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Die Karte des Rumtreibers

von
Koautor:  Mo_Inkheart

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Bonuskapitel – 11. November 1962

Der 11. November des Jahres 1962, sollte das Leben eines jungen Mannes für immer verändern. Einen schlimmeren Schicksalstag hätte es für ihn wohl nicht geben können. Danach würde nichts mehr so sein wie es einmal war…
 

Freitag, 09. November 1962

Im Büro des Werwolf-Fangkommandos im Vierten Stock des Zaubereiministeriums herrschte große Aufregung. Diese besondere Einheit war Teil der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe und kümmerte sich um das Einfangen und Registrieren von Werwölfen. Werwölfe gehörten immer noch an den Rand der Gesellschaft. Sie waren Ausgestoßene, Verbannte und wurden von allen gefürchtet. Um einen Überblick zu behalten wurde ein Register geführt, in welchem die Werwölfe gelistet wurden, doch viele von ihnen weigerten sich strikt sich zu melden und zogen ein Leben in Abgeschiedenheit vor. Das Fang-Kommando spürte die Verweigerer auf und brachte sie ins Ministerium, wo sie genauestens überprüft und dann eingetragen wurden.
 

Seit fast zwei Wochen war die Einheit auf der Suche nach William Fox, einem sehr gefürchteten Werwolf. Jedes Mal wenn sie ihm auf der Spur waren entwischte er. Dieser Mann galt als extrem gefährlich, da er Menschen wahllos angriff und biss. Einige Tote, sowie zahlreiche Gebissene und somit neue Werwölfe gingen auf Fox‘ Konto. Dazu kamen noch die Aktivität von Lord Voldemort und seinen Todessern die das ganze Aurorenbüro in Schach hielten. Immer mehr Zauberer und Hexen schlossen sich diesem dunklen Magier an.

„Wo versteckst du dich?“, murmelte Frederic Vegas vor sich hin, während er die Fährte des Gejagten auf einem Stadtplan verfolgte. Frederic war vierundzwanzig und seit drei Jahren Teil des Fang-Kommandos. Ihm wurde eine große Karriere im Ministerium vorhergesagt. Ihm war noch kein Werwolf entkommen und er war stolz auf seine Quote.

„Glaubst du immer noch, dass er sich in London aufhält, Freddy?“, eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, welche zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden waren, stellte ihm einen Becher dampfenden Kaffee hin.

„Warum sollte er aufs Land flüchten?“

„Vielleicht weil der berühmte Frederic Vegas, Held des Werwolf-Fangkommandos und bester großer Bruder auf der Welt, ihn höchstpersönlich jagt?“, sie grinste ihn frech an. Frederic musste jetzt selbst über die Bemerkung seiner kleinen Schwester lachen. Letizia Vegas war zwei Jahre jünger als ihr Bruder und seit einem Jahr arbeiteten sie gemeinsam. Schon immer hatten die beiden Geschwister ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt. Er griff nach dem dampfenden Becher und nahm vorsichtig einen Schluck um sich nicht zu verbrennen.

„Er hat wohl eher vor dir Angst, Letty. Beim letzten Mal als er uns entwischt ist, hättest du ihn fast abgefackelt.“

„Ich hab ihn nur leicht angekokelt.“, verteidigte sie sich. „Außerdem konnte ich ja nicht wissen, dass die Muggel einige Gasflaschen in der Lagerhalle gehortet haben. Ich war vielleicht etwas übereifrig.“, sie grinste ihn an und setzte sich wieder an ihren Tisch, der dem ihres Bruders gegenüberstand.

Frederic widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Stadtplan von London. „Ich bin mir absolut sicher, dass er noch in der Stadt ist und zwar in diesem Bereich hier.“ Er kreiste ein Gebiet auf der Karte mit einem roten Stift ein.

Letizia wurde auch wieder ernst. „Warum ausgerechnet in den Docks? Da ist doch nichts außer Containerschiffe und Lagerhallen.“

„Weil er sich hier gut verstecken kann und durch die Containerschiffe eine schnelle Fluchtmöglichkeit hat. Unter den Arbeitern fällt er kaum auf und er hat reichlich Beute.“

„Die Suchzauber haben ihn in den Docks nicht orten können.“, sagte Darren Ross, einer ihrer Kollegen, welcher ihr Gespräch mit angehört hatte.

