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Rise of the Dark

von

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Die Konfrontation

Ihr Kopf pochte heftig, ihre Zunge klebte wie eine tote Masse an ihrem Gaumen und ihr Hals war trocken. Als Hermine die Augen aufschlug, wusste sie zunächst nicht, wo sie sich befand. Hektisch blinzelnd blickte sie sich um und erkannte erst nach und nach, dass sie sich im Krankenflügel befand. Achja…der Schlafzauber. Die Sonne stand tief vor den großen Fenstern der Station und tauchte den Raum in warmes Licht. Niemand schien hier zu sein. Hermine schlug die Decke zurück und zog sich ihre Sachen an. Sie hatte wohl doch länger geschlafen, als sie gedacht hatte. Nachdem sie das Laken ihres Bettes ordentlich zusammengelegt hatte, trat sie an das große Fenster heran und schaute über die angrenzenden Ländereien. Ernst beobachtete sie, wie die Thestrale in der Abenddämmerung auf der Jagd immer wieder aus dem verbotenen Wald auftauchten und wieder hinabsegelten. Es gab für Hermine keinen Grund weiter hier zu verweilen und doch zögerte sie. Sie biss sich auf die Lippe, als sich der Gedanke manifestierte, dass sie Angst hatte. Angst wie es weitergehen könnte, Angst, dass Voldemort tatsächlich einen Weg fand, auch ohne sie, aber vor allem hatte sie Angst Malfoy erneut gegenüberzutreten. Ihr Herz pochte energisch auf bei dem Gedanken an den blonden Slytherin mit seinen sturmgrauen Augen und dem ernsten Blick. Und plötzlich stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie hatten sich in dieser unbekannten Was-auch-immer-Welt nicht nur geküsst, sie hatten auch…

Ihr wurde plötzlich so heiß im Gesicht, dass sie die Hände an ihre Wangen schlug.
 

Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal und machte sich langsam auf den Weg vom Krankenflügel in die Große Halle. Die Portrait, an denen sie vorbei kam, schienen mit einem Male viel interessanter zu sein, als die unzähligen Male zuvor, die sie hier lang gegangen war. Da gab es zum Beispiel eine Teerunde mit fünf Herren, die weiße, gelockte Perücken trugen und Knöpfe tauschten. Nicht irgendwelche Knöpfe, sondern Knöpfe in allen Farben und Formen. „Ja sieh nur her, Kindchen“, sprach einer der Herren, dessen Perücke gefährlich auf seinem Kopf wackelte, „dieser Knopf war an Godric Gryffindors Umhang!“ Sie betrachtete den Knopf genauer. Er war messingfarben und angelaufen, doch zierte ihn ein kleiner Löwenkopf.

Sie lächelte und wollte gerade fragen, wo er den Knopf denn her hatte, als sie hinter sich Fußgetrappel hörte. Widerwillig wandte sie ihren Blick ab und sah in Rons Gesicht. Der warf einen gelangweilten Blick auf das Bild, was sie gerade betrachtete und schüttelte den Kopf. „Hast du dich von der Teerunde anquatschen lassen? Haben sie dir auch Gryffindors Knopf gezeigt? Ich meine…“, er warf die Hände in die Luft, „es ist doch nur ein Knopf!“ Mit dieser Aussage barch Tumult am kleinen Tisch der Teegemeinschaft aus. Sie drohten mit Fäusten, warfen ihm Verwünschungen entgegen und beschimpften ihn als Knopfhasser. Ron gluckste. „Kommst du mit zum Abendessen?“

Hermine nickte und folgte Ron die Stufen hinunter. Sie konnte es sich nicht erklären, doch sie fühlte sich in seiner Nähe irgendwie unwohl. Schweigend nahm sie Stufe für Stufe, übersprang die Trickstufe und folgte Ron durch die gr0ßen Schwingtüren in die Große Halle. Als sie ihren Blick über die Tische schweifen ließ, fühlte es sich fast an wie ein Magnet, der ein Stück Metall anzog, als sich ihre und Malfoys Blicke trafen. War das ein Lächeln in seinem Gesicht? Doch sie irrte sich sicher, denn gerade als Malfoy Ron sah, wurde seine Miene versteinert und abweisend wie immer. Sie sah, wie er fast übermotiviert sein Stück Fleisch zerschnitt und in den Mund stopfte. Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. Es war vielleicht doch einfach nur ein komischer Traum. Tief in ihre Gedanken und vor allem in mögliche Lösungen versunken, setzte sie sich an den Gryffindor Tisch und aß mit den anderen gemeinsam Abendessen.
 

