Zum Inhalt der Seite

Love changes everything

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

So, da bin ich wieder! Diesmal allerdings auf einem anderen Genre, nämlich Fantasy! Is eigentlich auch mein Ein und Alles^^ Vielleicht kommen die Personen einigen Leuten hier ja bekannt vor, ich verrate gleich mal, sie sind aus "Prinzessin Fantaghiró".
 

Dementsprechend gehören die Charaktere auch nicht mir, sondern Dariana del Gallo...
 

Ich wünsche euch viel Spaß mit der Fic und bitte um reichlich Komments!*fleh*
 

Wie oft war ihr eine Person in letzter Zeit durch den Kopf gegangen. Es war lange her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mehr als ein Jahr, erkannte sie nach längerem Überlegen. Und wie sehr hatte sie ihn vermisst. Als er ihr das erste mal begegnet war, hatte sie ihn noch gehasst, auch wenn sie damals im Wald noch nicht wusste, wer er war. Doch mit der Zeit hatte sie ihn lieben gelernt, gerade, als er ihr so über den schmerzvollen Verlust Romualdos hinweggeholfen hatte, da hatte sie erst wirklich bemerkt, wie viel er ihr bedeutete. Und nun war schon wieder ein Jahr vergangen, ohne dass sie sich gesehen hatten. Nein, es war soweit, sie würde nicht mehr tatenlos hier im Schloss herumsitzen, ihre Schwestern Katharina und Carolina waren wieder bei ihren Ehemännern im Schloss, die Kinder der beiden waren inzwischen fünf Jahre alt und auch ihre Tochter, auf die sie einst nur aufgepasst hatte, war inzwischen eine hübsche, junge Dame geworden. Auch wenn Smeralda sich oft so benahm, wie Fantaghirò es aus ihrer Kindheit gewohnt war, sie war wahrlich eine hübsche junge Dame geworden, die bei ihnen im Schloss nicht gerade wenig Verehrer hatte.

Ja, heute würde sie sich mit ihrem geliebte Stute Goldmähne auf den Weg machen um Tarabas zu besuchen. Sie wusste wo er sich aufhielt, er lebte immer noch in den Bergen bei König Tohors Reich, und so würde es auch nicht schwer werden, ihn zu finden.

"Smeralda!", rief Fantaghirò und lief mit gerafftem Rock aus dem Tor, der in den Hof führte. Wo steckte sie nur wieder? In ihrem Zimmer war sie nicht gewesen, aber es gab tausend Orte im Schloss, wo sie sich aufhalten könnte. Warum musste sie nur immer wieder weglaufen? Jetzt eilte Fantaghirò gerade durch den Schlosshof, in der Hoffnung, sie irgendwo zu finden. Aber vielleicht war sie auch wieder mit ihrem Pferd unterwegs, dann hatte es keinen Sinn nach ihr zu suchen, weil man sie nicht finden konnte. Nun gut, sie würde ihr einfach eine Nachricht hinterlassen, wo sie war. Sorgen musste sie sich um ihre Tochter sowieso nicht machen, sie war, wenn sie länger unterwegs war, immer mit einem Schwert bewaffnet. Nur dass es dafür eigentlich keinen Grund gab, im Königreich herrschte schon lange Frieden, die Menschen schienen das Wort ,Krieg' überhaupt nicht mehr zu kennen. Aber es war einfach herrlich, in einem Land ohne Krieg zu leben, keine Angst vor möglichen Angreifern haben zu müssen, sich einfach um die Familie kümmern zu können. Ja, wenn sie eben da war...

Fantaghirò gab es auf, Smeralda würde früher oder später bestimmt wieder auftauchen. Und sie konnte endlich machen , was sie schon so lange vorhatte. Gemächlich schlenderte sie Richtung Stall, wo ihr geliebtes Pferd stand. Goldmähne würde sich über ein bisschen Bewegung sicher auch freuen. Und tatsächlich kam sie ihr freudig wiehernd entgegen. "Machen wir einen Ausritt?", fragte die Stute. "Ja, wir wollen einen alten Freund besuchen. Und außerdem hast du Bewegung dringend nötig, sonst wirst du noch dick!", sagte die Königin und strich ihrer Stute sanft über die Mähne. "Oh, wenn du von alten Freunden redest", wieherte die Stute, "kann es nur um Blitz und Donner oder um Tarabas gehen." Fantaghirò lachte leise, manchmal dachte sie wirklich, dass das schlaue Tier ihre Gedanken lesen konnte. "Ich rede von Tarabas. Und nun komm." Sie hatte Goldmähne inzwischen den Sattel und das Zaumzeug umgemacht, und führte sie jetzt am Zügel aus dem Stall, vor dem sie sich in den Sattel schwang und aus dem Tor und über die Brücke galoppierte.

,Warum hängt man nur so an manchen Menschen? Und wieso fühlt man sich so leer, wenn man sie längere Zeit nicht mehr gesehen hat, es ist fast so, als würde einem ein Teil des Körpers fehlen.', dachte Fantaghirò. Aber weshalb machte sie sich eigentlich solche Gedanken? Sie verstand es nicht. Sie wusste nur eins, sie freute sich unheimlich auf die Begegnung mit Tarabas, mehr als sie sich überhaupt auf etwas gefreut hatte in den letzten Monaten. ,Vielleicht ist das wirklich Liebe? Aber nein, es gab bis jetzt nur einen in meinem Leben, den ich geliebt habe, und der ist seit drei Jahren tot, gefallen, als er mich und unsere Tochter beschützen wollte... Aber was ist mit meine Gefühlen für Tarabas? Da ist etwas, aber das ist stärker als Freundschaft. Sollte das wahrlich Liebe sein?'

