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Contest Trouble

von

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Immer die selbe Leier

Ein paar Tage verbrachten die beiden Freundinnen gemeinsam auf dem Schiff. Maike erfuhr dabei so einiges über Misty, ihre Familie und auch ihre Beziehung zu Ash. Er habe sich wohl seit nunmehr zwei Jahren merkwürdig benommen, sobald es irgendwie um Misty ging, und war sie auch erstaunlich oft besuchen gekommen. Natürlich immer nur unter irgendeinem Vorwand. Es war ihm nicht gelungen, Misty auch nur ein einziges Mal auf seine Gefühle anzusprechen, doch die Arenaleiterin hatte es dennoch gespürt. Es waren die kleinen Momente. Die Blicke, die Gesten, die Antworten. Ursprünglich hatte die Trainerin dieses Thema für sich bereits vor Jahren abgeschlossen gehabt, und dennoch hatte sie niemals jemand anderen gefunden, der ihr Interesse geweckt hätte.

Sowohl Ash als auch Misty hatten nach wie vor regelmäßigen Kontakt zu Rocko. Beim bloßen Gedanken an die Kochkünste des Arenaleiters von Marmoria City lief Maike das Wasser im Mund zusammen. Mittlerweile war er endlich unter der Haube und hatte selbst Kinder, zwei Stück an der Zahl, um genau zu sein.

"Ash hat sich übrigens auch bei mir gemeldet", erzählte die Rothaarige beiläufig.

Maike klatschte begeistert in die Hände. "Sehr gut! Das ist auch sein Glück!"

Misty lachte. "Definitiv. Tausendmal entschuldigt hat er sich. Echt lieb von dir dass du ihm da den Kopf gewaschen hast. Er hat mir auch erzählt dass er uns eventuell alle einladen möchte. Dann siehst du Rocko ja wieder, und bestimmt auch seine Frau und Kinder."

Die Koordinatorin nickte. Das wäre echt super, und sie hoffte sehr, dass es klappen würde.

Außerdem erzählte Misty ihr viel über die Arena, ihre Schwestern und sonstige Kleinigkeiten. Wie es schien lag ihr die Arena ganz enorm am Herzen und sie gab alles, um ihren Ruf entsprechend zu verteidigen.

In der Region war sie im Übrigen bloß wegen eines Kurzurlaubes gewesen und hatte daher auch wenig dabei gehabt. Selbst ihre Pokémon hatte sie daheim in der Arena gelassen. Maike konnte nun umso besser verstehen dass ihr das Reisen allein Angst machte. Sie selbst hätte wenigstens noch ihre Pokémon gehabt.

Als das Schiff einige Tage später schließlich den Hafen von Graphitport City erreichte, verließ Maike ihre Freundin. Diese hatte beim Abschied Tränen in den Augen. "Es war schön, dich wiederzusehen. Und schön, ein Stück mit dir zu reisen." Dass sie beide das selbe durchgemacht hatten hatte sie ganz unbemerkt noch enger zusammengeschweißt. Sie hatten sich bereits früher gemocht, doch ihre Beziehung zueinander war nun eine ganz andere.

Sie umarmten sich zum Abschied und schweren Herzens verließ Maike das Schiff. Sie wartete noch, bis es weiterfuhr und winkte ihrer Freundin zum Abschied hinterher. Dann verließ sie den Hafen.

Am Pokémon Center von Graphitport City wartete bereits ihre Mutter auf sie.

"Hallo Schatz!", begrüßte Caroline ihre Tochter glücklich. "Ich bin so froh, dass du wieder hier bist!"

Maike lächelte und ohne zu wissen warum traten ihr nun auch Tränen in die Augen. Mit einem Schluchzen fiel sie ihrer Mutter in die Arme. Seit dem Vorfall mit den Bewahrern hatte sie stets versucht fröhlich zu sein und die negativen Gedanken beiseite zu schieben, aber jetzt, wo sie ihre Mutter sah, brachen die Gefühle einfach durch ihre imaginäre Wand. Sie wusste, dass sie sich gegenüber ihrer Mutter nicht verstellen musste, sie würde das sowieso bemerken.

