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Torn

von

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Courageous

- Sechs Wochen später -
 

„Hey, Oba-chan, was gibt`s?“ Das optimistische Grinsen rutscht ihm schon von den Lippen, als die Hokage in keinster Weise auf die verhasste Bezeichnung reagiert und ungewohnt ungerührt von den Akten auf ihrem Schreibtisch aufsieht.

„Ich wollte euch lediglich darüber informieren, dass die beiden noch eine weitere Woche in Suna bleiben werden, vielleicht auch zwei.“

Naruto runzelt überrascht die Stirn, doch Sasuke verschränkt an seiner Seite stoisch die Arme.

„Aus welchem Grund?“

Tsunade hebt abwartend eine fein geschwungene Augenbraue. „Uchiha?“

„Ich will wissen, warum sie den Aufenthalt der beiden schon wieder verlängern.“

„Weil ich die talentierteste Medic-nin aller Zeiten bin und tue, was ich für richtig halte. Und falls es dir entfallen sein sollte, lass mich dich daran erinnern, dass ich außerdem auch immer noch deine Kage bin und du meine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen hast!“

Der unvorhergesehene Ausbruch der Godaime ist nichts Neues und selten friedlich gestimmt, versucht sich ausgerechnet Naruto als Schiedsrichter. „Lass es gut sein, Sasuke. Wir können sie doch besuchen.“

„Nein.“

Und gibt den Versuch im nächsten Moment als hoffnungslos auf. „Was soll das heißen, nein?“

„Ich habe die beiden extra nach Suna geschickt, damit sie sich von allem hier erholen können.“

Der blonde ANBU runzelt fassungslos die Stirn. „Und mit von allem, meinst du von uns? Was läuft hier, Tsunade?“

Die berühmte Sanin verschränkt gelassen die Hände unter ihrem Kinn. „Selbst, wenn ich wollte, unterliege ich in allem, was mit der Gesundheit der beiden zusammenhängt, der ärztlichen Schweigepflicht.“

„Wir sind ihre Freunde-“

„Solange ihr nicht verheiratet seid macht das rein rechtlich gesehen überhaupt keinen Unterschied, Naruto und das weißt du auch.“

Jirayas ehemaliger Schüler zögert einen Moment lang, bringt es aber dann doch unumwunden auf den Punkt. „Hinata und ich, wir sind verlobt.“

Die Hokage runzelt angesichts dieser unerwarteten Offenbarung, überrascht die Stirn. „Was?“

Der talentierte Shinobi, dem sie dieses Elend von Amt verdankt, vergräbt ungewohnt ernst beide Hände in den Taschen seiner Hose. „Wir wollten noch warten und haben es deswegen noch niemandem außer Sakura und Sasuke erzählt. Aber ich habe sie schon vor ein paar Wochen gefragt.“

Und letztendlich war das wohl nur noch eine Sache mehr, die zu der grenzenlosen Überforderung der jungen Frau beigetragen hat, aber das kann sie dem blonden Chaoten schließlich nicht sagen.

„Das freut mich für euch, aber auch das ändert hinsichtlich dieser Angelegenheit nichts. Aber lass mich dich noch einmal daran erinnern, was ich euch nach ihrer Rückkehr so dringlich versucht habe einzubläuen: Ihr müsst den beiden die Zeit lassen, die sie brauchen. Man erholt sich von so einem Trauma nicht von heute auf morgen und auch wenn es die meiste Zeit so aussieht, als würde es ihnen gut gehen, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich so ist. Und ich sage damit nicht, dass es ihnen nicht gut geht. Ich sage lediglich, dass ihr weit mehr Geduld aufbringen müsst, als euch beiden Hitzköpfen liegt, wenn ihr sie nicht verletzen wollt.“
 

Nach diesem Vortrag rauscht Naruto ohne einen Abschiedsgruß aus dem geräumigen Büro, aber sein bester Freund erhebt sich ruhig aus seinem Stuhl und fixiert die Hokage aus kalten, berechnenden Augen. „Ich lasse mich nicht gerne zum Narren halten, Tsunade. Du verschweigst uns etwas. Und sollte den beiden etwas zustoßen, während sie in Suna sind, wird dir dein Amt gar nichts nützen.“

Doch die Godaime hält seinen warnenden Blick ungerührt. „Glaub mir, Sasuke: Mir liegt nichts mehr am Herzen als das Wohlergehen der beiden.“
 

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- Am selben Abend in Sunagakure -
 

Hinata summt leise die letzten Töne des Schlafliedes, während sie Nia sorgfältig zudeckt. Nach all den Wochen hat sich zumindest das Kleinkind weitgehend von den vorherigen Strapazen erholt. Ihre Albträume haben endlich nachgelassen und sie schläft die Nacht meistens wieder durch. Mittlerweile spricht sie auch mehr und mehr, wenn auch bisher nur mit ihr, Sakura, Soya und Takeru.

Kurz bevor Nia einschläft, bewegen sich ihre Lippen noch einmal. „Mama.“

Hinata erstarrt an dem Kinderbett, bevor sie fassungslos von dem schlafenden Mädchen zu ihrer besten Freundin sieht, die im Türrahmen lehnt.

„Hat sie gerade-“

Sakura tritt mit einem schmalen Lächeln an sie heran und schlingt beide Arme um sie. „Du bist die einzige Mutter, die sie je kannte. Du ziehst sie auf. Du bist ihre Mama, Hinata.“

Aber Hinata verharrt noch absolut starr in ihrer Umarmung. „Aber woher-“

„Sie entfernt sich zwar immer noch kaum von deiner Seite, aber sie hat dennoch Hyuuga-Augen. Sie beobachtet, vor allem die anderen Kinder. Sie hat erkannt, was du für sie bist.“

Die schöne Clanerbin schließt die Augen, um ihre Tränen zu verbergen, während sie Sakuras Umarmung erwidert und ihren Schmerz einmal mehr an deren Schulter verbirgt. Aber zum ersten Mal seit Wochen ist es eine positive Emotion, die ihr die Tränen in die Augen treibt.

Sie weiß, dass es Zeit ist in ihr Heimatdorf zurückzukehren und sich ihren Problemen zu stellen, statt noch länger zu versuchen davon wegzulaufen.

„Es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen.“

Sichtlich überrascht von dem Themenwechsel, löst sich Sakura von ihr und ihre Augen mustern sie abschätzend. „Bist du dir sicher?“

„Ja.“ Sicher, dass es an der Zeit ist, ja. Ob sie schon bereit ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber sie weiß, dass es die richtige Entscheidung ist, als ein fröhliches Lächeln Sakuras Lippen verzieht. „Dann sollten wir Soya wohl möglichst schonend beibringen, dass es jetzt doch Zeit für einen Abschied ist.“

„Es ist nur ein Abschied auf Zeit.“
 

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- Eine Woche später in Konohagakure -
 

Sie sind Zuhause. Aber es ist nicht ganz das Wiedersehen, dass sie sich ausgemalt haben.

