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My Way Home Is Through You

NaruSasu
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Bildergalerie:
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Part II

Apartment 215.
 

Sasuke starrte nun schon seit fünf Minuten auf den bescheuerten Fußabtreter mit der Katze, der sich vor Apartment 215 befand.
 

Narutos Apartment.
 

Er war tatsächlich so mutig genug gewesen den Weg nach Shibuya anzutreten, aber jetzt an dieser Tür zu klopfen, das traute er sich aus unerfindlichen Gründen dann doch nicht.
 

Sasuke hatte sich schon einreden wollen, dass Naruto eh nicht zuhause war und er dementsprechend gar nicht erst an der Wohnungstür anklopfen musste, aber das war Quatsch. Er konnte selbst im Flur das eindeutige Geräusch eines laufenden Fernsehers hören.
 

Verdammt.
 

Sasuke wollte nicht anklopfen, aber er wollte auch nicht weitere fünf Minuten wie ein Depp vor der Tür stehen und nichts machen. Was war, wenn ihn einer der Nachbarn sah? Oder noch schlimmer! Was war, wenn Naruto plötzlich die Tür öffnete und ihn dort stehen sah?
 

Das war doch lächerlich! Sasuke zögerte doch sonst auch nie! Also hob er langsam den Arm, nahm all seinen Mut zusammen und klopfte dreimal.
 

Für einen kurzen Moment geschah nichts. Sasuke wollte sich gerade umdrehen, weil Naruto ganz bestimmt doch nicht Zuhause war und einfach nur vergessen hatte den Fernseher auszumachen, da hörte er es plötzlich.
 

Schritte, die sich auf ihn zubewegten.
 

Das machte ihm so eine Heidenangst, dass sein ganzer Körper erstarrte, als sei er plötzlich zu Stein geworden und ihm jede Flucht unmöglich machte.
 

Und dann… öffnete sich auch schon die Tür und er stand vor ihm.
 

Naruto.
 

Deutlich geschockt davon, ihn vor seiner Haustür vorzufinden.
 

Sasuke kniff für einen kurzen Augenblick die Augen zusammen. „Hi“, konnte er nach einer gefühlten Ewigkeit herauspressen. Er hatte versucht lässig zu klingen, war dabei aber kläglich gescheitert.
 

Naruto betrachtete ihn lange, ließ seine blauen Augen mehrmals über seine Erscheinung gleiten. Bei seiner rechten Wange verharrte er einige Sekunden. Sasuke hatte keine Ahnung, wie er aussah, aber sein Gesicht fühlte sich nach den Ohrfeigen heiß und geschwollen an.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wiederzusehen“, sagte Naruto schließlich.
 

Sasuke biss sich auf die Unterlippe. „Kann ich reinkommen?“
 

Naruto schwieg für ein paar Sekunden, dann konnte Sasuke ihn ein leises „Ich bin viel zu nett“ murmeln hören, bevor er zur Seite ging und Platz für ihn machte.
 

So weit, so gut.
 

Naruto schien also schon einmal gewillt mit ihm zu reden, ihn sogar in seine Wohnung zu lassen. Aber würde er ihn auch die Nacht bei ihm verbringen lassen?
 

Etwas unschlüssig stand Sasuke in der Nähe des Sofas und rieb sich den Arm. Naruto war mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn einfach nur an.
 

Sasuke biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Sah nicht so aus, als ob er Blonde etwas sagen würde. Also musste er das Gespräch wohl anfangen, aber…
 

Was sollte er sagen?
 

Sasuke war nicht gut in solchen Sachen. Vielleicht sollte er sich entschuldigen für das, was er Naruto alles an den Kopf geworfen hatte, aber das konnte er nicht. Das ließ sein Stolz einfach nicht zu.
 

Aber andererseits… Es war nicht so, als ob er inzwischen nicht einsah, dass er sich vielleicht etwas… asozial benommen hatte. Anfangs hatte er es sich nicht eingestehen wollen, aber nachdem er wochenlang über ihren Streit im Bett nachgedacht hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass…
 

Dass Naruto Recht hatte.
 

Sasuke hatte tatsächlich einen hässlichen Charakter, weil er es genossen hatte, Naruto zu verletzen.
 

Weil er wollte, dass sich Naruto so elendig fühlte wie er.
 

Seufzend fuhr er sich durchs dunkle Haar. „Hör zu“, fing er an, immer noch etwas unschlüssig, was er nun genau sagen sollte. „Wegen unserem Streit. Wegen dem, was ich zu dir gesagt hab…“
 

Naruto zog eine Augenbraue in die Höhe und deutete mit einer Handbewegung an, dass er fortfahren sollte.
 

Sasuke biss sich auf die Zunge. „Das… ist nicht richtig gewesen“, sagte er schließlich etwas unbeholfen. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“
 

Das war’s.
 

Das war eigentlich Sasukes Entschuldigung gewesen, aber das schien Naruto nicht genug zu sein, da er abwartend auch die zweite Augenbraue hochzog und ihn weiterhin mit diesem durchdringenden Blick ansah.
 

„Was“, brummte Sasuke und hob defensiv die Schultern an. „Du weißt doch, was ich damit sagen will.“
 

„Schon.“ Naruto lächelte ihn an. Es war ein kleines, gemeines Lächeln. „Aber ich möchte es aus deinem Mund hören.“
 

Stur hielt Sasuke den Mund geschlossen, doch als Naruto selbst nach einer Minute nicht aufhörte ihn anzustarren, kniff er sich mit einem Stöhnen in die Nase. „Es tut mir leid, okay“, sagte er schließlich. So schnell, dass er sich verhaspelte und seine Worte selbst für ihn kaum verständlich waren.
 

Glücklicherweise schien Naruto damit trotzdem zufrieden zu sein, weil er nickte und auf Sasuke zukam. „War doch gar nicht so schwer, oder?“
 

„Ich hasse dich“, brummte Sasuke nur.
 

Naruto lachte und legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn sanft aufs Sofa zu drücken. „Ich weiß. Und jetzt lass mich dein Gesicht angucken, das sieht echt nicht gut aus.“
 

Ein komisches Gefühl breitete sich in Sasukes Brust aus, als Naruto vor ihm in die Hocke ging und sanft sein Kinn umfasste, um sein Gesicht von allen Winkeln zu betrachten.
 

Sasuke krallte die Finger in seine Hose. „Warum bist du so?“, wollte er wissen, weil er einfach nicht verstand, wie Naruto nach all dem, was Sasuke zu ihm gesagt hatte, immer noch so warmherzig und fürsorglich sein konnte.
 

„Hm?“, machte Naruto und hob den Blick von seinem Kiefer, um ihm in die Augen zu sehen. „Wie bin ich denn?“
 

Beschämt musste Sasuke zur Seite blicken. „So… fürsorglich“, nuschelte er. „Trotz allem, was ich getan hab…“
 

Behutsam umfasste Naruto sein Gesicht, um es wieder in seine Richtung zu drehen. „Weil du mein Freund bist“, sagte er, zog kurz darauf aber eine Grimasse. „Bitte sag jetzt nicht wieder, dass wir keine Freunde sind. Das hat nämlich echt wehgetan.“
 

Sasuke zuckte leicht zusammen und machte sich klein. „Ich hab noch nie einen Freund gehabt“, gab er zu. „Normalerweise verdienen Arschlöcher wie ich keine Freunde.“
 

Mit einem nachdenklichen Summen legte Naruto den Kopf schief. „Ich denke, dass sich hinter deinem Arschloch-Verhalten ein ziemlich netter Kerl versteckt.“
 

Er und nett… Sasuke musste lachen. „Ich bin nicht so wie du, Naruto.“
 

„Weißt du…“ Naruto verschränkte die Arme auf Sasukes Beinen und lehnte seinen Kopf darauf ab. „Ich bin auch nicht immer so nett gewesen wie jetzt. Vor einigen Jahren bin ich ein ziemliches Arschloch gewesen. Wie du.“
 

Sasuke betrachtete ihn, seine sanften Gesichtszüge und das Funkeln in seinen blauen Augen. „Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen.“
 

„Heh“, lachte Naruto und rieb sich die Nase. „War aber so. Deswegen meinte ich ja, dass ich mich in dir wieder erkenne. Dieser Jähzorn, die Aggression und der Hass auf alle.“
 

Sasuke verengte die Augen. Er hasste es, wenn Menschen einen auf verständnisvoll machten aber in Wahrheit keinen Schimmer hatten, was er alles erleiden musste. Wenn sie ihm Verständnis nur vorheuchelten. „Du hast doch keine Ahnung, was ich durchgemacht habe.“
 

„Ich weiß“, erwiderte Naruto ohne mit der Wimpern zu zucken, völlig unbeeindruckt von Sasukes feindlichem Ton. Mit einem kleinen Lächeln zupfte er ihm einen losen Faden von der Hose und nahm dann wieder sein Gesicht zwischen die Hände, um es zu inspizieren. „Aber vielleicht erzählst du es mir ja irgendwann einmal.“
 

Das bezweifelte Sasuke, aber wenn er ehrlich war, dann hatte er keine Lust jetzt wieder mit Naruto zu streiten, also ließ er seinen Mund geschlossen. Zumindest bis der Blonde seine dicke Wange anpikste. „Autsch! Hey!“
 

Naruto entschuldigte sich zwar, aber Sasuke entging das spitzbübische Funkeln in seinen Augen nicht, weswegen er ihm die Entschuldigung kein Stück abnahm.
 

„Weißt du, die letzten Wochen waren… seltsam. Ohne dich“, gab Naruto zu und rieb sich das Kinn. „Ich hab mich daran gewöhnt fast jeden Tag nach Sex gefragt zu werden, da kam ich mir in den letzten Wochen echt ungeliebt vor.“
 

Sasuke musste schnauben. „Ich dachte, es nervt dich?“
 

„Eh“, machte Naruto. „Nerven ist das falsche Wort. Es ist aber schon irgendwie ein bisschen zu einem… naja, Ritual geworden, oder? Unser Ritual.“
 

„Hn.“ Sasuke presste die Lippen zusammen. „Trotz allem mein ich es ernst, wenn ich dich nach Sex frage. Ich will immer noch gefickt werden.“
 

„Ich weiß, dass du es willst.“ Naruto lächelte zwar, aber es wirkte irgendwie… betrübt. Fast schon traurig. „Aber allerdings aus dem falschen Grund.“
 

Bevor Sasuke ihn fragen konnte, was zur Hölle er damit meinte, stand Naruto auch schon auf und tätschelte seinen Oberschenkel. „Wieder geprügelt?“, wollte er stattdessen wissen und machte sich auf den Weg ins Bad, um einen feuchten Waschlappen zu holen.
 

Sasuke überlegte, ob er ihn anlügen sollte. So, wie er es immer tat, wenn er mit einem blauen Auge bei Naruto vorbei schneite, aber… aus irgendeinem Grund wollte er das nicht.
 

Diesmal wollte er ehrlich zu Naruto sein. Das hatte er verdient.
 

„Das war mein Vater“, sagte er und kauerte leicht in sich zusammen, weil er irgendwie ein wenig Angst vor Narutos Reaktion hatte. „Genau genommen stammten meine Verletzungen fast immer von… von meinem Vater.“
 

Mit einem ekelhaft lauten ‚Platsch‘ fiel der nasse Waschlappen zu Boden. Naruto starrte ihn entgeistert an. „Ernsthaft?“
 

Sasuke atmete hörbar aus der Nase aus. „Ernsthaft“, bestätigte er.
 

