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Die Zahnräder von London

von
Koautor:  SirJacobFrye

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Wer wir sind? (Jacobs Sicht)

Manche Geschichten werden mit Blut geschrieben.

So auch die unsere.

Sie ist die Klinge in der Dunkelheit, der besonnen und schleichende Tod im Schatten.

Ich bin das Angesicht, welches dir geradewegs, mit eiserner Faust, ins Gesicht schlägt und gern noch mal nachtritt.
 

Wir sind Evie und Jacob Frye und wir sind Assassinen!

Zwei Kätzchen im Pappkarton

Der Himmel war grau und weinte bittere Tränen. Bei diesem Wetter jagte man nicht mal einen Hund vor die Tür. Zusammengefasst ein normaler Tag im London.

Der letzte für Adams Holing.

Templer.

Sein Körper fiel schwer vom Dach.

Henry wischte sich über die Wange.

Verdammt! Seine Kleidung, die so schön weiß war mit den goldenen Mustern und den bunten Gürteln, war mit Blut ruiniert. Das würde doch nie wieder raus gehen! Henry Green seines Zeichens jüngster Assassine der englischen Bruderschaft und talentierter Arzt.

Ansässig hier in London. Er sah in die Gasse in die gerade das Opfer gefallen war und sprang nach. Elegant, wie eine Tiger, landete er auf den Füßen und beugte sich zu der Leiche.

Tot, eindeutig.

Henry ärgerte sich dennoch. Der Schnitt der versteckten Klinge war zu weit oben. Laut Handbuch hätte er weiter unten sein müsse, auf Höhe des Adamsapfels.

Sei's drum.

Aus seiner Robe zog er eine Feder und bestrich sie mit dem Blut des Opfers.

"Śānti sē ārāma karē", wisperte er in seiner Muttersprache und schloss die Augen des Opfers, als er Metall auf den Boden aufklatschen hörte.

Er fuhr herum.

Verfolger?

Nein, das konnte nicht sein.

Dafür war er zu vorsichtig gewesen. Die versteckte Klinge bereit zum Angriff, sah er sich noch mal um.

Doch da war nichts, nur ein zitternder Karton und eine umgefallen Dose. Langsam kam er näher und sah sich den Karton genauer an, hob sogar den Deckel hoch. Er wurde mit einer knorrigen Stimme begrüßt.

"Verschwinde oder ich schlitze dich auf!"

Henry blickte in grüne Augen, um genau zu sein in grüne Kinderaugen.

Im Karton saßen zwei Paar davon. Ein Paar gehörten dem frechen Jungen der ihn mit einem alten, rostigen und stumpfen Fischmesser bedrohte. Das andere Paar war etwas trüber. Wahrscheinlich wegen der Erklärung. Das Mädchen zitterte noch erbärmlicher als der Junge und schien zu glühen.

Der Assassine musterte sie.

Waisen. Eindeutige.

"Ich will euch nichts tun."

"Du hast den Mann getötet, oder? Wer sagt das du das nicht auch mit uns tust. "

"Weil dieser Mann böse war. Darum ist er gestorben."

Das Mädchen hustete und der Junge drückte sie an sich.

"Evie...", wisperte er besorgt.

Henry sah erneut zum Mädchen.

"Sie muss ins trockene und warme."

"Das weiß ich auch! Idiot!"

Sicher wusste er das.

Aber sie hatten keinen solchen Ort, nur den alten durchnässten Pappkarton.

Kurz überlegt der Inder und streckte ihm die Hand hin.

"Kommt erst mal zu mir. Ich bin Arzt und kann euch helfen."

"Das haben die anderen auch gesagt und dann..."

"Welche anderen?"

"Die mit dem Zeichen!"

Das laute Kind deutete auf das Symbol der Assassinen, welches Henry an der Brust trug.

Da stockte ihm der Atem doch etwas.

Sicher wusste er, dass es auch unter seinen "Brüdern" schwarze Scharfe gab aber...

Er seufzte und strich sich die längeren schwarzen Haare aus dem Gesicht und somit von der sonnengeküssten Haut, die ihn doch extrem von den blassen Briten unterschied.

Erneutes Husten des Mädchens ließ den Jungen zusammen fahren.

Dann biss er sich auf die Lippen und zischte.

"Gut, aber wehe wenn du sie anfasst!"

Ein-Mann-Villa aus Glas (Jacobs Sicht)

Also mal ehrlich.

Die Hütte von Henry war schon krass.

So riesig.

Na ja, nicht villamäßig, aber schon ordentlich für nur eine Person.

Nur an der Einrichtung hatte der gute Herr extrem gespart.

Aber ich fang von vorne an.

Die Bude hatte zwei Zimmer. Ein Schlafzimmer in dem eigentlich nur das Doppelbett mit Bergen von Kissen (man schlief wohl gerne weich und mit viel Platz. Weil Anzeichen eines zeitweiligen Mitbewohner oder Mitbewohnerin gab es nicht) und der alte weiße Schrank mit Schiebetüren stand. Welches normal groß war.

Dann ging es weiter in die Küche. Sie war offen und schon besser als gewöhnlich ausgestatteten. Viel Edelstahl und so.

Aber sie schien auch gut in Benutzung zu sein. Hier und da sah man es ihr an. Außerdem war da noch ein Tisch mit vier Stühlen.

Die Küche verlief nahtlos ins Wohn-und Esszimmer.

Darin stand nur die Couch (wenn man sie unter den ganzen Kissen noch finden würde) und ihr kleiner Begleiter der Tisch aus Glas.

Hinten in der Ecke stand noch so ne Art Werkbank und etwas klobiges lag da drauf. Ich konnte es nicht wirklich erkennen.

Hab ich was vergessen?

Ja klar, das Bad.

Sagen wir es mal so.

Dusche, Waschmaschine, Waschbecken und Wc. Das war alles. Und es war alles weiß. Weiß schien hier sowieso dominant zu sein...

Sei's drunter.

Aber was ich mochte, war die bei nahe rund um Verglasung und der Balkon.

Die Wohnung war hellen und freundlich und gefliest....überall...ob das einen besonderen Grund hatte?

Aber sie hatte Fußbodenheizung und lang so weit oben, dass man bis zum Tower und der London Bridge sehen konnten.

Sie war einfach geil!

Echt zu schön um wahr zu sein.

Aber wir standen hier, also besser gesagt lag Evie in seinen Armen und ich stand in der Wohnung, aber das war egal.

Sie war ein Zuhause.

Ein richtiges Zuhause, ein Ort wo es trocken und warm war...

So etwas wollte ich für uns.

Für Evie und mich...

Aber leider war es nicht unser Zuhause...

Der weiße Tiger mit den goldenen Streifen (Evies Sicht)

"Aua! Das tut weh! Hör auf!"

Ja, das war die Stimme meines, wohlgemerkt, kleinen Bruders Jacob. Wir sind Zwillinge und ich würde seine Stimme immer wieder erkennen...aber Moment! Mit wem redete er da?

Ich riss die Augen auf und spürte zuerst das weiche Bett unter mir, dann, als meine Sicht klarer wurde, erkannte ich den nackte Oberkörper meines Zwillings neben mir sitzen.

Er sah mich aus den grünen Augen an, als er merkte das ich wach war.

"Evie!", lachte er auf, "alles okay?"

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen.

Zu begreifen wo wir waren und wie wir hier her gekommen waren.

Etwas bewegte sich hinter meinem Bruder und ich sah genauer hin.

Da war er.

Der weiße Tiger mit den goldenen Streifen.

Nein, quatsch es war nicht wirklich ein Tiger, sondern ein Mann.

Schlank mit schwarzen längeren Haar, das er zu den Seiten gekämmt hatte.

Die Haut viel dunkler als unsere.

Er war kein Brite.

Der Fremde hatte den Arm meines Bruders in der einen Hand und die Nadel in der anderen.

"Was?", fragte ich als mein vorlauter Bruder schon anfing zu erzählen: "Henry hat uns gefunden und mitgenommen. Dich hat er getragen und sich um dein Fieber gekümmert. Wie geht es die Schwesterchen?

Ja, da war was.

Eine starke Brust...Schritte..

Ich sah erneut auf.

"Besser...", gab ich ihm dann zur Antwort.

Langsam kam die Erinnerung wieder.

An den Regen, der Geruch nach Tod und die Kälte.

"Nun halt aber still Jacob."

Seine Stimme war nur mit einem leichten Akzent belegt aber angenehm zu hören.

"TUT aber WEH!"

"Du wolltest doch keine Spritze."

"Ne, keine Spritze. Mach einfach!"

Ich sah zu wie dieser Henry Jacob professionelle versorgte.

Etwas, das wir uns nicht leisten konnten seit JENEM TAG.

Das "So fertig" von dem Fremde riss mich wieder aus den Gedanken.

"Miss Frye? Haben Sie Schmerzen? "

Okay, das war nun merkwürdig.

Nicht, das er meinen Namen kannte, sicher hatte Jacob geplappert, aber dass er mich "Miss" nannte.

Der Mann vor mir war sichtlich älter als wir, aber dennoch behandelten er uns...wie seinesgleichen.

Ich merkte zu spät, dass ich ihn warten ließ.

"Nein...Mister...?"

Henry?

Tiger?

"Green", gab er mir dann die Antwort, "Henry Green."

Ein Name der noch viel für uns bedeuten würde, auch wenn ich das damals, in diesem fast leeren weißem Raum, zwischen meinem Bruder und diesem Mann, nie hätte zu träumen gewagt.

Einmal Curry, immer Curry (Henrys Sicht)

Da saßen sie nun, zwei Kinder vor mir auf meiner Couch und ich auf den Boden.

Das war gegen alle Regel, gegen den klaren Menschenverstand!

Ich war Assassine.

Unsere Regel besagte: "Verbierg dich in der Masse", aber damit war sicher nicht gemeint, dass ich ein Teil der Masse mit nach Hause nehmen sollte.

Aber nun waren sie da. Und ehrlich, hätte ich sie im Karton lassen sollen?

Das wäre grausam gewesen und kämpften wir nicht gerade für die Schwächeren, die es selbst nicht konnten?

Ich seufzte tief.

"Gut Jacob, Miss Frye."

Nun hatte ich ihre Aufmerksamkeit.

"Hab Hunger Henry."

Sicher.

Natürlich war es der Bruder der mir ins Wort fiel.

"Gut, dann koche ich was für uns."

Damit stand ich auf und ging in die Küche.

Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen, dass mir Jacob hinterher gelaufen kam.

Sicher um mein Tun zu beobachten.

Damit ich auch ja kein Gift hinein mischen könnte.

Ich seufzte, wahrscheinlich zu laut, den Jacob stöhnte auf.

"Was? Sicher ist sicher."

Ich verdrehte nochmal die Augen und fing mit dem Kochen an.

Meine Hände machten ihre Arbeit schon fast von alleine und so schweiften meine Gedanken wieder zu Jacobs Körper.

Dieser war entstellt.

Diverse Narben und Brüche hatte ich entdeckt, bei der Untersuchung.

Prellungen und Blessuren.

So sollte kein Kinderkörper aussehen.

Aber warum bitten sah er so aus?

Wer hatte ihn so zugerichtet?

Polizisten?

Schläger?

Pädophilie?

Fragen die ich geklärt haben wollte aber nicht konnte.

Denn ehrlich, er würde mir zum jetzigen Zeitpunkt sicher irgendeine wilde Geschichte auftischen, aber nicht die Wahrheit.

Das hätte ich auch so gemacht.

Erneut seufzte ich.

"Du seufzt viel Henry!"

"Ja weil ich viel nachdenke."

"Zu viel nachdenken ist schädlich."

"Zu wenig aber auch."

Er schnalzte mit der Zunge.

"Na ja. Das denke ich weniger."

Ich füllte den Reiskocher mit Reis und schaltete ihn an.

"Was gibt es?"

Mein Blick fiel zu dem Jungen neben mir: "Curry."

"Curry?", wiederholte dieser leicht fragend, "was ist das?"

"Das ist ein Gericht aus meiner Heimat. Mit Fleisch, Soße, Gemüse und Reis."

"Woher kommst du?"

"Aus Indien."

Jacob schien zu überlegen, ob er das Land schon mal gehört hatte, aber wie es schien, war das nicht der Fall.

"Warum bist du nun hier?"

Das Messer, was ich hielt, um das Fleisch und Gemüse klein zu schneiden, stockte einen Moment.

"Ich wurde...", fing ich an zu erklären, doch wie ich weiter machen sollte, wusste ich nicht.

"Lass das ausfragen", erklang zum Glück die Stimme der Schwester,"das ist unhöflich!"

"Was denn?", motzte er zurück,"will doch nur was lernen."

Zum Glück lenkte Miss Frye ihn so ab, dass das Essen fast fertig war.

Ich füllte die Teller und stellte sie auf den Tisch ab.

Jacob sah misstrauisch zudem Essen. Seine Schwester kam auch rüber und lächelte aber.

Ihr ging es besser. Das Fieber war schob merklich gesunken.

"Danke Mister Green."

"Bedanke dich erst, wenn es uns nicht umgebracht hat."

Dafür erntete der Jüngere einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Sei einfach mal dankbar."

Jacob schob trotzig die Unterlippe vor und fing erst dann an zu essen, als ich schon etwas davon im Magen hatte.

Voller Misstrauen schob er sich den Löffel in den Mund und dann...war es um ihn geschehen!

