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Der Sonnenbrand

Geschichte geht zu Ende.
von

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Kapitel 2

Zweites Kapitel
 

An den Morgen danach kann ich mich nur noch sehr verschwommen erinnern. Lars kam den halben Tag nicht aus seinem Keller, und ich fühlte mich so hundselend, dass ich im Laufe des Nachmittags derbe Kopfschmerzen bekam und mich in mein Bett legte. Alles um mich herum schien sich zu drehen. Irgendwann fiel ich in einen traumlosen Schlaf. Plötzlich berührte mich etwas am Oberarm und ich schreckte auf. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte ich, dass der Störenfried mein Bruder Lars war. Er saß leicht geknickt am Rand meines Bettes. Sofort drehte sich wieder alles in meinem Kopf und mein Hals wurde trocken. In Zeitlupentempo schaltete ich meine Nachttischlampe an, denn inzwischen war es draußen bereits dunkel. Ich warf einen schnellen Blick auf meinen Radiowecker. 0.30. "Sag mal, wird das jetzt Mode bei dir andere Leute mitten in der Nacht aus dem wohlverdienten Schlaf zu holen?" maulte ich rum. Er sah nun auf. "Nein, ich wollte mich noch mal für gestern Abend bedanken und dafür, dass du Paps nichts gesagt hast. Ich habe heute mit Freddy noch den Wagen abgeholt. Gott sei Dank hat Dad nichts davon gemerkt, weil ich ihn immer auf der Rückseite des Hauses parken muss. Meist ist das ja echt nervig, aber diesmal war's echt praktisch." Ich war mehr als verwundert. "Und um mir das zu erzählen weckst du mich mitten in der Nacht?!" ,Und ich dumme Pute hatte echt gedacht, dass er mit mir wegen gestern Abend reden will!' Er sah mich weiter unverwunden an. "Nicht nur. Ich wollte mich auch für mein ganzes Benehmen gestern entschuldigen." Schnell fügte er hinzu. "Ich kann mich zwar an nichts erinnern, aber ich hab mich bestimmt nicht so wirklich gut aufgeführt." Mir schossen fast die Tränen in die Augen und ich schluckte hörbar. Ich fühlte mich ziemlich dreckig und sogar etwas benutzt. Erst küsst er mich und dann erinnert er sich an nichts mehr. ,Wie praktisch!' dachte ich sarkastisch. "Naja, ging wohl. Aber jetzt würde ich gerne schlafen, weißt du. Ich muss echt Schlaf nachholen." Ich glaube es klang sehr ungehalten und er sprang sofort auf und meinte nicht weniger patzig: "Na schön. Ich wünsche Madame noch eine geruhsame Nacht!" Er stapfte aus dem Zimmer und knallte ziemlich laut die Tür hinter sich zu. Ich kann mich nicht erinnern auch nur noch eine Sekunde kostbaren Schlaf in dieser Nacht bekommen zu haben.
 

Der Regen wurde immer derber und ich entschloss mich schnell auch noch die anderen Sachen unter die Veranda zu stellen.

Danach wollte ich noch in meinem neuen Buch weiterlesen, doch ich fand nicht wirklich Ruhe. Nachdem ich den ersten Satz seit Beginn ungefähr das 10te Mal anfing, akzeptierte ich diese Tatsache und wendete mich dem Fernsehen zu. Auch nach Jahren in England kann ich auch heute noch sagen, dass die Briten, zumindest was ihre Comedy betrifft, den Deutschen immer noch haushoch überlegen sind. Es lief eine Wiederholung von Fowlty

Towers aus den 70ern und ich war wirklich für einige Minuten abgelenkt und sah Herrn Fowlty beim Abdrehen zu und musste sogar herzhaft lachen. Mein Gefühlswirrwarr legte sich langsam wieder, auch wenn ein gewisses Unwohlsein blieb. Ich denke mal, dass ich dieses Gefühl immer habe und hatte, doch es gibt eindeutig Tage und Wochen wo es weniger ausgeprägt zu sein scheint und doch steckt es in mir wie ein Splitter, den ich in mir trage. Ich nenne das mein Gewissen. Es sagt mir immer wieder, wie falsch das alles ist und das sowohl einfach, als auch besser wäre, sofort meine Sachen zu packen und zu verschwinden. An solchen Punkten weiß ich, dass wir bis an's Ende der Welt flüchten könnten und trotzdem wüssten wir immer noch, wie falsch dies alles doch ist. Suse sagt zwar, dass allmählich alle akzeptiert hätten, das wir zusammen waren, aber haben wir oder vielmehr habe ich es akzeptiert? Lars ist mit diesem Gefühl immer besser fertig geworden und doch weiß ich, wie sehr es ihn trotzdem quält. Ich stöhnte auf. ,Ablenkung wäre jetzt wirklich das Richtige!' Ich überlegte nicht lange und entschloss mich den liegengebliebenen Abwasch zu erledigen. Eigentlich war Lars dran, doch durch die Unterbrechung war er wohl nicht mehr dazu gekommen. Ich ließ langsam Wasser ein.
 