Ein Geräusch und ein Luftzug riss die junge Königin aus ihren Gedanken. Ein großer Adler war dicht über ihren Kopf geflogen, und sie kannte diesen Vogel von irgendwoher, nur konnte sie gerade nicht genau sagen, woher sie ihn kannte. Doch, er hatte Ähnlichkeit mit dem Adler, der ihr vor einigen Jahren im Wald begegnet war, wie sie mit Smeralda auf der Suche nach ihrem Feind gewesen war. Ja, das musste der Adler sein. Aber nein, die Adler sahen schließlich alle fast gleich aus, das war gewiss ein anderer.

Das letzte Mal, als sie diesen Weg geritten war, waren sie in größter Not gewesen, sie und ihr junger Begleiter, ein Prinz von einer fernen Insel. Doch nun hatte sie nichts zu fürchten und auch keine Eile. Sie kam an der Weggabelung vorbei und schlug den Weg zu Tohors Reich ein. Nicht mehr lange, und sie würde in seinem Reich angekommen sein. Es wurde langsam auch Zeit, immerhin dämmerte es schon. Und im Dunkeln wollte sie nicht blind durch die Gegend reiten, und nach den Blauen Bergen suchen müssen. Vielleicht war Tohor so nett, ihr einen Platz für die Nacht zu geben, und etwas zu trinken für ihre Stute. Und hoffentlich gab es nicht wieder Ärger mit Prinzessin Angelika, Tohors Tochter, denn die hatte schließlich auch eine Schwäche für den einstmals so bösen Zauberer. Auch wenn sie wusste, dass sie ihn nie bekommen würde, da Tarabas nun einmal in Fantaghirò verliebt war, und so würde es auch immer bleiben. Sie hatte ihn ja auch fast schon umgebracht, nur weil er sie nicht liebte. Manche Menschen lernten eben nie, dass man die Gefühle eines anderen nicht einfach so ändern konnte.

Seltsam, Fantaghirò spürte plötzlich so ein kribbeln im Bauch, ihr Herz schlug merklich schneller, als sie an Tarabas dachte, an seine Art, wie er sie immer ansah, wie er mit ihr redete. Sie wollte ihn wiedersehen, so schnell wie möglich! Nein, sie verzichtete darauf, in Tohors Palast Unterschlupf zu suchen, das wichtigste für sie war jetzt, dass sie Tarabas so schnell fand, wie es nur ging.

Unbarmherzig trieb sie ihr Pferd voran, vorbei an dem prunkvollen Palast, über dem wieder die buntesten Seidendrachen am Himmel schwebten, weiter, immer weiter auf die Berge zu, die sich in einiger Entfernung hinter dem Palast erhoben, denn dort irgendwo musste Tarabas sein, und sie würde nicht eher ruhn, ehe sie ihn gefunden hatte.

"Fantaghirò, willst du nicht endlich mal eine Rast machen, es wird schon dunkel, und du weißt, dass ich im Dunkeln nicht gerne weiterlaufe. Und außerdem bin ich erschöpft, du hast mich ja auch ganz schön vorangetrieben.", beschwerte Goldmähne sich und warf den Kopf unwillig nach hinten. Die Reiterin seufzte. "Vielleicht hast du recht, machen wir halt und warten wir hier bis es wieder hell wird." Sie stieg ab, führte Goldmähne aber noch ein Stück weiter, verließ die Straße und brachte ihr Pferd zu einem Steinkreis, der auch den Wind, der inzwischen aufgekommen war, abhielt. Ihre Stute war schnell eingeschlafen, eine Eigenschaft, um die Fantaghirò sie schon in manchen Situationen beneidet hatte, während sie selber noch wach lag. Ihr gefiel es überhaupt nicht, dass sie hier draußen übernachten mussten, sie hätte wirklich bei Tohor Halt machen sollen, aber vorhin wollte sie ja nicht und jetzt war es zu spät, noch zurückzureiten.

Smeralda würde um die späte Nachtstunde bestimmt schon schlafen, und auch ihre Schwestern lagen bestimmt schon in tiefem Schlummer, nur sie, sie konnte einfach nicht einschlafen. Zu viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Ob Tarabas überhaupt noch am See in den blauen Bergen lebte, oder war er inzwischen woanders hin und sie wusste nur noch nichts davon? Was würde sie machen wenn es so wäre? Würde sie einfach zurück nach Hause reiten? Nein, das konnte sie nicht, das wusste sie ganz genau! Sie würde nicht aufhören ihn zu suchen, bis sie ihn endlich gefunden hatte, und sollte sie die nächsten Jahre ihres Lebens nach Tarabas suchen. Und was, wenn Tarabas inzwischen Angelika geheiratet hatte? Unmöglich, er liebte sie ja gar nicht!

Immer noch schlaflos wälzte sich die Königin hin und her, der Schlaf wollte heute einfach nicht kommen, es war zum Verzweifeln! Vorsichtig, und ohne den geringsten Lärm zu verursachen, stand die braunhaarige Frau auf, strich ihr Kleid glatt. Hätte sie doch nur Hosen angezogen, bevor sie los war! Aber die trug sie schon nicht mehr, seit ihrem letzten Abenteuer mit dem Zauberer. Leise schlich sie aus dem schützenden Steinkreis, den Blick gen Himmel gerichtet, an dem die Sterne heute ganz besonders hell zu glitzern schienen. Fast wäre sie mit der Person zusammengestoßen, die gerade den Weg verlassen hatte. Es war Angelika, die sich bei so schönem Wetter nachts des öfteren aus dem Palast stahl, um die Einsamkeit zu genießen, die sie in Anwesenheit ihres Vaters nie hatte.

