Zum Inhalt der Seite

Der Detektiv, der mich liebte

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Blutrote Weihnachten

Nachdem Inspector Lestrade sie über die Identität der beiden mysteriösen Männer, die John in der Cocktailbar erledigt hatte und die offensichtlich tatsächlich unmittelbare Kontaktleute von Moriarty waren, informiert hatte, gab es in den nächsten Tagen und Wochen keine besonderen Vorkommnisse. Offenbar musste sich Sherlocks Erzfeind erst einmal eine neue Strategie ausdenken. Den Detektiv machte das beinahe wahnsinnig, was sich manchmal auch auf seine Laune niederschlug; sehr zum Leidwesen von John, da er die Stimmungsschwankungen seines Freundes meistens ausbaden durfte, weil dieser seinen Frust niemals an Katie ausließ.
 

Die Braunhaarige dagegen war ganz froh, dass sie sich im Augenblick ein wenig entspannen konnte. Die letzten Wochen waren nervenaufreibend genug gewesen. Mittlerweile stand auch Weihnachten vor der Tür, die schönste Zeit des Jahres, wie Katie fand. Umso mehr freute sie sich über das kleine bisschen Ruhe, das Moriarty ihnen wenigstens zu Weihnachten gönnte, unwissend was für eine böse Überraschung dieses besinnliche Fest in diesem Jahr bereithalten würde…
 

Es war eine kalte verschneite Nacht, in der sich Katie unter ihrer Decke vergraben hatte und ruhig neben Sherlock schlief, bis sie irgendwann näher zu dem Dunkelhaarigen kam und zusehends unruhiger wurde, ehe sie irgendwann schweißgebadet aus dem Schlaf hochschreckte. Ruckartig setzte sie sich auf und schaute sich erschrocken um, bevor sie zu der Erkenntnis kam, dass sie offensichtlich nur schlecht geträumt hatte und sich mit zitternden Fingern durch die Haare strich.
 

„Katie, ist alles in Ordnung?“, fragte Sherlock plötzlich neben ihr. „J-ja…es war nur ein Traum…“, antwortete Katie; es klang, als ob sie sich damit selbst beruhigen wollte. „Du hast schlecht geträumt?“, fragte Sherlock nach, worauf die Braunhaarige zustimmend nickte und von einem stärkeren Zittern erfasst wurde. „Schon gut…es war nur ein böser Traum…“ Der Dunkelhaarige zog sie nah zu sich heran und streichelte ihr beruhigend durch die Haare, woraufhin sie sich an ihn schmiegte und das Gesicht an seiner Brust verbarg. „Oh Gott, Sherlock…es war so furchtbar…“ Sie hatte angefangen zu weinen und drückte sich noch näher an ihn. „Was hast du denn geträumt…? Vielleicht geht es dir ja besser, wenn du mir davon erzählst“, schlug Sherlock vor, während er sie immer noch streichelte.
 

Katie zögerte einen Moment, sie wusste nicht, ob sie darüber reden konnte, doch dann gab sie sich einen Ruck. „Ich habe von Sarah geträumt…sie lag vor mir im Schnee…und plötzlich hat er sich rot gefärbt…es war Blut…ihr Blut…oh Gott…es war alles voller Blut…und auf einmal habe ich Moriarty gesehen…er sah aus wie damals im Park…er hat so hämisch gelacht und dann bin ich aufgewacht…“, erzählte Katie völlig aufgelöst und weinte nur noch heftiger, was Sherlock dazu veranlasste, sie noch näher zu sich zu ziehen.
 

„Beruhige dich…es war nur ein Traum…“, versuchte er sie zu beruhigen. „Und wenn er sich bewahrheitet?“, schniefte Katie. „Mach dir keine Sorgen. Mein Versprechen gilt immer noch. John und ich werden sie weiterhin beschützen. Du musst keine Angst haben und jetzt beruhige dich. Es ist alles gut.“ Sherlock küsste sie sanft auf die Stirn und ging nun in ein Kraulen über. „Danke, Sherlock…“, murmelte Katie daraufhin und kuschelte sich noch näher an ihn.
 

Eine Weile herrschte Stille, in der Katie versuchte, wieder einzuschlafen, doch der Traum hatte sie so aufgewühlt, dass sie es irgendwann aufgab. „Ich kann nicht mehr schlafen, Sherlock…“, sagte sie daher leise. „Dieser Traum hat dich wohl sehr mitgenommen, was?“ Katie nickte kaum merklich. „Na gut, dann lass uns rüber ins Wohnzimmer gehen. Vielleicht beruhigt dich ja eine Tasse mit heißem Tee“, meinte Sherlock und stand auf, worauf Katie es ihm gleichtat und ihm ins Wohnzimmer folgte.
 

Dort wies der Detektiv sie an, sich aufs Sofa zu setzen, bevor er sie in eine warme Decke wickelte und dann in der Küche verschwand, um ihr einen Tee zu machen. Kurz darauf kam er auch schon wieder zurück und drückte ihr die Tasse mit der heißen Flüssigkeit in die Hand, ehe er sich neben sie setzte und wieder einen Arm um sie legte. Katie ließ es zu und lehnte sich an seine Schulter, nachdem sie einen Schluck Tee zu sich genommen hatte. „Vielen Dank…es geht mir schon ein bisschen besser“, murmelte sie. „Schon gut. Das beruhigt mich. Moriarty kann einem wirklich Angst machen“, antwortete Sherlock. „Allerdings…ich hoffe nur, dass er Sarah wirklich nichts tun wird…“, erwiderte Katie. „Mach dir keine Sorgen. Wir passen auf sie auf“, gab Sherlock zurück und nahm das Streicheln wieder auf. Dann herrschte kurz Stille zwischen ihnen, als plötzlich die Tür aufging und John hereinkam.
 

