Zum Inhalt der Seite

Eisbären und Unterwäsche

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Date im Einkaufszentrum

Mittlerweile war es schon beinahe ungewohnt, nur zu zweit zu sein. Zwischen Prüfungen und Ausflügen mit Jonathan war es nun schon zwei Monate her, dass sie zuletzt auf so etwas wie einem Date – nur zu zweit – gewesen waren.

Nun, eigentlich war es nicht wirklich ein Date in dem Sinne. Doch Rachel hatte mittlerweile für sich beschlossen, dass klassische Dates, wie man sie aus Filmen kannte, eher langweilig waren – davon abgesehen, dass ein Studentenbudget es selten genug ein gutes Essen in einem Restaurant hergab.

Entsprechend saßen Ann und sie in einem Eiscafé in einer der örtlichen Malls. Sie waren ein wenig Shoppen gewesen, hatten ein neues T-Shirt für Ann und ein trägerloses Top für Rachel gefunden, und hatten soweit einfach einen gemütlichen Samstag verbracht.

Die Semesterferien hatten vor einer Woche angefangen und bis auf eine Ausarbeitung war Rachel bereits mit einem Großteil ihrer Uni-Aufgaben fertig geworden, so dass sie einmal die Ferien genießen konnte – vom Nebenjob einmal abgesehen.

Sie hatte die Gelegenheit genutzt, um sich ein wenig heraus zu putzen. Sie trug eine recht leichte, weit geöffnete Bluse, da sie es mochte sich etwas aufreizender zu kleiden. Ihr rotes Haar war zu einem Zopf zurückgebunden, allein da es ihr ansonsten zu warm war. Immerhin war das warme Wetter ihr willkommen, da es ihr erlaubte die Bluse und einen kurzen Rock zu tragen. Davon abgesehen, dass sie als geborenes California Girl das kanadische Wetter für mehr als die Hälfte des Jahres mehr als unangenehm kühl empfand.

Wie immer war Ann eher still. Sie hatte sich nur einen Erdbeermilchshake bestellt, an dem sie nun trank.

Rachel warf ihr ein Lächeln zu und sah sich um. Zumindest hatten sie sich heute noch keine dummen Sprüche anhören dürfen.

„Hast du noch irgendwas vor?“, fragte Ann.

Mit einem Schulterzucken legte Rachel ihren Kopf auf ihre Hand auf und sah sie an. „Na ja, eine Sache habe ich noch.“

Sie kannten sich lang genug, als dass Ann den vielsagenden Tonfall in ihrer Stimme sofort erkannte. Ihr Blick wurde misstrauisch und sie zog ihre Augenbrauen etwas zusammen. „Was hast du vor, Rach'?“

Leise lachte Rachel. „Nichts. Nichts. Ich wollte nur noch ein wenig Kleidung kaufen.“

„Uhum“, machte Ann nur misstrauisch.

Nun, zugegebener Maßen hatte Rachel schon mehr als einmal ein wenig Schabernack mit ihr getrieben – und auch jetzt hatte sie eine genaue Vorstellung, was sie vorhatte. Allerdings wusste sie auch, dass es eigentlich recht unschuldig war.

„Sieh es als Überraschung“, meinte sie, da Ann sie weiterhin misstrauisch ansah.

Ann seufzte übertrieben dramatisch. „Soll ich das wirklich?“

Darauf verdrehte Rachel nur die Augen, ehe sie etwas von ihrem Eiskakao trank, Ann dabei beobachtend.

Obwohl es recht warm war, trug Ann eine recht feste Jeansjacke über ihrem hellen Top, sowie ein rosa Halstuch. Vielleicht war es ein wenig Klischee für eine Kunststudentin, doch Ann mochte niedliche Dinge, weshalb auch ein Teddy auf ihrem Top abgebildet war. Es ließ sie unschuldig wirken – unschuldiger, als Rachel wusste, dass sie war.

„Jetzt sag schon!“, forderte Ann nach einigen Sekunden.

Erneut musste Rachel lachen. „Ach, es ist nichts großes. Ich wollte ein wenig nach Unterwäsche schauen.“

„Und dafür brauchst du mich?“, fragte Ann mit einem schwachen Lächeln.