Sie lachte ausgelassen über Seamus, der mal wieder rußgeschwärzt einen Zauber verunglücken hatte lassen. Harry diskutierte mit Ron die nächste Quidditch Aufstellung und ein paar riskante Manöver, die sie gegen Hufflepuff ausprobieren wollten, als plötzlich jemand ihren Namen sagte. „Granger, ich denke wir waren verabredet.“ Schlagartig herrschte Stille an ihrem Teil des Gryffindor Tisches. Hermine drehte sich langsam um und blickte Malfoy direkt in die Augen. In seinem Blick lag ein Schmunzeln, das Hermine die Stirn runzeln ließ. Sie beobachtete, wie Malfoy die Hände tief in seine Hosentaschen steckte, mit den Schultern zuckte und schließlich beiläufig sagte: „Du wolltest doch die Richtigkeit meiner Aussage von….letztens…. überprüfen.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Ihr Unterkiefer klappte herunter und sie versuchte verzweifelt einen Satz zu formulieren. Heraus kamen nur Bruchstücke: „Du…ich… oh Gott…!“ Sie sprang auf und zur allgemeinen Verwunderung packte sie Malfoy am Arm, der sich ein Grinsen nun nicht mehr verkneifen konnte und zerrte ihn regelrecht aus der Großen Halle. Sie machte erst Halt, als sie einen leeren Klassenraum gefunden hatte.
 

„Bevor du wieder anfängst zu stammeln. Ich war wirklich auch da, ich weiß, was ich dir erzählt habe und ich weiß, was wir…“ „Sei ruhig!“, unterbrach sie ihn. Panisch blickte sie sich um. Wenn jemand hörte, was sie mit Malfoy getan hatte, egal ob Realität oder Wirklichkeit, wäre sie geliefert. Sie strich sich über die Stirn und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren! Wir müssen Du-weißt-schon-wen aufhalten!“ Grimmig blickte sie in Malfoys Augen. „Du willst nicht über das, was gelaufen ist reden?“ Verwundert schüttelte Malfoy den Kopf. „Frauen wollen doch immer reden!“ Hermine spürte, wie die Röte ihren Hals hoch kroch, sie wandte ihren Blick ab: „Ich wüsste nicht, was es zu bereden gäbe.“
 

Sie dachte, dass es damit gut sei, allerhöchstens rechnete sie noch mit ein paar Sticheleien, doch womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass Malfoy aus dem Klassenzimmer verschwand und die Tür energisch hinter sich zu knallte. Sie brauchte eine Sekunde, um sich zu fangen. Erst allmählich kehrte das Gefühl wieder in ihre Beine zurück und sie setzte sich in Bewegung.
 

„Malfoy, warte!“ rief sie ihm nach und ging den Flur entlang. Der blonde Slytherin jedoch blieb nicht stehen. Sie beschleunigte ihre Schritte, rannte fast, bis sie ihn erreichte und am Arm fasste. „Bitte! Ich brauche deine Hilfe! Ich kann das nicht allein!“ Zunächst sah er sie nicht an, sondern blickte stur geradeaus. Sie spürte durch seinen dünnen Pullover, wie seine Muskulatur spielte, während er seine Hand zur Faust ballte.

„Wieso hast du mit mir geschlafen?“, fragte er sie gepresst. „Das war nur ein Traum!“, versuchte sie sich zu verteidigen. Der Blick, der sie nun traf, ging ihr durch Mark und Bein. „Na und? Wieso hast DU mit MIR geschlafen!“, fragte er erneut und diesmal konnte er seine Wut kaum verstecken. Hermines Herz klopfte wie wild.

Ja, warum hatte sie das getan? Sie biss sich auf die Lippe. Da waren so viele Gründe, doch dieser Gefühlswirrwarr ließ sich in keine Antwort packen, die man auf einem Flur geben konnte.

Stattdessen antwortete sie: „Keine Ahnung.“

Malfoy riss sich los: „Falsche Antwort!“
 

Er stapfte weiter den Flur entlang. Panik stieg in Hermine auf. Es war Abend. Sie hatte nicht mehr viel Zeit herauszufinden, wie sie gegen Voldemort vorgehen konnte. Aber ihr war eins nun klar. Der Schlüssel zu ruhigem, alptraumfreien Schlaf, war Draco Malfoy. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Draco, bitte!“, schluchzte sie leise ohne Hoffnung, dass er zurückkommen würde. Sie wischte sich über die Augen und erschrak, als sie plötzlich seiner Hand an ihrem Arm spürte.
 

Wortlos zog er sie davon. „Wo gehen wir hin?“ „In die Bibliothek!“, raunte er. „Und dann versuchst du noch mal mir zu sagen, warum du….“ Er brach ab. Hermine betrachtete ihn von der Seite. Was war das in seinem Blick? Sein Profil war markant und männlich. Das blonde Haar fiel ihm in die Stirn. Seine Kiefer mahlten und er blickte stur geradeaus. Warum beschäftigte ihn das Thema so?
 