„Das ist krank…“ Naruto presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und bückte sich, um den Waschlappen aufzuheben. „Kannst du da, uh… Kann man da nicht irgendetwas gegen machen? Ihn anzeigen oder so? Was sagt deine Mutter dazu?“
 

Sasuke zuckte gewaltsam zusammen. „Ich will nicht darüber reden!“, keifte er Naruto an. „Also halt deine elendige Schnauze!“
 

Naruto runzelte die Stirn bei seiner heftigen Reaktion, ließ das Thema aber mit einem „Okay“ fallen und machte sich stattdessen daran, ihm zärtlich das Gesicht sauber zu tupfen.
 

Sasuke schloss schnaufend die Augen und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er wusste, dass Naruto das nicht mit Absicht gesagt hatte. Er konnte schließlich nicht wissen, dass seine Mutter tot war. Dennoch war es eine Art Trigger für ihn, der ihn selbst nach mehr als einem Jahr immer noch von Null auf Hundert zur Weißglut brachte.
 

„Hey“, holte Narutos leise, überraschend zaghafte Stimme ihn plötzlich zurück in die Gegenwart. „Ich wollte, ähm, dir noch etwas… naja, sagen.“
 

„Was“, grunzte Sasuke.
 

Naruto war ihm so nah, dass Sasuke spüren konnte, wie er einen tiefen Atemzug nahm. „Ich… Ich hab niemanden ermordet. Es… Ä-Ähm, es ist eine komplizierte Geschichte, aber ich hab niemanden… Ich mein, wenn ich das getan hätte, dann wäre ich jetzt im Gefängnis, oder?“
 

Blinzelnd schlug Sasuke die Augen auf, aber Naruto sah ihn nicht an, blickte stattdessen lippenbeißend auf den orangen Waschlappen in seinen Händen.
 

„Es fällt mir schwer, darüber zu reden“, gestand er. „Aber du musst mir glauben, okay? Ich hab wirklich nicht… Und ich will nicht, dass du deswegen jetzt Angst vor mir hast oder so…“
 

„Ich hab keine Angst“, erwiderte Sasuke.
 

Und es stimmte. Er hatte tatsächlich nie vor Naruto Angst gehabt. Stattdessen war er… enttäuscht gewesen.
 

Enttäuscht, weil ihm Naruto so etwas Großes nicht anvertraut hatte.
 

Dabei war das bescheuert. Er konnte Naruto den Tod seiner Mutter nicht anvertrauen, also wieso hatte er dann erwartet, dass Naruto… Hn.
 

Er wusste es nicht. Aber dennoch war es aus irgendeinem Grund ein Schlag in die Fresse gewesen.
 

Naruto sah ihn überrascht an. „Okay“, sagte er nach ein paar Sekunden der Stille und lächelte. „Das freut mich.“
 

Narutos Lächeln sah so unfassbar… dämlich aus, dass Sasuke wegsehen musste.
 

Naruto lachte, der Idiot. Dann breitete er plötzlich die Arme aus und stand auf. „Komm her“, meinte er und funkelte Sasuke an. „Ich glaub, du brauchst eine Umarmung.“
 

„Nein“, stritt Sasuke sofort ab, obwohl er sich nicht mehr erinnern konnte, wann er das letzte Mal umarmt wurde. Wahrscheinlich als seine Mutter noch gelebt hatte. „Ganz bestimmt nicht.“
 

Das Grinsen auf Narutos Zügen wurde nur noch größer. „Okay, dann brauch ich eine Umarmung. Also umarm mich!“
 

Aber Sasuke blieb weiterhin wie ein steifes Brett auf dem Sofa sitzen.
 

Zungenschnalzend rollte Naruto mit den Augen. „Okay“, meinte er und kam einen Schritt näher. „Dann hol ich mir meine wohlverdiente Umarmung halt selbst!“
 

Bevor Sasuke auf irgendeine Art und Weise reagieren konnte, hatten sich bereits zwei Arme um seine Schultern geschlungen und zogen ihn an einen warmen, leicht größeren Körper.
 

„Du bist ein Idiot“, brummte Sasuke. Obwohl er sich irgendwie blöd vorkam, schubste er Naruto dennoch nicht von sich und krallte die Finger stattdessen in sein Oberteil. Seine Wange ruhte auf Narutos Brust, sodass er seinem regelmäßigen Herzschlag lauschen konnte. Irgendwie beruhigte es ihn.
 

„Heh, vielleicht.“ Naruto stützte sein Kinn auf Sasukes Haupt ab und schloss die Augen. „Das ist schön“, murmelte er. „Wer hätte gedacht, dass ein Bastard wie du so gut zum Umarmen geeignet ist?“
 

Sasuke spürte, wie ihm auf einmal heiß wurde. „Ich korrigiere mich: Du bist ein peinlicher Idiot.“
 

Naruto lachte sanft. „Mach ich dich verlegen?“, wollte er mit singender Stimme wissen und presste sich näher an ihn heran.
 

„Halt die Fresse!“ Sasuke schubste Naruto von sich weg und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
 

Naruto lächelte nur. „Möchtest du heute hier schlafen?“
 

Stimmt, darüber hatten sie ja noch gar nicht gesprochen… Zum Glück hatte ihn der Blonde von sich aus gefragt. Sasuke hätte nämlich keine Ahnung gehabt, wie er das Thema ansprechen sollte.
 

„Mein Vater hat mich eh rausgeschmissen, von daher…“ Versucht lässig zuckte er mit den Schultern. „Warum nicht?“
 

„Ugh“, machte Naruto. „Nimm’s mir nicht übel, aber dein Alter ist echt ein Penner.“
 

Sasuke entwich ein humorloses Lachen. „Ich weiß. Er ist der schlimmste Mensch, den ich kenne.“
 

Naruto summte leise und betrachtete ihn nachdenklich, die Stirn in Falten gelegt.
 

Zähneknirschend ballte Sasuke die Hand zur Faust. „Sieh mich nicht so an“, befahl er ihm. „Ich will dein Mitleid nicht.“
 

„Ist ja gut.“ Abwehrend hielt Naruto die Hände in die Luft und sah sich in seiner kleinen Wohnung um. „Du kannst wieder das Bett haben, wenn du möchtest. Ich schlaf auf dem Sofa.“
 

„Hn. Okay.“
 

Naruto nickte. „Kay. Ähm, möchtest du vielleicht was essen oder so?“
 

Essen hörte sich zwar gut an, aber was sich noch besser anhörte war… „Ich will einen Joint.“
 

„Oh Mann, das war klar. Entweder willst du Sex oder Drogen.“ Naruto verdrehte die Augen. „Ausnahmsweise, okay? Das Gras ist eigentlich für meine Kunden, ich kann das nicht selbst weg rauchen.“
 

Sasuke zog eine Augenbraue in die Höhe. „Du kannst mir nicht weismachen, dass du dein eigenes Zeug nicht rauchst.“
 

„Klar rauch ich ab und an auch mal, aber wie gesagt. Ich verdien damit mein Geld, die Miete zahlt sich nicht von alleine. Ich komm eh schon kaum über die Runden, aber zum Glück hab ich noch etwas Geld von… Hm. Egal.“
 

„Hn“, machte Sasuke und beobachtete, wie Naruto sein Gras herausholte und anfing einen Joint für ihn zu drehen.
 

Ohne es zu merken, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Züge.
 

Er war echt froh, dass er einmal im Leben seinen gesamten Mut zusammen genommen und sich getraut hatte, an Narutos Wohnungstür zu klopfen.
 

Das war die beste Entscheidung seines sonst so beschissenen Lebens gewesen.

 

~ xXx ~
 

Am nächsten Morgen ging Sasuke mit einem mulmigen Gefühl zur Schule. Immer und immer wieder geisterten die gestrigen Worte seines Vaters durch seinen Kopf.
 

‚Du bist es nicht wert, dass ich mein wertvolles Geld für dich und deine Bildung ausgebe.‘
 

Das… Sasuke hatte seine Worte nur missverstanden, oder? Sie sagten nicht das aus, wonach es klang, nicht wahr? Nein… Das war seinem Vater in seiner Wut nur herausgerutscht. Er hatte nicht wirklich…
 

Nervös vergrub Sasuke die Hände in den Hosentaschen, als das Schulgebäude in Sichtweite kam. Verdammt. Er hätte bei Naruto noch einmal einen Joint rauchen sollen, um seine Nerven zu beruhigen.
 

Aber der Blonde hatte noch gepennt, laut schnarchend und mit Sabber am Kinn, als Sasuke aufgestanden war, und ungefragt an seinen Vorrat zu gehen… Das konnte er ihm nach seiner Gastfreundlichkeit dann doch nicht antun.
 

Jetzt ärgerte er sich zwar, dass er sich nicht einfach ein Tütchen eingesteckt hatte, aber ändern konnte er die Tatsache nun auch nicht mehr. Vielleicht konnte er ihn ja nach der Schule überreden doch noch ein Tütchen für ihn zu bauen.
 

Der Idiot hatte eh ein viel zu weiches Herz, was Sasuke nur allzu gerne ausnutzte.
 

Er machte sich gerade auf den Weg zu seinem Klassenraum, 3-D im Obergeschoss, da legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter und ließ ihn erschrocken zusammenzucken.
 

Es war die Schulsekretärin: Shizune Yamano.
 

„Uchiha-san“, sagte sie überrascht. „Was machen Sie denn hier?“
 

Sasukes Herz wurde schwer wie Blei. Nein. Nein, das durfte nicht wahr sein.
 

Ihr Blick wurde traurig, mitfühlend. „Hat Ihr Vater Ihnen nicht gesagt, dass…?“
 

„Was?“, wollte Sasuke mit krächzender Stimme. „Was hat er mir nicht gesagt?“
 

„Oh, Uchiha-san…“ Sanft drückte Shizune seine Schulter. „Es tut mir leid. Ihr Vater hat gestern mit der Schule geredet und uns mitgeteilt, dass Sie nicht mehr-“
 

Das war genug. Mehr musste sich Sasuke nicht anhören. Mehr von dieser Schmach musste er nicht ertragen.
 

Also waren sie wirklich wahr gewesen. Seine Worte.
 

Sein Vater hatte ihn von der Privatschule abgemeldet.
 

Sasuke musste die preisgekrönte Kaisei Academy im Alter von 17 Jahren ohne Schulabschluss verlassen.
 

Gewaltsam riss er sich aus Shizunes Berührung los und verließ mit schnellen, stampfenden Schritte seine Schule- nein. Seine ehemalige Schule.
 

Wenn er ehrlich war, dann hatte Sasuke tatsächlich nicht damit gerechnet, dass sein Vater seine Drohung wahrmachen würde. Aber das hatte er.
 

Er hatte mal wieder bewiesen, dass er ein Monster war.
 

Das hieß, dass auch seine andere Drohung wahr sein musste.
 

Dass er Sasuke tatsächlich aus dem Haus geschmissen und auf die Straße gesetzt hatte.
 

Aber das war schon okay. Sasuke wollte eh nicht länger mit diesem Abschaum unter einem Dach leben.
 

Er war sogar froh, dass er ihn endlich los war und nie wieder sehen musste.
 

Dennoch fuhr er mit dem Bus nicht nach Shibuya, sondern nach Minato. Er musste schließlich noch ein paar Sachen packen, wie seine Klamotten und andere Habseligkeiten.
 