Wieder zuckte Rachel nur mit den Schultern. „Aber, Liebes, wen sollte ich den sonst bitten? Jonathan?“

„Wieso denn nicht?“, erwiderte Ann, lachte dann aber. „Okay, okay, ich verstehe, was du meinst.“

Obwohl er ein Mathematiker war – zugegebener Maßen hatte Rachel ein paar Vorurteile – war Jonathan ein netter und vielleicht sogar etwas zu zurückhaltender junger Mann. Er konnte Witze machen, ärgerte sie beide gerne und schien dennoch dabei so bemüht, sie beide nicht zu verletzten oder zu anzüglich zu sein. Er würde bei so etwas kaum wissen, was er sagen sollte. Davon abgesehen, dass Rachel hoffte, ihn zu überraschen.

„Also“, meinte sie. „Darf ich dich um deine Meinung fragen?“

„Natürlich“, murmelte Ann und errötete etwas.

„Vielleicht könnten wir auch etwas neues für dich finden“, fügte Rachel dann hinzu.

Anns Wangen wurden noch röter. „Ich... Glaube eher nicht.“

Rachel erwiderte nichts, sondern leerte nur ihren Kakao, ehe sie aufstand. „Ich gehe kurz bezahlen.“

„Okay.“ Ann nickte, ehe Rachel ging und dabei nahezu fühlte, wie Ann ihr einen misstrauischen Blick hinterher warf.

Zugegebener Maßen hatte sie über diese Sache schon länger einmal nachgedacht. Sie war mit Ann nun seit guten zwei Jahren zusammen und schon seit einiger Zeit hatte sie sich gefragt, was es brauchen würde, um Ann dazu zu bringen, sich einmal – nun – weniger unschuldig zu geben.

Als sie vom Bezahlen zurück kam, hatte Ann auch ihren Milchshake geleert und stand auf, als sie näher kam.

„Na dann“, meinte sie und nahm ihre Handtasche. „Wo wolltest du hingehen?“

„Ach, komm einfach mit“, erwiderte Rachel und nahm ihre Hand.

Im Vergleich zu ihr war Ann sehr petit. Sie reichte ihr gerade einmal bis zu den Schultern und selbst ihre Hände wirkten fragil.

Natürlich gab es nicht wenige Läden, die Unterwäsche verkauften, doch waren das meiste normale Kleidungsläden, die nun einmal auch Unterwäsche führten. Es gab jedoch zumindest zwei Läden, die auf Unterwäsche und Lingerie spezialisiert waren – und genau das war Rachels Ziel gewesen.

Der Laden, den sie ansteuerte, war ein „Marianne's Botique“. Ein Laden aus einer Kette von Dessousläden in Kanada, die zum einen halbwegs bezahlbar, zum anderen halbwegs auf junge Menschen ausgerichtet, so dass man sich nicht ganz um jene etwas einschüchternde Atmosphäre von einigen anderen Läden bemühte.

„An was hast du denn gedacht?“, fragte Ann, während sie in den Laden reinliefen.

„Hmm, mal schauen.“ Rachel sah sich um. Der Teil von ihr, der Ann ein wenig ärgern wollte, konnte einfach nicht widerstehen, so dass sie zuerst zu den etwas aufreizenden Spitzen-BHs hinüber ging. Sie nahm einen roten, beinahe durchsichtigen BH von der Stange und hielt ihn vor sich. „Was meinst du?“

Wieder stieg etwas Röte in Anns Wangen. „Nun... Ist das nicht etwas... Viel?“

„Ach, meinst du?“ Sie nahm einen schwarzen, knapperen BH. „Und das?“

Ann verdrehte die Augen und schnaubte, sagte aber nichts.

Rachel konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Und was ist damit?“ Dieser BH war ein Hauch von Nichts

„Ich werde diese Frage nicht mit einer Antwort ehren“, erwiderte Ann, wenngleich sie nun auch begann zu kichern.

Rachel grinste, hing die BHs jedoch wieder zurück und begann sich ernsthaft nach etwas umzusehen. Was sie eigentlich suchte, war ein normaler Sport-BH, sowie ein etwas, dass zumindest ein wenig mehr Sexappeal hatte. Es gab jedoch noch etwas anderes... Erst einmal ging sie jedoch zu der Sportwäsche, um sich umzusehen. Sie ging die bezahlbaren Modelle durch und nahm sich schließlich drei schwarze BHs, die in etwa ihre Größe hatten, um diese anzuprobieren.