Caroline nahm ihre Tochter fest in den Arm und strich ihr liebevoll über das Haar.

"Meine Kleine. Jetzt bist du Zuhause. Alles wird gut."

So standen sie dort für einige Sekunden, bis Maike sich schließlich schluchzend von ihr löste und sich eine Träne wegwischte. "Danke, Mama. Ich bin so froh hier zu sein!"

Gemeinsam stiegen sie in das Auto der Familie und machten sich auf den Weg nach Blütenburg City. Im Auto erzählte Maike ihr von den Erlebnissen der letzten Zeit, auch mehr von den Bewahrern als im Pokémon Center am Telefon, doch ließ sie genaue Beschreibungen der Qualen aus. Sie wusste genau, dass ihre Mutter das extrem mitnehmen würde. Sie war zwar ebenso sehr eine Frohnatur wie ihre Tochter, doch wenn es um ihre Kinder ging wurde sie zu einem Pyroar. Ganz bewusst hatte die Koordinatorin auch ihre Jacke angezogen, damit die Ärmel zumindest ein paar der Blessuren verdeckten.

Als sie nach einer Weile in Blütenburg City ankamen, erwartete Max sie bereits vor ihrem Haus. Er lief auf seine ältere Schwester zu, als diese gerade aus dem Auto gestiegen war, und umarmte sie begeistert. "Maike, endlich bist du da!"

Sie lachte, überwältigt von seiner stürmischen Begrüßung. "Hallo Max! Du bist ja wirklich schon einen Kopf größer als ich."

"Natürlich", erwiderte er grinsend. Er hatte noch immer eine Brille auf, wenngleich es jetzt auch ein modischeres Exemplar war, und seine Haare standen wild zu allen Seiten ab. Er sah ein wenig aus wie ein verrückter Wissenschaftler, wie Maike schmunzelnd feststellen musste. Fehlten nur noch der weiße Kittel und die gefährlichen Chemikalien.

"Wo ist Papa?", fragte sie ihren Bruder, während ihre Mutter noch ein paar kleinere Einkäufe aus dem Auto trug.

"In der Arena", antwortete er. "Heute ist viel los. Warte, Mama, ich helfe dir!"

Gemeinsam betraten sie das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Alte Erinnerungen durchfluteten die junge Frau, und sie ging in den Garten. Dort erwartete sie bereits ihr Papinella und begrüßte sie freudig.

"Oh, Papinella, ich habe dich so vermisst!", rief Maike aus und lief freudig auf ihr Pokémon zu. Dieses setzte sich auf ihren Kopf und schlug begeistert mit seinen Flügeln, wobei es einiges von seinem glitzerndem Staub auf seiner Trainerin verteilte. Maike lachte.

Dann sah sie in einer anderen Ecke des Gartens ihr Bisaflor, das in der Sonne ein Nickerchen machte und seine Trainerin noch nicht bemerkt hatte. Zufrieden lächelnd schlenderte sie zu dem großen Pflanzenpokemon herüber. Es bemerkte nun die Schritte und öffnete verschlafen ein Auge. Als es Maike erkannte, war es jedoch sofort hellwach und freute sich ebenso wie Papinella.

Max kam zu ihnen hinaus.

"Wo ist denn Relaxo?", fragte sie ihren kleinen Bruder.

"Es ist bei Vater drüben in der Arena", antwortete er und hockte sich neben sie und Bisaflor. "So faul es auch ist - Relaxo liebt es bei den Kämpfen zu helfen."

Das konnte Maike sich ziemlich gut vorstellen.

Die zwei Geschwister hockten eine Weile schweigsam nebeneinander und genossen die Wärme der Sonne. Dann wandte Max sich zu ihr.