Vielleicht konnte er seinem Vater auch noch ein wenig Geld klauen. Fugaku war bis 18 Uhr arbeiten und es war gerade mal 8 Uhr morgens, also hatte er genügend Zeit, die Wohnung nach Wertgegenständen abzusuchen.
 

Und das tat er auch.
 

In das Arbeits- und Schlafzimmer seines Vaters kam er natürlich nicht hinein, weil beide Räume abgeschlossen waren. Sasuke versuchte zwar die Schlösser zu knacken, aber dafür war er dann doch nicht talentiert genug.
 

Dennoch konnte er um die 10.000 Yen finden, was zwar eine lächerlich geringe Summe war, aber trotzdem besser als nichts.
 

Als er seine Tasche fertig gepackt hatte, schmiss er ein paar der teuren Vasen im Wohnzimmer um und warf seinen Hausschlüssel in den Flatscreen-Fernseher. Irgendwie musste er seine Wut ja hinauslassen. Das war allerdings nicht allzu befriedigend.
 

Er brauchte etwas Lebendiges, an dem er seinen Zorn auslassen konnte. Dass er herumschubsen konnte.
 

Und Sasuke wusste auch schon ganz genau wer das perfekte Opfer dafür war.
 

Deswegen verlor er auch keine Zeit, als Naruto die Wohnungstür öffnete, und sprang ihn direkt an, um ihm einen Kinnhaken zu verpassen.
 

Naruto war zwar deutlich erschrocken von der plötzlichen Attacke, fing sich aber schnell wieder und schlug zurück. Eine Zeit lang rangelten sie tretend und schlagend auf dem Boden herum, bis Naruto die Oberhand gewann und Sasukes Handgelenke zu fassen bekam.
 

Er pinnte sie mit einem Knurren über Sasukes Kopf und rollte sich auf ihn, um ihn daran zu hindern sich zu bewegen und sich aus seinem Griff zu befreien.
 

Naruto atmete schwer; sein linker Kiefer war geschwollen und ein feines Rinnsal Blut lief aus einem seiner Nasenlöcher. „Was. Zur. Verfickten. Hölle. Bastard?!“
 

Doch Sasuke antwortete nicht und versuchte stattdessen, sich irgendwie aus Narutos eisernem Griff zu befreien. Aber es war unmöglich. Naruto war viel zu stark.
 

Sasuke sah ihm in die Augen. „Schlag mich“, befahl er. „Oder fick mich. Aber mach irgendetwas, damit es aufhört…!“
 

Narutos Mimik veränderte sich bei diesen Worten. Die Aggression wich aus seinen Zügen und wurde stattdessen mit etwas anderem ersetzt. Etwas Weichem.
 

Aber Sasuke wollte nicht weich. Er wollte hart. Er wollte grob. Er wollte schmerzhaft, er wollte…
 

„Irgendwas“, wisperte er mit gebrochener Stimme. „Bitte…“
 

Ganz langsam lockerte Naruto den Griff um seine Handgelenke, bis er sie schließlich komplett losließ. Sasuke bewegte sich nicht und ließ sie über seinen Kopf liegen. Er fühlte sich auf einmal so schrecklich müde. Viel zu müde, um irgendetwas zu machen, außer wie ein Häufchen Elend da zu liegen.
 

Behutsam streichelte Naruto seine Arme entlang, bis er bei Sasukes Gesicht ankam und dieses sanft zwischen seinen Händen hielt. Er lehnte sich so nah, dass ihre Stirnen leicht aneinander gepresst waren.
 

„Was ist passiert, Sasuke?“
 

Sasuke spürte ein unangenehmes Prickeln in den Augenwinkeln, also schloss er die Lider so fest, bis er bunte Farben sah und es wehtat. „Ich bin von der Schule geschmissen worden. Mein Vater hat mich von der Schule geschmissen.“
 

Narutos Atem auf seinen Lippen war warm und roch ganz fein nach Ramen. „Kann er das?“
 

Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. „Natürlich kann er das. Kaisei Academy ist eine verdammt teure Privatschule und wenn er nicht mehr zahlt, dann… Außerdem bin ich vorher schon auffällig gewesen, also sind die bestimmt froh, mich endlich loszuwerden.“
 

„Scheiße“, sagte Naruto. Vorsichtig begann er mit den Daumen über Sasukes Wangenknochen zu reiben. Es fühlte sich seltsam an, irgendwie. Als hätte Sasuke solch eine zärtliche Berührung nicht verdient. Andererseits fühlte es sich aber auch viel zu gut an, um Naruto zu befehlen damit aufzuhören.
 

„Und jetzt?“
 

Sasuke lachte bitter. „Keine Ahnung“, gab er zu und fletschte die Zähne. „Das ist noch nicht mal alles, er hat mich permanent aus seinem Haus geschmissen. Er hat mich auf die Straße gesetzt. Seinen eigenen Sohn.“
 

Naruto schwieg für einen Moment. Wahrscheinlich wusste er nicht, was er sagen sollte und war geschockt, dass Sasukes Vater tatsächlich so ein Arschloch war. Sasuke konnte es ihm nicht verübeln.
 

Als das Schweigen zu lange anhielt, schlug Sasuke schließlich die Augen auf. Naruto war ihm so nah, dass er seine Konturen nur ganz unscharf erkennen konnte.
 

Ihre Blicke trafen sich. „Du kannst solange bei mir wohnen“, sagte Naruto und biss sich auf die Unterlippe. „Bis du einen Job gefunden hast und dir eine eigene Wohnung leisten kannst.“
 

Abermals musste Sasuke lachen. „Ich hab keinen Abschluss, Naruto. Nur den von der Mittelschule. Wie soll ich ohne Oberschul-Abschluss einen anständigen Beruf finden?“
 

„Keine Ahnung.“ Naruto zuckte schwach mit den Schultern. „Wir können ja mal im Internet gucken?“
 

„Tsk“, machte Sasuke nur.
 

Naruto betrachtete ihn. „Alles wieder okay?“, fragte er sanft nach.
 

Sasuke biss sich auf die Unterlippe und atmete langsam und tief aus. „Ja.“ Als er Narutos Lächeln sah, rutschte ihm sogar noch ein „Danke“ hinterher.
 

„Heh, wofür?“ Grinsend rieb sich Naruto das Blut von der Nase. „Dafür, dass du mich verprügeln konntest? Bitte, schätz ich.“
 

Augenrollend schubste Sasuke ihn von sich und richtete sich in eine sitzende Position auf. „Du hast auch ein paar gute Schläge verteilt, also stell dich nicht so an.“
 

„Stimmt auch wieder.“ Naruto stand auf und hielt ihm die Hand hin.
 

Sasuke nahm sie an und ließ sich hochziehen. „Ich hab meinem Vater etwas Geld klauen können“, sagte er und holte seine Tasche, die immer noch im Flur vor Narutos Apartment lag. „Es ist nicht allzu viel, aber besser als nichts.“
 

„Gut so. Das hat der Wichser verdient.“ Naruto grinste ihn an und reckte den Daumen in die Höhe. „Eigentlich solltest du froh sein. Dass du ihn jetzt los bist, mein ich.“
 

„Bin ich auch“, sagte Sasuke und ließ sich mit dem Rücken aufs ungemachte Bett fallen. „Mich kotzt nur an, dass er die Macht hat über meine Zukunft zu entscheiden.“
 

„Das ist natürlich echt scheiße…“
 

„Hn“, grunzte Sasuke und richtete sich auf den Ellbogen auf. „Wo soll ich schlafen?“
 

„Öhm.“ Naruto kniff ein Auge zusammen und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich denke nicht, dass ich dir das Sofa zumuten kann. Dafür ist es zu unbequem. Aber viel länger hält das mein alter Rücken auch nicht mehr aus.“
 

„Mmh.“ Sasuke befeuchtete sich die Lippen und legte den Kopf schief. „Wir können uns das Bett ja teilen“, schlug er vor und ignorierte dabei das Kribbeln, das sich bei diesem Gedanken in seinem Bauch ausbreitete.
 

Es war kein Gefühl der Erregung, nicht ganz, aber es war… ähnlich. Es war schwer einzuschätzen und zu beschreiben, ignorieren war da um einiges einfacher.
 

Skeptisch zog Naruto eine Augenbraue in die Höhe. „Kann ich wirklich mit dir in einem Bett schlafen ohne vergewaltigt zu werden?“
 

Sasuke schmunzelte ihn an. „Man kann die Willigen nicht vergewaltigen, Naruto.“
 

„Eh, davon wüsste ich aber.“ Nachdenklich rieb sich Naruto das Kinn und blickte mehrmals zwischen Sasuke und dem Bett her. „Warum nicht?“, meinte er schließlich und zuckte mit den Schultern. „Aber Achtung, ich kann im Schlaf ziemlich… anhänglich sein.“
 

„Oh? Vielleicht sollte ich ja dann Angst haben, dass du mich vergewaltigst?“
 

„Man kann die Willigen nicht vergewaltigen“, äffte Naruto ihn nach und streckte frech die Zunge raus.
 

Sasuke warf ihm einen bösen Blick zu. „Ich muss gestehen, dass ich… neugierig bin“, gab er zu und krallte die Finger locker in die widerlich orangene Bettdecke. Falls er hier für längere Zeit wohnen würde, dann mussten sie sich unbedingt Bettwäsche in einer anständigen Farbe zulegen.
 

„Ach?“ Naruto setzte sich auf die Armlehne des Sofas und fing an mit den Füßen hin- und herzuschaukeln. „Weswegen?“
 

Sasuke leckte sich über den Mundwinkel. „Betreffend deines Liebeslebens.“
 

„Waah…?“ Naruto lachte verdutzt und kratzte sich an der Wange. Er wirkte auf einmal etwas verlegen. „Da gibt’s nichts wirklich Spannendes zu berichten.“
 

„Hn“, machte Sasuke und verengte die Augen. „Warum machst du dann so ein Geheimnis daraus? Oder machst du gern einen auf… mysteriös?“
 

Naruto musste erneut lachen. „Nicht wirklich, nee. Öh, ich schätze, dass ich einfach ein… sehr privater Mensch bin? Private Dinge halte ich eben auch privat. Deswegen bin ich auch in keinen sozialen Netzwerken unterwegs, das ist mir irgendwie… Weiß nicht, unangenehm?“
 

„Hm. Ich dachte schon, du wärst vielleicht insgeheim eine Jungfrau.“ Der Gedanke war Sasuke tatsächlich mehrmals gekommen. Es war ein durchaus… erregender Gedanke. Dass Naruto so viel älter als er war, aber dennoch weniger oder sogar gar keine Erfahrungen hatte.
 

„Das hätte dir gefallen, huh?“ Amüsiert verdrehte Naruto die Augen. „Aber nope. Sorry, da muss ich dich enttäuschen.“
 

„Hn. Verhalten tust du dich die meiste Zeit über dennoch wie eine Jungfrau.“
 

Naruto hob eine Augenbraue. „Warum? Nur, weil ich nicht andauernd darüber rede wie du? Ich mag halt bedeutungsvollen Sex. Ich mag keine gefühlslosen Ficks.“
 

„Also magst du Blümchensex.“ Sasuke gab ein Schnauben von sich. Das hätte er eigentlich erwarten können.
 