Gut, dass ich heute mal mehr gekocht hatte, als ich eigentlich vor hatte...

Ein neues Leben im altem

Die Schlafplätze im Hause Green wurden ganz gerecht aufgeteilt.

In Endeffekt schliefen zwei Kätzchen in Doppelbett und Henry auf der Couch. Wenn er denn mal schlafen konnte. Da er ja plötzlich Vater von Zwillingen war, waren die Tage von Mission, die über länger, als acht Stunden gingen, tabu. Das führte natürlich zu Problemen. Problem finanzieller und körperliche Natur.

Nicht das Henry viel schlief, aber ein paar Stunden brauchte er dann doch.

Zu seinem Leidwesen schliefen die Zwillinge, oder besser gesagt Evie, nicht lange und sobald sie wach, war folgt ihr Bruder kurz darauf.

So auch diesem Morgen.

Henry hatte die Uniform der Bruderschaft gerade eingeweicht, um die Blutflecken zu beseitigen (denn die Forscher hatten leider immer, noch nicht herausgefunden wie die großen Assassinen der Geschichte es immer schafften ihre Kleidung auf magische weise blütenrein zu halten, während sie die Gegner nur so nieder mähten. Aber was wollte man schon erwarten, wenn es hieß, jemand ganz besonderes wäre auf Einhörner geritten und hatte mit schimmernden Schwertern gekämpft) und wollte sich gerade in seinen Kissenberg fallen lassen, als er schon Evies Schritte hörte.

Sie waren geradliniger und weicher als Jacobs und schleichender.

Vor allem schleichender.

Er seufzte und richtete sich auf.

"Guten Morgen Miss Frye."

"Guten Morgen Mister Green. Sie sind schon wach?"

Ich war gar nicht in Traumland, dachte er nur und gab dennoch nur ein kurzes nicken, als Antwort auf die Frage.

"Haben Sie schlecht geträumt?", fragte Henry.

Evie strich sich über die Wange mit den Sommersprossen. Ihre Hand zitterte dabei.

"Es ist nichts Mister Green."

"Wenn Sie deswegen zittern, ist es aber wichtig."

Henry setzte sich und deutete Evie es ihm gleich zu tun.

Sie tat es.

Natürlich tat sie es.

Sie war die Brave.

Jacob hätte sicher noch diskutieren.

Aber wohl, vor allem weil er den "Tiger" noch nicht vertraute, nach knapp einer Woche.

Henry hatte sie versorgt.

Doch nichts herausgefunden und wenn er ehrlich war, wusste er mittlerweile auch nicht mehr, ob es so wichtig war, was nun passiert war. Andererseits schien es auf beiden sehr stark eingewirkt zu haben.

Evie schloss es in sich ein. Ihr Bruder ließ es durch aggressive Handlungen und freche Sprüche raus.

Henry seufzte: "Miss Frye, ich kann Ihre Angst verstehen, aber wenn Sie, weiter schweigen kann ich nichts tun."

Sie nickte.

Und er zweifelte nicht daran, das sie das gesagte nicht verstanden hätte, aber dennoch....

Schweigen.

Und wie erwartet, polterte Jacob aus dem Bett, in einem von Henrys Pyjamas, der viel zu groß war.

Nicht das Henry so groß war für sein Alter, Jacob war eher wohl etwas zu klein für sein Alter.

Er sah sie Situation.

Analysierte sie und öffnete den Mund, als Evie ihn unterbrach: "Alles gut Jacob wir haben uns nur unterhalten."

So schloss er seinen Mund wieder.

Langsam stand sie auf. Da sie etwas zierlicher, als ihr Bruder war, hing der Schlafanzug noch mehr an ihr, als an ihrem Bruder.

Es sah furchtbar aus.

Das müsste sich ändern.

Langsam erhob er sich.

"Wir werden heute einkaufen gehen", beschloss er.

Evie zuckte zusammen: "Aber Mister Green, wir..."

"GEIL! MEGA!"

Klar, dass es dem jüngeren Zwillinge gefiel.

"Wir kaufen euch erst mal etwas ordentliches zum Anziehen. Das ist ja nicht zum aushalten. Ihr könnt ja nicht immer hier so herumlaufe. Und kein "Aber" Miss Frye."

Sie hatte schon den Mund zur Widerrede, geöffnet schloss ihn aber.

Brav.

Henry nickte.

Ging doch!

"Aber nun frühstücken wir erst mal"

Und so machte sich Henry daran, das Frühstücken vorzubereiten. Normalerweise machte er das immer traditionellen indisch, aber heute gab es, um Zeit zu sparen, Toast, Spiegeleier und Aufschnitt.

Evie deckte den Tisch mit ihrem Bruder zusammen und dann aßen sie auch gemeinsam.

Für Henry gehörte sich das so und auch die Zwillinge schienen nicht immer auf der Straße gehaust zu haben. Sie hatten durchaus Tischmahniren, auch wenn Jacob die zu weilen, zu vergesse schien.

Nach dem Essen ließ Henry sie ihre alten Sachen anziehen und er blieb in Hoodie und Jeans.

Seine Hände griffen nach Evies Hand. Das war nicht das Problem, nur Jacob sah ihn irritiert an.

"Ernsthaft? Ne, danke!"

Etwas in Henry fragte sich wirklich, warum er sich das antat, aber das Gefühl wischte er fort.

"Die Straßen sind voll. Ich will dich nicht verlieren."

"Ich bin doch kein Baby!"

Henry seufzte.

"Jacob..."

"Nie im Leben!"

Gut, dann eben nicht.

Sie stiegen die Treppen hinunter und standen auf der Straße. Dann ging er rechts und keine Minute später spürte er die kleinen Finger um seine freie Hand.

Innerlich lächelte Green.

Doch es war wirklich besser in diesem Menschentrubel.

Er kämpfte sich mit den Kinder zu einem Kleiderladen und betrat ihn.

Die Kinder bekamen große Augen.

Diese vielen Stoffe und Muster.

Auf drei Etagen!

"Wow!", wisperte der Junge.

"Sagt mal, wer von euch ist der ältere Zwilling?", fragte Henry. Vielleicht musste er sich vorsichtig herantaste.

"Wir sind Zwilling, da gibt es so was ni..."

"Ich bin drei Minuten älter."

"Evie!"

Sie sah lachend zu ihn.

"Deal with it."

"Arrrr! Evie!"

Beide liefen vor.

Henry sah ihnen nach.

Ja, sein Leben hatte sich um 180 Grad gewendet, aber er glaubte daran, dass er das bekommen würde, was er sich im letzten Leben verdient hatte und wenn das diese Kinder waren, würde er sie bis zum Ende beschützen.

Mit allen Mitteln und Wegen.

Das schwor er sich.

Parkour, Attentat und andere nächtliche Aktivitäten (Jacobs Sicht)

Jede Nacht das selbe Spiel!

Denk der etwa ich merke das nicht?

Wo schleichst du wieder hin, Henry Green?

Ich sah, wie ein weißer Schatten in der Nacht verschwand.

Schon wieder!

Ich bin doch nicht blöde!

Mein Blick senkte sich auf Evie.

Die schlief friedlich eingekuschelt in den Kissen.

Ich zog 'ne Grimasse.

Wie konnte die bitte in dem Berg schlafen, ohne ein einziges Kissen zu verlieren.

Schlief ich, war es ein Wunder wenn ich überhaupt noch eines im Bett hatte.

Aber heute Nacht hatte ich eh was andere vor. Ich würde Henry folgen, um zu sehen was der so trieb jede Nacht!

Also schlich ich mich aus dem Bett und wollte gerade den Mantel anziehen, als mich Evies Stimme zurück hielt.

"Wohin gehst du?"

Sicher blickte sie nun zum Fenster und sah das es noch Nacht war.

"Es ist noch dunkel draußen."

Ich schnaufte nur: "Will Henry nach...."

"Warum das?"

"Na ich will wissen was der jede Nacht treibt! Bist du nicht neugierig?"

Sie sah mich streng an und ich hasste es wenn sie das machte.

"Jacob Frye! Das geh...", fing sie an und stockte und ich lächelte innerlich.

Ich wusste, dass sie sich auch für Henrys nächtliche Aktivität interessierte, also hielt ich ihr ihren Mantel hin und dann waren wir schon auf der Straße. Gerade noch rechtzeitig um zu sehen, das Henry den Weg über die Dächer nahm.

Man war der schnell für sein Alter!

Also kletterten wir die Feuerwehrleiter hoch und weiter, über die Dächer.

Gut, dass wir beide schwindelfrei waren.

Das war bei dieser Höhe auch notwendig.

An einer Seitengasse, zwischen zwei Häusern, bliebe Henry stehen und sah hinunter.

Sanft bewegte er die Hand und etwas glänzte im Mondschein.

Okay, das war cool!

Und dann sprang er einfach!

Einfach so runter.

Wir rannten zur Dachkante und sahen hinunter.

Henry richtet sich auf. Unter ihm lag ein Mann.

Blut färbte, glaube ich, das Kopfsteinpflaster.

"Das war krass", flüsterte ich. Mein Schwesterchen schien eher...verängstigt.

"Lass uns gehen. Schnell", sprach Evie dann und zog an meiner Hand.

Was war denn jetzt los?

"Jacob", zischte sie und zog stärker an meiner Hand.

Erst dann konnte ich mich abwenden und los gehen.

"Was machst ihr hier?", wisperte dann eine Stimme und Henry sah mich plötzlich an.

Fuck!

Wie war der so schnell, und vor allem leise, hier wieder hoch gekommen?

Evie erstarrte und sah sich um. Ihre Hand um meine fing an zu zittern.

Langsam richtete ich mich auf, zog sie hinter mich und sah den Kerl mitten in die Augen.

"Mister Green...."

"Miss Frye, Jacob lasst mich das bitte erklären."

"Dann fang mal an", knurrte ich.

Ja sicher, ich fand das cool. Welcher Junge würde das nicht? Aber, mein Schwesterlein hatte Angst und das war gar nicht cool.

Ich baute mich vor ihm auf.

"Nicht hier. Lasst uns nach Hause gehen. Sonst wird Miss Frye wieder krank."

Erst jetzt spürte ich den Regen, der eingesetzt hatte und ich willigte ein.

Mit Abstand folgten wir Henry. Aber mein Instinkt nahm ihn nicht als Gefahr war, trotzdem was gerade passiert war.

In der Wohnung setze ich mich erst mal mit Evie wieder aufs Sofa und Henry saß wieder auf den Boden vor uns.

Schon wieder.

Ein "Dejavuete" oder wie die "Fanzen" dazu sagten.

Immer noch hielt ich ihre Hand.

Die Hand meiner großen kleinen Schwester.

Zwillingsendscheidung (Evies Sicht)

Der weiße Tiger hatte seine Krallen gezeigt.

Ich war so ängstlich plötzlich, dass ich nur in der lange war Jacobs Hand zu halten. Auch jetzt noch in der Wohnung, auf dem Sofa.

Die Wohnung, von der ich mir Sicherheit versprochen hatte.

Doch ich musste weiter machen!

Langsam sah ich auf.

Visiert Mister Green an.

Er saß da, auf dem Boden, so wie damals auch.

Er wirkte etwas überfordert.

"Warum?"

War das pipsige Ding meine Stimme gewesen?

Wohl ja, denn Jacob schwieg, wie Mister Green auch.

Der Mann schien zu zögern.

Etwas verbarg er.

Etwas, das was mit diesem Zeichen zu tun hatte, dass er an der Brust trug.

"Mister Green. Was ist hier los?"

Dieses pisige Ding nervte mich selbst.

Jacobs Händdruck wurde fester und ich wusste nicht, ob ich nun sein Anker war oder er meiner.

Höchstwahrscheinlich waren wir es wieder gegenseitig für den jeweiligen anderen.

Ein Seufzten erklang und dann der Tiger sah auf.

"Ich kann es euch nicht sagen, aber..."

"Aber was?"

Jacob natürlich.

Manchmal beneidete ich ihn für seine spontane, spritzige Art und Weise.

"Ich kann es euch zeigen."

"Zeigen? ", fragte ich weiter, "in wie fern?"

"Alles und es wird euch Antworten geben, aber auch weitere Fragen aufwerfen."

Jacob stöhnte neben mir.

"Echt jetzt? Was soll der scheiß?"

Mister Green blieb ruhig. Dafür hatte ich ihn schon immer bewundert.

Wie ruhig er blieb, obwohl sich meine Bruder extrem daneben benahm.

Langsam nickte ich.

"Und weiter?"

"Nun ja", sprach der Mann weiter, "die Frage die geklärt werden muss, ist ob ihr weiter bei mir bleiben wollt, oder ob ihr geht."

Jacob hob die Augenbrauen.

Das tat er immer, wenn ihn was suspekt war.

"Ob wir hier bleiben wollen?", wiederholt er dann und sah mich an.

Entscheidungen.

Ja, die trafen wir gemeinsam. Schon seit wir denken konnten.

Langsam nickte ich ihm zu und er mir.

Dann sagten wir beide: "Ja."

Und wir beide sahen die Erleichterung in Mister Greens Gesicht.

Vielleicht, war das auch unsere Rettung.

Wer weiß, ob der Tiger nicht auch uns zerfleischt hätte, hätte wir "Nein" gesagt.

Aber nun war es ein "Ja".

Eine Zustimmung, zu etwas, was für uns fremdartigen und neu war.

Und vielleicht auch unsere Bestimmung.

Kredo und Kodex und dessen Auslegung (Henrys Sicht)

Ich führte beide hinaus.

Ich atmete ruhig.

Doch im inneren schrie die Vernunft!

Sie schrie, als würden tausend Klingen, sie erobern. Und ja ich verstand sie...

Ich, Henry Green, jüngstes vollwertiges Mitglied der Assassinenbruderschaft des vereinigten Königreichs, brach gerade die wichtigste Regel die unsere Kredo hatte: "Gefährdet nie die Bruderschaft!"

Ein guter Assassine würde so etwas niemals tun. Ich hatte mich immer für einen gehalten. Ich lebte nach dem Kredo, ehrte den Kodex und hielt mich an die drei Grundregeln.

"1.Haltet eure Klinge fern vom Fleisch Unschuldiger!

2. Verbergt euch in der Masse!

Und vor allem:

3. Gefährdet nie die Bruderschaft!"

Warum, machte ich das also?

Mein Hände schlossen sich automatisch enger um die der Kinder.

Aber Nichts ist wahr, alles ist erlaubt...das war es doch was sie uns lehrten.

Sicher, für Novizen und Neuling hörte sich das nach Spaß an.

Endlose Freiheit!

Tun und lassen was man wollte.

Jacob hätte seine Freunde an den Satz, der wie ein Freifahrtsschein für ihn wäre, aber so war es nicht.

Das Zitat soll aussagen, dass uns niemand sagen konnte was richtig oder falsch wäre, weil niemand die Wahrheit kannte.

Daher spaltete ich es so auf wie es jeder gute Assassine tun sollte:

Wo andere blindlings der Wahrheit folgen, bedenke...nichts ist wahr.

Und in:

Wo andere begrenzt sind, von Moral oder Gesetz, bedenke …

alles ist erlaubt.

Wir arbeiten im Dunkel um dem Licht zu dienen, wir sind Assassinen.

Und dennoch schlief ich hier zwei Kinder durchs nächtlichen London.

Durch schmale Gassen und Gänge in der Hoffnung, dass es richtig sein würde.

Man bedenke, dass das hier einem Himmelfahrtskommando gleich kam.

Immerhin hassten die Assassinen Verräter.

Und ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde, uns drei da wieder heil raus zu bringen.

Und dann wäre da nur noch der Weg zu den Templern.

Zu den Feinden.

Ich würde den selben Weg nehmen, wie der, der einst unser Bruder war.

Shay Patrick Cormac.

Er war in den Geschichtsbücher als Verräter gebrandmarkt, aber ich fand ihn immer schon faszinierend und ja...ich verstand ihn.

Verstand, warum er der Bruderschaft den Rücken gekehrt hatte.

Damals, vor so vielen hundert Jahren.

Ich muss, zugeben ich hätte das selbe gemacht.

An seinen Händen klebten das Blut tausender Unschuldiger und das belastete ihn. Und sein Mentor hatte ihn seine Fragen nie beantwortet.

Wie?

Was?

Wer?

Wo?

Und vor allem WARUM?

Dennoch hatte Shay ihn damals beschützen. Achilles. Hatte ihn vor dem Templergroßmeister Haytham Edward Kenway im ewigen Eis gerettet.

Ja, die Geschichte gab MIR Mut, auch wenn sie schon so alt war und oftmals verschwiegen wurde.

Dennoch ein Trumpf hatte ich.

Mein Mentor, der zufällig auch Großmeister der Assassinen hier in Großbritanien war, na ja, wie würde man sagen...war etwas speziell.

Als ich das Hauptquartier betrat, hoffe ich, dass ich ihn hier vorfinden würde und nicht dass er wieder irgendwo, in irgendeinem Pup, sein Unwesen treiben würde. Aber ich hatte Glück!

Ich hörte eine tiefe Männerstimme.

"Yo ho, yo ho A pirate's life for me!

Yo ho, yo ho Murderin' fools for free!"

Er war halt immer da, wenn es drauf an kam...der alte Schluckspecht.

Die Kinder sahen zu mir auf, als ich an die Tür klopfte.

Die Musik verstummt und die Stimme erlaubte das Eintreten.

Ich folgte.

Die Kinder auch, wenn auch unsicher.

Edward James Kenway saß in seinem Bürostuhl aus Leder, die Rumflasche in der Hand die andere an der blau -und elfenbeinfarbende Kluft mit dem rotem Gürteltuch und den Lederhalfter- und Gürteln.

Die Totenkopfschnalle rechts, das blonde Haare offen, die Füße in den Stiefeln verschränkt auf dem Tisch.

"He ho Henry. Was gibt's?"

Ja, ein Schilling für die Gedanken der Zwillinge.

Jacob sah sich um.

Die Gemälde mit den Schiffen und Seeschlachten, die unordentlichen Regalen mit den Pergamenten und Büchern. Alles wirkte wie ein einziges Chaos und doch war es so fasziniert für Jacob. Das sah ich ihm an.

Evie sah eher irritiert aus.

Sie schien nur den Staub zu mustern, der hier und da, dann aber fast Zentimeterdick, auf den Mobiliar lag.

"Mentor Kenway...", fing ich an, als mich der Mann schon unterbrach,"Eddie, Henry, Eddie."

"Oh sicher Men...Eddie", verbesserte ich mich selbst, "ich brauch Ih...deine Hilfe. Ich hab die beiden von der Straße aufgelesen. Und sie haben erstaunliche Fähigkeiten...sie konnten mir ohne Probleme auf den Dächern folgen und das unbemerkt."

Der Blonde nippte an seinem Rum.

"Und du willst sie nun als Novizen in die Bruderschaft bringen?"

"Ja."

Man konnte von diesem Kenway ja halten was man wollte, aber er hatte das Herz am rechtem Fleck. Das hatte ich schon am eigenen Leib erfahren. Also hoffe ich erneut.

Jacob sah ihm in die strahlend blauen Augen.

"Sag mal alter Sack...."

Mir blieb das Herz beinahe stehen.

"...was ist das für ein Laden hier?"

Eddie sah ihn an und schwieg.

Ich wollte mich selbst dafür schlagen, dass ich die Zwillinge nicht vorbereitet hatte, nun war es zu spät.

Doch da kam es wieder anderes als ich geglaubt hatte.

Er lacht.

Ja, Edward lachte.

"Der Junge gefällt mir. Und die Dame?"

"Das ist meine Schwester! Pfoten weg!"

Irgendwann würde ich ihn sein Mäulchen stopfen....

"Aye verstanden."

Ich sah unsicher auf zu meinem Mentor.

"Ihre Namen?"

Jacob war wieder schneller, als mir lieb war.

"Evie und Jacob Fyre. Merk sie dir alter Mann die werden noch wichtig werden!"

Nur wie wichtig, wusste zu diesem Zeitpunkt noch keiner.

Unverhoffte Mentorschaft

Das, was Edward ihn sagte, wurde von Wellenrauschen übertönt.

Henry schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder.

"Bitte was?", frage er dann erneut nach.

Der Mentor der Bruderschaft lächelte.

"Du wirst ihr Mentor werden."

"Was soll Henry werden? Unser Mentos?", grätschte Jacob voll rein.

"Mentor",verbesserte ihn Evie,"das ist so was wie ein Lehrer.

Jacob grinste.

"Ach und für was?"

"Für das Assassinenhandwerk."

Edwards Stimme klang düster, das ihn Jacob musterte.

"Echt jetzt?"

Sein Blick war sofort auf Henry gerichtet.

"Du bist Assassine? Ist das ein doppeler Arschtritt?"

Edward lachte Schallend auf: "Der Kleine gefällt mir immer mehr."

"ICH BIN NICHT KLEIN", zeterte der Junge.

Der Obermentor zuckte mit den Schultern: "Herny ist mein Bester Schüler. Er wird euch alles erklären."

Henry war das peinlich, obwohl er sich doch geeher fühlte.

Evie sah anerkennt auf.

Sie hatte ihn bis jetzt nur für einen guten Arzt gehalten da er sie so gut behandelt und versorgt hatte, aber, dass da noch mehr war, hätte sie nicht erwartet.

Unsicherheit machte sich nicht nur bei Evie, sondern auch bei Henry breit. Nur Jacob schien davon völlig unbetroffen.

"Men- ...Eddie ich kann keine Novizen ausbilden. Dafür...dafür fehlt mir die Erfahrung.", stotterte Henry, der Andere winkte aber nur ab.

"Erfahrung bekommt man durchs Leben, Henry, nicht durch Büchern. Sie erwächst aus Fehlern und Erfolgen."

"Schon, aber das sind Kinder und keine Versuchsobjekte! Ich will nicht, dass sie einen Schaden davontragen!"

Henry schlug die Hände auf dem Schreibtisch und die Rumflache erzitterte, so das Eddie sie sogleich in Sicherheit brachte.

Die Füße aber lies er dort.

"Hätte ich so gedacht würdest du heute noch in Indien versauern, mein Lieber", sagte er, strich zärtlich mit den Finger über den schlanken Hals, der so geliebten Falsche und blies ein imaginäres Staubkorn von dessen Oberfächer.

Merklich zuckte Henry zusammen, dann richtete er sich auf.

"Verstanden. Ich werde sie unterrichten."

Der Mentor nickte.

"So schwer war das doch gar nicht", lächelte Edward triumphieren. Oh ja wie er es liebte zu gewinnen.

"Gut. Dann stellte ich dich erst mal von den Missionen frei."

Jacob hob wieder eine Augenbraue.

"Okay, was genau läuft nun hier? Lernen wir nun wie wir Leute abmurksen?"

Henry wollte etwas sagen, doch Edward lächelte nur.

"Aye, und noch vieles mehr."

Und so gingen die WG wieder zurück zur ihrer Wohnung. Der Inder wirkte leicht gereizt und verunsichert. Er strich immer wieder über die Haare und seufzte.

So hatte er sich das nicht vorgestellt, doch Eddie hatte ihm schon früh gelehrt, dass wenn das Leben eine Zitrone schenkte, man darauß Limonade machen sollte.

Gut, er fing an die Daten zu ordnen, die Fakten...

Was hatte er?

Zwei Kinder, Zwillinge.

Welche Stärken hatten sie?

Evie war zurückhaltender, hatte aber einen kluge Kopf und Talent fürs Schleichen.

Ihr Bruder Jacob war aufbrausender, hatte ein freches und loses Mundwerk, aber gute Reflexe und Schlagkraft...fast zu viel für ein Kind.

Das hatte er am eignende Leib erfahren.

So weit so gut.

Wie würde er sie am besten trainieren?

Sicher, erst mal Theorie...

Wahrscheinlich ein Graus für Jacob, aber da musste er nun durch.

Also schob er sie ins Wohnzimmer und kramte aus den Regalen, die spärlich die Wand besiedelten und aus den Kisten in der Ecke, Bücher, viele Bücher und vor allem den Kodex.

"Gut. Fangen wir an..."

"Womit? Mit den Techniken des Töten?", fragte Jacob freudig

"Nein, zuerst möchte ich euch das Kero der Assassinen nahe bringe."

"So'n oller Schinken?"

"Nein das ist der Kodex."

"Hä?"

"Ja Jacob. Das ist ein Unterschied."

Evie sah zu dem alten Buch mit den vielen Kerben und den gelben Seiten.

Es schien sehr alt zu sein.

"Mister Green...warum? Morden ist doch keine Lösung..."

Henry sah zu ihr.

"Miss Frye...Wir, die Assassinen, streben nach einer neuen Weltordnung, in der alle gleich sind. Also einen absoluten Frieden, in dem die Menschen ein freies Leben ohne Sorgen und Kummer leben können. Das wichtiges Ziel aber besteht in der Freiheit der Menschen selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Hier steht aber, der Glaube der Templer in Weg, die zwar wie wir, nach Frieden streben, welcher aber aus ihrer Sicht nur durch absolute Kontrolle erlangt werden kann."

"Templer?", wiederholte sie.

"Ja, Templer. Sind ein uralter Geheimbund, mit hochkarätiger Anhängerschaft und reichhaltigen Ressourcen. Für dich Jacob. Die sind reich und mächtig.

Jacob sah zu Seite.

"Das hab ich auch schon vorher verstanden! Aber das hört sich alles SEHR nach einem SCHLECHTEN Film an."

Daraufhin musste Henry lachen.

"Das war auch damals meine Meinung."

"Aber Mister Green, warum die Morde?"

"Wir Assassinen sind der Überzeug, dass wir durch geschickte politische Morden die Welt wieder in geregelte Bahnen lenken können. Dafür ist es aber wichtig im Dunkel und verborgenen zu agieren. Auf diese Weise dienen wir den Licht."

Jacob wandte erneut den Kopf weg und murmelte: "Also doch 'ne verkappte Sekte."

Dafür erntete der Junge von seinem neuem Mentor einen scharfen, tadelten Blick und von seiner Schwester eine Kopfnuss

Henry seufzte erneut und klappte ein Buch auf.

"Alles begann in Syrien...."

Das war der Beginn der ersten Geschichtsstunde.

Evie war eine begeisterte Schülerin, Jacob hingegen kämpfe mit der Müdigkeit, mühte sich aber zu zu hören.

Die ganze Nacht...