„Was machen Sie denn hier unten?“, erkundigte sich Sherlock sogleich. „Ich habe Stimmen gehört und wollte nachsehen, was los ist. Ist alles in Ordnung?“ Fragend schaute John seinen besten Freund an. „Ja, wir konnten nur nicht mehr schlafen“, sagte Sherlock und warf ihm einen kurzen Blick zu, um ihm zu bedeuten, dass er es ihm später erzählen würde. „Ich verstehe“, erwiderte John, der wusste, was Sherlock ihm sagen wollte. Wieder herrschte kurz Stille, bevor Katie wieder das Wort ergriff.
 

„Schmückt ihr das Haus eigentlich gar nicht für Weihnachten?“ „Das übernimmt eigentlich immer Mrs. Hudson“, antwortete John. „Kann ich ihr dabei behilflich sein?“, fragte Katie weiter. „Sicher, sie freut sich bestimmt über Hilfe. Vor allem weil sie schon jahrelang vergeblich versucht, John und mich dafür zu begeistern“, erwiderte Sherlock. „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber gut, dann werde ich ihr meine Hilfe anbieten. Mögt ihr Weihnachten denn gar nicht?“, wollte Katie wissen. „Doch schon, wenn mein Bruder nicht vorbeikommt, was zum Glück nur selten vorkommt“, antwortete Sherlock. „Wie schön, dass ihr euch so gut versteht.“ Katie lächelte verschmitzt. „Nicht wahr…?“, gab Sherlock zurück.
 

„Also ich liebe die Weihnachtszeit. Überall leuchten Lichter, es duftet nach Zimt und Plätzchen, alles wirkt so friedlich und ich liebe es, auf Geschenkesuche zu gehen“, erzählte Katie mit einem begeisterten Funkeln in den Augen. „Du tust dich am besten mit Molly zusammen. Die liebt das auch“, bemerkte Sherlock. „Ich dachte mir schon, dass das nicht so dein Ding ist“, erwiderte die Braunhaarige lächelnd. „Ach wirklich? Wieso nur?“ „Ach, nur so. Aber gut, dann weiß ich ja, an wen ich mich wenden muss“, meinte Katie und schmiegte sich näher an ihn, worauf der Detektiv nickte und das Streicheln wieder aufnahm.
 

Sie saßen noch eine ganze Weile im Wohnzimmer und nachdem sie ihren Tee ausgetrunken hatte, hatte es nicht lange gedauert, bis Katie wieder eingeschlafen war.
 

„Es hatte einen Grund, weshalb ihr nicht mehr schlafen konntet, nicht wahr?“, fragte John in die Stille hinein. „Ja, Sie haben Recht. Ich wollte es Ihnen nur nicht vor Katie erklären, da sie dann vermutlich kein Auge mehr zugetan hätte“, antwortete Sherlock. „Das ist mir aufgefallen. Also, woran lag es, dass sie so aufgewühlt war? Sie hat vorhin richtig nervös gewirkt“, bemerkte John. „Sie ist vorhin aus dem Schlaf geschreckt und hat mir erzählt, dass sie einen Albtraum hatte. Ich fand es ehrlich gesagt etwas beunruhigend“, gab Sherlock zu, was seinen Mitbewohner etwas zu überraschen schien. Normalerweise konnte den Detektiv doch nichts so schnell aus der Ruhe bringen. „Wieso? Was hat sie geträumt?“, fragte John nach.
 

„Sie hat mir erzählt, dass sie Sarah gesehen hat. Sie lag zu ihren Füßen und überall sei Blut gewesen, das offensichtlich das von Sarah war. Plötzlich ist Moriarty aufgetaucht und hat ihr ein diabolisches Lächeln geschenkt. Dann ist sie aufgewacht und wirkte im ersten Moment völlig verstört. Wie Sie sich sicher schon denken können, war sie daraufhin hellwach und konnte nicht mehr schlafen. Deswegen sitzen wir hier. Der Tee hat ihr scheinbar geholfen“, erzählte Sherlock.
 

„Ich verstehe. Jetzt weiß ich auch, wieso Sie den Traum beunruhigend fanden. Denken Sie, dass Sarah schon wieder in Gefahr ist? Moriarty könnte uns doch wenigstens zu Weihnachten eine kleine Verschnaufpause gönnen“, seufzte John. „Machen Sie Witze? Moriarty gönnt uns sicher keine Pause. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass er Sarah in Ruhe lassen wird. Wenn Sie mich fragen, war sie niemals außer Gefahr. Moriarty hat bisher nur noch keine Gelegenheit gefunden, um zuzuschlagen“, erwiderte Sherlock.
 

Einen Moment herrschte eine unheimliche Stille im Raum. „Vermutlich haben Sie Recht. Wenn sich Moriarty erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, wird er nicht aufhören, bis er sein Ziel erreicht hat. Und was machen wir jetzt?“ Fragend schaute John den Detektiv an.
 

„Uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als weiterhin gut auf Sarah aufzupassen. Mir war klar, dass dieser Irre keine Ruhe geben würde, deswegen habe ich die besten meiner Leute beauftragt, alles in der näheren Umgebung von Sarahs Wohnung und ihrem Arbeitsplatz in der Cocktailbar genauestens zu beobachten. Sie werden mich umgehend informieren, wenn ihnen nur die allerkleinste Veränderung auffällt und Lestrades Männer wissen auch Bescheid“, erwiderte Sherlock. „Sie haben Recht. Mehr können wir wohl nicht tun“, stimmte John ihm zu. Sherlock nickte nur zustimmend und zog Katie näher zu sich, die immer noch friedlich in seinen Armen schlief.
 

Sie saßen noch eine ganze Weile im Wohnzimmer, bis sie schließlich beschlossen, sich wieder hinzulegen, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Sherlock verabschiedete sich noch von John, ehe er Katie hoch nahm und zurück ins Bett brachte, worauf er neben sie kam und sie wieder nah zu sich zog. Die Braunhaarige seufzte leise im Schlaf und kuschelte sich sofort näher an ihn. Er ließ es zu und streichelte ihr sanft durch die Haare, während er nachdenklich an die gegenüberliegende Wand schaute. Er hoffte nur, dass er sein Versprechen ihr gegenüber wirklich halten konnte, ehe Moriarty einen Weg fand, Sarah etwas anzutun.
 