„Das hab ich nie gesagt. Bedeutungsvoll heißt nicht automatisch gleich Blümchensex.“ Naruto warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „So etwas hast du bis jetzt nie gehabt, huh?“
 

„Nein.“ Sasuke verzog das Gesicht, als würde der bloße Gedanke daran ihn anekeln. „Ich kann mit Gefühlen nicht viel anfangen.“
 

Naruto sah ihn lange an, dann atmete er hörbar aus der Nase aus und drehte den Kopf zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen. „Ich weiß“, sagte er leise.
 

Sasuke gab ein Summen von sich. „Ich weiß immer noch nicht, ob du überhaupt auf Kerle stehst oder nicht. Was deine sexuelle Orientierung ist.“
 

„Ah ja, ich erinnere mich. Das hattest du mich bei unserem ersten Treffen schon gefragt, huh?“
 

„Das war nicht unser erstes Treffen“, erwiderte Sasuke und zog die Augenbrauen zusammen. „Unser erstes Treffen war bei Yahikos Party. Ich hab dich am nächsten Morgen gefragt.“
 

„Meh, mein ich doch. Aber süß, irgendwie, dass du mich deswegen korrigierst, hehe. Wie eine beleidigte Freundin oder so. Weißt du, du machst immer einen auf Oberarschloch, aber dann haust du zwischendurch so… super süße Dinge heraus. Wie gerade.“ Naruto grinste ihn fies an. „Deine Fassade bröckelt langsam. Ich wusste doch, dass du insgeheim ein lieber Kerl bist!“
 

„Halt die Klappe!“ Sasuke verengte die Augen. Er war nicht lieb, verdammt! Und besonders nicht süß! Wahrscheinlich brachte der Idiot ihn mit Absicht so aus der Fassung in der Hoffnung, dass Sasuke ihr ursprüngliches Gesprächsthema fallen lassen würde. Tsk, als ob er so leicht zu manipulieren sei! Nicht mehr!
 

„Wechsel nicht das Thema. Also?“
 

„Also was?“
 

Sasuke knirschte mit den Zähnen. Dieser Kerl… Das tat er doch definitiv mit Absicht! „Hattest du schon einmal etwas mit einem Kerl?“
 

„Achso, ähm…“ Naruto biss sich auf die Unterlippe und blickte wieder aus dem Fenster. „…Ja. Hatte ich.“
 

Aus irgendeinem Grund beschleunigte sich Sasukes Herzschlag bei dieser Antwort. „Oh?“
 

„Mhmh“, summte Naruto und krallte die Finger ins Polster des Sofas.
 

„War’s gut?“
 

Naruto spannte den Kiefer leicht, aber dennoch sichtbar an. „…Ja.“
 

„Hmm. Wann war das?“
 

„… Ist schon etwas länger her.“
 

„Und wie lange genau?“
 

Naruto seufzte. „Sag mal, merkst du nicht, dass ich nicht darüber reden will oder ist es dir einfach nur egal?“
 

Und dahin war Sasukes gute Laune. „Wieso willst du nicht darüber reden? Konntest du es ihm nicht richtig besorgen?“
 

Naruto presste die Lippen zusammen. „Hör auf. Du wirst immer sofort beleidigend und gemein, wenn etwas nicht nach deiner Nase läuft.“
 

„Warum beantwortest du dann nicht einfach meine Frage, dann muss ich auch nicht ‚beleidigend‘ und ‚gemein‘ werden!“, war Sasukes geknurrte Antwort.
 

„Weil ich eben nicht immer über alles reden will!“ Naruto verschränkte die Arme vor der Brust. „Du möchtest ja auch nicht mit mir über alles reden und das akzeptier ich. Ich verhalt mich dann nicht so kindisch wie du!“
 

„Oh ja“, erwiderte Sasuke sarkastisch. „Weil du dich ja auch so reif und erwachsen mit deinen 23 Jahren verhältst.“
 

Naruto zog die Mundwinkel nach unten. „Reifer als du verhalte ich mich allemal, aber das scheint ja auch keine große Kunst zu sein... Verdammt.“ Stöhnend rieb er sich das Gesicht. „Ich will mich nicht andauernd mit dir streiten, Sasuke, aber ich mag diese Charaktereigenschaft an dir echt überhaupt nicht.“
 

„Stimmt ja…“ Sasuke schmunzelte ihn süffisant an. „Ich hab laut dir ja einen hässlichen Charakter.“
 

„Du hast zum Teil wirklich sehr hässliche Charakterzüge an dir, aber das wirst du ja wohl selbst wissen.“
 

„Vielleicht find ich meinen Charakter ja so gut, wie er ist?“
 

Seufzend stand Naruto auf. „Genau so etwas mein ich. Ugh. Ich geh raus, ich brauch etwas frische Luft“, teilte er mit und zog sich einen weißen Hoodie über. „In der Küche ist noch etwas Ramen, falls du Hunger hast. Ich bin in einer halben Stunde oder so wieder da.“
 

„Ja… Zieh nur den Schwanz ein und renn vor unserem Gespräch davon. Wirklich sehr erwachsen, Naruto.“
 

Naruto warf ihm über seine Schulter hinweg einen bösen Blick zu. „Du kannst einem echt den letzten Nerv rauben“, sagte er. „Ich weiß manchmal gar nicht, wieso ich so geduldig mit dir bin. Am Ende werde ich ja doch immer nur angeschnauzt.“
 

Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich. Leise. Er knallte sie nicht zu und irgendwie machte das Sasuke nur umso wütender.
 

„Tsk.“ Mit einem genervten Geräusch legte er sich zurück aufs Bett und schloss die Augen.
 

Er und Naruto. In einer kleinen Wohnung. Vierundzwanzig Stunden am Tag aufeinander hockend.
 

Sasuke war echt gespannt, was in den nächsten Tagen und (eventuell) Wochen noch so passieren würde.

 

~ xXx ~
 

Das Leben mit Naruto war überraschend… häuslich. Fast schon langweilig.
 

Klar, sie hatten zwar noch regelmäßig, eigentlich sogar so gut wie täglich, ihre Streitereien, aber die legten sich schnell wieder, da Naruto im Gegensatz zu Sasuke nicht allzu nachtragend war.
 

Aber davon abgesehen…
 

Naruto schien außer ihm keine Freunde zu haben, weswegen er den ganzen Tag zuhause herumhockte. Ab und an verließ er zwar das Haus, um seine Kunden zu bedienen, aber ansonsten verbrachten er und auch Sasuke die meiste Zeit vor der Glotze.
 

Entweder Anime guckend oder Videospiele zockend.
 

Es war also ziemlich langweilig und ereignislos, aber das hieß nicht unbedingt, dass es schlecht war.
 

Sasuke genoss sogar die Ruhe und die Tatsache, dass ihm niemand mehr vorschreiben konnte, wann er im Bett zu liegen hatte.
 

Es fühlte sich ein wenig wie Ferien an. Den halben Tag im Bett liegen, Junkfood fressen und dann bis in die Puppen vorm Fernseher hocken.
 

Aber apropos Ferien… Schule war wohl das größte Streitthema zwischen ihnen, weil sie sich bei diesem Aspekt einfach nicht einig werden konnten.
 

„Ich versteh dich einfach nicht, ey.“ Frustriert rollte Naruto die Zeitung zusammen und schlug Sasuke damit auf den Kopf. „Du musst endlich mal entscheiden, was du willst. Abschluss nachholen oder arbeiten gehen.“
 

Knurrend schlug Sasuke ihm die Zeitung aus der Hand. In diesem Drecksblättern hatte eh nichts Sinnvolles gestanden. Als ob Sasuke seine wertvolle Zeit für etwas solch Banales wie Zeitungsaustragen opfern würden, tsk! Für wen hielt Naruto ihn eigentlich?!
 

„Ist doch nicht meine Schuld, dass nur so scheiß Jobs angeboten werden!“
 

„Wenn du mit den Jobangeboten für den mittleren Schulabschluss nicht zufrieden bist, dann geh im April auf die nächste Oberschule um dort deinen Abschluss nachzuholen!“
 

Sasuke knirschte mit den Zähnen. „Weißt du, wie peinlich das ist?!“, fuhr er ihn an. „Mit 18 in einer Klasse voller Fünfzehnjähriger zu hocken?!“
 

Naruto sah ihn ungläubig an. „Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein“, murmelte er fassungslos. „Du schämst dich, weil du ein paar Jährchen älter bist als der Rest?! Das ist doch überhaupt nicht schlimm!“
 

„Natürlich ist es das! Ich bin nicht nur Irgendjemand, Naruto. Ich bin Sasuke Uchiha! Ich hab eine bekannte Familie!“
 

„Na und?“ Naruto legte den Kopf schief. „Du hast die Verbindung zu der Familie und dem Namen Uchiha getrennt. Du bist jetzt ein eigener, freier Mensch, oder nicht?“
 

„Trotzdem heiße ich immer noch Uchiha mit Nachnamen und so lange ich diesen Namen trage, werde ich immer verurteilt werden.“
 

„Dann such dir jemanden, den du heiraten kannst“, scherzte Naruto, „und nehm seinen Nachnamen an.“
 

Sasuke warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Wen denn?“, fragte er ausdruckslos nach. „Etwa dich? Sasuke Uzumaki?“
 

„Mmmh, das geht doch runter wie Öl, oder?“ Naruto grinste ihn an und pikste ihn mit einem Lachen in die Wange. „Aber nee, ernsthaft. Ohne das als Beleidigung zu meinen, aber ich denke, du schätzt dich viel… uh, wichtiger ein, als du wirklich bist. Ich denke nicht, dass dich jeder auf Schritt und Tritt beobachten wird, nur, weil du ein Uchiha bist.“
 

Sasuke musste lachen. Es war fast schon niedlich, wie naiv und gutgläubig Naruto doch war.
 

„Also ich bin ja dafür, dass du es doch noch mal mit der Oberschule versuchst“, meinte Naruto. „Ich mein, ich ärger mich inzwischen, dass ich nach der Mittelschule nicht weitergemacht habe. Jetzt bin ich auch zu alt, um mich nochmal auf einer Oberschule anzumelden. Aber du… Du bist doch noch im passenden Alter! Außerdem, wer weiß, vielleicht musst du ja nicht wieder in der ersten Klasse anfangen sondern kannst direkt in die dritte.“
 

„Hn“, sagte Sasuke nur, wenig interessiert daran ein Gespräch weiterzuführen, das sie jeden verdammten Tag führten. „Ich hab Hunger. Haben wir noch irgendetwas anderes da außer Ramen?“
 

„Öh, glaub nicht, nee.“
 

Na super. Sasuke verdrehte die Augen und stand auf. „Dann lass uns einkaufen gehen. Ich hab Hunger auf etwas Richtiges.“
 

Auch Naruto erhob sich und schlüpfte in seine Chucks. Es waren die orangen, auf denen sich Sasuke vor einer gefühlten Ewigkeit übergeben hatte. Obwohl sie immer noch einen sehr… seltsamen Geruch von sich gaben, schien Naruto sehr an ihnen zu hängen und zog sie fast täglich an.
 

Aus irgendeinem Grund gefiel das Sasuke. Sehr.
 

