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After the storm

the sun will always shine
von

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Terrible feelings

 

Vor Tagesanbruch rechnete man nicht damit, dass allzu viel Bewegung in irgendeine Sache kam. Gerade von Diego dachte man nicht, dass er vor den ersten Sonnenstrahlen das Bett verließ und noch vor dem Frühstück losziehen würde. Maria wollte gerade Wäsche waschen, deswegen ging sie zum häuslichen Brunnen – nur deswegen bekam sie Diego mit, der sich ein Pferd sattelte. Die Frau erschrak sich furchtbar und lauerte ihm auf, als er gerade das Pferd aus dem Stall holte, stand sie plötzlich vor ihm.

„Was zum Teufel glaubst du, was du da tust?“ Sie war von diesem Jungen ja einiges gewohnt, aber Don Alejandro machte sich um das Wohlergehen seines Sohnes so viel Sorgen, dass er einen Arzt zurate ziehen wollte und was machte dieses Kind? Sich ein Pferd satteln. „Du willst doch nicht etwa in deinem Zustand reiten?“ Sie griff die Zügel und wirkte nicht, als wenn sie das zulassen würde. „Kommt überhaupt nicht in Frage! Du bist doch nicht bei Trost!“

„Gut erkannt! Ich bin nicht bei Trost, deswegen bin ich ja schwarz gekleidet und mit Maske unter das gemeine Volk geschlichen, um es zu erretten! Und nun lass die Zügel los! Ich bin kein kleiner Junge mehr, dem man so etwas verbieten kann.“

Weil der Herr ja aufmüpfig und frech sein wollte, griff sie sich seine rechte Schulter und dabei zischte er auf. „Man kann dich nicht einmal anfassen, also kannst du auch nicht reiten! Du gehörst ins Bett.“

Mit Gewalt riss sie die Zügel an sich und wollte das Pferd wohl zurück in den Stall bringen, was ihm nicht passte, so bockig wie er gerade die Arme vor der Brust verschränkte.

„Gestern bist du ohne viel Worte ins Bett entschwunden und jetzt willst du dich einfach davon stehlen! So geht das nicht! Ich will jetzt wissen, was mit dir los ist. Was ist in den letzten Tagen vorgefallen, dass du so schlechte Laune hast? Juan sagte etwas von Lolita wurde in der Festung festgehalten und deswegen wart ihr solang weg. Aber keine Details. Der Junge ist genauso verschwiegen, wie du. Und nun rede!“

„Ich bin die letzten Jahre bestens klargekommen, ohne dir alles zu erzählen. Warum soll ich jetzt denn auf einmal damit anfangen, wie ein kleiner Junge zu dir zu rennen? So schwer das für dich ist, ich bin jetzt für mich selbst verantwortlich und wenn ich reiten will, dann werde ich das tun. Du bist nicht mein Vormund und-“

„Was sind denn das für Töne? Außerdem habe ich Maria darum gebeten, aufzupassen, dass du dich nicht übernimmst. Juan hat mir gestern erzählt, was in der Garrison passiert ist! Du musst jetzt nicht den Helden spielen, Diego“, rügte dessen Vater ihn nun auch noch. Warum war er eigentlich hier?

„Vater, wie kommt es, dass du bereits auf bist? Es ist ja kaum Tag.“

„Vor lauter Sorge hat er kein Auge zugetan – so ist das, Diego“, schimpfte Maria. „Sei nicht so undankbar.“

„Was?“ Mit verwundertem Blick begegnete er seinem alten Vater, woraufhin Maria das Pferd ohne Probleme zurück in den Stall bringen konnte, weil ihr der perplexe Diego genügend Zeit dafür verschaffte.

„Du warst sechs Tage, wie vom Erdboden verschwunden. Statt darüber zu reden, was passiert ist, hast du dich fein zurückgezogen. Du hast bestimmt genauso wenig geschlafen, wie ich. Dir geht es nicht gut, deswegen solltest du erst einmal was frühstücken, bevor du wieder irgendetwas Wildes tust.“

„Ich wollte zum Padre, weil mich da ein paar Sachen quälen – gar nichts weiter. Ich bin ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen, als ich Lolita befreien wollte. Einige der Soldaten haben mich meine gute Kinderstube vergessen lassen, verstehst du? Ich wollte euch nicht mit meinen Problemen belasten.“

„Oh Junge, das ist doch nicht das erste Mal, dass du so etwas tust. Versuch mich nicht für blöd zu verkaufen. Aber erst einmal gehen wir zurück ins Haus.“

Es war ein widerspenstiger Blick in Diegos Gesicht, aber er folgte der Anweisung seines Vaters dann doch. Maria kümmerte sich um ihre Belange, dabei beeilte sie sich augenscheinlich heute besonders, denn sie glaubte nicht, dass Diego so viel reden würde. Sie würde die Pulidos besuchen und Lolita fragen, zu ihr hatte sie einen guten Draht – sie waren eben Frauen.

