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Throughout the Year

One-Shot Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine liebe Rizumu, einen Monat später als gewünscht (du weißt ja warum ...), folgt nun endlich dein Monatsprompt. Zwar auf die letzte Minute, aber er ist da. :D Und natürlich passend zu deiner bestandenen Abschlussprüfung. (Das ist übrigens erst Streich Nr. 1. Der zweite folgt auch noch ^.^)
Und jetzt viel Spaß beim Lesen an alle. :3 Komplett anzeigen

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11. Zwischen den Zeilen

„Du bist ein Idiot“, flüsterte Shisui Itachi ins Ohr, als sie sich in die blauen Kinosessel fallen ließen. Mit einem kurzen Seitenblick ging Shisui sicher, dass Izumi noch nicht von der Toilette zurück war, bevor er fortfuhr.

„Ist dir das nicht ein einziges Mal durch den Kopf gegangen?“

Itachi antwortete nicht, schien in Gedanken versunken, wie so oft und Shisui lehnte seufzend seinen Kopf gegen die weiche Lehne.

Manchmal verstand er seinen besten Freund einfach nicht. Vielleicht, weil er zu intelligent war, weil seine Gedanken in eine vollkommen andere Richtung gingen, als die der anderen Bewohner im Dorf.

Aber er konnte auch Menschen lesen. Zu gut sogar manchmal. Also wieso war er dann nicht auf die Idee gekommen, dass der Kinobesuch heute hätte anders ablaufen sollen, als all die anderen?

Wenn es nämlich so gelaufen wäre, wie anscheinend von Izumi geplant, würde Shisui jetzt gar nicht hier sitzen und sich diese Gedanken überhaupt machen.

Und das war so offensichtlich gewesen, dass selbst ihm ihre unterschwellige Enttäuschung aufgefallen war.

Wenn es wenigstens das erste Mal gewesen wäre, aber diese Situation, in der Shisui sich fehl am Platz fühlte, hatten sie in den letzten Monaten schon einige Male durchgemacht. Langsam nervte es.

Nicht, dass es ihn stören würde. Im Gegenteil, wenn er daran dachte, welche Bürden auf Itachi gelegen hatten, als Spion für den Clan und gleichzeitig gegen ihn zu arbeiten (etwas, das offiziell niemand wusste), hatte er nicht weniger als das größte Glück verdient. Ganz offensichtlich wollte er es aber nicht. Nur wieso?

„Weißt du“, begann Shisui nun doch noch einmal, um Itachi vielleicht mit einer anderen Taktik aus der Reserve zu locken, „wenn ich es bei Izumi mal richtig versucht hätte, wärst du heute sicher nicht dabei.“

„Glaubst du das wirklich? Bei deinen ganzen Frauengeschichten?“, antwortete Itachi mit einem Augenzwinkern und ließ sich erneut nicht anmerken, wie es in seinem Inneren aussah.

„So viele sind es jetzt auch nicht“, nuschelte Shisui in seinen imaginären Bart und verschränkte angesäuert die Arme vor der Brust.

Er hatte seine Sturm und Drangzeit eben ausgenutzt. Wenn auch hauptsächlich als Gegenpol für seine Arbeit, in der er viel zu oft mit hatte ansehen müssen, wie seine Kameraden und Kameradinnen getötet worden waren. Die körperliche Nähe war für ihn Teil der Heilung.

Und das mit Izumi war ein kläglicher Versuch in einem Anfall von Überschwänglichkeit gewesen – was Itachi wohl wusste und leider zu besonnen war als dass er sich auf diese Stichelei wirklich eingelassen hätte.

„Ich …“, begann Shisui, wurde aber durch die glockenhelle Stimme Izumis unterbrochen.

„Bin da. Und über was unterhaltet ihr euch?“, fragte sie und ließ sich neben Shisui auf den Sessel nieder, da sie so nicht an den Beiden vorbei musste.

„N-nichts“, antwortete Shisui schnell, vielleicht ein wenig zu schnell.

„Nur über seine Frauengeschichten.“ Dieser kleine Mistkerl. Also war er von dem Gespräch gerade eben zumindest genervt gewesen. War das jetzt aber als gutes oder als schlechtes Zeichen zu werten?

