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Digimon 00001100 <Twelve>

Samsara Madness [Video-Opening online]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Das Ungeborene

Sie gingen also in die Richtung, die Taneo ausgekundschaftet hatte. Jagari schien von seiner Vorstellung, das hier wäre ein riesiges simuliertes Spiel, nicht ablassen zu wollen, und huschte, strahlend wie eine Flutlichtlampe, von Baum zu Baum, erkundete jeden Riss in der Rinde mit seinen Fingerkuppen und war wunschlos glücklich. Kouki fiel auf, dass die Kleidung der anderen Aufschluss darüber gab, was sie getan hatten, ehe sie hierher transferiert worden waren. Während er selbst noch seine Schuluniform trug – die Trauer um Yuki hatte ihn davon abgehalten, sich umzuziehen –, lief Jagari im Pyjama und schmutzigen Socken herum, Renji trug seinen Trainingsanzug, Taneo und Tageko legere Freizeitkleidung, und Fumiko … nun, sie war jedenfalls teuer gekleidet. Vielleicht wollte sie zu irgendeinem wichtigen Event – oder ihre Eltern hatten massig Kohle.

Die Umgebung wurde tatsächlich freundlicher. Während sich das Abendrot weiter über den Himmel ausbreitete, wurde der Wald verträumter, das Grün stetiger und satter, und die Bäume trugen wieder Blätter. Zunächst waren sie ein wunderschönes Mosaik aus herbstlichem Weinrot, Gelb und Orange, dann wurden sie dunkel- und schließlich herrlich hellgrün und saftig. Kouki wurde immer verwirrter. Es war, als liefen sie mitten durch die Jahreszeiten – in welchem Märchenland waren sie denn hier?

Plötzlich erstarrte Jagari, der quasi ihre Vorhut bildete, und bückte sich ein wenig, wobei er an eine Katze erinnerte, die sich an ihre Beute anpirschte. Auch die anderen blieben stehen, und er deutete vorsichtig auf einen Baum in der Nähe. Zwischen den Blättern hockte auf den Ästen ein merkwürdiges … Etwas und spähte auf sie. Es war fast nicht auszumachen, hatte sich perfekt getarnt – aber es war definitiv kein Blatt, ebensowenig wie die grüne Kugel an der Vorderseite mit den lila Stacheln eine Kastanie war. Zumindest kannte Kouki keine Kastanien mit einem niedlich wirkenden Gesicht. Das Wesen war genauso starr wie Jagari, bis Letzterer von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, der es erschrocken zusammenzucken ließ. Blätter raschelten, und es war fort.

„Was war das?“, murmelte Taneo stirnrunzelnd.

Jagari schluckte laut und die anderen folgten ihm, während er weiterging. Sie erreichten eine kleine Lichtung, wo sie das grüne Wesen auf einem riesigen Baumstumpf wiederfanden – zusammen mit anderen seltsamen Kreaturen und einem großen, gemusterten Ei.

Kouki starrte die Tierchen mit offenem Mund an. Neben dem Blätterding hüpfte da noch ein fleischfarbener Geist herum, der aussah wie ein Kunstwerk aus Kaugummi mit großen, treuherzigen Augen, daneben saß ein niedliches, plüschiges grünviolettes Ding mit markanten Ohren und einem langen Schwanz mit Ringelmuster. Am ehesten wie ein wirkliches Tier sah ein kleines, haariges Meerschweinchen aus, das allerdings einen langen buschigen Schweif und überlange Ohren besaß, und dann war da noch ein von violettem und weißem Pelz bedecktes Tierchen mit noch buschigerem Schwanz, ohne irgendwelche Gliedmaßen; dafür trug es einen metallenen Helm mit zwei spitzen Stacheln auf dem Köpfchen.

