Der Weg nach Hogwarts
Ein paar Monate später
1 September
Mit einem vollgepackten, seltsamen Einkaufswagen betrat Mei den Bahnhof von Kring's Cross. Überall liefen Anzugträger geschäftig umher und Frauen hielten ihr Kinder an den Händen, damit sie ja nicht zurückblieben oder in der wuselnden Menschenmenge verloren gingen. Dazwischen konnte man immer mal wieder eine Familie ausmachen, dessen Kind einen ähnlichen Wagen wie Mei vor sich herschob. Mit dem Zugticket, auf dem Hogwarts Express Gleis 9¾ aufgedruckt war, stand Mei nun zwischen Gleis 9 und 10 und stellte sich die Frage, warum das Gleis 9½ nirgends zu sehen war und ihr auch keiner Auskunft darüber geben konnte. Nach kurzem überlegen ließ sie die Frage unbeantwortet, denn ihr war eine magische Idee gekommen. Sie stellte sich mit dem Wagen in Richtung der Säule auf und marschierte mit energischen Schritten darauf zu und konnte ohne Widerstand durch die Säulenmauer gehen. Dann sah sie auch schon den Express. Es war eine alte Dampflokomotive, die sicherlich noch mithilfe von Kohle bewegt wurde. Ein rothaariger, junger Mann und ein rothaariges Zwillingspaar kamen durch den Eingang und Mei musste sich schnell zu Seite bewegen, da kurz darauf ein rothaariger und ein schwarzhaariger Junge mit seltsam geklebter Brille auf sie zu rannten. In lächeln huschte über ihr Gesicht.
Kurz darauf lief Mei durch die Zugabteile auf der Suche nach einem noch freien Abteil. Auf dem Bahnsteig liefen die unterschiedlichsten Szenen ab, die meisten waren herzerweichend und mit viel Tränen und vor allem Ermahnungen verbunden. Die Schüler sollten nichts Dummes anstellen wie beispielsweise keine Klobrillen in die Luft jagen, sondern gut auf die Kröte aufpassen.
Der Zug fuhr nun schon eine Weile. Erneut lief Mei durch die Zugabteile, diesmal auf der Suche nach der Süßigkeiten-Hexe. Mei fand sie kurz hinter dem Abteil in dem der rothaarige und der schwarzhaarige Junge vom Bahnhof zusammen mit einem riesigen Berg an Süßigkeiten saßen. Ein Mädchen mit buschigen Haaren redete arrogant auf die Jungen ein und Mei konnte im Vorbeigehen etwas davon verstehen, dass ein Junge namens Neville seine Kröte verloren hatte. Soviel zu den Versprechungen vorhin am Bahnsteig. Mei kaufte sich ein paar Zuckerstangen, Kürbispasteten und Schokofrösche und ging zurück zu ihrem Abteil, welches voller Schüler war, die sie nicht kannte.
Am Abend in Hogwarts
Mit quitschenden Rädern hielt der Zug und die Schüler ströhmten aus den geöffneten Türen. Ein riesiger Mann, der alle anderen überragte rief laut in die Schülermenge.
»Alle Erstklässler zu mir! Alle Erstklässler zu mir!«
Die Erstklässler versammelten sich halb unsicher, halb bewundernd, um den riesigen Mann und blickten zu ihm auf. Nachdem sich anscheinend alle Schüler versammelt hatten marschierte der Mann, der sich mit Hagrid vorgestellt hatte los, in Richtung des Sees. Dort stiegen die Schüler jeweils zu zweit in eines der bereitstehenden Boote, wobei Hagrid ein einzelnes Boot für sich alleine brauchte. Hagrid sah bereits leicht verzweifelt aus, zuvor hatte sich ihm ein Schüler, der augenscheinlich Neville war, buchstäblich vor die Füße geworfen, weil er dort seine bereits im Zug vermisste Kröte entdeckt hatte. Zuvor hatte Neville die ganze Zeit nach Trevor, seiner Kröte gesucht. Wie die Kröte aus dem Zug zum See gekommen war, war allen rätselhaft und unerklärlich.
»So, Erstklässler. Gleich könnt ihr das Schloss zum ersten Mal sehen« kündigte Hagrid, nun wieder mit etwas gehobener Stimmung, an. Tatsächlich fuhren die Boote nun um einen Felsen herum und das Schloss erschien vor den staunenden Gesichtern der Schüler und Schülerinnen. Das Schloss Hogwarts lag auf einer Klippe und war sprichwörtlich riesig. Viele goldene Lichter schmückten und hüllten es in einen angenehmen Glanz ein. Der goldene Lichtschein lies die Burg magisch, mysteriös, geheimnisvoll mächtig, unheimlich und sicher zugleich erscheinen. Es war wunderschön.
Hagrid hatte die Erstklässler alle mehr oder weniger heil an eine ältere Dame die sich mit Professor McGonagall vorstellte an der Eingangstür übergeben und war gegangen. Prof. McGonagall führte die Schüler weiter in das Schloss hinein. »So, hier findet ihr das Zentrum der Treppen. Sie führen in jedes Stockwerk. Bei diesen Treppen müsst ihr aufpassen, sie verändern gerne mal die Richtung oder haben eingebaute Fallen. Zielsicher führte die Professorin die Kinder über die sich bewegenden Treppen zu einer großen Doppelflügeltür. »Wartet hier bitte. Ich hole euch gleich rein.« Mit diesen Worten ließ die Professorin die Kinder auf der Treppe stehen und betrat selbst die riesige Halle hinter der Doppelflügeltür, aus dieser lautes Stimmengewirr zu vernehmen war.