"Fantaghirò?", fragte sie leise. Die Angesprochene zuckte zusammen. War sie nicht allein hier draußen? "Oh, Angelika, was macht ihr denn hier?" Ihrem Gegenüber fielen die langen schwarzen Haare wirr in die Stirn. Es war das erste mal, dass Fantaghirò Angelika mit offenen Haaren sah, und ehrlich gesagt überraschte sie der Anblick ein bisschen, achtete die junge Frau sonst nicht immer genauestens darauf, dass sie immer ordentlich aussah?. "Ich bin hier, um die Einsamkeit auszunutzen, im Palast bin ich ja nie alleine. Und was führt Euch hierher?" Ihre wahren Beweggründe wollte sie nicht nennen, aber es stimmte ja auch ein bisschen, als sie zu Angelika sagte, dass sie einfach einmal Abstand brauchen würde um auf andere Gedanken zu kommen. Über das Gesicht des andern Mädchens huschte ein Lächeln. Sie wusste ganz genau, was Fantaghirò meinte, ihr ging es oft genauso, aber sie konnte nicht einfach so weit davon reiten, ihr Vater würde das niemals zulassen.
 

Aber noch jemand war wach in dieser endlosen Nacht. Eingerollt in seinen schwarzen Umhang schlief er normaler Weise unter freiem Himmel, hinter ihm rauschte ein kleiner Wasserfall in den See, vor dem er lag, und an dem er immer noch lebte. Oft hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, hier wegzugehen, besonders in den letzten Monaten, aber er hatte es nie übers Herz gebracht. Dieses kleine Stück Land war für ihn eine zweite Heimat geworden, nie würde er wieder hier weg wollen.

Jetzt lag er mit offenen Augen da, starrte in den Himmel, fragte sich, ob Fantaghirò wohl unterwegs war, um ihn zu besuchen, oder wo sie hinwollte. Eigentlich mochte er es ja nicht mehr, seine Gestalt zu verändern und als Adler über das Land zu fliegen, doch heute hatte er es getan und sie dabei entdeckt. Nicht weit von hier, aber noch zu nah an Tohors Palast, war sie auf ihrem Pferd geritten. Hatte er einen Fehler gemacht, als er sich ihr nicht gleich zu erkennen gegeben hatte? Sicher nicht, denn er wollte nicht noch einmal mit Angelika zusammentreffen, sie glaubte immerhin, dass er gar nicht mehr hier lebte, und so sollte es auch bleiben. Er wollte mit seinem Kummer und all seinen Schmerzen alleine bleiben. Der einzige Mensch, der ihm helfen konnte, war sie... Aber würde sie ihn je so lieben, wie er sie liebte, oder war seine Liebe aussichtslos? Es war so quälend für ihn zu wissen, dass dort jemand war, den er liebte, aber dass diejenige ihn nicht liebte.

In solchen Momenten, in denen er hier schlaflos lag, wünschte er sich sehnlichst zurück in die Zeit, in der er noch der große Zauberer, der von allen gefürchtete Tarabas gewesen war, frei von Gefühlen wie der Liebe, die einem nur so viele Schmerzen bereitete. Nun wusste er auch, warum seine Mutter ihm gegenüber solche Gefühle nie gezeigt hatte. Eine Prophezeiung war an allem schuld, und doch hatte sie sich letztendlich erfüllt, durch ein unschuldiges Königskind... Smeralda und Fantaghirò hatten ihn gelehrt, was es heißt zu lieben, wobei die Gefühle für die kleine Smeralda immer nur väterliche Liebe gewesen waren. Woher sie kam wusste er nicht. Vielleicht lag es daran, dass er der Schuldige war, wegen dem ihre Eltern getötet worden waren? Oder lag es einfach nur daran, dass er so etwas nie bekommen hatte? Aber sein Vater war zu solchen Gefühlen auch nicht fähig gewesen.

,Schluss mit dem Grübeln! Es bringt ja doch nichts! Und es hilft auch nicht dabei, die Nacht zu verkürzen.', dachte er, während er sich erhob und den Umhang ablegte. Aber vielleicht half ein Bad im kühlen Wasser, seine Gedanken wieder ein bisschen zu ordnen. Mit einem Kopfsprung tauchte er in das kühle Nass und schwamm ein paar Runden. Die Fische und Krabben und all die anderen Tiere hatten sich längst an ihn gewöhnt und wussten nun, dass er wirklich nicht mehr der Bösewicht war, der er einmal gewesen war. Am meisten mochte er es aber, einfach unter dem fließenden Wasser des Wasserfalls zu stehen, und das Wasser über seine Haut gleiten zu spüren. Es war so erfrischend, gerade an so heißen Tagen, wie die letzten es gewesen waren. Ziellos war er in den letzten Tagen, ja sogar Monaten, in der näheren Umgebung der Blauen Berge umhergewandert, einfach nur so, weil er aber auch nichts besseres zu tun gehabt hatte. Natürlich ließen sich gewissen Gedanken dadurch auch nicht vertreiben, aber er war nicht gezwungen gewesen, die ganze Zeit über Dinge nachzudenken, auf die er keinerlei Einfluß hatte.

,Liebe', dachte er, ,wofür brauchen die Menschen das schon? Es hat ja doch keinen Sinn, es gibt viele, die sich verlieben, die aber nicht geliebt werden. Würde ich darauf warten, wenn ich ein Mensch wäre? Nein, ich denke, ich würde davor davon laufen, so weit weg wie nur irgend möglich. Aber was kann ich schon machen? Ich kann mir nicht einmal selber helfen, und ich war schließlich einst ein großer Zauberer. Wenn ich diese Gefühle nur loswerden könnte...'
 

,Endlich einmal jemand, der mich auch versteht! Mein Vater will von meinen ganzen Sorgen ja nichts hören. Immer muss ich dass tun, was er von mir verlangt! Mir reicht das langsam, aber ich kann nicht so leben wie Fantaghirò, ich bin ja noch keine Königin, und mein Vater verlangt, das ich ihm gehorche.'