„Was ist denn für dich ‚etwas Richtiges‘?“, wollte er amüsiert wissen. „Außer pampigen Reis und Eintöpfen essen wir doch kaum was Anderes.“
 

Sasuke streifte sich seinen Mantel über und knöpfte ihn zu. „Ich will Sushi.“
 

„Sushi?!“ Naruto fielen fast die Augen heraus. „Weißt du, wie teuer der Scheiß ist? Und es sättigt nicht mal wirklich!“
 

„Na und?“, erwiderte Sasuke seelenruhig. „Ich will trotzdem Sushi.“
 

„Oh Mann.“ Stöhnend öffnete Naruto sein Portmonee um abzuchecken, wie viel Geld sie für diesen Monat überhaupt noch zur Verfügung haben. „Du bist unmöglich.“
 

Sasuke schmunzelte ihn an. „Trotzdem wolltest du mich heiraten.“
 

„Oh Gott, ey. Bloß nicht!“ Lachend stopfe Naruto den Geldbeutel in seine Gesäßtasche und schubste Sasuke mit der Hüfte in Richtung Tür. „Du wärst eine schreckliche Hausfrau. Es ist eh schon schlimm genug, dass du absolut nichts im Haushalt machst und mir alles aufdrückst. Also ja. Schreckliche Hausfrau.“
 

„Das stimmt“, gab Sasuke zu. „Ich bin ja schließlich auch ein Mann.“
 

„Und vor allem bist du ein Besserwisser“, meinte Naruto und schloss die Haustür hinter ihnen ab. „Und jetzt Abmarsch.“
 

Sie hatten Glück, dass in der Nähe ihrer Wohnung ein Supermarkt war, den sie innerhalb von fünf Minuten zu Fuß erreichen konnten. Sie waren beide nämlich ziemlich süchtig nach Cola, weswegen ein kurzer Weg zum Schleppen mehrerer Flaschen durchaus angenehm war.
 

Sasuke bestand natürlich weiterhin auf sein Sushi, sodass nicht mehr allzu viel Geld für weitere Beschaffungen übrig blieb. Neben dem Sushi holten sie noch zwei Dosen Eintöpfe, zwei Flaschen Cola und eine Packung Kekse.
 

„Wow, ich bin stolz darauf, wie gesund wir uns ernähren“, sagte Naruto mit einem Grinsen, als sie ihre Einkäufe in zwei Taschen verteilten.
 

„Sushi ist zumindest gesünder als den Fraß, den wir sonst immer essen“, erwiderte Sasuke schulterzuckend.
 

„Meh“, machte Naruto und schloss den Reißverschluss seiner Jacke. „Ich schätze.“
 

Auch Sasuke knöpfte seinen Mantel zu. Es war inzwischen Mitte November und die Temperaturen dementsprechend niedrig. Wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken durfte, dann sollte es in den nächsten Tagen sogar schneien. Im Herbst!
 

Ugh. Sasuke hasste Schnee.
 

Als sie beide schließlich warm genug verpackt waren, wagten sie sich hinaus in die Eiseskälte. Sasuke verzog sofort grimmig das Gesicht, als der Wind seine sorgfältig gestylte Frisur versaute, während Naruto sein Gesicht bibbernd hinter dem Kragen seiner Jacke versteckte.
 

„Lass uns einen Zahn zulegen“, sagte er, „sonst erfrier ich noch!“
 

Sasuke brummte zustimmend.
 

Sie waren fast beim Hochhaus angekommen, da hörte Sasuke es plötzlich: Ein leises, verzweifeltes Zwitschern. Suchend sah er sich um, bis er mitten auf dem Gehweg ein kleines, grünes Etwas sah.
 

„Warte mal“, sagte er an Naruto gewandt und hielt ihn an der Jacke fest. „Da liegt was.“
 

„Huh?“, machte Naruto nur verwirrt, folgte ihm aber.
 

Als sie nah genug dran waren, erkannte Sasuke schließlich, was dieses grüne Etwas war: Es war ein Vogel.
 

Ein Japanbrillenvogel.
 

Vorsichtig legte Sasuke seine Einkaufstüte ab und ging vor dem Vogel in die Hocke. Irgendetwas schien mit ihm nicht in Ordnung zu sein, sonst würde er nicht pausenlos Zwitschern und hier auf dem Asphalt herum liegen.
 

Lange suchen musste Sasuke nicht, bis er bemerkte, dass sein rechter Flügel in einem seltsamen, unnatürlichen Winkel abstand.
 

„Oh nein“, sagte Naruto und kniete sich neben Sasuke hin. „Das arme Vögelchen. Was hat es?“
 

„Ich glaub, sein Flügel ist gebrochen.“ Ganz langsam und vorsichtig nahm Sasuke den Vogel in seine Hand. Sein Piepen wurde lauter, verzweifelter, als er Sasuke mit schwarzen Knopfaugen anstarrte. „Keine Angst“, murmelte Sasuke beruhigend und streichelte ihm vorsichtig über das Köpfchen. „Ich will dir nur helfen.“
 

Er war zwar vielleicht ein Arschloch, das Menschen hasste, aber für Tiere hatte er schon immer eine Schwäche gehabt. Das musste er von seiner Mutter haben. Sie hatte Tiere auch über alles geliebt. Selbst für Insekten, bei denen andere Frauen sofort angefangen hätten zu kreischen, hatte sie immer ein Herz gehabt.
 

Naruto schwieg, als Sasuke behutsam auf den Vogel einredete, und stützte das Kinn auf seiner Schulter ab. Das war etwas, was der Blonde generell in letzter Zeit immer öfter tat: Körperkontakt suchen.
 

Anfangs hatte sich Sasuke noch dagegen gewehrt. Er war schließlich keine Berührungen gewohnt, die nicht in Sex endeten. Aber er musste zugeben, dass es vielleicht gar nicht so übel war, wenn Naruto den Arm um seine Schulter schlang.
 

Selbst seine berühmt-berüchtigten Bärenumarmungen konnten durchaus ihren… Charme haben. Aber das würde Sasuke natürlich nie laut zugegen. Er hatte schließlich einen Ruf zu verlieren!
 

„Heh. Irgendwie sieht er mit der Frisur ein bisschen aus wie du“, kommentierte Naruto mit einem frechen Grinsen.
 

„Halt die Schnauze.“
 

Naruto lachte. „Was machen wir jetzt mit dem Vögelchen?“, wollte er wissen und betrachtete es. Es schien immer noch Angst zu haben, allerdings nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor einigen Minuten. „Ich mein, wir können ihn nicht einfach so hier liegen lassen, oder?“
 

Nein, das war definitiv keine Option. Sie hatten eh Glück, dass sie ihn gefunden hatten, bevor ein unachtsamer Fußgänger auf ihn herauf getreten war oder er das Opfer einer Katze wurde.
 

„Wir könnten einen Gips für seinen Flügel bauen“, schlug Sasuke vor. „Das hab ich als Kind öfter gemacht.“
 

„Echt?“ Naruto betrachtete ihn überrascht. „Das hätte ich nicht erwartet.“
 

„Hn.“
 

Narutos Blick wurde spitzbübisch. „Ich wette, du bist ein mega süßes und liebes Kind gewesen, heh.“
 

„Und jetzt bin ich ein Arschloch.“
 

„Eh, du hast dich gebessert“, meinte Naruto und pikste ihm in die Seite. „Jetzt bist du nur noch ein Arsch.“
 

„Wow“, erwiderte Sasuke tonlos. „Das freut mich.“
 

Naruto pikste ihn erneut. „Also? Nehmen wir unseren gefiederten Freund mit nachhause, um ihn gesund zu pflegen?“
 

Sasuke nickte und streichelte behutsam über die Brust des Japanbrillenvogels. Inzwischen schien er zu wissen, dass sie keine Bedrohung für ihn waren, und hielt still. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete er Sasuke, bevor er plötzlich ein Geräusch von sich gab, das an das Gurren einer Taube erinnerte.
 

Sasuke lächelte.  
 

„… Heh. Süß“, sagte Naruto.
 

Sasuke dachte, dass es dem Vogel galt, doch als er den Kopf drehte bemerkte er, dass Naruto ihn mit hochgezogenen Mundwinkeln ansah, ein sanfter Ausdruck in den Augen.
 

„Was“, brummte Sasuke, plötzlich geniert und fummelte an dem Kragen seines Mantels herum. „Guck nicht so blöd, Idiot.“
 

„Ich wusste gar nicht, dass du so… liebevoll und sorgsam sein kannst“, gestand Naruto, immer noch dieses dämliche Lächeln auf den Lippen. „Aber das gefällt mir. Das ist eine überraschend niedliche Seite an dir. Genau wie dein Lächeln.“
 

Er tippte mit dem Zeigefinger Sasukes nach unten hängenden Mundwinkel an und schob ihn hoch. „Du solltest öfter lächeln, das steht dir echt gut.“
 

„Und du solltest weniger Scheiße labern“, zischte Sasuke und stand schnell auf. „Sonst werde ich dir mal etwas brechen.“
 

Naruto lachte daraufhin nur.

 

~ xXx ~
 

Je mehr Zeit er mit Naruto verbrachte, desto mehr veränderte sich Sasuke. Es war ein schleichender Prozess gewesen, der ihm anfangs nicht einmal selbst aufgefallen war.
 

Zuerst hatte er sich eingeredet, dass er das alles nur tat, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Er wohnte schließlich seit knapp zwei Monaten schon umsonst bei Naruto, ohne auch nur einen Yen dafür zu zahlen.
 

Naruto gab sein verdientes Geld aus, nur, damit Sasuke sein geliebtes, überteuertes Sushi haben konnte.
 

Also hatte Sasuke damit angefangen, auch etwas für Naruto zu tun. Er machte seine Wäsche (zumindest manchmal), räumte die Bude auf und ab und an versuchte er sogar für ihn zu kochen.
 

„Wir müssen gar nicht heiraten“, hatte Naruto vor einigen Tagen gemeint, als er sich die viel zu weich gewordenen Nudeln in den Mund schob. „Inzwischen bist du auch so schon die perfekte Ehefrau. Meine Ehefrau, heh.“
 

„Ehemann“, hatte Sasuke ihn daraufhin verbessert. „Ich bin immer noch ein Mann. Und jetzt iss, damit du aufhören kannst so eine Scheiße zu labern.“
 

Aber irgendwann hatte Sasuke gemerkt, dass er es nicht tat um sich zu revanchieren. Sondern, weil er ein besserer Mensch sein wollte.
 

Für Naruto.
 

Er hatte zwar immer noch seine Wutanfälle und sie hatten sich letzte Woche erst wieder geprügelt, aber dennoch war Naruto eine Art… Ruhepol für ihn war. Was eigentlich hätte Quatsch sein müssen, weil Naruto dafür viel zu aufgedreht war, aber dennoch fühlte sich Sasuke in seiner Gegenwart viel ruhiger.
 

Er hatte nicht einmal mehr das Bedürfnis Speed zu nehmen. Ganz abgesehen davon, dass er von der Droge eh immer dauergeil wurde, was nicht nur für ihn ziemlich unangenehm war, sondern auch für Naruto.
 

Sasuke hätte zwar rausgehen und mit fremden Kerlen schlafen können, aber irgendwie… gefiel ihm der Gedanke nicht. Er hatte es mal versucht, ganz am Anfang ihrer Wohngemeinschaft.
 

Einmal mit Yahiko, was aber ehrlich gesagt eher eine... Kurzschlussreaktion gewesen war. Um Dampf abzulassen. Allerdings hatte es sich aber nicht mehr so gut angefühlt wie damals, vor Naruto...
 