„Dann müssen wir sie nochmal absuchen.“, sagte Frederic energisch. „Ich bin mir sicher, dass er dort ist!“

„Ich werde keine Einheit einfach so auf Verdacht dorthin schicken, Vegas.“ Kam es vom Abteilungsleiter Michael King, einem gestandenen Mann um die Fünfzig mit Schnauzbart. „Fox ist einer der gefährlichsten Werwölfe den wir jemals verfolgt haben. Drei Tote und fünf Gebissene gehen bisher auf sein Konto. Von der Dunkelziffer will ich gar nicht reden.“

„Was unter anderem der Grund ist, warum wir ihn einfangen müssen. Der gehört nicht nur registriert, sondern nach Askaban!“ Frederic warf seinen Stift auf den Tisch.

„Was dann wiederum ein Fall für die Auroren von nebenan ist.“ Kam es von Judith Gray. „Die reiben sich auch schon die Hände, obwohl sie mit der ständig steigenden Zahl an Todessern genug zu tun haben.“

„Wir müssen mindestens noch vier Tage warten. Sonntag ist Vollmond, da wäre es blanker Selbstmord ihn zu jagen, das weißt du selbst Frederic.“, fügte Darren von seinem Platz aus mit einem Blick auf den Kalender hinzu.

„Und wenn er wieder tötet?“ Frederic verstand nicht warum alle lieber warteten als zu handeln. Ihre Abteilung bestand aus acht hervorragend ausgebildeten Zauberern und Hexen. Die dürften doch wohl mit einem Werwolf fertig werden.

„Wir warten!“ Der Ton in der Stimme seines Chefs lies keine Widerrede zu. Eher widerwillig schluckte er die Anweisung seines Abteilungsleiters.

„Mach dir nichts draus, Freddy!“, versuchte Letizia ihren Bruder aufzumuntern. „Du machst ihn dir einfach zum Geburtstagsgeschenk und schnappst ihn am Montag!“ An seinen Geburtstag am Montag hatte er gar nicht mehr gedacht, so sehr war er mit der Jagd nach Fox beschäftigt.

„Ich binde Fox dann extra noch eine Schleife um!“, kicherte Letizia und fiel vor Lachen fast von ihrem Stuhl. Manchmal wirkte seine Schwester eher wie ein verspieltes Kind, als eine ausgebildete Spezialistin die mit den übelsten Werwölfen fertig wurde.
 

Als Frederic am Abend nach Hause kam, war er doch müder als gedacht. Die letzten Tage hatten es in sich gehabt.

„Du siehst müde aus, Schatz!“, ertönte die liebevolle Stimme von seiner Verlobten Anna, die in der Tür zu Küche stand.

„Die Suche nach Fox schlaucht.“ Er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss zur Begrüßung. „Wie war dein Tag?“

„Keine besonderen Vorkommnisse.“ Anna arbeitete als Heilerin im St. Mungo in der Abteilung Verletzungen durch Tierwesen. Dort hatten sie sich vor drei Jahren auch kennengelernt. Bereits an seinem zweiten Arbeitstag hatte ihn ein Werwolf leicht verletzt. Seine Kollegen hatten darauf bestanden, dass er sich richtig verarzten lassen sollte, weil auch mit Kratzern von Werwölfen nicht zu spaßen war. Heute war er seinen Kollegen dankbar für deren Hartnäckigkeit, da er Anna sonst wohl nicht kennengelernt hätte. Sie hatte ihn vom ersten Moment an mit ihrer gelassenen Art verzaubert und ihr Lächeln brachte ihn immer noch beinahe um den Verstand. Anna war schlank, ungefähr so groß wie Letizia und hatte blondes, kinnlanges Haar, dass ihr frech ins Gesicht fiel.

„Hunger?“, fragte sie ihn lächelnd.

„Wie ein Wolf.“, sagte er lachend. Sein Magen knurrte laut zur Bestätigung.
 

Nach dem Essen saßen sie gemeinsam auf der Couch im Wohnzimmer vor dem Kamin. Anna hatte sich an ihn gekuschelt. „Weißt du jetzt schon welchen Kuchen du am Montag haben möchtest?“

Frederic schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab gar nicht mehr an die Party gedacht. Tut mir leid.“

Anna war es mittlerweile gewohnt, dass er alles andere um sich herum vergaß, wenn ihn ein Fall völlig in seinen Bann gezogen hatte. „Nimmst du die Suche nach Fox nicht etwas zu ernst?“

„Hast du den Eindruck?“ Frederic wusste, dass Anna nicht gerade begeistert war, wenn er sich tagtäglich in Gefahr stürzte.