Die Wochen vor Lars' Abitur zog ich mich immer mehr in mein Schneckenhaus zurück und ging ihm aus dem Weg. Das war freilich nicht wirklich schwer, denn Lars lernte wie ein Besessener für sein Abi und wenn er mich sah, kam eh nicht mehr als ein muffliges Hi. Ich wurde nicht einig mit mir ob ich mich nun freuen sollte, dass er von seiner perversen Schwester wegkam oder ob ich ihm nicht einfach sagen sollte, warum ich mich so verhalten hatte. Meine Mutter verstand die komplette Situation falsch und dachte an einen derben Streit der wegen dem Spüldienst, den ich während seiner Klausurenzeit übernommen hatte, ausgebrochen war und zwang ihn und mich zu einer Aussprache bei genau dieser Tätigkeit. Keiner von uns beiden schien wirklich glücklich über diese Zusammenkunft und ich fühlte mich äußerst unwohl neben ihm in dieser kleinen Küche zu stehen. Man musste sich schon fast berühren. Auf der einen Seite klopfte mein Herz bis zum Hals, dass ich ihn so "ganz aus Versehen" berühren könnte und zum anderen gab es nichts mehr wovor ich Angst hatte. Nach dem Abendessen verabschiedeten sich meine Eltern und ich konnte durch das geöffnete Küchenfenster hören, wie sie draußen selbstsicher zu meinem Vater sagte: " Siehst du Herbert, die beiden spülen jetzt etwas und sprechen sich nebenher mal richtig aus." Mein Vater nickte nur, als beide ins Auto stiegen und langsam wegfuhren. Ich hörte die Schwingtür hinter mir, und ich hätte am liebsten die Flucht ergriffen. "Na, hat sie wieder über ihre überaus pädagogischen Wege zur Kindererziehung gesprochen?" grinste mein Bruder und deutete auf das geöffnete Fenster. Ich freute mich darüber, dass er bessere Laune zu haben schien und lächelte. "Schön, dass du nicht mehr auf mich sauer zu sein scheinst." Mein Bruder musterte mich von oben bis unten und ich lief rot an. "Mhmm.." grummelte ich etwas verlegen und drehte mich schnell Richtung Spülbecken und begann den Abwasch zu machen. Er nahm neben mir Stellung ein, um Abzutrocknen und obwohl ich mir sicher war, das er gemerkt haben musste, dass ich mich fühlte wie eine Tomate kurz vor der allgemeinen Erntezeit, sprach er mich nicht darauf an. Lars stellte Musik an und wir begannen uns ganz normal zu unterhalten, was wir in den letzten Wochen so erlebt hatten und dass er am nächsten Dienstag seine Bio-LK-Klausur schreiben müsste. Allmählich entspannte ich mich auch innerlich, indem ich mir erfolgreich einredete, dass das neben mir mein Bruder Lars war, den ich schon mein ganzes Leben kannte. Ungefähr nach dem zehnten Glas wurde im Radio plötzlich "Maniac" gespielt, und eigentlich wäre ich bei diesem Lied sonst nicht zu halten gewesen, doch an diesem Tag hatte ich logischerweise große Hemmungen vor Lars zu tanzen. "Hey Jule, das ist doch eins deiner Lieblingstanzlieder. Komm tanzen." Ich hielt mich am Becken fest und schaute starr nach draußen in die Dunkelheit. "Mhmm, ich weiß nicht.." Lars gab sich aber nicht so einfach geschlagen. "Nun komm schon. Was ist denn los mit dir? Sonst hast du doch auch immer mit deinem großen Bruder getanzt. Außerdem bin ich echt schon eingerostet und für den Abiball muss ich doch wieder fit sein, Schwesterlein. BITTE!" Er machte vor mir einen Kniefall, und obwohl ich es besser hätte wissen müssen, ließ ich dann doch erweichen und von ihm ins Wohnzimmer schieben. Schon als kleine Kinder hatten wir hier immer getanzt, aber das letzte Mal musste mindestens sechs Jahre her gewesen sein. Die nächsten zwei Minuten verbrachte ich fast wie in einem Rausch und ich denke, Lars ging es nicht anders. Erst tanzten wir noch ganz normal, doch irgendwann nahm er meine Hände und wir drehten uns sehr schnell im Kreis, wie wir es schon als Kids getan hatten. Irgendwann fiel ich über Dads unachtsam hingestellter Aktenkoffer und landete etwas unsanft auf dem Boden.
 