„Du bist ja immer noch wach.“ Katies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja, ich war bis eben noch im Wohnzimmer bei John. Du kannst ruhig weiterschlafen“, versicherte ihr Sherlock. „Aber nur, wenn du jetzt auch ein bisschen schläfst. Du hast dir meinetwegen schon genug die Nacht um die Ohren geschlagen“, erwiderte Katie. „Na gut, du kannst mich trotzdem wecken, wenn etwas sein sollte“, meinte Sherlock daraufhin und zog sie noch näher zu sich. „Mach ich“, versprach Katie und schmiegte sich noch näher an ihn. Daraufhin gab sich der Detektiv zufrieden und wünschte ihr noch eine gute Nacht, ehe er sie sanft auf die Stirn küsste und schließlich die Augen schloss. Katie tat es ihm gleich und blieb nah bei ihm, sodass beide kurz darauf wieder eingeschlafen waren.
 

Am nächsten Morgen war Sherlock schon weg, als Katie aufwachte. Die Braunhaarige blieb noch einen Moment liegen, ehe sie auch aufstand und rüber ins Wohnzimmer lief, wo Sherlock und John schon mit dem Frühstück auf sie warteten.
 

Nachdem sie die beiden kurz begrüßt hatte, setzte sie sich zu ihnen und fing erst mal an, zu essen. „Was steht heute an?“, fragte sie schließlich in die aufgekommene Stille hinein, die nur vom Rascheln der Zeitung unterbrochen worden war, wenn John eine Seite umblätterte. „John und ich fahren zu Scotland Yard und fragen bei Lestrade nach, ob es irgendetwas Neues gibt“, antwortete Sherlock. „Und was ist mit mir? Soll ich alleine hier bleiben?“, fragte Katie sofort, allein bei dem Gedanken daran fühlte sie sich unbehaglich. „Nein, ganz im Gegenteil. Du hast schon etwas anderes vor“, erwiderte Sherlock lächelnd. „Wie meinst du das?“, fragte die Braunhaarige etwas irritiert.
 

„In einer Stunde wird Molly hier sein. Ich habe sie vorhin angerufen und ihr erzählt, dass du auch so gerne Weihnachtseinkäufe erledigst. Außerdem könntet ihr bei der Gelegenheit Mrs. Hudson dabei behilflich sein, das Haus ein wenig zu schmücken. Was meinst du dazu? Ich dachte, nach dieser nervenaufreibenden Nacht könntest du ein bisschen Ablenkung gebrauchen und wenn ich mich recht erinnere, verstehst du dich mit Molly auch ganz gut“, erklärte Sherlock.
 

„Das war eine gute Idee. Ich mag Molly und mit ihr macht das Einkaufen viel Spaß“, erwiderte Katie lächelnd; sie war froh darüber, an diesem Tag einfach mal was ganz Normales machen zu können. „Ich wusste, dass dir das gefallen würde. Wie ich schon sagte, sie wird in einer Stunde hier sein und vorher machen wir uns auch nicht auf den Weg“, versprach Sherlock daraufhin, was Katie sichtlich beruhigte.
 

Nach dem Frühstück zog sich Katie erst einmal an, bevor sie wieder zu Sherlock stieß, der mittlerweile in seinem Sessel saß und sein Handy nach irgendetwas durchstöberte. Als sie zu ihm kam, schaute er auf und sah sie fragend an, worauf sie sich kurzerhand auf seinen Schoß setzte und nah an ihn schmiegte.
 

„Was ist denn los?“, fragte er daraufhin. Er wusste ja, dass sie sehr anhänglich war, aber dennoch war diese Reaktion selbst für sie etwas ungewöhnlich. „Sherlock…wenn Molly und ich einkaufen gehen, dann müssen wir doch keine Angst haben, oder?“, fragte sie leise. Der Detektiv sagte einen Moment nichts, er zog sie nur näher zu sich. Er konnte es ihr nicht verübeln, dass sie Angst hatte, nach dem was in der Cocktailbar vorgefallen war. „Nein, keine Sorge. Meine Leute sind überall in der Stadt verteilt und behalten euch im Auge. Euch kann also nichts passieren. Und jetzt hör auf, dir so viele Gedanken zu machen, immerhin sollst du dich mit Molly amüsieren“, antwortete er schließlich, worauf er sie näher zu sich zog und sanft auf die Stirn küsste. „Du hast Recht, ich denke wirklich zu viel nach. Aber wenn deine Leute in der Nähe sind, ist es ja gut“, stimmte Katie sichtlich beruhigt zu, wobei sie immer noch nah bei ihm blieb, was er bereitwillig zuließ.

Eine Stunde später klingelte Molly wie verabredet an der Tür. Nachdem Mrs. Hudson die junge Frau hereingelassen hatte und diese Katie kurz begrüßte, verabschiedeten sich John und Sherlock und machten sich auf den Weg zu Scotland Yard.
 

„Also, womit fangen wir an?“, wollte Katie wissen und schaute Molly abwartend an. „Ich denke, wir sollten zuerst Mrs. Hudson mit der Dekoration helfen. Sie hat schon sämtliche Kisten in den Flur geräumt“, antwortete Molly. „Na, schön. Dann lass uns doch mal runter gehen“, schlug Katie vor, worauf die Pathologin nickte und ihr nach unten folgte.
 

Kurz darauf hatte Mrs. Hudson die beiden jungen Frauen voll eingespannt. Die ältere Dame hatte ihre eigene Wohnung bereits vor ein paar Tagen geschmückt, doch nun wollte sie auch den Rest des Hauses etwas weihnachtlicher gestalten, sodass ihr die Hilfe gerade recht kam. Katie war das gerade recht, so konnte sie sich wenigstens ablenken und mit Molly machte das Dekorieren jede Menge Spaß. Der Flur des Hauses wurde entlang des Treppengeländers mit einer Girlande aus künstlichen Tannennadeln und roten Schleifen verziert und die Haustür wurde mit einem Kranz aus Tannenzweigen und ebenfalls roten Kugeln verschönert. Schließlich brachten Katie und Molly in der oberen Wohnung, die die Braunhaarige mit Sherlock und John bewohnte, Lichter an den Wohnzimmerfenstern an, stellten unterschiedliche weihnachtliche Figuren wie Weihnachtsmänner oder Engel auf und platzierten einen Adventskranz auf dem Wohnzimmertisch.
 