"Maike, ich..." Er stockte. "Ich... Ich habe mir solche Sorgen gemacht!"

Entsetzt beobachtete seine Schwester, wie dem jungen Mann die Tränen in die Augen traten. Mit so einer heftigen Reaktion hatte sie gar nicht gerechnet.

"Ach Max...", murmelte sie und nahm ihren Bruder in den Arm. "Es ist doch alles gut gegangen."

"Ja ich weiß, aber es hätte auch... Vielleicht hätten sie dich... Ich war einfach außer mir, als Mama mir davon erzählte, und bin sofort nach Hause gekommen. Papa war auch drauf und dran dich selbst zu suchen."

"Ich weiß", meinte Maike nickend, "das hat er mir schon am Telefon erzählt. Aber es hätte allein schon mehrere Tage gedauert bis er überhaupt dort gewesen wäre. Es war gut dass er hier geblieben ist. Er hat ja schließlich auch eine Verantwortung."

"Ja, und die größte Verantwortung hat er seiner Familie gegenüber", ertönte es plötzlich von der Tür, in der nun ihre Mutter aufgetaucht war. Sie lächelte. "Glaub mir, Arenaleiter hin oder her, wenn er nicht gewusst hätte, dass dort bereits Drew und Aiden mit Officer Rocky nach dir suchten, hätten ihn hier keine zehn Pampross gehalten."

Maike lächelte etwas verlegen. Sie wollte das Thema gerne abhaken, konnte aber auch verstehen dass ihre Familie das Bedürfnis hatte darüber zu sprechen.

"Ja, Drew und Aiden waren wirklich klasse. Ash natürlich auch. Wer weiß, ohne sie wäre ich vermutlich immer noch dort gefangen."

Max schüttelte energisch den Kopf. "Niemals, dann hätten Papa und ich dich längst befreit", meinte er mit grimmiger Entschlossenheit.

Maike grinste und wuschelte ihm durch die Haare. "Und ihr hättet es ihnen so richtig gezeigt", stimmte sie fröhlich zu, in der Hoffnung, so die Stimmung etwas aufzulockern. Dann hörte sie ihren eigenen Magen grummeln. Hilflos lächelnd sah sie zu ihrer Mutter. "Was ist heut eigentlich essenstechnisch geplant?", fragte sie und Max musste ein Lachen unterdrücken.

Caroline war natürlich auf alles vorbereitet und hatte bereits die Zutaten für Maikes Lieblingsessen besorgt. Es würde allerdings noch ein kleines Weilchen dauern bis es zubereitet war, also ging Maike in ihr altes Zimmer und packte ihre Sachen aus. Als sie sich in dem Raum umsah wurde sie ganz verträumt und dachte an früher zurück. Bäuchlings ließ die Koordinatorin sich auf ihr altes Bett fallen und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Es war so lange her, seit sie zuletzt auf diesem Bett gelegen hatte. Die letzten Jahre war sie gar nicht nach Hause gekommen, nicht einmal zu den Feier- oder Geburtstagen, weil der Weg meistens einfach viel zu lang gewesen war und in der Zeit irgendwelche Wettbewerbe anstanden. Doch sie musste sich eingestehen dass sie es vermisst hatte. So sehr sie das Reisen auch liebte, Zuhause ist und bleibt etwas Besonderes.

Sie kramte ihren Holo Log heraus und rief kurz entschlossen ihren Rivalen an.

Nach einem Moment erschien Drews Bild vor ihr. Der grünhaarige Koordinator sah sie fragend an.

"Hey, was gibt's?"

"Wow, was für eine überwältigende Begrüßung. Ja, ich bin gut angekommen und es ist alles in Ordnung, danke der Nachfrage."

"Tut mir Leid, ich bin Anrufe von zweitklassigen Koordinatorinnen wohl nicht gewohnt."

Sie setzte zu einer bissigen Erwiderung an, grinste am Ende aber bloß. "Unverbesserlich. Wenigstens habe ich mich an mein Versprechen gehalten."