„Auch über die Anzahl, der versuchten Morde?“, erkundigte Izumi sich ernst.

„Soweit sind wir noch nicht gekommen. Aber wie viele waren es? Sieben?“

„Ha, ha. Bisher war es nur eine. Sehr stümperhaft, möchte ich anmerken.“

Izumi begann zu lachen.

„Das war die, die dich mit ihrer kleinen Schwester erwischt hat, richtig? Ist sie nicht mit einer Schere auf dich los gegangen?“, wollte sie wissen, obwohl sie die Antwort längst kannte.

„Ich erinnere mich, dass sie dich sogar erwischt hat. Also unter stümperhaft verstehe ich etwas anderes“, legte Itachi nach.

Shisui war sich sehr sicher, dass sein bester Freund froh war, das Thema endlich wechseln zu können. Wäre aber auch peinlich für ihn, wenn sie jetzt weiter darüber reden würden, dass Izumi nur mit Itachi hatte ins Kino gehen wollen und dieser es entweder völlig falsch verstanden hatte – oder wollte.

Dabei waren die Anzeichen und Aussagen so offensichtlich. Jeder Mensch, der halbwegs zwischen den Zeilen lesen konnte – und dazu gehörte Itachi nach wie vor definitiv – hätte längst verstanden, was Izumi von Zeit zu Zeit auf ihre eigene Art und Weise versuchte.

Also warum war er dann hier so blind? Wollte er sie nicht verletzten, weil es ihm nicht so ging wie ihr? Oder hatte er Angst?

Während Shisui seinen Gedanken nachgeging, hatte Izumi sich nach vorne gelehnt und mit Itachi ein Gespräch über die Kritiken zum Film begonnen.

Er wirkte unbeschwert und wie ein ganz normaler Achtzehnjähriger, wenn er sich mit ihr untherhielt. Ganz anders als bei den Besprechungen, Missionen oder den Gesprächen mit seinen Eltern – sogar anders als wenn er mit seinem kleinen Bruder sprach oder sogar mit Shisui.

Also doch Angst?

Das Licht um sie herum wurde schwächer und der graue Vorhang öffnete sich langsam.

Shisui hatte sich im Vorfeld sehr auf diesen Krimifilm gefreut, aber jetzt konnte er sich kaum darauf konzentrieren.

Sattdessen versuchte er sich einen Plan zu überlegen, wie er das Dilemma von heute gut machen sollte.

Am liebsten würde er sich an Izumi wenden und ihr sagen, wie leid ihm das ganze täte. Oder seinen Platz anbieten. Itachi dazu nötigen mit ihm zu tauschen.

So viele Ideen, aber keine, die er in die Tat umsetzen konnte, ohne dass er Izumi in eine peinliche Situation bringen würde.

Oder Itachi dazu, ihr schlechtesten falls das Herz zu brechen – sofern er wirklich nichts von ihr wollte. Was Shisui nicht glaubte, aber auch nicht sicher verneinen konnte und dieses Risiko wollte er nicht eingehen.

Die zwei neben ihm waren aber auch kompliziert.

Wobei, so ganz stimmte es nicht. Izumi versuchte schon immer wieder subtil, Itachi ihre wahren Gefühle zu zeigen. Zwar ohne sich komplett zu offenbaren, aber immerhin.

Itachi war derjenige, der sich nicht in die Karten schauen ließ und noch nicht einmal Shisui irgendwelche Auskünfte gab.

Und damit war er innerhalb von ein paar Minuten erneut bei dem Punkt gelandet, an dem er sich fragen musste, was in seinem besten Freund nur vorgehen mochte.

Vielleicht sah er sie wirklich nur wie eine Schwester und wollte sie nicht verletzten? Aber seine Fürsorge für Sasuke und die Art, wie er mit Izumi umging, unterschieden sich einfach.

Vielleicht war es Furcht, etwas zu tun, dass ihm eine gewisse Normalität im Leben erlaubte, die ihm diese Welt jederzeit wieder wegnehmen konnte? Aber gingen ihre Kinobesuche und das gemeinsame Kochen nicht in genau die gleiche Richtung?