Sie waren über eine Stunde beschäftigt, ehe sie sich auf dem Sofa niederließen und erst einmal durchatmeten. „Das sieht schon besser aus, findest du nicht?“, fragte Molly in die Stille hinein. „Allerdings, Sherlock und John hätten es sicher nicht besser hinbekommen, wenn sie es überhaupt gemacht hätten“, antwortete Katie. „Da hast du Recht. Ich würde sagen, dass wir noch zehn Minuten verschnaufen und dann könnten wir uns auf den Weg machen, um ein paar Geschenke zu besorgen. Was meinst du?“ Fragend schaute Molly die Braunhaarige an. „Ja, das klingt gut“, stimmte diese zu.
 

„Weißt du schon, was du Sherlock schenken willst?“, wollte Molly dann wissen. „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung. Kannst du mir da weiterhelfen?“, stellte Katie die Gegenfrage. „Hm…mal überlegen. Das ist ehrlich gesagt gar nicht so einfach. Sherlock ist in gewisser Weise schon wählerisch. Ich weiß, dass er hin und wieder mal liest oder an seinen Experimenten arbeitet, wenn er nicht gerade Geige spielt. Vielleicht finden wir ja irgendwas in dieser Richtung“, erzählte Molly. „Das sind zumindest schon mal ein paar Anhaltspunkte. Was hältst du davon, wenn wir einfach mal losgehen und schauen, was wir so finden“, schlug Katie daraufhin vor und stand auf, worauf Molly nickte und es ihr gleichtat.
 

Kurz darauf befanden sich die beiden Frauen in der Londoner Innenstadt. Offensichtlich waren sie nicht die einzigen, die an diesem Tag beschlossen hatten, auf Geschenkesuche zu gehen. Auf den verschneiten Straßen tummelten sich unzählige Leute, von denen sicherlich auch einige Touristen waren. Alle liefen geschäftig von einer Richtung in die andere; einige waren bereits mit zahlreichen Tüten beladen, die sicher die diesjährigen Weihnachtsgeschenke beinhalteten. Andere unterhielten sich angeregt darüber, was sie sich zu Weihnachten wünschten oder was sie anderen schenken wollten. Kurz gesagt – es war ein buntes, hektisches Treiben, wie es nur die Vorweihnachtszeit mit sich bringen konnte.
 

„Wo sollen wir anfangen?“, fragte Katie an Molly gewandt, als sie erst einmal stehen blieben und überlegten, wo sie hingehen wollten. „Eine gute Frage. Ich würde vorschlagen, dass wir einfach mal drauf los laufen und sehen, was wir so finden“, meinte Molly, worauf die Braunhaarige neben ihr zustimmend nickte und sich kurz darauf mit ihr ins Getümmel stürzte.
 

Sie klapperten einen Laden nach dem anderen ab, wobei alle maßlos überfüllt waren. Die Kaufhäuser platzten förmlich aus allen Nähten und manchmal war ein Durchkommen durch die Menschenmassen so gut wie unmöglich. Alles war vollgestopft mit Weihnachtsdeko, was Sherlock sicher unheimlich genervt hätte, wenn Katie so darüber nachdachte. Wie gut, dass Molly ihre Shoppingbegleitung war. Die Dekorationen reichten von kleinen batteriebetriebenen Weihnachtsmännern, die fröhlich „Ho, ho, ho“ riefen, bis hin zu überdimensionalen Zuckerstangen, die sicher fiesen Karies hinterlassen würden, wenn sie nicht aufblasbar wären. Inmitten des ganzen Trubels fanden die beiden Frauen tatsächlich das eine oder andere Weihnachtsgeschenk, sodass sie nach über zwei Stunden fast alles zusammen hatten. Doch noch fehlte Katies wichtigstes Geschenk…
 

Nachdem sie mit Mühe und Not aus dem gerade besuchten Kaufhaus kamen, beschlossen sie erst mal eine kleine Pause einzulegen und sich dafür in ein kleines Café zu setzen. „Oh Mann, ich wusste ja, dass viel los sein würde, aber mit so viel habe ich nun auch wieder nicht gerechnet“, meinte Molly als sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.
 

„Ja, ich hätte auch nicht erwartet, dass ausgerechnet heute halb London auf den Füßen ist, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Hast du jetzt eigentlich alles zusammen?“ Fragend schaute Katie ihre Mitstreiterin an. „Ja, ich habe alles. Ich habe schon befürchtet, dass ich mehrmals losgehen müsste, um die passenden Geschenke zu finden“, antwortete Molly. „Wie gut, dass du jetzt schon alles gefunden hast. Ich wollte nicht mehrmals in diesem Gedränge feststecken. Aber trotz allem habe ich immer noch kein Geschenk für Sherlock. Ich habe nach wie vor keine Ahnung, was ich ihm schenken soll“, seufzte Katie. „Ja, ein Geschenk für Sherlock zu finden ist wirklich nicht ganz einfach. Lass uns noch mal überlegen…“ Molly verfiel ins Grübeln und Katie tat es ihr gleich.
 

„Er erzählt mir oft von seinen Experimenten und wenn ihm mal besonders langweilig ist, kann er auch mal ein Buch lesen, wenn John nicht in der Nähe ist, dem er auf die Nerven gehen kann“, überlegte Katie. „Wieso kombinierst du das dann nicht?“, schlug Molly daraufhin vor. „Die nächste Buchhandlung ist nicht weit von hier. Vielleicht finden wir ja ein gutes Buch über Experimente. Möglicherweise stehen welche drin, die Sherlock noch gar nicht kennt. Das würde sicher sein Interesse wecken.“ Katie dachte einen Moment über den Vorschlag nach. „Ja, das klingt gut. Dann lass uns gleich zur Buchhandlung gehen, sobald wir unseren Kaffee ausgetrunken haben“, stimmte sie schließlich zu.
 

