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Schutzwall

von

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Sasukes schützende Mauer

Itachi träumte.

Er träumte davon, wie er durch leere Gebäude rannte auf der Suche nach seinem kleinen Bruder.

Wie Sasuke sich in einem Baum versteckte.

Er träumte, wie er sich selber vor Sasuke versteckte.

Wie zwei Katzen Sasuke verrieten, wo er sich verbarg.
 

Itachi träumte von der Vergangenheit.

Auch wenn er wach war, träumte er von den Kinderaugen, die ihn unschuldig und lebenslustig angefunkelt hatten. Die es ihm so schwer machten, das Kind zu enttäuschen.

Im Moment musste er das Kind nicht mehr enttäuschen, denn er hatte alle Zeit nur für Sasuke.

Aber es gab diese Kinderaugen nicht mehr. Er arbeitete daran, suchte nach ihnen. Wusste, in seinem kleinen Bruder waren sie noch und warteten darauf, gefunden zu werden.

Und er war der einzige, der dazu in der Lage war. Der sie hervorlocken konnte.
 

Itachi, der mit offenen Augen und wachem Verstand geträumt hatte, nahm die Kanne mit dem mittlerweile kochenden Wasser vom Ofen. Er goss das Wasser auf die getrockneten Kräuter, die er in zwei Teetassen gegeben hatte. Dann ließ er den Tee ziehen, während er ein Tablett mit Obst herrichtete. Am Anfang hatte er das Obst noch auf einen Teller gelegt, aber nun wusste er, dass der Teller zu einem Wurfgeschoss werden könnte. Noch war Sasuke nicht bereit für die nächsten Schritte.

Aber es gab schon kleine Fortschritte- wenn Itachi ihn besuchte, wurde er nicht mehr attackiert. Sasuke hatte schnell lernen müssen, dass er sich damit nur selbst schadete, und er war schließlich nicht dumm.
 

Wenige Minuten später stieg er eine schmale Holztreppe hinauf und betrat das Zimmer, das nun seinem Bruder gehörte. Das alte Haus hatte leer gestanden, als Itachi es gefunden hatte. Sofort war ihm klar gewesen, wozu es da war. Für Sasuke und ihn.
 


 

Die Idee, Sasuke zu sich zu holen, war ihm vor einigen Monaten gekommen. Nachdem Sasuke schwer verletzt von einer Mission nach Konoha zurückgekehrt war. Itachi, der sich stets um den Jüngeren sorgte, hatte es mitbekommen. Es waren nur Gerüchte gewesen, die dem Akatsuki zu Ohren kamen, aber es hatte genügt. Sofort hatte er sich auf den Weg nach Konoha gemacht, um nach seinem Bruder zu sehen. Sasuke hatte im Krankenhaus gelegen, schlafend. Hilflos. Fest waren Verbände um den kleinen Körper gewickelt, die Itachi den Blick auf die Wunden des Kindes verbargen.

Konoha hatte Sasuke nicht geschützt.
 

Itachi war wütend gewesen, wütend und besorgt. Er war in die Wohnung seines Bruders eingebrochen -hatte immer gewusst, wo dieser nach seiner Tat lebte- und hatte die seiner Meinung nach wichtigsten Dinge gepackt. Danach hatte er seinen hilflosen kleinen Bruder entführt. Ihm war klar geworden, dass er das Kind von Anfang an hätte mitnehmen sollen. Itachi liebte sein Heimatdorf zwar, aber es sorgte sich nur mäßig um die Waisen. Und Sasuke war ihm wichtiger als das Dorf.

Er versiegelte den Raum, in dem Sasuke leben würde, um ihn zu schützen. Niemand konnte seinem kleinen Bruder mehr wehtun. Niemand ihm auch nur ein Haar krümmen. Bis Sasuke sich selbst schützen konnte würde Itachi sich um ihn kümmern, und niemand würde den zwölfjährigen solange finden können.

Der ältere plante, Sasuke die Wahrheit zu erzählen, auch wenn dieser noch zu jung dafür war. Aber er musste es ihm ja nicht sofort erzählen, irgendwann später. Wenn er sechzehn war oder siebzehn. Wenn er in der Lage war, ohne ihn zu überleben. Und solange würde er ihn trainieren.

Auch hatte er Madara benachrichtigt. Er würde weiter an Missionen teilhaben und die Organisation unterstützen müssen, auch Konoha, aber fürs Erste wollte und durfte er sich um Sasuke kümmern.
 

Bevor er wieder Missionen annehmen musste, sollte Sasuke dazu in der Lage sein, ein paar Wochen ohne ihn zurecht zu kommen. Er würde Vorräte brauchen, er müsste sich im Haus frei bewegen dürfen. Das kleine Badezimmer, das Sasuke für sich nutzte, weil es durch eine Tür direkt in sein Zimmer führte, war zu wenig für mehrere Monate. Itachi hoffte, dass sein kleiner Bruder sich endlich eingewöhnte. Sie lebten nun schon sein knapp drei Monaten in dem kleinen Haus und Madaras Geduld hatte ihre Grenzen.
 


 

Als Itachi mit dem Tablett in der Hand Sasukes Zimmer betrat saß der Junge an der Bettkante und spielte mit einem Kunai. Die schwarzen Augen, für einen zwölfjährigen viel zu erwachsen, funkelten ihn aufmerksam an. Der Hass war noch da. Itachi kannte Sasuke zu gut, um auf die scheinbare Ruhe des Jungen herein zu fallen.