Nachdem sie sich bei Tsunade zurückgemeldet haben, sind sie nach Hause gegangen.

Sie hat sich ausgiebig damit beschäftigt die schlafende Nia in ihr Bett zu legen, aber jetzt steht sie Naruto gegenüber, ohne zu wissen, wie sie das Gespräch beginnen soll, das sie führen muss. Mit dem Mann, den sie schon so lange liebt, dass sie sich selbst ohne ihre Gefühle für ihn schon lange nicht mehr kennt. Aber sie hat immer noch keine Ahnung wie sie ihm ihr merkwürdiges Verhalten erklären soll. Wie sie die Distanz begründen soll, die immer noch zwischen ihnen steht.

Es ist so eindeutig, dass auch Naruto nichts Beschönigendes mehr an ihrer Situation findet. Nach sieben Wochen unfreiwilliger Trennung, die für ihn und Sasuke keinesfalls heilsam waren, kommuniziert auch der Blondschopf seine Frustration offen.

„Was ist los mit dir? Du warst schon an dem Abend bevor ihr aufgebrochen seid so komisch.“

Die Tatsache, dass sie ihm kaum in die Augen sehen kann, verrät noch mehr als ihr Schweigen.

Er hat keinen Ansatz gemacht sie zu umarmen, als er sie gesehen hat, wohl in weiser Voraussicht, denn als er jetzt die Hand nach ihr ausstreckt, zuckt sie zusammen und er lässt seinen Arm augenblicklich sinken.

„Es geht mir gut.“

Aber das ist auch nach ihrer Zeit in Suna immer noch eine Lüge und das wissen sie beide.

„Sieh mich an. Und jetzt sag mir das nochmal so, dass ich es auch glauben kann.“

Was soll sie ihm sagen? Dass sie seine Berührung zum ersten Mal in ihrem Leben meidet, weil sie in der zehnten Woche von ihm schwanger ist und sie befürchtet ihm könnte die minimale Wölbung ihres Bauches auffallen? Wenn ihr nicht all die Toten, die sie in den letzten Jahren verschuldet hat, bereits einen Platz in der Hölle reserviert haben, dann bekommt sie ihn unter Garantie dafür, dass sie die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben hintergeht. Denn sie hat auch Sakura getäuscht. Sie hat ihrer treuen Freundin vorgemacht, dass sie mittlerweile bereit wäre, mit Naruto über ihre Schwangerschaft zu reden. Und das war eine der schlimmsten Lügen, die sie in ihrem ganzen Leben erzählt hat. Denn jetzt steht sie vor ihm und hat immer noch keine Ahnung, wie sie es ihm sagen soll.

„Hinata-“ Er greift nach ihr, vorsichtig und in der Absicht ihre Aufmerksamkeit zu ihm zurückzuholen, ohne zu wissen, dass diese Handlung im Moment genau das Falsche ist.

Ihre hellen Augen fliegen zurück zu ihm und tragen eine klare Emotion in sich. „Lass mich los, Naruto!“

Er erkennt die schlecht verborgene Panik in ihren Augen und lässt sie augenblicklich los, aber er hat auch nicht vor das Ganze zwischen ihnen weiterhin ungeklärt zu lassen.

„Rede mit mir!“

Doch Sasukes alarmierend panischer Ruf gibt ihr einen glaubwürdigen Grund, schnell aus dem Zimmer zu fliehen.
 


 

- Währenddessen bei Sakura und Sasuke -
 

Anhand der offensichtlichen Anspannung zwischen Hinata und Naruto haben sie sich ebenfalls ohne ausführliche Begrüßung in ihr Schlafzimmer zurückgezogen.

Sakura lässt ihre Tasche zu Boden sinken und legt ihre Hände in ihren Nacken, um ihr Chakra in ihre angespannten Muskeln fließen zu lassen, in der Hoffnung, dass ihre heilende Energie auch den Schwindel behebt, der sie den ganzen Tag über schon nicht loslässt.

Sie spürt Sasukes Blick auf sich und sie weiß auch, dass sie seine Geduld und sein Verständnis einmal mehr überstrapaziert hat.

„Du brauchst mir keine Löcher in den Kopf zu starren, ich weiß, dass du wütend bist. Es waren nur ein paar Wochen geplant, aber wir-“ Sie will sich bücken, um ihre Tasche vom Boden aufzuheben, hält aber stöhnend inne und streckt haltsuchend eine Hand nach der nächsten Wand aus, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt.

Trotz seiner schlechten Stimmung, greift der Uchiha augenblicklich stützend nach ihrem Oberarm. „Was ist los? Was hast du?“

Sie schließt die Augen und lehnt sich blind gegen ihn. „Ich weiß nicht, mir war schon auf dem ganzen Heimweg so schwindelig. Es ist bestimmt nur der Temperaturunter-“

Doch bevor sie es auf das Wetter schieben kann, erschlafft ihr Körper in seinen Armen und sie verliert das Bewusstsein.

„Sakura? Sakura! HINATA!“
 

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- Kurz darauf im Krankenhaus -
 

Ihr Aufenthaltsort verrät sich ihr einmal mehr anhand seines sterilen Geruchs, bevor sie überhaupt die Augen aufschlägt.

Ein Wiedersehen mit dem Krankenhaus, das sie so keinesfalls beabsichtigt hat. Sie blinzelt Hinata an ihrer Bettseite in den Fokus und registriert überrascht, dass sie allein in dem hellen Raum sind. Aber die Hyuuga beantwortet ihre Frage, bevor sie sie stellen kann.

„Sasuke diskutiert im Gang mit Tsunade und Naruto wollte uns einen Kaffee holen, aber es könnte auch sein, dass er meine Anwesenheit im Moment einfach nicht erträgt.“

Das Lächeln um Hinatas Lippen verrät ihr, dass ihre letzten Worte hoffentlich nicht ernst gemeint waren, aber sie setzt dennoch an, etwas dazu zu sagen, als Hinata ihr eine Hand auf die Schulter legt und sie sanft davon abhält, sich aufzurichten.