Nachdem die beiden Frauen ihren Kaffee ausgetrunken und das kleine Café verlassen hatten, machten sie sich auf den Weg in die nächste Buchhandlung, wo sie auch tatsächlich fündig wurden und damit endlich alle Geschenke beisammen hatten.
 

Mittlerweile war es schon Abend geworden und die Geschäfte würden bald schließen, weshalb auch Katie und Molly schließlich beschlossen, den Heimweg anzutreten. So nahmen sie ein Taxi, das zuerst in der Baker Street anhielt, wo sich Katie von Molly verabschiedete, ehe es auch die junge Pathologin nach Hause brachte. Katie schaute ihr kurz nach, ehe sie schließlich im Haus verschwand.
 

Zu ihrer Erleichterung waren auch Sherlock und John von ihrem Ausflug zu Scotland Yard zurück. Sie fand die beiden oben im Wohnzimmer, wo der eine in die aktuelle Zeitung vertieft war, während der andere auf seiner Geige spielte. Katie nutzte die Situation, dass sie sie offensichtlich nicht hörten und betrat die Wohnung durch die Tür, die direkt in die Küche führte, um erst mal ihre Weihnachtseinkäufe in Sicherheit zu bringen, ehe sie zu den beiden stieß.
 

„Da bist du ja wieder“, stellte Sherlock fest und unterbrach sein Spiel. „Ja, ich bin gerade gekommen“, bestätigte Katie lächelnd und kam auf ihn zu. „Schön, ich hoffe, du hattest Spaß mit Molly“, erwiderte er, während er sie zu sich zog. „Ja, es war mal eine nette Abwechslung“, stimmte sie ihm zu und lehnte sich an ihn. „Und was ist mit euch? Habt ihr etwas Neues herausgefunden?“ „Wie wäre es, wenn wir uns erst mal einen Tee machen?“, schlug Sherlock vor. „Dann erzähle ich es dir in aller Ruhe.“ Katie erklärte sich damit einverstanden und dazu bereit, den Tee zu kochen, wofür sie in der Küche verschwand und nach zehn Minuten mit drei Teetassen wieder kam, die sie auf dem Wohnzimmertisch abstellte, ehe sie sich neben Sherlock aufs Sofa setzte und ihn erwartungsvoll anschaute.
 

„Du hast ja bereits mitbekommen, dass uns Inspector Lestrade über die Identität der Männer in der Bar informiert hat und sie tatsächlich in unmittelbarem Kontakt zu Moriarty standen“, fing Sherlock an, worauf Katie zustimmend nickte. „Wir sind zu ihm gefahren, weil wir wissen wollten, ob er und seine Leute zu weiteren Erkenntnissen gekommen sind“, fügte John hinzu. „Haben sie denn noch etwas herausgefunden?“, fragte Katie daraufhin. „Ja und es beruhigt mich nicht gerade, was er uns erzählt hat“, antwortete Sherlock. „Und was heißt das?“, wollte Katie wissen.
 

„Lestrade und seine Leute haben herausgefunden, dass diese Verbrecher sozusagen von Moriarty angeheuert wurden. Unser Freund kennt sich hervorragend im Verbrechernetzwerk von London aus und weiß, wo er solche zwielichtigen Gestalten auftreiben kann, die auch nicht vor Mord zurückschrecken. Du kannst dir das so vorstellen, dass er anfragen ließ, wer bereit wäre, ihm bei einem Verbrechen behilflich zu sein. Er hat sicher eine beachtliche Summe Geld geboten, wenn jemand die Absicht hegen würde, in seine Dienste zu treten", berichtete Sherlock. „Das heißt also, dass diese Typen dafür bezahlt worden wären, Sarah umzubringen…?“, fragte Katie entsetzt; es lief ihr bei dem bloßen Gedanken daran eiskalt den Rücken hinunter.
 

„Ja…genau das heißt es. Die können uns zwar nicht mehr gefährlich werden, aber da, wo die hergekommen sind, sind sicherlich noch mehr. Moriarty weiß mit Sicherheit längst, dass der Mordversuch an Sarah fehlgeschlagen ist, also ist es mit größter Wahrscheinlichkeit nur eine Frage der Zeit, bis er sich die nächsten Verbrecher aussucht“, stellte Sherlock klar. „Du meinst also, dass Sarah immer noch in Gefahr ist…“, sagte Katie tonlos. „Ja…Moriarty wird weiterhin Jagd auf sie machen. Er braucht nur noch ein paar neue Helfer…“, stimmte Sherlock zu.
 

„Aber was machen wir denn jetzt? Vielleicht hat er ihr ja schon längst etwas angetan…“ Katie klang langsam hysterisch. „Jetzt beruhige dich erst mal. Noch ist nichts verloren. Ich habe meine Leute bereits über die Situation informiert. Sie haben sich neu postiert und behalten Sarah jetzt wieder im Auge. Sie werden mich umgehend benachrichtigen, sobald etwas passiert. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um sie zu beschützen. Also beruhige dich“, erwiderte Sherlock und zog sie näher zu sich. „Na gut…ich vertraue euch…“, murmelte Katie und schmiegte sich näher an ihn.
 

Sie saßen noch eine ganze Weile im Wohnzimmer, bis sie irgendwann beschlossen, ins Bett zu gehen. Doch Katie konnte in dieser Nacht keinen Schlaf finden. Ihre Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis und machten es ihr unmöglich einzuschlafen. Nach allem, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte, hatte sie gehofft, dass ihre Freundin endlich in Sicherheit wäre, nur um jetzt festzustellen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Moriarty wollte Sarah tot sehen, um seinen grausamen Countdown fortzusetzen und dazu war ihm offensichtlich jedes Mittel recht. Schwer seufzend drehte sie sich auf die andere Seite.
 

