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The Tale of the Universe travelling Girl

Vorläufiger Titel
von

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3.

Ich reiße mir den Arm vor die Augen und weiche zurück. Der pure Zorn ist spürbar und der Käfig kehrt wieder zurück. Als ob ich es wüsste, weiche ich der heranschnellenden Kralle aus und blocke mit der Schwertklinge ab. Etwas hat sich verändert, die Bewegungen und das Kämpfen fallen mir viel leichter und ich kann voraussehen, was passieren wird.

“Jetzt mach doch endlich was, ich kann es auch nicht ewig halten!” ich presse meine Zähne aufeinander und rolle mich ab. Wir können den Angriffen ausweichen, doch ist anscheinend noch nicht der Moment gekommen, um ihn zu befreien. Seine Flügel sind breit und ledrig, eine Staubwolke weht hoch als er sie ausbreitet.

“Wenn er mir seine Stirn zeigt, dann kann ich schießen!” Brüllt er gegen den Wind an und ich wische mir den Staub aus dem Gesicht. Der Fokus des Drachens liegt auf mir, also locke ich ihn in die Richtung des Seraphs. Die Schuppen sind im Licht ein wunderschönes Spiel aus Bronze und Muskeln, aber zum Anstarren fehlt mir die Zeit. Endlich sieht er in meine Richtung, er möchte eine Artes beschwören.

“Jetzt!” schreie ich und schlage aus Verzweiflung mit dem Schwer auf die Kralle. Zaveid zielt erstaunlich gut und schießt ab. Die Kugel leuchtet, sie fliegt und dringt in die Stirn ein. Eizen, der Drache, fällt zusammen und liegt mit ausgebreiteten Flügeln reglos am Boden. Ich will Zaveid noch fragen, ob er sich sicher ist, dass es ihn nicht tötet, aber aus der Stirn bricht langsam ein Licht hervor. Es breitet sich aus, in einem sanften Orange-Ton legt es sich um den massigen Körper, bis nichts mehr zu sehen ist. Der Seraph neben mir fällt auf die Knie, in Erwartung die Augen ganz groß. Auch ich bin gespannt, die Silhouette wird schmaler, bis nur noch ein schwaches, kleines Leuchten übrig bleibt. Vor mir liegt ein junger Mann, vielleicht 1,80 Meter groß, die Arm und Beinmuskulatur ist wirklich gut trainiert. Auf dem Rücken sind noch ein paar einzelne bronzefarbene Schuppen übrig. Die Haare fallen über die Schulter, in einem sanften Orange-gelblichen Ton.

Er liegt am Boden, die Arme und Beine ausgestreckt. Das Licht verschwindet ganz und ich sehe, dass er bis auf die Schuppen ganz nackt ist. So liegt der ehemalige Drache am Boden ohne Kleidung oder überhaupt etwas an sich.

Zaveid stürzt vor und hievt ihn noch. Eizen öffnet kurz die Augen,es ist ein grünes Schimmern, fast schöner als wie in seinen Drachenaugen. Dann fallen sie ihm zu und er ist ohnmächtig.

“Nimm meinen Mantel, ich kann ihn dich doch nicht nackt tragen lassen!” Der Weißhaarige schreckt hoch, nimmt resigniert meinen Mantel an.

“Kannst du ihn zu dieser Stadt an der Brücke tragen?” Zaveid steht auf und ich helfe ihm, Eizen den Mantel anzuziehen.

“Dort liegt Marlind, die zweite große Stadt. Dort dürften sie was für seine Wunden haben.” Wie einen Sack wirft er ihn sich über die Schultern, die nackten Beine baumeln einfach herab. Wirklich hübscher Anblick...schießt es mir durch den Kopf. Verdammt, ich sollte helfen und nicht das Aussehen bestaunen.

“Dir geht es gut?” frage ich ihn und wir gehen gemeinsam den Berg herab.

“Ja, aber ihm nicht mehr so wirklich. Aber er lebt und naja, ich habe es geschafft!” Ein breites Lächeln im Gesicht und schon ist jeder Kummer vergessen.

“Was ist das?” frage ich und deute auf einen kleinen Schrein im Felsen. Dort liegen Blumen, kleine Steine die bunt bemalt wurden in einer kleinen Felsnische.

“Die Schwester dieses Mannes hat einen Schrein errichtet, für alle Opfer des Drachens.” erklärt er mir trocken. “Du weißt nicht was du tust und das ist das Schlimmste daran, einer zu sein.” Später sollte ich ihn mal fragen, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass aus einem Seraph ein Drachen wurde.

Den ganzen Weg über beschwerte sich Zaveid kein einziges Mal, dass er den halbnackten Eizen in die nächste Stadt tragen musste. Der Schrein, die vielen Blumen die dort abgelegt sind. Ein Zeichen dafür, dass einmal diese Bestie gewütet hat und viele Opfer verlangte. Mich fröstelt es, ich wickele das Hemd fester um mich. als wir zur Brücke kommen, rauschen die Wellen stärker als vorhin und die Händler sind längst alle in Sicherheit.

“Ein Sturm kommt auf!” ruft Zaveid mir über die Schulter zu und beeilt sich mit Eizen auf der Schulter, schneller auf die andere Seite zu kommen. Der Wind nimmt an Stärke auf und ich stemme mich gegen den Wind. Als ob er wollen würde, dass wir nicht an der Stadt ankommen werden und davon gepustet werden. Der Regen setzt ein und ich bin sofort durchnässt. Zaveids Schuhe platschen in jede entstehende Pfütze, nur noch um den Hügel dann haben wir Marlind erreicht. Ich stoße das Tor auf und lasse Zaveid den Vortritt. Dieser läuft schnurstracks zu einem etwas kleineren Häuschen, vor dem ein Schild “Gasthaus” baumelt. Außer Atem hiefe ich noch meinen klatschnassen Körper die Treppenstufen hinauf und falle dem Wirt beinahe vor die Füße.

“Einmal Zimmer und was warmes zum Baden für uns.” japse ich und halte meine Brust, mein Herz schlägt mir bis nach oben. Eizen hat die Augen immer noch geschlossen, er ist genauso durchnässt wie Zaveid und tropft in Pfützen auf die Holzdielen.

“Dort, einmal um die Ecke das erste Zimmer, heißes Wasser ist schon bereit.” Eine junge Dame in einem typischen Dienstmädchen-Kleid verbeugt sich vor uns und schnappt sich sofort einen Lappen, um unsere Pfützen auf zu wischen. Ich öffne Zaveid die Tür, er geht hinein und legt Zaveid auf die Bettdecke. Super, das muss erstmal trocknen. Eine Holztür weiter ist das Bad, das heiße Wasser in der Wanne dampft und duftet wunderbar nach Seife.

“Bleibst du dort und wartest, bis er aufwacht?” frage ich und schmeiße meine nassen Schuhe in die Ecke des Raumes.

“Du bist der einzige, den er kennt. Ich bin eine Fremde, vergiss das nicht.” hänge ich an, als Zaveid schon zu ersten Widersprüchen anhebt. Erleichtert streife ich mir die Kleidung vom Leib und hänge sie im Bad über einen kleinen Holzstuhl. Die Kälte wird sofort von angenehmer Wärme vertrieben und die Seife benebelt mich. Einfach perfekt. Zaveid würde nach mir ein Bad nehmen dürfen, wer weiß was Eizen denken würde, wenn ich die erste wäre, die er sieht. Eine Fremde, für ihn und in dieser Welt ohne eine Ahnung von Drachen oder Artes oder was noch hier sehr wichtig ist. Ich öffne meine Augen wieder und schnappe mir ein flauschiges Badetuch.

Ganz langsam, fast merklich, verändere ich mich ein wenig in etwas anderes. Innerlich und auch äußerlich. Für mich ist es, als ob ich anfange, den Schwertkampf einfacher zu begreifen und anzufangen, um mich herum die Umgebung besser auf zu nehmen. Meine Haare sind nicht mehr vollkommen blond, ich finde sie haben einen lilafarbenen Ton angenommen. Gerade ist es stärker, als es noch heute morgen war. Erschöpft wickele ich mich in mein Handtuch und ziehe mir meine Hosen an. Als ich die Badezimmertür öffne, schlägt mir die Kälte sofort ins Gesicht. Dort sitzt Zaveid. er legt seinen Gürtel gerade über die Bettkante.

“Du kannst jetzt gehen.” sage ich zu ihm und werfe einen Blick auf das Bett mit Eizen. Er hat ihn zugedeckt und ihm endlich ein besseres Hemd und Hosen angezogen. So friedlich, das ist einfach süß anzusehen. Der weißhaarige Seraph verschwindet im Bad, ich werfe mich in das andere Bett. Der Gastgeber hat an mehrere gedacht, einfach perfekt. Die Decke ist weich und die Matratze nicht zu hart, fast wie Zuhause. Aber vermissen tue ich eigentlich gar nichts. Entspannt lege ich mich in die Kissen und bin fast weggetreten, als sich etwas neben mir tut. Eizen schießt nach oben, ein Ausdruck der Angst im Gesicht.

“Was ist los?” frage ich ihn und seine grünen Augen ruhen auf mir. Ein Schauder läuft mir den Rücken herab, wenn ich an die Opfer denken muss, die wegen diesem Mann gefallen sind…

Er macht seinen Mund auf und sucht nach Worten, doch kommt nur ein Krächzen hervor. Ich stehe auf und setzte mich zu ihm an die Bettkante.

“Du hast keine Stimme?” frage ich und er nickt und zuckt mit den Schultern.

“Naja, laut den Erzählungen hast du jetzt über 1000 Jahre als Drache verbracht… soweit ich mitbekommen habe!” wehre ich ab und wedele wild mit den Händen. Eizen sieht äußerst verwirrt aus. Ich seufze und stehe wieder auf. Er greift nach meinem Hemd und zieht mich wieder zurück.

“Was denn, ich bin nicht von hier, wenn du was wissen willst kannst du mich nicht fragen.” Eizen sieht enttäuscht aus. “Lass dir morgen unbedingt die Haare schneiden, du siehst aus wie ein Wilderer. Auch wenn die Farbe sehr hübsch ist.” Daraufhin sieht er ein wenig gekränkt aus, aber er nickt. Vor mir geht die Badtür auf und der frisch geduschte Zaveid, gerade noch dabei sich das lange Haar zu rubbeln.

“Alter Freund, du bist einwandfrei!” Er lässt das Handtuch fallen und klopft ihm auf die Schultern.

“Seine Stimme funktioniert nicht ganz richtig, wir sollten ihm erstmal die wichtigen Fragen stellen, wenn er sie auch wieder beantworten kann.” Ich verschränke meine Arme. Man sollte nie jemanden zu schnell stressen, nur war ich das in meinem vorherigen Leben so oft, dass es mir auch egal geworden ist.

“Also, dein Körper ist anscheinend noch teilweise mit Schuppen bedeckt und deine Haare eine Katastrophe. Doch zweiteres können wir ändern.” sage ich direkt zu ihm heraus, darauf gibt es keinen fiesen Blick.

“Lass uns auch ins Bett gehen, es ist spät.” Zaveid hebt das Handtuch auf und hängt es zum trocknen. Draußen prasselt der Regen feste an unser Fenster und macht dabei ein monotones, beruhigendes Geräusch.. An meinem Bett knipse ich die Nachttischlampe aus. Morgen kann man immer noch was neues machen.

Beim aufwachen merke, ich dass neben mir etwas schweres liegt, da sich die Matratze ein wenig nach links wölbt. Mit meinen verklebten Augen und der bleiernen Müdigkeit in meinen Knochen, dauert es erst einmal mehrere Sekunden, bis ich wirklich realisieren kann, was vor sich geht. Orangefarbene Haare lugen unter der Decke hervor, das Gesicht von mir abgewandt. Vorsichtig setzte ich mich auf und beuge mich über ihn. Der verhält sich wie ein Kind, die Zeit als Drache musste ihm wirklich zugesetzt haben. Ich schiebe die flauschige Decke von mir und tapse in Richtung Bad. Zaveid ist fort, er scheint irgendwie sehr selten zu schlafen. Wahrscheinlich brauchen sie so etwas sowieso nie. Draußen ist die Sonne noch am aufgehen, über Marlind hängt ein großes Blattwerk der vielen Bäume. Der Sturm hat sich gelegt und lockte dafür heute mit wunderbarem Wetter. Eine Katzenwäsche, das Hemd einmal ausgeschüttelt und schon bin ich bereit. Wie soll ich jetzt bitteschön ihn aufwecken? So etwas habe ich noch nie getan...langsam schleiche ich mich an das Bett heran, ziehe die Decke hervor und wuschele ihm durch das erstaunlich weiche Haar.

“Guten Morgen!” rufe ich fröhlich und sehe belustigt zu, wie er zerknautscht aus den Kissen hervortaucht und mich grummelig ansieht.

“M...orgen.” seine Stimme ist ganz rau und tief.

“Du kannst ja reden!” ich springe einen Schritt vom Bett weg und helfe ihm beim Aufstehen.

“Fühlt sich … nur seltsam an. Meine Stimmbänder zu benutzen.” Eizen packt sich an den Hals, ich kann verstehen dass er so denkt.

“Wenn man so lange ein Drache war, dann ist wirklich nichts undenkbar.” Sein Blick ist immer noch erschrocken, als ob er nicht realisiert, was er getan hat.

“Gib mir eine Schere.” er streckt mir die Hand hin und ich suche in den Schubladen nach einer, die ich ihm reiche. Ohne Spiegel schneidet er sie sich auf Schulterlänge und achtet nicht darauf, wie es am Ende aussieht. “Sehr gut.” sage ich und prüfe ihn von oben bis unten.

“Ich habe so viele Fragen, aber…” er packt sich an den Kopf, schüttelt diesen und schaut auf den Boden. “Warum, das weiß ich nicht. Ich will es vergessen, die Schreie und Gedanken in meinem Kopf!” Wütend ballt er seine Hand zur Faust, ich setze mich neben ihm und streiche ihm über die Schulter. Langsam kommt sein Wesen zurück und somit auch die Stimme und die schrecklichen Erinnerungen.

“Meine Schwester...Gott…” flüstert er mit weit aufgerissenen Augen in die Stille des Raumes.

Mitgefühl durchkommt mich, irgendwie ist es wirklich tragisch. Mitgefühl ist nicht so meine Sache, aber trotzdem versuche ich, ihm zu helfen. Auch wenn er im Moment auf mich wie ein desorientiertes Kind wirkt.

“Sollen wir sie suchen? Oder sollten wir eher dir die neue Welt zeigen?” fragt Zaveid und lehnt sich lässig an die Wand.

“Was hast du nun vor? Er ist wie ein Kind, hat keine Ahnung von der Welt und genauso ergeht es mir auch.” Eizen funkelt mich an. “Das ist nur, weil ich immer noch mich wie ein Drache fühle! Meine Gefühle sind so durcheinander, was soll ich denn tun?” Sein Blick ist so ernst und dennoch ruhig, irgend etwas ist daran so faszinierend, dass es mich für ein paar Sekunden in eine andere Welt versetzt. Diese Momente können einem wirklich die kleinen Dinge im Leben verbessern. Ich stehe auf und schnappe mir mein Schwert.

“Gerne würde ich mehr von der Welt sehen. Und seine Schwester können wir dann auch suchen, oder?”

Zaveid lacht kurz auf. “Nun, wenn du die ganzen Kontinente nach ihr absuchen willst, dann viel Spaß. Sie war schon länger nicht mehr beim Drachen und beim Hirten auch nicht.”

“Hirte?” fragen ich und Eizen gleichzeitig.

“Du kennst es als Arthur, ich als Sorey. Zeiten ändern sich, aber jetzt ist er der Wahrer des Gleichgewichts und sorgt für Ordnung zwischen Hellions und Menschen. Für dich immer noch Deamons.” meint er an Eizen gerichtet und verwirrt mich immer mehr.

Als ich fragen will, was er damit meint, bekomme ich meine Antwort. “Es gab böse Energien, die aus Mensch und Seraph eben mal ein Monster machten oder eben einen Drachen.” Er sieht Eizen an, dieser wendet sich ab und schnappt sich ein paar Kleidungsstücke, die neben dem Bett liegen.

“Wie du mitbekommen hast, ist dieser werte Herr hier an die 2000 Jahre alt und als wir gemeinsam noch lebten, da gab es den ersten Hirten, der aber gleichzeitig Schuld an den Daemons ist, der Anfang der Hellions. Mein Freund hat sie begleitet, eine junge Frau die ihn dafür zerstören wollte. Dafür, dass die Welt von Daemons überschwemmt wird und die Boshaftigkeit sich in Menschen festsetzen kann. Da gab es nur Malaks, das sind Seraphe ohne Willen.” Zaveid holt tief Luft.

“Nun, ich hab vor ein paar Jahren die jetzige Quelle des Übels getötet und den Hirten begleitet. Jetzt ist wieder alles im Lot und ich werde mich nicht in einen Hellion verwandeln.”

“Warst du etwa kurz davor?” frage ich ihn vorsichtig.

“Ohne meine hübsche Pistole wäre ich heute gar nichts.” Er zieht sie aus dem Halfter und wirbelt sie zwischen den Fingern hin und her. Sie ist schwarz mit hübschen silberfarbenen Verzierungen. Ein wirklich wunderbares Stück.

“Kann es endlich was zu essen geben?” fragt der orangehaarige Seraph und hält sich den Bauch. “Ich sterbe schon an Hunger.” Wir kramen unsere Sachen zusammen und essen gemeinsam zu Frühstück im Gasthaus. Das Essen mag einen anderen Namen haben mit anderen Zutaten, aber es ist wirklich viel besser als das Frühstück in meiner realen Welt. Immer mehr werde ich dankbar, dass ich hier sein kann. Marlind ist eine wirklich hübsche Stadt, große Bäume ragen zwischen den Häusern auf und bedecken die meisten Teile der Stadt. Der größte Baum der Stadt hat die längsten Äste, die beinahe bis hier in die Mitte Marlinds ragen. Wirklich beeindruckend! Die Häuser sind klein, mit dunklen Dächern und Blumen vor den Fenstern, so wie man es bei einem kleinen Dorf erwarten kann. In der ganzen Stadt hat man das Gefühl, friedlich leben zu können und immer von etwas positivem umgeben zu sein. Erleichtert atme ich die frische Luft ein. So lässt es sich wirklich leben.

Zwei kleine Brücken im Norden und Süden der Stadt überbrücken den Fluss, der in der Stadt fließt. Hunde laufen bellend an mir vorbei, gefolgt von kleinen spielenden Kindern.

“Was glaubst du, wo soll es zuerst hingehen?” frage ich Zaveid der schon wieder einen ziemlich schnelles Tempo vorlegt.

“Als erstes denke ich, dass wir in den Bergen nachsehen. Wenn ich ein Erdeseraph wäre, dann würde ich dort einmal vorbeischauen.” Ich nicke nur und laufe ihm hinterher. Eizen sieht sich jedes Detail an, jede Kleinigkeit an der Stadt und wirkt wie ein kleines neugieriges Kind auf Erkundung. Wir verlassen die Stadt im Westen, dort wiegen sich weitere grüne Felder im Wind und ein paar vereinzelte Bäume blühen in voller Pracht. Alles hier wirkt einfach so wunderbar idyllisch… Ich freue mich wirklich sehr, die anderen Orte sehen zu dürfen.

“Sag, wie ist deine Schwester so?” Eizen grinst. “Nun, sie ist ein wenig speziell.”

“Speziell? Da irrst du dich gewaltig!” Ich kichere und stelle mir eine ziemlich fiese junge Frau vor.

“Nun, sie ist eher still und weiß, was sie tut. Und direkt ist sie auch.”

Zaveid wuschelt sich durch das Haar, er weiß genau wovon er spricht. “Ihr Schirm kann echt weh tun, wenn sie es wieder mal nicht lassen kann, mich an unmöglichen Stellen anzupieksen.” Wir beide lachen, es klingt auf jeden Fall gut.

“Was wird sie sagen, wenn Eizen einfach auf sie zukommt? Das muss doch echt tragisch sein….” Wir gehen an einem besonders mächtigen Baum vorbei.

“Darüber möchte ich mir lieber keine Gedanken machen.” Eizen geht ein Tempo schneller, sein schwarzer Mantel weht hinter ihm her. Trotzdem bin ich gespannt, was uns noch zukommen wird.

Unser Weg führt uns durch einen kleinen, dunklen Wald, vorbei an kleinen Ruinen. Das hier muss einmal eine wirklich kleine Stätte sein, doch jetzt hat sich die Natur das wieder zurückgeholt. Als wir den Wald verlassen, stehen wir direkt auf einer staubigen Ebene, hier ist nichts außer ein paar hohe Felsen. Unbarmherzig durchqueren wir die Wüste, der Wind weht nicht sonderlich stark, aber trotzdem fliegt mir immer wieder Staub in die Augen. Umso mehr freue ich mich, als wir am anderen Ende auf einer Wiese heraus kommen. Hier war ich schon mal, zumindest glaube ich das. Auch hier wiegen sich die Weizenfelder im Wind und ein paar vereinzelte Bäume stehen auf der Wiese.

“Ich glaube, ich zeige euch Pendrago, der Ort an dem sich vieles zugetragen hat.” Zaveid zieht seinen Hut. Eizen nickt nur und ich laufe ihnen hinterher. Eine Allee aus Bäumen steht vor den Toren Pendragos, reife Früchte hängen zwischen den Blättern und ich widerstehe der Versuchung, mir eine zu pflücken. Pendrago ist von einer wirklich sehr hohen, steinigen Mauer umgeben, die Zinnen sehen aus, als ob sie in den Wolken verschwinden würden. Die Tore stehen offen und ich entdecke in der Mitte des Vorplatzes einen sehr schönen Brunnen. Das Wasser plätschert friedlich herab, ein paar Menschen sitzen um den Brunnen und freuen sich des Lebens. Dahinter gehen die Treppenstufen hinauf zu den hinteren Teilen der Stadt, die wirkt wie eine alte Burg mit verschiedenen kleinen Türmen. Die Händler haben ihre Wagen hier auf dem Platz abgestellt und machen gerade Pause. Die Jalousien schützen die Geschäfte, dort gibt es endlich einen Ausrüster. Mit dem bisschen Geld, welches Alisha uns geliehen hat, kann ich mir ein paar kleine Rüstungsteile und Heilmittel kaufen, die ich alle in den kleinen Beutel an der Hüfte stopfe. “Darf ich euch die Händlermeile zeigen? Dort gibt es auch die große Kathedrale von Pendrago, da kann sich Eizen vielleicht wieder spirituelle Kraft holen.” Irgendwie klingt das ein wenig sarkastisch. In kleinen Häuschen liegen verschiedene Händler nebeneinander und verkaufen ihre Waren. Vom Edelsteinhändler bis hin zu einem Schuhmacher kann man hier alles erwerben, was das Herz begehrt. Wir gehen einmal um die Ecke und stehen auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Der Weg ist sehr breit gepflastert, ein paar Bäume säumen den Weg. Verglichen mit den anderen Kathedralen, die ich bisher gesehen habe, ist diese einfach majestätisch. Die Gläser in den Fenstern leuchten in allen Farben und innen schmücken Wandbemalungen und ionische Säulen den Innensaal. Voller Freude studiere ich die Architektur, das macht mir schon immer irgendwie Spaß. Einen Notizblock sollte ich mir kaufen...schießt es mir durch den Kopf. Damit ich von allem hier eine Skizze zur Erinnerung anfertigen kann. Eizen setzt sich auf eine der holzbänke und schließt die Augen.