Es war zum Haare raufen. Shisui kam am Ende seiner Gedanken nur wieder am Anfang an. Wenn ihm nur nie aufgefallen wäre, dass der Besuch heute, etwas besonderes hätte sein sollen.

Shisui war kein Romantiker, aber er konnte sich gut vorstellen, wie sie danach noch spazieren gingen und sich dann möglicherweise dann endlich etwas zwischen ihnen tat – oder Izumi erfuhr, an was sie bei Itachi wirklich dran war. Nur dazu kam es natürlich nicht, weil sie heute zu dritt hier saßen.

Ungünstig für alle Beteiligten. Vor allem für ihn selbst.

Wenn er nur ...

„Ich wusste es!“, rief Izumi plötzlich neben ihm und lenkte so die Aufmerksamkeit der restlichen Kinobesucher auf sich.

Völlig aus seiner eigenen Welt gerissen, drehte Shisui seinen Kopf zur Seite und starrte sie an. Durch das Licht der Leinwand, konnte er einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen sehen und sie hielt sich die Hände vor den Mund.

„Sorry“, flüsterte sie verlegen, „ich wusste nur, dass Hiro der Täter ist.“

Oh, es ging um den Film.

„War doch offensichtlich oder?“, fragte Shisui leise zurück. Izumi nickte bekräftigend und widmete sich dann weiter dem Film.

Auch Shisui sah wieder nach vorne, verstand aber nicht, was die Szene ihnen mitteilen wollte. Das war definitiv hinaus geschmissenes Geld gewesen.

Er seufzte.
 

Als sie kurze Zeit später den Saal verließen, unterhielten sich Izumi und Itachi angeregt über den Trick des Mordes, wie sie es gemacht hätten und warum das Motiv des Täters lächerlich war. Alles Dinge, bei denen Shisui kaum Input geben konnte, weil er dafür einfach viel zu wenig mitbekommen hatte.

„Und wie hat dir der Film gefallen?“, fragte Izumi mit strahlenden Augen.

Shisui zwinkerte ein paar Mal, weil er sich ertappt fühlte, gab sich aber alle Mühe, sein Nichtwissen mit möglichst ungenauen Aussagen zu überdecken. Was hatten sie gerade noch mal über den Spannungsbogen gesagt?

„Wie schon festgestellt, war es zu leicht, den Täter zu erraten. Aber ansonsten konnte man ihn sich anschauen.“

„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“, hakte sie überrascht nach.

„Nein. Wieso?“

„Nur so. Ich dachte, dir hat vielleicht die weibliche Hauptrolle zusagt. Sie ist schließlich mit einer Schere auf ihren Ehemann los.“ Izumi lachte gut gelaunt über ihren eigenen Witz und als Shisui zu Itachi schielte, erkannte er, dass dieser sich keinerlei Mühe gab, ein Schmunzeln zu verstecken.

Er hatte nun wirklich übel Lust, sein Schweigen zu brechen und sie beide in eine richtig, richtig unangenehme Lage zu bringen. Aber seine Erziehung und der letzte Rest an Verstand in der hintersten Ecke seines Gehirns, untersagten ihm dies. Ihr Glück.

„Ist mir nicht aufgefallen“, antwortete er deshalb schulterzuckend und ging zum Ausgang des Kinos, um einem längerem Gespräch zu diesem Thema aus dem Weg gehen zu können. Sie sollten erst einmal ihre eigene Beziehung auf die Reihe bekommen, bevor sie sich in seine einmischten.

Zum Glück war das Foyer so gut wie menschenleer, weil um diese Uhrzeit keine neuen Filme mehr anliefen, sondern nur nach und nach noch endeten, weshalb er sich – anders als beim Ankommen – nicht durch eine Menschentraube schlängeln musste.

Er hatte draußen ein paar Sekunden zum Durchatmen, bevor Itachi Izumi die Tür aufhielt und sie zu ihm stießen.

„Ich packs dann langsam mal“, sagte Izumi mit einem kurzen Seitenblick zu Itachi und drehte sich um ihre eigene Achse, um rückwärts die Straße entlang zu gehen.