„Na, möchtest du mitkommen?“, meinte sie mit gesenkter Stimme zu Ann und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

Ann sah zu der Verkäuferin hinüber und wurde erneut rot. „Ich glaube es ist nicht erlaubt.“

„Spielverderberin“, meinte Rachel, die allerdings damit schon gerechnet hatte. Immerhin konnte Ann im Privaten durchaus aufreizend sein, doch sie hatte lang genug gebraucht, um sich auch nur damit wohl zu fühlen, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten oder sie auch nur auf die Wange zu küssen. Während sie es bei Rachel mittlerweile zuließ, hatte sie mit Jonathan noch immer Probleme – zumal sie es bevorzugte, dass niemand erfuhr, dass er mehr als nur ihr Mitbewohner war.

Einige Minuten später hatte sie die BHs durchprobiert und sich für den am besten sitzenden entschieden. Als sie zurückkam fand sie Ann vor einer Ecke mit sehr einfachen, weißen BHs stehen.

Offenbar hatte sie sie noch nicht bemerkt.

Für einen Moment zögerte Rachel, ging dann aber zu einer anderen Ecke, um einen etwas anderen BH zu holen. Dieses Dessous war ebenfalls weiß, jedoch etwas aufwendiger und vor allen aufreizender gestaltet. Er sollte in etwa Anns Größe haben. Mit diesem in der Hand ging sie zu ihr zurück und hielt es vor ihr.

„Was hältst du hiervon?“, fragte sie lächelnd.

Ann sah an sich hinunter und nahm ihr schließlich den Bügel ab. „Rach'“, beschwerte sie sich mit vorwurfsvoller Stimme. „So etwas ist...“

„Vielleicht etwas, das du einmal anprobieren solltest“, unterbrach Rachel sie.

„Das ist nicht mein Stil.“ Ann schüttelte den Kopf und sah sich um.

Der BH war immer noch ein verhältnismäßig simples Model. Die Körbchen waren aus weichem, weißen Stoff, der mit einem dunkel gemusterten Stoff verbunden war. Einzig am oberen Rand war er mit etwa zwei Zentimetern Spitze besetzt. Eine kleine rosa Schleife saß zwischen den beiden Körbchen – ein kleines Detail, das eigentlich recht gut zu Ann passen sollte.

Rachel seufzte. „Komm schon. Probier' ihn zumindest mal an.“ Sie bemühte sich, nicht zu laut zu reden.

„So etwas ist... Nicht meins“, murmelte Ann und wich ihrem Blick aus. „Außerdem... Sie sah auf das Schild. Das ist nicht meine Größe.“ Ihre Stimme wurde noch leiser, als sie ohnehin schon war. „Meine Brüste sind ohnehin zu klein für so etwas...“

Rachel gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe sie in ihr Ohr flüsterte: „Ich finde, sie haben genau die richtige Größe.“ Sie nahm erneut den Bügel, um den BH vor Ann zu halten. „Und unter uns, Ann, du trägst zu kleine BHs. Probier' ihn mal an. Tu's für mich.“

Ann warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, seufzte dann aber. „In Ordnung“, murmelte sie. „Für dich.“ Sie nahm den BH. „Aber ich probiere ihn nur an.“

„Danke“, flüsterte Rachel und ließ sie gehen, während sie sich selbst daran machte, die übrigen Sport-BHs wegzuhängen. Sie hatte zwar noch kein Spitzendessous für sich gefunden, doch jetzt hatte sie erst einmal etwas anderes im Kopf. Mit dem Gedanken ging sie zu dem Umkleidekabinen hinüber. „Ann?“

Die Kabinen waren hinter einer dünnen Wand im hinteren Teil des Ladens. Sie waren einfache durch weiß gestrichenes Holz oder Plastik – sie konnte es nicht genau sagen – getrennte Kabinen mit weiß-grauen Vorhängen. Aktuell schien Ann die einzige zu sein, die etwas anprobierte, da nur an einer Kabine der Vorhang zugezogen war.

Tatsächlich kam die Leise Stimme Anns hinter dem Vorhang hervor. „Ja?“

„Darf ich schauen?“, fragte Rachel.

„Ich weiß nicht“, murmelte Ann.

Kurz zögerte Rachel, doch dann ging sie zur Kabine und schob den Vorhang genug zur Seite, um hineinschauen zu können.

„Hey...“ Ann warf ihr einen tadelnden Blick zu.