Ja, soviel Komfort Angelika auch hatte, sie hatte niemanden, außer ihrer Amme und ihren, ihr immer treu ergebenen Dienerinnen. Ohne die wäre sie jetzt auch nicht hier. Aber was war das, wenn man sonst nichts hatte, über das man sich freuen konnte? Tarabas war nicht mehr hier, sie hatte schon oft nach ihm gesucht, aber ihn nicht gefunden. Und warum sollte sie an den Blauen Bergen suchen, sie wusste, dass er nicht mehr dort war, schon lange nicht mehr. Nur war sie zu stolz, um die Königin des anderen Reiches um Hilfe zu bitten. Nein, sie würde sich nicht lächerlich machen, sollten doch alle denken, dass sie glücklich war, aber ihre Fröhlichkeit war fortgegangen, als ihr Geliebter vor ein paar Jahren das Land verlassen hatte, und seitdem war es auch nicht zurückgekehrt, so sehr sie sich auch bemüht hatte. Wollte sie ihre Fröhlichkeit überhaupt wiederhaben? Es gab nur einen, mit dem sie glücklich werden könnte, aber der hatte sie nie geliebt, und er würde es auch sicher jetzt nicht tun. Das

Leben konnte so unfair sein, aber noch viel grausamer war die Liebe.

Nein, sie wollte Fantaghirò nicht damit belasten, sie hatte bestimmt selber genug Probleme. Und sie würde so schnell sicher auch nicht über den Verlust ihres Geliebten Romualdos hinwegkommen. Es war das Beste, wenn sie jetzt zurückging, die andere allein ließe.

"Nun, ich will dich auch nicht länger stören, ich denke, ich mache mich langsam auf den Rückweg. Bevor sie noch etwas merken. Lebe wohl, Fantaghirò." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand Angelika in der Dunkelheit. Fantaghirò hatte sie noch nie verstanden, aber sie wusste, wie es war, wenn man ständig von jemanden begleitet wurde, keine Zeit für sich, immer nur für die anderen dasein. Nein, dass wünschte sie nicht einmal so jemandem wie Tohors Tochter. Sie hatte die junge Frau auch noch nie sonderlich gemocht, aber in diesem Moment wäre es ihr lieber gewesen, wenn sie noch ein wenig dageblieben wäre. So war sie wieder ganz allein mit ihren Gedanken.

Doch irgendwann, es war schon kurz bevor der morgen graute, schlief auch Fantaghiró endlich einmal ein. Aber es war kein sehr erholsamer Schlaf, denn sie wachte nicht lange danach wieder auf und es kam ihr so vor, als hätte sie nicht einmal eine Stunde geschlafen. Da es inzwischen hell und ihre treue Stute auch schon wach war, beschloss Fantaghirò gleich weiter zureiten und nicht mehr länger zu warten.

Schnell saß sie wieder im Sattel und die Bäume und Büsche am Wegrand flogen nur so an ihnen vorüber, als sie über die Straße preschte. Die Blauen Berge, die am morgen noch so weit entfernt ausgesehen hatten, waren in greifbare Nähe gerückt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne im Zenit stand, bemerkte die Königin, als sie ihren Blick hob und in den Himmel schaute. Und da sah sie auch ihn wieder, den Adler! Das konnte kein Zufall mehr sein! War das wirklich der gleiche Adler wie damals?! Dann musste es irgendeine Verbindung geben. Konnte es sein, dass das Tarabas war? Sie wusste, dass Zauberer, besonders die bösen, oder eben solche, die es einmal gewesen waren, gerne als Vogel umherzogen, da es leichter für sie war und auch nicht so viel Zeit brauchte. Als ob sie die nicht hätten, sie lebten schließlich ewig! Und es schien Fantaghiró auch so, als würde der Vogel sie begleiten, oder wollte er sie beobachten?

"Sieh mal, Fantaghirò, bald sind wir am Ziel angelangt", schnaubte die Stute. Und tatsächlich, Goldmähne hatte recht, sie hatten soeben die ersten Ausläufer der Blauen Berge erreicht. "Hast du gut gemacht, Goldmähne", lobte sie ihr Pferd. Dort, direkt voraus war der Fluss der von dem See der Träume, wie er hieß, herunterfloss. Jetzt konnte sie bloß noch hoffen, dass Tarabas wirklich noch dort lebte und sich nicht inzwischen einen anderen Ort zum leben ausgewählt hatte. Sie folgte dem Flusslauf noch eine ganze Weile, bis der See mit seinem wundervollen Wasserfall endlich in Sicht kam, auch wenn er noch in weiter Ferne war. Doch noch war nirgendwo eine Spur von Tarabas zu sehen. Nun, noch war sie ja auch nicht dort angelangt, wo sie hinwollte!

Doch als sie sich genauer umsah, raubte die Umgebung ihr schier den Atem. Es war einfach herrlich hier! Der mit Steinen eingefasste See war von Bäumen umringt, dazwischen wuchsen Büsche oder sogar vereinzelte Blumen. Wer konnte es sich nicht vorstellen, an so einem Ort zu leben? Sie würde ihr Leben im Schloss gerne hergeben, nur um einen Tag hier in der Natur bleiben zu können. Goldmähne trottete gemächlich zum Seeufer nachdem Fantaghirò abgestiegen war. Als sie ihren Blick suchend über das Gelände gleiten ließ, entdeckte sie Tarabas' Umhang am Ufer. Freudig lief sie darauf zu. Er war sicher noch eine Runde schwimmen, wenn sein Umhang hier so lag. Doch beim Näherkommen bemerkte sie, dass unter dem Umhang noch eine Person lag. Was war geschehen? Voller Sorge rannte sie jetzt los, ohne auf ihr kostbares Kleid zu achten, das auch bald zerrissen war.

Sie hatte den Zauberer erreicht und kniete sich neben ihn. Sanft packte sie ihn an der Schulter und drehte ihn auf den Rücken, so dass sein Kopf in ihrem Schoß lag. Verletzt schien er nicht zu sein, trotzdem glitt ihre Hand besorgt über seine Wange, strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Woher kam nur plötzlich dieses Bedürfnis, ihre Lippen auf seine zu legen, warum wollte sie ihn unbedingt jetzt küssen? Noch nie hatte sie so starkes Verlangen in sich gespürt, wie in diesem Augenblick. Sollte sie es riskieren? Was wenn er genau in dem Moment aufwachen würde? Nein, lieber nicht!