Einmal Drogenrausch auf Knopfdruck bitte! (Jacobs Sicht)

"Alta-was?", fragte ich meine Schwester als sie mich abhörte.

"Altaїr Ibn-La'Ahad."

"Wie kannst du den aussprechen? Das hört sich eher an wie ne Krankheit..."

"Jacob! Das ist einer der Interessantesten Assassinen der Geschichte, er hat die Bruderschaft revolutionierte!"

"Ja mag ja sein aber nun ist er toooooot..."

"Ja aber er ist für die Damaligen Verhältnisse sehr alt geworden..."

Ich sah sie an.

"Wegen dem goldenen Ball oder?"

"Edensplitter!"

"Never mine...ist doch egal."

Wir hörten wie die Haustür aufgeschlossen wurde.

Endlich war er wieder da.

Henry und ich hoffe er würde war zu essen mitbringen, mit hin der Magen in den Kniekehlen...

Unser Mentor betrat das Wohnzimmer und wie immer sah er gerne, das wir hier auf den Boden hockten und Evie die Lehrerin raus hängen ließ. Immerhin war sie Henry in der letzten Zeit sehr ähnlich geworden...na ja was das lernen anging, zum Glück nicht das ANDERE, das wäre auch zu verrückt, aber andererseits stand in den Bücher unter anderem das dieser Ball, Verzeihung Edensplitter, Leute kontrollieren könnte, holla die Waldfee.

Ich erwischte mich wieder bei dem Gedanken was man nicht alles schönes damit anstellen könnte, hätte man den aber NEIN...die Tragträumerei wurde von dem Knurren meines Magens unterbrochen also sah ich zuckersüß zu Henry auf.

"HEEEENNNNNRRRRYYYYY...hab hungerrrrrr."

Ja das zog meistens.

Dann setzte er dieses leichte Lächeln aus und manchmal entkam ihn ein "oooohhhh", wie den Weibern, wenn sie einen Welpen sahen.

Aber diesmal nicht.

"Später Jacob."

Das war die vernichtende Antwort und als ich den Mund öffnete um zu widersprechen, wie eigentlich immer, fügte er noch hinzu: "Wir haben eine Mission."

Es gab nur Zwei Dinge die besser waren als Essen:

1. Meine Schwester und

2. Praxisunterricht!

"Wurde ja auch Zeit!", freute ich mich, ja aber auch wirklich nach der endlos langen Zeit wo wir die Bücher hier gewälzt hatten, "Was denn? Was müssen wir tun?"

"Ihr werde ein Ziel lernen von anderen zu unterscheiden und zu finden."

"Ähm...", entkam es mir nur, "na ja besser als lesen..."

Jaaaa, ich weiß, Lesen bildet, aber ich brauchte Bewegung, Action!

Henry lächelte nur.

"Gut dann zieht euch um."

"Echt in den Fetzen sollen wir das machen?"

"Ja Jacob, und die Novizenbekleidung ist kein Fetzen."

Evie erhob sich elegant vom Boden. Allem im Allem sah sie gut aus, na ja sie hatte Farbe ins Gesicht bekommen und sah nicht mehr so geschafft und kaputt aus. Und ich mochte ihre Sommersprossen die sich nun deutlicher zeigten.

Jaaaa man könnte sagen meine Schwester sah heiß aus und wie heiß...selbst in Kleider wie diesem Novizenkartoffelsack...

Als wir fertig waren führte uns Henry zu der Seitengasse und wir erklommen das Dach.

Ach jaaaaa, die Luft hier oben war um so vieles besser.

Der leichte Nebel auf den Straßen gab London das schöne vertraute Gesicht. Und zur Abwechselung regnete es mal nicht.

Unser "Mentos" sah sich um.

Niemand war oben auf den Dächer, klar war das niemand, weil die Wenigstens sich auf Dächer verirrten wenn sie spazieren gehen wollten.

Aber ich...na ja ich tat das des öfteren wenn wir mal "Zeit zum Entfalten" hatten, wie es Henry immer zu sagen pflegte.

Dann rannte der alte Mann schon los.

Man sah ihm an das jeder Schritt saß, das jede Bewegung abgepasst war.

Henry war ein Tiger....das hatte meine Schwester schon ganz richtig mal mit ins Ohr geflüstert.

Kraftvoll und Elegant...und vor allem tödlich.

Meine Schwester setzte ihm nach ich war dicht hinter ihr.

Parkur war okay, aber ich hoffte das wir nicht...

"Schleichen", zischte Henry nach hinten und ich verdrehte die Augen.

Schleiche war so scheiße!

Und ich war da nicht gut drin...gar nicht gut.

Aber guuuuuut wenn der "Mentos" das wollte...

Wir gingen in Schleichmodus, als wir uns der Victoria Station näherten und auf dessen Glasdach kletterten.

"Gut", meinte Henry und deuteten auf die Massen der Menschen die sich dort unten drängelten, "konzentrierte euch. Werdet eins mit der Umgebung. Beruhigt euren Körper und euren Geist. Schließt eure Augen."

Genau richtig gehört...Henry war wirklich so...

Geister, Wiedergeburt, Götter, Kastensystem...jaaa er war traditionell...aber dann auch nicht wieder zu traditionell...wenn man das Kamasutrabuch betrachtete, was er unter dem Sofa liegen hatte.

Wohl seine nächtliche Lektüre.

Evie tat es natürlich sofort.

Ich machte es zwar auch aber die Geräusche waren zu vielfältig.

Schnell öffnete ich die Augen wieder und sah in Henrys Augen.

"Jacob", seufzte der, "konzentriere dich auf mich."

"Geht schlecht, du hast keine Brüste!"

Und er tat es wieder dieser entnervte Blick und musste einfach schmunzeln.

Doch dann war ich brav und tat was er wollte.

Ich schloss die Augen und plötzlich war da ein kurzer Schmerz.

Ein Stechen, so wie bei einer Spritze.

Ich riss die Augen auf und plötzlich war die Welt ein Abklatsch von sich Selbst in grau.

"Was...?"

Ich sah zu Evie und sie sah genau so erstaunt aus.

Unser Mentor schmunzelte.

"Ich hatte gehofft das ihr dazu gehört."

"Wovon redest du Henry? Ist das ne Art Drogenrausch?"

"Nein", fing er an zu erklären und schüttelte den Kopf, "das Novizen nennt man das Adlerauge. Es ist auch bekannt als der Sechste Sinn. Es ist eine Fähigkeit, die von einigen Assassinen verwendet werden kann, die sowohl von einem Mensch als auch einem der ersten Zivilisation abstammen. Wer diese Gabe besitzt, spürt instinktiv, wie Menschen oder Gegenstände im Zusammenhang mit dem Besitzer der Fähigkeit stehen, der Zusammenhang wird durch farbiges Leuchten manifestiert und ähnelt einer Aura.

Wenn ihr den Einsatz des Adlerauges gemeistert hab, entwickelt sich die Fähigkeit weiter und wird zum Adlersinn genannt. Hierbei werden alle Sinne verbessert und auch das Adlerauge selbst, so kann man damit Gespräche abhören, den Herzschlag eines Ziels erkennen und sehen welchen Weg das Ziel gehen wird oder gegangen ist. Sowohl für das Adlerauge als auch für Adlersinn werden die gleichen Farben verwendet, um verschiedene Personen und Gegenstände an zu zeigen."

Ich sah mich um.

Stimmt die Personen hatte verschiedene Farben.

"Die Meisten sind ohne Farbe, oder?", fragte Henry und ich nickte

"Rot ist für Feinde oder Blut, Blau für Verbündete, Weiß für Informanten oder Verstecke und Gold beziehungsweise Gelb für Ziele oder andere Personen von Interesse."

Mein Blick glitt nach vorne. Die Welt in ihrem neuen Gewand gefiel mir. Auch wenn mir etwas ins Auge fiel, als Henry wohl weiter Erklärte.

Eine Gruppe roter Personen die eine Frau mit einem Kinder verfolgten.

Alles in mir wurde wüten.

Schwache sollte nicht von DENEN belästigt werden.

Die Gruppe verließ den Bahnhof Richtung Norden.

DAS war inakzeptabel!

Also preschte ich los, den Protest von Henry blendet ich vollkommen auf.

Hier musste doch jemand helfen!

Und wenn nicht ich, wer dann?

Ich erreichte das Ende des Bahnhofes und folgte ihnen weiter über die Dächer. Ich sagte ja Schleichen null Punkte aber in Parkour ...

Sie folgten der Frau bis zur einer Sackgasse.

Meine Chance.

Ich sprang, a la Henry, den ersten ins Kreuz und ramme ihn meine Versteckte Klinge in den Hals.

Sie war nicht so schön wie Henrys mit den Veredelungen, aber zum Töten alle male zu gebrauchen.

Dem nächsten warf ich mein Kukri zwischen die Augen. Blut klatschte an die Wand.

Die Zwei letzten waren nun gewarnt. Ein kamen auf mich zu. Groß und grobschlächtig.

Er holte zum Schlag aus, doch ich druckte mich drunter weg und rammte ihn meinem Schlagring vor dem Kiefer. Zähne flogen.

Er torkelte und ich hatte noch gerade mehr Glück als verstand, dass der Letzte mich mit seiner Schusswaffe verfehlte, ich ihn aber mit den Wurfdolchen traf.

Doch etwas außer Atem sah ich zu der Dame mit dem Kind.

Sie musterte mich, in der Kutte, die nun schön gesprenkelt von Blut war.

Unsicher drückte sie das Kind an sich eh sie ohne ein weiteres Wort verschwand.

Ich sah ihr noch nach und seufzte als mich der Zahnlose plötzlich von hinten packte und zurückzog. So schnell konnte ich kaum eingreifen, als ihn etwas anderes zu Boden riss.

Henry...

"Jacob!"

"Hä?"

"Das hätte schief gehen können!", rief er auf und sah erst dann die anderen Männer, "oh Jacob...."

"Was denn? Jemand musste es doch tun..."

Evie landete gerade neben Henry.

Sie seufze nur.

"Ach Brüderchen..."

Doch obwohl mir Henry den ganzen Heimweg das Ohr abkaute von wegen Gefahren und Co, glaubte ich etwas wie Stolz in seinen Augen gesehen zu haben.

Schwesternkomplex (Evies Sicht)

Ich tippte mir mit dem Ende des Stiftes gegen die Lippen und sah auf die Stadt hinunter.

Das Rascheln von Papier.

Die Seiten des Buch, auf meinem Oberschenkel, wurden vom Wind verschlagen.

Doch das alles nahm ich kaum wahr.

Ich wollte lernen, aber in letzter Zeit dachte ich fiel an früher nach.

An Vater und Mutter, an die Zeit auf der Straße und an diese nun hier bei Mister Green...

Es war seltsam.

Meine Erinnerung schweifte ab zum vierten Tag unserer Ankunft hier.

Ich war alleine mit Mister Green.

Er kümmerte sich gut um mich, gab mir Medikamente und versorgte mich mit allem was ich sonst brauchte.

Zur dieser Zeit schlief ich viel, aber dennoch spürte ich das ich hier sicher war.

Ich und mein Bruder.

Als ich an einem Mittag die Augen öffnete sah ich gerade wie Mister Green das Zimmer betrat.

"Guten Tag Miss Fyre. Wie fühlen Sie sich?"

Ich lächelte leicht, versuchte es zu mindestens.

"Besser Mister Green."

Daraufhin kam er zum Bett und ich spürte wie die Matratze etwas nach gab und er nun neben mir saß.

Sein Hand strich über meine Stirn, als sie das Kühlpack entfernt hatte.

Dann griff er nach der Schale und nahm das Fiebertermomenter heraus und maß am Ohr meine Temperatur.

"37,3...", las er ab und nickte, "das ist gut. Bald sind Sie wieder auf den Beinen Miss Fyre."

Ich mochte seine Stimme.

Sie war warm und liebevoll. Und der leichte Akzent wirkte so mystisch.

Langsam beugte er sich nun vor und half mit auf, das ich sitzen konnte.

"Ziehen Sie bitte Ihr Oberteil aus. Ich möchte Sie abhören."

Meine Wangen wurden rot.

Sicher er war Arzt aber dennoch, es war ungewohnt sich vor jemand fremdes auszuziehen.

Während ich an meinen Knöpfe des Pyjamas zippelte holte Mister Green das Stethoskop aus der Tasche und steckte es sich die Enden in die Ohren.

Ich fragte mich ob er eine Praxis hatte oder im Krankenhaus arbeitete.

"Miss Fyre?", fragte er mich und ich fuhr etwas zusammen und strich mir den Stoff von Oberkörper, drückte ihn aber zusammengeknüllt an meine Brust.

Er erhob sich und ich spürte seine kühlen Finger auf meiner Haut.

Langsam schloss ich die Augen. Die Schamröte im Gesicht.

Das Metall des Stethoskops berührte mein Haut und ich hörte wieder die indisch angehauchte Stimme.

"Ein- und Ausatmen...."

Ich tat es.

"Und bitte Husten..."

Ich tat auch das.

"Sehr schön", sprach er weiter und kam vor.

Ich öffnete meine Augen und sah in die von Mister Green, der langsam seine Hand auf meine zusammen gekrampften Finger legte und sagte: "Alles ist gut. Ich tu Ihnen nichts Miss Frye."

Damit schob er sie etwas tiefer und hörte auch den vorderen Bereich ab, als die Tür zum Schlafzimmer plötzlich auf gestoßen wurde und mein Brüderchen mit einer Apothekentüte da stand.

Ich sah in sein Gesicht und wie es sich verzog.

Mister Green sah sich gerade um, als schon Jacobs Faust mit seinem Kiefer kollidierte.

Ich zuckte zusammen.

"Jacob!", entfuhr es mir

Der aber nutze die kurze Benommenheit von Mister Green und rammte ihn zu Boden.

"DU PERVERSLING! WAS WAR'N DAS DENN FÜR DOKTORSPIELE?!"

Er setzte noch mal an, zum Nachschlag, aber ich konnte seine Hand noch rechtzeitig zurückhalten, indem ich sein Handgelenk umfasste.

"Jacob, er hat mich nur abgehört", versuchte ich es ihm zu erklären und sein grüne Augen trafen die meinen, eh sein Blick doch weiter nach unten wanderte.

Erst verstand ich nicht wieso, aber als ich auf den Boden mein Oberteil sah wusste ich es.

"JACOB!"

Ich legte den einen Arm um mein Körper und zog ihn, am Ohr, mit dem Anderen runter von Mister Green.

Feuerrot, wie ich mir sicher war.

Mister Green rappelte sich auf und angelte sich das Oberteil und gab es mir.

Schnell zog ich es an.

Er legte die Hand auf seinem Kiefer.

"Ahh...Jacob...erst fragen, dann Schlagen..."

"Nö, wenn du meine Schwester an gegrapscht! Ich hab dich gewarnt!"

"Ich hab sie untersucht und nicht "an gegrapscht", wie du es nennst."

Ich zog meinem Bruder weiter zurück und seufze.

"Es ist wahr Jacob."

Mein Bruder zog eine schiefe Grimasse und nickte dann.

Dann erst wedelte er mit seiner Hand.

"Man hast du 'nen Dickschädel..."

Mister Green kam zu ihm und sah sich seine Hand an.

Er drehte und wendete sie. Ballte sie zu Faust und entspannte sie.

"Alles okay. Ist nichts verletzt", sagte er dann und sah wieder zu mir.

Ich hatte mich in mein Bett verzogen und auch wieder eingegraben in Oberteil und Decke.

Da war es wieder.

Dieses sanfte Lächeln.

"Bei Ihnen auch Miss Frye. Ich hab nichts ungewöhnliches gehört."

Sein Blick wanderte aber wieder zu Jacob.

Ich dachte er würde ihn Schlagen für diesen Angriff und etwas Angst hatte ich schon um meine Bruder, auch wenn er es wohl verdient hätte, aber Mister Green strubbelte ihn nur durch die Haare.

"Es ehrt dich deine Schwester so zu verteidigen Jacob, gut gemacht."

Diesen Gesichtsausdruck den mein Bruder annahm war ein Bild wert.

Er sah erstaunt und verwundern aus. Den Mund geöffnet um etwas zu sagen, aber es kam nicht und auch etwas...ja etwas rot...

Schnell wandte er sich ab und grummelte.

Dann nahm er die Apothekentüte, die er hatte fallen lasse und "schlug" sie regelrecht gegen die Brust der Mannes.

"AHHH...Klappe! Das weißt ich selber!", zeterte er und ging hinaus.

Mister Green und ich musste beide lächeln.

Das war eben Jacob...

Etwas Zeit für die Kätzchen (Henrys Sicht)

Ich konnte nicht klagen.

Die Zwillinge entwickelten sich prächtig.

Sie lernten eifrig, also na ja, Jacob in der Praxis und Evie in der Theorie...

Ich schob es darauf, dass es Zwillinge waren.

Man sagte doch: "Das Zwillinge ein und die selbe Person waren, dessen Seele getrennt wurde."

Dies konnte ich mir gut, bei den Beiden, vorstellen.

Langsam sah ich auf, von meiner Arbeit.

Seit einer Stunde schraubte ich an dem Metall, vor mir, und nach fast einem Jahr bekam es endlich eine richtige Form. Eine Form die vermuten ließ was es werden sollte.

Ein Handschuh. Doch nicht irgendein Handschuhe, sondern ein Assassinen-Handschuh.

Er sollte Versteckte Klinge, Halluzinogen Bolzen, Seilwerfer und Schlagring vereinen.

Ich hatte ihn für mich gedacht und entworfen, aber da ich meine Rechnungen nochmal überarbeitete hatte, und nun Jacobs und Evies Maße als Richtwert hatte, war ja wohl klar wer den Handschuhe tragen würde.

Doch es war spät und ich mussten noch etwas anderes fertig machen.

Beide hätte morgen Geburtstag. Ich wusste nicht ob sie ihren jemals gefeiert hatten, aber auf der Straße sicher nicht. Darum hatte ich beschlossen das nun zu ändern.

Ich schob also den Handschuh weg und nahm die Lupe und die Pinzette zu Hand, um weiter an dem Geschenken zu werkeln.

Es war etwas kleines. Ein Geschenk für die Beiden. Ich wollte sie lächelte sehen.

Ja, in der Zeit waren sie mir ans Herz gewachsen. Fast so wie eigene Kinder.

Auch wenn ich nie Kinder wollte oder Novizen.

Ich dachte immer, ich wäre nicht fähig selbst zu lehren, aber wie es schien war ich es doch.

Als ich das nächste mal aufsah war es fast morgen. Die Sonne hatte schon das Wohnzimmer erobert.

Ich hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, aber es hatte sich gelohnt.

Nun noch verpacken und fertig.

Erneut schaut ich auf die Uhr, bis Evie aufstand hatte ich noch zwei Stunden. Also ab in die Küche.

Dort backte ich noch einen Kuchen für die beiden.

Es würde ein indischer werden. Etwas Heimat. Obwohl ich gar nicht zurück wollte, in meine sogenannte "Heimat".

Mentor Ke...ich meine Eddie hatte immer gesagt Heimat ist da wo das Herz ist. Und mein Herz war hier in London. Bei Jacob und Evie.

Ja, ich hatte hier ein Zuhause gefunden und als ich Evies Schritte hörte begrüßte ich sie wie jeden Morgen: "Guten Morgen Miss Frye."

"Guten Morgen Mister Green."

Dann wandte ich mich wieder dem Frühstück zu.

"Haben Sie gut geschlafen, Miss Frye?"

"Oh ja, besser als erwartet. Haben wir neue Missionen?"

"Nein für heute nicht", gab ich zurück.

Sie nickte.

Dann hörten wir auch schon Jacob.

"Morgen", gähnte er und streckte sich, doch dann stockte er, "was?"

Er kam zu mir hinüber und schien mich zu mustern. Seine grünen Augen visierten meine Gesicht.

"Alles okay?", fragte ich verwirrt, als sich der Junge schon vorbeugte und ich nur noch eine Zugenspitzte an meiner Wange spürte.

Ich schreckte zurück.

"Jacob?!"

"A-ha!", machte der nur, "Zuckerguss!"

Ich sah wohl reichlich irritiert aus, so setzte Jacob noch etwas nach.

"Du hast gebacken!"

Ja, ein kleiner Sherlock Holmes.

Ich lächelte.

"Ja, hab ich."

Dann ging ich zum Kühlschrank und holte die Torte heraus.

"Janmadina mubāraka oder Alles liebe zum Geburtstag."

Schweigen.

Evie war sichtlich gerührt und Jacob kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Woher weist du...?", murmelte der Bruder.

"Eddie hat es mir gesagt."

"Und woher weiß der das?"

Ich lächelte.

"Jacob das ist eine Sache, mit der sich alle Assassinen abfinden müssen. Edward James Kenway weiß es einfach..."

Evies Kichern unterbrach uns.

"Danke Mister Green. Jacob?"

"Ja, ja...danke...Henry."

"Na komm setzte euch."

Ich verteile den Kuchen und wir frühstückten.

Jacob war, wie immer auch, der Erste, der etwas sagte.

"Henry?"

"Ja?"

"Sag mal, was machen wir heute?"

"Da wir keine Missionen haben, dachte ich wir feiern euren Geburtstag."

"Feiern?"

Er bekam große Augen.

"Ja aber zuerst..."

Ich stellte die beiden Schachteln auf den Tisch und schob jeweils eine davon den Zwillingen zu.

Beide sahen sich an und dann auf die Boxen.

Sie sahen so aus wie zwei Kätzchen, die zum ersten mal Leckerlies sahen.

"Oh Mister Green, das wäre doch nicht nötig gew-..."

"Wow! Geil! Geschenke!"

Jacob griff sofort nach seiner Schachtel, riss das Papier ab, welches in Fetzen durch die Luft flog und offenbarte so die Schachtel.

Seine Schwester hingegen nahm das Messer zu Hand, schnitt vorsichtig und präzise die Klebestreifen durch und faltete das Papier auseinander.

So hatte auch sie die Schachtel erreicht und beide öffneten sie zeitgleich.

Evies war, wie immer, vorsichtig und nahm das silbern glänzende Geschenk hinaus, Jacob zog es eher an der mitgelieferten Kette hoch.

"Mister Green, das is-..."

"GEIL!"

Ich lächelte.

Es waren zwei Taschenuhren.

Für Jacob war es eine mit Zahradmuster, bei Evie hatte ich Blüten gewählt.

"Sie sind selbst gebaut, kugelsicher und blut- und wasserfest."

"Warum sagst du nicht gleicht Assassinensicher?", lachte Jacob und ich nickte.

Evie lächelte.

"Danke Mister Green."

"Jo, danke Henry!"

"Gerne doch."

Es tat gut die Kinder lachen zu sehen.

Es tat gut sie fröhlich zu sehen.

Es tat gut sie in Sicherheit zu sehen.

Hätte ich gewusst, was noch passieren würde, wäre ich schon damals mit ihnen geflüchtet.

Weit weg.

Aber wo wären wir sicher gewesen?

Es tut mir leid Jacob...

Es tut mir leid Evie...

Das Syndikat (Teil I)

Langeweile...

Die quälte Jacob, als er auf den Sofa lag.

Halb in Henrys Kissen vergaben.

Er lag hier gern. Henry roch so gut, nach indischen Gewürzen.

Das mochte er und weil Henry so roch, roch auch seine Schlafstätte danach.

Der Besitzer war aber nicht da, sonder auf Mission und die beiden Novizen durften Däumchen drehen.

Und das zerrte an Jacobs Nerven.

Er war niemand, der still sitzen mochte. Er brauchte Bewegung und Freiheit!

Evie hingegen saß gelassen auf den Balkon und starrte Löcher in die Luft. Nicht gerade sehr interessant.

Draußen schien mal zur Abwechslung die Sonne und weil er einfach nicht mehr liegen konnte und wollte schwang er sich hoch, nahm seinen Mantel und zog ihn über, als ihn sein Magen daran erinnerte das er hunger hatte.

"Ahhhh..."

Evie sah zu ihm hin.

"Was ist Brüderchen?"

"Hab Hunger...", maulte er.

"Henry wollte heute Abend was mitbringen."

Der Junge sah auf die Uhr. Kurz nach zwei Uhr Nachmittags.

Wenn von "heute Abend" die rede war, im Hause Green, konnte das unter Umständen auch bedeuten so gegen 3 Uhr nachts. Es kam halt darauf an wie die Mission verlief.

So lange konnte und wollte er nicht warten.

"Ich hol mir was, willst du auch was?"

Doch die Dame schüttete den Kopf.

"Na dann", lachte Jacob und nahm sich seinen Zylinder von der Garderobe. Er mochte ihn. Bei einer Mission, hatte er ihn auf einem Flohmarkt günstig erstanden. Gut er war altmodisch, aber er mochte ihn und er passte zu der Taschenuhr von Henry die beide Geschwister nun ständig bei sich trugen.

Seine Manteltaschen klimperten.

Darin waren nämlich zwei Schlagringe und die versteckte Klinge war unter dem Mantel gut verborgen.

So gerüstet marschierte er los.

Der Imbiss war nur ein paar Querstraßen weiter.

Es hatte schon den Reiz zentrumsnahe zu wohnen.

Bald darauf spazierte er mit seinem Imbiss wieder zurück nach Hause, als ihn eine Gruppe von Leuten entgegentrat. Alle hatten ein grünes Band um den Arm. Wohl eine Straßengang. Davon gab es viele hier in London. Die meisten davon aber schlecht organisiert und einfach nur dumm.

"Is er dat?", fragte einer mit Muskeln und wohl wenig Hirn.

Ein Schlankerer nickte.

"Ja, er passt auf die Beschreibung.

"Das ist ja nur ein Kind!", höhnte ein Dritter.

"Schade um das Essen", seufze Jacob und sah auf seinen Snack, eh er ihn dem Ersten ins Gesicht warf und dem so mit einem gezielten Tritt, in die Kniekehlen, zu Fall brachte.

Es waren Unschuldige, also zog er die Klinge noch nicht.

Henry wäre enttäuscht, würde er es doch tun.

Also faste er im Sprung zurück in seine Taschen und angelte sich die Schlagringe.

Dann stieß er sich von der Wand ab, riss die zwei anderen mit den Schlägen um, so dass sie auf den Boden knallte und sah zum Letzten hin.

"Buh!", lachte er und der nahm schon reiß aus.

Erneut seufze er. Das hatte er sich wohl von Henry abgeschaut.

"Das schöne Essen", maulte der Junge erneut, "nun kann ich es mir wieder neu besorgen....so 'ne Geldverschwendung!"

Er scharte kurz mit dem Fuß.

"Oder ich lade dich ein", erklang eine Stimme und ein Mann trat auf ihn zu.

Er trug auch eine grüne Banderole, war aber größer und etwas kräftiger, als der, der gerade Fersengeld gegeben hatte.

"Willst du auch ein paar auf die Fresse?", fragte Jacob und sah zu dem Kerl.

Der aber lächelte freundlich und hob beschwichtigen die Hände.

"Nein. Mein Name ist Paul Fisher."

"Ja und? Das interessiert mich weil?"

Eine Dame mit Kind trat hinzu.

Jacob legte den Kopf schräg. Das war doch die vom Bahnhof!

"Du hast meine Frau und unsere Tochter Clara gerettet. Dafür wollte ich mich erkenntlich zeigen."

"Klar, und deswegen schickst du mit diese Pappnasen auf die Pelle?"

Fisher kratze sich am Kopf.

"Na ja, ich wollte nicht recht glaube, dass du diese Arschlöcher allein erledigt hast. Und da wollte ich dich testen."

Jacob hob noch mehr die Augenbraue.

"Aber lass uns das unter uns besprechen. Such dir ein Lokal aus, ich bezahle."

Das klang gut, also fackelte Jacob nicht lange und nickte.

Bald saßen sie in einem Fast-Food-Laden und Jacob hinter einem Berg von Burgern.

"Also was willst du? Und was sollte der Test?"

Der Mann sah ihn an.

"Du bist noch jung, oder?"

"Siehst du doch."

"Also Junge..."

Er unterbrach den Mann.

"Jacob. Jacob Frye"

"Gut Mister Frye..."

"Jacob reicht..."

"Gut, Jacob", fing Fisher zum dritten Mal an, "ich bin Anführer eines Syndikats Namens Rooks und wir suchen immer fähige Kämpfer wie dich."

"Sorry kein Interesse."

"Aber du hast meine Frau und unser Kind vor diesen Speichellecker gerettet! Warum hast du das dann gemacht?"

"Na weil...", fing Jacob an und stockte.

Weil die rot markiert waren, dachte er sich.

Aber das konnte er kaum sagen, jedoch hatte er plötzlich eine Vermutung.

Darum schloss er kurz die Augen, eh er sie wieder mit dem Adlerauge öffnete. Tatsächlich war die kleine Familie blau eingefärbt, so wie er es sich gedacht hatte. Also saßen Verbündete vor ihm.

Er schloss die Augen nochmal und "schaltete" den "Sinn" ab.

Viellicht würde dieses Syndikat ihm noch nützlich sein. Nützlich für die Bruderschaft.

Also lenkte er ein.

"Sicher die Kerle sind nicht ohne. Wir haben wohl den selben Feind, also warum dann eigentlich nicht zusammen arbeiten?", lächelte er.

Fisher nickte anerkennend.

"Willkommen bei den Rooks, Jacob. Welcome to the Family."

Ring frei! (Jacobs Sicht)

Ich lag auf den Bett, in der Wohnung, und strich mir über die Fingerknöchel.

Über die kleinen Schrammen und Kerben, die Narben.

Gott sahen die aus!

Langsam schloss ich die Augen und dachte an früher.

An den Regen und an die kleine Gasse.

Damals gab es nur Evie und mich...
 

"Hier Evie", wisperte ich und zupfte etwas Brot von dem Leib ab.

Meine Schwester nahm es und robbte etwas enger zu mir.Sie froh wie ich auch.

Schon wieder regnete es und schon wieder saßen wir zittern und kauernd hier in dem Pappkarton in der kleinen Gasse, zwischen Müll und anderem Unrat.

Es war spät. Die Laternen gingen schon an.

Ich musste los.

"Ich muss noch mal weg", wisperte ich zu ihr und und erhob mich.

"Wohin?"

"Ich...", fing ich an und schüttet den Kopf, "der Supermarkt schmeißt doch immer so viel Essen weg. Viellicht finde ich was brauchbares noch und ich beeile mich Evie."

Ohne noch weiter zu diskutieren rannte ich los.

Ich wusste selbst, das es eine Lüge war und meine Schwester auch.

Heute war Samstag..

Samstag war der Tag, an dem die Straßenkämpfe stand fanden.

Eine Möglichkeit hier in London auf der Straße Geld zu verdienen, Geld was wir dringend brauchten.

Einmal satt sein...das wäre was.

Evie war schon wieder Krank, oder immer noch. Es machte mich verrückt, sie so leiden zu sehen, doch es gab mir auch meinen eisernen Willen. Den Willen immer weiter zu machen, egal wie schlecht es aussah.

Ich musste stark sein, auch wenn die blauen Flecken von letzte Woche noch zu sehen war und die Rippe unglaublich weh tat.

Ich schätze, dass sie angebrochen war, doch das war alles egal. Für Evie würde ich noch so manchen Schlag einstecken.

Schon bald erstreckte sich ein altes baufälliges Gebäude vor mir. Die Türen waren zugenagelt, aber es gab genug andere Öffnungen zum hinein schleichen. Man musste nur wissen wie.

Ich schätze, dass das Gebäude eine alte Fabrik war. Hier wurden wohl im neunzehnten Jahrhundert, zur Zeit der industrielle Revolution, an Stahl und Co. gearbeitet. Die schweren Tiegel sah man noch gut, die einst das heiße Metall aufgefangen hatten.

Geschickt schlüpfte ich durch ein zerbrochenes Fenster hinein und sah ihn schon.

Den Ring.

Es war eigentlich nur ein abgetrennter Bereich, begrenzt durch einen schrägen Holzzaun.

Früher hatte ich Respekt von ihm gehabt, doch heute war er nur eine Möglichkeit Geld zu verdienen.

Eine stinkende Möglichkeit.

Es stank in wahrsten sinne des Wortes. Ein Gemisch aus Blut, Erbrochene und Unrat.

Einfach widerlich!

Mir wurde immer wieder schlecht davon, obwohl ich das jede Woche machte.

Um den Ring standen schon Schaulustige und begafften die Kämpfer, wie Tiere im Zoo.

Auf einer kaputten und abgenutzten Tafel waren die Namen mit schmutziger Kreide geschrieben worden.

Ich ging hin und setzte meinen Namen dazu.

Es war mein Glück, dass es hier keine Anmeldegebühr gab.

Einige Männer, Kämpfer und Zuschauer, die Wetten abschlossen, sahen zu mir auf und lachten. Sie wahren wohl das erste Mal hier. Aber das war gut. Je mehr sie mich unterschätzen, umso leichter war es zu gewinnen.

Doch ein Mann schien gar nicht ins Bild zu passen.

Er stand am Rande.

Gekleidet in einem weißem Anzug mit Schirm und Hut.

Ein richtiger Gentleman, wie man sich ihn vorstellte.

Ich fragte mich wirklich was SO einer hier wollte, aber im Grunde war es doch unwichtig. Für mich jedenfalls. So dachte ich.

Mein Ziel waren es ein paar Kämpfe zu gewinnen. Dann das Geld krallen und abzuhauen. Einfacher Plan. Eigentlich.

Aber ich musste siegreich sein. Aufgeben war kein Option!

Dieser Wille hatte mich schon oft wieder auf die Beine getrieben, aber auch schon an den Rand des Todes. Dennoch musste ich hier durch!

Erst nach drei gewonnenen Kämpfen bekam man 5 % des Gewinns. Und die mussten auch noch hintereinander liegen.

Nicht viel, aber besser als nichts. Es würde für etwas Brot reich und vielleicht, wenn es besonders gut laufen würde, für Hustensaft.

Eine Glocke läutete und ein Mann, stand auf einem Stuhl. Das war der Ringrichter. Daniel.

Er veranstaltete die Kämpfe auch. Ein Arsch, wenn man mich fragte, aber das war auch egal.

Ich schloss die Augen und versuchte die Kontrolle zu finden.

"Die Kämpfer Evan und Marcus in den Ring!", schrie Daniel.

Langsam öffnete ich die Augen um mir beide anzusehen. Die Chance, das der Sieger aus dem Kampf mein Gegner sein könnte waren gut.

Zwei grobschlächtige Kerle betraten den abgetrennten Bereich und die Menschen versammelten sich um sie.

Das Gröhlen der Männerstimmen halte in meinen Ohren. Es tat so weh.

"KÄMPFT!"

Wieder Daniel.

Ich hätte ihn zu gern das Maul gestopft.

Und dann ging das fröhliche Schlachten los.

Hier war alles erlaubt.

Es gab kein Safeword, keine Schläge, die verboten waren oder sonstiges. Nur Waffen waren Tabu, dennoch hatte ich schon miterlebt, wie hier Leute totgeprügelt worden waren.

Wer hier mitmachte war entweder arm und brauchte das Geld (so wie ich), oder aber liebte den Kitzel einfach Leute, ohne Hemmungen, zu schlagen oder geschlagen zu werden.

Na ja, solche sollte es wohl auch geben.

Ich kramte aus meiner alten Jacke zwei Verbände und wickelte sie mir über die Fingerknochen. Sie waren schon gelblich und blutig, aber sie leisten noch einen guten Dienst. Im Hintergrund hörte ich den Schrei eines Mannes, etwas brach, wohl der Arm oder die Hand. So genau hörte ich nicht hin, als ich die Verbände fest zog und verknotete.

"Jacob und Karl!"

Ja, ich hasste Daniel, jedes mal wenn sein wulstigen Lippen meinen Namen so misshandelten.

Langsam sah ich auf und kam zum Ring. Viele belächelten mich, das kannte ich schon. Sollten sie nur und Karl lachte wohl am meisten.

Gut für mich, schlecht für ihn.

Er war etwa 1,70 Meter groß und dick, sehr dick.

Masse statt Klasse.

"Na du Würstchen? Ich verspeise ich zum Frühstücke!", gröhlte er.

Ich musterte ihn.

Er stütze sich auf den rechten Fuß ab, der Linke schien nicht so kräftig.

Gut.

Ein Kampf wurde nicht nur von der Schlagkraft des Gegners bestimmt, sonder auch von der Taktik und ob man Schwachstelle sah bei seinem Gegner und ich hatte gerade eine gefunden.

Mein Gedanken wurden jäh von dem "KÄMPFT" unterbrochen.

Karl griff nach mir, aber ich entkam, indem ich einfach zwischen seinen Beinen durchrutschte.

So weit so gut.

Eilig packte ich im Schwung das Bein des Anderen und riss ihn um.

Der Dickmann machte einen Bauchklatscher vom feinsten. Ich sprang ihm auf dem Rücken und setzte drei Schläge nach

Voll in die Fresse!

Blut spritze und ich spürte es an der Wange.

Dann sprang ich zurück auf den Boden

Schwankend erhob sich der Kerl erneut und wischte sich das Blut ab.

"DU MADE!", schrie er und stampfte auf mich zu.

Perfekt!

Ich nahm reißaus, doch nur bis zur Absperrung, dort machte ich zwei Schritte hoch und sprang in die Luft, drehte mich und schlug mit voller Wucht erneut in seine fette Fresse.

Dann war es vorbei.

Der Kerl ging zu Boden und blieb liegen.

"JACOB GEWINNT!"

Ohne zu Lügen konnte ich nicht sagen, dass es mir nicht gefallen würde diese Worte zu hören.

Damit kletterte ich aus dem Ring und einige der Zuschauer wichen zur Seite.

Das tat schon gut...

Etwas entfernt, aber noch in Hörweite, lies ich mich auf ein Fass fallen und wischte mir das Blut aus dem Gesicht.

"Einen hab ich...zwei fehlen noch."

Ich konnten nur hoffe, dass der Rest auch so einfach werden würde, aber meistens war es nicht der Fall. Die erste Runde war kein Problem, doch ab der Zweiten trennte sich die Spreu vom Weizen. Es wurden härter und die Kämpfe brutaler...

Ich senkte den Kopf, atmete ruhiger. Ich musste meine Fassung wieder finden. Mein Blut pulsierte in meinen Adern. Ich war unter Adrenalin.

Plötzlich war da ein Stofftaschentuch in meiner Sicht. Langsam sah ich auf.

"Was?"

"Das war ein guter Kampf Junge."

Ich blickte in das Gesichts des Mannes im weißem Anzug, mit der roten Anstecknadel. War das ein Kreuz?

Etwa ein pädophiler Pfaffe?

Ne, die Kreuze sahen anderes aus...glaube ich..

"Ja und?", fragte ich wenig begeistert.

"Na ja. Ich hätte da ein Angebot..."

"Sorry, aber ne alter Sack!"

Ich sprang von dem Fass und rempelte ihn ungeniert an.

Sicher so ein Deal würde vielleicht gut laufen, aber die Welt war Scheiße und ich glaube nicht an einem weißem Ritter der mich plötzlich hier aus der Scheiße holen würde. Außerdem dachte ich an Evie. Wenn ich nicht mehr zurückkommen würde, wer würde sich dann um sie kümmern? Ich musste Geld besorgen, klar, aber nicht unter Einsatz meines Lebens, auch wenn das hier schon fast an der Grenze dazu war.

Ich ging zum Ausgang und lächelte in mich hinein.

Der Kerl war wohl doch so etwas wie mein Retter.

Auf der Straße machte ich einen Schlenker und stellte mich unter ein Vordach.

Langsam zog meine Hand die Geldbörse des "Ritters" hervor, die ich ihm beim Anrempeln entwendet hatte.

Meine Augen weiteten sich, als ich durch die Scheine sah. Das würde für die Medizin und essen reichen.

"Danke für die edle Spende", lachte ich und ging heim.

Zurück zu meinem wahren Schatz, meinem Schwesterlein.

Das Syndikat (Teil II) (Evies Sicht)

Etwas stimmte nicht.

Mein Bruder verheimlichte etwas vor mir.

Ich hatte noch keine Beweise aber der nagende Verdacht war da und das reichte um mir den Schlaf zu rauben.

Langsam drehte ich mich um und sah in das schlafende Gesicht des Beschuldigten.

Der schnarchte im Traumland.

Unsicher robbte ich zu ihm heran und kuschelte mich an ihm.

Automatisch legte er seinen Arm um mich.

Das war süß. Egal wie tief er schlief DAS machte er immer.

Und es hatte den gewünschten Effekt ich konnte einschlafen.

Der Morgen kam und das alltägliche Ritual fing an.

Ich wachte auf, dann würde ich aufstehen und Jacob würde wenige Momente später folgen.

So wie jeden Morgen. Also hievte ich mich aus dem Bett und sah zu Jacob.

Der rollte sich noch einmal herum und nuschelte etwas.

Mein kleiner Bruder halt.

Ich streckte mich und ging in die Küche.

Auch hier war es wie jeden Morgen.

"Guten Morgen Miss Frye", begrüßte mich unser Mentor.

"Guten Morgen Mister Green."

"Haben Sie gut geschlafen?"

Ich zögerte, das lies Mister Green aufschauen.

"Miss Frye?"

Er kam zu mir und nahm meine Hände.

So wie mein Bruder mochte ich Mister Greens Geruch.

Er roch so fremdartig und doch mittlerweile vertraut.

"Na ja...ich mach mir sorgen um Jacob."

"Warum?"

"Das weiß ich nicht ich habe ein komisches Gefühle...Er treibt sich ja immer auf der Straße rum, das kenne ich ja von ihm, aber es ist anderes seit ein paar Wochen."

Der Mann nickte.

"Wenn du möchtest könnte ich mit ihm reden."

"Nein...es ist ja nur so ein Gefühl..."

Wir wurden unterbrochen als wir Jacobs Schritte hörte.

"Morgen!"

"Guten Morgen Jacob", grüßte ihn der Mentor, sicher um keinen Verdacht zu wecken. Dafür war ich sehr dankbar.

"Setzt euch, Essen ist gleich fertig."

Das taten wir dann auch.

Ich musterte Jacob, doch es war alles normal.

Er aß und trank. Er machte seine Scherze mit Mister Green und war so wie immer.

Warum also mein schlechtes Gefühl?

Das Gefühl, dass Jacob in Schwierigkeiten steckte.

Aber es war nicht dieses Kribbeln...nein es war stärker.

Jacob steckte eigentlich ständig in Schwierigkeiten, aber das Gefühl war diesmal anderes.

Ganz anderes.

Mister Green schien meine Sorge zu verstehen.

Er war sowieso sehr besorgt um uns.

Nach dem Essen hatten wir wieder Unterricht und auch hier war Jacob, wie immer, gelangweilt.

Alles war normal, aber dennoch konnte ich das Gefühl nicht abschütteln.

Selbst als der Tag vorbei war und ich wieder bei ihm lag und ich ihn betrachtete, wie er schlief, neben mir atmete und mich im Arm hielt...

Etwas stimmte nicht.

Und ich sollte recht behalten.

Als ich in dieser Nacht erwacht, weil der Regen so heftig an die Scheibe klatschte, dass ich hochschreckte.

Ich lauschte und hörte wie leise die Haustür zugezogen wurde.

Augenblicklich sah ich mich um, ich war alleine.

Jacob!, dachte ich nur, eh ich zum Fenster rannte.

Noch sah ich niemanden. Eilig zog ich mich an und dann sah ich wie der Schatten meines Zwillings in die Gasse verschwand.

So nicht!

Ich eilte hinter her.

Wo wollte er mitten in der Nacht hin?

Ein Auftrag war es sicher nicht!

Ich machte mir Sorgen.

War er schon wieder in den Teufelskreis der Ringkämpfe drin?

Es war nicht notwendig. Wir hatte doch genug Geld!

Ich wollte ihn den Kopf waschen!

Unbemerkt gelang es mir ihm zu folgen.

Schleichen war halt meine Spezialität.

Bald darauf sah ich ein altes Gebäude, doch das war keine Halle in der die Kämpfe stand fanden.

Nein...das war was anderes.

Einen Moment wartete ich, eh ich ihm folgte.

Durch eine zerbrochenes Fenster gelangte ich ins Innere der Halle.

Das Licht flackerte. Die Halle war feucht und es tropfte von der Decke. Ein Geruch von Schimmel und anderem, was ich gar nicht wissen wollte, lag in der Luft und tränkte sie. Ich kletterte auf den Verstrebungen unter dem Dach.

Hier und da standen Leute mit grünen Manschetten dort.

Sie redeten. Doch meine Augen suchten Jacob. Er lief geradewegs in einen kleinen Raum und drei "Schränke", so würde sie mein Bruder beschreiben, schoben sich vor die Tür.

Oh Jacob..., dachte ich mir nur, wo steckst du schon wieder drinnen?

Erneut sah ich mich um. Ich brauchte ein Plan. Aber es war schwer, weil ich nicht wusste wie viele hier waren.

Auch hatte ich nur meine Fäuste und die versteckte Klinge.

In der Eile hatte ich natürlich nicht alles ergreifen können.

Plötzlich knallte ein Schuss und streifte meinen Arm. Eindeutig zu lange überlegt.

Ich sah mich um.

"Stehen blieben!", schrie schon eine Stimme und das konnte er haben.

Elegant sprang ich von den Stahlträger und riss schon mal zwei um.

Sie waren keine Feinde, also Unschuldig, die ich nicht töten durfte.

Zwei Weitere kamen auf mich zu und wollten mich schnappen, ich wich aus und trat den einen ins Gesicht. Der Andere zückte eine Waffe.

Schleunigst zischte ich nach unten und schlug ihn die Waffe aus der Hand, eh ich hin ihm den Bauch boxte.

"Boss! Probleme!", schrie einer und ich hörte noch mehr kommen.

Plötzlich griff mich Jemand von hinten, ihn konnte ich abschütteln, indem ich ihn gegen die Wand drängt, doch dann war da eine Faust.

Der konnte ich nicht ausweichen, musste ich auch nicht, den die Faust hielt vor meinem Gesicht inne und ich sah von ihr zu dem Gesicht des Besitzers.

"JACOB!"

"EVIE! Was machst du hier und überhaupt?", er sah sich um zu den am Bodenliegeenden, "was machst'n du mit meine Männern?"

"Deinen was?", wiederhole ich.

"Männern."

"Männern?"

"Ja, die gehören zu uns...Schau doch mal."

Sicher wusste ich was Jacob mit dem "schau mal" meinte und ich "schaute mal".

Tatsächlich die Männer waren blau umrandet. Verbündete.

"Jacob, was soll das ganze?"

Ein weiter Mann betrat die Bildfläche.

"Eine Frau?", sprach er und Jacob lächelte: "Das ist nicht irgendeine Frau, das ist meine Zwillingsschwester, Paul."

Der Mann schien mich zu mustern.

Ich stellte mich gerader hin, als mein Arm sich wieder meldete.

"Ahh..."

Jacob zuckte zusammen.

Das tat er immer wenn ich verletzt war.

Sofort zog er mich zu sich und sah sich die Wunde an.

Es war nicht tiefe, aber sie blutete.

"Paul."

Der Mann nickte und führte mich in den Raum, indem Jacob und er wohl gerade noch waren.

Dort kümmerte sich Jacob erst mal um die Wunde.

Er hatte wohl doch besser aufgepasst als Mister Greeen dachte, denn er versorgte sie so wie er es tun würde.

"Also was läuft hier?"

Ich sah ihn streng an und Jacob kratze sich wieder im Nacken. Dann machte er eine Kopfbewegung, worauf dieser Paul den Raum verließ.

Jetzt waren wieder unter uns.

"Evie, das ist schwer zu erklären."

"Ich liebe schwere Sachen, dass weist du", konterte ich.

"Ja..also hör zu. Die Leute hier, die du vermöbelt hast, gehören einem Syndikat an, das sich Rooks nennt. Paul Fisher, also der Kerl von gerade ist ihr Anführer. Und ich...ich helfe ihnen."

"Wie kam er auf dich?"

"Erinnerst du dich noch an den Vorfall auf der Mission mit dem Adlerauge? Dort hab ich doch 'ne Frau und ihr Kind gerettet vor den Templern, das war sein Familie. Und dann hat er mich gequatscht."

"Ah ha...", ich wirkte nicht sehr überzeugt.

"Evie, die Gruppe hat den selben Feind wie wir und sie sind blau!"

"Ja schon aber..."

"Nichts aber Evie. Du weist das London eine Hochburg der Templer ist. Mit dem Rooks zusammen können wir was erreichen! Menschen Helfen! Menschen die so 'ne scheiße erlebt haben wie wir!"

Ich sah ihm in die Augen und wie immer fühlte ich mich, als ob ich in einem Spiegel schaute.

Und dann passierte es wieder. Ich schwor der Vernunft ab und folgte meinem Herzen.

"Wie kann ich helfen?"

Und Jacob lächelte.

"Danke Evie."

Verrat (Henrys Sicht)

"Wir haben eine neue Mission", lächelte ich und sah durch die Akte mit den Anweisungen.

"Cool und was für eine Mission Henry?"

Es war klar, dass Jacob wieder der Erste war.

Wenn es um körperliche Bewegung und Missionen ging war er immer der Erste außer...

"Aber nichts mit schleichen, oder?"

Es ging ums Schleichen.

Aber diesmal hatte der Junge Glück.

Na ja fast.

"Nein es ist eine undercover Mission."

"Was zur Hölle?"

Miss Frye schaltete sich ein: "Wir arbeiten verdeckt."

"Ach sooooo. So was olles also..."

Er stöhnte.

"Also doch schleichen."

Er klang wahrlich enttäuscht.

"Ihr sollt in dieser Mission das Aushorchen üben, damit eure Sinne geschärft werden", erklärte ich weiter.

Jacob ließ sich tiefer ins Sofa sinken.

Der Junge war wirklich einmalig.

Seine Schwester hingegen nahm die Akte von mir und fing an zu lesen.

Jacob aber ließ sich noch mehr in die Kissen sinken und legte sich sogar eins auf das Gesicht.

"Weck mich wenn du fertig bist Evie."

Ja, die Zwillinge. Zwei Parteien so harmonisch vereint.

Denken und Handel.

Obwohl man weder die eine noch die anderen unterschätzen sollte.

Miss Frye konnte auch anderes und stand in Schlagkraft ihrem Bruder in kaum etwas nach. Sie ging die Sache nur taktischer an.

Genauso wenige war Jacob der Typ, der wie ein Stier nur drauf los trampelte.

Er konnte durchaus Pläne schmieden, wenn er wollte, aber meistens war doch seine Faust schneller als sein Verstand.

Frei nach dem Motto: "Erst schlagen dann fragen."

Mein Blick ging zurück zu Miss Frye.

"Es ist ein Vernissage", stellte sie fest.

"Wer is im Arsch?", fragte sogleich ihr Bruder.

"Nicht "Wer is im Arsch", sonder Vernissage. Unter Vernissage, das kommt aus dem französischen von "vernis" oder "Firnis", versteht man heutzutage die Eröffnung einer Kunstausstellung. Also Bilder zum anschauen."

"Oh diese scheiß "Franzen"! Schrecklich! Überall müssen die ihre Sprache reinhauen...Und Evie ich weiß was 'ne Kunstausstellung ist. Stell mich nicht als blöde hin."

Das Jacob so herum maulte, war fast schon süß. Wie ein kleiner Welpe der den großen Vater anknurrte.

Ich seufzte und sofort hatte ich seine Aufmerksamkeit.

"Henryyyyy du seufzt schon wieder."

"Ich weiß. Aber so bekommt man dein Gehör am schnellsten."

"Gar nicht war!", protestierte er und wurde doch arg rot um die Wange.

Okay, das war auch süß...

Welpe halt.

"Wie dem auch sei", fing ich erneut an, "Wir werden getarnt als Kunstliebhaber dort hingegen und zwei Zielpersonen finden und-..."

Jacob sprang dazwischen.

"Töten?"

"Nein", sagte ich sodann, "abhören."

Er stöhnte ausgelassen.

"Wie langweilig..."

"Aber wichtig für eure Ausbildung."

Ich sah wie Jacob mich nachäffte, aber das kannte ich schon.

Der Junge hatte einfach zu viel Energie.

Ich seufzte, schon wieder.

"Wir brechen um 18 Uhr auf."
 

Und so war es auch.

Für den "Job" hatte ich ein Auto "geliehen".

Wenn es brenzlig werden würde, wäre ein Fluchtweg unbedingt notwendig.

Der Plan war so wie so das, was man hierbei unbedingt einhalten müsste.

Ich sah auf die Uhr und dann zur unserem Haus.