„Kannst du nicht schlafen?“, fragte Sherlocks tiefe Stimme neben ihr. „Nein…mir geht zu viel durch den Kopf…“, gestand Katie. „Hätte ich es dir lieber nicht erzählen sollen?“, fragte der Detektiv und zog sie zu sich, worauf sie sich sofort so nah wie möglich an ihn kuschelte. „Doch, das war schon okay. Ich wollte es ja auch wissen“, gab Katie zurück. „Mach dir keine Gedanken. Irgendwie kriegen wir das schon hin. John und ich stehen in unmittelbarem Kontakt mit Lestrade. Und meine Leute sind ebenfalls mehr als wachsam. Wir werden sie beschützen“, versprach Sherlock und zog sie näher zu sich. „Na gut…aber ich bin trotzdem irgendwie hellwach…“, murmelte Katie und schmiegte sich näher an ihn.
 

„Hör auf, dir Gedanken zu machen. Freu dich doch lieber auf die Vorweihnachtszeit. Du hast doch erzählt, dass dir der Tag mit Molly gefallen hat“, erwiderte Sherlock. „Das stimmt. Es fühlte sich so normal an, nicht als ob ein Wahnsinniger hinter mir her wäre. Ich habe sogar ein Geschenk für dich gefunden und das war gar nicht so leicht“, erzählte die Braunhaarige.
 

„Ach wirklich? Das wäre doch aber nicht nötig gewesen“, erwiderte Sherlock daraufhin. „Wieso nicht? Wir gehören doch jetzt zusammen, also möchte ich dir auch etwas schenken“, gab Katie zurück. „Schon gut, ich bin ja schon still. Obwohl ich zugeben muss, dass ich auch ein Geschenk für dich habe“, sagte Sherlock daraufhin. „Aber zu mir sagst du etwas. Obwohl ich jetzt zugegebenermaßen neugierig bin“, gab Katie zu. „Das kann ich nachvollziehen. Aber du wirst dich leider noch etwas gedulden müssen“, entgegnete Sherlock und zog sie näher zu sich. „Na schön, ich denke, so lange halte ich es noch aus“, erwiderte Katie lächelnd und schmiegte sich näher an ihn.
 

„Gut, was hältst du dann davon, wenn wir versuchen, noch ein bisschen zu schlafen“, schlug Sherlock dann vor, worauf sie zustimmend nickte. „Gute Idee, mittlerweile bin ich doch müde.“ „Dann schlaf gut“, meinte der Detektiv daraufhin und küsste sie sanft auf die Stirn. Katie murmelte nur noch ein „Gute Nacht“, ehe sie kurz darauf in seinen Armen eingeschlafen war und der Dunkelhaarige schließlich auch wieder einschlief.
 

Die restliche Adventszeit verlief ohne Zwischenfälle und ehe sie sich versahen, stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Für den Weihnachtsabend hatten John und Mrs. Hudson beschlossen, einige Freunde einzuladen; Sherlock fügte sich dem Ganzen einfach und Katie freute sich ohnehin über jegliche Abwechslung.
 

So waren schließlich Molly, Inspector Lestrade und einige Bekannte von Mrs. Hudson im Wohnzimmer versammelt. Während sie sich unterhielten und bei einem Glas Wein die neusten Geschichten austauschten, hatten sie Sherlock dazu überredet, ein paar Weihnachtslieder auf seiner Geige zu spielen. Alles wirkte so harmonisch und familiär, wie Katie es schon lange nicht mehr erlebt hatte.
 

Alle waren in bester Stimmung; es wurde viel gelacht und manchmal ließen sie sich auch dazu hinreißen, zu Sherlocks Geigenspiel das eine oder andere Weihnachtslied mitzusingen, während im Kamin ein gemütliches Feuer knisterte und die ganze Wohnung nach den köstlichen selbst zubereiteten Plätzchen von Mrs. Hudson duftete. Wer von den Anwesenden im Wohnzimmer der Baker Street hätte zu diesem Zeitpunkt ahnen können, was für ein schreckliches Ende der Weihnachtsabend finden würde.
 

Nachdem Sherlock sein Spiel beendet hatte, beschlossen sie, zur Bescherung überzugehen. Es wurden etliche Geschenke ausgetauscht, die in kunterbuntes Papier eingewickelt waren. Schließlich kam Katie zu Sherlock, um ihm das Päckchen zu überreichen, das sie dank Mollys Hilfe gefunden hatte.
 

„Fröhliche Weihnachten“, sagte sie lächelnd, während sie ihm das Geschenk übergab. „Danke, das wünsche ich dir auch“, gab er zurück und zog ebenfalls ein Geschenk hervor, das er ihr mit einem sanften Kuss auf die Stirn überreichte. „Vielen Dank, darf ich es gleich aufmachen?“, fragte die Braunhaarige voller Neugier. „Ich bitte darum“, erwiderte er. Das ließ sich Katie nicht zweimal sagen. Schon als Kind hatte sie es geliebt, Geschenke auszupacken und das hatte sich bis zu diesem Tag auch nicht geändert.
 

Zuerst betrachtete sie sich das Paket. Es war relativ klein und länglich, es konnte also nicht auch ein Buch sein. Das Geschenkpapier glänzte silbrig im Schein des Kaminfeuers und war mit einem hellblauen Muster verziert. Zusätzlich war eine Schleife in demselben Blauton auf dem Päckchen angebracht. Es war offensichtlich mit sehr viel Sorgfalt verpackt worden und Katie hatte die Vermutung, dass Sherlock dabei Hilfe von Mrs. Hudson erhalten hatte, wobei das für sie keine Rolle spielte; für sie zählte es einzig und allein, dass er zu Weihnachten an sie gedacht hatte.
 

Sie betrachtete das Päckchen noch einen Moment, ehe die Neugier überwiegte und sie es schließlich öffnete. Als sie das Papier entfernt hatte, hielt sie eine kleine Schachtel in den Händen. Es war ihr anzusehen, dass sie sich mehr und mehr fragte, was sich wohl darin befand.
 

