, sagte Ben entschlossen und rollte die Ärmel seines Hoodies hoch. Die Regale des Ladens waren vollgestopft mit allerlei Produkten aus Holz, Metall oder Silikon. Ab und an fand man auch tierische Produkte wie Felle oder Leder, aber davon nahm Ben Abstand. Das würde seiner Mutter definitiv nicht gefallen. Neben den Haushaltswaren befanden sich auch Kleidung und Schuhe. „Die müssen wir ihr kaufen!“, rief Ben lachend und hob ein paar Holzhausschuhe in die Luft. Franc lachte, bis ihm die Luft ausblieb. „Viel lustiger als die Schuhe an sich finde ich den Fakt, dass deine Mutter die wirklich tragen würde!“ Er klopfte sich auf den Schenkel. „Nehmen wir, oder?“ Benjamin grinste, Francesco nickte und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
 

Selbst an der Kasse hatten die beiden noch lachen müssen, bis die Schuhe schlussendlich in einem Leinenbeutel verschwanden und sie sich auf die weiteren Geschenke konzentrierten. „Ah, in dem Gameshop finden wir was für Max!“, stellte Ben erfreut und zog Francesco hinter sich her. „Nimm mal die Tüte.“ Ben überreichte Franc den Beutel und begann, nach einzigartigen Spielen für Max' Konsolen zu suchen. Er inspizierte jedes interessant aussehende Spiel genau und hatte dann ein paar in den Händen, zwischen denen er sich noch entscheiden musste. Franc fühlte sich ein bisschen stehen gelassen und sah sich zwischenzeitlich ebenfalls etwas um. Er liebte das Zocken genauso wie Ben, war aber nicht ganz so krass in der Materie drin wie sein fester Freund. Ben bezahlte bereits, als Francesco dabei war, ein Spiel für sich selbst raus zu suchen. „Und was hast du gefunden?“ Er beäugte das bunte Cover des Spiels genau. „Abenteuer und Fantasy, mit viel Geballer! Das wird ihm definitiv gefallen.“ Benjamin hakte seinen Arm in den des Größeren ein und zog ihn aus dem Laden. Natürlich begab sich die Tüte mit dem Spiel auf magische Weise in Francs freie Hand. „Ich nehm' die Tüten nachher, in Ordnung?“ Ben sah Franc fragend an und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Franc grinste in den Kuss hinein.
 

„Ben?“
 

Diese Stimme. Ben erstarrte und blickte nach vorne und schluckte. Sein Vater stand mit seiner Freundin vor ihnen. „Hey Paps...“, sagte Ben und zwang sich zu einem erfreuten Lächeln. Francesco nickte seinem Gegenüber zu. Benjamins Vater war etwas größer als Franc, hatte dunkelbraunes, kurzes Haar, einen drei-Tage-Bart und graublaue, stechende Augen. Er trug eine dunkelbraune Jacke, darunter ein kariertes Hemd und seine für ihn typischen Cowboyhosen. Seine neue Freundin war blond, sehr blond und wohlgeformt. Sie war schlank und deutlich sichtbar schwanger.

„Ich freue mich dich, nein, euch zu sehen.“ Er reichte Francesco die große Hand und schüttelte sie. „Ich bin Jens“, sagte er an Franc gerichtet. „Francesco“, antwortete der junge Italiener und lächelte gespielt.