"Jule, Jule. Tollpatschig wie eh und je." Er streckte mir eine Hand entgegen und wollte mir aufhelfen. In dieser Sekunde tat ich etwas, was ich lieber nicht gemacht hätte, denn ich zog ihn zu mir runter. "Wer ist denn hier der Tollpatsch, hehe?!" witzelte ich zurück. Wir begannen eine wilde Balgerei auf dem Boden und irgendwann lag ich aussichtslos festgenagelt unter meinem Bruder. "Hey, lass mich raus!" maulte ich etwas ungehalten und außer Atem. "Nix da! Erst wenn du sagst, dass ich gewonnen habe!" Auch er keuchte ein wenig. Ich ließ nur ein verachtendes "Tz" von mir hören, um dann nichts mehr sagen und einfach die Augen zu schließen. Mir fiel in diesem Augenblick auf, dass er mit seinem Becken direkt auf meinem saß, und diese Tatsache ließ mich definitiv nicht kalt. Plötzlich begann er mir über meine rechte Wange zu streichen und ich öffnete schnell die Augen. Sein Mund war nur noch ein paar Millimeter von meinem entfernt, und ich spürte wie vor ein paar Wochen seinen Atem an meiner anderen Wange. Wie in Trance starrte ich auf seinen halbgeöffneten Mund und fragte mich wie, es sein würde ihn jetzt zu küssen. Er setzte dazu an etwas zu sagen, doch ich war schneller und küsste ihn vorsichtig auf den Mund. Mein Bruder zuckte zwar im ersten Moment zurück, aber dann küsste er mich aus voller Leidenschaft zurück. Erst ganz vorsichtig und dann immer fordernder. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, und ich ließ langsam meine Hände über seinen Körper wandern. Erst über den Rücken, dann über den Po und dann langsam am Becken entlang Richtung Oberschenkelinnenseite. Er stöhnte mehrmals laut auf und küsste mich immer gieriger. Ich berührte ihn daraufhin ganz zart an seinem Geschlecht, das sich unter den engen Jeansstoff abzeichnete. Er stöhnte laut und riss die Augen weit auf. Vor lauter Schreck nahm ich sofort meine Hand zurück und starrte ihn verängstigt an. "Alles OK mit dir?" Diese Frage schien ihn wieder zur Besinnung zu bringen und er sprang auf. "Ob alles O.K. ist?! Ich mache hier mit dir rum und du fragst mich ob alles O.K. ist?!" Er rannte durch das Zimmer wie ein Irrer und wiederholte immer wieder meine Frage. Ich blickte ihn geschockt an und zitterte am ganzen Leib, denn ihn so aufgelöst zu sehen machte mir wirklich Angst. Irgendwann blieb er dann doch stehen und sah zu mir auf. "Nichts ist mit mir, O.K.?! Gar nichts!" Die letzten Worte waren eher geschrieen. In dieser Sekunde schossen mir die Tränen in die Augen, und ich fühlte mich tierisch alleine und verletzt. "Weißt du was?! Du weißt auch nicht mehr was du willst!" Ich stand schnell auf, rannte an ihm vorbei und sah mich erst am Türrahmen noch mal um. Mein Bruder starrte immer noch wie versteinert auf die Stelle, an der wir uns gerade noch geküsst hatten. "Ich hasse dich!" Ich brüllte es mit aller Kraft, die mir noch geblieben war, aber es klang eher wie ein sehr erbarmungswürdiges Krätzen. Er drehte sich schnell um und versuchte mich in den Arm zu nehmen, doch ich riss mich los und stolperte in Richtung Treppe. Dort holte er mich ein und versuchte noch mal mich am Arm festzuhalten, doch ich schlug ihm mit aller Kraft mit der flachen Hand ins Gesicht und er ließ von mir ab. Heute weiß ich, dass es falsch war, denn er war eigentlich genauso verwirrt wie ich auch, doch in dieser Sekunde wollte ich einfach nur noch weg von ihm. Ich nahm die Beine in die Hand und stürzte in mein Zimmer, wo ich direkt die Tür verschloss.