„Danke für den schönen Abend, auch wenn er ein bisschen anders ablief als gedacht“, verabschiedete sie sich und fügte nachdrücklich hinzu, „weil Shisui ausnahmsweise mal während des Films leise war.“

Sie winkte ihnen noch einmal, drehte ihnen den Rücken zu und ging dann schnellen Schrittes weg.

Normalerweise liefen sie immer gemeinsam nachhause, weil sie alle ins gleiche Viertel mussten. Dass dem heute nicht so war, konnte nur bedeuten, dass sie nicht schnell genug von ihnen – oder Itachi – weglaufen konnte.

„Ich versteh dich nicht“, begann Shisui deshalb und sah seinem besten Freund direkt in dessen schwarze Augen.

„Wir leben schon lange nicht mehr im Krieg. Es ist nicht so, als würden wir noch länger auf einem Pulverfass sitzen. Und ja, die Verhältnisse im Dorf und innerhalb der Familie sind nach wie vor schwer, aber unser Glück ist der Vierte. Es ist Ruhe eingekehrt.“

Shisui blickte nun geradeaus und Izumi hinterher. Er wollte gar nicht wissen, was geschehen wäre, wenn es die vierte Generation nicht geben würde. Vielleicht wäre sein eigenes Leben schon längst für den Bürgerkrieg geopfert worden? Das von Itachi auf jeden Fall und Izumi wäre als halbe Uchiha wohl auch zwischen den Fronten ermordet worden …

„Also verstehe ich dich nicht. Du musst doch keine Sorgen haben, etwas ganz normales in dein Leben zu lassen, wenn es so offensichtlich ist. Sogar ich kann zwischen den Zeilen lesen, wenn sie mit dir spricht, wenn sie dich anlächelt oder dich, wie heute, ins Kino einlädt“, führte Shisui sein ins Gewissen reden fort und verdrängte die unheilvollen Gedanken, die ihn oft nachts wach hielten.

„Ich kann zwischen den Zeilen lesen“, erwiderte Itachi ruhig, während auch er Izumi hinterher sah.

„Aber?“, fragte Shisui neugierig. Er wusste nicht, wie er den Blick seines besten Freundes deuten sollte.

„Kein ‚aber‘. Wir sollten nur ebenfalls langsam nachhause gehen.“

Itachi wartete nicht darauf, dass Shisui ihm zustimmte, sondern setzte sich einfach in Bewegung. Sprachlos über diese Erwiderung, die ihn doch eigentlich nicht überraschen sollte, blieb Shisui noch einen Augenblick mit offenem Mund stehen, bevor er ihm folgte.

Also eins war sicher: bei Itachi konnte man nichts zwischen den Zeilen herauslesen.

Deprimierend.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Ganze aus Shisuis Sicht zu schreiben, fand ich übrigens sehr reizvoll und mir auszudenken, wie er wohl ohne das ganze Komplott um die Uchihafamilie wäre. Ein bisschen beeinflusst hat mich da aber definitiv abgemeldet, die mir auch bei der Idee zu diesem OS unter die Arme gegriffen hat. Danke <3
Ich habe versucht bei dieser alternativen Timeline Bezug auf den anbahnenden Putsch zu nehmen. Ich kann nur nicht beurteilen, wie gut oder schlecht ich das in die Geschichte verwoben habe. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-07-01T06:22:26+00:00 01.07.2018 08:22
Ein wirklich, wirklich schöner One-Shot, liebe Goetterspeise! :) Ich finde, dass dir das Verhalten vom Trio sehr gelungen ist und dabei ganz besonders Shisui und Itachi herausstechen: Shisuis Innenleben ist total interessant beschrieben, während Itachi super glaubwürdig wirkt. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass er irgendwann erklärt, warum er nicht tut, was er nicht tut, und als dann der Satz 'Ich kann zwischen den Zeilen lesen' folgte, habe ich ihn innerlich gefeiert. Es passt ja so zu ihm! :D Das Ende ist sehr schön abgerundet und ich freue mich, den One-Shot gelesen zu haben.


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