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Mein Fluch

Die FF zum RPG
von

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Neubeginn

Erleichtert trat Takao aus dem alteingesessenen Laden ins helle Sonnenlicht und tat einen kleinen Seufzer. Er musste ein bisschen blinzeln und hielt sich schützend die Hand über die Augen, um diesen plötzlichen Helligkeitsunterschied angenehmer zu machen.

Endlich hatte er alle neuen Kleider und Rüstungen für seine Schüler in Auftrag gegeben. Herr Itoh, dem der Laden gehörte, vor dem Takao gerade stand, war ein sehr traditionsbewusster Mensch. Einer der wenigen, die traditionelle Kampfbekleidung noch selbst herstellten. Takaos Großvater hatte ihn sehr geschätzt und auch Takao selbst musste zugeben, dass Itoh auf seinem Gebiet ein Meister war, weswegen er die Tradition seines Großvaters weiterführte und stets bei Itoh bestellte. Jedoch war Itoh der modernen Telekommunikation nicht besonders wohl gesonnen, weswegen Takao jedes Mal persönlich zu ihm kommen musste.
 

Takaos Augen hatten sich nun an die helle Sonne gewöhnt und er schaute einen Moment lang in den friedlichen, blauen Himmel. Die Vögel sangen.

Kaum zu glauben, dass vor einigen Tagen noch so ein starker, kalter Regen fiel.

Und er diesen blöden Unfall hatte.

Und dass er diesen Verrückten vorm Selbstmord gerettet hatte.

Takao war nur all zu deutlich im Gedächtnis geblieben, wie er auf die Ergebnisse auf diese Notfallsache wartete.

Schließlich war das Resultat, dass alles glatt verlaufen war und es dem jungen Mann bald wieder besser gehen würde, sehr beruhigend gewesen. Auch wenn die eigentliche Genesung des Kerls höchst wahrscheinlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
 

Wie es dem unbekannten Mann jetzt wohl ging?

Vielleicht sollte er ihm wieder einen kleinen Besuch abstatten, wenn er denn noch im Krankenhaus war. Und wenn er nicht mehr dort war, so war wenigstens gewährleistet, dass der junge Mann das Krankenhaus auf eigenem Fuße verlassen hatte. Und das war doch auch schon mal was... Hoffte Takao zumindest.
 

Takao setzte sich in Bewegung und steuerte direkt auf den Park des Krankenhauses zu, der gar nicht mal so weit von Itohs Geschäft weg lag. Wenn er schon das blöde Krankenhaus besuchte, dann konnte er auch genauso gut vorher noch etwas das schöne Wetter und die ruhige Atmosphäre im Park mitnehmen.

Entspannt, mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt, schlenderte Takao durch den Park und ahnte nicht Böses, als ihm ein paar Nüsse auf den Kopf fielen. Mit einem "Hey!", blieb Takao stehen und schaute angriffslustig in die Baumkrone. Er erwartete dort einige Lausbuben, die er gleich zusammenstauchen würde. Doch als er stattdessen nur ein paar Eichhörnchen erblickte, stahl sich ein etwas dümmlicher und erstaunter Gesichtsausdruck auf seine Züge. Oh Mann... So was konnte auch nur ihm passieren...

Doch dann Takao spürte einen Blick auf sich ruhen, was ihn aus seiner Verblüffung riss.

Der junge, verrückte Mann saß nicht unweit mit einem Krankenhausangestellten auf einer Parkbank.

Im ersten Moment war Takao erleichtert. Es ging ihm also gut.

Doch dann fiel ihm ein, dass er die blöde Szene mit den Nüssen gesehen haben musste. Takao räusperte sich verlegen ob dieses Geschehens, ehe er eine freundliche Einstellung annahm und sich dem jungen Mann näherte.

"Hey! Schön zu sehen, dass es Ihnen gut geht. Haben Sie sich gut erholt? Oh, ich bin übrigens Takao Kinomiya. Ich war zufällig an diesem Abend auf dem Krankenhausdach. Sie sind mir doch nicht böse?"
 

Die Antwort auf Takaos Frage kam schnell und deutlich. Für Takaos Geschmack etwas zu deutlich.

