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Harmony

Der Klang der Seele
von

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Kapitel 5

Nervös lief ich am Bahnhofseingang auf und ab. Wieso hatte Tayuya-chan mich da nur hineingeritten? Ich würde in wenigen Minuten in Kimimaro-kuns Band vorspielen, die er zusammen mit Sabakuno-san und Sabakuno-kun hatte… Ich würde das dritte Mal Schlagzeug vor anderen Leuten spielen… Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich bereit dazu war…

„Hi, Natsumi-chan!“, hörte ich Kimimaro-kun rufen. Das war es nun also… Jetzt holte er mich ab und brachte mich zu seiner Band, damit ich für sie vorspielen konnte…

„Hallo… Kimimaro-kun…“, murmelte ich, als er bei mir angekommen war.

„Hey, du brauchst doch nicht so nervös zu sein… Wir beißen dich schon nicht!“, lächelte er mir zu. „Du kennst mich doch schon eine halbe Ewigkeit! Ich würde nie gemein zu dir sein. Außerdem bin ich mir sicher, dass du sehr gut bist, das hat immerhin Tayuya-chan über dich gesagt und du weißt, wie selten sie so offenes und ernst gemeintes Lob ausspricht.“

„Ja, du hast ja recht… Und trotzdem… Ich hab noch nie wirklich jemandem was vorgespielt… erst recht nicht zwei Männern, die ich kaum kenne und die selbst unglaublich gut auf ihren Instrumenten sind…“, ich sah zu Boden. Ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Nachmittag ohne Herzinfarkt überstehen würde…

„Na komm erstmal mit. Du siehst dann schon, dass alles gar nicht so schlimm ist, wie du jetzt vielleicht befürchtest“, Kimimaro-kun lächelte mich unentwegt an und wartete dann noch einen Moment, ehe ich es schaffte, mich in Bewegung zu setzen. „Lass uns erstmal ganz gemütlich einen Kaffee holen und dann gehen wir zum Proberaum. Du kannst dich noch ein wenig entspannen, dir unsere Songs alle einmal anhören und dann kannst du gerne mitspielen. Oder du spielst gleich mit. Bleib einfach ruhig und mach alles in der Geschwindigkeit, wie es dir am angenehmsten erscheint, ja?“

Ich nickte langsam und ging dann neben ihm her zu Starducks. Die Schlange war teilweise zu meinem Bedauern, teilweise zu meiner Erleichterung recht kurz und so kamen wir schnell dran. Ich bestellte mir einen Vanilla-Latte und Kimimaro-kun bestellte einen Frappuchino, einen Choco-Latte und einen Caramell-Latte. Als ich meinen Becher bekam und darauf sah, merkte ich, dass ich wohl derart unverständlich meinen Namen genuschelt hatte, dass sie anstelle von Suzuki „Supoki“ verstanden hatten. Seufzend nahm ich den Zucker und kippte mir eine Menge davon in meinen Latte.

Kimimaro-kun tauchte neben mir auf und lächelte mich wieder an. „Können wir weiter?“

Ich nickte wieder nur und so machten wir uns auf den Weg zu seinem Proberaum. „Es ist wirklich nett von dir, dass du Sabakuno-kun und Sabakuno-san auch noch Kaffees mitnimmst…“, stammelte ich und schaute weiterhin auf den Boden während wir gingen.

„Das mache ich gerne für die Jungs. Wir nehmen uns immer gegenseitig etwas mit. Entweder Kaffee oder ein Bento oder Ähnliches. Auf was wir gerade so Lust haben“, er sah zu mir herüber und seufzte leise. „Natsumi-chan, du musst wirklich keine Angst haben. Bleib einfach ganz ruhig. Keiner möchte dir etwas Böses.“

Ich schluckte und nickte. Ich atmete tief durch in der Hoffnung, es würde mich beruhigen, doch leider brachte er rein gar nichts. Ich blieb so nervös wie ich war und gerade, als ich eine neue Taktik versuchen wollte, um mich zu beruhigen, blieb Kimimaro-kun stehen.

„So, wir sind da“, er nickte zu dem Gebäude, das auf der anderen Straßenseite stand. Es sah etwas heruntergekommen aus. Es schien eher ein unfertiges Haus, als irgendetwas anderes zu sein.

„Ist das nicht einsturzgefährdet?“, fragte ich unsicher.

„Nein, es ist ein fast fertiges Haus. Der Baufirma ist dann nur das Geld ausgegangen und deswegen ist es so geblieben. Keine Sorge, wir haben uns einen der Räume vollkommen legal gemietet. Die anderen Räume sind ebenso legal vermietet“, Kimimaro-kun schmunzelte mir zu. „Na komm, lass uns reingehen.“ Er überquerte die Straße und ich folgte ihm. Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, traten wir ein und gingen dann die Treppe nach oben, ins zweite Stockwerk. Ich konnte leise eine Gitarre aus einem der Räume dringen hören. Kimimaro-kun öffnete die Tür zu eben diesem Raum und ging hinein.