Und dann waren er und Naruto auch einmal zusammen feiern gewesen und da war dieser... Kerl. Sasuke hatte eine Zeit lang mit ihm rumgemacht. Er hatte wirklich verdammt gut ausgesehen, deutlich besser als Naruto, aber irgendetwas... hatte gefehlt. Seine Nase war zu groß. Die Lippen zu voll. Das Haar nicht hell genug.
 

Es war unbefriedigend gewesen, also war er gefrustet zurück zu Naruto an die Bar gegangen.
 

„Was ist los?“, hatte Naruto ihn überrascht gefragt.
 

„Nichts. Mir ist nur bewusst geworden, dass ich etwas will, was ich nicht haben kann.“
 

Daraufhin hatte Naruto ihm ein trauriges Lächeln geschenkt. „Das kenn ich nur allzu gut.“
 

Sasuke hatte also Fortschritte gemacht.
 

Für Naruto.
 

Weil ihm sein Kommentar wegen seines hässlichen Charakters nicht mehr aus dem Kopf ging.
 

Sasuke wollte keinen hässlichen Charakter haben. Er wollte einen Charakter haben, mit dem er Naruto stolz machen konnte.
 

Es war erschreckend, diese plötzliche Realisierung. Sasuke hatte versucht sie abzustreiten und zu verdrängen, aber tief im Inneren wusste er, dass es stimmte.
 

Dass Naruto ihm allein durch seine Präsenz dabei half, ein besserer Mensch zu werden.
 

Ein Mensch, der Narutos Gegenwart würdig war.
 

Ein Mensch, auf den seine Mutter stolz sein würde.
 

Genau deswegen stand Sasuke nun auch in der Küche und versuchte Narutos Lieblingsessen zu machen, da hörte er plötzlich ein Poltern im Eingangsbereich. Erschrocken eilte er aus der Küche, nur, um einen blutigen Naruto auf dem Boden liegend vorzufinden.
 

„Fuck…!“ Fluchend kniete sich Sasuke neben ihm ihn und half ihm in eine sitzende Position zu kommen. „Was zur Hölle ist passiert?!“
 

„Nichts Schlimmes, keine Sorge.“ Naruto versuchte ihn zu beruhigen, erreichte damit aber eher das komplette Gegenteil, weil es Sasuke nur noch nervöser machte.
 

„Naruto. Was ist passiert?“
 

Seufzend rieb sich Naruto die blutige Nase. Er stöhnte schmerzerfüllt auf. „Ich bin überfallen worden. Gras und Portmonee haben die Wichser mir geklaut.“
 

„Scheiße.“
 

„Jepp. Kannst du laut sagen. Waren zwei Typen. Der eine ist sofort abgehauen, aber dem anderen hab ich wenigstens ein paar gute Tritte und Schläge verpassen können.“ Er grinste; Sasuke konnte das Blut auf seinen Schneidezähnen sehen.
 

„Braver Idiot“, schnaubte Sasuke und tätschelte ihm den Kopf. „Bleib hier sitzen, ich hol einen Waschlappen.“
 

Es war seltsam, jetzt mal die Rollen zu tauschen. Sasuke konnte nicht sagen, wie oft Naruto ihm nach einer Prügelei schon verarztet hatte. Viel zu oft zum Zählen.
 

Diesmal war es das erste Mal anders herum.
 

Naruto schien etwas Ähnliches zu denken, da er grinste, als Sasuke mit dem feuchten Waschlappen vor ihm in die Hocke ging. „Heh. Komisch, das mal aus dieser Position zu erleben.“
 

„Hm“, machte Sasuke und drehte sein Gesicht, um besser inspizieren zu können, wo er überall verletzt war. „Es tut ziemlich weh.“
 

„Hey“, beschwerte sich Naruto und zog einen Schmollmund, der sich schnell in eine schmerzerfüllte Grimasse umwandelte. „Ich bin immer sanft zu dir gewesen.“
 

Vorsichtig begann Sasuke damit, das zum größten Teil bereits getrocknete Blut abzuwischen. „Das stimmt“, gab er mit einem Murmeln zu.
 

Naruto lächelte ihn mit halbgeschlossenen Augen an. „Ist aber gar nicht mal so schlecht“, meinte er mit entspannter, leicht dösig klingender Stimme. „Wenn sich einer um dich sorgt.“
 

Sasuke wusste nicht, was er daraufhin sagen sollte, also schwieg er.
 

Als er einige Minuten später fertig war, fiel ihm auf, dass Naruto die Augen inzwischen vollständig geschlossen und auch schon seit längerer Zeit nichts mehr gesagt hatte.
 

„Hey. Pennst du?“
 

„Hrmmmmmpf“, machte Naruto und schlug schwerfällig das rechte Auge auf. „So halb.“
 

Sasuke presste die Lippen zusammen. „Ich war eigentlich am Kochen, bevor du reingekommen bist und mich so rüde unterbrochen hast.“
 

„Heh. Sorry. Aber ich bin ehrlich gesagt ziemlich müde“, gestand Naruto und gähnte einmal herzhaft, was seinem Kiefer zum Knacksen brachte. „Können wir das auch noch morgen essen?“
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Ich schätze schon. Ich hab’s ja noch nicht gekocht, ich bin noch beim Vorbereiten gewesen.“
 

„Hmmmmmm.“
 

Sasuke sah auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Eigentlich könnte er sich langsam auch schon einmal bettfertig machen. Sie waren beide schließlich viel zu früh durch einen lauten Feuerwehreinsatz aufgeweckt worden.
 

„Geh ins Bett“, sagte Sasuke und zupfte an einer der längeren blonden Ponysträhnen. „Aber geh dir vorher die Zähne putzen. Du hast alles voller Blut.“
 

Naruto schnappte sich seine Hand. „Danke“, sagte er und drückte sie.
 

Sasuke blickte auf ihre Hände. „Schon okay.“
 

„Nicht nur dafür, sondern... generell.“ Naruto sah ihn an. Er hatte solch einen seltsamen Ausdruck in den blauen Augen, dass sich Sasukes Bauch verknotete. Es war ein unangenehmes Gefühl, aber irgendwie auch... nicht.
 

Sasuke drehte den Kopf zur Seite. Eigentlich war er derjenige, der sich bedanken musste. Dafür, dass Naruto sein Geld für ihn ausgab. Dafür, dass er ihn nie rausgeschmissen hatte, egal, wie beschissen sich Sasuke auch benommen hatte.
 

Aber er konnte es nicht. Sasuke konnte einfach nicht Danke sagen. Dafür war er zu stolz.
 

Aber dafür konnte er es zeigen. Indem er nun im Haushalt half. Indem er sich um Naruto kümmerte. Es war nicht viel, aber hoffentlich dennoch genug um seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.
 

Das Gefühl von einem Paar trockener Lippen, das sich hauchzart auf seinen Handrücken presste, ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Entgeistert starrte er Naruto an, das Herz plötzlich schmerzhaft schnell in der Brust pochend.
 

Narutos Lächeln war klein, fast schon schüchtern.
 

Sasuke musste mehrmals schlucken, um seine trockene Kehle zu befeuchten. „Ich glaub, dein Gehirn hat einen Schaden bei der Prügelei davongetragen.“
 

Naruto brach in Gelächter aus. Wahrscheinlich war er es inzwischen gewohnt, dass Sasuke immer direkt beleidigend wurde, wenn er verlegen war und wusste dementsprechend, dass seine Worte nicht allzu ernst gemeint waren.
 

Tsk! Wie sollte Sasuke aber auch sonst reagieren, wenn Naruto so peinliche Dinge von sich gab?!
 

„Und jetzt geh endlich ins Bad und wasch dich.“
 

„Aye, aye, Captain!“
 

Eine gute halbe Stunde später lagen sie schließlich beide im Bett. Den Anflug von Müdigkeit, den Sasuke eben noch verspürt hatte, schien mit einem Mal weg zu sein und hinterließ stattdessen ein Gefühl der Entnervung bei ihm.
 

Naruto schien es da allerdings ähnlich zu gehen, da er sich viel zu viel herum wälzte dafür, dass er angeblich so todmüde war.
 

Sasuke trat ihm gegens Bein. „Hör auf damit. Das nervt.“
 

„Sorry.“
 

„Hn.“
 

Das Rascheln von Narutos Bettdecke war zu hören. Sie hatten vor einiger Zeit angefangen mit zwei Bettdecken zu schlafen, weil Naruto die einzige Decke irgendwann im Laufe der Nacht immer für sich allein beansprucht hatte.
 

„Ich schätze, ich bin doch nicht so müde, wie eben noch gedacht. Heh. Oops.“
 

„Oops“, wiederholte Sasuke tonlos.
 

Naruto pikste ihm in die Seite. „Und? Gibt’s irgendetwas Neues, was du mir zu erzählen hast?“
 

„Naruto.“ Amüsiert verdrehte Sasuke die Augen. „Du warst gerade mal ein paar Stunden weg. Davor haben wir uns den ganzen Tag gesehen.“
 

„In ein paar Stunden kann viel passieren“, meinte Naruto und zuckte mit den Schultern.
 

Normalerweise würde Sasuke ihm da vehement widersprechen, aber diesmal… Diesmal hatte der blonde Idiot nämlich Recht.
 

Sasuke hatte in den Stunden, in denen Naruto nicht da war, tatsächlich etwas gemacht. Das hatte er ihm eigentlich beim verspäteten Abendessen sagen wollen, aber daraus war ja leider nichts mehr geworden.
 

Er räusperte sich. „Genau genommen ist in der Zeit tatsächlich etwas passiert…“
 

„Echt?“ Hellhörig drehte sich Naruto auf die Seite. Sasuke konnte seinen Blick auf seinem Gesicht spüren, starrte selbst aber weiterhin stur auf die Decke. „Was denn? Was Gutes, hoffe ich?“
 

Plötzlich nervös zupfte Sasuke an der Bettdecke herum und ließ die Zunge mehrmals über seine Unterlippe gleiten. Erst, als Naruto ihn sanft anstupste, öffnete er den Mund: „Ich hab mit der Roppongi High School telefoniert.”
 

Er konnte hören, wie Naruto aufgeregt nach Luft schnappte. „Und, und, und?“
 

„Ich muss im Frühling eine Prüfung machen und wenn alles gut verläuft, dann kann ich im April dort anfangen. Im dritten Jahr.“
 

„Das sind ja fantastische News!“ Mit einem glücklichen Lachen schlang Naruto die Arme um Sasuke und zog ihn in eine halbe Umarmung. „Warum hast du mir nicht davon erzählt, dass du jetzt doch die Oberschule besuchen willst, du Arschie?!“
 

„Keine Ahnung“, murrte Sasuke. „Ich wollte dich überraschen, schätz ich.“
 

„Hah! Das ist dir definitiv gelungen!“ Grinsend vergrub Naruto das Gesicht in Sasukes Schulter. „Ich freu mich für dich, Sasuke. Ernsthaft. Das ist definitiv die richtige Entscheidung gewesen.“
 

„Ich weiß“, nuschelte Sasuke, plötzlich verlegen. Er gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
 

„Autsch!“, beschwerte sich Naruto sofort beleidigt. „Wofür war das?“
 

Sasuke befeuchtete sich die Lippen. „Dafür, dass du mir heute so einen Schrecken eingejagt hast. Es ist schlimm genug, dass ich mich jetzt auch noch um den Haushalt kümmern muss. Da hab ich keine Zeit, mich auch noch um dich zu sorgen.“
 

„…Heh.“ Mit einem schüchternen Lachen ließ ihn Naruto los, um sich stattdessen auf den Rücken zu rollen. „Sorry. Wird nicht mehr vorkommen.“
 

„Gut, und jetzt sei leise, ich will schlafen.“
 

„Okaaaay. Gute Nacht, Sasuke.“
 

„Hn. Nacht.“

 

~ xXx ~
 

Lange leise blieb Naruto allerdings nicht.
 

