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Die Rose von Ferelden

Die Geschichte der Heldin von Thedas
von

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Die Kinder der Großverzauberin

Für den Rückweg benötigen wir ebenfalls knapp zwei Wochen. Als wir am späten Nachmittag des neunten Tages nach unserem Aufbruch in den Westgraten die Himmelsfeste erreichen, schaffe ich es nicht mal bis zum Ratsraum. Kaum sind wir von den Pferden abgestiegen und haben diesen an Meister Denett und seine Stallburschen übergeben, da schwirrt auch schon Josephine um mich herum: „Inquisitor! Ein Besucher ist für Euch eingetroffen. Er sagte, er hätte auf Euer Geheiß hin eine Untersuchung durchgeführt!“ „Langsam, Josephine. Wo finde ich diesen?“, frage ich sie. „Er erwartet Euch im hinteren Salon“, erklärt sie mir. „Gut, bereitet für morgen früh eine Ratsversammlung vor. Sollte es Angelegenheiten von allerhöchster Dringlichkeit geben, lasst sie auf meine Gemächer bringen“, weise ich sie an, ehe ich mich erst kurz in mein Quartier begebe, um mich frisch zumachen und etwas anderes anzuziehen, und im Anschluss zum hinteren Salon gehe.
 

Als ich diesen betrete sehe ich zunächst niemanden. Es dauert einen Moment, bis ich den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann an einem der Fenster zu meiner Linken ausmache. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich ihn sehe. Schweigend stelle ich mich neben ihn und folge seinem Blick aus dem Fenster über die Gipfel des Frostgebirge. „Ein unglaublicher Ausblick“, ertönt die ruhige, tiefe Stimme neben mir. „Ich hatte Euch nicht so bald erwartet“, erwidere ich. „Ich konnte schneller Ergebnisse erzielen, als ich selbst erwartet hätte. Warum setzen wir uns nicht? Das könnte etwas länger dauern“, erwidert er ruhig. „Natürlich, Aeron“, stimme ich seinem Vorschlag zu. Gemeinsam setzen wir uns auf die Sessel im Salon nahe des Kamins.
 

„Nun gut, was ich herausgefunden habe, wird Euch wohl schockieren“, beginnt der Elf. „Im Himmel war ein Loch, das Oberhaupt der Kirche wurde ermordet, überall werden Risse ins Nichts gesichtet, ein scheinbar wahnsinnig gewordener Magister aus einer längst vergangenen Zeit möchte Gott werden, ein Magier hat mich durch die Zeit geschickt und auf meiner Hand befindet sich ein unerklärbares Mal. Ich habe in den letzten Monaten so viele Dinge gesehen, Aeron, da wird es Euch schwerfallen, mich ernsthaft zu schockieren“, meine Lippen verziehen sich zu einem amüsierten Schmunzeln.
 