Und kaum dass die sechs die Lichtung betraten, kam Leben in die Wesen und sie wuselten kreischend und, wie Kouki sich einbildete, jubelnd umher. „Sie sind es! Sie sind es!“

Augenblick, jubelnd? Sie konnten sprechen? Verdutzt betrachteten sie diesen Aufmarsch an Fellknäueln, bis Jagari ausrief: „Irre! Das sind die ersten Creeps!“ Er sah sich aufgeregt um. „Schnell, wir brauchen sicher irgendeine Waffe, wenn wir gegen sie kämpfen sollen!“

Der Kaugummigeist schwabbelte auf ihn zu. „Aber Jagari“, meinte er mit hoher Stimme, „wieso willst du gegen uns kämpfen? Mit uns ist es doch viel besser.“

Jagari glotzte das kleine Monster an, fassungslos, dass offenbar sogar sein Name in dieses Spiel eingebaut war – und diesen Moment der Starre nutzte der Geist aus, um aus dem Stand in seine Arme zu springen. Jaragi schrie auf und stolperte rückwärts, wo er gegen einen Baumstamm stieß. „Nein! Schnell, nehmt es weg! Es zieht mir sicher gerade HPs ab!“

„Sieht aber nicht so aus“, lachte Renji, als der Geist sich lächelnd an Jagaris Brust schmiegte.

In dem Moment sprang der Fellball mit dem Schwanz und den Katzenohren vor Koukis Füße. „Endlich seid ihr da“, piepste er. „Willkommen, Kouki!“

„Langsam“, murmelte Kouki. „Du kannst also sprechen? Und du weißt, wer ich bin? Wer … oder was seid ihr denn überhaupt?“ Er sah, wie Renji unbehaglich versuchte, dem Meerschweinchen auszuweichen, das ihn hartnäckig verfolgt. Das Blattwesen schien eher schüchtern zu sein, es lugte zwar ständig zu Tageko, blieb aber auf Distanz.

„Ich bin Nyaromon!“, fiepte der grünviolette Fellball und schaffte es irgendwie, vor Kouki auf und ab zu hüpfen, bis er sich schließlich bückte und ihn aufhob. Er war weich und warm. „Und ich bin dein Digimon-Partner!“

„Digimon?“ Hatte er dieses Wort nicht schon mal gehört?

Taneo, an dessen Bein sich das Wesen mit dem Helm rieb, schien den gleichen Gedanken zu haben. „Wisst ihr nicht mehr? Vor vier Jahren, im Winter 2002. Da sind doch überall auf der Welt Monster aufgetaucht, und ich könnte schwören, dass es damals Leute gegeben hat, die sie als Digimon bezeichnet haben.“

Monster? Diese kleinen Scheißer?“, rief Renji belustigt aus, während er von einem Fuß auf den anderen sprang, um das Schweinchen daran zu hindern, sein Hosenbein hochzukrabbeln.

„Und woher kennt ihr jetzt unsere Namen?“, fragte Kouki erneut.

Nyaromon sah ihn verständnislos an. „Na, wir sind eure Partner!“, sagte es, als würde das alles erklären.

„Als ob ich ein Haustier bräuchte“, schnaubte Renji. „Geh endlich runter von mir!“ Er stampfte mit dem Fuß auf.

So schnell, wie Kouki es gar nicht für möglich gehalten hätte, sauste das Meerschweinchen um ihn herum, sprang bis zu seinem Oberschenkel hoch und wirbelte wie ein Eichhörnchen spiralförmig um ihn herum, bis es auf Renjis Kopf saß und sich die Pfoten leckte. „Also so langsam hab ich den Eindruck, du magst mich nicht, Renji“, sagte es und in seinen Augen blitzte der Schalk. „Dabei sind wir doch Partner!“

„Ich hör immer Partner“, murmelte Taneo. „Partner, wobei?“

„Na, um die Asuras zu besiegen“, sagte der behelmte Fellball, der mittlerweile auf seiner Schulter hockte. Das Ganze wurde immer verrückter. Vielleicht war Kouki dabei, den Verstand zu verlieren? Konnte Yukis Verlust so etwas bewerkstelligen?

„Wer sind die Asuras?“

„Das wissen wir nicht. Gennai hat uns gesagt, wir müssten hier auf euch warten, damit wir gegen sie kämpfen können. Alles andere wollte er uns später erklären“, sagte Nyaromon.

Kouki wusste immer noch nicht, ob er das niedliche Digimon hinter den Ohren kraulen oder lieber die Finger von ihm lassen sollte. „Und wer ist Gennai?“

„Er hat unsere Eier hierher gebracht“, sagte Nyaromon, was nicht wirklich Koukis Frage beantwortete, aber da ihm die Situation von Minute zu Minute surrealer vorkam, hakte er nicht nach. Das Blöde aber war: Er wusste, dass es kein Traum war. Kouki träumte nur selten, und kein Traum war so greifbar wie das hier.

„Das heißt also, ihr seid so etwas wie unsere Hausmonster, mit denen wir gegen die bösen Jungs kämpfen müssen“, sagte Jagari und schien wieder bester Laune und vollends zufrieden zu sein. „Dürfen wir euch auch Namen geben? Oder sind die schon vorgegeben?“

„Ich weiß nicht genau, was du damit meinst“, sagte der Kaugummigeist in seinen Armen, „aber ich heiße Motimon.“

„Ich bin Kapurimon!“, piepste Taneos behelmtes Tierchen.

Das Blätterdigimon hatte sich endlich bis zu Tagekos Knöcheln vorgewagt und sah sie aus großen Augen an. „Bu… Budmon“, fiepte es.

Tageko hob die Augenbrauen. „Und ich schätze, du bist mein … Partner?“

Das Digimon nickte schüchtern.

„Und ich bin Nyaromon!“, wiederholte Nyaromon stolz.

„Aha“, murmelte Kouki.

Renji versuchte, das Digimon auf seinem Kopf anzusehen. „Lass mich raten, du bist Schweinchenmon.“

„Ha, ganz falsch!“, rief das Meerschweinchen und schlug ihm spielerisch mit dem langen Schwanz auf die Nase. „Ich bin Kyaromon.“

„Na traumhaft“, murmelte Renji. „Hey, Kouki, unsere zwei heißen fast gleich. Wollen wir zur Sicherheit bei Ballmon und Schweinchenmon bleiben?“

Kouki schmunzelte, wurde aber sofort wieder ernst, als er Fumiko beobachtete. Das Mädchen hatte als Einzige kein Wort gesagt. Ihm fiel auf, dass offenbar keines der Digimon sie als Partner ausgewählt hatte. Stumm trat sie an den anderen vorbei auf den Baumstamm zu, auf dem das Ei lag. Es hatte in etwa die Größe eines Straußeneis, aber die weiße Schale zierten violette, zackige Muster. Fumiko ging davor in die Hocke und berührte das Ei. Ein haarfeiner, verästelter Riss durchzog die Oberfläche. In ihrem teuren Herbstmantel und mit dem traurigen Gesicht erinnerte sie Kouki, wie sie mitten auf der malerischen Lichtung hockte, an ein Gemälde, das er einmal gesehen hatte.

„Ist das … mein Partner?“, fragte das Mädchen leise.

Nyaromon sprang zu Boden und hüpfte zu dem Ei. Es klang traurig, als es sagte: „Es ist nicht geschlüpft. Wir sind alle ziemlich gleichzeitig aus unseren Eiern gekommen, aber das hier hat sich nicht gerührt.“ Er jetzt fielen Kouki die zerbrochenen Eierschalen auf, die auf der Lichtung herumlagen. Er trat an Fumiko heran. Sie sah tatsächlich wehmütig aus. Traf es sie so tief, die anderen so fröhlich mit ihren Digimon zu sehen? Oder einfach, dass sie als Einzige keines bekommen hatte? Kouki dachte an Yuki und der drückende Knoten in seinem Hals war wieder da. Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm einfach in der Kehle stecken.

Fumiko fuhr gedankenverloren den Riss in der Schale nach, der dem Ei von außen zugefügt worden war.

Ein Rascheln ließ Kouki aufsehen. Noch eine Kreatur – auch ein Digimon? – war aufgetaucht und spähte zwischen zwei Baumstämmen lauernd auf die Gruppe. Im Vergleich zu den primitiven Lebewesen, die sie schon gesehen hatten, war sie geradezu weit entwickelt, obwohl sie nicht mehr war als ein brauner Vogel ohne sichtbare Flügel, mit zwei krallenbewehrten Beinen und einem langen, dünnen Schnabel, der wie sein Kopf mit einer Art Knochenschicht überzogen zu sein schien.

„Was ist das denn?“, fragte Renji, der das Wesen ebenfalls bemerkt hatte, das geduckt heranschlich. Es reichte Kouki vielleicht bis zum Knie.

Kyaromon beugte sich vor und stellte die Ohren auf. „Das müsste ein Kiwimon sein“, sagte es.

„Ich dachte, ihr seid gerade erst aus euren Eiern geschlüpft? Wie kannst du dann wissen, was das ist?“, fragte Renji misstrauisch.

„Ha!“, machte Kyaromon triumphierend. „Gennai hat uns gesagt, dass es Kiwimon in diesem Wald gibt und wir deshalb aufpassen sollen.“

„Aufpassen?“ Renji schnaubte. „Das Vieh sieht ehrlich nicht viel gefährlicher aus als ihr. Es sollte lieber selbst aufpassen, dass wir kein Grillhähnchen aus ihm machen. Langsam krieg ich nämlich Hunger.“

Auch Kouki glaubte nicht, dass das Digimon gefährlich war. Außerdem ignorierte es ihn völlig und fixierte nur das Ei mit seinen merkwürdig klug wirkenden, grünen Augen. Und dann huschte es plötzlich an ihm vorbei, mit lauten, trappelnden Schritten, seine Klauen rissen die Erde auf, und es begann heftig mit dem Schnabel an dem Ei zu picken.

Fumiko zuckte zusammen, als sie das Geräusch hörte, und fuhr in die Höhe. Das Kiwimon hackte genau auf den Riss ein, und Kouki sah, wie er sich vergrößerte.

„Mach, dass du wegkommst!“, schrie Fumiko und verpasste dem Vogeldigimon einen Tritt, der es zwei Meter weit davon schleuderte. Krächzend kam es wieder auf die Beine und funkelte Fumiko wütend an, umrundete sie und Kouki, öffnete den Schnabel – doch anstatt einer zwitschernden Schimpftirade, wie man sie von einem Vogel erwartet hätte, schossen andere, viel kleinere Vögel mit den gleichen knöchernen Kopfüberzügen daraus hervor wie Pistolenkugeln.

Kouki schrie erschrocken auf. Er stand mitten in der Schusslinie und warf sich zu Boden. Erde schmierte sich auf seine Uniform und ein fieser Ast riss die Haut seiner Handfläche auf. Während er sich rasch aufrappelte, sah er, wie Fumiko einen Satz zurück machte und die Vögelchen auf dem Waldboden in kleinen Feuerbällen vergingen.

„Was zum Teufel ist das für eine bescheuerte Welt?“, rief Renji, klang aber genauso erschrocken, wie Kouki sich fühlte. „Ein Vogel frisst Eier und schießt Vögel aus seinem Schnabel?“

Kaum dass Kiwimon Fumiko gezwungen hatte, zurückzuweichen, flitzte es schon wieder zu dem Ei und bearbeitete die Schale.

„Du sollst da weggehen! Lass es in Ruhe!“ Fumiko brach einen Zweig von einem Laubbaum ab und schlug damit auf das Vogeldigimon ein. Kiwimon stieß protestierende Schreie aus, aber Fumiko ließ es gar nicht mehr zum Schuss kommen; kaum dass das Vogeldigimon sie anvisierte, verpasste sie ihm einen Hieb auf den Schnabel, der seinen Kopf zur Seite rucken ließ.

„Wenn ich gewusst hätte, was die so alles drauf hat, hätte ich sie heute ja gar nicht vor dem Hund retten müssen“, murmelte Kouki beeindruckt.

„Was meinst du damit?“, fragte Renji, doch er antwortete nicht.

„Helfen wir ihr!“, piepste Nyaromon und hopste davon. „Es ist zwar nicht geschlüpft, aber es gehört zu uns!“

Mit zustimmenden Rufen sprangen auch die anderen Digimon aus den Händen ihrer Partner, sogar das schüchterne Budmon, und bauten sich zwischen Kiwimon und dem Ei auf – was angesichts ihrer Körpergröße lächerlich wirkte.

„Motimon, komm zurück!“, rief Jagari. „Das Ding ist sicher auf einem höheren Level als ihr!“

Ein Geräusch drang an Koukis Ohren – und gleichzeitig stachen grelle Lichtstrahlen aus seiner Hosentasche. Das seltsame Gerät!, wusste er sofort, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, es eingesteckt zu haben. Auch von den anderen ging Licht aus, die Strahlen kreuzten sich und jedes ihrer Digimon wurde von einem davon eingehüllt, bis seine Gestalt völlig überdeckt war und – plötzlich fünf neue, größere Wesen anstatt der kleinen Fellknäuel vor Kiwimon standen. Fumiko ließ von dem Vogeldigimon ab und starrte sie mit offenem Mund an.

„Kann mir einer sagen, was gerade abläuft?“, murmelte Renji, während Jagari mit großen Augen staunte.

„Los!“ Die Stimme des kleinen Hundes, zu dem sich Nyaromon verwandelt hatte, war immer noch nicht merkenswert weniger piepsig. Die Digimon sprangen, flogen oder hüpften auf Kiwimon zu, das einen gewagten Sprung rückwärts machte und den Schnabel öffnete.

Kleiner Picker!“ Wieder schossen Vögelchen aus seinem Rachen.

Das rotblaue, luchsartige Digimon, zu dem Jagaris Motimon geworden war, schüttelte den mit Federn bestückten Hinterleib. „Donnerschlag!“ Ein gleißender Blitz traf die Vögel im Flug und ließ sie zu rauchenden Wölkchen zerbersten.

Kiwimon krächzte empört und wich weiter zurück.

Schimmelwaffe!“ Das größte der neuen Digimon, ein dicklicher Pilz mit lilafarbener Kappe, holte aus und warf gleichfarbige Pilze auf das Vogeldigimon. Einige davon zerplatzten in Lichtblitzen auf dem Boden, zwei trafen Kiwimons Gefieder, das daraufhin kreischend davonstürmte, plötzlich herumwirbelte und wieder auf das Ei zuhielt, als wolle es noch einen letzten Bissen von dessen Innerem ergattern, ehe es sich zurückzog.

„Nicht so schnell!“ Renjis Meerschweinchen hatte sich seltsamerweise in eine Kerze mit Armen verwandelt, die auf einem goldenen Ständer hinterher hopste. Ein Feuerstoß verließ ihren Mund und sengte Kiwimons Nackenfedern an. Fumiko wich zurück, als sie die Hitze auf der Haut spürte.

Der Welpe sprang leichtfüßig vor Kiwimon und stieß ein schrilles Jaulen aus, das Kiwimon taumeln ließ. Wieder öffnete es den Schnabel, aber es kamen keine Vögelchen mehr heraus – stattdessen stolperte es benommen über seine langen Beine und stürzte. „Jetzt!“, piepste Nyaromons neue Form.

Taneos Fellball war zu einer Art Käfer mit metallischem Panzer geworden. Auf dem Kopf hatte er etwas wie elektrische Kontakte, zwischen denen es knisternd aufblitzte, als er auf Kiwimon zuflog und sein Fell damit berührte. Kreischend zuckte der Vogel unter Strom, sprang unbeholfen auf und rannte schimpfend und kreischend diesmal endgültig davon. Als er zwischen den Bäumen verschwinden wollte, rief Jagari: „Motimon, lass es nicht entkommen! Du musste den letzten Schlag machen, dann kriegen wir die Erfahrung!“

Das rotblaue Digimon blinzelte ihn verständnislos an. „Aber es flieht doch?“

„Das ist egal, wir …“ Jagari hatte sich so sehr hineingesteigert, dass ihn ein Hustenanfall packte.

„Halt mal die Luft an“, meinte Renji abfällig und ging zu Fumiko, die neben ihrem Ei kniete. „Alles okay?“

Die Finger des Mädchens glitten über die beschädigte Schale. „Es ist vielleicht noch nicht geschlüpft“, murmelte sie, „aber es gehört zu mir. Das spüre ich genau.“

„Hey, wir stehen uns ja recht nahe“, sagte Renji. „Wenn du willst, leihe ich dir mein, äh, Digimon ab und zu, ja? Und wenn nochmal so ein Eierdieb daherkommt, beschütze ich dich mit meinen eigenen Händen!“

„Geh mal auf Abstand, Casanova“, mischte sich Tageko kühl ein und hockte sich neben Fumiko. „Hör nicht auf diesen Idioten. Wer weiß, vielleicht schlüpft es ja noch.“ Jetzt, da sie mit Fumiko sprach, klang ihre Stimme plötzlich freundlich. Renji runzelte verärgert die Stirn, aber das Mädchen nickte, auch wenn das Nicken etwas hoffnungslos aussah.