Die Faust des Blaugrauhaarigen traf Takao mitten ins Gesicht.

Glücklicherweise gelang es Takao den weiteren Schlägen des verrückten jungen Mannes auszuweichen, bis es der Krankenhausangestellte und eine weitere Person - wo auch immer plötzlich dieser Anzugträger her kam - schaffen seinen Angreifer unter Kontrolle zu bringen.

Takao wich nochmals einige Schritte zurück. Er spürte etwas Warmes an seiner Lippe und fuhr sich mit dem Handrücken über die entsprechende Stelle. Na toll. Dass der Typ, der immer noch wild um sich fuchtelte, ihn gleich blutig schlagen würde, hätte er nicht gedacht.

Grimmig sah er den jungen Mann an. "Kannst du jetzt nach diesem Versuch von ,Erst bringe ich dich um und dann bringe ich mich um‘ auch deinen Mund benutzen um dich auszudrücken?", genervt seufzte Takao auf und ignorierte die Tatsache, dass der Verrückte ihn geradezu mit seinen Blicken aufspießte.

"Komm schon, du musst doch zugeben, dass es ’ne saublöde Idee war dich ausgerechnet vom Dach des Krankenhauses stürzen zu wollen. Weswegen hast du das überhaupt gemacht? Schreibt dir dein stocksteifer Papa oder Opa, oder so, vor wie du dein unliebsames Leben leben sollst? Oder hast du tatsächlich schon mal jemanden tot geprügelt und kannst mit der Schuld nicht leben? Arrrgh! Es gibt für alles eine Lösung, du Hornochse!", redete sich Takao in Rage. Mann, er war stocksauer!

"Das geht dich einen feuchten Dreck an!!!", fauchte der Blaugrauhaarige zurück und zappelte wild in den Armen der Angestellten, um sich zu befreien. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er Takao am liebsten noch eine verpassen wollte.

Unglaublich! Der Hornochse hatte vielleicht Nerven!

"Klar! So nen feuchten Dreck, dass du mir bei der erstbesten Gelegenheit eine reinhaust, bevor du auch nur ein Wort sagst. Aber schön, dass du wenigstens noch weißt wie dein Mundwerk funktioniert!", gab Takao Kontra.

Tatsächlich konnte der Verrückte sich noch einmal losreißen indem er den Krankenhausangestellten in die Hand biss und seinem Bodyguard vors Schienbein trat und in Windeseile die wenigen Meter Abstand zwischen ihnen zurücklag.

Er kam Takao, der sich schon darauf einstellte, sich noch einmal verteidigen zu müssen, gefährlich nahe, blieb jedoch vor ihm stehen. Der Brutalo stand jetzt direkt vor ihm und für einige unendlich lange Momente funkelten sich Takao und er aggressiv an. Eines musste Takao ihm lassen - der Kerl hatte auf alle Fälle eine Kämpfernatur. Er konnte geradewegs das Feuer in seinen Augen lodern sehen. Unwillkürlich stahl sich ein kleines herausforderndes Grinsen auf Takaos Züge.

"Pass auf Kinomiya, komm mir ja nie wieder in die Quere, sonst wird es bitter böse für dich enden", zischte er so leise, dass es die anderen nicht hören konnten und kaum hatte er zu Ende gesprochen, wurde er wieder von vier starken Armen weggezerrt.

Diesmal ging es direkt wieder ins Krankenhausgebäude, aus Takaos Blickfeld, doch diesmal wehrte sich der junge Mann nicht und kam brav mit.

"Hey, Brutalo!", rief er dem unbekannten, jungen Hornochsen mit einem aggressiven Ton zu, "ich werde dir beweisen, dass es für dich einen anderen Ausweg als den Tod gibt! Darauf kannst du deinen Arsch verwetten! Beweis mir das Gegenteil und ich lasse dich in Frieden deinen Selbstmord begehen!"

Takao sah ihm noch eine Weile hinterher. Es dauerte eine Weile bis er sich selbst wieder beruhigt hatte. Zu was hatte er sich da nur hinreißen lassen? Aber was er gesagt hatte, war gesagt. Und Takao war ein Mann, er zu seinem Wort stand.