„Ich habe dir Tee mitgebracht“, meinte er deshalb schlicht und stellte das Tablett auf den Tisch, den er aus der Küche hoch in Sasukes Zimmer gebracht hatte, als der noch nicht aufstehen konnte und trotzdem versucht hatte, ihn irgendwie zu verletzen- und sei es durch Bisse. Er hatte Angst gehabt, weil er nicht wusste, wieso er plötzlich mit einem Mörder zusammenleben musste. Mit dem Mörder seiner Eltern wohlbemerkt.

Sasuke schnaubte. „Wieso machst du das?“, wollte er wissen. Dann legte er das Kunai auf die Bettdecke und setze sich an den Tisch. Seine Verletzungen waren mittlerweile verheilt und er konnte sich zwar noch etwas schwerfällig- durch die lange Bettruhe-, aber immerhin sicher und selbstständig auf den Beinen halten.
 

Die ersten Tage, als er langsam seine Lage hatte begreifen müssen, hatte er alles verweigert, gefürchtet, Itachi wollte ihn vergiften und dann foltern. Nun wusste er, dass ihm die Nahrung nicht schadete, die sein Bruder brachte. Und das der ältere seine Wunden versorgt hatte, so sehr er sich auch wiedersetzt hatte. Nun machte er keine Anstalten mehr, etwas zu verweigern oder ihn anzugreifen.

Der Doppelspion lächelte innerlich, trank zufrieden seinen Tee. Sasuke gewöhnte sich an ihn, das war gut. „Ich habe erkannt, dass ich dich nicht in Konoha hätte lassen sollen“, erklärte Itachi schlicht. „Es kümmert sich niemand um dich. Du bist noch zu jung, um alleine zu leben.“

Kurz flammte in den Augen des jüngeren blutrot das Sharingan auf. „Und wessen Schuld ist es, dass sich keiner mehr um mich kümmert? Du bist wohl unschuldig daran, hn?“ Der zwölfjährige zitterte vor unterdrückter Wut.

Innerlich seufzte der ältere Bruder, aber nun sah er sich gezwungen, Sasuke zu beruhigen. Er wollte es vermeiden, das anfängliche Vertrauen zu vernichten. Sie kamen so gut voran!

„Ich hatte meine Gründe, Sasuke“, antwortete er ruhig. „Und ich werde sie dir verraten. Du musst nur noch etwas Geduld haben. Noch sind wir nicht soweit.“

Schnauben.
 

„Ich werde bestimmt schon gesucht, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns finden“, sagte der Junge, als Itachi sich wenig später von ihm verabschiedete.

Unbeeindruckt schüttelte dieser den Kopf. „Niemand weiß, dass du bei mir bist. Sie würden davon ausgehen, dass du tot wärst.“ Es tat Itachi weh, Sasuke so zusammensacken zu sehen. Diesen unglaublich verzweifelten Blick, das Wissen in den Augen des Kindes, dass der Mörder seiner Eltern ihn nicht belog.
 

Statt ihn alleine zu lassen, wie er es geplant hatte, setzte Itachi sich neben den Jungen, der für ihn immer ein Kind sein würde, und zog ihn in seine Arme. Sasuke wehrte sich nicht einmal, ließ es einfach zu.

„Itachi, mir fällt die Decke auf den Kopf“, flüsterte der zwölfjährige.

Dieser strich ihm über den Schopf. „Ich muss wohl bald wieder auf Missionen.“

„Nimmst du mich dann mit? Oder wie stellst du es dir vor, wenn ich hier eingesperrt bin?“

„Du darfst dich im Haus frei bewegen“, erklärte Itachi ruhig. „Du wirst es hier gut haben. Eine Krähe wird dich im Auge behalten und mich warnen, wenn jemand unserem Versteck zu nahe kommt.“

Sasuke schnaubte, aber er sagte nichts.
 

Itachi wusste, dass Sasuke ihm wohl nie wieder so vertrauen würde wie vor seiner Tat.

Aber er wusste auch, dass er genauso wie Sasuke lernte. Sie beide mussten lernen, wieder mit einander zu leben. Itachi konnte seinen kleinen Bruder nicht wieder irgendwo zurücklassen, wo er in Gefahr wäre.

„Wenn ich zurück bin und du soweit bist trainiere ich dich“, sagte der Mörder ruhig. Er wusste selbst nicht, warum.

Sasuke schaute ihn verwirrt an. Und auch wenn der Junge es selbst vielleicht nicht bemerkte, aber ein bisschen vom Hass verschwand aus seinen Augen.

Itachi lächelte. Und dieses Versprechen würde er genauso halten wie jenes, das er bei Sasukes Geburt gegeben hatte: Dass er Sasuke immer beschützen und für ihn da sein würde.
 

Es war an der Zeit, seine Versprechen wieder zu halten.

Wieder Sasukes schützende Mauer zu sein, wie er es schon immer gewesen war, wenn auch in den letzten Jahren nur verdeckt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2017-04-17T10:43:44+00:00 17.04.2017 12:43
Super OS ,daraus könntest Du eine tolle Geschichte machen !
Ueberleg es Dir mal !
Von:  -Shira-
2017-04-17T06:18:25+00:00 17.04.2017 08:18
Wow. Ein wirklich einfallsreicher OS. Als ich ihn gelesen habe, kamen mir echt Gefühle hoch. Diese kannst du halt gut beschreiben. Gefällt mir!


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