"Tarabas?", fragte sie statt dessen zärtlich, ihre Hand immer noch an seiner Wange. Langsam öffnete er die Augen. "Fantaghirò? Das war also kein Traum? Du bist wirklich hier?", fragte er leise. Wie lange hatte er darauf gewartet? Aber nicht mal als er sie vorhin gesehen hatte, auf dem Weg hierher, hatte er geglaubt, was er die ganze Zeit nur zu hoffen gewagt hatte. Und jetzt war sie wirklich hier. Wie hatte er sie vermisst in den letzten Monaten, und nur die Gewissheit sie bald wiederzusehen hatte ihn hier gehalten, sonst wäre er sicher schon längst an einen anderen Ort gezogen, auch wenn es nur die Natur vermochte, seine alten Wunden zu heilen, ihn vergessen zu lassen, was er einst getan hatte, wieviel Angst und Schrecken er auf der Welt verbreitet hatte.

Nein, das stimmte nicht ganz! Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Es gab noch jemanden, der das vermochte. Und nun war sie endlich wieder bei ihm, die einzige Frau, die er wirklich jemals geliebt hatte, und die er auch immer lieben würde, egal was kommen sollte. Seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten sie an, so hatte sie noch nie jemanden schauen sehen, nicht einmal ihn. Sie kannte jeden Blick von ihm, so dachte sie bisher immer, aber es stimmte nicht. Aber die Augen, die einst so eine grausige Kälte ausgestrahlt hatten, waren jetzt ganz anders, sie hatten einen warmen, freundlichen Glanz.

"Was hast du?", fragte sie leise, als sei es an einem Ort wie diesen verboten, lauter zu sprechen. Oder lag es einfach nur daran, dass es einfach nicht zu passen schien, jetzt laut zu reden? Tarabas richtete sich langsam auf, sah sie an. "So lange hab ich darauf gewartet, dich wieder zusehen. Mir schien, es müssten Jahre vergangen sein, auch wenn es nicht so lange war, wie ich weiß." Sanft ergriff er ihre Hand, zog sie zu sich hoch. Jetzt standen sie sich gegenüber, blickten sich in die Augen. Ein noch nie zuvor bekanntes Gefühl durchströmte Fantaghirò, als sie jetzt in Tarabas' Augen blickte, sie schien darin zu versinken. Wie hatte sie sich nur so lange etwas vormachen können, ja, nun wusste sie es, sie liebte Tarabas, hatte ihn von ihrer ersten Begegnung an geliebt.

Ihr Gesicht näherte sich unaufhörlich dem des Zauberers, sie spürte, wie sich seine Arme um ihre Hüfte legten, wie er sie sanft zu sich zog, so als sei er sich nicht sicher, ob er auch wirklich das Richtige tat. Sie wusste nicht wie es ihm in dem Moment erging, aber ihr Herz schlug, als wolle es zerspringen, ihre Knie waren weich wie Gummi und sie hatte das Gefühl, als würden sie jede Sekunde nachgeben. Nicht einmal bei ihrem ersten Kuss mit Romualdo war es ihr so ergangen, aber man konnte den Zauberer auch nicht mit ihrem ehemaligen Geliebten vergleichen. Tarabas war, seit er den dunklen Mächten abgeschworen hatte, ein anderer geworden, ein so geheimnisvoller und liebevoller Mensch. Nein, eigentlich war er kein Mensch, er war nun sterblich, aber er würde immer ein Zauberer bleiben, selbst wenn er seine Kräfte nicht mehr nutzte. Ein letzter Blick in seine Augen, dann legten sich ihre Lippen auf seine, trafen sich zu einem sanften Kuss.

Wie lange hatte Tarabas davon geträumt. Doch wie konnte er sich sicher sein, dass es jetzt kein Traum war, dass Fantaghirò wirklich bei ihm war? Hatte sie nicht immer beteuert, ihre einzige Liebe sei Romualdo? Aber wenn es kein Traum war musste es wahre Liebe sein, es konnte nicht gelogen sein, denn sonst hätte er sich schon längst in ein Monster verwandelt, um seine Geliebte zu verschlingen. Konnte es sein, dass sich ihre Gefühle in den letzten Monaten wirklich so geändert hatten, oder hatte sie vorher nie zugelassen, dass ihre wahren Gefühle ans Tageslicht kamen, um keinen zu Verletzten?

Wie oft war sie schon verletzt worden, wie viele Opfer hatte sie schon gebracht, wieviel Schmerz hatte sie schon ertragen müssen? Er wusste es nicht, doch er wollte nur noch eins, dass sie endlich glücklich war. Und vielleicht konnte er es auch, endlich glücklich sein, mit der Frau zusammen sein, die er liebte. Hatte Romualdo nicht einmal zu ihm gesagt, er solle sie glücklich machen, wenn er irgendwann nicht mehr da war? Er hatte es ihm damals versprochen und er würde sein Versprechen halten.

Und auch Fantaghirò wusste von Tarabas' Versprechen Romualdo gegenüber. Trotzdem fragte sie sich jetzt, ob es richtig war, was sie gerade getan hatte. Aber war es ihr verboten, noch einmal zu lieben? Sicher nicht. Und was war das Leben schon ohne die Liebe? Ohne die Liebe war das Leben nichts wert, dass war auch etwas, das sie Tarabas hatte lehren können. So sehr sie es anfangs auch zu verdrängen versucht hatte, sie liebte Tarabas, das spürte sie jetzt, als sie hier mit ihm stand, in seinen Armen.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Wie konnte ich nur jemals glauben, ich würde dich nicht lieben?" "Frage nicht, auch ich konnte es damals nicht glauben, aber es war so. Obwohl ich solche Gefühle nie gezeigt bekam...", sagte er und suchte ihren Blick mit seinen Augen. Endlich konnte er hoffen glücklich zu werden, sein Leben hatte wieder einen Sinn! Es war so wunderbar, die Frau seiner Träume liebte ihn genauso, wie er sie liebte. ,So glücklich bin ich mein ganzes Leben noch nicht gewesen.'
 

