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Mondschein

von

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Böse Vorzeichen

Wie auch die anderen des Dorfes schaust du beschämt zur Seite, als du deinen Zettel in die Urne wirfst. Es hilft kein langes Nachdenken oder Kombinieren. Du weißt nicht, wer es sein könnte. Sollte dies die letze Wahl sein, wird sich das Dorf in ewig dafür schämen, den Sieg durch Zufall errungen zu haben.

Die Stimmen werden ausgezählt und kurz danach schauen schnell alle Augen zu Ensia.

Mit gesenktem Kopf schreitet sie nach vorne. Sie wird genau wie ihre Schwester sterben. Als Nylin ausgewählt wurde, hat wenigstens jemand um sie getrauert. Doch Ensia ist die Ruhe selbst. Du würdest gerne etwas Nettes sagen. Schließlich hast du dich durch sie das erste Mal seit dem Angriff wieder gut gefühlt.

Du rufst ihren Namen. Sie bleibt stehen.

„Nachdem deine arme Schwester gestorben war…ich muss mich bedanken, dass du mich aufgeheitert hast und es war mir eine Ehre, dir Obdach zu gewähren ganz egal was kommt.“

Du vernimmst einige schockierte Laute von den anwesenden Menschen, die zusätzlich die Hand vor dem Mund halten, um ihre Empörung deutlicher zum Ausdruck zu bringen.

Ensia hebt ihren Kopf zu dir und nickt.

Danach geht sie weiter.

Du hast nicht erwartet, dass sie mit Worten antwortet. Es war dir einfach nur wichtig, das mitzuteilen.

Der Podest gibt Geräusche der Wehklagen von sich, während Ensia über ihn zur Mitte schreitet.

„Ich würde gerne noch etwas sagen“, spricht Ensia, als Etzumesaksch ihr die Halsschlaufe um den Hals legen will.

Wieder ertönen empörte Rufe seitens des Dorfes, doch Etzumesaksch hält inne und deutet ihr, die Erlaubnis zu haben. Zuerst rufen einige Beschimpfungen nach vorne, nach denen Ensia endlich sterben solle und Etzumesaksch niemals den Platz von Tasui einnehmen könne. Das hält einen Moment, doch dann sind alle ruhig.

„Ich gestehe, ein Werwolf zu sein.“

Erneut kommen von mehreren Seiten Beschimpfungen und die Aufforderung, sie endlich zu töten.

„Ich lebte seit Jahren friedlich mit meiner Schwester in diesem Dorf. Sie wusste von mir, doch wir haben uns angepasst und wie normale Menschen verhalten. Jeder in den letzten Nächten umgebrachter Bewohner starb nicht durch meine Hand!“, spricht sie nun in einem Lauten Ton, um die anderen Rufe zu übertönen.

„Glaubst du dir eigentlich selbst? Koroka ist tot. Von wem wurden dann Tasui und Miss Refdleid getötet?“, antwortet Etzumesaksch mit einer festen und ängstlichen Stimme zugleich.

Ensia hebt ihren Arm.

Seit dem Angriff hat sich in dir eine tiefe Angst breit gemacht, dass deiner Tochter etwas zustoßen würde und du beschlosst, sie vor jeder Gefahr zu beschützen, denn sie sollte ein glücklicheres Leben haben als du. Jetzt weißt du, dass dieses Vorhaben endgültig zum Scheitern verurteilt sein würde, denn wie soll deiner Tochter so weiterleben?

Angstschweiß macht sich in dir breit und das Gefühl, dass das Biest, dass 2 Leben auf dem Gewissen hat, sich näher befindet als jemals gedacht, lässt dich beinahe Ohnmächtig werden.

Nach und nach hörst du die Rufe von wütenden Bewohnern. Du greifst nach der Hand deiner Tochter, um sie zu beruhigen, doch sie bleibt regungslos und kalt.

Dein ganzer Körper zittert, während du den Zeigefinger betrachtest, der den vermeidlichen Täter entlarven soll.

Er zeigt ohne Zweifel auf dich.

Auf einmal kommt es über dich. Die ganze Zeit bliebst du ruhig, weil Stress dem Dorf nicht geholfen hätte. Doch die angestaute Wut auf das verlogene Dorf blieb immer da. Und nun reicht es.