„Hey! Ich bin Anna-Lena, freut mich dich kennen zu lernen, Francesco!“, quietschte Anna-Lena in ihrer hohen Stimme und umarmte sowohl Ben als auch Franc. Wieso musste Ben in letzter Zeit in so viele unangenehme Situationen geraten? „Was macht ihr hier?“ Jens steckte die Hände in die Hosentaschen, während Anna-Lena sich bei ihm einhakte. „Weihnachtsgeschenke kaufen...“, stammelte Ben. Er wollte hier weg, ganz schnell, denn er konnte Anna-Lena gar nicht leiden. Er fand es schon relativ komisch, dass sie noch studieren ging, ihre Eltern ihr noch alles bezahlten und dass sie zwanzig Jahre jünger war als sein Vater… Nein, sie wollte Influencerin sein. So ein junger, aufgedrehter Hüpfer passte nicht zu seinem Vater und das schlimmste war, dass sie Mareike hasste. Wie konnte man Mareike denn hassen? Ben seufzte und lächelte wieder gespielt. „Da seid ihr aber früh dran“, bemerkte Anna-Lena und strich sich über den Bauch. Es dauerte nicht mehr lange und er war großer Bruder des wahrscheinlich verwöhntesten Babys in ganz Deutschland. „Ja, wir wollten uns den Stress vor Weihnachten nicht geben, also...“ Er kratzte sich am Hinterkopf. „Seit wann seid ihr eigentlich zusammen? Francesco hat auf mich gar keinen schwulen Eindruck gemacht.“ Jens sah die beiden abwechselnd an. Ben kochte innerlich, jetzt kam das wieder! Sein Vater akzeptierte es, dass Ben schwul war, aber er konnte überhaupt nicht damit umgehen. „Ein paar Monate“, sagte Ben locker und nahm Francs Hand. „Das freut mich aber, obwohl ich mir wirklich gerne Enkel gewünscht hätte...“, sagte Jens abschweifend und man konnte ihm genau ansehen, dass ihm das nicht wirklich gefiel. „Das bekommen wir bestimmt hin“, sagte Ben grinsend und beide lachten, dann gaben sie sich einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Naja Jungs, ihr müsst das ja nicht so an die Außenwelt tragen, nicht jeder will so etwas sehen“, murmelte der Braunhaarige. Jetzt wurde es Ben zu viel. „Ich wünsche euch noch einen schönen Tag“, sagte er und zog Franc so schnell wie möglich mit.
 

„Fuck, dieser Arsch!“, knurrte Ben wütend und spürte, wie die ersten heißen Tränen über seine Wangen rollten. Sie saßen in einer abgelegenen Gasse auf einer Sandsteintreppe. Ben war einfach blindlings irgendwohin gelaufen, ohne zu schauen was dort war. Franc machte ein würgendes Geräusch. „Das war absurd!“, bekräftigte er ihn. „Ist ja wie mit meinen Eltern.“ Er schlang seine Arme um Bens schmale Schultern und zog ihn an sich. „Deswegen ist das also dein wunder Punkt...“, flüsterte er und küsste Ben auf die Stirn. „Verdammt, ja“, knurrte Ben wütend und atmete Francs Geruch tief ein. Francescos Umarmung war so schön. „Ich liebe dich“, murmelte Ben leise und küsste den Italiener auf die weichen Lippen. Vorsichtig wischte Franc ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Ich dich auch“, antwortete der Italiener lächelnd. „Vergiss' den Arsch, wir gehen Eis essen“, verkündete Franc entschlossen und zog Ben auf die Beine. „Danke“, flüsterte Ben und umarmte den Größeren. „Alles gut“, säuselte Franc liebevoll und zog den Kleineren enger an sich. „Komm mit!“, sagte Franc und dieses Mal zog er ihn aus der Gasse hinaus in die Menschenmassen.
 