Stunden später standen Fantaghirò und Tarabas am Ufer des Sees. "Du willst wirklich hier weg?", fragte ihn die junge Königin ungläubig. Wie konnte jemand freiwillig das Leben in einem Schloss dem in der Natur vorziehen? Wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, hier auch nur ein paar Tage leben zu können wäre sie danach wahrscheinlich gar nicht mehr von hier zu vertreiben gewesen. "Ja, aber nur weil du dabei bist, wenn ich in deiner Nähe bin ist es mir völlig egal, wo wir sind, Hauptsache wir können zusammen sein."

Aber er hatte nicht vor, einfach so zu verschwinden. Schnell hatte er seinen Umhang und das Hemd, das er darunter trug, abgelegt und war mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser getaucht. Jetzt stand er unter dem Wasserfall und bedeutete Fantaghirò mit einer Geste zu ihm zu kommen. Als sie direkt vor dem Wasserfall stand, nahm er sie bei der Hand und zog sie durch das Wasser hindurch zu sich. "Eine Legende besagt, dass sich der größte Traum eines Menschen erfüllt, wenn er vom Wasser der Quelle trinkt. Ich glaube eigentlich nicht an solche Dinge, aber vielleicht ist doch etwas wahres dran, denn nun bist du da und ich hab mir nichts sehnlichster gewünscht als das." "Manchmal werden Wünsche wahr", hauchte Fantaghirò. ,Mein größter Wunsch wird in diesem Moment wahr.' Er zog die Prinzessin an sich und strich ihr sanft über die Wange bevor sich seine wohlgeformten Lippen mit denen seines Gegenübers zu einem zärtlichen Kuss vereinten.

Kurze Zeit danach waren sie auf dem Weg zu Fantaghiròs Schloss, er hatte Abschied genommen von diesem wunderschönen Ort, aber er war sicher, dass er öfters hierher zurückkehren würde. Jetzt saßen sie zusammen auf Goldmähne, er hinter ihr, seinen Umhang um sie geschlungen, da es inzwischen wieder Nacht und damit auch kälter geworden war. Lange würden sie nicht mehr reiten, denn auch Goldmähne erweckte nicht mehr den Anschein, als würde sie noch länger durchhalten, ihre Bewegungen waren in der letzten Stunde schon schwerfälliger geworden. Und Tarabas kam es so vor, als sei seine Geliebte schon eingeschlafen, sie hatte sich schon lange nicht mehr gerührt. Aber es war ja auch nicht verwunderlich, dass sie schlief, so lange hatten sie miteinander geredet, sie hatten fast den ganzen Nachmittag damit verbracht. Und er konnte es nicht mehr erwarten, Smeralda wiederzusehen, laut Fantaghiròs Erzählungen musste sie zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen sein.

Doch soweit voraus konnte er jetzt noch nicht denken, nun musste er erst einmal einen Platz für sie für die Nacht suchen. Und es dauerte auch nicht lange, da hatte er ihn schon gefunden, ein großer Baum unter dem sie schlafen konnten. Sanft weckte er die Königin und half ihr vom Pferd, nachdem er selbst abgestiegen war. Bis sie weiter reiten würden, sollte seine Geliebte sich erst einmal richtig ausschlafen, er würde schon über sie wachen, er würde in der Nacht sowieso kein Auge zubekommen, viel zu groß war seine Freude.

Mit seiner Zauberkraft hatte Tarabas schnell ein wärmendes Feuer entfacht und Fantaghirò hatte sich so nah daneben niedergelegt, wie es eben ging, ohne sich das Kleid zu entzünden, während er sich hinter sie gesetzt hatte, denn Schlafen konnte und wollte er auch gar nicht. Seine bernsteinfarbenen Augen betrachteten sie im Schlaf. So besorgt war er noch nie um irgend jemanden gewesen, noch nicht einmal um seine eigene Mutter. Sie fror offensichtlich trotz des Feuers und so gab er ihr seinen Umhang als Decke. "Tarabas, schläfst du gar nicht?" Sie war noch wach, oder sie war gerade aufgewacht, und hatte den Kopf leicht gedreht, sah ihn jetzt an. "Wie könnte ich?", meinte er und sah zu Boden. "Viel zu besorgt bin ich um dich, um nur ein Auge zu zutun." "Das musst du nicht, und das weißt du." Natürlich wusste er, dass seine Sorgen eigentlich unbegründet waren. Fantaghirò war stark genug, es mit jedem aufzunehmen, der ihr über den Weg lief, sogar ihn hätte sie besiegen können. Aber das war auch nicht schwer, ehe er ihr ein Leid zufügen würde, würde er lieber sterben wollen. ,Wie kann ein Mensch nur so bedingungslos lieben?' So oft hatte er sich diese Frage in letzter Zeit gestellt, aber eine Antwort wusste er einfach nicht.

"Schlaf", flüsterte der Zauberer und streichelte sanft ihre Wange, "Schlaf meine Geliebte." Die Königin sah in an. "Komm, du wirst auch müde sein. Schlaf auch du." Konnte er ihr auch nur eine Bitte abschlagen, und wenn sie noch so klein war? Nein, er konnte es nicht und so zögerte er nicht lange, legte sich neben sie und zog sie in seine schützenden Arme. Nun konnte kommen was da wolle, er würde sie nie mehr loslassen, er würde sie immer beschützen.