„Hi, Kimimaro-kun!“, hörte ich Sabakuno-san sagen, „Und herzlich Willkommen, Suzuki-chan!“

„Hallo…“, murmelte ich und schlich langsam in den Raum.

„Hi, Suzuki-chan“, sagte Sabakuno-kun und sah von seiner Gitarre auf. „Du kannst dich erstmal auf das Sofa setzen, du musst dich nicht stressen. Sobald du bereit bist und Lust zu spielen hast, steht dir das Schlagzeug zu deiner freien Verfügung.“

Ich nickte stumm und setzte mich steif auf das Sofa, das an der Wand mit dem Fenster stand. Ich schaute mich kurz in dem Raum um. Sie hatten einige Stühle, die wie alte Bürostühle aussahen, ziemlich viele Boxen, zwei Mikrofonständer, ein Schlagzeug, einige Gitarren und jede Menge Poster an den Wänden von den verschiedensten Bands, einige davon erkannte ich sogar.

„Okay, Natsumi-chan, wir spielen jetzt mal eines unserer Lieder. Wenn du dann mitspielen möchtest, geh einfach zum Schlagzeug. Solltest du lieber einen Coversong spielen wollen, dann können wir dir gerne sagen, welche wir können, du kennst sicher einige davon und dann kannst du zu einem von denen spielen, wenn du das möchtest“, lächelte Kimimaro-kun, als er zu seiner Gitarrentasche ging und seine Gitarre herausnahm.

Ich nickte wieder nur stumm, blieb aber erstmal sitzen, da ich noch zu unsicher war, um irgendetwas zu machen. Ich hatte immer noch große Angst davor, zu versagen, mich ständig zu verspielen, den Takt nicht halten zu können oder noch schlimmere Dinge… Ich wollte Tayuya-chan nicht als Lügnerin oder schlechte Musikkennerin dastehen lassen, also durfte ich nicht versagen… Ich müsste wahnsinnig gut sein und besser spielen, als je zuvor, um Tayuya-chans Worten und ihrem Lob gerecht zu werden… Ich war so schrecklich nervös und unsicher! Ich würde das niemals schaffen…

Ich wurde prompt aus meinen Gedanken gerissen, als ich Sabakuno-kun ein A-Mol spielen hörte und kurz darauf seine sanfte, tiefe Stimme erklang, die eine leise Melodie summte. Dann spielte er den nächsten Akkord und begann dann zu singen. „The color of your eyes shine brighter than the skies… It’s written in your heart that we’re falling apart… Can’t describe what I see, you’re burning all of me…”

Ich merkte wieder, wie meine Gedanken sich verloren, während ich Sabakuno-kuns Stimme lauschte. Sie klang so weich und warm und doch so schrecklich traurig, wie bei jedem seiner Lieder… Ich begann mich zu fragen, wieso er nur so traurig war und wer oder was das wohl in ihm ausgelöst hatte… Die Trauer, die man klar bei ihm hören konnte, war so schön und herzzerreißend zugleich… Ich musste tief durchatmen, um keine Tränen in die Augen zu bekommen…

Auf einmal merkte ich, wie wieder Stille herrschte und mich die drei Jungs ansahen.

„Und, wie fandst du das Lied, Suzuki-chan?“, Sabakuno-san grinste mich an.

„Es war wunderschön und traurig… Richtig bewegend“, murmelte ich und traute mich gar nicht aufzusehen.

„Danke“, hörte ich Sabakuno-kun leise antworten.

„Na, glaubst du, dass du dazu was am Schlagzeug hinbekommen würdest?“, Kimimaro-kun lächelte mich an und legte den Kopf leicht schief.

Ich dachte einen Moment nach. Im Prinzip hatte ich das Lied ja jetzt schon einmal gehört und vor allem war der Ablauf ziemlich simpel, weshalb nicht schwer zu merken war, welcher Teil wann und wie gespielt werden würde. Außerdem hatte es einen ruhigen Tackt und war eine Ballade, was das Ganze noch einfacher gestaltete. Da das gesamte Lied zusätzlich zwar aus traurigen, aber nicht zu tiefen Tönen bestand, würde ich ganz einfach die Bass-Drum vorranging benutzen, um mehr Tiefen hineinzubringen…

„Und?“, fragte Kimimaro-kun, als ich aufsah und zu ihm schaute.