"Wie?"

"Na, dass wir uns bald wiedersehen."

Drew sah sie mit einem umwerfenden Lächeln durch den Holo Log an und ihr Herz schlug einen Takt schneller.

"So hatte ich das eigentlich nicht gemeint", sprach er mit leicht tadelndem Unterton.

Sie grinste. "Ja ich weiß."

"Naja, es ist wohl besser als nichts", gab der grünhaarige Koordinator zu bedenken.

Verlegen wechselte sie das Thema.

"Aber egal. Wie geht es Luxio?"

"Prächtig. Jetzt, wo es endlich mal bei einem richtig fähigen Trainer unter ist."

Eine ihrer Augenbrauen zuckte verdächtig. Ein deutliches Indiz dafür, dass er sich zusammenreißen musste, wenn er sich nicht wieder eine Schimpftirade von seiner Rivalin anhören wollte.

"Aber es vermisst dich natürlich sehr", fügte er deswegen hastig, wenn auch wenig überzeugend hinzu.

"Ja, natürlich", seufzte Maike. "Kannst du es herholen?"

Die Wahrheit war, dass sie es fürchterlich vermisste. Schon die Tage auf dem Schiff hatte sie sich fast rund um die Uhr um es gesorgt. Selbstverständlich wusste sie, dass Drew auf es aufpassen und es gut behandeln würde, doch sie mochte es nicht sich dermaßen machtlos zu fühlen. Wenn es krank wurde könnte sie gar nicht bei ihm sein. Nicht auszudenken.

Ihr Rivale seufzte und holte das Luxio. Es sah sie verwirrt an. Die Funktionsweise eines Holo Logs verstand es selbstverständlich nicht und wunderte sich, warum dort ein kleines flimmerndes Abbild seiner Trainerin war.

"Hey", begrüßte Maike es wehmütig. "Mein Luxio! Schön, dich zu sehen!" Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte wurden ihre Augen feucht. Drew sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Du meine Güte, Maike, ich hätte nicht gedacht, dass du so eine Übermutter bist."

"Na besser so als wenn es mir egal wäre, oder?", entgegnete sie eingeschnappt und sah dann gleich wieder liebevoll auf ihr Luxio. "Tut mir ja Leid, Drew, aber in Zukunft wirst du wohl öfters mit meinen Anrufen rechnen müssen. Hoffentlich hat Alicia da nichts dagegen."

"Oh, sicher nicht, das ist vorbei", antwortete er beiläufig und fuhr gleich fort, bevor sie darauf eingehen konnte. "Nächste Woche werde ich zusehen, dass ich mein viertes Band gewinne. Darauf den Monat das fünfte. Wenn du es so schmerzlich vermisst kann ich es dir danach vorbei bringen, wenn alles klappt. Der große Wettbewerb ist dann ja erst im September."

Maike hatte die ganzen Informationen gar nicht aufgenommen, sie war lediglich bis zu dem "das ist vorbei" mitgekommen.

"Wie jetzt?", fragte sie entgeistert.

"Jetzt bist du auch noch schwerhörig? Ich kann es dir in zwei Monaten vorbei bringen wenn nichts schief läuft."

"Idiot, das meinte ich gar nicht... Oh, aber danke, ja, das wär super!"

Drew grinste amüsiert. Er schien seine Rivalin gerade etwas überfordert zu haben.

"Kein Problem", meinte er bloß.

Doch Maike gab sich damit noch nicht zufrieden. Etwas verunsichert blickte sie ihn an. "Das tut mir sehr Leid, Drew."

"Ach", meinte er mit einer wegwerfenden Handbewegung, "so eine große Schande ist das gar nicht, dass ich noch zwei Bänder brauche."

Da war sie wieder. Die wütend zuckende Augenbraue.