Am nächsten morgen erwachte Tarabas, weil ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. Als er die Augen aufschlug glaubte er, immer noch zu träumen, aber konnte ein Traum so real sein? Nein, das war bei weitem kein Traum, das war Wirklichkeit. Ja, sie lag neben ihm, und sie war wirklich da! Fantaghirò schien noch tief zu schlafen und auch er wollte nicht schon aufstehen, außerdem war es bestimmt noch ganz früh, und zur Eile hatten sie eigentlich auch keinen Grund, sie hatten alle Zeit der Welt. Fantaghirò bewegte sich leicht in seinen Armen, schlug die Augen auf und lächelte. Tarabas lag da als würde er noch schlafen, obwohl sie sicher war, dass er wach war. Und jetzt war sie es, die ihn musterte. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung fiel ihr auf, wie gut er aussah, seine wohlgeformten Lippen, seine vollkommen geschwungenen Augenbrauen und hätte er seine Augen geöffnet, würde sie in die schönsten Augen blicken, die sie je gesehen hatte, von einer Farbe, so hell wie Bernstein.

"Warum blickst du mich denn so an?" Manchmal überraschte er Fantaghirò doch noch, es war so, als würde er keine Augen brauchen, um zu wissen, was um ihn herum geschah oder bemerkte er es einfach, wenn man ihn längere Zeit ansah? Sie wusste auch nicht, was sie darauf antworten sollte.

Nun, warum hatte er sie eigentlich gefragt, er konnte es sich ja denken. War er nicht genauso gewesen, hatte sie immer angestarrt, wenn sie geschlafen hatte? Aber weshalb tat man so etwas? Wollte man sich den Menschen, den man liebte, genau einprägen, damit er immer bei einem war, auch wenn man irgendwann getrennt werden sollte? Konnte es eine andere Möglichkeit geben? Er wusste es nicht, woher sollte er auch? Aber es war einfach schön, den anderen zu studieren, wenn er in tiefem Schlaf lag und keine Schmerzen die Gesichtszüge bedeckten. Nein, die Frage an Fantaghirò war überflüssig gewesen. Sagen musste er ihr das nicht, denn sie hatte es von alleine verstanden.

,Bin ich schon jemals so glücklich in den Armen eines Mannes gewesen?', überlegte die Königin. ,Nein, nicht einmal bei Romualdo waren meine Gefühle so wie jetzt. Mir kommt es so vor, als sei das mein erstes Mal, in dem ich verliebt bin. Und ihm geht es sicher genauso. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich weiß, er ist das erste mal für Tarabas, dass er für eine Frau Liebe empfindet, aber er ist so leidenschaftlich und doch so zärtlich. Noch nie habe ich so etwas erlebt, es ist einfach wunderschön. Oh, möge es doch nie aufhören...'

Was nützen schon Gedanken, die man sich machte, weil man etwas nicht verstand? Man traute sich ja doch nicht, den anderen zu fragen, wie es ihm in dem Moment erging, und so würde man wohl nie richtig erfahren, was der andere dachte, was er fühlte. Aber sie hatten wahrlich genug nachgedacht an dem Morgen und machten sich wieder auf den Weg, immerhin war Fantaghiròs Schloss noch weit.

Und tatsächlich, die Sonne neigte sich schon wieder dem Horizont entgegen, als sie in Fantaghiròs Königreich ankamen. Kaum war Goldmähne einige Zeit später im Stall untergebracht und mampfte genüsslich an seinem Hafer, als auch schon Smeralda über den Hof gestürzt kam. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erblickte Fantaghirò das Kleid, dass ihre Tochter trug, es war das, in dem sie Romualdo kennengelernt hatte.

"Fantaghirò, du glaubst nicht, wer im Schloss eingetroffen ist, kurz nachdem du weg bist!", fing sie an zu berichten, ohne darauf zu achten, ob sich noch jemand anderer in der Nähe befand. "Prinz Demian! Kennst du ihn noch? Sein Vater war ein berühmter Heerführer." Oh ja, sie kannte ihn noch gut. Aber es waren keine guten Erinnerungen. Ihr Vater hatte sich erbitterte Schlachten mit ihm geleistet, weil ihr Vater nicht nachgeben, aber König Hamil ihr Königreich unbedingt noch besitzen wollte. Irgendwann hatten sie sich dann darauf geeinigt, dass jeder seinen eigenen Zielen nachgehen konnte, vielleicht würde der entscheidende Sieg in ferner Zukunft einmal ausgetragen werden, und dann endlich ein Sieger hervorgehen. Nun, bis jetzt war dem noch nicht so gewesen, also was wollte Demian hier? "Und er ist überhaupt nicht so wie sein Vater es gewesen war. Er ist ein Mensch, der den Krieg verabscheut, statt dessen dichtet er und macht Musik, und sie ist wundervoll, dass darfst du mir glauben!" Er war also in friedlicher Absicht gekommen?

Sie drehte sich abrupt um, so dass ihre langen blonden Locken herumpeitschten. Sie wollte gerade die Räumlichkeiten verlassen, als eine weitere Stimme hinter ihr ertönte, eine Stimme, die sie sehr gut kannte. "Ach, und mich willst du nicht begrüßen? Das bin ich ja gar nicht von dir gewohnt." Mit einem leisen Freudenschrei fuhr sie herum, starrte ihn mit großen Augen an. "Tarabas? Ist das wahr?" Sie war wirklich eine hübsche junge Frau geworden, das hatte er sofort gesehen, als sie herein gekommen war. Fantaghirò hatte nicht übertrieben. Eine stürmische Umarmung folgte, so freute sie sich, ihren ehemaligen Gefährten und guten Freund wiederzusehen. Sie hatte ihn das letzte Mal gesehen, als er Fantaghirò den unmöglichen Kuss geschenkt hatte.

Aber im Gegensatz zu ihr hatte er sich überhaupt nicht verändert, er sah aus, als wäre er keinen Tag älter geworden. Was wahrscheinlich etwas mit seiner Unsterblichkeit zu tun hatte. Er sah wirklich noch so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte, seine langen schwarzen Haare, der schwarze Mantel... einfach nichts hatte sich verändert! Das war unglaublich! Nun gut, er war ein Zauberer, und er hatte immer noch ein bisschen von seinen Zauberkräften. So sehr sie sich jetzt auch freute, ihn zu sehen, so eilig hatte sie es doch, wieder in den Thronsaal zu Demian zu kommen. Es sah so aus, als habe sich Smeralda verliebt.