Es war ein lautes, im ersten Moment undefinierbares Geräusch, das Sasuke aus dem Schlaf aufschrecken ließ.
 

Er lauschte mit schnell klopfendem Herzen für einige Sekunden, dann ertönte es wieder.
 

Es war gedämpft, aber dennoch deutlich erkennbar: Ein Schluchzen.
 

Ugh. Wie ätzend.
 

Irritiert wollte Sasuke ihn anfahren leise zu sein, weil er schlafen wollte, da registrierte er erst richtig, was das Geräusch zu bedeuten hatte.
 

Ein Schluchzen… Hieß das… dass Naruto etwa gerade… weinte?
 

Mit schweren, müden Augen hievte sich Sasuke in eine sitzende Position und blickte zur Seite.
 

Naruto saß mit angewinkelten Beinen neben ihm, das Gesicht in seinen Knien vergraben.
 

Sasuke biss sich auf die Unterlippe und legte ihm behutsam eine Hand auf die zitternde Schulter.
 

„Naruto?“
 

Der Angesprochene zuckte heftig zusammen. „F-Fuck“, fluchte er mit belegter Stimme und hob den Kopf, um sich mit dem Arm grob über die Augen zu reiben. „Sorry. I-Ich wollte dich nicht wecken.“
 

Verdammt. Sasuke konnte es nicht ertragen, Naruto so zu sehen. Ihn einmal weinen zu sehen und auch noch der Grund dafür gewesen zu sein war schlimm genug. Aber er hatte auch keinen blassen Schimmer, was er machen sollte. Er war nicht gut in solchen Sachen, hatte noch nie zuvor in seinem Leben jemanden getröstet. Oder überhaupt das Bedürfnis gehabt, jemanden trösten zu wollen.
 

Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihn als Kind immer getröstet hatte und begann etwas unbeholfen damit, Naruto über den Rücken zu streicheln. „Schon okay“, murmelte er.
 

Naruto lächelte schwach und zog geräuschvoll die Nase hoch. „Danke“, sagte er. „… Heh. Das hat meine Ma auch immer gemacht. Schon komisch, dass es mich jetzt beruhigt, obwohl ich eben noch einen schrecklichen Traum über sie hatte…“
 

„Über deine Mutter?“, fragte Sasuke nach und ignorierte dabei, wie sehr das Gespräch über Mütter doch nach all der Zeit immer noch schmerzte.
 

„Mhmh“, summte Naruto leise. „Sie… Sie ist vor vielen Jahren gestorben, weißt du.“
 

„…Oh.“ Sasuke stoppte abrupt mit allen Bewegungen. Narutos Mutter… war tot? Das hatte er nicht gewusst…
 

„Das Mädchen mit den roten Haaren“, erzählte Naruto weiter. „In dem Bilderrahmen. Das ist sie.“
 

Sasuke schwieg. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Narutos Mutter tot war. Dass sie das gleiche Schicksal teilten. Es war… surreal, irgendwie.
 

Sasuke hatte sich immer so allein gefühlt, dabei hatte Naruto genau dasselbe durchmachen müssen.
 

„Ich hab dir doch erzählt, dass ich eine ziemlich beschissene Zeit hinter mir hab und… ähm, ja, das hatte mit dem Tod mit meiner Mutter zu tun. Ich bin danach so… wütend gewesen, weißt du. Auf alles. Auf jeden. Wieso musste Gott sie mir nur wegnehmen? Den einzigen Menschen, dem ich etwas bedeutet habe und der mir ebenfalls so unglaublich viel bedeutet hat?“
 

Je mehr Naruto sprach, desto mehr schnürte es Sasuke die Kehle zu. Naruto beschrieb genau das, was Sasuke immer gefühlt und gedacht, sich aber nie getraut hatte laut auszusprechen. Gedanken, die er immer von sich geschoben und stattdessen mit Wut ersetzt hatte.
 

Wut auf alles.
 

Wut auf jeden.
 

Naruto beschrieb haargenau das, was Sasuke seit den letzten zwei Jahren durchmachen musste.
 

Was er schon so lange jemanden anvertrauen wollte, sich aber nie getraut hatte.
 

Weil er seine eigenen Gefühle nicht konfrontieren konnte. Nicht konfrontieren wollte.
 

„Hey…“ Narutos Fingerspitzen, die so unglaublich sanft seine Wange berührten, ließen ihn zusammenzucken. „Alles in Ordnung, Sasuke? Du… Du weinst.“
 

Sasuke blinzelte ein paarmal und tatsächlich. Er konnte die Nässe seiner Wimpern spüren. Die Nässe auf seinen Wangen.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Naruto erneut besorgt nach.
 

Sasuke öffnete den Mund…
 

… und fing an bitterlich zu weinen.
 

All die Jahre lang unterdrückten Emotionen kamen mit einem Mal hoch und erdrückten ihn fast mit ihrer Wucht.
 

Er hatte sich nie erlaubt wegen dem Tod seiner Mutter zu weinen. Er hatte immer versucht stark zu sein.
 

Aber jetzt… Sasuke konnte nicht mehr. Er konnte einfach nicht mehr. Zu lange und zu viel hatte er unterdrückt.
 

Schluchzend vergrub er das Gesicht in Narutos Brust und klammerte sich an ihn, als ob sein Leben davon abhinge. Und irgendwie… Irgendwie hatte er das Gefühl, als tat es das auch gerade.
 

Sanft stützte Naruto das Kinn auf Sasukes Kopf ab und fing an, sie langsam vor- und zurückzuschaukeln. „Alles gut, Sasuke. Ich bin da. Ich bin bei dir.“
 

Sasuke wollte ihm sagen, was er in den letzten Jahren alles durchmachen musste, aber er konnte nicht. Er konnte einfach nicht aufhören zu weinen und zu schluchzen.
 

Es war einfach alles zu viel.
 

Sasuke wusste nicht, wie lange er in Narutos Armen lag und all seinen Gefühlen und Tränen freien Lauf ließ. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit und dennoch nicht lange genug an.
 

Erst, als Naruto ihre Stirnen liebevoll zusammenpresste und ihm tröstende Dinge zu murmelte, beruhigte er sich langsam wieder.
 

Am Morgen würde er sich für seinen Gefühlsausbruch wahrscheinlich schämen aber jetzt… Jetzt, im Schutze der Nacht, fühlte es sich gut an. Befreiend.
 

„Meine Mutter“, sprach er mit tränenerstickter Stimme, „ist vor knapp 2 Jahren gestorben. Seit ihrem Tod bin ich so… so, wie ich jetzt nun einmal bin. So sauer. So ein schrecklicher, verabscheuungswürdiger Mensch. Ein Mensch, den sie hassen würde.“
 

„Ssh“, machte Naruto und küsste seine Nase. „Sag so etwas nicht. Du bist kein schrecklicher Mensch, okay? Aber ich weiß, was du fühlst. Ich weiß genau, was du fühlst. Ich versteh dich.“
 

Ich versteh dich…
 

Noch nie hatten sich diese Worte so richtig und trostspendend angehört wie in diesem Moment.
 

Er war immer sauer geworden, wenn Naruto gesagt hatte, dass er wusste, wie es ihm ging. Hatte ihm nie geglaubt. Dabei… hatte Naruto immer die Wahrheit gesagt. Er konnte tatsächlich nachvollziehen, was er durchmachen musste. Es waren keine leeren Worte gewesen.
 

Er fühlte sich schrecklich, weil er Naruto all die Zeit über nie geglaubt hatte. Weil er ihm nie vertraut hatte.
 

„Ich weiß“, wisperte Sasuke. „Ich konnte mich in deiner Erzählung wieder erkennen, wahrscheinlich hab ich deswegen…“ Er führte den Satz nicht zu Ende und blickte stattdessen verlegen zur Seite.
 

„Kein Problem.“ Naruto lächelte ihn an und strich ihm liebevoll die Tränen aus den Augenwinkeln. „Ich bin froh, dass du dich mir endlich anvertrauen konntest. Ich weiß, dass das echt nicht leicht ist, deswegen bin ich wirklich stolz auf dich, Sasuke.“
 

Sasuke krallte die Finger locker in Narutos Pyjamaoberteil. „Das ist das erste Mal, dass ich mich jemanden anvertraue. Es ist…“ Er stoppte, um nach dem richtigen Wort zu suchen.
 

Dem Wort, das seine Gefühle am besten beschrieb.
 

„Angsteinflößend?“, schlug Naruto vor.
 

Sasuke nickte. Ja. Das passte. Das passte sogar ziemlich gut.
 

Es war verfickt angsteinflößend.
 

Dabei hatte er Naruto noch nicht einmal sagen können, wie seine Mutter gestorben war. Dass sein verhasster Vater sie dazu getrieben hatte.
 

Aber es hatte keine Eile. Naruto würde nicht weglaufen, er würde immer an seiner Seite sein. Das wusste Sasuke jetzt. Es würde also noch genügend Gelegenheiten geben, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
 

Außerdem war Sasuke auch so schon stolz genug darauf, dass er sich zum ersten Mal einem Menschen offenbaren und seine wahren Gefühle zeigen konnte.
 

„Weißt du, es ist komisch…“, meinte Naruto langsam, die Augenbrauen leicht zusammengezogen. „Nein, komisch ist nicht das richtige Wort. Aber… Ich hab irgendwie immer gespürt, dass wir uns ähnlich sind, weißt du? Und jetzt finde ich heraus, dass wir tatsächlich dasselbe durchgemacht haben. Wir haben beide früh unsere Mutter verloren.“ Er lachte ungläubig. „Was für ein krasser Zufall, huh?“
 

„Oder Schicksal“, sagte Sasuke leise. Normalerweise glaubte er an so etwas nicht. An Dinge wie Schicksal. Aber in diesem Fall… Vielleicht musste er in diesem Fall mal eine Ausnahme machen.
 

„Heh, ja. Oder Schicksal“, stimmte Naruto grinsend zu. „Schicksal gefällt mir sogar besser als Zufall. Das ist irgendwie… romantischer. Weiß nicht.“
 

Sasukes Herz machte bei diesen Worten einen aufgeregten Hüpfer. „Soll ich dir mal was sagen?“
 

Naruto stupste ihn mit der Nase an. „Was?“
 

„Als ich dich das erste Mal gesehen hab, dachte ich, du seist ein Engel.“
 

Naruto blinzelte verdutzt und brach dann in schallendes Gelächter. „Ernsthaft?!“
 

Knurrend boxte Sasuke ihm in die Seite. „Hör auf zu lachen, du Idiot! Ich war besoffen, okay!“
 

„Hehe… Sorry.“ Immer noch leise vor sich hin glucksend strich Naruto ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich war nur… überrascht. Ich werd sonst immer als Satansbraten betitelt. Oder… Heh, zumindest hat Ma mich immer so genannt.“
 

Ein trauriges Lächeln huschte über seine Züge. „Inwiefern hab ich dich an einen Engel erinnert?“
 

„Du hast mir geholfen“, nuschelte Sasuke. Inzwischen bereute er es, dass er diesen dämlichen Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Und wegen deinen blonden Haaren. Und du hast dich so warm angefühlt und… keine Ahnung. Nun weiß ich aber, dass du ein Idiot bist.“
 

„Naja, wer weiß…“ Gut gelaunt wackelte Naruto mit den Augenbrauen. „Vielleicht bin ich ja dein Schutzengel?“
 

„Hmm.“ Gespielt nachdenklich verengte Sasuke die Augen. „Nein. Ich denke, Idiot beschreibt dich doch ziemlich passend.“
 

„Hey.“ Naruto zog einen Schmollmund und nahm Sasukes Gesicht zwischen seine Hände. „Gemein.“
 

Sasuke brauchte einige Versuche, bis er die plötzliche Nervosität, die bei Narutos zärtlicher Geste aufgekeimt war, herunterschlucken konnte. „Naruto…“
 

„Hm?“ Naruto neigte den Kopf zur Seite. „Ja, Sasuke?“
 

Sasukes Stimme zitterte, als er die nächsten Worte sprach: „Küss mich.“
 

Sasuke hatte damit erwartet, abgewiesen zu werden. So, wie Naruto ihn bis jetzt immer abgewiesen hatte.
 