„Du bist schwanger.“

„Ich weiß.“

Die hellen Augen ihrer Freundin fragen nach einer Erklärung und sie setzt seufzend dazu an, warum sie diese Offenbarung nicht überrascht. „Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schon seit ein paar Tagen bewusst.“

Als Medic-nin nicht zu bemerken, dass sie mittlerweile in der siebten Woche schwanger ist, wäre allerdings eine Schande, die sie lieber nicht öffentlich zugeben würde. Doch als Hinata schuldbewusst zusammenzuckt, wünscht sie sich für einen Moment, sie hätte gelogen, aber das würde alles verletzen, was sie sich vor langer Zeit geschworen haben.

Die schöne Hyuuga schließt reuevoll die Augen. „Es tut mir leid.“

„Hina-“

Aber Hinata schüttelt den Kopf. „Nein, ich war nicht ehrlich zu dir und das war nicht fair. Aber ich wollte dich nicht noch länger in Suna festhalten und ich wusste, du wärst niemals ohne mich zurückkommen.“

„Süße, ich wäre auch noch zwei weitere Monate mit dir in Suna geblieben.“

Das ist ihr durchaus bewusst und einer der Gründe, warum sie jetzt hier ist. Aber es ist auch höchste Zeit endlich nicht mehr vor ihren Problemen davonzulaufen. „Ich werde es ihm sagen.“

Die talentierte Medic-nin drückt die Hand ihrer Freundin ermutigend. „Du wirst sehen, deine Sorge ist völlig unbegründet. Und sag ihm, ich bring ihn um, wenn es nicht so ist.“

Hinata ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Wie geht es dir damit?“

Sakura setzt sich vorsichtig auf und ignoriert die Missbilligung, mit der Hinata diese Absicht verfolgt. „Ganz ehrlich?“

„Immer.“

„Ich freue mich.“ Das Lächeln, das ihre Lippen ohne ihr zutun verzieht, drückt genau das aus. „Sasuke und ich haben darüber gesprochen und das ist, was wir beide wollen. Nur jetzt, wo es so weit ist, bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich schon bereit bin Mutter zu werden.“

„Du bist bereit“, versichert Hinata ihr ernst und Sakura nimmt es mit einem Nicken an.

„Und du auch.“

„Ja.“ Aber sie wissen beide, dass ihre Angst nicht daher rührt.
 

Die Tür öffnet sich ohne Klopfen und offenbart einen sichtlich schlecht gelaunten Sasuke.

Hinata erhebt sich und drückt ihre Lippen sanft gegen Sakuras Stirn. „Ich lasse euch allein.“

Das Klicken der Tür hüllt den Raum in ein eisiges Schweigen, das nicht lange zu ertragen ist.

„Sasuke-“

Aber er ist offensichtlich nicht in der Stimmung für ihre Beschwichtigungen. „Ich werde nicht gerne angelogen, Sakura. Besonders nicht von dir.“

Sie öffnet erneut den Mund, um sich zu entschuldigen, aber er wirft ihr wortlos eine Akte in den Schoß. Die hübsche Kunoichi runzelt verwirrt die Stirn, als sie ihren eigenen Namen auf dem Umschlag liest. „Was- Du hast den Schwestern meine Akte geklaut?!“

Sie sieht entgeistert in sein emotionsloses Gesicht, das außer der gewohnten Unnachgiebigkeit rein gar nichts verrät. Die talentierte Medic-nin schluckt betroffen, als sie begreift, was vermutlich längst Eintrag in ihre Akte gefunden hat.

„Und du hast sie gelesen?“ Sie wollte nicht, dass er es so erfährt.

„Noch nicht. Ich will, dass du mir sagst, was mit dir los ist. Aber solltest du es nicht tun, werde ich es selbst herausfinden. Ich werde nicht tatenlos mit ansehen, wie dir noch einmal etwas zustößt.“

Er mag ein arroganter Idiot sein, der seine Sorge nicht anders auszudrücken weiß, aber die Emotionen hinter seinem barschen Tonfall berühren sie trotzdem.

„Komm her.“

Sie rutscht ein wenig zur Seite und registriert durchaus überrascht, dass er ihrer Bitte ohne weitere Diskussion nachkommt. Er setzt sich auf die Kante, mit ausreichendem Abstand zu ihr, aber sie rutscht vorsichtig zu ihm herüber, schiebt ihre Finger sanft zwischen seine und lehnt ihre Stirn gegen seine Schulter.

„Mir stößt nichts zu. Es ging mir schon lange nicht mehr so gut-“

„Sakura-“ Es liegt eine Warnung in ihrem Namen, aber statt sie zu hören, drückt sie ihre Lippen sanft gegen seine und flüstert: „Wir bekommen ein Baby, Sasuke.“

Sie spürt, wie er gegen ihren Körper erstarrt und lehnt sich ein wenig zurück, um in seine Augen sehen zu können.

Es ist ein faszinierender Anblick, ihn um seine Fassung ringen zu sehen.

„Du meinst…“ Sein Blick wandert von ihren Augen zu ihrem Bauch und zurück.

Das Schauspiel wiederholt sich noch ein paar Mal und sie amüsiert sich einen Augenblick lang über seine seltene Sprachlosigkeit, bevor sie ihn erlöst und ihre Lippen erneut gegen seine drückt. „Wir haben scheinbar schon oft genug geübt.“

Es vergehen noch zwei Sekunden, in denen ihr Herz rasend schnell in ihrem Brustkorb pocht, bevor er sich so schnell bewegt, dass ihr erneut schwindelt.

Seine Hände umschließen ihre Wangen und sein Körpergewicht drückt sie zurück in die Kissen, während sich seine Lippen stürmisch gegen ihre bewegen. Sie erwidert seinen Kuss mit derselben Hingabe und das freudige Flattern in ihrem Bauch erlischt auch unter dem ernsten Blick, den er ihr zuwirft, nicht.

„Spätestens jetzt muss sich einiges ändern.“

„Ich weiß.“ Sie drückt ihre Lippen noch einmal gegen seine und zieht ihre Fingerspitzen liebevoll durch seine dunklen Haarsträhnen. „Ich werde keine Versprechungen mehr machen, die ich nicht halten kann und du wirst dennoch noch ein wenig Geduld mit mir haben müssen. Aber ich glaube wirklich, dass wir das irgendwie hinkriegen.“

„Das werden wir.“
 


 

Ihre Blicke treffen sich im Flur, als sie gerade Sakuras Krankenzimmer verlässt und sie einigen sich wortlos darauf, in einen kleinen Nebenraum abzubiegen.

Der Raum ist staubig und schlecht beleuchtet, was ihr die bevorstehende Herausforderung eventuell erleichtern könnte, aber der Abstellraum ist gleichzeitig so beengt, dass zwischen sie kaum ein Meter Platz passt.