Die Wolken hatten sich fast verzogen und die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres schienen auf die Stadt hinab. Der Park, in den sie sich verzogen hatten, war schön und er war nicht so voll. Sie hatten sich Eis gekauft und schleckten nun daran, während sie in den klaren Himmel schauten. „Abgesehen von diesem Malheur ist der Tag wirklich schön!“, sagte Ben nun fröhlicher und leckte an Francescos Zitroneneis. „Hey! Du hast dein eigenes“, grummelte er und stieß ihn liebevoll mit dem Ellenbogen in die Seite. „Jaja, aber deins schmeckt so gut!“, lachend küssten sich die beiden. „Du solltest mal mit nach Italien, das Eis dort wird dir gefallen“, murmelte Francesco und strich Ben einige Strähnen seiner dunklen Locken aus dem Gesicht. „Mmmh, selbstgemachtes Eis.“ Ben leckte sich über die Lippen. „Das beste, das du je essen wirst.“ Francesco genehmigte sich ein bisschen von Bens Eis, welcher dann lachend dagegen protestierte. „Du Depp!“, entfuhr es ihm, doch er ließ ihn gewähren. „Uns fehlen noch ein paar Geschenke, richtig?“, fragte Francesco während er sein Eis zu Ende aß. Ben nickte und stand auf. Es war schon Nachmittag und sie wollten irgendwann wieder nach Hause. Eventuell würde er zu Franc gehen oder umgekehrt? Sein Herz machte einen Sprung, als er daran dachte, wie die beiden am Abend zusammen kuschelnd im Bett lagen und Musik hörten. „Na dann, lass uns gehen!“, Ben griff nach Francs Hand und sie liefen zurück in die Innenstadt. „Wir brauchen noch ein Geschenk für deine Eltern und für meinen Vater und seine Olle.“ Beide betraten einen Buchladen. „Mein Vater ist Anwalt, vielleicht finden wir ja was für ihn“, sagte Ben abwesend. „Eher sollten wir seiner Schnalle ein 'für Doofies'-Buch kaufen...“, sagte Franc grinsend. „Du bist doch echt genial!“ Benjamin grinste fies und rieb sich die Hände. „Mein Vater wird das entweder richtig lustig finden oder er wird mir einen Vortrag halten“, sagte der Dunkelhaarige während er die Bücher mit dem schwarzgelben Einband begutachtete. „Der versteht Humor?“, fragte der Italiener leicht irritiert. „Ja, aber nur Dad-Jokes...“ Benjamin verdrehte die Augen. „Oh nein, nicht so einer! Mein Vater macht das auch gerne, aber auf italienisch.“ Er schüttelte den Kopf und suchte ebenfalls nach einem geeigneten Buch.
 

„Ich glaube ich hab's gefunden!“, rief er und hielt Ben das Buch ins Gesicht. Auf dem Einband stand 'Dating-Tipps-für-Doofies'. „Das ist ganz schön fies!“, bemerkte Ben und kratzte sich am Kinn. „Naja, dein Vater ist einfach fast zu alt für sie, er könnte ihr Vater sein.“ Ben nickte zustimmend. „Ich hätte noch Smalltalk für Doofies im Angebot, was nehmen wir?“, fragte er den Größeren und sah zu ihm auf. „Smalltalk ist nicht so gemein“, sagte er sicher und grinste. Für Jens Steiner nahmen sie noch einen Krimi mit und bezahlten dann die Bücher an der Kasse. Beim Verlassen des Ladens kam das Gespräch über das Geschenk von Francs Eltern auf. „Kochbuch?“, fragte Ben. „Nah, das würde sie beleidigen...“, murrte Franc. „Töpfe, Pfannen, Kochlöffel?“, riet Ben weiterhin ohne eine eingebende Idee. „Du reduzierst sie gerade ganz schön auf die Tatsache, dass sie gut Essen machen können.“ Franc sah seinen Freund mahnend an. „Ach komm! Die Nudel waren nun mal ausschlaggebend. Das hat Eindruck hinterlassen.“ Benjamin hielt Francesco die Tür zu einem Café auf. „Kaffee oder Kakao?“, fragte Ben sich selbst. „Du trinkst doch niemals Kaffee, du Bohne!“, Franc stupste den Kleineren in die Seite. „Jetzt packst du hier die Vorurteile aus! Ich liebe Kaffee“, sagte Ben gespielt empört. „Ich liebe dich!“, sagte Franc und drückte Ben an sich. „Ah! Hulk zerquetscht mich!“, rief er gespielt und lachte dabei. Die Leute um sie herum starrten schon komisch, aber es war ihnen egal. Sie stellten sich brav in die Schlange vor dem Tresen, um sich etwas zu Trinken zu kaufen.