Ich zitterte am ganzen Leib und taumelte zum Bett. Dort legte ich mich hin, zog die Beine an und heulte hemmungslos. Unten blieb es eine sehr lange Zeit still, bis jemand begann abzuwaschen. Ich vermutete Lars, denn den Wagen meiner Eltern hatte ich noch nicht gehört.
 

Draußen donnerte es wieder. Ich zuckte zusammen, zog die letzte Tasse durch das Spülwasser und trocknete sie dann ab.

Bei einem Blick durch das Fenster musste ich feststellen, das es immer noch in Strömen goss und die Küchenuhr zeigte mir 19.00 Uhr an. Sein Job in der Notaufnahme nahm nun mal keine Rücksicht auf die Beziehung. Ich stöhnte auf und überlegte, wie ich noch die Zeit totschlagen könnte. Im Geiste ging ich unser kleines Cottage ab. Die Küche war nun fertig, das kleine Wohnzimmer war zwar etwas unaufgeräumt, aber ich fühle mich in diesem geordneten Chaos wohl. Das Gäste-WC und das Bad hatte ich erst gestern gründlich geputzt. Egal wie unordentlich man ist, ein Badezimmer sollte immer sauber sein. Diesen Spruch hatte meinen Mutter immer gebracht, wenn sie uns beide zum Badsaubermachen verdonnerte. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, schüttelte ihn aber sofort wieder ab. , Ich könnte den Kleiderschrank mal aufräumen!' schoss es mir durch den Kopf. Gesagt, getan. Im nächsten Augenblick öffnete ich meinen alten Kleiderschrank, den ich seit Kindertagen besaß. Nach dem letzten Umzug waren noch einige Abschürfungen mehr dazugekommen. Damals waren wir so schnell aufgebrochen, dass alle Gegenstände etwas gelitten haben. Ich fuhr gedankenverloren über eine Schramme, als wollte ich den Schrank trösten, vielleicht aber auch mich selbst. Irgendwann begab ich mich dann doch noch ans Ausräumen und Ausputzen. Nebenher räumte ich wieder mal einige Klamotten aus, die ich schon seit Jahren nicht mehr getragen hatte. Ich lasse mir dabei immer sehr viel Zeit, denn es macht mir jedes Mal aufs Neue klar, dass ich weniger Sachen benötige, doch bis zur nächsten Shoppingtour sind alle guten Vorsätze wieder vergessen. Lars lacht oft über mich. Plötzlich fiel mir mein Abiballkleid in die Hände und mein Lächeln erstarb. Ich hatte es nur zweimal getragen. Einmal auf meinem eigenen Abiball, dessen Erlebnisse immer mehr verblassten, zumal Lars nicht angereist war und dann auf seinem Abiball. Meine Finger zitterten bei diesem Gedanken, ich hielt mir das Kleid an und guckte verträumt in den Schrankspiegel.
 

Sooo..das ist dann das zweite Kapitel. Naja, ich finds gut, das ich mit so'ner schwierigen Story so viele Leutchen anspreche, aber nun werd ich nur noch halbwöchig oder so die Kapitel reinsetzen können, weil ich ziemlich viel arbeiten muss und noch eine Unihausaufgabe auch mich wartet.;-/ Bin jetzt bei Kapitel 5 angefangen zu schreiben und dann wird es eh länger dauern. Aber nicht traurig sein, die Kapitel werden immer länger. Gehört zum Stil dieser Geschichte. Nähere Vergangenheit= mehr Erinnerungen.;-) Ich hoffe ihr findet die beiden Handlungstränge nebeneinander nicht zu kompiziert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2003-10-16T19:06:23+00:00 16.10.2003 21:06
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-10-16T19:06:23+00:00 16.10.2003 21:06
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-10-16T19:06:22+00:00 16.10.2003 21:06
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-10-16T19:06:19+00:00 16.10.2003 21:06
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-10-16T19:03:03+00:00 16.10.2003 21:03
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-10-16T17:28:02+00:00 16.10.2003 19:28
Ich find gar nix kompliziert!!
Einfach nur geil!!
Jaja...mach du nur deine "Hausi" solange du immer fleißig hochlädst bin ich zufrieden!! ^^
Schnell weidaaaaahahahaaaaaaa!!
Cu Chouchou
Von:  Red_Ops
2003-10-16T11:36:23+00:00 16.10.2003 13:36
Menno musst du wieder schluss machen. Is dir wieder super geilo matigo gelungen. Schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2003-10-16T11:19:04+00:00 16.10.2003 13:19
Ui... mir gefällt die Vergangenheit und die Erinnerungen der beiden mehr als gut^^ echt klasse gemacht und ich freu mich schon riesig auf das nächste kapitel:D
Highheel


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