„Nun... da werdet Ihr wohl zweifelsfrei recht haben. Wie von Euch gebeten, habe ich mich genauer über Corypheus informiert. Dabei stieß ich in den Archiven in Weisshaupt auf etwas, was ich so nicht für möglich gehalten habe. Bei ihm scheint es sich tatsächlich um einen der Magister aus der alten Zeit zu handeln, die – der Legende zufolge – damals die Goldene Stadt Eures Erbauers betreten haben. Vor mehr als zwanzig Jahren hielt er – oder, besser gesagt eine Kreatur, deren Beschreibung perfekt auf ihn passt – ein Ritual ab, bei dem er mithilfe einer seltsamen Kugel eine sehr starke Magie beschwor. Da diese Kreatur der Dunklen Brut entspringt, hatten es sich die Wächter zur Aufgabe gemacht, diese von seinem Vorhaben abzuhalten und zu töten. Daher wurden einige der stärksten Magier der Wächter ausgesandt, um diese Aufgabe zu erfüllen. Doch Corypheus war gerissen und schaffte es, sie in eine Falle zu locken und ihren Willen mittels eines Zaubers zu kontrollieren. Scheinbar brauchte er Blut für sein Ritual und dazu wollte er die Grauen Wächter benutzen. Eine der Wächter jedoch, eine Elfenmagier namens Fiona, konnte sich seiner Kontrolle entziehen und sein Ritual stören. Die starke Magie, welche Corypheus beschworen hatte, schoss unkontrolliert durch die Gegend, bevor sie auf die Elfenmagierin traf und in ihr verschwand. Fiona gelang es währenddessen, ihre Kollegen von dem Kontrollzauber zu befreien und gemeinsam versetzen sie Corypheus in einen tiefen Schlaf. Den Berichten nach konnten sie ihn nicht töten. Danach wurde er in ein altes Wächtergefängnis in den Freien Marschen gesperrt und mittels Blutmagie versiegelt, damit seine Magie für die Welt keine Gefahr mehr darstellte“, Aeron unterbricht seine Erzählung. „Stimmt etwas nicht?“, frage ich nach. „Das kommt darauf an, wie man es sieht. Die Elfenmagierin Fiona war zu dem Zeitpunkt, wo sie gegen Corypheus kämpfte nämlich im zweiten Monat schwanger. Man machte sich Sorgen um ihre Gesundheit, nachdem diese starke Magie in ihr verschwunden war. Dabei stellte man fest, dass sie ein Kind unter ihrem Herz trug. Wie ihr wisst, ist es ausgesprochen selten, dass Graue Wächter Kinder bekommen. Aber ich schweife ab. Sowohl sie, als auch ihr ungeborenes Kind hatten durch die Magie keinen Schaden davongetragen. Aus Sicherheitsgründen jedoch wurde sie danach die gesamte Schwangerschaft über überwacht. Gut acht Monate später brachte Fiona dann ein Mädchen zur Welt. Bei diesem konnten die Heiler der Grauen Wächter dann die starke Magie wahrnehmen. Reine und mächtige Magie sucht sich eine möglichst reine Seele. Die Seele eines ungeborenen Kindes kommt da ideal. Dennoch konnte man schnell feststellen, dass das Kind selbst keine Befähigung oder aber Begabung zur Magie besaß. Es trug lediglich jene Macht in sich, die Corypheus Monate zuvor beschworen hatte. Um zu verhindern, dass dem Kind etwas geschieht, oder aber diese Macht irgendwie hervorbricht, beschlossen die Grauen Wächter das Kind in ihrem Orden versteckt aufzuziehen. Zwei Monate nach der Geburt ihrer Tochter wurde Fiona dann dem Orden verwiesen, da sie nicht länger als Grauer Wächter arbeiten konnte: Sie trug die Verderbnis nicht mehr in ihrem Blut. Diesen Umstand konnte sich niemand erklären“, fährt er fort. „Allerdings kommt es noch besser: Den Unterlagen zufolge, hatte Fiona bereits als Grauer Wächter ein Kind zur Welt gebracht. Untersuchungen, die daraufhin angestellt wurden, ergaben, dass beide Kinder vom selben Vater stammen. Ich vermute, Ihr könnt Euch bereits denken, worauf es drauf hinausläuft: Der Name ihres ersten Kindes ist Alistair und der ihrer Tochter, nun... Leyla, ihre Tochter, das seit Ihr“, beendet Aeron seinen Bericht.
 

„Wie kann das sein? Alistair und ich sind Menschen“, verwundert sehe ich in seine schwarzen Augen. „Habt Ihr Euch noch nie gefragt, warum sich mein Volk nicht beziehungsweise nur sehr selten mit Mitgliedern Eures Volkes bindet? Die Kinder aus einer Beziehung zwischen Elfen und Menschen sind Menschen. Auf Dauer würde unser Volk aussterben. Daher sind solche Verbindungen verpönt und unüblich“, erklärt er mir. „Zusammengefasst: Die hier anwesende Großverzauberin Fiona hat vor über zwanzig Jahren bereits gegen Corypheus gekämpft und ihn versiegelt. Hawke hat, wenn auch ungewollt, ihn aus seinem Gefängnis befreit und getötet. Da er aber irgendwelche komischen Kräfte hat, rennt er jetzt wieder lebendig hier herum und versucht seinen alten Plan umzusetzen. Und so ganz nebenbei ist die Anführerin der aufständischen Magier auch noch meine Mutter. Habe ich etwas vergessen?“, ich falte meine Hände in meinem Schoß. „Nein, das trifft es ziemlich genau“, der Elf lehnt sich im Sessel zurück. „Großartig!“, seufze ich. „Was habt Ihr jetzt vor, Leyla?“, fragt mich der Wächterkommandant. „Zuerst einmal müssen wir das Problem mit den Grauen Wächtern lösen und verhindern, dass Corypheus seine Dämonenarmee bekommt. Alles weitere sehen wir dann. Ich danke Euch, für Eure Hilfe, mein Freund“, ich erhebe mich und reiche Aeron die Hand. Er tut es mir gleich und drückt sie kurz: „Ihr solltet mit Fiona sprechen. Immerhin ist sie Eure Mutter.“ „Ich... werde darüber nachdenken“, erwidere ich langsam, dann verlasse ich den hinteren Salon.
 

Kurz darauf schreite ich, tief in meine Gedanken versunken, durch die Himmelsfeste. Ich weiß nicht so recht, wie es jetzt weiter vorgehen soll. Ich kann ja schlecht einfach so zu Fiona hingehen und sie fragen, warum sie mir nicht gesagt hat, dass sie meine Mutter ist. Eigentlich darf das gar nicht großartig rauskommen. Der König von Ferelden und der Inquisitor von Thedas sind die Kinder der Anführerin der aufständischen Magier. Wie sieht das denn aus? Es würde sowohl Alistair als auch mich vollständig zerstören. Am besten ich gehe jetzt erstmal zurück in meine Gemächer und schlafe eine Nacht darüber. Morgen kann ich ja mit meinen Beratern darüber sprechen. Die drei sind kompetent und absolut vertrauenswürdig, sie wissen bestimmt Rat. Ja, das klingt nach einem guten Plan. Dann donnere ich schwungvoll gegen eine massive Holztür und finde mich nur Sekunden später auf dem Boden wieder. Fluchend reibe ich meine schmerzende Stirn. Hinter der Türe kann ich lautes Gepolter ausmachen. So langsam merke ich, dass es um mich herum ziemlich dunkel und kühl geworden ist. Haben Aeron und ich solange miteinander gesprochen? Dann wird die Türe vor mir aufgerissen und Cullen steht im Türrahmen. Verblüfft sieht er zu mir herunter: „Ich freue mich ja sehr, dich zu sehen und ich weiß, dass ich dich gebeten habe, dich beim nächsten Mal bemerkbar zu machen, das heißt aber alles nicht, dass du deshalb gleich meine Tür eintreten musst.“ Leicht lachend reicht er mir seine Hand, um mir beim Aufstehen behilflich zu sein. Einen verstimmten Laut von mir gebend, lasse ich mich von ihm hochziehen. An meiner Hand zieht er mich erst ins angenehm warme Innere des Turmes und dann, nachdem er die Türe geschlossen hat, in seine Arme. Einen Moment später haucht er einen Kuss auf meine, noch immer schmerzende, Stirn. „Hm... weißt du, ich wollte eigentlich nur zurück auf mein Zimmer vom hinteren Salon aus, aber irgendwie bin ich hier gelandet. Dann war da auf einmal die Tür und den Rest kannst du dir ja denken“, erkläre ich mich. „Du bist ganz schön vom Weg abgekommen, wenn du hier statt in deinem Zimmer vom hinteren Salon aus angekommen bist“, amüsiert mustert er mich aus müden Augen. „Ich... habe etwas erfahren, was mich wohl ziemlich durcheinander gebracht hat. Aber... das hat Zeit. Du siehst müde aus und ich möchte dich nur ungern vom Schlaf abhalten“, erwidere ich sanft. Dann wende ich mich zum gehen.
 