Während sie noch nach halbwegs passenden Worten sucht, dieses Gespräch zu beginnen, kommt Naruto ihr mit einer Aussage zuvor, die ihr ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen wegreißt.

„Hinata, ich habe dir nicht das Versprechen abgenommen, dass du mich nie verlassen wirst, um dich gegen deinen Willen an mich zu binden. Wenn du“, er schluckt hart, weil es ihm beinahe unmöglich scheint die Worte auch nur auszusprechen, „mich nicht mehr liebst-“ Er bringt es trotz seines festen Vorsatzes nicht über sich ihr zu sagen, dass sie ihn verlassen kann, sollte das ihr Wunsch sein.

Es ist ein weiteres erstes Mal, dass sie in seiner Gegenwart beängstigend erblasst, als sie begreift, zu welcher Schlussfolgerung ihn ihr Verhalten getrieben hat. „Nein! Kami, Naruto, nein! Ich liebe dich-“

„Du willst mich also nicht verlassen?“

Die hübsche Clanerbin schüttelt verzweifelt den Kopf. „Nein! Ich würde nie auch nur-“

Aber er unterbricht sie erneut, indem er mit beiden Händen nach ihr greift, sie ungestüm nach hinten gegen die Wand drängt und ihr im selben Moment wild seine Lippen aufdrängt.

Sie erwidert seinen Kuss nicht nur, um ihn von der absurden Idee abzubringen, sie könnte ihn nicht mehr lieben. Die Reaktion ihres Körpers auf seine unmittelbare Nähe erinnert sie eindringlich daran, dass sie zwar konstant Angst vor diesem Gespräch hatte, ihn aber dennoch jede Minute in den letzten Wochen schmerzlich vermisst hat.

Doch genau dieses Gespräch und seine Überfälligkeit, verhindern auch, dass sie sich seiner Nähe bedenkenlos hingeben kann.

„Naruto“, unterbricht sie ihn seufzend, „ich muss mit dir reden.“

Es passt zu ihrer Glückssträhne der letzten Wochen, dass genau in dem Moment, in dem sie endlich bereit ist dieses Gespräch zu führen, ein lauter Alarm dazwischen kommt.

Sie wechseln einen Blick, bevor Naruto nach ihrer Hand greift und sie mit sich aus dem Raum zieht. Hektische Schritte führen sie über den Flur zurück in Sakuras Krankenzimmer, wo sie Sakura und Sasuke unverändert vorfinden. Mit der Erleichterung, dass der Alarm nichts mit einem von ihnen zu tun hat, streben sie zurück zu der Tür, aber diese fliegt auf, bevor einer von ihnen die Hand um die Klinke schließt und offenbart eine aufgebrachte Hokage.

„Ein kleines Mädchen wird vermisst und unter meinem Kommando verschwindet niemand mehr aus diesem Dorf! Wir riegeln das Krankenhaus ab! Würdet ihr-“

„Wir helfen beim Suchen!“

Hinata bestätigt Narutos Angebot mit einem Nicken, aber Tsunade wartet nicht auf ihre Antwort. Naruto setzt an ihr zu folgen, aber Hinata sieht über ihre Schulter zu Sasuke. „Bleib du bei Sakura.“

Der Uchiha bestätigt ihre Bitte mit einem Nicken, als hätte er nie etwas anderes vorgehabt und die Reaktion veranlasst die rosahaarige Medic-nin zu einem Augenrollen. „Ich bin nicht senil, wisst ihr? Ich kann euch hören. Und aufstehen kann ich auch.“

Die junge Clanerbin sieht schmunzelnd von ihrer schmollenden Freundin zu dem dunkelhaarigen Uchiha. „Und fessle sie im Zweifelsfall an das Bett. Tsunade hat ihr nämlich gesagt, dass sie sich schonen und sich nicht aufregen soll.“

„Verräterin“, grummelt Sakura leise, aber an ihren Lippen zupft ein glückliches Lächeln, angesichts der Tatsache, dass Hinatas ungezwungene Art ihr verrät, dass ihre engste Freundin sich wieder gefangen hat.

„Außerdem ist es vollkommen unnötig, dass du aufstehst.“

Die talentierte Medic-nin rollt spottend mit den Augen. „Es ist generell unnötig, überhaupt einen Suchtrupp auf die Beine zu stellen, während sich ein Hyuuga im Gebäude befindet.“
 


 

Hinata findet die Kleine innerhalb von Sekunden im Heizungskeller des Krankenhauses. Das Kleinkind dazu zu bewegen ihr Versteck zu verlassen, erweist sich jedoch als weniger einfach.

Sie schickt Naruto los, um Tsunade Bescheid zu geben, während sie selbst auf die Knie sinkt und einen direkten Blick unter die schweren Geräte wirft, um die Dreijährige in der hintersten Ecke des Raumes auszumachen.

„Deine Mama und dein Papa werden gleich hier sein. Sie haben dich schon überall gesucht. Bis sie hier sind, werde ich einfach hier sitzen bleiben, okay?“

Sie wartet das zögerliche Nicken des Mädchens ab, bevor sie ganz auf die Knie sinkt, in der festen Absicht an Ort und Stelle zu verweilen. Während sie ihren Blick auf die Kleine gerichtet lässt, machen sich ihre Gedanken selbstständig und sie führt ihre Hand unbewusst über ihren Bauch.

Ich werde mein Kind niemals aus den Augen lassen.

Mit dem Gedanken stockt plötzlich ihr ganzer Körper und ihr Blick verliert sich im Nichts, als sich das erdrückende Gefühlswirrwarr, dass ihr die letzten Wochen über beinahe den Verstand geraubt hat, schlagartig lichtet und ihr offenbart, wovor sie wirklich Angst hat. Es ist nicht wirklich eine Überraschung, aber dennoch das letzte Puzzleteil, das ihr die letzten Wochen gefehlt hat, um herauszufinden, woher genau die Panik rührt, die sie keinen Tag losgelassen hat.

Schmale Finger, die sich zögerlich um ihre Hand schließen, reißen sie aus ihren Gedanken und sie begegnet fragenden braunen Augen.

„Warum weinst du?“

Es dauert ein paar Sekunden, bis ihr klar wird, dass Tränen über ihre Wange fließen und offensichtlich der Grund für die Frage des Mädchens sind.

Sie fährt sich mit dem Ärmel über die Augen und setzt zu einer Antwort an, aber dann fliegt die schwere Eisentür vor ihnen auf und ihre aufgelösten Eltern tragen die Kleine fort, bevor sie ihr antworten kann.