Etwas später saßen sie in dem Café mit dem vintage Ambiente und schlürften ihre Getränke. „Hätte niemals gedacht, dass du dir einen Schokocapuccino kaufen würdest.“ Benjamin grinste neckend. „Ich dachte nicht, dass du Espresso auf meine Empfehlung hin probierst“ Francesco lächelte liebevoll. „Kommst du heute zu mir? Es sind ja noch Ferien, also könntest du ja auch bei mir schlafen.“ Ben lehnte sich vor und sah Franc mit Hundeblick an. „Ich kann vorbeikommen, aber bei dir schlafen wird wohl nichts. Ich muss um acht beim Training sein.“ Er streckte sich. „Ew! Und das an einem Dienstag?“, fragte Ben völlig entrüstet – natürlich nur aus Spaß. „Ich fahr' dich heim und dann verschwinde ich kurz nach Hause, um mein Trainingsszeug zu holen und dann komme ich zu dir, ja?“, er sah Ben fragend an. „Geht klar“, sagte er liebevoll. „Jetzt lass' uns verschwinden, Stuttgart geht mir langsam auf die Nerven!“ Er stand auf und schmiss seinen Becher in den Müll.

Sie fuhren zurück, als die Sonne sich langsam senkte und alles in rote Farbe tunkte. Daheim konnte Ben die Geschenke in Ruhe verstauen und sich etwas frisch machen. Er war total aufgeregt, dass Franc gleich wiederkommen würde.

„Mama?“, fragte Ben in die Küche, als er seine Mutter bei ihrer Arbeit sah. Sie korrigierte die Aufsätze ihrer Grundschüler und sah dabei konzentriert aus. „Über was habt ihr geschrieben?“, fragte er und setzte sich an den Tisch. „Sie sollten eine Geschichte weiterführen und einige waren sehr kreativ.“ Sie nahm lächelnd ihre Brille ab. „Wie war dein Tag?“, fragte sie liebevoll. „Anstrengend, aber toll.“ Benjamin streckte sich und sah kurz auf die Uhr. „Ich mache dann Lasagne, frag Franc, ob er auch mitessen möchte, ja?“ Mareike strich ihrem Sohn liebevoll über den Arm. „Mach ich, Mama“, antwortete er und grinste verliebt, als er wieder an Franc dachte. „Ich freue mich so, dass ihr euch gefunden habt.“ Kurz wurde ihr Blick besorgt, sie hatte wohl an Ruven gedacht, aber das legte sich schnell wieder. „Ich auch, Mama, ich auch...“ Es klingelte an der Tür und Ben sprang auf. Mareike konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
 

„Franc!“, rief Ben aus, als er die Tür öffnete. Der Angesprochene weitete erschrocken die Augen. „Ben!“, antwortete er im gleichen Ton und fiel ihm dann um den Hals. „Ich liebe dich, du Verrückter.“ Franc küsste den Jüngeren auf die vollen, weichen Lippen und lächelte dabei. „Ich dich auch!“, Ben schmiegte sich eng an den Älteren. „Heute gibt’s bei uns Lasagne, Bock mit zu essen?“, fragte Ben und bat Franc einzutreten. Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, stiefelten beide die Treppen hinauf und ließen sich in Bens weiches Bett fallen. „Was für'n krasser Tag!“, sagte Franc erschöpft, Ben nickte zustimmend und schlang seine Arme um Franc. „Darauf habe ich den ganzen Tag gewartet...“, murmelte er und schloss die Augen. „Ich auch...“, flüsterte Franc und küsste Ben auf die Stirn.



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