Langsam öffnete sie die Schachtel und lugte hinein. Der Inhalt glitzerte ebenfalls in einem Blauton. Als sie sie schließlich ganz geöffnet hatte, kam eine silberne Haarspange zum Vorschein, die mit blau glitzernden Blumen verziert war. „Die ist ja schön“, sagte Katie, während sie die Spange herausnahm und nun eingehend betrachtete. „Dann gefällt sie dir also?“, fragte Sherlock nach. „Natürlich gefällt sie mir. Sie gefällt mir sogar sehr“, antwortete Katie. „John hat mir bei der Auswahl geholfen. Er dachte, dass dir so etwas gefallen würde. Ich habe da einfach seinem Urteil vertraut“, erzählte Sherlock dann. „Dann hast du ja alles richtig gemacht. Danke, Sherlock.“ Katie kam näher zu ihm und küsste ihn sanft, um somit noch einmal ihre Freude über das Geschenk auszudrücken.
 

Als sich die Braunhaarige wieder von ihm löste, schaute sie ihn erwartungsvoll an. „Jetzt bist du dran. Ich möchte wissen, ob dir dein Geschenk auch gefällt.“ „Na, schön“, gab Sherlock daraufhin nach und öffnete nun ebenfalls das Paket, das sie ihm kurz zuvor überreicht hatte. Zu Katies großer Freude gefiel ihm das Buch zu diversen Experimenten tatsächlich und als er ihr dann auch noch mitteilte, dass er einige davon wirklich noch nicht kannte, freute sich die Braunhaarige umso mehr, dass sie mit ihrem Geschenk offensichtlich voll ins Schwarze getroffen hatte.
 

Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren, saßen alle noch beisammen und redeten und lachten, doch plötzlich unterbrach das Klingeln eines Handys sämtliche Unterhaltungen. Zu Katies Überraschung war es ihr Telefon, das die amüsanten Gespräche verstummen ließ. Sie warf einen kurzen Blick auf das Display, stellte jedoch fest, dass die Rufnummer unterdrückt wurde. Sofort beschlich sie ein seltsames Gefühl, aber dennoch bewegten sich ihre Finger wie von selbst und nahmen den Hörer ab.
 

„Hallo…?“, fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. „Fröhliche Weihnachten, Katie.“ Als sie diese vertraute Stimme hörte, wurde es der Braunhaarigen abwechselnd heiß und kalt und der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Sie sah voller Panik zu Sherlock auf, der neben sie getreten war und formte mit den Lippen den Namen „Moriarty“. Sofort war auch der Dunkelhaarige in höchster Alarmbereitschaft. Er nahm ihr das Handy aus der Hand und drückte auf den Lautsprecher, sodass alle Anwesenden im Raum das Gespräch mit anhören konnten.
 

„Was wollen Sie von uns?“, fragte Sherlock dann. „Oh, guten Abend, Sherlock. Ihnen auch fröhliche Weihnachten“, gab Moriarty zurück und seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. „Sparen Sie sich das und rücken Sie endlich damit raus, was Sie von Katie wollen“, wiederholte Sherlock mit mehr Nachdruck. „Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für sie…“, antwortete Moriarty. Sherlock wollte gerade etwas erwidern, als eine andere Stimme alle erstarren ließ.
 

„Fröhliche Weihnachten, Katie…“ Sarahs brüchige Stimme drang an ihr Ohr. „Ich wollte mich noch von dir verabschieden…es tut mir leid…ich habe versucht, davon zu laufen und mich zu verstecken, aber er hat mich doch gefunden…ich danke Sherlock und dir für alles, was ihr für mich getan habt, aber letztendlich hat er mich doch noch erwischt…es tut mir leid…“ Am Ende versagte ihre Stimme und sie schluchzte verzweifelt in den Hörer. „Sarah, bitte sag so etwas nicht. Wir werden sofort kommen und dich retten“, erwiderte Katie ebenfalls den Tränen nahe. „Es ist zu spät…tut mir leid…“ Mit diesen Worten legte Sarah auf und es herrschte eine unheimliche Stille im Raum.
 

„Verdammt, was sollen wir denn jetzt machen? Er wird sie umbringen, wenn wir nichts unternehmen“, sagte Katie dann und schaute panisch zu Sherlock auf. „Beruhige dich. Wir werden sie finden“, antwortete er und zog sie in eine beruhigende Umarmung. „John, wie sieht es aus? Konnten Sie den Standort des Handys zurückverfolgen?“, fragte der Detektiv dann an seinen Mitbewohner gewandt, der sich sofort hinter seinen Laptop geklemmt hatte, als klar wurde, dass Moriarty in der Leitung war. „Einen Moment…ich habe es gleich…“, murmelte der Angesprochene konzentriert. Es dauerte genau noch einen Klick, ehe das Gerät einen Lageplan ausspuckte und damit Moriartys derzeitigen Standpunkt preisgab.
 

„Er befindet sich im Regent’s Park“, verkündete John. „Das ist nicht weit von hier. Gehen wir, wir dürfen keine Zeit verlieren. Lestrade, Sie kommen auch mit. Molly bleibt mit Mrs. Hudson hier“, ordnete Sherlock an, worauf die Genannten zustimmend nickten. Katie würde ihn ebenfalls begleiten; er wusste, dass sie um keinen Preis in der Wohnung bleiben würde, deswegen versuchte er erst gar nicht sie davon abzuhalten. So schnell wie möglich verließen sie das Haus in der Baker Street und stürzten in die kalte und stille Nacht hinaus, bevor sie Richtung Park rannten und ein todbringender Wettlauf gegen die Zeit begann…
 

Der Weg zum Park schien sich endlos hinzuziehen und Katie hatte das ungute Gefühl, dass ihnen die Zeit davon lief. Sie konnte nur inständig hoffen, dass sie noch rechtzeitig kamen, um Sarah aus den Fängen von Moriarty zu retten. Sie kamen immer näher, sie hatten das Parktor fast erreicht. Noch einmal beschleunigten sie ihre Schritte, ehe sie atemlos an ihrem Ziel ankamen und sich hektisch umschauten. In einiger Entfernung konnten sie schließlich zwei Gestalten ausmachen; eine Person saß zusammengekauert im Schnee, während die andere sich bedrohlich vor der sitzenden Person aufgebaut hatte. Es musste sich eindeutig um Sarah und Moriarty handeln. Sie wollten gerade loslaufen, als ein ohrenbetäubender Schuss die weihnachtliche Stille zerriss.
 