Sie nimmt Tsunades Dank am Rande wahr und sieht zu, wie die Hokage den Eltern aus dem Keller folgt, aber als Naruto sich ebenfalls umdreht, greift sie schnell nach seiner Hand.

Die Tür fällt hinter Tsunade zu und lässt sie einmal mehr in Stille zurück.

Dieses Mal will sie es ihm sagen, aber die passenden Worte dazu fehlen ihr noch immer. Ihre eigene Sprachlosigkeit leid, sucht sie seinen Blick, während sie den Abstand zwischen ihnen mit einem Schritt nach vorne auf ein Minimum verringert. Seine Hand ruht noch in ihrer und mit einem tiefen Atemzug führt sie seine Finger unter den Saum ihres Oberteils.

Die kleine Wölbung ihres Bauches ist noch kaum sichtbar, aber seine Fingerspitzen ertasten sie sofort und seine Augen weiten sich, als er begreift, was sie ihm wortlos offenbart.

„Wolltest du deswegen nicht, dass ich dich berühre?“

Hinata schließt mit einem schweren Atemzug die Augen. „Ich konnte einfach nicht damit umgehen, ich-“

Er hört ihre Verzweiflung immer noch verborgen in ihrer Stimme und zieht sie sanft in eine tröstende Umarmung. „Ist schon gut.“ Denn für ihn ist es das wirklich. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Du und Sakura, ihr habt die Hölle durchgemacht und du hast so viel verloren.“

Er hat es bewusst nicht direkt angesprochen, aber ihre Gedanken wandern trotzdem augenblicklich zurück zu dem Baby, das sie vor einigen Monaten verloren hat und sie zittert unterdrückt in seinen Armen, bevor sie es verbergen kann.

Sie löst sich ein Stück weit von ihm, aber er umschließt sanft ihre Oberarme und hält sie bei sich. Er wartet, bis sie ihren Blick zurük zu seinem hebt, bevor er seinen Gedanken in eindringliche Worte formuliert.

„Das wird nicht noch einmal passieren.“

„Das kannst du nicht wissen.“ Trotz ihrer besten Bemühungen ist ihre Stimme in diesem Moment kaum mehr, als ein Wispern.

„Aber ich glaube daran.“

Seine rechte Hand ruht immer noch auf ihrem Bauch und er senkt seine Stirn gegen ihre, ohne sie loszulassen. „Ich bitte dich nur um eines.“

„Alles“, verspricht sie ihm mit belegter Stimme und ringt erneut mit den Tränen.

„Rede das nächste Mal mit mir, wenn du dich überfordert fühlst. Und lauf bitte nicht mehr weg vor mir. Ich ertrage es nicht, nicht zu wissen wo du bist und wie es dir geht.“

„Ich verspreche es.“, schwört sie leise und ringt sich dazu ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Ich habe nicht nur Angst, es wieder zu verlieren.“

Das Zucken seines Körpers ist minimal und verrät doch, dass ihn diese Furcht ebenso berührt wie sie.

„Sondern?“

Aber statt ihm zu antworten schließt sie die Augen und kaut unglücklich auf ihrer Unterlippe herum.

„Hinata- sag es mir“, fordert er besorgt.

„Was- was, wenn ich es nicht beschützen kann?“ Sakura hatte Recht, die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt, ist mit jeder Woche ein wenig geringer geworden. Aber gleichzeitig hat sich diese Angst jeden Tag mehr verstärkt.

Seine Hände schließen sich um ihre Wangen und zwingen sie sanft seinem Blick zu begegnen. Seinem Blick, der ihr alles verspricht. „Es ist nicht nur deine Aufgabe, unser Baby zu beschützen. Du musst nichts mehr allein machen.“

Seine Worte sind eindringlich, als wollte er sie in ihren Kopf hämmern und sie umschließt seine Hände haltsuchend mit ihren.

„Ich weiß.“ Mit ihrem leisen Flüstern streckt sie sich auf die Zehenspitzen und lehnt ihre Stirn liebevoll gegen seine. „Ich wollte dir nicht weh tun. Es tut mir leid. Ich war nur-“ Er unterbricht ihren kläglichen Versuch sich ihm zu erklären, indem er seine Lippen sehnsüchtig gegen ihre drückt.

Seine Hände wandern ihren Körper entlang zurück zu ihrem Bauch und als er seine Finger erneut unter ihr Oberteil schiebt, zittert sie spürbar in seinen Armen. Aber dieses Mal hat die Reaktion nicht das Geringste mit Furcht zu tun.

Sein Blick findet ihren erneut, als er sich gerade soweit von ihr zurückzieht, dass er ihr wieder in die Augen sehen kann.

„Du bekommst unser Baby.“

Sie spürt jedes seiner geflüsterten Worte gegen ihre Lippen und blinzelt die Tränen in ihren Augen fort. „Ja.“

Seine Finger fahren über ihre Wangen und wischen die Nässe aus ihren Augenwinkeln. „Wir werden eine Familie sein.“

Ihr Schluchzen verhallt gegen seine Lippen, aber dieses Mal ist seine Berührung so ungestüm, dass sie unter all der Anspannung der letzten Wochen explodiert. Wer auch immer zuerst an der Kleidung des anderen zieht, plötzlich sind sie ein einziges Knäuel suchender Hände.

Ihre Kleidung fällt Stück für Stück zu Boden, achtlos zur Seite geworfen. Sie wispert seinen Namen atemlos, als seine nackte Haut ihre streift und schließt überwältigt die Augen, aber seine Hand schließt sich erneut um ihr Kinn.

„Sieh mich an“, verlangt er rau und sie kommt seinem Willen nach, doch als er ihre Körper mit einer fließenden Bewegung miteinander vereint, unterbricht sie den Kontakt stöhnend, bevor sie seinen Blick wieder sucht.

„Ich liebe dich“, flüstert sie heiser und lässt seine leidenschaftlichen Berührungen damit endgültig eskalieren.

Er hält sie an ihren Hüften bei sich und streift seine Lippen kostend über ihre. „Sag es nochmal.“

„Ich liebe dich!“
 


 

Er hält ihre Hand immer noch, als sie eine halbe Stunde später in Sakuras Krankenzimmer zurückkehren und ihr Anblick zaubert ein höchst zufriedenes Lächeln auf die Lippen der Medic-nin.

„Ich werde jetzt nicht sagen, dass ich es dir ja gesagt habe.“

Naruto scheint die Stichelei kaum zu hören und auch das glückliche Schmunzeln um Hinatas Mundwinkel weicht keine Sekunde. „Wirst du nicht?“
 

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- 4 Monate später in Konoha-gakure -
 

Sie erreichen Soya gleichzeitig und so weit es ihnen möglich ist, schlingen sie alle die Arme umeinander.

