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Kastanienrot

von

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Süßer Zucker [27.11.2016 - 1. Advent]

Hallo ihr Lieben!
 

Es ist lange her (ein gutes Jahr), dass ich etwas geschrieben habe (ich wollte unbedingt etwas zur Adventszeit beitragen ^^) und daher könnte mein Text etwas eingerostet klingen. Rechtschreib -und Grammatikfehler bitte ich zu übersehen ;).
 

Kapitel würden dann jeden Sonntag, Nikolaus und Weihnachten folgen.
 

Ich wünsche euch einen schönen 1. Advent, viel Spaß beim ersten Kapitel
 

[#1 - Süßer Zucker]
 

"Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht.

Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht.

Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht, mein holder Herr.“
 

„Es ist das Aschenbrödel…“ flüsterte ich leise, um bloß nicht den weiteren Verlauf der Geschichte zu verpassen. Auch wenn ich das Märchen mittlerweile auswendig aufsagen kann, komme ich nicht umhin es mir jedes Jahr aufs Neue anzusehen. Zu wissen, dass sie am Ende den Prinzen bekommt, lässt mich kurz schwerfällig atmen. So einen Prinzen hätte ich auch gerne einmal wieder. Geschlagene 5 Jahre sehe ich mich nach diesem nun um, aber er will mir einfach nicht über den Weg laufen. Mit meinen nun 27 Jahren zähle ich mich nicht mehr zum jungen Gemüt. Ich will mich nicht ausprobieren oder herausfinden auf was ich stehe und auf was nicht. Und um ganz ehrlich zu sein bin ich…
 

Das plötzliche Klingeln an meiner Haustür holt mich aus meinen Gedanken und ich blicke verwundert zu eben dieser. Erwarte ich Besuch? Nachdenklich gehe ich die Liste von Bekannten und Verwandten in meinem Kopf durch und mit einem Mal fällt mir traurigerweise ein, dass es ja niemanden gibt der mich besuchen wollen würde. Meine Familie hat sich an meinem Coming-Out vor 10 Jahren zurückgezogen. Keinerlei Kontakt, Anrufe oder Besuche gab es von da an mehr. Ich war mit meinen 17 Jahren vollkommen auf mich allein gestellt. Freunde? Diese besaß ich nur wenig und als das mit meiner ´absonderlichen' Neigung zu Tage kam, war es erst recht vorbei. Zum Glück wurde ich nicht gemobbt, aber die Ignoranz tat mindestens genauso weh.
 

Das einzig Wahre und Wertvolle was sich mit mir das Leben teilt, liegt seitdem Türklingeln auf Habachtstellung in seinem Körbchen. Benji. Er ist ein kleiner, kastanienroter Cairn Terrier und seit 5 Jahren bei mir. Nachdem Steffen, meine erste und einzige Beziehung, diese für ´unfähig´ deklariert und mich wortlos nach zwei Jahren verlassen hat, kam Benji in mein Leben geschneit. Es war purer Zufall und wohl auch Schicksal, dass ich ihn in einem halbzerfetzen Papierkarton direkt vor dem Einkaufscenter entdeckt hatte. Alle Passanten liefen mit starrem Blick an dem Karton vorbei. Kinder, welche verzückt ihre Eltern herbeiriefen, wurden rabiat an der Hand weitergezogen. Niemand, wirklich niemand, hielt für den kleinen Kerl an. Außer ich.
 

„Ganz ruhig…“ flüstere ich meinem vierbeinigen Freund zu und sein Kopf legt sich wieder auf die kastanienroten Pfoten. Die Ohren sind dennoch gespitzt und ich weiß, dass er auf mich Acht gibt. Mit langsamen Schritten nähere ich mich meiner Tür und nur sehr zaghaft frage ich wer vor dieser steht. „Endschuldigen Sie! Ich bin neu eingezogen und wohne direkt gegenüber. Ich wollte ein paar Plätzchen backen und nun fehlt mir der Zucker. Könnten Sie mir welchen leihen?“ mit gerunzelter Stirn starre ich die braune Türe vor mir an, gehe in Gedanken meine Nachbarschaft durch. Ist jemand neu dazu gezogen? Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. „Wie heißen Sie?“ kommt meine Gegenfrage und mit einem Mal ist es ruhig auf der anderen Seite. Wusste ich es doch! Das ist bestimmt kein neuer Nachbar sondern ein Gauner. Woher meine Skepsis am Menschen kam? Fragt das doch bitte den lieben Steffen!
 