Dass der Idiot noch ein „Viel Erfolg beim Scheitern“ von sich gab, ehe er hinter dem Gemäuer des Krankenhauses verschwand, änderte daran auch nichts mehr.
 

Der Blauhaarige war schon ganz schön bescheuert.

Doch nun war es egal, Kai würde ihm sowieso nicht mehr begegnen und selbst wenn sie sich mal auf der Straße zufällig treffen sollten, würde er ihn entweder nicht erkennen oder ihn ignorieren um nicht versuchen ihn Grün und Blau zu schlagen dafür, dass er nun weiter auf diesem Planeten leben musste.

Kaum hatte Kai sein Zimmer betreten, verfinsterte sich seine Miene noch mehr. Da saß auch schon einer der Gründe, warum er dem Ganzen ein Ende bereiten sollte. Ohne ihn zu begrüßen oder gar eines Blickes zu würdigen setzte Kai sich auf sein kaltes Bett.

"Da bist du ja endlich, Kai", begrüßte ihn die kühle Stimme seines Großvaters grimmig, "Vermutlich weißt du, warum ich hier bin?" Kai gab nur eine genervte Antwort zurück: "Bestimmt nicht um mir deine Fürsorge zu zeigen" Noch nicht einmal dieses Wort war richtig gewählt, aber nach Liebe brauchte er gar nicht erst zu fragen. So was gab es in seiner Familie und in seinem Leben nicht, er hatte nie diese Erfahrung gemacht, also brauchte er sie auch nicht.

Der junge Mann legte sich auf das unbequeme Krankenhausbett, deckte sich zu und nahm sein angefangenes Buch in die Hände, allein um zu demonstrieren, dass er an einem Gespräch mit dem alten Herren nicht interessiert war.

"Kai, so was darf nie wieder vorkommen. Hast du mich verstanden?" Voltaire sprach bedrohlich. "Du nimmst deine Pflichten nicht ernst genug. Selbst dann nicht, wenn ich ihnen Nachdruck mit meinem Handeln verleihe. Darum lässt du mir keine andere Wahl." An dieser Stelle machte Voltaire eine kurze Pause und seufzte, ehe er fortfuhr. "Ich muss wohl oder übel ein wachsames Auge auf dich haben. Demnach werde ich meine Geschäfte von Moskau hierher verlegen müssen." Mit dieser Schlussfolgerung erhob sich Voltaire von dem armseligen Stuhl und sah mit einem durchdringenden Blick zu Kai. "Du wirst morgen entlassen. Morgen Abend hast du eine Verabredung. Und glaub ja nicht, dass so leicht aus der Sache herauskommen wirst, wenn du dieses mal wieder gedenkst wegzulaufen."

Kai hielt den bedrohlichen und durchdringen Blicken seines Großvaters stand.

Tausende Antworten, wie: , Interessiert mich nicht... Und was willst du dagegen tun? Mich töten? Danke, das wäre ein Segen. Mehr einsperren kannst du mich eh nicht mehr... Du musst deine Geschäfte nicht verlegen, bleib ja da wo der Pfeffer wächst und schick mir deine Wachhunde wie üblich... Deine arrangierten Verabredungen interessieren mich nicht...‘, schossen Kai durch den Kopf, doch erstens wurde er nie zu Wort gelassen und zweitens: hätte er nur eine solcher Antworten getätigt, hätte er sich sicher wieder einige eingefangen und darauf hatte er keine Lust, also nahm er schweigend alles hin.

Voltaire hatte gesagt, was es zu sagen gab und verließ den Raum. Kai stand auf und donnerte die Tür hinter diesem zu. Der Blaugrauhaarige ließ sich an der Tür hinabsinken und starrte ins Leere.

Er war so wütend, am liebsten würde er schreien, aber Schwäche vor den Bewachern seines Großvaters wollte er keinesfalls zeigen.

Den restlichen Tag verbrachte Kai mit einem Buch in seinen Händen. Am nächsten Tag wurde er wie versprochen nach Hause gebracht.

Wie er sich doch freute... Nicht!



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