„Es ist schön dich zu sehen!“

Soya reagiert grinsend auf Sakuras Worte. „Es ist gerade mal drei Monate her, dass ihr zu meiner Hochzeit in Suna wart und noch nicht einmal halb so lange, seit wir hier bei euren Hochzeiten waren.“

„Viel zu lange.“

Hinatas Sanftmut erntet ein Augenrollen von der dunkelhaarigen Kunoichi. „Jaja, ihr habt mir auch gefehlt.“

Doch während sich die Männer in ihrem Rücken begrüßen, senkt Sakura die Stimme im Hinblick darauf, dass es einen ernsten Grund gibt, warum sie hier sind. „Hast du mit ihm darüber gesprochen, dass wir dich nicht wiederbeleben können, wenn dein Herz stehen bleibt?“

Auch Soya wirft einen vorsichtigen Blick auf Gaara, bevor sie antwortet und in ihren Augen spiegelt sich gut verborgener Schmerz. „Es ist nicht wirklich ein Thema, dass er gerne diskutiert hat.“

Hinata legt in stummer Unterstützung ihre Hand auf den Arm ihrer langjährigen Freundin, denn sie weiß, es gibt keine Worte, die ihr diesen Moment erleichtern können. Von nun an, bleiben ihnen nur Gebete und eine verzweifelte Hoffnung.
 

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- Am nächsten Abend im Krankenhaus -
 

Sakura hält Gaara am Arm zurück, bevor er Tsunade und Hinata in den Behandlungsraum folgen kann, in den die beiden Soya gerade geschoben haben. „Du solltest draußen warten-“

Aber der Kazekage begegnet ihrem Blick mit einem Ausdruck, der deutlich macht, dass er in dieser Angelegenheit keine Diskussion dulden wird. „Ihr sagt mir, dass eine 50-prozentige Chance besteht, dass sie die nächsten Stunden nicht überlegt. Ich werde keine Sekunde von ihrer Seite weichen.“

Anerkennend, dass Widerspruch in dieser Hinsicht zwecklos ist, nickt sie knapp und folgt ihm in den Behandlungsraum.

Gaara strebt augenblicklich an Soyas Seite und legt beide Hände um ihre.

Ihre markanten Augen richten sich auf ihn, als die Wehe, die sie gerade erlebt hat, abebbt und sie wieder geradeaus sehen lässt. „Du bist so ein Sturkopf.“

Gaara beugt sich nach vorne und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Wer im selben Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen nach anderen werfen.“
 

Ein paar Meter neben ihnen, senkt Tsunade an Sakuras und Hinatas Seite die Stimme. „Es gefällt mir nicht, dass wir einfach nur hier stehen und nichts tun sollen.“

Sakura nickt zustimmend und Hinata wirft einen mitfühlenden Blick auf das Paar. „Es gibt nichts, was wir sonst für sie tun können.“

Doch ihre Aussage zieht Tsunades unzufriedene Aufmerksamkeit auf sie und Sakura. „Ich finde auch, dass ihr nicht hier sein solltet. Vor allem nicht, wenn es so ausgehen sollte, wie ihr befürchtet. Besonders nicht-“

Aber ihre ehemalige Schülerin fällt ihr leise aber entschieden ins Wort. „Weil wir auch schwanger sind? Es ist nicht so, dass es uns weniger treffen wird, wenn wir draußen vor der Tür stehen und-“

Hinata greift beschwichtigend nach ihrem Arm, sucht aber über ihre Schulter Tsunades Blick. „Sie hat uns in der schwersten Zeit unseres Lebens nie verlassen und wir werden jetzt auch keine Sekunde von ihrer Seite weichen.“

Ihre Antwort erntet ein steifes Nicken von Sakura und die Hokage lässt die Diskussion mit einem Seufzen ruhen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit zurück auf Soya, während diese ein schmerzerfülltes Keuchen an Gaaras Schulter erstickt.
 


 

„Es ist ein Mädchen!“

Sakura legt das schreiende Kleinkind mit einem Lächeln in Soyas Arme.

„Sieh sie dir an.“ Soyas bewegtes Flüstern ist überflüssig; Gaaras volle Aufmerksamkeit liegt längst auf ihrer neugeborenen Tochter.

„Sie ist so winzig.“

„Sie ist wunderschön.“ Soya beugt sich nach vorne und drückt ihre Lippen sanft gegen die kleinen Finger ihres Babys, doch mit der Bewegung schießt ein sengender Schmerz durch ihren Brustkorb, den sie zwar zu verdrängen versucht, aber die Maschine an ihrer Seite verrät sie dennoch und zieht Sakura zurück an ihre Seite.

„Soya-“

Sie unterbricht die Warnung der Haruno, ohne den Blick von ihrer Tochter zu nehmen. „Ich weiß.“

Aber Gaara sieht an ihrer Seite beunruhigt von Sakura zurück zu ihr. „Was weißt du?“

„Mein Herz ist zu schwach.“

Ihre ruhige Aussage löst eine Panik in ihm aus, die er in seinem Leben noch nie in diesem Ausmaß empfunden hat. „Nein-“

Soya löst vorsichtig eine Hand von ihrem Halt um ihre Tochter und greift nach ihrem Mann, während sie ernst seinen Blick sucht. „Wenn es aufhört zu schlagen, wirst du unsere Tochter nehmen, diesen Raum verlassen und nicht zurücksehen.“

„Nein!“

Sie ignoriert die Schmerzen in ihrem Körper und streckt sich zur Seite, um ihn zu küssen. „Ich liebe dich und du wirst mir nicht beim Sterben zusehen. Du wirst ein fantastischer Vater sein, Gaara. Und jetzt nimm sie und geh!“

Der junge Kazekage schüttelt den Kopf und seine Augen funkeln verräterisch, aber er setzt dennoch an, ihrem Wunsch zu entsprechen. Doch in dem Moment, in dem er die Hände nach seiner neugeborenen Tochter ausstreckt, bildet sich ein vertrauter Blitz um die winzigen Finger des Babys.

Sakura nimmt Soya die Kleine blitzschnell aus der Hand, aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass die Elektrizität Soyas geschwächten Körper erreicht.

Soya beugt sich keuchend nach vorne und drückt ihre Hand gegen ihren Brustkorb, als könnte sie so den Schmerz eindämmen.

Sie spürt Gaaras Hände auf sich und sie nimmt dumpf wahr, dass er ihren Namen ruft, aber im ersten Moment hört sie nur Rauschen. Es ist das Weinen ihrer Tochter, das schließlich zu ihr durchdringt und ihren Blick auf Sakura zieht, die das Neugeborene beschwichtigend in ihren Armen wiegt.

„Gib sie mir.“

Sie streckt die Hände aus, aber Sakura zögert ihrer Bitte nachzukommen.

„Sie hat dich geschockt.“

Soya kann sich trotz der Ernsthaftigkeit ihrer Situation eines Schmunzelns nicht verwehren. „Ich weiß.“

Sakura legt das Baby zurück in die Arme ihrer Mutter, die mit einem Lächeln auf sie herabsieht.

„Das solltest du noch gar nicht können.“

Während Soya mit einer Hand nach Gaaras greift und ihn neben sich auf die Matratze zieht, zupft Hinata an Sakuras Arm und flüstert mit gesenkter Stimme: „Sieh dir ihre Werte an.“

Sakuras Blick folgt ihrer Aufforderung zu dem Monitor, der Soyas Herzfrequenz überwacht und die Werte, die sie sieht, lassen ihren Kiefer ein Stück weit nach unten sacken. „Das kann nicht sein-“

„Es ist ein Wunder.“

Normalerweise würde sie ihre engste Freundin darauf hinweisen, dass es so etwas wie Wunder nicht gibt. Aber sie hat keine medizinische Erklärung für das, was sich gerade vor ihren Augen abspielt. „Weißt du, als ich gesagt habe, wir brauchen ein Wunder, habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass wir es auch kriegen würden.“
 


 

Sie warten noch einige Minuten ab, aber als sich Soyas Werte weiter stabilisieren, fällt die Anspannung langsam von ihnen ab und sie verständigen sich mit einem Nicken darauf, die kleine Familie allein zu lassen.

Im Gang vor dem Zimmer warten Temari und Shikamaru mit angespannten Gesichtszügen neben Sasuke und Naruto, der Nia auf dem Arm trägt.

Hinata beeilt sich, sie mit einem Nicken zu beruhigen und Temari verbirgt ihre Erleichterung in Shikamarus Armen. Auch Hinata strebt direkt zu Naruto und drückt Nia einen liebevollen Kuss auf die Stirn, bevor sie dem Blick ihres Mannes begegnet.

„Was ist es?“

Ein breites Lächeln verzieht ihre Lippen, mit einer Unbeschwertheit, die sie seit Jahren nicht mehr empfunden hat. „Ein Mädchen.“

„Baby?“

Nias Frage zieht die Aufmerksamkeit der beiden Erwachsenen zurück auf das Kleinkind. „Ja, Tante Soya hat ein Baby bekommen.“

Die vertrauten Adern treten um Nias Augen hervor, als sie sich in Narutos Armen nach vorne beugt und eine Hand auf Hinatas gerundeten Bauch legt. „Baby?“

Ihr Lachen vermischt sich und Naruto schlingt seinen freien Arm um Hinatas Hüfte. „Ja, wir bekommen auch ein Baby. Unsere Familie wird bald ein bisschen größer.“

Seine Worte zaubern ein Lächeln auf Nias Lippen, als sie zufrieden wiederholt. „Unsa Familie.“

Hinata fährt Nia zärtlich durch die dunklen Haare und sucht über ihren Kopf Narutos Blick.

„Ich liebe dich“, flüstert sie leise und seine Lippen formen dieselben Worte zurück.
 

Sasuke lehnt mit verschränkten Armen gegen die Wand, aber sein wacher Blick verfolgt jede ihrer Bewegungen, als sie auf ihn zu tritt.

„Es geht ihr gut?“, fragt er leise.

Sie schlingt beide Arme um seine Mitte und lehnt ihre Stirn gegen seinen Brustkorb. „Frag mich nicht wie, aber ja.“

Seine Arme legen sich über ihre Schultern und sie verweilt für einen Moment in seinem Halt, bevor sie mit einem Lächeln zu ihm aufsieht. „Dir wäre ein Junge lieber oder?“

Es ist schmal, aber mittlerweile entdeckt sie das feine Schmunzeln um seine Züge mit Leichtigkeit. „Ich würde auch zu einer Miniaturausgabe von dir nicht nein sagen.“

Die schöne Medic-nin zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ernsthaft? Bist du dir sicher, dass dich das nicht heillos überfordern würde?“

Sie ahnt schon, dass sie ihn für seine nächste Aussage verfluchen wird, als er sie noch enger zu sich zieht und seine Lippen gegen ihre drückt.

„Ich werde schließlich auch mit dir fertig.“

Seine rauen Worte streifen über ihre Haut und zünden ein warnendes Funkeln an ihren Augen, doch er erstickt ihren Protest erneut mit seinen Lippen und sie ergibt sich seiner Berührung innerhalb von Sekunden mit einem Seufzen und einem inneren Augenrollen.
 

Sie löst sich von ihm, verweilt aber in seinen Armen, während seine Hände schützend über ihren Bauch fahren.

Sie begegnet über den Flur hinweg Hinatas Blick und in dem unbeschwerten Lächeln ihrer Freundin liegen dieselben Emotionen, die ihren eigenen Körper beherrschen.

Dass sie alle in dieser Konstellation hier sind, nach allem was passiert ist, ist in der Tat ein Wunder. Nicht, dass sie je offen zugeben würde, dass sie an überirdische Mächte glaubt.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Hokagebernd
2020-05-23T22:15:55+00:00 24.05.2020 00:15
Tolles Kapitel da gibt es sowohl im Hause Uzumaki als auch im Hause ushiah nach wuchs schön das es doch noch ein happy end für die beiden gab
Von:  XxGirlyxX
2019-10-03T14:19:40+00:00 03.10.2019 16:19
Wie schön, das alles gut gegangen ist, ich hatte kurz pipi in den Augen, als soya sagte, das gaara das Kind nehmen solle, raus gehen und nicht zurück sehen solle 😭😭 aber ich freue mich so, das alles gut gegangen ist 😍
Lg XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2019-09-06T22:15:19+00:00 07.09.2019 00:15
Tolles Kapitel :)
Es war einfach nur toll. Die vielen unterschiedlichen Gefühle.
Sasu und Saku fand ich so süß, aber auch Hinata und Naruto sind so niedlich.
Toll das es nun allen geht!
Schade, dass es bald zu Ende ist.
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Mach weiter so .
Lg
Von:  Sakura2100
2019-09-06T21:03:10+00:00 06.09.2019 23:03
Wow echt mega tolles Kapitel *_* ich bin soooo.unendlich froh dass es allen gur geht dass soya die Geburt durch ihr kleines wunderbaby gut überstanden hat und natürlich dass saku sasuke soooo süß sind *_*
Hinatas Reaktion fand ich schon passend aber eines muss man naruto lassen.... er ist wirklich seeehr süß und romantisch*_*
Hoffe du schreibst bald weiter
Von:  Scorbion1984
2019-09-05T09:27:26+00:00 05.09.2019 11:27
Ja Soya und Gaaras Tochter ist schon was ganz besonderes ,sie wird später bestimmt sehr stark sein !
Und Sasuke kriegt wohl seine Tochter damit sie später Narutos Sohn heiraten kann !
Allerdings umgekehrt wäre auch nicht schlecht !
Normalerweise ist es den Eltern egal was es wird ,Hauptsache gesund !
Schade das Torn zu Ende geht ,ich habe sie gern gelesen !
Eine Fortsetzung mit den Kindern von allen und deren Werdegang ,wäre nicht schlecht !
Von:  Cuddlytoy
2019-09-04T09:37:00+00:00 04.09.2019 11:37
Hab ich mich da irgendwo verlesen? Oder falsch interpretiert? Aber ich dachte naruto weis nichts von der ersten, abgebrochenen schwangerschaft? Lest sich aber so, als wüsste er was sache war?