"Noch ein glücklicher Mensch in diesem Schloss?", fragte Tarabas leise, nachdem er zu Fantaghirò getreten war. "Ja, aber sie hat es sich verdient, auch endlich glücklich zu sein. So wie wir..." Sie zog den Zauberer noch näher zu sich, schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie verspürte den Drang ihn zu küssen, hier und jetzt und ihm schien es nicht anders zu gehen. Endlich konnte er es tun, ohne dass ihn jemand dafür bestrafen konnte, ohne dass ihn sein Gewissen danach plagte. Sie waren so in diesen Kuss versunken, dass sie nicht einmal die Stimmen hörten, die sich dem Stall näherten. "... sie einfach kennenlernen. Du wirst sie mögen.", meinte Smeralda gerade, bevor sie in den Raum zu Fantaghirò und Tarabas stürmte. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, blieb sie allerdings sofort wie angewurzelt stehen. Dass Tarabas die Königin liebte, hatte sie schon immer gewusst, aber das es ihr genauso ging, war doch etwas, was Smeralda nicht wusste. Sie hatte es nie von Fantaghirò erfahren, was auch schlecht gegangen wäre, Fantaghirò hatte es sich ja auch erst gestern eingestanden.

So leise sie konnten, verließen die beiden den Stall. "Oh wie freue ich mich für Fantaghirò. Hat sie endlich ihre Liebe wieder gefunden.", sagte die blondhaarige junge Frau und lächelte Demian an. Er wusste nicht so recht, was er daraus jetzt verstehen sollte, er kannte Smeralda inzwischen sehr gut, schließlich hatten sie sich sehr oft getroffen, aber manchmal verstand er dennoch nicht, was sie meinte, so wie jetzt. Nun gut, dass konnte ihm egal sein, wenn sie nur bei ihm war. Arm in Arm gingen die beiden zurück ins Schloss, ließen Tarabas und die Königin alleine.
 

Inzwischen waren zwei Monate ins Land gezogen, Tarabas lebte bei Fantaghirò im Schloss, Smeralda und Demian hatten ihre Verlobung bekanntgegeben, es schien, als wären sie vom ersten Augenblick an füreinander bestimmt gewesen.

Es war ein wunderschöner Morgen, der Himmel war blau und keine einzige Wolke trübte ihn, als freute sich die ganze Welt mit den beiden Personen, die heute den schönsten Tag ihres Lebens erleben würden.

Außer sämtliche Bediensteten des Hofes war auch das ganze Volk im Schlosshof versammelt um diesem bedeutenden Moment beizuwohnen. Natürlich waren auch Katharina mit ihrem Mann Cataldo und Carolina mit ihrem Mann Ivaldo gekommen.

Als Fantaghirò in einem Kleid, das wie aus reinem Gold gefertigt schien, begleitet von ihren beiden Schwestern aus dem Schloss heraustrat, ertönten die Fanfaren der Trompeten, die den Beginn der Zeremonie ankündigten. Gemeinsam liefen die drei auf den Baldachin zu, unter dem der Schreiber schon stand, um die Zeremonie abzuhalten. An der kleinen Treppe, die hinauf führte stand Tarabas um Fantaghirò in Empfang zu nehmen, und die letzten Stufen hinaufzugeleiten.

Unter dem Jubel des Volkes nahm er ihre Hand und beide sahen sich noch einmal tief in die Augen, lächelten sich an. Dann schritten sie gemeinsam die Stufen nach oben und blieben vor dem Schreiber stehen, der ein Pergament entrollte.

"Wir sind hier zusammengekommen", fing er an, "um zwei Seelen, die einander lieben auf ihrem Weg in den Bund der Ehe zu begleiten. Durch diese Verbindung sollen sich eure Herzen nie mehr trennen." Nun gab er Tarabas ein Zeichen.

Der Zauberer ergriff erneut Fantaghiròs Hand. "Fantaghirò, ich gelobe dir ewige Liebe und Treue, meinen Schutz und meinen Respekt. Die Welt der Sterblichen und der Unsterblichen sei mein Zeuge, dass ich mein Wort halten will, sofern du mich zu deinem Gemahl nehmen willst." Während dieses Versprechens hatte die Königin ihrem Gegenüber in die Augen geschaut, ergriff jetzt seine Hand.

"Gerne nehme ich dein Versprechen an und gebe mich als deine Gattin in deine Liebe und deinen Schutz.", antwortete sie, worauf das Volk wieder in Jubel ausbrach. Doch der Schreiber gebot ihnen mit einer Geste still zu sein.

"Tarabas, ich gelobe dir ewige Liebe und Treue, meinen Schutz und meinen Respekt. Die Welt der Sterblichen und der Unsterblichen sei mein Zeuge, dass ich mein Wort halten will, sofern du mich zu deiner Gemahlin nehmen willst." Der Zauberer lächelte sie an. "Ich nehme dein Versprechen an und gebe mich als Gatte in deine Liebe und deinen Schutz."

Mit einem sinnigen Kuss besiegelten sie ihre gegenseitigen Versprechen und wieder jubelte das Volk, sie alle freuten sich mit ihrer Königin, die nach endlosen Jahren der Trauer, endlich wieder glücklich sein konnte.
 

Wenn sie euch gefallen hat, und ihr noch eine Fortsetzung wollt, könnte es auch eine geben, dürfte aber etwas dauern, da diese Fanfic schon relativ alt ist^^
 

Mata ne, Jul-chan



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Carnidia
2004-10-31T06:05:55+00:00 31.10.2004 07:05
Schööön. Danke!
^.^v


Zurück