Entsetzt schaute Katie dem Szenario zu. Die im Schnee kniende Person fiel augenblicklich zu Boden, während die andere die Flucht ergriff. „Schnell! Wir müssen ihm nach! Lestrade, Sie kommen mit mir. John, Sie sehen mit Katie nach Sarah und verständigen sofort einen Krankenwagen“, ordnete Sherlock an, worauf er gefolgt von Inspector Lestrade Moriarty nachsetzte, während John und Katie zu Sarah eilten, um sie noch irgendwie zu retten.
 

Bei ihrer Freundin angekommen stockte Katie der Atem. In Sarahs Brust klaffte eine tiefe Schusswunde, aus der immer mehr Blut trat und bereits den weißen Schnee dunkelrot färbte. Mit einem Mal erinnerte sich Katie wieder an ihren Traum, den sie vor einigen Wochen hatte und in dem sie dieselbe Szene vor sich gesehen hatte. Nun schien dieser Traum grausame Realität zu werden.
 


 

„Sarah! Hörst du mich?! Bitte sag doch was…!“ Verzweifelt ging Katie neben ihr in die Knie und zog sie in ihre Arme, während John übers Handy einen Krankenwagen verständigte. „Katie…bist du das…?“ Sarahs Stimme war nur noch ein Flüstern. „Ja, ich bin es. Halte durch, John hat schon einen Krankenwagen gerufen. Alles wird wieder gut“, antwortete Katie mit tränenerstickter Stimme. „Nein…für mich kommt jede Hilfe zu spät…“, flüsterte Sarah. „Sag das nicht. Du musst durchhalten, du darfst nicht sterben, hörst du! Verdammt, John helfen Sie ihr doch!“, flehte Katie den Arzt an, doch der schüttelte langsam den Kopf. „Es tut mir leid, Katie…aber das steht leider nicht in meiner Macht. Diese Wunde ist schwerwiegender als die von Sherlock damals. Um diese Blutung zu stillen, fehlen mir die Mittel, so gern ich ihr helfen würde…tut mir leid…wir können nur hoffen, dass der Krankenwagen rechtzeitig eintrifft“, erwiderte John.
 

„Verdammt…Sarah, es tut mir so leid…“, murmelte Katie und konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. „Was tut dir leid…?“, fragte Sarah leise. „Dass du in diese ganze Sache mit reingezogen wurdest, nur weil ich diesen Mord beobachtet habe und dieser Irre Jagd auf mich macht“, schluchzte Katie. „Gib dir…keine Schuld dafür…ich war einfach nicht vorsichtig genug…“, murmelte Sarah und wurde in Katies Armen schwächer. Sofort wurde die Braunhaarige von Panik ergriffen.
 

„Sarah, halte durch! Der Krankenwagen ist sicher gleich hier! Bleib bei mir!“ „Tut mir leid, ich kann nicht mehr…aber…bitte versprich mir etwas…“ Sarah holte zitternd Atem, um eine letzte Bitte an Katie zu richten. „Bitte, pass auf dich auf…und lass nicht zu, dass er dich auch noch erwischt…“ Dann herrschte Stille; Katies Augen weiteten sich entsetzt, als ihr bewusst wurde, dass ihre Freundin soeben in ihren Armen gestorben war. „Nein…Sarah…verdammt…“, schluchzte Katie und drückte den toten Körper verzweifelt näher an sich.
 

In diesem Moment kamen Sherlock und Lestrade zurück. „Wir haben ihn verloren. Was ist mit Sarah?“, erkundigte sich der Dunkelhaarige sofort, worauf sein Kollege den Blick senkte. „Sie hat es nicht geschafft. Sie ist tot…“, antwortete John leise. „Verdammt…! Dieser elende Mistkerl…!“ Wütend ballte Sherlock eine Hand zur Faust, ehe Katie seine Aufmerksamkeit erregte, die immer noch verzweifelt vor sich hin schluchzte.

Langsam ging er auf sie zu und ging neben ihr in die Knie, worauf er ihr Sarahs leblosen Körper abnahm und ihn vorsichtig in den Schnee zurücklegte, bevor er Katie in eine Umarmung zog. Die Braunhaarige schaute einen Moment auf und sah ihn mit tränenüberfüllten Augen an.
 

„Sherlock…“, schluchzte sie und schmiegte sich verzweifelt an ihn. „Schon gut…lass es raus…es tut mir leid, dass ich mein Versprechen dir gegenüber nicht halten konnte“, erwiderte er und zog sie näher zu sich. „Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist nicht deine Schuld. Du und John, ihr habt alles getan, was ihr konntet. Ich wünschte nur, dass wir die Möglichkeit gehabt hätten, sie zu retten…aber jetzt ist sie tot…“
 

Erneut wurde sie von den Tränen überwältigt, worauf sie sich weinend an ihn klammerte und Sherlock nichts weiter tun konnte, als sie festzuhalten und ihr sanft durch die Haare zu streicheln.
 

Niemand von ihnen hätte zu Beginn des Abends gedacht, dass er ein so schreckliches Ende finden würde. Nichts war mehr von der weihnachtlichen Stimmung übrig. Alles was blieb, war Katies verzweifeltes Weinen, die Sirenen eines Krankenwagens, die langsam näher kamen und die weißen Schneeflocken, die lautlos vom Himmel fielen und sich schließlich mit dem blutbefleckten Schnee um Sarahs leblosen Körper vermischten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück