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Von Asen & Devas

von

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Strahlen & Blenden

Eines Samstagsabend, es war in zwischen Herbst, kam eine Kutsche vor die Villa Phantomhive. Lady Elisabeth und ihre Zofe Paula kamen rein, als ich und Lisabeth grade in der Eingangshalle abstaubten und die Fenster putzten.

„My lady?“

„Ähm… Falls ihr euren Verlobten sucht, Mylady, er ist grad nicht da.“

„Ach so… egal! Ich wollte eh zu euch beiden!“ Die Antwort war überraschend.

„Ich möchte dass ihr mitkommt, zur Sphere Music Hall in der Stadt. Das wird euch gefallen!!“

„Äh? Warum sollen wir das?“, fragte Lisabeth.

„Genau, außerdem haben wir noch Arbeit und…“

„Ach mach doch mal Pause, außerdem wenn ihr Ciel sagt dass ich es war, wird er euch nicht schimpfen. Kommt doch schon, bitte!“

Unsicher blieben wir zuerst stehen, bis dann Lisabeth sagte: „Natürlich, my lady, wie ihr wünscht. Wigburg, holst du unsere Mäntel?“ Und zwinkerte mir dabei zu. Ich verstand.

„Ok, wartet kurz.“

In der Garderobe malte ich mir je auf meine Handrücken Zeichen, die an ein Ypsilon mit dritten Strich erinnern. Wie ich danach die Hände zusammenlegte und mein rechtes Auge glühte, murmelte ich: „Madur, Madur, erschaffe ein Abbild von mir.“ Und wenige Sekunden später sah ich mir selbst ins Gesicht. Ich hatte es geschafft und einen Doppelgänger von mir erschaffen, das heimliche Training hatte sich gelohnt! So ähnlich verfuhr ich nochmal und erschuf auch einen Doppelgänger von Lieschen. Wie ich von Oma Renate gelernt hatte wenn man zweimal die Rune Madur anwendete kann man ein Abbild von denjenigen erschaffen, dessen Gesicht man in seinen Gedanken hat.

„So ihr beide!“, flüsterte ich. „Ihr werdet hier staubwischen und die Fenster putzen. Aber fangt erst an wenn wir gegangen sind, verstanden?“

„Ja!“, sagten die beiden.

„Gut.“ Und ich nahm die Mäntel, bevor ich zurück in die Eingangshalle ging und mit Lisabeth, Paula und Lady Elizabeth in die Kutsche stieg.

„Warum wollt ihr, dass wir mitkommen, Mylady?“, fragte Lisabeth die junge Lady.

„Tja, Ciel sagte im Frühjahr geht ihr wieder nach Deutschland, da dachte ich dass ihr etwas Spaß haben könntet und vielleicht euer Strahlen findet.“

„Das ist wirklich großzügig Mylady.“

„Wenn es nach mir ginge, würde ich noch länger bleiben…“, sagte ich und Lieschen starrte zu Boden.

„Ach? Wirklich? Gefällt es euch in England so gut?!“

„Ja… und wir haben viele neue Freunde gefunden…“ Meine Stimme erstarb. Lady Elizabeth schien etwas zu ahnen und ihr Gesicht strahlte doller denn je.

„Aha! Verstehe! Da würde ich mir wünschen, dass ihr ein bisschen länger bleibt.“

„Vielleicht könntet Ihr Euren Verlobten dazu überreden, unseren Vertrag zu verlängern. Wegen Zinsen oder so…“ Völlig unerwartet erstarb auch das Lächeln in dem Gesicht der jungen Lady.

„Ähm… ich… werde darüber nachdenken…“

Was war auf einmal?
 

Bei der Sphere Music Hall angekommen, war es im inneren brechend voll. Sofort fiel uns auf, dass alle möglichen Leute da waren. Arm, reich, Männer, Frauen, sogar Greise und Kinder. Das fanden wir merkwürdig, besonders weil es kostenlos Speis und Trank gab.

„Eigentlich eine nette Idee… aber wer macht sowas? Da gibt es doch einen Haken.“, sagte ich.

„Wohl wahr…“, meinte Lieschen. Seit der Sache mit der Walpurgisnacht, waren wir doch etwas vorsichtiger geworden.

„Wigburg, versuch mit deinem Auge was Verdächtiges zu finden.“

„Ok, pass aber du auf, dass niemand mein Auge glühen sieht.“ Und ich wand die Rune As auf mein Auge an, indem ich die Rune aufs Lid mit dem Finger malte. Mein Blick änderte sich, wieder schillerte alles in fremdartigen Farben, auch die Stimmen der Menschen waren verzerrt.

„Siehst du was?“

„Bisher nichts…“ Dann wandte ich den Kopf zur Bühne.

„Warte! Da ist was! Hinter der Bühne… ein leichtes Glimmen…“

„Kannst du was erkennen?“

„Nein… Dafür müsste ich näher ran… Und durch Wände gucken kann ich noch nicht…“

„Hmmm… Uns werden sie bestimmt nicht hinter die Bühne lassen…“ Ich beendete den Zauber und mein Blick wurde wieder klar. Dann bemerkte ich eine Schlange Menschen, hauptsächlich aus jungen Frauen bestehend, die vor einem Mann mit fliederfarbenen Haar und eigenartig anmutender Kleidung, welcher eine Tasse in der Hand hielt in die sein Gegenüber einen Blutstropfen in eine Flüssigkeit fallen ließ und der Mann daraus offenbar die Zukunft deutete.

„Pöh… so’n Scharlatan… bestimmt deutet er die Formen die der Blutstropfen in der Flüssigkeit macht… obwohl es doch meist eh dieselben Aussagen sind…“, lästerte ich mit verdrehten Augen.

„Ja, wir Walas können das besser… aber… He! Warte!!!“,sagte Lieschen. „Lass es uns machen! Guck!“

„Warum?“

„Guck mal was der Mann an die Leute verteilt!“ Sie deutete auf das Mädchen das grad bei diesen Mann saß, der ihr ein silbernes Armband gab, mit Sternen und einer Art Kompass oder Sonnenuhr.

„Wie? Das kann unmöglich Silber sein…“

„Doch das ist es!“, sagte ein Mann, der uns grad gehört hatte. „Ich bin Goldschmied und habe es selbst überprüft! Diese Amulette ermöglichen einem exklusive Zugänge zu besonderen kostenlosen Amüsements! Das lohnt sich, macht das ruhig, ihr werdet es nicht bereuen!“

„Ok… Danke für die Info…“ Kaum war der Mann weg, flüsterte Lieschen: „Wir holen uns die! Dann verhökern wir die beim Pfandleiher.“

„Ja! Als Taschengeld oder Notgroschen ist es bestimmt super!“, sagte ich als bei mir der Groschen gefallen war.

„Oder wie wärs wenn wir Mama diesen hübschen Mantel kaufen. Den mit Kaninchenfell-Fütterung.“

„Ja! Mama ihr Mantel ist doch schon alt und die Motten waren auch schon dran. Oder ein neues Schreibset für Papas Schreibtisch.“

„Am besten silberbeschlagen, bei teuren oder prestigeträchtigen Geschenken wird Papa zu Wachs in den Händen.“

„J…Jaaaaaaaaa, auf jeden Fall. Dann wird er uns für ne Weile in Ruhe lassen, mit den Freiern…“ Immer noch hatte ich meiner Schwester verschwiegen was unser Vater geplant hatte und ich verhindert hatte. Und seit dem musste ich zwei Briefe meines Vaters vor ihr verstecken, weil er damit nervte dass er Lisabeths „Angebeteten“ sehen wollte.

„Hihi… Haargenau… aber ewig können wir das nicht machen…aber nun, machen wir’s mal.“ Und wir reihten uns ein. Endlich waren wir dran und zuerst setzte ich mich hin.

„Willkommen ihr beide! Was haben wir da? Ein Paar von Augenprüfern wenn ich mich nicht irre.“

„Wie bitte?“, fragten wir beide.

„Ein Doppelstern, eure Freundschaft muss aber sehr eng sein wenn man eure Verbindung fast mit bloßem Auge sehen kann.“

„Wir sind Schwestern.“, kam es von uns beiden als Antwort.

„Ah! Ok… dann ist es kein Wunder, hehehe!“ Der Typ kam uns immer merkwürdiger vor. „Aber so eine Bindung ist selbst unter Schwestern selten. Nun, wer ist die Erste?“

„Ich.“, sagte ich und nahm die dargebotene Nadel.

„Gut! Ähm… Momentchen!“ Mit Zeigefinger und Daumen bildete er einen Ring und guckte mit dem linken Auge da durch mich an. Das gefiel mir nicht wie er mich ansah.

„Stimmt was nicht mit deinem Auge? Lass mich sehen, meine Liebe.“ Er wollte schon näher kommen, doch ich hielt seine Hand fest.

„Entschuldigen Sie, Mister…“

„Blavat, Verehrteste. Einfach Blavat. Verzeihung wenn ich etwas zu aufdringlich wirkte, mir war als hätte ich was in deinem Auge gesehen.“

„Hoffentlich nichts Schlechtes.“ Und stach mir der Nadel in den Finger. Als ich dann einen Tropfen Blut in die Flüssigkeit fallen ließ, veränderte sich die Farbe und Helligkeit.

„Huch?!“

„Hmhm, wir haben hier… Vega…“

„Vega? Ist das nicht ein Stern?“, fragte Lieschen.

„Ja, ich glaube schon.“, antwortete ich etwas unsicher.

„Ah! Ihr kennt euch mit Sternen aus?“

„Ein wenig, Mr. Blavat.“

„Hmmm… aber eurer Kleidung nach seid ihr aber nicht grade adelig.“

„Sagen wir mal so…“, sagte ich. „Wir haben einen Patron der der Meinung ist, Weisheit und Wissen seien nicht nur den Männern bestimmt.“

„Ein wahrlich kluger Man muss das sein!!“

„Und was bedeutet nun das wenn ich unter Vega stehe?“, fragte ich nun, behielt mir aber im Kopf dass der Mann offenbar Blödsinn redete.

„Nun diejenigen die im Schutz von Vega stehen sind recht ehrlich, kreativ und geduldig, allerdings oft sind sie zu ehrlich, aber sie können auch recht stur sein und stehen oft unter Strom. Eine gehetzte Seele scheinst du mir zu sein, meine Liebe.“

„Da sprechen Sie ein wahres Wort Mr. Blavat.“, sagte Lieschen.

„Aber etwas anderes fällt mir an dir auf, meine Verehrteste. Der Schatten des Todes hängt über dir.“

„Wie bitte?“

„Ja, aber das ist merkwürdig. Auf mich wirkst du sehr gesund und der Schatten verhält sich seltsam. Als ob er über dich wacht und dich beherrscht aber gleichzeitig auf deine Befehle wartet. Sehr seltsam und dass bei so einer jungen Dame…“

„Hm… wenn sie das sagen…“ Ich fand das merkwürdig, ungewöhnlich passend für einen Scharlatan.

„Ich würde jedenfalls ein bisschen aufpassen. Nun… wie wärs mit dir?“

„Ja gut.“ Und Lisabeth stach sich in den Finger. Ebenso ließ sie ihr Blut in die Tasse fallen. Die Farbe und Helligkeit war vollkommen anders als bei mir. Das fand ich sehr merkwürdig.

„Und wir haben… Canopus!“

„Vom Kiel des Schiffes?“, fragte ich.

„Genau! Die die unter dem Schutz Canopus‘ von sind eigensinnig, sehr aktiv und stark motiviert. Allerdings können sie so wild sein, dass man sie nicht zähmen kann.“

„Wow, sie treffen echt ins Schwarze, Mr. Blavat.“, meinte ich.

„Tatsächlich? Das freut mich!“

„Eins versteh ich nicht.“, sagte Lisabeth. „Wir sind doch Schwestern, warum sind wir nicht unterm selben Stern…?“

„Nun ja, das weiß ich nicht genau, aber nicht jeder Mensch ist wie der andere, das könnt ihr ja alleine an euren Haaren sehen. Nun ich sehe allerdings dass, Großes euch bevorsteht. Bestimmt findet ihr es hier…“ Und er übergab uns die begehrten Silberarmbändchen, für die wir angestanden haben. Wir bedankten uns und gingen.

„Mann, der war komisch…“, sagte Lieschen erleichtert. „Aber wie er dich vorhin angeguckt hat…“

„Ob er meine Rune gesehen hat?“

„Weiß nicht… Wenn er genau hingeguckt hat…“

„Aber ich kann ja auch keine Augenklappe tragen wie der junge Herr…“

„HEY!!! Ihr wart auch bei Blavat?!“, sagte Lady Elizabeth aufgeregt. Jetzt erst fiel uns auf dass sie auch ein Silberarmband trug. „Und was für Sterne habt ihr?!“

„Vega…“

„Canopus…“

„Genau wie ich!!!“, quiekte die junge Lady, lachte vor Freude und drückte Lieschens Hände. „Wir sind Canopus!!“

„Sagt mal… wie viele Sterne gibt es überhaupt als Schutzsterne?“, fragte ich. „Das müssen dutzende sein…“

„Ähm… eigentlich aber bisher hab ich von nur 4 gehört.“

„Nur 4? Aber naja… dann gibt es weniger Durcheinander.“

„Hm, bestimmt!“
 

Etwas später kamen wir zurück zur Villa. Da kam uns Agni in der Eingangshalle entgegen.

„Wigburg? Elisabeth? Seid ihr es?“

„Ähm… ja… wieso?“

„Was ist der Lieblingsnachtisch des Prinzen?“, fragte dieser etwas misstrauisch.

„Äh… Kirschmichel?“, fragte ich zurück.

„Äh… neben dem…“ Agni musste doch schmunzeln.

„Ähhh…“ Es blieb mir auf der Zunge hängen. „Ich glaube es war etwas mit einem G…“

„Go… Gol… ne… äh…“, stottert Lisabeth. “Galo…”

“War das nicht Galu-o…”, versuchte nun ich es.

„Gulab Jamun. Ok, Ok… alles gut, ihr seid es echt.“, lachte Agni etwas amüsiert.

„Wie hast du das bemerkt, dass es nicht wir sind? Dabei haben wir doch die Doppelgänger… “, fragte ich nun erstaunt.

„Nun ja… ihr beide habt noch nie so schlecht Karten mit dem Prinzen gespielt.“, antwortete er immer noch schmunzelnd und ging mit uns in den Salon, wo Soma mit den Doppelgängern saß und Karten spielte.

„Und… du hast schon wieder gewonnen!“, hörte ich Lieschens Stimme, direkt vor mir, als wir eintraten.

„Verdammt nochmal!!! Da versuche ich zu verlieren und ich gewinn trotzdem!! Oh! Mädels!“ Soma wirkte erleichtert als wir grad rein kamen. „Da seid ihr ja! Macht sie bitte weg! Die machen mich noch irre!“

„Ok, ist ja gut!“ Und ich malte wieder die Rune Madur auf meine Handrücken und legte die Hände wieder zusammen, während meine Rune im Auge aufglühte.

„Madur, Madur, löst euch auf!“ Kaum hatte ich nach dem Satz die Hände wieder auseinander genommen, lösten sich die Doppelgänger mit einem „Buff!“ auf.

„Danke… Ich hatte zuerst nix bemerkt, bis ihr als beim Kartenspielen als verloren habt und „Du“ Wigburg, nicht mal dabei geflucht hast!“

„Naja, zum Ablenken und Ersetzten reicht das.“, sagte Lieschen und versuchte nicht zu kichern.

„Ich muss aber zugeben, ihr werdet immer besser.“, sagte Agni beeindruckt.

„Apropos, wir wollen morgen Abend wieder trainieren. Wollt ihr wieder dabei sein?“

„Ja gern!“, sagte Soma aufgeregt. „Was werdet ihr ausprobieren?“

„Wie man mit Runen Lebewesen beeinflusst. Wenn es geht, Agni kannst du mit Finny eine Maus fangen? Aber lebend! Das ist wichtig.“, fragte ich ihn.

„Wieso?“

„Ich möchte euch demonstrieren wie das funktioniert. Keine Angst, die Maus wird nicht leiden.“

„Na, das will ich sehen.“, sagte Lisabeth. „Wie bist du überhaupt auf diese Idee gekommen?“

„Naja, Oma sagte es gebe einige Möglichkeiten mit Runen Lebewesen zu manipulieren. Zuerst hab ich das im Wintergarten an einer Rose ausprobiert. Mit der Rune Algiz habe ich die Blütenfarbe geändert. Allerdings hab ich deren Farbe zu oft gewechselt bis diese verwelkt war. Ich hab ihre Energie aufgebraucht…“

„Du hast deine eigene Energie nicht genutzt?“, fragte Soma.

„Nein… das hatte mich auch gewundert.“

„Das ist schon etwas praktisch. Aber Algiz… war das nicht von den altenglischen Liedern?“, grübelte Lieschen.

„Ja… eines der wenigen die ich in den Büchern des Earl gefunden hab…“

„Pssccht! Leise!“, wies Agni uns an, weil er was gehört hatte und daraufhin öffnete Sebastian die Tür.

„Ach, da seid ihr beide!“, sagte dieser im mahnenden Ton zu mir und Lisabeth. „Was war denn heute in euch gefahren?! Die Fenster waren voller Schlieren und in den Ecken war noch Staub! Das war die schlechteste Arbeitsleistung die ich je von Euch erlebt habe!“

„‘tschuldigung!!!“, riefen wir im Chor.

„Was ist nur los mit euch beiden gewesen?! Ihr ward von allen angestellten die Fleißigsten und Gründlichsten! Bisher hattet ihr eure ach so hochgelobten preußischen Tugenden eingehalten…“

„WIR SIND KEINE PREUßEN!!!“, warfen wir ein.

„Wie auch immer! Macht das nie wieder, kapiert?!“

„Ja…“, sagten wir beschämt.

„Und nun, geht besser zu Bett!“, dann aber sah Sebastian zu Soma. „Es sei denn natürlich Ihr könnt sie entbehren, Prinz Soma.“ Dieser zitterte leicht.

„J…j…j… ja. Ich hab jetzt nix mehr vor und gehe auch bald zu Bett!“

„Wie Ihr wünscht, Prinz.“, stimmte Agni seinem Herrn zu.

„Na gut…“, meinte ich.

„Gute Nacht Soma…“, sagte Lieschen.

Doch kaum waren wir auf halben Weg zu unseren Zimmern, packte Sebastian uns von hinten an den Haaren und zischte leise: „Ihr beide solltet aufpassen, ihr seid mir sehr nachlässig geworden in letzter Zeit!“

„Der junge Herr hat sich bisher nicht beschwert, also brauchst du nix zu sagen!“, knurrte ich, während Lisabeth vor Schmerz wimmert.

„Du willst dich mir widersetzen, kleines unbedeutendes Menschenkind?!“

„Unbedeutend?! Bilde dir nichts ein! Du bist nur ein Butler!“ Dann aber wieder! Das Ziehen im Herz! Dieses Mal war es besonders doll, als ob der imaginäre Faden der ums Herz gezogen war kurz davor ist es zu zerteilen. Lisabeth weinte nun richtig und wollte fast zusammen brechen.

„Hör auf!!!“ Dabei hatte ich sowohl ihn als auch mein Auge gemeint, da es wieder an fing warm zu werden. Ich kniff die Augen kräftig zu damit er die Rune und deren Glühen nicht sieht. Dann aber ließ sein Griff nach und auch das Ziehen im Herzen.

„Hört ihr beide…“, sagte Sebastian nun mit sanfter Stimme als wollte er die Wogen wieder glätten. „Ich meine das nicht böse, aber reißt euch am Riemen! Nicht mehr lang und ihr werdet wieder nach Deutschland zurückkehren und eure Bestimmung erfüllen. Lasst vorher nicht nach, damit ihr England mit erhobenen Hauptes verlassen könnt. Nimmt es bitte zu Herzen… als mein Ratschlag eines Kollegen und… in gewisser Weise Freund…“ Damit ließ er uns allein.

„So… sowas nennt sich ein Freund?!“, weinte Lieschen und ich nahm sie in den Arm. „Wigburg… du blutest aus dem Auge!“ Das bemerkte ich jetzt erst und fasste automatisch hin.

„Echt? Naja, es war verdammt schwer meine Kraft zu unterdrücken und zwar psychisch und körperlich…“

„Hmm… vielleicht trifft das auch bei Agni zu mit der Belastung und dem Blut, wenn ich an den Currywettbewerb denke.“

„Stimmt… Da hatte es ihn belastet verloren zu haben und den Verrat an Soma offen zu legen.“ Lisabeth nickte.

„Ihr habt wirklich so viel gemeinsam…“

„Ich glaube, Sebastian weiß was wir sind!“, sagte ich ernst als ich mir das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte.

„Meinst du?“

„Ja! Und seit jener Nacht hat sich meine Vermutung immer weiter gefestigt, dass er kein Mensch ist.“

„Meinst du… er würde wollen dass wir ihn zum König machen?“

„Offenbar, aber nachdem was er gemacht hat, glaube ich dass das nicht aufgehen wird. Oma sagt, eine Wala wählt mit Herz und Verstand und bei Sebastian sagen beide „Nein.“.“

„Ich hab schon gewählt…“, sagte Lieschen mit geröteten Wangen, während wir weiter zu unseren Zimmern gehen.

„Dein Herz auf jeden Fall.“, feixte ich.

„Nicht nur!!!“, protestierte Lieschen. „Soma hat sich so doll verändert! Er ist nicht mehr eingebildet und nicht mehr so selbstsüchtig, wenn ich allein daran denke dass er mit Agni jeden Mittwoch Currybrötchen an arme Kinder verteilt.“

„Ja, das habe ich mitgekriegt, aber ich habe auch mit gekriegt dass du ab und zu Blumen im Treibhaus pflückst und dann wieder mit Runen nachwachsen lässt. Hat es etwas damit zu tun?!“

„Naja… manchmal geh ich mit und verteile Blumenkränze. Manche Kinder nennen mich schon „Blumenmädchen“.“

„Hihihi! Wie niedlich…“
 

Am nächsten Abend…

Wir trafen uns im Gewächshaus hinterm Haus, der einzige Ort wo man Nachts uns nicht hört und niemand zufälligerweise uns erwischen konnte. Selbst die Schlangen von Snake, der seit April mit im Hause war, schlief im Haus, wo es wärmer war und die Schlangen jederzeit einen Snack sich holen konnten, wegen der Mäuse die immer im Hause waren. Und einer dieser Mäuse hatte Agni zusammen mit Finny und Bard in der Küche mit einer Lebendfalle gefangen und brachte sie mit.

„So, ist das so richtig?“

„Ja! Und nun…“ Ich versuchte vorsichtig durch das Gitter hindurch, der Maus die Runen Mannaz und Wunjo auf ihren Rücken zu zeichnen, dabei sagte ich beschwörerisch: “Mit Mannaz und Wunjo sei gezeichnet. Tanze für mich Schuhplattler bis ich fröhlich lache. Dann sei wieder frei.“ Wieder glühte mein Auge aber auch kurzzeitig die Runen auf dem Fell des nervösen Tierchens. Doch kaum machte ich die Falle auf, stellte sich die Maus auf die Hinterbeinchen und begann den traditionellen bayrischen Tanz „Schuhplattler“ zu tanzen.

„Tatsächlich!“, rief Lieschen erstaunt.

„Das sieht ja lustig aus!“, lachte Soma. Ich dagegen verkniff mir das Lachen, weil ich den Zauber noch nicht brechen wollte, aber nach einer Weile hielt ich es nicht aus. Ich lachte und dann hörte die Maus auf zu tanzen und flitzte davon.

„Ach schade… es war echt lustig.“, sagte Soma schmollend.

„Ja, aber ich hab es so bestimmt. Wenn ich lache, soll die Maus wieder frei sein.“

„Deshalb hast du dich auch zurückgehalten mit dem Lachen, oder Chela?“, fügte Agni zu.

„Ja…“

„Hast du das schon mal an einem Menschen getestet?“, fragte Soma.

„Nein… ich wüsste auch nicht an wen…“

„Teste doch mal an mir!“

„Nein!!!“, riefen ich, Lisabeth und Agni im Chor.

„Solange ich keine Erfahrungen habe, werde ich keine Rune an dir anwenden!!“

„Ja, es könnte was schief gehen.“, stimmte Lisabeth zu.

„Deshalb, testet es lieber an mir.“, sagte Agni mit ernsten Gesicht.

„Aber Agni…“, wollte Soma einwerfen.

„Nein!“, sagte ich zitternd. „Das kann ich auch nicht machen! Was ist wenn ich dir dabei weh tue…?!“

„Ich vertraue dir. Das was du mit der Maus gemacht hast, war doch schon sehr gut. Versuch es an mir.“ Ich rührte mich nicht, bevor ich dann mich entschloss.

„N… na gut… wenn du mir also vertraust… versuchen wir dich noch stärker zu machen…“

„Ok, dann nehmen wir die Rune „Uruz“, für die Stärke.“, sagte Lisabeth.

„Noch stärker? Geht das bei Agni?“, fragte Soma.

„Bestimmt!“, meinte Lieschen und malte auf den Boden die Rune „Is“, worauf ein großer Eisblock entstand, so groß wie Agni und mindestens 2 Meter dick, allerdings verdorrten die Pflanzen rund herum.

„Ach herrje! Die ganzen Blumen!“

„Das Wasser für den Eisblock muss irgendwo her kommen. Aber mach dir keine Sorgen, Wigburg. Ich mach das nachher mit Runen wieder heil.“ Dann sagte sie zu Agni.

„So… Nun Agni, schlag mal kräftig in diesen Eisblock!“ Er nickte und schlug kräftig mit der Faust zu. Eine Delle und Risse bildeten sich im Eis.

„Sehr schön!“, sagte Lisabeth zufrieden und reparierte mit „Is“ den Block. „Nun Wigburg, verpass ihn die Rune „Uruz“!“ Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht, aber auch Agni schien etwas verunsichert.

„Was?!“

„Nicht so schüchtern! Du hast das mit der Maus hinbekommen und Agni sagt auch er vertraut dir. Also, los!“

Mit Zögern ging ich auf Agni zu und malte mit den Finger ein verkehrtherumes V auf den Rücken.

„Mit… mit Uruz sei gezeichnet. Steigere deine Kraft die in dir wohnt… Wenn das Eis bricht, sei wieder frei…“ Die Rune leuchtete kurz auf seinem Rücken und verschwand dann wieder.

„Noch spür ich nichts…“

„Nun, versuche es…“, sagte ich immer noch mit heißem Gesicht. Agni schlug noch mal zu und der Block zersplitterte in viele kleine Teile! Alle, auch Agni selber staunte. Die Rune erschien abermals kurz und verblasste wieder.

„Wahnsinn!“, meinte Soma.

„Ja wirklich!“, stimmte Lisabeth nickend zu.

„Es hat funktioniert!“ Ich war erleichtert und glücklich.

„Ich bin auch beeindruckt. Und das ohne Samadhi.“, sagte Agni und betrachtet seine Faust.

„Ich will auch mal!!!“, rief Soma aufgeregt und brachte sich auch in Position.

„Okidoki! Dann mach ich den Block für dich bereit!“, sagte Lisabeth und reparierte den Block mit der Rune „Is“.

„Das machen wir noch, aber danach gehen wir besser zur Bett, es ist schon spät!!“, sagte ich schmunzelnd.
 

Später im Flur, Soma und Lisabeth waren grad da, während ich mit Agni das Gewächshaus aufräumte.

„Oooooohhhh… mein Kopf…“, winselte Soma und schwankte.

„Naja, das war dein erstes Mal dass eine Rune auf dir angewandt wurde. Wenn Runen gewirkt werden, egal ob bei der Wala selber oder man wird von ihr gezeichnet, muss man da seine Gefühle im Zaum halten, sonst verbraucht es viel Energie, was den Körper belastet und du warst sehr aufgeregt. Deshalb ist dir nun schwindelig und du hast Ohrensausen.“

„Ja… sorry… Aber ich hab den Eisblock zerschlagen!!“

„Ja, das hast du, Soma.“, lachte Lisabeth.

Sie gingen in die Küche, wo Soma ein Glas Wasser gegen seine Schwindelgefühle trank.

„Besser?“

„Ja, viel besser…“

„Das ist gut.“

„Das da vorhin mit der Rune bei Agni, du hast mit Absicht Wigburg die auf Agni zeichnen lassen!“ Soma feixte breit.

„Hmmm… ja… hab ich… Ich hab halt keinen Bock, dass die beiden ständig um einander rumschleichen. Einer der beiden muss endlich den ersten Schritt machen! Ich weiß zwar dass, Wigburg schüchtern ist was die Liebe betrifft, aber ich dachte dass, nachdem sie weiß dass, sie das Auge Wodans besitzt, ihr Selbstbewusstsein gesteigert sei. Deshalb hatte sie ihre erste große Liebe verpasst, der Neffe vom Bürgermeister unseres Dorfes. Den hatte sie verpasst, weil sie sich nicht getraut hat.“

„Also ich finde sie ist selbstbewusster geworden. Letzte Woche hatte sie Bard ausgeschimpft weil er Frikassee mit Dynamit machen wollte. Selbst Sebastian hatte verstört geguckt und das will was heißen.“

„Stimmt, das hat sie noch nie gemacht.“

„Aber dass sie und Agni was für einander empfinden, ist mehr als offensichtlich. Vorhin sogar, konnte ich sogar sehen dass Agni selig gelächelt hat, wie sie ihn berührt hatte, aber er hatte dann sehr schnell so geguckt als ob er sich schuldig fühlen würde.“

„Schuldig? Ist Agni schon verheiratet oder verheiratet gewesen oder ist da in irgendeiner anderen Weise eine andere Frau involviert?“, fragte Lisabeth.

„Nein! Seitdem er in meinem Dienst steht, hatte er nichts mit Frauen zu tun gehabt und heiraten darf er eh nur mit meiner Erlaubnis, weil ich sein Herr bin.“, sagte Soma sehr sachlich. „Aber… Ne. Mit seiner Vergangenheit kann es eigentlich nicht zusammen hängen…“ Er war nun nachdenklich und achtete nicht mehr auf Lisabeth.

„Seine Vergangenheit?“

„Ähm!“ Soma fühlte sich erwischt. „Das erkläre ich dir vielleicht ein anderes Mal.“

„Ok? Jedenfalls… ich würde mir so sehr wünschen dass Wigburg und Agni zusammen kämen… Die beiden gehören zusammen…“

„Finde ich auch. Wir sollten den beiden da nachhelfen!“

„Genau! Aber diskret, Soma!!! Die Liebe ist eine sensible Sache!“

„Ja… hehe… die Liebe…“ Peinliches Schweigen, wo sich die beiden rot im Gesicht sich ansahen.

„Wir… ähm… sollten nun zu Bett gehen…“

„Ja… äh… gute Nacht, Lisabeth.“

„Gute Nacht, Soma!“
 

Am nächsten Abend hatten wir wieder uns im Gewächshaus versammelt. Ich hatte zwei Holzstäbe dabei und ein kleines Messer.

„Nun…“, begann ich zu erklären. „Heute dachte ich mir, wir versuchen mal Runenstäbe. Da diese gerne als Amulette und in gewisser Weise Zaubermittel genutzt werden dachte ich, wir versuchen heute mal Runenstäbe. Damit ihr auch ein bisschen Runenmagie machen könnt.“

„Wir können dann also auch mit Runen zaubern?!“, fragte Soma erstaunt.

„Das wäre interessant.“, meinte Agni.

„Ja!“, meinte Lieschen. „Das wäre unfair wenn nur wir das können.“

„Ich will stärker werden und besser kämpfen können!!!“, sagte Soma gleich total aufgeregt.

„Hihihi… dann solltest du die Rune Tyr bekommen.“, grinste ich.

„Und was bedeutet Tyr?“, fragte Agni.

„Das war der Kriegsgott unserer Vorfahren.“, antwortet Lisabeth.

„Aha!“

„Und was möchtest du ausprobieren, Agni?“, fragte ich.

„Äh… naja…“

„Vielleicht lässt du eine Pflanze wachsen, für den Anfang. Nehmen wir dafür Bjarkan.“, sagte Lisabeth und ritzte schon mal ein eckiges B in einen der Stäbe.

„Na gut… und was mach ich nun?“

„Nun sagst du:“, erklärte ich dann. „ „Bjarkan ist der belaubte Ast, und der kleine Busch, mit dem starken Stamm.“ Dabei berührst du die Erde hier in diesem Beet. Nachdem du den Vers gesagt hast, sag der Rune, was wachsen soll.“

„Gut.“ Und Agni tat wie gesagt. „… Lass einen kleinen Zimtbaum wachsen.“ Nichts passierte…

„Nichts…“

„Schade… geht wohl doch nicht…“, sagte ich etwas traurig.

„Tja, es geht wohl nur bei denen, die das Blut von Walas haben.“, sagte Lisabeth, während Soma schmollte.

„Warte! Vielleicht kann das auch wörtlich gemeint sein!“, sagte ich auf einmal.

„Wie meinst du das?“, fragte Soma. Da hatte ich schon das Messer genommen und schnitt mir in den Finger, dass Blut fließt. Agni zuckt bei dem Anblick zusammen.

„Wigburg?!“

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Lisabeth, vollkommen ruhig.

„Im Havamal im Buch Edda heißt es „Weißt du zu färben?“ und „Weißt du Opfer zu bringen?“. Ich denke wenn die Rune mit Walablut gefärbt wurde, könnten Leute ohne Bezug auf Walas vielleicht auch…“ Und mit dem blutbenetzten Messer fuhr ich die Rune nochmal nach, so dass die Rune mit Blut gefärbt war. Diesen Runenstab gab ich nun Agni zurück.

„Versuche es nochmal.“ Und… Kaum sagte Agni nach dem Vers, dass ein Zimtbaum wachsen soll, glühte die Rune orange auf und es wuchs wirklich aus der Erde ein kleiner Zimtbaum.

„Es hat geklappt!!“, rief Soma.

„Ja!!! Offenbar muss da Walablut mit im Spiel sein, das würde aber auch bedeuten dass die Söhne von Walas mit Runenstäbe auch in der Lage sind zu zaubern!“, sagte Lieschen mit leuchtenden Augen.

„Ja, aber bestimmt brauchen die kein Blut auf ihren Stäben, weil dieses ja bereits in ihren Adern fließt.“, stimmte ich ihr zu.

„Und was ist mit den Töchtern von Walas?“, fragte Soma.

„Die sind automatisch Walas.“, antwortete ich. „Die Kräfte werden direkt von der Mutter auf die Tochter vererbt, sagt meine Großmutter, aber mit dieser Methode können Jungs und Nichtverwandte die Runen nutzen!“

„Cool! Jetzt aber mein Stab und dann kämpfen wir, Wigburg!!“, sagte Soma.

„Nein, Soma! Das werden wir nicht! Ich wäre zu flink für dich, auch ohne Rune! Mach das lieber mit Lieschen.“

„Du willst dass er mich haut?!!“, fragte Lisabeth lachend.

„Er soll dich nicht hauen, sondern nur etwas aufmischen.“, antwortete ich grinsend und Lisabeth wurde leicht rot.

„Na gut…“, meinte Soma. Auch sein Runenstab bekam Blut, und er und Lisabeth stellten sich gegenüber.

„Ok… Nun sagst du: „Tyr heißt der einhändige Ase, Allvater der Tempel, den Arm Fenrir fraß.“ Und dass du stärker werden sollst.“ Soma hatte zugehört, zuerst wollte er dann tun was Lisabeth sagte aber dann entschied er sich anders.

„Nein, ich mach das so! Om, lass mich das große Bewusstsein erkennen. Oh großer Befehlshaber, ich meditiere über dich. Oh Sechsköpfiger, erleuchte mich und inspiriere mich. Leih mir deine Kraft, Skanda!“ Kaum war Soma fertig, leuchtete die Rune aber in hellblau, ähnlich wie Agnis Hand wenn er Kalis Macht nutzte!

„Was hast du da gemacht?“, fragte Lisabeth, während ich nur mit offenen Mund da stand und Agni nur erstaunt drein blickte.

„Ich hab das Mantra für den hinduistischen Kriegsgott Skanda aufgesagt, weil eure Runenlieder erinnern mich an Mantren. Ich dachte mir das geht auch, weil dieser Tyr auch Kriegsgott ist und außerdem fiel es mir so leichter es zu merken.“

„Ok, da ist was Wahres dran. Wenn es auch so funktioniert…“, meinte ich.

„Na dann wollen wir sehen wie stark das Mantra dich macht. Leih mir deine Kraft, Tyr!“ Und wie Lisabeth sich mit der Rune gezeichnet hatte, versuchten sie und Soma dann einen Ringkampf und versuchten sich gegenseitig am Boden zu fixieren.

„Das klappt ja prima!“, sagte ich begeistert. „Unglaublich, oder Agni?!“ Doch dieser hatte einen Streifen seiner Bandagen abgewickelt, abgerissen und verband meinen aufgeschlitzten Finger.

„Agni…?“

„Verletz dich nie wieder für mich.“

„Aber… ich schneide mir beim Kartoffel schälen ab und zu in den Finger und beim Sticken und Nähen…“

„Ich weiß und ich weiß auch warum du das hier gemacht hast, aber mich schmerzt es wenn du verletzt bist.“

Ich wurde rot und sah ihn an.

„Mach das nie wieder, bitte…“ Agni hielt dabei meine Hand und lächelte besorgt.

„O…o…okay…“
 

„Wann sagst du es ihm endlich?“, fragte Lisabeth später mich, wie wir in meinem Zimmer saßen, beide schon in unseren Nachthemden und ich flocht mir grad die Haare zum Schlafen.

„Wenn der richtige Moment kommt. Und was ist mit dir?“

„Ok… Punkt für dich…“

„Ich mache mir nur große Sorgen. Seit ich mit dem jungen Herrn aus Deutschland zurück bin, ist Agni so… zurückhalten und immer wieder habe ich das Gefühl als ob ihn was belastet… Als ob er sich schuldig fühlt…“

„Hmmmm… Vielleicht muss du ihn direkt danach fragen…“

„Ja… muss ich wohl… hoffentlich kann ich das recht bald und ohne ihn zu verschrecken…“
 

Eines Abends kam der junge Lord Edward, der große Bruder von Lady Elizabeth, in die Stadtvilla gestürmt. Seine Schwester war von Zuhause ausgerissen. Zur selben Zeit hatte der junge Herr einen Brief von Queen Victoria bekommen, die sich besorgt über die Veranstaltungen zeigte, zu den uns Lady Elizabeth mitgenommen hatte und er genaueres herausfinden soll. Der junge Herr ging mit seinem Schwager in spe dem nach und offenbar gab es nun Konzerte jeden Samstag, wo ehemalige Klassenkameraden von Lord Edward sangen. Deren Lieder waren so beliebt dass es auf den Straßen rauf und runter gesungen wurde. Wir verschwiegen dass wir da gewesen waren um Ärger zu vermeiden, besonders als rauskam, dass bei den Veranstaltungen die man dank der Silberarmbändern kostenlos besuchen durfte, den Besuchern ohne ihr Wissen Blut abgezapft wurde. Wir bekamen von Fräulein Sieglinde die Vermutung ihres Butlers, dass Blut für eine sogenannte Bluttransfusion gesammelt wurde, ein Verfahren wo Blut von einem in den Körper eines anderen Menschen geleitet wurde. In seiner Zeit wo Herr Wolfram noch als Soldat in der deutschen Armee gedient hatte, wo er gegen die Franzosen gekämpft hatte, welches kurz vor meiner Geburt geschah, da wurde das Verfahren schon mal verwendet, allerdings mit mäßigen Erfolg. Nur wozu machte man das nun heute? Das ist doch eigentlich sinnlos, besonders weil man es offenbar bei eigenen Leuten übertrieben hat und die, sprichwörtlich, ausgeblutet hatte bis sie starben, weshalb auch Scotland Yard an dem Fall dran war. Als Sebastian mit Hilfe der Schneiderin Nina Hopkins mal hinter die Kulissen konnte, fand er Lady Elizabeth und nahm sie, ganz offensichtlich gegen ihren Willen mit, zurück zu uns in die Villa. Trotzdem, es war eine riesen Erleichterung. Sebastian hatte neben der jungen Lady aber auch Blutkonserven mitgenommen, die dann Fräulein Sieglinde untersuchte. Doch… Lady Elizabeth brannte schon wieder durch! Ganz bestimmt war sie wieder zur Sphere Music Hall! Aber warum?!!! Der junge Herr war nun der Überzeugung dass er den Einfluss der Sphere Music Hall zu unterbinden muss und hatte schon eine Idee…
 

Zwei Tage später… wieder in der Küche…

Ich war nachmittags mit Agni in der Küche um das Dinner zuzubereiten. Wieder mal war Agni so komisch, wie seit ich mit dem jungen Herrn aus Deutschland zurückgekommen bin. Ich dagegen, konnte wieder, ohne schlechtes Gewissen zu haben, mit Agni in einem Raum sein oder ihm ins Gesicht sehen.

„Kannst du mir etwas Schwarzpfeffer geben, Agni?“ Er reagierte nicht. Wie ich dann aber zu ihm hin sah, merkte ich dass er tief in Gedanken war.

„Agni! Ich bräuchte etwas Schwarzpfeffer.“

„Oh! Äh, natürlich! Ja!“ Und er gab mir das Töpfchen mit dem Pfeffer.

„Was bedrückt dich?“, fragte ich nun direkt, als ich in ansah. Er schien sich erwischt zu fühlen.

„Was?! Was sollte mich denn bedrücken? Alles gut.“ Sein Lächeln war falsch das konnte ich deutlich sehen.

„Du lügst… Seit ich mit dem jungen Herrn aus Deutschland zurück bin, bist du so seltsam. Sag mir, was ist los mit dir?“

„Nichts… wirklich. Du musst dir keine Sorgen um mich machen, Chela.“

„Agni.“ Ich fasste ihn an der Hand und drehte ihn zu mir. Er war völlig überrascht.

„Sieh mich an…“ …was bedrückt dich? Wollte ich abermals fragen aber beim Anblick seiner grau-blauen Augen blieben mir die Worte auf der Zunge hängen. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, weil so viel verschiedene Ausdrücke drin lagen, darunter Zögern und schlechtes Gewissen.

„Ich liebe dich… und deshalb mach ich mir Sorgen um dich…“ Ich konnte immer noch nix sagen, mir fehlte der Mut.

„Agni…“ Hilflos sah ich ihn an, während ich sein Gesicht streichelte. Unter meinen Fingerkuppen fühlte ich wie seine Haut wärmer wurde und seine Wangen roter wurden. Ich musste es sagen, aber wenn ich es nicht in Worte fassen kann?! Ich schloss die Augen und näherte mein Gesicht dem seinen. Fast berührte mein Mund den seinen…!

„Wigburg! Der junge Herr wol… OH!“ Verdammt, Maylene!! Sie war grad in die Küche gekommen und hatte alles ruiniert!!!

„OH! Ähem… Der… der junge Herr wollte mit dir und Lisabeth sprechen, wegen eurem Vertrag. Am besten jetzt, sagte er.“

„Ich aber… sollte doch… die Suppe fürs Dinner…“

„Geh ruhig… ich mach so lange weiter.“, meinte Agni lächelnd. Warum jetzt?!! War das vorhin nicht eindeutig?!! Ich war wütend, auf beide, auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ. Zähneknirschend folgte ich Maylene ins Büro des jungen Herrn.

„Entschuldige dass ich reingeplatzt bin…“, sagte Maylene beschämt.

„Was?“

„Naja… ich hab es doch gesehen. Ihr habt euch geküsst.“

„Hmmm… nicht wirklich… ich wollte ihn küssen, weil ich einfach nicht den Mut hatte es ihn in Worten zu sagen…“

„Ohhhh… tut mir leid!!! Tut mir wirklich leid!!!“

„Alles gut… ich bin dir nicht mehr böse…“ Und das meinte ich ehrlich, aber über Agni ärgerte ich mich trotzdem. Hatte er es nicht erkannt was ich sagen wollte?! Es war doch mehr als eindeutig! Fühlte er überhaupt dasselbe wie ich?

Lieschen war bereits im Büro, der junge Herr saß hinter seinem Schreibtisch, ein paar Papiere lesend, während Sebastian neben ihm steht.

„Ah, gut. Nun seid ihr beide da. Also…“ Er überflog nochmal ein paar Zeilen.

„…eure Schulden… Sie sind so gut wie abbezahlt. Schneller als ich gedacht hatte. Ihr seid wirklich fleißig.“

„Danke Mylord.“

„Ist dann auch wirklich alles bezahlt?“, fragte ich.

„Ja. Sogar Zinsen und Mahngebühren! Alle Achtung! Ich dachte dass ihr circa 3 Jahre bei mir arbeiten müsstet, aber im April seid ihr schuldenfrei und eurer Heimreise nach Deutschland steht nichts im Wege.“

„Schon im April dürfen wir nach Hause?“, platzte es aus Lisabeth raus. Es war schon Oktober! In 7 Monaten würden wir weggehen!

„Ja, euer Heimweh wird ein Ende haben und eure Eltern haben euch wieder. Ihr könnt euch freuen.“

„J…ja…“, sagte Lieschen. „Aber wir werden England sehr vermissen…“

„Ja…“, stimmte ich zu. „Schließlich haben wir gute Freunde gewonnen und viel erlebt…“

„Wolltet ihr aber nicht so schnell wie möglich wieder heim?“, sagte Ciel mit erhobener Augenbraue.

„Ja, das wollten wir am Anfang und das wollen wir immer noch aber… Maylene, Bard, Finny, eure Verlobte, Prinz Soma und Agni…“

„Wir werden sie alle schrecklich vermissen…“, setzte Lisabeth meinen Satz fort.

„Meine Bediensteten und meine Verlobte könnt ihr besuchen wann immer ihr wollt. Was Prinz Soma und seinen Butler betrifft… eigentlich könnten die beiden auch in ihre Heimat zurückkehren, so leid es mir für euch tut.“

„Schade… aber Euch würden wir auch gerne besuchen.“, sagte Lieschen lächelnd und ich nickte.

„In gewisser Weise, gehört Ihr für mich schon zur Familie…“, sagte ich verlegen. „Wie der grummelige kleine Bru… AU!“ Lisabeth hatte mir auf den Fuß getreten, weil ich nicht auf meine Wortwahl geachtet hatte, aber der junge Herr reagierte komisch. Er stockte, hatte einen traumatisierten Blick und zitterte.

„Äh… alles gut, Mylord?“, fragte ich.

„Junger Herr?“, fragte Sebastian und der junge Earl beruhigte sich.

„Sch… schön für euch dass ihr das denkt… Nehm ich mir zu Herzen…“ Der junge Earl räusperte sich und war fast wieder der alte.

„Nun… das wäre alles. Wigburg, später erwarte ich Lord Edward und drei weitere Gäste, bitte empfange diese um circa 16 Uhr in der Eingangshalle und bring sie in mein Büro. Lisabeth, schicke Prinz Soma auch um circa 16 Uhr zu mir ins Büro. Er…hrmpf! Er weiß schon von mir, dass ich seine Hilfe brauch…“

„Ok, Prinz Soma wird sich sehr darüber freuen.“, sagte Lieschen, etwas verwundert, weil der junge Earl normalerweise nicht gern mit Soma was machte.

„Ganz, wie ihr wünscht, Mylord.“, war meine Antwort und wir verließen das Büro.

„Ich hoffe inständig, dass wenn die Mädchen weg sind, dass auch der Prinz weggeht!“, grummelte Ciel. „Lisabeth hält wenigstens mir diese königliche Nervensäge vom Hals! In ihren Händen wird er zu Wachs.“

„Sie ist wohl seine neue „Meena“.“, gab Sebastian etwas bissig von sich.
 

