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Mondschein

von

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Das Opfer

Das Dorf schmeißt nach und nach die Zettel in die Urne. Du machst es den anderen gleich und wirfst ohne zu zögern möglicherweise ein Todesurteil, das nach reinem Zufall fungiert, hinein.

So sehr du diese Art, mit der Bestie umzugehen, hast, erhoffst du dir innerlich trotzdem, dass jemand für den Angriff bezahlt.

Jetzt ist die Chance.

Laut deinem Traum ist die Bestie ein Wolf. Besser gesagt die Bestien sind ein Wolfsrudel. Dann würde es aber nichts bringen, Dorfbewohner zu töten, wenn Tiere für den Angriff verantwortlich sind.

Das sind Tiere und du traust ihnen keine gezielten Angriffe zu.

Ebenfalls passt es nicht dem ersten Angriff auf dich zusammen, weil du Schritte gehört hast.

Das hast du für dich behalten und auch nicht deine Tochter eingeweiht.

Du hast nur noch das eine Ziel vor Augen: Zu wissen, wer dir das angetan hat. Ein Blick auf deinen Körper reicht aus und alles fühlt sich so an, als ob es wieder real ist.

Deine Flucht in dem Gewitter.

Und dieser Vollmond.

Der ist inzwischen dem Dorf auch schon aufgefallen. Er geht nicht unter und nimmt nicht ab. Selbst am Tag kann man ihn sehen, wenn man genau hinschaut. Er scheint, eine Art Einfluss auf die Geschehnisse hier zu haben.
 

Die Auslösung der Stimmen war der reinste Horror. Man hörte immer wieder Klagelaute, wenn ein Name eines Freundes, eines Nachbarn oder eines Familienmitgliedes genannt wurde.

Auch deine Tochter bekommt hin und wieder Stimmen, ist aber weit davon entfernt, in eine gefährliche Zone zu kommen.

Wer würde nicht auf einmal Angst bekommen? Dein Mut von vorhin ist auf einem Mal verschwunden.

Deinen Namen hört man selbstverständlich nicht, aber du kannst es dir nur zu gut vorstellen, wie es ist, wenn man plötzlich seinen Namen auf dem Schild sieht.

Topa, Ensia, Nilyn und Leni haben nach kurzer Zeit die meisten Stimmen. Leni schaut schreckhaft, da sie ja einen schlechten Eindruck durch den Raben bekommen hat, Topa leicht überrascht und Nilyn und Ensia halten sich fest an den Händen fest. Sie sind Schwestern.

Nein. Du nimmt es zurück. Du kannst dich nicht in sie hineinversetzen.
 

Der letzte Zettel, der letzte Strich, das Ergebnis steht fest. Du bist völlig überrascht. Du hättest mit allen anderen gerechnet, aber nicht mit ihr. Ein lauter Schrei weckt dich aus deinen Gedanken. Er kommt von Ensia.

Sie ist jedoch nicht das Ergebnis der Abstimmung. Dennoch kann sie ihre Trauer nicht zurückhalten.

„Pscht, es wird alles gut. Wir werden uns wieder sehen“, spricht Nilyn zu ihrer Schwester, die sie immer noch schreiend fest an sich drückt, in der Hoffnung, sie damit vor dem Tod zu bewahren.

Zwei selbsternannte Wachen kommen zu ihnen und versuchen, sie zu trennen. Trotz aller Versuche von Ensia ist es für sie ein Leichtes. Während der eine Nilyn nach vorne führt, hält der andere Ensia fest, welche immer noch schreit und bittet, ihr Leben zu verschonen. Du kannst, wie alle anderen auch, diese Bitte und die Trauer, die dahinter steckt, nur herzlos ignorieren und zur Seite schauen.
 

Als Nilyn in der Mitte ist, meldet sich Tasui zu Wort und erlaubt es Ensia, sich von ihrer Schwester zu verabschieden.

Sie halten sich an den Händen. Sie umarmen sich. Nilyn flüstert, dass es Zeit sei und läuft auf den Galgen zu. Ensia fällt in sich zusammen.
 

Dann wird Nilyn die Schlaufe um den Hals gelegt und nach einem kräftigen Ruck an dem Hebel baumelt sie anschließend einen Meter über dem Boden. Als Ensia hinsieht, fällt sie in Ohnmacht. Ein paar Bewohner nehmen sie und setzen sie neben dich auf einen Stein.

Obwohl sie es gar nicht merkt, nimmst du ihre Hand und hältst sie fest.

Die anderen warten derweil darauf, etwas passiert.

Das tut es auch.

Nilyn verwandelt sich. Aber nicht in die erhoffte Bestie, nein, in eine große stämmige Person.

Sie sieht aus, wie die Person, die du in deinem Traum beim Vorbeirennen vor dem Haus gesehen hast. Selbst jetzt spürst du die beschützende Aura, die von ihr ausgeht.

Die Verwandlung zeigt dir und dem Dorf, dass tatsächlich übernatürliche Kräfte unter ihnen sind und die Wolftheorie erscheint nicht mehr abwegig.
 

Nilyn war keine Bestie. Noch an dem Abend wird sie begraben. Alle wünschen sich, dass sie das rückgängig machen könnten. Ganz besonders ihre Schwester, welche noch den ganzen Abend da sitzt und weint.

Irgendwann steht sie auf einmal in deinem Zimmer und fragt, ob sie diese Nacht hier schlafen könne. Sie will nicht alleine sein und offenbar hat sie es gemerkt, wie du ihre Hand gehalten hast.

Du hattest sonst nicht viel mit ihr zu tun. Du sagst ihr zu und deine Tochter richtet ein provisorisches Bett für Ensia her.

Dennoch schläft sie früh ein und du folgst ihr kurze Zeit später.



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