„Ich heiße Killian Winter“ kam mit einem Mal doch eine Antwort des Fremden und ich konnte mir ein plötzliches Schmunzeln nicht verkneifen. Winter… wie der Winter. Gott war ich albern! Genauso wie die gesamte Situation an sich. Wir unterhalten uns, wenn man das so nennen kann, zwischen Tür und Angel. Sprichwörtlich. Unsicher was ich nun machen soll, werfe ich einen Blick auf Benji. Dieser regt kurz seinen Kopf, bevor er herzhaft gähnt und seine Augen schließt. Auf ihn kann ich nicht zählen. „Hätten Sie jetzt Zucker für mich oder nicht? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber die Nachbarn gucken schon aus ihren Türen. Hallo, Frau Meier!“. Das war einer der negativen Punkte in meinem Wohnverhältnis. In einem Plattenbau bekam man wirklich alles, ausnahmslos alles, mit.
 

„Und Sie sind sicherlich kein Gauner?“ hatte ich das gerade wirklich ernsthaft laut gefragt?! Auf der anderen Seite der Türe konnte ich das herzhaftes Lachen des Fremden ausmachen und das spitzbübige „Ich ergaunere mir nur etwas Zucker!“ ließ selbst mich erneut schmunzeln. Humor hatte er. „Warten Sie bitte kurz!“ etwas zu hastig eile ich in meine kleine Küche, welche in einem hellen Grünton gestrichen ist. Verschiedene Bilder von Gewürzen hängen an der Wand, lassen den Raum etwas lebendiger wirken. Wo war nur nochmal der Zucker? Nach der Trennung von Steffen sah ich es nicht mehr als nötig an für mich zu backen. Selbst das frische Kochen von Gerichten, was mir stets viel Freude bereitet hat, wurde eingestellt. Fertigprodukte dominieren nun die Küche. Nachdem ich meine Hängeschränke allesamt durchsucht hatte, sprang mir der Zucker im letzten Schrank entgegen. Waren da schon immer so viele Klumpen drin? Schulterzuckend ziehe ich die grün-weiße Tupperdose aus dem Schrank, eile mit dieser zurück zur Tür.
 

„Bin gleich soweit!“ kommentiere ich und entriegele die Tür. Bei so vielen Schlössern und Ketten konnte das schon etwas dauern. Als endlich alle Schutzmechanismen gelöst sind, springt die Tür fast schon von selbst aus. Die Hoffnung, dass der Fremde in der Zwischenzeit vielleicht woanders geklingelt und seinen Zucker bekommen hat, zerplatzt wie eine Seifenblase. Vor mir erstreckt sich ein mindestens 1,90m großer Mann. Er hat eine schlanke Statur, soweit ich das unter dem Pullover beurteilen kann. Sein Gesicht wird von zurechtgestutzten, dunkelbraunen Koteletten umrahmt. Das Haar ist in derselben Farbe, kinnlang und leicht lockig. Was jedoch am meisten bei ihm heraussticht sind die hellgrünen Augen. Grün zählt ja ohnehin zu den seltenen Augenfarben. 2% der Bevölkerung zählen dazu. Warum fällt mir das gerade jetzt ein? „Hier… Ihr Zucker...“ mehr wie unfähig halte ich ihm die Dose mit dem klumpigen Zucker hin. Das diese mir noch nicht aus der Hand gefallen ist, grenzt an ein Wunder. Bei schönen Menschen kriege ich oftmals Hemmungen, Sprechblockaden und Schweißausbrüche und dieses Exemplar hier zählt definitiv zu dieser Gattung!
 

„Der Zucker hat aber auch schon bessere Tage erlebt“ kurz leckt er sich über die roten Lippen, befeuchtet sie etwas, bevor er mir amüsiert die Dose aus der Hand nimmt. Für wenige Sekunden berühren sich unsere Fingerspitzen und sämtliche Lichter gehen in meinem Kopf aus. Shit! „Beh…alten… Sie… ruhig den Zucker! E… Er… gehört Ihnen! Ei…Einen... Einen schönen Tag noch!“ so hastig wie ich den Schritt zurück in meine Wohnung trete, genauso hastig fällt die Türe in das Schloss. „Ich brauche doch nur etwas…“ mehr bekommt Killian, ich meine natürlich Herr Winter, nicht heraus. Ich weiß, dass ich jetzt den perfekten ersten Eindruck hinterlassen habe, aber ich wusste einfach nicht anders zu handeln. Killian, ich meine Herr Winter, wird sich seinen Zucker jetzt definitiv nicht mehr bei mir holen wollen. Das hatte ich doch wieder super hinbekommen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2016-12-20T09:49:45+00:00 20.12.2016 10:49
Ein zuckersüßes Kapitel zum Einstieg ... sorry, das Wortspiel musste einfach sein ;)
Antwort von:  Kleinakira90
23.12.2016 15:03
Hehe :D vielen lieben Dank ;) ♥
Habe etwas gebraucht bevor ich dein Kommi verstanden habe xDD *von der langen Leitung geh* Hihi ;)


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