Erst als sie die Bibliothek betraten ließ er ihren Arm los. Seine linke Hand wanderte über die ersten Buchtitel in den Regalreihen. „Wenn wir so suchen, dauert es ewig!“, protestierte Hermine. Sie wollte sich gerade an Madam Pince wenden, als er ein Buch herauszog. „Du vergisst, dass ich in Hogwarts war, als du…Ferien gemacht hast!“, sagte er triumphierend. Gemeinsam setzen sie sich ans Fenster und Mafoy schlug das Buch an einer Stelle auf, die er wohl schon mal aufgeschlagen hatte. „Hier!“ Er reichte ihr das Buch und sie begann zu lesen. Es war nicht, wie sie erwartet hatte, eine wissenschaftliche Analyse über die Welten des Traumes, sondern ein Tagebuch, verfasst von Wilhelm Dreamer – wie passend. Schnaubend überflog sie die Zeilen, stellte jedoch fest, dass er etwas Ähnliches beschrieb, wie auch sie beide erlebt hatten. „Er hat mit verschiedenen Tränken und Rauschmitteln experimentiert, um die Welten bewusst zu wechseln. Dabei hat er irgendwann Mist gebaut und ist gestorben.“ Malfoy zuckte mit den Schultern. „Aber das Interessante in diesem Tagebuch ist die Begegnung mit seiner toten Frau. Er beschreibt, wie sie weitergeht. Sie wollte bei ihm bleiben, jede Nacht auf ihn warten, doch er hat sie überzeugt, zu gehen.“

Hermine sah auf: „Beeindruckend. Er muss sie wirklich geliebt haben.“

Malfoy runzelte die Stirn. „Wenn er sie so geliebt hat, hätte er sie angefleht zu bleiben!“, protestierte er.

Hermine lachte. Doch es war kein fröhliches Lachen, sondern ein trauriges. „Manchmal muss man die, die man liebt, gehen lassen, weil es das Beste für sie ist“, sagte sie leise. Sie dachte an ihre Eltern, die immer noch unter falschem Namen in Australien lebten.

Geräuschvoll klappte sie das Tagebuch zu, um die trüben Gedanken zu vertreiben.

„Aber wir werden Voldemort wohl kaum davon überzeugen können weiterzugehen.“

„Vielleicht doch. Wenn wir ihn irgendwie überlisten, ihm weiß machen, dass er gehen muss, um zurückzukehren.“

Hermine schüttelte den Kopf: „Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Ich denke, du musst mit dir selbst im Reinen sein, um weiterzugehen.“

Schweigend betrachteten sie den Mond, der die Schlossgründe in fahles Licht tauchte. Nach einer Weile erhoben sie sich schweigend, da die Bibliothek nun bald schließen würde. Hermine mochte den Winter nicht, da es so schnell dunkel wurde. Ein paar Treppen gingen sie gemeinsam, bis sie beide einen anderen Weg einschlagen mussten. Erneut spürte Hermine die Panik in sich aufkommen. Sie blieb stehen, starrte auf ihre Füße und musste sich darauf konzentrieren nicht hysterisch loszuheulen. Sie wollte nicht schlafen! Doch ihr fiel keine Lösung ein, wie sie die Nacht überstehen sollte.

„Also dann“, sagte sie mit zittriger Stimme. Doch bevor sie sich abwenden und den Weg in den Gryffindor Turm einschlagen konnte, spürte sie wieder seine Hand auf ihrem Arm. Diesmal zog er sie sanfter hinter sich her. Ihr Blick war von aufkommenden Tränen verschleiert. Sie wusste nicht, wohin er wollte, noch was er vorhatte. Doch alles, was sie vom Schlafen abhielt, war ihr nur Recht. Plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und ging erneut den Flur hinunter. Und wieder. Hermine wollte gerade fragen, was das sollte, als die Wand vor ihnen eine Tür frei gab. Sie waren am Raum der Wünsche. „Ich dachte, wir hätten ihn zerstört“, sagte sie leise. Ohne eine Antwort zu geben, griff Malfoy nach der Klinke und drückte sie hinunter. Plötzlich stoppte er in der Bewegung und sah sie an. Sein Blick war durchdringend, flehend und so intensiv, dass Hermine schluckte.

„Vertraust du mir?“, hörte sie ihn sagen.

In ihren Ohren begann es zu rauschen und in ihrem Gehirn arbeitete es auf Hochtouren. Doch bevor ihr Verstand darauf reagieren konnte, spürte sie, wie ihr Kopf wie selbstverständlich nickte. Und dann zog er sie in den Raum der Wünsche.



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