„Aber falls nicht …“, begann Renji erneut, wurde aber sofort wieder von Tageko unterbrochen.

„Du hast jetzt genug gesagt.“

Renji seufzte und hob entwaffnend die Arme. „Okay, wenn Frau Gut das sagt …“

Die Kerze hüpfte neben ihn. „Aber sie hat recht, Renji. Ein Herzensbrecher wird nie aus dir.“

„Halt die Klappe“, maulte Renji. Plötzlich wirkte er, als hätte er jetzt erst bemerkt, dass sich sein Digimon verändert hat. „Und überhaupt, Kyaromon, wieso siehst du auf einmal so … so aus?“

„Na, weil ich nicht mehr Kyaromon bin, sondern Candlemon“, grinste das Digimon schelmisch.

„Und ich bin jetzt Kokuwamon“, erklärte der Käfer, als er bei Taneo landete, der ihn in die Hände nahm und nicht wusste, was er sagen sollte.

„Und ich Elecmon. Freut mich“, sagte Jagaris Wesen. Was Jagari darauf sagen wollte, ging wieder in einen Hustenanfall über, wofür Taneo fast dankbar war.

Der Pilz näherte sich unterdessen Tageko von hinten und wollte sie mit der behandschuhten Hand berühren, wagte es aber dann doch nicht. Das Mädchen redete noch mit Fumiko und beachtete das Digimon gar nicht, das die Schultern hängen ließ und schließlich wieder auf Abstand ging.

„Wir sind digitiert. Ich bin jetzt Salamon“, sagte der kleine Welpe freudestrahlend.

Kouki starrte ihn nur mit steinerner Miene an. „Okay“, sagte er dann nach einer Weile zähneknirschend und fäusteballend. „Was ist das hier für eine verdammte Freakshow?“ Salamon sah ihn fragend an. „Wer hat das hier alles organisiert? Was soll das Theater?“, knurrte Kouki wütend. „Du kleiner Köter – willst du mich verarschen?“

Renji kam auf ihn zu. „Hey, was für eine Laus rennt dir denn gerade über die Leber?“, fragte er.

Kouki funkelte ihn an. „Ach, lass mich in Ruhe. Du verstehst das sowieso nicht.“ Er bedachte Salamon mit einem Blick, der es sich ducken ließ.

„Aber Kouki … Wir sind doch Partner …“

„Partner?“, höhnte Kouki bitter. „Komm mir nicht schon wieder damit. Glaubst du vielleicht, ich bräuchte dich als Partner? Mach dich nicht lächerlich! Als ob du jemals ein Ersatz für Yuki wärst!“ Er drehte sich mit einem Ruck um und stapfte zwischen den Bäumen davon.

Die anderen sahen ihm verständnislos hinterher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, die erste Begegnung mit den Digimon :) Ich hoffe, der kleine Kampf hat euch gefallen - er war ja mehr was zum Aufwärmen. Im nächsten Kapitel geht es dafür dann rund ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: ShioChan
2016-10-09T21:00:37+00:00 09.10.2016 23:00
Tolles Kapitel. Fumiko tut mir schon ein wenig leid und auch Salamon tut mir sehr leid. D: Aber trotzdem fand ich das Aufeinandertreffen der Gruppe mit ihren Digimon sehr gut geschrieben. Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel. ^_^

Gruß
ShioChan
Antwort von:  UrrSharrador
12.10.2016 15:56
Danke für deinen Kommi! Ich hinke ein bisschen meinem Zeitplan hinterher, aber das neue Kapitel kommt sofort xD
lg
Urr
Von:  EL-CK
2016-10-02T09:49:52+00:00 02.10.2016 11:49
Ein tolles Kapitel. ..und das Treffen mit den Partnern super. ..
Ich bin mal gespannt, wann Jagari merkt, dass es dich kein Spiel ist. ...
Antwort von:  UrrSharrador
12.10.2016 15:55
Danke für deinen Kommi! Hehe, der wird es noch früh genug merken :D
Von:  fahnm
2016-10-02T00:34:03+00:00 02.10.2016 02:34
Spitzen Kapitel
Antwort von:  UrrSharrador
12.10.2016 15:55
danke =)


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