Im Grunde genommen wollte er einfach nicht darüber reden. Und ganz besonders nicht mit Maike. Nachdem der grünhaarige Koordinator an dem Tag von Maikes und Mistys Abreise wieder im Pokémon Center gewesen war, hatte er das Gespräch mit Alicia gesucht und das Ganze endgültig beendet. Und sie waren sich einig gewesen dass es so besser war. Alicia hatte zwar geweint, aber sie wollte nicht die zweite Wahl sein und Drew wollte ihr das ebenso wenig weiter antun. Natürlich war sie ihm auch ziemlich sauer gewesen. Sie verstand nicht, wieso er es überhaupt jemals so weit hatte kommen lassen, und um ehrlich zu sein verstand er das selbst nicht. Seine Ausrede, dass er dachte Maike und Aiden wären ein Paar, kam ihm nun selbst ziemlich fade und geschmacklos vor. Er konnte ihr darauf also keine zufriedenstellende Antwort geben. Alicia war dann ziemlich schnell wieder zurück nach Ranovia City gereist und für Beide war das ganze Thema abgeschlossen.

Doch Maike schien mit ihm darüber reden zu wollen, dabei war ihm das gerade ihr gegenüber mehr als nur unangenehm. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er ein totaler Vollidiot gewesen war und eigentlich immer nur sie geliebt hatte. Also versuchte er es mit seiner gewohnten selbstbewussten Art und seinen Sprüchen irgendwie zu überspielen.

"Du bist manchmal so furchtbar", stöhnte Maike und fasste sich an die Stirn. "Und so anstrengend."

"Dann hast du dich selbst noch nicht erlebt", konterte er gelassen und hatte es damit endgültig zu weit getrieben.

Mit einer wüsten Beleidigung verabschiedete sich die Koordinatorin und legte auf.

Sie starrte wütend auf den Holo Log und wurde nur noch wütender als sie spürte, wie ihr eine einsame Träne die Wange herunterlief. Mit einem missmutigen Grummeln wischte sie sie weg. Merkwürdig, eigentlich hatte sie sich mit den Jahren an seine Sprüche gewöhnt und wusste auch, dass sie sie nicht allzu ernst nehmen brauchte. Doch im Moment gelang ihr das nicht. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie nervlich noch nicht ganz auf der Höhe war. Sie musste noch immer einiges verarbeiten. Und zu allem Überfluss dann noch diese blöden Gefühle für diesen blöden Vollidioten.

Sie seufzte und legte den Holo Log weg. Das würde auch vergehen. Ein bisschen Zeit und die ganze Sache käme ganz von selbst in Ordnung, davon war sie überzeugt. Und irgendwann konnten sie und Drew wieder so locker miteinander umgehen, wie sie es von den letzten paar Jahren gewohnt war. Hoffentlich.

Von unten rief ihre Mutter nach den beiden Geschwistern, da das Essen fertig war. Sofort hellte sich Maikes Laune auf und sie schoss aus dem Zimmer, die Treppe hinunter. Max, der gerade aus seinem eigenen Zimmer kam, spürte nur noch den Luftzug von seiner vorbeihuschenden Schwester. Etwas verwundert richtete er seine Brille gerade. "Frauen sind echt wankelmütig", murmelte er zu sich selbst, "eben hab ich sie noch lautstark schimpfen hören."
 

Drew saß wie versteinert da und starrte auf seinen Holo Log. Das Luxio auf seinem Schoß stupste ihn besorgt an, da er nun schon einige Sekunden so regungslos war. Der Koordinator fing sich und sah hinunter zu Maikes Pokémon.

"Ich glaube, sie findet mich super", meinte er und das Elektropokemon sah ihn wenig überzeugt an. Aber er glaubte das ja selbst nicht. Sie schien sehr verletzt gewesen zu sein. Zum tausendsten Mal in seinem Leben fragte er sich, warum er es nicht schaffte einfach nur nett zu ihr zu sein. Gerade zu ihr.