„Du Lügnerin!“, schreist du verkrampfst mit deinem Gesicht. „Dabei war es mir wichtig, mich bei dir zu bedanken. Dabei bist du nichts weiter als ein lügendes Drecksvieh! Dich bringe ich mit meinen eigenen Händen um.“

Schnell greifst du nach etwas, was dir wie eine Waffe dienen könnte und rennst auf Ensia zu.

Auf dem Weg zum Podest halten dich einige Bewohner fest und nehmen dir die Waffe weg.

„Wenn du die Wahrheit sprichst, nenne uns Beweise“, meldet sich Etzumesaksch wieder zu Wort.

„Bei unserer Ankunft im Dorf stellten ich sofort fest, dass Koroka auch ein Werwolf ist. Sie erkannte mich auch. Wir sind über die Jahre regelmäßig in den Wald gegangen und haben uns verwandelt.

Vor einer Weile meinte sie zu mir, dass sie das Dorf zerstören und mit ihrem Sohn weggehen will. Ich sollte ihr dabei helfen, aber ich habe verneint. Sie wurde wütend, akzeptierte es allerdings.

Ich denke, dass sie Ersatz für mich finden wollte, denn alleine würde sie das niemals schaffen.“

Nun dreht sich Ensia zu dir runter.

„Beim Gewitter…das war sie. Sie kam nicht in dein Haus, um dich zu töten. Sie hat dich verwandelt.“

Langsam begreifst du und deine Wut verfliegt.

„Du kannst dich erinnern, doch du hast dich jede Nacht verwandelt und Menschen getötet. Oft kommt es dabei vor, dass man in den Körper des geplanten Opfers geht und erlebt, wie man sich tötet. Doch habe ich zu spät erkannt, was Koroka vorhat. Es tut mir leid.“

Resignierend senkst du den Kopf. Das im Wald mit den Freiwilligen, als ihr nach Koroka gesucht habt. Der Werwolf danach warst du. Auf einmal hast den Moment, als Koroka in deinen Armen starb vor deinen Augen. Sie fragte dich, ob es Spaß mache und weißt erst jetzt, was sie damit meinte.

Wie in einem Zeitraffer siehst, du wie Ensia die Halsschlaufe umlegt und stirbt. Das Dorf stimmt ab, dass du verschwinden musst. Du packst das Nötigste zusammen und rennst in den Wald. Du weißt nicht, ob du überleben wirst oder was aus deiner Tochter passiert, die mit Korokas Sohn im Dorf bleibt.

Bei einem Blick in den Himmel fehlt etwas: Der Vollmond. Mit deinem Verschwinden ist wohl die natürliche Ordnung wiederhergestellt.

Als es dunkel wird, machst du dir ein kleines Lager. Es ist so gebaut, dass du schnell abhauen kannst, wenn es die Situation verlangt. In dieser Nacht träumst du von der Person, die sich „der schwarze Rabe“ nennt und zu deiner Überraschung ist es Leni. Sie hat sich in erste Nacht also selbst die Nachricht gegeben. Doch da ist noch eine andere Person in schönen Gewändern. Sie hat das Symbol eines Auges auf der Stirn. Es wirkt, als würde sich mehr wissen, als sie zugibt. Möglicherweise hat Etzumesaksch von Anfang an über dich Bescheid gewusst.

Dir wird klar, dass es das Beste ist, das Dorf zu verlassen und dich so weit wie möglich von Menschen zu entfernen. Sie werden sicherlich Jagd auf dich machen. Innerlich stellst du dir vor, wie deine Tochter dafür plädiert, dich in Ruhe zu lassen mit dem Wissen, dich nie wieder zu sehen, doch niemand aus dem Dorf würde auf sie hören.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, damit ist dieses RPG wohl zuende. Ich bin nur mäßig zufrieden mit dem Ergebnis. Okay, das war mein erster Versuch, allerdings bin ich nicht gut darin, die Gefühle einer Person ausführlich zu beschreiben. Ich finde, dass es an manchen Stellen abgehakt oder emotionslos ist.
Andererseits lässt diese Geschichte, welche auf eine Runde von Die Werwölfe von Düsterwald in einem Forum basiert, nicht wirklich viel Handlung drumherum zu und ich wollte mich nicht zu weit von dem Ablauf entfernen.
Trotzdem bedanke ich mich fürs lesen :) Komplett anzeigen

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