„Ein bisschen.“, gab sie zu.

„Wir können vor Montag sowieso nichts gegen ihn ausrichten.“

„Versuch am Montag bitte etwas früher aus dem Büro zu kommen.“, bat sie ihn. „Sonst fällt deine Geburtstagsparty noch aus, wenn du zu spät kommst.“
 

Sonntag 11. November 1962

Schon kurz nachdem er aufgewacht war, hatte Frederic ein komisches Gefühl. Der Himmel war trüb und die Sonne schaffte es kaum durch die dicke Wolkendecke. Für den Tag über war dichter Nebel angekündigt. Woher diese innere Unruhe kam, konnte er nicht sagen.

Nach dem gemeinsamen Frühstück werkelte Anna in der Küche und versuchte sich an einer Eigenkreation für den Geburtstagskuchen von Frederic. Für den Frühsommer hatten sie ihre Hochzeit geplant und sie liebte es sich mit Letizia zusammen Gedanken über die perfekte Feier zu machen. Anna und Letizia waren schnell zu sehr guten Freundinnen geworden, nachdem sie sich kennengelernt hatten.

Während Anna unten beschäftigt war setzte sich Frederic an seinen Schreibtisch und sah sich nochmals die Akte von Fox an. Die Akte enthielt auch ein Bild von ihm. Ein Mann Anfang Vierzig, ausgemergeltes Gesicht, kalte Augen. Heute war Vollmond. Hoffentlich würde es keine weiteren Todesopfer oder Gebissenen geben. Er musste diesen Mann um jeden Preis aufhalten.

Am Abend kam Letizia zu Besuch. Sie wohnte noch zu Hause bei ihren Eltern.

„Man sieht keinen Meter weit da draußen.“, sagte sie zu ihrem Bruder als dieser ihr die Tür öffnete. Der Nebel schien noch dichter geworden zu sein.

„Ungemütlich, ja.“, stimmte er ihr zu, als er nach draußen sah.

Letizia reichte ihm einen Korb aus dem es herrlich duftete. „Liebe Grüße von Mum. Sie freut sich schon auf Morgen.“

Frederic sog den Duft von frischem Brot ein. „Da bekommt man gleich wieder Hunger.“

Anna freute sich über den Besuch und die beiden Frauen verschwanden im Wohnzimmer.

Frederic ging wieder nach oben in sein Arbeitszimmer zurück. Sein Blick fiel nochmals auf den Stadtplan mit den eingekreisten Docklands. Er ging die ganze Fallakte immer wieder Detail für Detail durch und zeichnete die Orte auf der Karte ein, an denen Fox die Morde oder Überfälle begangen hatte. Alles hatte bis auf kleine Ausnahmen nahe der Docklands stattgefunden.

„Er muss dort sein!“ Frederic war sich absolut sicher. „Als Werwolf schleichst du nicht durch die ganze Stadt, außer du hast keine andere Wahl, weil ich dich aus deinem Bau getrieben hätte…“, am liebsten wäre er jetzt sofort aufgesprungen und hätte ihn dingfest gemacht.

Frederic lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah gedankenverloren aus dem Fenster und erstarrte.
 

Entsetzt stand er auf und ging auf das Fenster zu um sich zu vergewissern, dass er sich nicht täuschte. Es war schon ziemlich dunkel und der Vollmond war bereits deutlich sichtbar. Trotz des Nebels war es aber am Himmel zu erkennen. Das Symbol des Schreckens – ein Totenkopf um den sich eine Schlange wandte. Es war das Dunkle Mal von Lord Voldemort. Immer wenn dieses Zeichen am Himmel erschien bedeutete das, dass jemand im Namen des Dunklen Lords getötet wurde.

„Es schwebt über den Docklands!“ Frederic rannte die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Seine Schwester und Anna hatten noch nichts von dem Grauen dort Draußen mitbekommen.

„Das dunkle Mal ist aufgetaucht.“, sagte er zu den beiden Frauen die ihn verdutzt ansahen.

„Was? Wo?“, fragte Anna nach.

„Über den Docks und ich habe die leise Befürchtung, dass es auch etwas mit Fox zu tun hat.“

„Du hast immer noch keinen Beweis dafür, dass er wirklich dort ist.“, entgegnete ihm seine Schwester, „Die Todesser könnten doch auch zufällig dort gemordet haben und es hat nichts mit dem Werwolf zu tun. Selbst die wissen, dass man einem Werwolf bei Vollmond besser nicht über den Weg läuft.“

„Glaub mir, ich hab es im Gefühl. Hier stimmt etwas nicht.“ Wieder kam das seltsame Gefühl in ihm hoch, dass er schon seit dem Morgen verspürte.