Nun, besonders in den letzten Jahren hatte er sich schon deutlich gebessert, aber ganz offensichtlich war das bei Weitem noch nicht genug. Er wollte nicht dass sie ihm sauer war, doch die Sticheleien waren mittlerweile zu einer Art Ritual geworden. Er meinte die meisten sogar auf seine eigene verkorkste Art sehr liebevoll. Doch das konnte die Koordinatorin natürlich nicht wissen.

Sie hatte sein Verhalten seit geraumer Zeit eigentlich immer mehr mit Humor genommen, doch heute hatte er es zu weit getrieben. Spätestens bei der bedrohlich zuckenden Augenbraue hätte er sich zusammenreißen müssen. Er war heute aber auch wieder besonders großzügig mit seinen Sticheleien gewesen, und das obwohl er sich ja gefreut hatte sie zu sehen.

Er seufzte ergeben. Nun war es zu spät.

Der Koordinator setzte das Elektropokemon wieder zurück auf den Boden, wo es sich sogleich zu dem ihm angedachten Platz aufmachte und sich zufrieden schnurrend einrollte. Nachdenklich betrachtete Drew es. Sein Leben war so einfach und unkompliziert. Das musste traumhaft sein.

Er stand auf und sah aus dem Fenster. Das Wetter draußen war schön, doch es kümmerte den jungen Mann wenig. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sein Roserade ihn besorgt ansah. Tja, es kannte ihn von allen Lebewesen so ziemlich am Besten und wusste recht genau, wie es seinem Trainer gerade ging. Er rang sich dem Pokémon zuliebe ein Lächeln ab.

"Keine Sorge. Ich kriege das schon wieder in Ordnung."

Und das musste er wirklich. Maike hatte ihm zwar gesagt, dass sie in Zukunft öfter anrufen würde, doch nach dem negativen Ende des Gespräches war er nicht mehr sicher ob sie sich so schnell wieder melden würde.

Es war eigentlich ganz und gar nicht sein Stil, irgendeinem Mädchen hinterher zu telefonieren, aber er konnte ja mal eine Ausnahme machen. Die machte er doch sowieso ständig für seine Rivalin.

Erst Mal würde sie jedoch sicher Zeit zum Beruhigen brauchen. Er nahm sich für den nächsten Tag vor, sie anzurufen.

"Nagut, dann wollen wir mal trainieren, damit wir Luxio wirklich bald zurückbringen können", sprach er und seine Pokémon stimmten allesamt freudig zu. Selbst Luxio freute sich. Er hatte noch immer nicht verstanden, warum das Pokémon vom Schiff gesprungen war. Es hätte zumindest offensichtlich nichts dagegen, bald von ihm nach Hause gebracht zu werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yurippe
2017-05-28T23:21:32+00:00 29.05.2017 01:21
Nachdem ich die letzten Kapitel einfach nur stumm verschlungen habe, muss ich jetzt doch einmal einen Kommentar schreiben. Ich weiß ja, wie es ist, wenn man auf seine mühsam geschriebene Fanfic keine bekommt...

Dieses Kapitel hat mich wirklich berührt. Ich lebe seit Jahren im Ausland und wenn ich mal nach Hause komme, fühle ich mich immer so wie Maike. Komplett mit kleinem Bruder. XD
Mir gefällt es auch richtig gut, dass du Alicia als Menschen darstellst und nicht nur als Oberzicke, die Maike im Weg steht. So was sieht man viel zu selten.

Ab und zu fallen mir einige Fehler auf (brauchen ohne zu z.B.), aber deine Geschichte gefällt mir echt total gut.
Von:  Kijairi
2017-01-16T18:44:30+00:00 16.01.2017 19:44
Interessant XD
Ich konnte mir das Gespräch sehr gut vorstellen. Es war amüsant zu lesen und auch klar, dass Maike irgendwann hoch geht. Sie hat ja schon ein seht hitziges Gemüt. Ich bin mal gespannt wie Drew die Stimmung dreht, also wie er angekrochen kommt :D


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