Jedes einzelne Mal.
 

Aber diesmal…
 

Diesmal tat er es nicht.
 

Mit einem Lächeln schloss Naruto die Augen und küsste ihn.
 

Obwohl es ein einfacher Kuss mit geschlossenen Lippen war, konnte Sasuke all das, was Naruto für ihn empfand, spüren.
 

Er konnte die Liebe spüren, die Naruto für ihn empfand.
 

Und mit einem Schlag wurde Sasuke bewusst, dass Naruto ihn nie abgewiesen hatte.
 

Naruto hatte immer nur gewollt, dass es etwas bedeuten würde.
 

Und das tat es. In diesem Moment wurde Sasuke erst bewusst, wie viel Naruto ihm bedeutete.
 

Er lächelte, als sich ihre Lippen wieder trennten und legte seine Hand über die von Naruto.
 

Liebe alleine konnte einen Menschen und dessen Wunden nicht heilen, das wusste Sasuke. Aber dennoch war er sicher, dass er es mit Narutos Hilfe schaffen konnte seine Depressionen und seinen Hass zu überwinden.
 

Dass er es tatsächlich schaffen konnte, ein besserer Mensch zu werden.
 

Für Naruto.
 

Für seine Mutter.
 

Für sich selbst.
 

Denn mit Naruto an seiner Seite, da konnte Sasuke alles schaffen.
 

Dessen war er sich zu hundert Prozent sicher.
 

Ende.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab sehr, sehr lange überlegt, ob ich den Kuss überhaupt einbauen soll. Eigentlich wollte ich nämlich keinen Kuss haben, ich wollte die Beziehung von Naruto und Sasuke diesmal sehr langsam angehen lassen aber… Ich bin kitschig, okay, ich brauchte am Ende doch einen Kuss /D Das hat Sasuke verdient! Und Naruto auch!

Es hat sehr viel Spaß gemacht, diesmal den Spieß umzudrehen. Dass diesmal Sasuke derjenige war, der von Anfang an verliebt war (und er war wirklich vom ersten Augenblick an in Naruto verliebt, wollte sich das aber nie eingestehen >:D), während Naruto eine lange Zeit gar keine romantischen Gefühle für Sasuke hatte. Kann man ihm aber auch nicht verübeln «;
 
Aber Sasuke hat sich ja gebessert, hat Naruto das wahre Ich hinter der Arschloch-Front gezeigt und da hat dann auch Naruto langsam angefangen sich zu verlieben… :,3 Ich hoffe, ihr findet den Sasuke hier nicht zu OOC, aber ich hab bei My Way Home Is Through You tatsächlich versucht, mich einmal etwas mehr am Canon zu orientieren.
 
Ich mein, wir wissen ja inzwischen, dass die Uchihas der Clan der Liebe sind. Und dass Sasuke Gefühle zeigen und weinen kann, hat er im Manga ja auch mehrmals gemacht. Ich werde nie vergessen, wie gebrochen mein Herz war, als Sasuke nach Itachis Tod geweint hat… ;___; Nimmt mich immer noch mit </3

Deswegen hoffe ich sehr, dass euch dieser Sasuke und der Twoshot gefallen hat und ihr versteht, wieso ich ihn am Ende so habe handeln lassen und dass ihr es nicht schrecklich OOC findet ;-;“
 
Eigentlich wollte ich noch ein paar Szenen mehr einbauen, hat sich aber irgendwie nicht ergeben. Hmpf. Wie zum Beispiel die Geschichte mit dem Mord. Ich wollte sie aber auch nicht mit Gewalt in die Fanfic hinein quetschen, weil… Das hat die FF nicht verdient und ich mag sie echt gerne :,(
 
Ich muss mal sehen, vielleicht schreibe ich irgendwann ein drittes Chapter, wo ich die offenen Dinge aufkläre. Weiß ich aber noch nicht. Meh. Deswegen kann ich jetzt auch nicht verraten, was wirklich mit Naruto passiert ist, weil es eventuell Spoiler wären orz
Aber ich kann sagen, dass Kushina mit dem Mord nichts zu tun hat! Das haben ja viele vermutet, aber nope. So viel kann ich sagen :D
 
Äh, ja… Mein Nachwort ist mal wieder viel zu lange. Ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat und… Joa. ;-; Mal sehen, was ich als nächstes schreibe und vor allem wann, aber es wird definitiv wieder NaruSasu sein! Dann wahrscheinlich auch wieder mit Smut, weil ich es ja schon irgendwie vermisst habe, haha… /D
 
Bis dann! <3
 
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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Schmusemaus
2017-10-16T23:03:14+00:00 17.10.2017 01:03
Nach soooo langer Zeit endlich wieder eine Sasuke Naruto FF von dir. Halleluja!!!! xD
Ich liebe deine FF's mit den beiden einfach und hab noch gefreut endlich wieder was von dir zu lesen.
Die Story is wieder Mal ein Meisterwerk!!! Hoffentlich kommt da bald wieder was neues von Dir!!!


LG
Von:  Maren-san
2017-09-03T06:53:36+00:00 03.09.2017 08:53
Und es ist schon vorbei * heul * das war echt eine gute geschichte
Von: abgemeldet
2017-03-09T16:50:32+00:00 09.03.2017 17:50
gott sei dank hat sasu seinen kuss gekriegt~
ich muss den kleinen loben für seine charakterentwicklung und bin froh dass dus so geschrieben hast. es is halt sasuke un der hat mit gefühlen noch nie viel am hut gehabt un in deiner story kommt das alles sehr gut rüber wie er anfangs ein riesen arschloch war und wirklich ganz poe a poe langsam zu einem netten, wenn auch immernoch mehr als emotionsversteckenden (emotionslos kann man ja nit sagen XD) geworden ist~

un jetzt fangirlgelaber: ich fands sooooo süß wie sich sasu um das kleine vögelchen gekümmert hat un ich konnt mir narus blick in dem moment SEHR bildlich vorstellen X3
allein wenn ich mir schon vorstelle wie der sonst so zickige und brutale sasuke dem kleinen vogel sanft übers köpchen streichelt... hach~
und naruto is sowieso die liebensürdigkeit in person ich bin einfach hin un weg bei ihm war ich schon immer er is einfach ein tollpatchiger manchmal sehr verpeilter kerl aber herzensgut un das is sein stärkster und gleichzeitig schwächster charakterzug x3
Von:  naruhinaxXx
2017-03-08T18:28:46+00:00 08.03.2017 19:28
Toller zweiter Teil

Freue mich voll für die beiden das sie doch noch zusammen gefunden haben
Fand auch den Kuss am Ende voll süß, hätte es schade gefunden wenn du ihn weg gelassen hättest

LG
Von:  solty004
2017-03-08T12:46:48+00:00 08.03.2017 13:46
Hei,
Das war einen super Kapitel.
Die Gefühle waren zum greifen.
Was mir auch gut gefallen hat war dieser andere Sasuke von dir. Als erstes dieses rißen Ars...... Und dan die wände zu jemand der auch Gefühle hat.
Ich mag auch den Schluss der Kuss rundet das alles ab ohne ihn würde was fehlen.
Das ist meine Meinung.

Freu mich auf was neues von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  RedRidingHoodie
2017-03-08T10:26:29+00:00 08.03.2017 11:26
Yai, es geht weiter. <3 Und natürlich genauso gut wie der erste Teil *__*

Wusste ich doch, dass Naruto ihn einfach wieder zu sich lässt, er ist eben ein lieber Trottel I´D Er ist hier so sanft und süß obwohl Sas so ein Wichser ist und argh, mein Fan-Herz quillt über. <3 Ich liebe die Entschuldigungs-Szene. Einfach perfekt.

Auf eine gestörte Art fand ich auch diese plötzliche Prügelattacke sehr ´schön` (kann man das sagen? I´D). Er benutzt Naruto ja schon die ganze Zeit als Punchingbag, und der ist einfach stark genug, das auszuhalten und ihm zurückzugeben... Hach ja, ich liebe dieses Motiv (Und es ist einer der Gründe, aus denen Naruto einer der wenigen ist, mit denen ich mir Sas ernsthaft in einer Beziehung vorstellen kann; Er ist einfach stark genug für den Wichser lol)

Ich finds so witzig, dass Sasuke einfach davon ausgeht, dass jeder Kerl ihn ficken will - egal ob er hetero ist oder nicht. Die Frage hat sich ihm ja scheinbar gestellt (zumindest fragt er jetzt mal nach Narutos Orientierung) . Irgendwie muss ich darüber immer lachen. ich meine, er ist scharf, ok. Aber wenn Mann einfach nicht auf Schwänze steht, steht Mann halt nicht auf Schwänze, da kann auch seine Majestät nichts dran ändern xD

Das Hochzeitsgespräch... Warum kommt mir das so bekannt vor? ;DDDDDD Fand ich sehr witzig. Obwohl ich nicht gedacht hätte, dass Sasuke in einer Drecksbude leben würde, ich würde ihn eher für sehr ordentlich/pingelig halten, also doch eine gute Hausfrau xD

Awii, das Ende... ;w; Ich bin froh, dass Sasuke sich selbst auch noch auflistet, weil man nicht für andere ein besserer Mensch werden kann. Klar, wie hier können die das in einem anregen, aber letztlich muss man es selbst wollen. :> Schön fand ich in dem Zusammenhang auch, dass er gecheckt hat, dass Naruto einfach nur Gefühle von ihm wollte. Spätestens an der Bar mit "Ist scheiße, wenn man nicht haben kann, was man will", war das ja ziemlich offensichtlich. Obwohl ich mich frage, ob Naruto ihn da schon mochte und es ihm wirklich egal war, wenn Sasuke mit jemand anderem rumschiebt... Hmhmhm xD

Also abschließend kann ich nur sagen, dass die FF mir wirklich hervorragend gefällt, der zweite Teil vielleicht sogar noch besser als der erste. Nicht, weil Sas netter war, sondern kein kompositorisch; im ersten Teil ist alles ein wenig abgehakter und hier gehen die Szenen fließender ineinander über, die sich verändernde Beziehung der Beiden zeigt sich trotz der ´Kürze` sehr schön und ja... ich bin begeistert und freue mich auf weitere Projekte von dir...
...
Um dich mit ellenlangen Kommentaren zu langweilen. Sorry. Lol

lG und nochmal tausend <3 :*


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