 

„Wenn ich es doch sage, er benimmt sich äußerst argwöhnisch. Es muss doch mehr vorgefallen sein, als ein paar tote Soldaten – die gewiss den Tod verdienten – immerhin haben sie eine ledige Dame in ein dreckiges Verließ gesperrt.“

Lolita hatte immer noch den Rücken zu Maria gewendet, aber trotzdem sah die Ältere Dame das Zucken, was durch Mark und Bein ging, während sie sprach.

„Da war nichts.“ Lolitas Stimme klang nur halb so solide, wie sie gehofft hatte. Sie konnte sich auch gerade nicht zu Maria herum drehen, dann hätte sie das schwache Mädchen gesehen, was sie nur sehr selten an die Oberfläche ließ. Sie wollte eine starke Frau sein, seiner würdig. Warum fühlte sie sich nur gerade klein und schwach? Absolut unbrauchbar als Frau für ihn.

Es stimmte, sie hatten uneingeschränkt den Tod verdient, aber Diego hatte nicht verdient der Mörder zu sein. Das war ihr Problem. Er verdiente Besseres als ein schwaches Frauchen, was er immer beschützen musste. Nicht sie war hier das Opfer, sondern er. Sie war bloß geschändet worden. Das überwand man und immer brav lächeln. Doch er, er hatte diesen schrecklichen Schmerz erfahren, sein Schwert über Menschen gerichtet. Er sollte nicht so werden, schon gar nicht ihretwegen. Wie konnte Maria denken, das sei ein Kavaliersdelikt.

„Du machst Diego doch nicht etwa Vorwürfe?“ Fragte Maria besorgt. Doch da drehte sich Lolita zornig herum. Ihre Mutter hatte der sturen Tochter aufgetragen, niemals wieder über diese Ungeheuerlichkeit zu sprechen. „Ihm Vorwürfe machen? Bist du komplett verrückt geworden?“ Fuhr sie sie an und nahm ihr Kleid. Wie eine stolze Dame schritt sie auf die Dienerin zu. „Sollte das nicht nur der Herrgott können? Was wäre ich für eine Frau, die mit ihm schimpft, dass er kam, um mich von meiner Qual zu erlösen? Nein, wenn jemand Vorwürfe verdient, dann jawohl ich.“ Ihr Blick war starr, nicht fest, wie sonst immer und eigentlich starrte sie auch die Wand gegenüber an, nicht Maria. Sie war so bemüht, nichts zu empfinden, weil das eh nur hässlich gewesen wäre, dass total monoton die Tränen über ihre Wangen kullerten.

„Kind?“

Sie vergrub augenblicklich ihr Gesicht in den Händen, grob gesagt ihre Scham rund um diese Tränen zu verbergen. Doch nun entkam ihr auch noch ein Schluchzen.

„Was zur Hölle ist geschehen? Was kann derart grausam sein, dass du es so sagst?“ Während sie auf Lolita zuschritt, ging diese weinend zu Boden. Natürlich hatte die Bedienstete, als sie das Mädchen so bitterlich weinen war, wage Vorstellungen. Die nackte Realität hätte sie wohl auch umgebracht.

„Meinetwegen... Es ist nur meinetwegen... Weil ich eine schwache Frau bin, hat er so etwas Teufliches getan. Mutter hat keine Ahnung, wie unnütz ich mich fühle. Wie kann ich denn jetzt seine Frau werden? Ich bin eine Schande.“

„Ach, was redest du da?“ Fragte die Bäuerin und kniete sich zu dem Mädchen nieder.

„Weil ich so unfähig war, vor ihm zu verbergen, was sie mit mir gemacht haben...“ Sie wollte mit den Selbstvorwürfen nicht aufhören und brach dann vollständig zusammen. Nur mit Mühe schaffte es die Ältere, das Mädchen, was den Kopf zu Boden sinken ließ, wieder einigermaßen aufzurichten. Sie zog sie hoch und nahm ihre Wangen in beide Hände.

„Diego ist sehr feinfühlig. Glaubst du allen Ernstes, du könntest je so etwas vor ihm vertuschen? Hältst du ihn für blind?“ Der Gedanke, dass ihre Blessuren und ihre schmerzenden Augen ihm Leid zugefügt hatten, brachte die junge Blondine an den Rand der Verzweiflung. Sein Aufschrei, mit dem er auf die Soldaten losgegangen war. Sie würde es nie vergessen, schon gar nicht seine Worte: Ich werde euch bestrafen. Euch ist nichts heilig. Nicht mal das Leben einer Frau!



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