Ich nickte leicht. „Ich… kann es versuchen…“

„Gut!“, grinste mich Sabakuno-san an. „Dann mal ran!“

Zögerlich stand ich auf und ging zu dem Schlagzeug, dann setzte ich mich und nahm die Sticks, die vor mir auf der Snare lagen.

„Gut, dann fangen wir an“, Sabakuno-kun warf mir noch einen kurzen Blick zu, ehe er den ersten Akkord erklingen ließ. Dann begann er wieder zu singen und nachdem er die erste Strophe gesungen hatte, setzte ich ein, doch brach sofort ab, weswegen die anderen auch aufhörten zu spielen.

„Was hast du denn?“, fragte Kimimaro-kun.

„Wie lange wurde das Schlagzeug schon nicht mehr benutzt…?“, murmelte ich und blickte mich um.

„Hm… eine ganze Weile, seit unser alter Schlagzeuger weg ist, nehme ich an…“, Sabakuno-san schaute mich an.

„Ah…“, ich hatte den Stimmschlüssel gefunden, „Tut mir leid, aber ich muss das Schlagzeug noch schnell stimmen, es klingt schrecklich falsch…“

„Kein Problem! Ich wusste gar nicht, dass du das auch kannst!“, ich konnte Sabakuno-sans Blick auf mir spüren, während ich jede der Drums anschlug und die Felle spannte, bis es richtig klang.

„Ach… es ist nur… so wie Gitarristen und Bassisten ihre Instrumente stimmen, so muss ich es auch mit dem Schlagzeug können…“, ich schaute zu Boden und legte dann den Stimmschlüssel weg. „Ich wäre dann jetzt soweit… wir können es… gern nochmal… versuchen…“, murmelte ich.

Dann hörte ich wieder Sabakuno-kuns ersten Akkord und gleich darauf seine Stimme.
 

„Oh, wow! Du spielst echt fantastisch! Also ich wäre dafür, dass du in unsere Band einsteigst!“, grinste Sabakuno-san und packte seinen Bass ein.

„Ja, ich bin auch wirklich beeindruckt! Tayuya-chan hat nicht gelogen!“, Kimimaro-kun schmunzelte und machte den Reißverschluss seiner Gitarrentasche zu.

„Von mir aus, gern“, nickte Sabakuno-kun. „Suzuki-chan, möchtest du unserer Band beitreten?“

Mir blieb die Luft für einen Moment weg. Ich hatte wirklich alle drei überzeugt, dass ich gut spielen würde? War ich tatsächlich gut genug für diese Band? Ich konnte es nicht glauben… Ich war so unfassbar nervös, dass ich kein Wort herausbekam… Ich konnte einfach nur nicken.

„Klasse!“, lachte Sabakuno-san, „Dann willkommen in unserer Band! Ich würde dir ja jetzt gerne sagen, wie wir uns nennen, aber wir haben noch keinen Namen, da unser gewesener Leadgitarrist und unser Ex-Drummer den Namen der Band für ihr eigenes Projekt behalten haben. Bis jetzt hatten wir aber noch keine guten Ideen, wie wir uns nennen sollten… Wenn dir etwas einfällt, dann kannst du uns deine Idee gerne mitteilen!“

Ich nickte schnell. Das war ja wirklich schade, dass ihre alten Bandkollegen den Bandnamen einfach so mitgenommen hatten… Ich fragte mich, wie sie wohl damals geheißen hatten…

„Jedenfalls… Du hast ja schon Kankuro-kuns und Kimimaro-kuns Nummer… Ich gebe dir meine auch, dass wir das einfacher mit den Bandproben besprechen können“, Sabakuno-kun setzte sich zu mir auf das Sofa und nahm sein Handy heraus.

Ich kramte in meiner Handtasche ebenfalls nach meinem Handy. Ich wurde noch nervöser. Er war der zweite Junge, der mir diese Woche seine Handynummer gab… Ich hatte seit der Mittelschule keine Handynummer mehr von einem Jungen bekommen… Und die Nummer, die ich damals bekommen hatte, war Kimimaro-kuns Nummer, da er damals sein erstes Handy bekommen hatte. „Hier…“, murmelte ich und hielt Sabakuno-kun mein Handy hin, er nahm es und reichte mir seines. Schnell tippte ich meine Nummer und meinen Namen hinein, dann gab ich es ihm zurück. „Danke für den schönen Nachmittag“, murmelte ich, stand dann auf und verneigte mich rasch vor den dreien, ehe ich mein Handy wieder entgegennahm.

„Ich bringe dich noch zum Bahnhof“, lächelte Kimimaro-kun und stand auf. „Bis nächste Woche!“, sagte er zu den anderen beiden und verließ dann mit mir den Proberaum.



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