Circa eine Viertelstunde vor 16 Uhr war ich in der Eingangshalle und wartete auf die Gäste. Dabei ging mir viel durch den Kopf, nicht nur das heute in der Küche mit Agni, ich grübelte auch vor mich hin, was der junge Earl nur vorhaben könnte. Ich wusste es war was um Lady Elizabeth zu finden, aber was? Dann hörte ich leise Schritte und war aus meinen Gedanken gerissen. Mir lief es kalt über den Rücken wie ich sah, dass es Sebastian war.

„Die Gäste kommen doch etwas später. In circa 13 Minuten.“

„Ja, aber ich hab grad nix zu tun und dachte dass ich so pünktlich die Herrschaften empfangen kann. Und was ist mit dir? Hast auch nichts zu tun?“

„Nein, der junge Herr hat mir nichts auf getragen. Ich wollte ohnehin mit dir alleine reden…“ Ich wurde blass vor Angst und mein Blut gefror.

„Was willst du von mir?“, fragte ich und versuchte nicht ängstlich zu wirken.

„Nur eine Kleinigkeit…“ Er griff in sein Jackett und zog was raus. Ich wich zuerst zurück bis ich sah, dass es ein Halsband aus feinem Satin war, der irisierte. An einem Anhänger aus Silber hing eine Kamee aus hellem Stein mit einer schwarzen Feder, wahrscheinlich aus Onyx. Ich war erstaunt.

„Das ist ja schön…“

„Neben meinem Wort, als eine kleine Entschuldigung für das was war. Ich möchte, dass es keine Missgunst mehr gibt…“ Mir wurde schlecht bei seinen Worten und funkelte ihn wütend an.

„Und meine Schwester?! Entschuldigst du dich nicht bei ihr?!!“

„Wie bitte?“, fragte er arglos, oder zumindest tat er offenbar so.

„Sie hat’s mir erzählt! Du hast dich im Schlaf an ihr vergangen und sie geschändet!! Und dann soll ich deine Entschuldigung annehmen?!!“

„Lisabeth scheint sehr lebhafte Albträume zu haben, tut mir leid wenn ich Teil davon war…“

„DAS WAR KEIN ALBTRAUM!!! Es stimmt sie träumt lebhaft aber sie war noch nie nach einem Albtraum so traumatisiert!! Eine Zeit lang wollte sie sich zum Baden nicht mal ausziehen, nicht mal wenn nur ich bei ihr war! Und wenn sie allein im Bad zum Baden war, hab ich sie wimmern gehört!! Es hat sich minimal verbessert aber… Das verzeihe ich dir nie!!“ Das traf Sebastian hart.

„Bitte… ich empfinde wirklich Reue und möchte das so gut wie es geht wieder gut machen…“

„Nachdem was du mir angetan hast? NIEMALS! Und noch weniger nachdem was du meiner Schwester angetan hast!“ Sebastian schien ernsthaft erschüttert durch meine Worte, was mich innerlich doch wunderte.

„Und nun, verschwinde! Die Gäste kommen gleich!“ Ich drehte ihm den Rücken zu.

„Was kann ich tun, damit die Missgunst schwindet?“

„Garnichts!“ Während ich Sebastian den Rücken zugewandt habe, schrieb ich die Rune Thurs auf meinen Handrücken ohne dass er es sah. „Nichts kann diese Schuld tilgen! Meinen Peinigern werde ich auch nie verzeihen was sie mir angetan haben. Und nun verschwinde und lass mich in Ruhe!“ Die Rune glühte kurz auf, auch die in meinem Auge glimmte. Sebastian wich zurück, während die Angst in seinem Herz wuchs.

„VERSCHWINDE!!“ Und er ging leicht zitternd. Etwas entfernt knirschte er mit den Zähnen.

„Das ist die Macht Wodans? Ich hab sie unterschätzt. Mit dieser Rune kann sie einer ganzen Armee Angst einjagen! Ich will dass sie mich zum König der Dämonen macht! Den Einfluss auf ihre Schwester hab ich verloren, dieser Narr Agni! Hat sich nicht an meine Bitte gehalten! Immerhin lässt er Wigburg, die Mächtigere der beiden, nicht an sich ran. Ich muss Einfluss auf sie kriegen! Nur wie… das Band was ich mit ihnen geknüpft habe in dem ich ihre Unschuld nahm, ist schwach… und selbst wenn ich sie damit dazu zwinge mich zum König zu machen, wäre die Wahl ungültig weil es nicht aus freien Willen geschah.“ Er überlegte während er seinen Weg ging. „Agni ist der einzige der mir im Wege steht, König der Dämonen zu werden. Er lenkt sie ab, sie könnte seinen Herrn wählen, ich muss ihn von Wigburg wegkriegen, aber wenn ich ihm was antue und Wigburg findet das raus, kann ich ihre Wahl vergessen… Also scheidet dieser Plan aus. Es muss ein ganz sicherer Plan sein, wenn sie, das Auge Wodans… das Auge Gottes, mich zum König wählt, können selbst die Götter meine Stellung nicht antasten.“
 

Eine eigene Musikgruppe!!!! Das wollte der junge Herr machen um der Sphere Music Hall, die ja viel Popularität mit ihrer Musikgruppe, den S4, hatte, die Fans abstreitig machen. Aber wie soll das Lady Elizabeth zurückbringen? Keiner konnte mir das sagen. Zwei Wochen trainierten die 5 Jungs, Clayton, Cheslock, Harcourt, Lord Edward und Soma, zu tanzen, zu singen und weibliche Fans an zu graben, wobei Lisabeth und ich immer wieder von Ciel als Testpersonen missbraucht worden sind. Beim Tanzen war Soma unangefochtene Spitze und Lord Edward eiferte ihm nach. Lisabeth nutzte fast jede Gelegenheit den Jungs beim Tanzen zu zugucken, oder besser gesagt Soma beim Tanzen geradezu mit glänzenden Augen zu bespannen, weil sie sehr angezogen von seinen Bewegungen war. Ich fand das immer lustig wenn sie das tat. Fräulein Sieglinde fand inzwischen heraus das es vier Arten von Blut gab, die einfach nach vier der hellsten Gestirne benannt worden sind und erklärten warum die Transfusionen selten klappten. Aber das war zunächst unwichtig.
 

Die Phantom 5 oder kurz P5 wurden ein richtiger Kracher. Sebastians Training, Earl Ciels Management und Technik von Fräulein Sieglinde, der ein bisschen den patriotischen Stolz weckte, wurden die P5 sogar beliebter als die S4. Wie gerne wollten Lisabeth und ich dabei sein, unseren Soma, unsern Freund und König, auf der Bühne abgehen sehen! Endlich ergab sich eine Gelegenheit, wir bekamen frei bzw. sollten Soma nach Hause geleiten nach der Show und bekamen auch Eintrittskarten. Na gut, ich hatte ein bisschen mit den Runen As, Fehu und Gebo und zwei streifen Papier gemogelt und uns nicht ganz legal zwei Plätze besorgt, aber Hey!! Es war für meinen besten Freund und die große Liebe meiner Schwester! Es war mitreißend, aufregend, so… einfach Wow!!! Was anderes kann man nicht sagen! Trotz dass wir uns die Hände taub geklatscht haben und uns fast heiser gesungen und gejohlt haben, wollten wir natürlich nach der Show Backstage Soma zum Erfolg gratulieren und reihten uns bei den Fans ein. Lisabeth missfällt allerdings der hohe Anteil an weiblichen Fans.

„Ach… das zeigt nur den Erfolg der Jungs. Außerdem die Schlange von Lord Edward ist länger und hat mehr weibliche Fans!“

„Ja… schön…“ An Lisabeths Stimme hörte ich deutlich dass es ihre Laune nicht gehoben hat. Jetzt waren wir fast dran und Soma flirtete grad heftig mit dem grad anwesenden Mädchen.

„Oh, Soma geht ganz schön…“ Lisabeths Blick machte mir Angst, das himmelblau ihrer Augen, glich nun mehr einem kalten, zugefrorenen See, dessen Krachen ich sogar in meinen Ohren hörte.

„Ähm… Lieschen…“, versuchte ich leise, die Wogen zu glätten. „Du weißt doch dass das Schmu ist! Er tut nur so! So wollte es der junge Herr!“

„Dafür macht er es richtig gut.“, sagte Lisabeth mit ebenso kalter Stimme.