Jacob hatte sich in seinen Anzug gequält, aber in gegen seiner Meinung stand er ihm auch sehr gut, nur die Krawatte...

Erneut ein seufzen von mir und ich kam noch mal zu ihm hin und richtete das Stück Stoff.

Augenblicklich wurde der Kleine rot.

"Hey, Henry lass das! Zuppel nicht an mir rum! Das nervt! Und wo bleibt eigentlich Evie? Wir komme noch zu spät!"

"Ich weiß...", sprach ich und sah mich um, als ein Engel die Treppe zum Haus runter kam.

Auch Jacob verschlug es die Sprache, und das kam nicht alle Tage vor.

Jacob hatte einen schwarzen Anzug mit grüner Weste an, ich einen in weiß, aber Miss Frye sah in ihrem Meerjungfrauenkleid in schwarz mit der roter Schnürung am Rücken, einfach aus wie der junge Morgen.

"Tut mir leid, Mister Green, aber ich hab das Kleid nicht so schnell an bekommen.

"Kein Problem Miss Frye...", sagte ich ganz automatisch, als mich Jacob in die Seite boxte.

"Starrt du etwa meine Schwester an?"

"Tust du doch auch."

"KLAPPE! Ich darf das auch!"

Ja, ja der alte Spruch: "Ich darf das, weil..."

Bald hatte ich mich wieder zusammen und wir fuhren zu Veranstaltung.

Die Vernissage fand in einer umgebauten alten Halle mit Glasdach statt.

Als wir darauf zu gingen, sah ich mich nochmal zu den Zwillingen um.

"Konzentriert euch", mahnte ich sie erneut an, "vor allem du Jacob."

Doch der sah gerade dem nächsten schönen Gesicht oder Hintern nach...

Ich seufze und Miss Frye gab ihn einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Danke Miss Frye."

Doch dann gingen wir rein.

Die Halle war schön hell, dünne Wände teilen sie in eine Art Labyrinth auf. An ihnen hingen die Bilder.

Kabel liefen von der Decke zu den Lampen.

Langsam schloss ich die Augen und sah mich mit dem Adleraugen um.

Rot, soweit das Auge reichte. Wo hatte uns Edward nur rein geschickt?

Miss Frye zuckte zusammen und Jacob lächelte.

Ich wusste, dass sie es auch sahen.

Langsam schoben wir uns an einigen Bilder vorbei und heuchelten Interesse.

Meine Hand stieß kurz beide an.

Das war das Signal, dass sie ihre Zielpersonen finden und belauschen sollte.

Meine Augen sahen zu einen abstrakten Bild aus roter und weißer Farbe.

Ich mochte so etwas nicht. Die Indischen Symbole wie das Om-Zeichen , welches für göttliche Energie, Transzendenz oder Absoluter Existenz stand oder die Yantras hatten für mich schon immer ihren eigenen Charme.

Das spiegelte sich auch schon auf meiner Assassinenuniform wieder.

Doch ich schweifte ab.

Mein Blick suchte zuerst Miss Frye.

Schnell fand ich sie danke des "Sinnes".

Sie stand mit dem Rücken zu ihrem "Opfer" und belauschte es so.

Bei dieser Menschenansammlung eine gute Taktik.

Sehr gut, dachte ich.

Wie immer war sie geschickt und besonnen.

Nun zu ihrem Bruder.

Und mir fiel fast alles aus dem Gesicht.

Jacob stand am Buffet und tat sich genüsslich daran.

Ich wollte einschreiten, als ich aber dessen Zielperson direkte daneben sah, war mit alle klar.

Erneut seufzte ich.

Dieser Junge halt.

Aber was wollte man machen?

Ich lies mich ein wenig treiben von den Strom der Menschen. Immerhin sollte keiner Verdacht schöpfen.

Die feine Musik der kleinen Band verstummte und dann wurde eine Fläche geräumt.

Tanzmusik erklang.

Nicht gut...

Mein Blick wich zu den Zwillingen.

Die Mission war wohl erfolgreich denn beide trafen sich wenige Meter von mit entfernt.

Ich sollte mich auch auf den Weg machen.

Doch ich konnte nicht.

Etwas tropfte auf meine Hand. Ich sah hinunter.

Blut.

Ein beklemmendes Gefühl war da an meine Hals.

Ich hob die Hand und spürte das warme Blut aus meiner Halsschlagader strömen, sowie die kalte Klinge, die meine Haut verließ. Und die Weichheit der Feder. Ich hatte mir es schmerzhafter vorstellt, doch da war kein Schmerz.

Ein Assassine...einer von uns.

Mein Blick, floh zu den Zwillinge.

Und sie sahen mich. Das letzte was ich erblickte, war wie Jacob losstürmte. Natürlich war es Jacob, wie immer.

Dann war alles nur noch schwarz.

Meine Gedanke wurden still und ich hoffte, dass die Zwillinge bis zum Wagen kommen würden.

In Sicherheit.

Es tut mir leid meine beiden Kätzchen.

Indische Tränen

Der Staub der Straßen legte sich auf Edwards Stiefel, als er durch die schmalen Gassen der indischen Hauptstadt ging.

Er war alleine und das wusste er.

Seine Gruppe war verteilt. Wartete auf Anweisung.

Auf seine Anweisung.

Es war schon merkwürdig, dass sich der Mentor der Britischen Bruderschaft hier in Indien befand. Doch wie hätte er den Hilferuf ignorieren solle den die indischen Brüder ihm sandten.

Warum gerade er, war ihm ein Rätsel. Vielleicht lag es an seiner kalten und brutalen Art und Weise wie er vorging oder aber doch an seinen gefürchteten Fähig- und Fertigkeiten, die ihn in der Bruderschaft und bei den Templern berühmt gemacht hatten. Berühmt und gefürchtet.

Eddie nahm einen Schluck Rum und wandte sich in die Gasse neben sich, eh er die Kapuze aufzog.

Die Hitze störte ihn kaum, nein sie kam ihn bekannt und vertraut vor. Ja, seine geliebte Karibik. Er müsste sie bald mal wieder bereisen, zusammen mit seiner Jackdaw.

Er schnaubte und kletterte an der rauen Hauswand hoch bis zum Dach.

Seine Sicht änderte sich.

Adlerauge.

In der Umgebung war alles ruhig.

Sicher, die Templer trieben sich nicht in den Armenvierteln rum.

Nein.

Dafür waren sie zu fein.

Edward hatte damit keine Probleme und so rannte er los.

Er rannte über Spalten und Gassen, weiter höher und ins Innere der Stadt.

Dann sah er zu dem Hauptquartier der Templer.

Schön prunkvoll.

Sicher, hier in Indien konnten sie es sich erlauben, in England sah das schon anderes aus.

Edward sah auf den Sonnenstand, dann auf die Uhr.

Die ersten Gäste trafen ein.

Doch das Fest war nicht sein Ziel.

Der Großmeister sollte es sein.
 

Langsam und vorsichtig strich er sich über die geschwollene Haut.

Sein Rücken tat weh.

Gestern hatte man ihn ausgepeitscht, weil er nicht gehorcht hatte.

Der Herr hatte ihn ein blaues Augen geschlagen, weil er nicht gehorcht hatte.

Verzweifelt versuchte er es mit Puder und Rusch zu verdecken.

Wenn er nicht schön aussah, dann würden sie ihn wieder schlagen oder sogar töten.

Und das wollte er nicht.

Nein, das wollte er nicht.

Er wusste, dass es falsch war, was der weiße Mann, aus dem fernen Land, mit ihm und den anderen machte und er hasste es.

Er verabscheute es, aber der Mann, der auf ihn achten sollte, weil sein Vater arbeiten musste, hatte ihn hier hin verkauft...Nein das war nicht richtig.

Sein Leben gehört der Näherei, an den er zuerst verkauft wurde und in der er gearbeitete hatte. Und die hatte ihn an die Männer mit den roten Kreuz verkauft.

Und deswegen saß er nun vor dem Spiegel und kämmte sich das Haar.

Es war Schulterlang und schwarz, wie das der meisten Inder.

Er war nicht besonderes. Nein, die Männer mit den Kreuz hatten einfach jeden mitgenommen aus der Näherei...jeden der jung aussah.

Langsam und zitternd legte er die Bürste weg und sah sich an.

Die Blessur war kaum noch zu sehen auf der sonnengeküssten Haut.

Das war gut.

Langsam erhob er sich und ging zum Bett.

Dort da rauf lag der Sari für die heutige Tag.

Er war weiß mit goldenen Stickereien und leicht durchsichtig. Choli und der lange Unterrock waren ebenso gestaltete.

Er war kostbar.

So feine Stoffe hatte er nicht genäht.

Nein. So ein Kleidungsstück hätte er sich nie leisten können.

Dennoch, er war männlich, aber hier musste er Frauenkleider tagen, weil es den Herrn gefiel.

Seinem Besitzer.

Er war ein Sklave.

Das war nicht ungewöhnlich hier. Hier in seiner Heimat.

Langsam zog er das T-Shirt und die Hose aus und schlüpfte in das Gewandt.

Die schlanken Finger griffen nach den großen goldenen Ohrringe und dem Kopfschmuck, der auf der Stirn ruhen sollte.

Goldreifen um schmiegten die Hand- und Fußgelenke.

Ringe die Finger und Ketten die Handrücken.

Langsam legte er den feinen Stoff über sein Haupt.

Von unten hörte er Musik.

Das Fest hatte begonnen.

Schon bald würde sein Herr zu ihm kommen.

Bei diesem Gedanken schlug sein Herz schneller und er musste die Tränen zurückhalten.

Bald würde er wieder kommen...
 

Sir Eugen Croft, seines Zeichens Großmeister des indischen Ordens, Menschen- und Organhändler, Textilmonopol und Politiker.

Ein schmieriger Mann.

Jemand den man nicht gern um sich hatte.

Eddie lehnte an dem runden Dachfenster und sah hinab.

Die ganze Art dieses Kerls lies ihn fast schon speien.

Und ja, solche Menschen war der Grund warum er Assassinen geworden war.

Doch er musste weiter.

Er hatte Informationen über den Kerl. Er trank viel und gern, doch noch mehr liebte er das Spielen auf der horizontalen Ebene und besonderes wenn er schwächere dort unterdrücken und zwingen konnte zu Sachen, die die Opfer nicht machen wollte.

Nach der Feierlichkeit würde er seinen Harem aufsuchen.

Der Assassine wusste sogar wen Croft besuchen würde.

Seine Brüder hatten, herausgefundenen das er sein Lieblingsspielzeug im obersten Stock im großen Zimmer aufbewahrte und das war Edwards Ziel.

Also schlich er weiter, die Gänge entlang und an der Außenfassade hinauf zum Zimmer.

Er sah durch die Scheibe.

Auf den Bett saß eine magere Gestalt in weißer Tracht.

Doch Eddie konnte unmöglich mehr sagen, dazu erkannte er zu wenig durch das bunte Glas.

Langsam hängte er sich an das offene Fenster und wartete.

Es dauerte auch nicht lange.

Pünktlich wie ein Uhrwerk, dachte sich der blonde Brite und blinzelte hinein ins Zimmer.

Croft torkelte etwas, dennoch griff er nach der zierlichen Gestalt und zog sie zu sich.

Er presse seine wulstigen Lippen auf die Zarten des Anderen.

Dann schuppst er die Person auf das Bett und riss ihr den Rock hoch.

Gierig wanderten seine Finger die Beine hinunter.

Die Hände des Opfers vergruben sich ängstlich in die weißen Lacken

Doch die Lippen blieben stumm.

Aus Angst vor der Strafe.

Die dunklen Augen trafen die von Edward und einen Moment fühlte sich Edward so, als würden die Augen ihn um Hilfe anflehen.

Der Assassine konnte nicht länger warten.

Lautlos schwang er sich rein und hinter den Großmeister und schlitze ihn die Kehle auf.

"Rest in Peace", wisperte Eddie und sah zu dem Opfer.

Es zitterte.

Ja, angst.

Langsam kam der Mentor herüber, zog ein Taschentuch hervor und wischte ihm das Blut von der Wange.

"Wie heißt du mein Kleiner?", fragte Edward in der Hoffnung er würde ihn verstehen.

Unsicher sahen ihn wieder diese Augen an doch dann sprach er wirklich.

"H-Henry Green, Sir..."

"So, Henry, möchtest du frei sein?"

Frei? Das Wort klang für Henry so unglaublich unrealistisch.

"Ja...Sir."

"Dann komm mit mir."

Ging das?

Der Jüngere überlegte. Doch was hatte er zu verlieren? Schlimmer als bei den Männer hier konnte es doch nicht sein, oder?

Also nickte er langsam.

"Gut. Ich bin Edward James Kenway, aber du darfst mich Eddie nennen und ich werde nun auf dich aufpassen."



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  SirJacobFrye
2016-09-11T07:10:02+00:00 11.09.2016 09:10
Herrje, wenn man sich überlegt, wann diese Geschichte entstanden ist. Damals kannten wir gerade mal die Namen von den "neuen" Assassinen und konnten nur Ahnen wie sie charakteristisch sein könnten.
Das wir damit doch recht nah dran waren... ^^
Sehr schönes Kapitel! ^^
Von:  SirJacobFrye
2016-09-11T07:08:13+00:00 11.09.2016 09:08
Juhu!!! ^o^
Es ist wieder online. Oh wie ich mich freue wieder darin zu schmöckern. ^^


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