Doch weit komme ich nicht, da Cullen sich meine rechte Hand greift und mich zurück in seine Arme zieht. „Es stimmt zwar, dass ich etwas müde bin, aber ich habe dich einen ganzen Monat nicht gesehen. Wenn du jetzt schon vor mir stehst, lasse ich dich gewiss nicht einfach so wieder gehen“, dann beugt er sich zu mir und versiegelt meine Lippen mit seinen. Es ist ja nicht so, als ob ich es nicht auch wollen würde. Daher erwidere ich seinen liebevollen Kuss, schmiege mich dabei an ihn. „Warum bleibst du nicht heute Nacht hier und erzählst mir morgen früh, was dich so durcheinander bringt, dass du nicht mal mehr zurück zu deinem eigenem Zimmer findest?“, flüstert er mir ins Ohr. „Damit mich Josephine morgen früh verzweifelt sucht, weil sie vor der Ratsversammlung noch einige Dinge mit mir besprechen will?“, frage ich zurück. „Dann wird sie das wohl auf später verschieben müssen“, brummt er. Lächelnd kuschel ich mich in seine Umarmung. Ich würde nur ungern jetzt alleine zurück auf mein Zimmer gehen. Hat Josie eben Pech gehabt. Zur Versammlung komme ich schon pünktlich. Cullen küsst mich erneut – sanft, liebevoll und innig. „Hm... überzeugt“, schnurre ich leise nach unserem Kuss. Ein glückliches Lächeln erscheint auf seinen Lippen, ehe er mich in Richtung Leiter dirigiert. Er deutet mir, an ihr nach oben zu klettern. Ohne zu zögern folge ich seiner Aufforderung. Ich habe mich vom ersten Tag an gefragt, was wohl hier oben liegt.
 

Tatsächlich ist es sein Schlafzimmer, welches sich direkt oberhalb seiner Arbeitsstube befindet. Womit ich aber weniger gerechnet habe, ist die Tatsache, dass das Dach ein Loch hat. Hier oben ist es daher ziemlich zugig. Sonst ist der Raum genau so liebevoll eingerichtet wie sein Arbeitszimmer. „Cullen, warum lässt du das Loch nicht reparieren?“, frage ich ihn. „Wir haben dafür keine Ressourcen und keine Arbeiter, die sich mit derartigen Reparaturen auskennen“, erklärt er mir. Dann reicht er mir ein schlichtes, weißes Hemd. Schweigend und mit dem Rücken zu ihm ziehe ich meine Kleidung aus und dafür sein Hemd an. Cullen hat sich derweil auch schon umgezogen und auf sein Bett gelegt. Auffordernd hebt er die Decke an. Da es nur in Unterkleidung und seinem Hemd recht kühl ist, krabble ich schnell zu ihm unter diese. Mein Liebster schließt mich in eine wärmende Umarmung. Ich bette meinen Kopf auf seine Brust und lausche dem gleichmäßigen Schlag seines Herzens. „Hier regnet und schneit es dir aber doch rein“, murmle ich. „Das stimmt, aber ich kann auch nachts die Sterne sehen, ohne nach draußen zu gehen“, entgegnet er. „Dafür ist es hier aber auch dementsprechend zugig und kühl“, beharre ich. „Da muss ich dir recht geben“, stimmt er mir zu. „Ich werde mir eine Lösung dafür überlegen“, beschließe ich leise gähnend. Cullen küsst mich auf den Scheitel: „Ich scheine nicht der einzige zu sein, der hier müde ist.“ Eine Antwort erhält er darauf jedoch nichtmehr von mir.



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