Die Kabine war – wie für solche Umkleiden üblich – gut ausgeleuchtet. Anns Jacke hing an einem Harken, ihr weißes Top lag auf einem Stuhl, während sie den BH über ihren normalen Bustier, der sehr simpel gehalten war, angezogen hatte.

Rachel konnte zumindest sagen, dass er ihr recht gut zu passen schien. Die Träger könnten vielleicht etwas anders eingestellt werden, doch davon abgesehen sah es ganz gut aus. Sie lächelte. „Steht dir.“

Ann seufzte und sah in den Spiegel. „Ich weiß nicht.“

„Glaub mir“, meinte Rachel aufmunternd. „Auf Haut und vielleicht mit dem richtigen Höschen...“

Ein erneutes Seufzen. „Glaubst du wirklich?“ Anns Hände wanderten die Träger entlang und dann über die Spitze. „Ich weiß nicht...“

„Und wenn ich ihn dir schenken würde?“, meinte Rachel.

Ann drehte sich zu ihr um. „Das ist zu teuer.“

Unrecht hatte sie nicht – immerhin waren sie alle drei Studenten und hatten entsprechend immer Geldprobleme. Auf der anderen Seite hatte sie ohnehin einen Studienkredit aufnehmen müssen, so dass ihr Nebenjob vorrangig in Lebenskosten und ab und an auch ein paar Extras ging, selbst wenn sie versuchte zu sparen.

„Mach dir keinen Kopf“, meinte sie. „Das ist es mir wert.“ Sie machte eine kurze Pause. „Wenn du eine passende Unterhose mit dazu nimmst.“

Noch immer schien Ann nicht ganz überzeugt. Sie war errötet, schien aber gar nicht mehr so abgeneigt, wie noch zu beginn. Viel eher schien sie eher ein schlechtes Gewissen zu haben. „Ich... Ich weiß nicht.“

Rachel sah sich kurz um. Niemand schien hier hinten zu sein. Also kam sie mit in die Kabine, legte die Arme um Ann und küsste sie kurz auf die Lippen. „Ich würde mich freuen“, meinte sie. „Und du könntest wirklich einen richtig passenden BH gebrauchen.“

Ann schwieg und sah sie an.

„Ich hätte außerdem noch eine andere Idee“, flüsterte Rachel dann.

„Und was?“, fragte Ann vorsichtig. Sie biss sich auf die Unterlippe.

„Nun, ich dachte daran, Jonathan zu überraschen“, meinte sie, wohl wissend, dass sie Ann damit nur noch verlegender machen würde. Sie wurde immer verlegen, wenn sie über so etwas redeten. „Wenn ich mir ein passendes Set hole...“

Noch immer zögerte Ann mit brennenden Wangen. Doch auch wenn sie verlegen war, hieß es nicht, dass sie die guten Seiten des Arguments nicht sehen konnte. Dann ließ sie jedoch ein langgezogenes Seufzen hören und küsste sie. „Okay... In Ordnung...“ Sie drehte sich noch einmal dem Spiegel zu. „Ich gebe zu... Er ist eigentlich ganz süß.“ Sie ließ die Hände unter den bügellosen unteren Teil des BHs wandern. Dann zog sie ihn aus und gab ihn Rachel.

Nur mit viel Mühe konnte Rachel sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen. Immerhin hatte sie es mehr als einmal schon versucht, Ann dazu zu bringen, etwas andere Unterwäsche zu kaufen. „Sag ich doch“, meinte Rachel leise. „Dann lass uns noch eine Unterhose für dich suchen.“

Ann lachte verlegen. „In Ordnung.“

„Und danach hilfst du mir ein Set für mich zu finden“, fügte Rachel dann hinzu.

„Vielleicht keine schlechte Idee“, erwiderte Ann und schenkte ihr einen vielsagenden Blick. „Damit du es nicht zu sehr übertreibst.“

Rachel gab einen übertrieben unschuldigen Blick. „Na gut, da hast du vielleicht recht.“ Wieder lachte sie. „Na, dann zieh dich mal besser wieder an.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taroru
2016-12-31T15:35:30+00:00 31.12.2016 16:35
die beiden sind echt süß zusammen *lach*
wird es dann noch weiter gehen? vielleicht noch die reaktion von jonathan? :-p

ansonsten wirkt es schon wie ein normaler alltag, von jungen studenten *lach*
gefällt mir ausgesprochen gut :-)


Zurück