„Lieschen… Schwesterherz…“

„Ich will nachhause…“ Und sie wollte Richtung Ausgang.

„Lisabeth!! Bleib hier!!“

„Ich geh nachhause, bin müde…“

„Elisabeth Herman!! Bleib zumindest hier bis der Trubel rum ist!!! Wir haben Agni versprochen Soma nachhause zu geleiten!“ Sie grummelte und stampfte auf, aber blieb in der Nähe des Eingangs. Jetzt war ich gleich dran und sah wie das Mädchen versuchte Soma zu küssen, aber er hielt sie ab.

„Hey! Nicht so stürmisch, Süße! Morgen hast du immer noch was von mir. Kommst du morgen?“, sagte er mit verführerischen Blick

„JAAAA!“

„Sehr schön, ich freue mich auf dich!“

„Super! Gut!“ Ich schob das hyperventilierende Mädchen zur Tür und kam rein. „Jetzt bin ich dran!“

„Hey Wigburg!!“ Soma freute sich riesig mich zu sehen. „Toll dass du da bist! Wo ist Lisabeth?“

„Sie… äh… wartet draußen auf uns, es ist mächtig Trubel hier.“

„Ja, aber es war super!“

„Ja! Du warst klasse!! Der König der Nacht!“, antwortete ich mit einem Klaps auf die Schulter.

„Wollen wir das nachher mit nem Kirschmichel feiern?“

„Gern, aber ich sollte lieber ins Bett um morgen fit zu sein.“

„Dann eben morgen, dann kann ich noch Vanillesoße machen.“

„Au ja!!!“

„Gut! Dann bis später!“

„Bis später!“

Jetzt war es endlich rum! Nachdem die Fans weg waren und Soma sich umgezogen hat, kam er zu uns, die am Eingang auf ihn warteten. Lieschen war dennoch schlecht gelaunt.

„Na, da bist du ja.“, sagte ich lächelnd.

„Dann lass uns heimgehen, Ciel ist bestimmt schon wieder in der Villa.“ Dabei fasste er direkt nach Lisabeths Hand, welches sie verwunderte. Doch ich ahnte was.

„OH!“, rief ich gespielt überrascht. „Verdammt, ich muss meine Handschuhe in der Garderobe vergessen haben! Geht ihr beide schon mal vor! Ich komm gleich nach!“ Und ging zur Garderobe. In Wirklichkeit hatte ich mir heimlich die Handschuhe ausgezogen und mir in die Manteltasche gesteckt, nur um einen Vorwand zu schaffen, die beiden allein zu lassen.

„Aber Wigburg…!“

„Mach dir keine Sorgen um deine Schwester. Gehen wir schon mal vor.“ Lisabeth lässt sich verwirrt von Soma mitziehen, während ihr Herz klopft. Draußen auf der Straße gingen die beiden Hand in Hand. Lisabeth war rot im Gesicht und völlig durcheinander. Ich folgte den beiden heimlich, weil ich es vor Neugier nicht aushielt.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Lisabeth, als sie merkte, dass Soma einen ganz anderen Weg einschlug.

„Ich dachte, wir könnten einen kleinen Spaziergang machen bevor wir zurückgehen.“

„O…okay…“ Sie kamen in den Stadtpark, wo der Mond durch einen Wolkenschleier schwach die Szenerie beleuchtet.

„Ich war schon lang nicht mehr im Park gewesen…“, meinte Lisabeth überrascht. „Ein bisschen unheimlich hier…“

„Hast du Angst vorm Dunkeln?“, lachte Soma.

„Nein!! Warum auch? Bin ja nicht mehr 2 Jahre alt!“

„Ich hab dich und Wigburg im Publikum gesehen.“

„J… ja, echt?“

„Ja!“ Dabei sah Soma ihr direkt ins Gesicht und sie wurde noch roter. „Ich hab mich so gefreut dass du da warst! Und…“ Jetzt wurde Soma selber etwas rot. „… eben weil du da warst und mir zugesehen hast, hat es mich noch mehr motiviert mein Bestes zu geben!“ Lieschens Herz zerbärste fast, so doll schlug es nun. Ich hatte mich hinter einem Mäuerchen versteckt und beobachtete die beiden.

„Na komm schon!!“, dachte ich. „Eine bessere Gelegenheit gibt es nicht! Tu es!“

Soma hatte nun sacht ihre beiden Hände in den seinen und sah ihr tief und sanft in die Augen. Lisabeth wusste nicht was sie machen sollte und sah ihn verwirrt an.

„Soma?“

„Lieschen…“ Sie zuckte zusammen, weil nur ich oder unsere Mutter sie so genannt haben. Soma streichelt sogar sacht ihre Wange.

„Ich bin so froh nach England gekommen zu sein…“ Soma hatte die Lautstärke seiner Stimme gesenkt und sein indischer Akzent ließ seine Worte noch weicher klingen, so dass Lisabeth völlig wehrlos war.

„… nicht nur weil ich Freunde gefunden habe und dass wahre Leben besser kennen gelernt habe, sondern…“ Soma näherte sein Gesicht Lisabeths glühenden Gesicht. „…weil ich auch dich kennen gelernt habe…“ Er schloss die Augen, Lisabeth zittert leicht. Will er sie küssen?!

„Ja! Tut es, tut es, tut es, tut es, tut es…!!“ Ich bebte fast vor Aufregung. Grad als Lisabeth auch nun die Augen schloss und Somas Lippen fast ihre berührten…

„WAS IST DAS FÜR EINE SITTENLOSIGKEIT!!!!!????“ Die Stimme eines alten Mannes mit langem Mantel, Gehstock und Zylinderhut zerriss die Stimmung und verschreckte die beiden.

„In aller Öffentlichkeit sich küssen?!! Wo sind wir?! In Sodom und Gomorrha?!!“

„WIR HABEN UNS NICHT GEKÜSST!!!“, riefen Lisabeth und Soma gleichzeitig, guckten sich dann aber peinlich berührt an.

„Die Jugend heutzutage!!! Keine Sitte und Moral!!! Dadurch und durch die ganzen Inder und Chinesen wird unser Land untergehen!!!“

„Schnauze, alter Tattergreis!!!“ Das hatte Lisabeth vor Wut auf Deutsch gesagt, was sowohl Soma als auch den Alten erschreckte. Der Alte schimpfte was Unverständliches und wackelte auf seinem Stock davon.

„Äh… was hast du zu dem Alten gesagt?“, fragte Soma nach einer Weile unsicher lächelnd.

„Äh… nichts Nettes auf jeden Fall… Solche verkalkten alten Männer sind der wahre Untergang des Landes und nicht…“

„Hehehe… Ja, okay… verstanden…“ Immer noch peinlich berührt, blieben die beiden stehen und starrten vor sich hin.

„Ähm… Gehen wir besser nun heim…“ Lisabeth griff nun ihrerseits nach Somas Hand und die beiden gingen nun direkt zur Villa. Ich hatte längst mein Versteck verlassen.
 

Der alte Mann ging weiter ohne was Böses zu ahnen, höchstens über das was er gesehen hat, weiter grummelnd.

„Is, Madur, Is… mach mich klar wie Eis…“ Mein Körper wurde durchsichtig, das war komisch aber nicht das erste Mal. Ich schlich mich an den Alten ran und… PAUTZ! Mein Stiefel traf den Alten in seinen Hintern und er flog auf die Nase. Der Alte drehte seinen Kopf geschockt um, sah aber durch mich durch.

„Hoffentlich sieht er nicht meinen Umriss…“

„Wer war das?!! HILFE!!! HILFE!!! POLIZEI!!!! ICH WURDE ÜBERFALLEN!!!“ Und er stolperte verängstigt davon, schneller als ich es bei seinem Alter und seiner Statur geschätzt hätte.

„Hihi, hat funktioniert! Hat vor Panik mich nicht gesehen! Selbst schuld, wenn er den schönsten Moment meiner Schwester und meines besten Freundes vermiest! Aber recht praktisch dieser Zauber…“ Jetzt aber machte ich mich auch auf den Weg nach Hause und kam kurz nach Soma und Lisabeth dort an.



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