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Mauern aus Angst

von

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19.12.2016.

In Berlin ist am 19.12.2016 ein Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz verübt worden. Die Polizei geht von einem Terrorakt aus, da ein Lkw mit Vorsatz in die Menschenmenge gesteuert wurde. Zahlreiche Menschen starben und wurden verletzt.
 

Der Schockstarre folgt Unglaube.
 

Dem Unglauben ein Gefühl der Ohnmacht, eine tiefe nicht greifbare Trauer.
 

Paris, Nizza.
 

Lang verdrängte Bilder, Unsicherheit … Angst.
 

Wir waren doch immer unverwundbar.

Die Anschläge, die Gewalt und das sinnlose Morden immer so weit weg.

Wir haben getrauert, waren betroffen von den Gräueltaten.

Wir haben es nicht verstanden.

Verstehen es noch immer nicht.

Aber dieses Mal ist es anders.

Dieses Mal hat es uns getroffen.

Wie oft haben wir doch geglaubt, wir wären unverwundbar.
 

Aber nun?

Die Schockstarre beginnt zu weichen.

Noch immer bleibt das Gefühl der Ohnmacht, die Ungläubigkeit.

Wir können es nicht begreifen, werden es vielleicht niemals können.

Wie soll man so viel Hass und Mordlust auch verstehen?
 

Nach dem Schock, noch immer gefangen in der Trauer regt sich noch etwas:

Ein Gemeinschaftsgefühl.

Nicht nur unserer Nation … so viele.

Der Eifelturm erstrahlt in Schwarz-Rot-Gold.

Wie das Branenburger Tor erstrahlte, nach den Anschlägen in Paris.

Blau-Weiß-Rot.

Wir sind eine Einheit.
 

Die Botschaft ist klar:

Wir lassen uns nicht unterkriegen.

Ihr könnt uns treffen, aber niemals zu Fall bringen.

Ihr könnt uns Schockieren, aber nicht ins Bochshorn jagen.

Wir sind Stärker, als die Furcht die ihr sähen wollt.

Unsere Angst wird uns nicht fesseln und lähmen.

Ihr werdet uns nicht besiegen.
 


 

„Diese Mauern aus Angst

Ich reiße sie ein

Trage sie ab

Schlage sie klein

Keine Mauern aus Angst

Rauben mir meinen Mut

Die Angst ist besiegt

Denn das Ende wird gut

Und das Ende wird gut

Alles wird gut“
 

Wir haben Mut, wir lassen uns nicht besiegen.

Nicht von euch, von niemandem!

Wir sind stärker als unsere Angst und euer Terror.
 

Und doch …
 

Doch bleibt ein Rest dieser dunklen Vorahnung.

Die Atmosphäre ist angespannter als sonst.

Die Weihnachtsstimmung irgendwie gedrückt.
 

Natürlich trotzen wir eurer Einschüchterung.

Wir lassen uns nicht einengen, nicht einsperren,

wir gehen zum Weihnachtsmarkt.

Wir feiern, sitzen beisammen.

Wir lachen, gedenken der Opfer, jeder auf seine Art.

Wir lassen unser Glück nicht von euch zerstören ...und doch.
 

Ein Glühwein, leise Weihnachtslieder.

Geschichten lauschen, Geschenke kaufen.

Doch dann…

...weit entfernt ein Martinshorn.
 

Sekunden, wie in Zeitlupe.

Die Starre kehrt zurück.

Die Anspannung verdichtet sich.

Die Unruhe ist wie ein leises Wispern im Wind.

Niemand spricht aus, was er denkt.

Niemand muss etwas sagen.
 

Blicke huschen verstohlen herum.

Jeder sucht etwas, was er doch nicht finden will.

Was wäre wenn?

Der Unglaube, dass es erneut geschieht ist beinahe größer, als der als es geschah.

Herzen schlagen schneller.

Da ist sie wieder
 

– die Angst.
 


 

„Diese Mauern aus Angst

Ich reiße sie ein

Trage sie ab

Schlage sie klein

Keine Mauern aus Angst

Rauben mir meinen Mut

Die Angst ist besiegt

Denn das Ende wird gut

Und das Ende wird gut

Alles wird gut“
 

Der Ton verklingt.

Einen langen Moment scheint die Zeit noch still zu stehen.

Ein Aufatmen, beinahe schon kollektiv.

Nicht erneut.

Nicht heute, nicht hier.
 


 

„Keine Mauern aus Angst

Rauben mir meinen Mut

...denn das Ende wird gut.“
 


 

...und wenn es nicht gut ist,

so ist es noch nicht das Ende.



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