„Für die Todesser sind die Auroren zuständig und nicht wir, zumindest bis wir gerufen werden.“

Plötzlich sauste ein Eil-Memo durch den Briefschlitz herein und schwebte direkt vor ihnen im Wohnzimmer. Es entfaltete sich und die Stimme von Michael King ertönte. „Einsatz in den Docklands. Dunkles Mal. Es gibt Grund zur Annahme, dass eine Kontaktaufnahme der Todesser mit dem Werwolf William Fox erfolgt ist. Einsatz der Gefahrenstufe 5. Keine Alleingänge. Treffpunkt unverzüglich am westlichen Rand der Docks. Die Auroren sind informiert.“

Das Memo sauste nach dem Überbringen der Nachricht wieder zurück durch den Briefschlitz an der Tür.

„Gehen wir!“, sagte er knapp zu seiner Schwester und zog sich seinen Mantel an.

Letizia seufzte und schnappte sich ihren Mantel vom Haken. „So viel zum Thema Wochenende!“

Anna musste es akzeptieren, dass die beiden losmussten. Einsatz unter Gefahrenstufe 5 bedeutete aber übersetzt Lebensgefahr. „Passt bitte auf euch auf!“ Sie hasste es allein zurückzubleiben.
 

Frederic und Letizia disapparierten vor der Haustür und tauchten am Rand der westlichen Docklands wieder auf.

Am Wochenende war es hier gespenstisch ruhig und der Nebel und die Dunkelheit verliehen all dem noch eine zusätzliche Note. Das Dunkle Mal schwebte fast über ihren Köpfen und war nicht mehr weit entfernt. Mit gezückten Zauberstäben gingen sie langsam darauf zu um zum Tatort zu gelangen. „Wo sind die anderen?“, fragte Letizia leise. Von ihren Kollegen war noch niemand zu sehen. Auch die Auroren waren nicht zu sehen.

„Die werden schon noch auftauchen.“ Frederic war hoch konzentriert und angespannt. Jeden Moment konnte ein Todesser oder der Werwolf selbst aus einer Ecke hervorspringen. Das ungute Gefühl vom Morgen kam wieder in ihm hoch. Irgendetwas an dieser ganzen Situation war seltsam und nicht wie sonst.

Kurz darauf kamen sie an die Stelle über der das Dunkle Mal schwebte. Zwei leblose Körper lagen am Boden. Letizia ging näher und vor den beiden in die Hocke um sie zu untersuchen.

„Es scheinen Muggel zu sein. Äußerlich keine Verletzungen.“ Es handelte sich um ein junges Pärchen. Auf der anderen Seite der Docks feierten junge Muggel ab und zu Partys.

„Wahrscheinlich war das letzte was sie gesehen haben ein grüner Blitz.“, schlussfolgerte sie. Das Entsetzen und die Überraschung war den beiden Toten förmlich ins Gesicht gebannt.

Frederic behielt die Umgebung im Auge, als plötzlich ein Knurren zu hören war. Beide zuckten zusammen. Letizia sprang auf. Aus dem Schatten eines Containers kam langsam der Werwolf auf sie zu.

Frederic begriff langsam warum keine Todesser mehr zu sehen waren. Sie hatten die beiden Muggel getötet um Fox damit anzulocken.

„Komm langsam zu mir rüber, Letty.“, sagte Frederic zu seiner Schwester, die tat wie geheißen. Fox schien sich nicht besonders für die Beiden zu interessieren. Er wollte zunächst die für ihn dargebrachte Beute begutachten. Keiner, weder Vegas noch Fox, ließen einander aus den Augen. Ganz in der Nähe waren jetzt Kampfgeräusche zu hören. Die Auroren hatten wohl die Todesser entdeckt, oder andersherum. Es würde also nicht mehr lange dauern bis Verstärkung eintraf. Zu zweit hatten sie gegen den riesigen Werwolf keine Chance. William Fox war tatsächlich größer als so mancher Werwolf.

Fox beschnupperte die beiden Toten, die er dann aber für langweilig empfand und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Geschwistern. Knurrend fing er an sie zu umkreisen.