An sich bin ich wieder begeistert, thorn war nie meine lieblingsgeschichte von dir, aber der abschluss gefällt mir richtig gut. Daumen hoch 😉
Von:  Kleines-Engelschen
2019-09-04T08:02:56+00:00 04.09.2019 10:02
ein sehr schönes kapitel. ich finde es toll das sich alles so zum guten gewandt hat :)
weiter so

greetz
Von:  Kaninchensklave
2019-09-04T06:28:41+00:00 04.09.2019 08:28
Was mich am Kap am meisten Ärgertvist dass ich ich gestern nach gesehen habe und da war keine Benachrichtigung sondern erst heute Früh, jedoch kannst Du da nichts dafür

ein Tolles Kap

wie süß Nia hat Hinata Mama genannt und wohl inzwischen auch Naruto Papa da er ja quasi die einzige
wirkliche Vater Figur ist welche sie kennt wobei er sich ja auch so benimmt, ich möchte nicht in der Haut de Jungen stecken der Nia mal Daten möchte dass könnte Prolematisch werden

aber Nia hat auch noch Ihre Mama welche verhindern wird dass Naruto einen solchen Blödsinn macht und ihr Leben als Kunoichi nur mehr selten wahrnehmen wird und meistens i der Akademie verbringt ummdort auch ihre Kinder auf zu passen xD

Sakura musste nie Angst haben um Sasukes Reaktion denn dieser Zeigt nur ihr Gegenüber sowas wie Gefühle
und er scheint sich auf das Papa da sein auch zu freuen als zukünftiger ANBU Kapitän muss er auch nicht mehr so oft auf Missionen. Den Bob hat er Einem besten Freund zu verdanken der zu dem Zeitpunkt Hokage ist

Soya hat ei kleines Mädchen dass ihrer Mama instinktiv wohl das Leben gerettet hat und wird auch nie Probleme haben dass ihr Sandkasten nicht immer gut gefüllt ist dafür wird ihr Papa scho sorgen, dazu ht es für ihn und Soya auch was positives so wissen sie immer was ihre Tochter gerade macht

wobei i Zukunft wohl das selbe gilt wie bei Nia nur das Gaara verhindern wird das Soya den Potenziellen Schwiegersohn den Hals umdreht

GVLG
Von:  Narudia
2019-09-04T05:34:40+00:00 04.09.2019 07:34
Hallo,

das war wieder ein Wahnsinns Kapitel, und du hättest es in Gänze wirklich nicht besser machen können. All die Emotionen die darin vorkamen. Über die Sorge der 2 Jungen Männer ob es ihren Frauen gut geht in Suna die Verzweiflung nicht zu wissen was los ist und mit null wissen immer wieder hingehalten zu werden. Über die Freude darüber Väter bzw. Eltern zu werden eine eigene Familie zu Gründen. Herzzerreisende Abschiede und Wiedersehen. Es war einfach Perfekt. Und neben dem Epilog der noch Folgen wird, könnte es für dieses großartige Projekt keinen besseren Abschluss geben. Theoretisch bräuchte ich gar keinen Epilog mehr aber ich freue mich natürlich trotzdem sehr das noch einer kommen wird.

Nun aber nochmal ein bisschen aufgeschlüsselt:

Hinata und Naruto. Puh die beiden machen es mir immer am schwersten, da die 2 die emotionalsten und gefühlskräftigsten Personen sind in deinen Storys. Die 2 passen einfach perfekt zusammen. Es ist schön wie sie versuchen aufeinander einzugehen was Ihnen nicht immer leicht fällt. Sie lieben sich ab göttlich und ich bin froh das Hinata verstanden hat was ihr eigentliches Problem ist und endlich den Mut gefunden hat mit Naruto zu reden der ihr sofort mit allem zur Seite steht. Sie haben es verdient neben Nia ihre kleine Familie mit eigenem Nachwuchs zu erweitern.

Gaara und Soya: ich bin wirklich froh das Soya die Geburt überstanden hat, theoretisch hatte ich daran keine Zweifel du würdest uns nie einen so liebgewonnen Charakter auf ewig wegnehmen. Es ist so süß wie Gaara sich weigert ihr von der Seite zu weichen aber das passt zu seiner sturen Art und dem wissen sich meist sowieso durchsetzen zu können. Auch diese beiden haben es verdient ihre kleine Familie zu erweitern und werden liebevolle Eltern werden.

Und nun zu meinen ewigwährendem Lieblingspärchen Sakura und Sasuke: Naja was soll man dazu sagen. Der dickköpfige eigenbrötlerische Uchiha und die aufbrausende manchmal noch emotionale Haruno. Es gibt kaum jemanden der besser zueinander passt und sich versteht und verdient. Kaum ein anderer würde es mit den Eigenarten des Anderen über längeren Zeitraum aushalten. Auch sie haben es verdient nach allem hin und her ihre eigene Familie zu Gründen. Nun wird Sasuke sie mit Argusaugen immer schön im Blick behalten um auf sie und ihr Kind aufzupassen. Er wird ein liebender Vater und Ehemann werden der seine Prinzipien dennoch nie über den Haufen wirft. Ehrlichkeit währt eben immer am längsten und das sie offen kommunizieren was beiden nicht leicht fällt aber für bzw. wegen der liebe zum anderen werden sie immer Mittel und Wege finden es dennoch zu tun.

Danke für dieses tolle Kapitel.

liebe Grüße Narudia


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