“Dieser Ort hat einfach ganz andere spirituelle Schwingungen. Es fühlt sich sofort besser an, hier zu sein.” Er verschränkt seine Arme und genießt die Stille in der Kathedrale. Ich selbst spüre wieder nur ein leichtes Gefühl, etwas das in der Luft schwebt.

“Wo machen wir dann heute Pause?” frage ich Zaveid, der sehr interessiert eine Säule studiert.

“Das kommt darauf an, ob wir weitergehen sollten, aber da es schon Nachmittag ist wird das nicht so einfach, den Berg Abends zu erklimmen. Wer weiß, was für Monster dort herumschleichen.” Eizen öffnet wieder seine hübschen Augen und steht auf.

“Ich habe kein Geld, aber ich würde liebend gerne uns etwas zu Essen bezahlen und eine Nacht im Gasthaus.” Zaveid schüttelt den Kopf. “Weitergehen ist auch keine Frage. Dann werden wir wohl heute Nacht draußen unter den Bäumen verbringen.”

Der Gedanke an Monster in der Dunkelheit beunruhigt mich ein wenig, aber was will man machen?

“Lass uns noch ein Stück wandern. Über die Wiese schaffen wir es doch noch und dann vielleicht in die Berge. Gibt es da so etwas wie höhlen?”

Zaveid denkt nach, dann nickt er langsam. “Soweit ich mich erinnere schon. Dann komm, wir sollten uns dann wieder aufmachen.”

“Aber!” falle ich ihm in den Satz, “Möchte ich mir ein Notizbuch kaufen.” Beide sehen mich ein wenig entgeistert an, nehmen es aber hin.

Tatsächlich kann ich ein kleines in Ledergebundenes Buch erwerben, das Papier ist stark genug um mit einem Bleistift ein paar Skizzen hinein zu zeichnen. Auf dem Weg über die Wiese zeichne ich die Stadt, die hohen Mauern und die Allee davor. Zufrieden stecke ich es zurück und freue mich, wenn wir endlich zur Ruhe in der Höhle kommen werden.

“Aifreds Jagdgründe” verkündet eine der Schilder, an denen ich vorbei komme. Ich notiere mir die Position in meinem Notizbuch. Zaveid hatte Recht, dass die Erklimmung nachts eine schwierige Angelegenheit wäre. Der Weg ist geschlängelt und führt hoch hinauf in die Berge. Ein paar kleinere Höhlen wird sich sicher hier finden lassen. Gemeinsam laufen wir den steinigen Pfad hinauf, manchmal ist er breiter, dann wieder schmaler. Die Sonne verschwindet bereits hinter den Bergspitzen. Daraufhin suchen wir uns eine kleine Höhle, geschützt vor Wind und Regen. Sie ist klein, aber genug Platz für uns alle. “Darf ich mich dann auf einen Schoß legen, damit ich was weiches habe?” frage ich scherzhaft. Darauf bekomme ich tatsächlich ein zustimmendes Grinsen.

“Wenn es das ist, was dich glücklich macht…” Eizen zieht seinen Mantel aus und faltet ihn zu einem Viereck. Darunter trägt er ein weißes Hemd, welches wirklich gut die Arme betont. Zaveid ist irgendwie nie kalt, oder das ist so eine Seraph-Sache, dass sie einfach nie richtig Hunger verspüren und auch ihnen nicht zwingend kalt ist.

“Danke, ich habe es eigentlich als Scherz gemeint…” gebe ich zu und grinse schüchtern. Doch er nimmt es immer noch ernst und klopft sich auf die Oberschenkel. “Komm her, ich bin heute mal ein ganz netter.” Zaveid sitzt neben uns und lehnt sich an den Fels. Draußen ist es deutlich kühler geworden und die Dunkelheit bricht ein. Vorsichtig lege ich mich auf seine Beine und schließe die Augen. Mein Herz schlägt mir bis in den Hals. Eizen streicht mir über das Haar und innerlich bekomme ich fast einen Herzstillstand, doch äußerlich gebe ich mich immer noch ganz cool. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, mit dem wunderbaren Gefühl der Zuneigung.



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