„Hast du schon einen Plan wie du ihn an die Kette legst?“, fragte Letizia nach. Sie versuchte ruhig zu bleiben aber dieser monströse Werwolf machte auch ihr etwas Angst.

„Ich denke noch nach, Sekunde.“ Fesselzauber würden ihn nicht lange halten, aber es würde ihnen Zeit verschaffen. Auch er musste einsehen, dass sie Fox bei Vollmond nicht fangen konnten.

„Lauf!“ rief er seiner Schwester zu und richtete seinen Zauberstab auf den Werwolf der fast schon zum Sprung angesetzt hatte. „Incacerus!“ Schön verpackt und mit Seilen fest verschnürt fiel der Werwolf auf den Boden. Er wand sich hin und her und riss an den Seilen die wohl nicht lange halten würden. Frederic und Letizia rannten zwischen mehreren gestapelter Container in die Richtung aus der die Kampfgeräusche kommen kamen und liefen ihren Kollegen Peter Morghan, Barbara Reid und Adam Shaw direkt in die Arme.

„Wo ist der Werwolf?“, fragte Barbara etwas außer Atem.

„Da hinten!“, Letizia deutete in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Aktuell schön verschnürt. Wird aber nicht lange halten.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen hörten sie einen wütenden Schrei und ein Wolfsgeheul.

„Der Rest von uns kämpft mit den Auroren gegen eine Gruppe Todesser.“ Erklärte Peter. „Schaffen wir es allein gegen ihn?“

„Wir können es versuchen, aber er ist stärker als alle anderen vor ihm.“ Antwortete Frederic.

„Fünf gegen einen, sollten wir hinbekommen. Wir locken ihn am besten in die leerstehende Halle dort hinten.“
 

Sie rannten in die Richtung in die Adam gedeutet hatte als er die Halle erwähnte. Es waren nur einige hundert Meter, doch kam ihnen der Weg deutlich länger vor. Der Werwolf war ihnen mit großen Sprüngen nähergekommen und dicht an ihnen dran.

Sie erreichten die Halle gerade noch rechtzeitig und teilten sich dort auf. Peter und Barbara liefen nach links, Adam nahm eine Leiter nach oben um von dort zuschlagen zu können und Frederic und Letizia nahmen die rechte Seite.

Wenn sie alle zeitgleich ihre Zauber wirkten, konnten sie ihn vielleicht festsetzen. Die Halle war zwar nicht mehr in Betrieb aber alles andere als leer. Alte Tonnen, Geräte und Gerümpel stapelten sich dort. Allerdings konnten sie sich so auch vor dem Werwolf verstecken.
 

Ihr Plan sollte aber nicht aufgehen. Fünf Todesser waren ihnen gefolgt, was darauf schließen ließ, dass Fox sich ihnen bereits angeschlossen hatte. Adam war der Erste den sie entdeckten und von seinem Aussichtspunkt pflückten.

„Eigentlich war das Dunkle Mal gar nicht für euch bestimmt, sondern nur für diese lästigen Auroren.“, sagte einer der Todesser amüsiert zu Adam, dem sie den Cruciatus verpasst hatten. Adam krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden.

Peter und Barbara wollten das nicht auf sich sitzen lassen und ihren Kollegen befreien. Sie kamen aus ihren Verstecken hervor und begannen einen Kampf mit den Todessern, sodass es die Flüche nur so hagelte. Auch Letizia und ihr Bruder waren gezwungen einzugreifen, obwohl immer noch nicht klar war wo Fox war. Der Werwolf konnte nicht weit weg sein. Frederic versuchte seine Schwester im Auge zu behalten um sie im Notfall beschützen zu können. Sie war eine gute Duellantin und wusste sich zu verteidigen, aber immer noch seine kleine Schwester.
 

Dann geschah das, was sein Leben für immer verändern sollte….

Es gelang ihnen Adam zu befreien und zwei der Todesser auszuknocken. Ein weiterer versuchte sich von der Seite anzuschleichen, stolperte aber über einen Metallhaken, sodass Letizia auf ihn aufmerksam wurde und ihn blitzschnell entwaffnete. Für einen Augenblick verlor Vegas seine Schwester aus den Augen. Letizia rang mit dem Todesser, der sich auf sie gestürzt hatte um seinen Zauberstab zurückzubekommen. Frederic nahm aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten war, der über ihre Köpfe sauste. Ein Schrei gefolgt von einem dumpfen Aufschlag.

Als Frederic sich umdrehte um nach der Ursache zu sehen gefror ihm das Blut in den Adern. Um ihn herum tobte noch immer der Kampf mit den Todessern, welche jetzt von den nachrückenden Auroren und dem Rest des Fangkommandos überwältig wurden. Der Todesser, mit dem seine Schwester gekämpft hatte lag tot in einer Blutlache. Mit einem Hieb seiner Tatze hatte Fox ihm die Kehle zerfetzt. Sein Blut war überall.

Frederic hatte jedoch nur Augen für seine Schwester die reglos am Boden lag. Über sie war der Werwolf gebeugt, der sich in ihrem Hals festgebissen hatte. Ohne nachzudenken hob Frederic seinen Zauberstab und feuerte einen Fluch nach dem anderen auf Fox ab, welche dann von seinem Opfer abließ und brüllend auf ihn losgehen wollte.

„Geh weg von ihr!“, schrie er den Werwolf an. Durch die Unterstützung seiner Kollegen und der Auroren konnte William Fox schließlich in Ketten gelegt werden aus denen er sich so schnell nicht befreien konnte.

Er eilte zu seiner Schwester und nahm sie in den Arm. Sie war voller Blut und an ihrem Hals klaffte eine tiefe, stark blutende Wunde.

„Nein! Bitte nicht!“, flehte er leise. „Du schaffst das, Letty.“, sagte er mit brüchiger Stimme. Sie schlug die Augen auf und sah ihn müde an.

„..hab nicht aufgepasst….tut mir leid…Freddy….“ Sie machte ihren letzten Atemzug und starb in den Armen ihres Bruders. Frederic hatte sich noch nie so machtlos gefühlt. Seine Schwester war gerade in seinen Armen gestorben und er konnte ihr nicht helfen. Er hatte zugelassen, dass ein Werwolf sie tötete. Er bemerkte die Tränen nicht die ihm über die Wangen liefen. Der Schmerz war so groß, dass er sich wie betäubt fühlte. Unfähig irgendetwas zu tun. Vegas hatte alles um sich herum ausgeblendet. Sein einziger Gedanke war – Er hatte versagt.
 

Der Schock über den Tod von Letizia saß bei allen Beteiligten tief. In den darauffolgenden Tagen wurde im Büro des Werwolf-Fangkommandos still vor sich hingearbeitet. Nur das Nötigste wurde gesprochen. Barbara und Judith brachen ab und zu in Tränen aus und liefen dann aus dem Raum. Das ganze Stockwerk im Ministerium trauerte um die beliebte und quirlige Kollegin. Für Frederic war der Verlust seiner Schwester kaum zu ertragen. Immer noch hoffte er, dass das alles nur ein schrecklicher Albtraum war und er jeden Moment aufwachen und in das lachende Gesicht seiner Schwester blicken würde. Ihre Eltern waren damals dagegen gewesen, dass Letizia sich beim Werwolf-Fangkommando bewarb. Frederic hatte ihnen damals versichert, dass er auf sie achtgeben würde. Jetzt war sie tot.
 

Auch für Anna war die Nachricht vom Tod Letizia’s ein schwerer Schock gewesen. Sie wusste wie eng das Verhältnis zwischen den Geschwistern gewesen war und Frederic jetzt so zu sehen, geplagt von so großen Schuldgefühlen, brach ihr fast das Herz.
 

Der 11. November 1962 hatte ihn verändert. Frederic Vegas entwickelte einen regelrechten Hass auf alle Werwölfe. In Jedem sah er William Fox, den Mörder seiner Schwester, der zu lebenslanger Haft in Askaban verurteilt wurde. Frederic wechselte vom Werwolf-Fangkommando zu den Auroren. Er gab auch den Todessern eine Mitschuld am Tod seiner Schwester. Die Jagd nach Verbrechern wurde zu seiner Lebensaufgabe.
 

Frederic Vegas wurde immer verbitterter und war ruhelos. Er fand einfach keinen Frieden und die Schuldgefühle schienen ihn zu erdrücken. Anna versuchte alles um ihm Halt zu geben und ihm über diese schwere Zeit hinwegzuhelfen, doch auch sie schaffte es nicht den Kokon aufzubrechen in den er sich zurückgezogen hatte. Ihre Beziehung ging in die Brüche und sie verließ ihn.
 

Viele Jahre später würde die Begegnung mit einem jungen Werwolf all die schrecklichen Erinnerungen erneut aufwühlen und ihn auf eine harte Probe stellen….



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