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Froschhüpfer

Wie man zu einer Familie kommt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein Bonus-Kapitel für Arianrhod-, die mich bei der Planung so toll unterstützt und mir ganz viele tolle Ideen eingegeben hat! Komplett anzeigen

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Hüpfe noch einmal – und ihr seid komplett

Die einzigen Geschöpfe, die weit genug entwickelt sind, um reine Liebe auszudrücken, sind Hunde und Kleinkinder.

Johnny Depp

Wenn Rogue an einem Freitagnachmittag nach Hause kam, war der Erste, der ihn begrüßte, immer Lector – in der Hoffnung, dass Rogue ihm etwas aus dem Tarte au Stellar mitgebracht hatte. Dicht gefolgt von seiner Schwester, die sich einfach nur freute, ihren Vater zu sehen, und begierig darauf aus war, ihm von den Ereignissen des Tages zu erzählen. Zuletzt kam immer Sting mit funkelnden Augen und diesem Raubtiergang, der Rogue jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut bescherte.

So lief es seit mehr als einem halben Jahr ab, seit sie Vier in der neuen Wohnung lebten, und Rogue konnte wirklich nicht behaupten, dass ihn etwas daran störte. Sie waren ein eingespieltes Team, sie hatten ihre Traditionen, ihre Macken. Eine Familie eben. Weder die rechtskräftige Adoption noch die Heirat hatten etwas daran geändert. Sie hatten lediglich dazu beigetragen, diesen Status quo aufrecht zu erhalten und zu festigen.

Vor einem Jahr hätte Rogue sich nicht träumen lassen, dass sein Leben sich so rasant ändern würde, aber er war von ganzem Herzen glücklich mit seinem Mann und den gemeinsamen Kindern. Er hatte den Job, auf den er immer hin gearbeitet hatte. Seinen Freunden ging es gut – hey, Minerva hat es endlich geschafft, offen zu zugeben, dass sie mit Laxus zusammen war, nachdem sie noch zwei Monate versucht hatte, zu verheimlichen, dass aus ihrer Sexbeziehung mit dem Soldaten mehr geworden war, und Loke hatte Yukino vorletzte Woche einen filmreifen Heiratsantrag gemacht. Seine Familie war wohlauf – seine Cousine Juvia hatte ein gesundes Zwillingspärchen auf die Welt gebracht, sein Cousin Gajeel würde in sieben Monaten ein zweites Mal Vater werden, und soweit Rogue die Zeichen deutete, lief es für seinen Vater mit einer gewissen Ärztin auch gar nicht mal so schlecht.

Soweit es also Rogue betraf, war sein Leben perfekt.

Am heutigen Freitag allerdings wurde Rogue nicht von Lector begrüßt, als er die Wohnungstür aufschloss. Um genau zu sein, wurde er gar nicht begrüßt und das, obwohl er aus dem Wohnzimmer ganz deutlich das Lachen seiner Familie hören konnte. Mit einem verwirrten Stirnrunzeln schlüpfte er aus seinen Schuhen und stellte sie ordentlich auf die Ablage, ehe er zur Wohnzimmertür ging, die aus irgendeinem Grund geschlossen war.

Im Wohnzimmer saß Sting im Schneidersitz auf dem Teppich und beobachtete lachend, wie seine Kinder mit einem… Welpen spielten. Ein kleines, plüschiges Knäuel von grauer Farbe, die zum Bauch und zur Schnauze hin zu Weiß aufhellte, während über die Wirbelsäule ein beinahe schwarzer Strich verlief, und mit braunen Augen. Rogue verstand bei weitem nicht so viel von Hunden wie sein Mann, aber selbst er erkannte, dass der Vierbeiner noch extrem jung war, wahrscheinlich noch nicht einmal in dem Alter, in dem Welpen normalerweise von ihren Müttern entwöhnt wurden.

Mit einem Klopfen am Türrahmen machte Rogue sich bemerkbar. Der Erste, der zu ihm eilte, war der Welpe, während die Kinder und Sting ihn verblüfft anstarrten. Der kleine, pummelige Fellball schlitterte über das Parkett und stolperte über Rogues Füße, ehe er sich auf sein Hinterteil setzte, den neuen Zweibeiner ankläffte – oder es zumindest versuchte, es war vielmehr ein Fiepen – und mit seinem Stummelschwanz auf den Boden klopfte.

„Was machst du denn schon hier?“, fragte Sting überrascht.

„Ich wohne hier?“, schlug Rogue trocken vor. „Auch um diese Uhrzeit.“

Verwirrt blickte Sting auf seine Armbanduhr hinunter, die schon seit einer Woche nicht mehr funktionierte, dann blickte er zur Wanduhr über dem Klavier und seine Lippen bildeten ein großes O. „Tut mir Leid, Rogue, ich habe völlig die Zeit vergessen“, sagte Sting mit einem verlegenen Grinsen und rappelte sich auf.

„Ich weiß auch, wieso“, murmelte Rogue und blickte wieder auf den Welpen hinunter, der ihn erwartungsvoll anstarrte.

Lector und Frosch schienen sich endlich wieder zu erinnern, dass Rogue ihr Vater war. Sie sprangen auf die Beine und eilten zu ihm. Die fröhlichen Rufe der Kinder stachelten den Welpen noch mehr an und er sprang an ihren Beinen hoch und kläffte noch lauter und höher. Ein wenig überfordert ging Rogue in die Hocke, drückte jedes seiner Kinder kurz an sich und erbarmte sich dann, den Welpen hinterm Ohr zu kraulen, der daraufhin vor Freude fast ausflippte.

„Wollt ihr Drei mir vielleicht erklären, woher dieser Hund kommt?“, fragte Rogue und blickte von einem begeisterten Gesicht zum nächsten.

„Gefunden!“, rief Frosch und riss die Arme hoch.

„Wir waren auf dem Heimweg und mussten diese blöde Baustelle am Rathaus umgehen und in einer Seitengasse haben wir eine Transportbox mit der Kleinen hier gefunden“, erklärte Sting.

„Ein Mädchen! Wie Frosch!“, rief Frosch und hüpfte vor Aufregung auf der Stelle.

Rogue wusste ganz genau, dass er in dieser Familie nicht die Hosen anhatte. Wenn Frosch ihn um etwas bat, wurde er nur selten nicht schwach. Frosch zuliebe hatte er sich aller Hänseleien zum Trotz von Minerva das Zöpfeflechten beibringen lassen. Frosch zuliebe tanzte er auf jeder Party. Er war im Grunde Wachs in ihren winzigen Händen. Nicht dass es Sting da anders ginge, der war ihrer gemeinsamen Tochter genauso verfallen. Lector ja auch. Frosch hatte einfach etwas an sich, das sie die Herzen aller im Sturm erobern ließ.

Aber das hier war wirklich fies. Er kam nach Hause und die Familie hatte einen Hund. Er hatte überhaupt keine Chance gehabt, irgendwelche Präventivmaßnahmen einzuleiten und jetzt würde er den Teufel tun, irgendwelche Einwände zu erheben. Es war doch jetzt schon absehbar, dass Frosch den Hund behalten wollte.

„Was ist, wenn sie irgendwelche Krankheitserreger mit sich rumschleppt?“, wandte er dennoch ein und sah vorwurfsvoll zu seinem Mann auf.

„Wir waren schon beim Tierarzt und haben sie durchchecken lassen“, erklärte dieser stolz.

Seufzend richtete Rogue sich wieder auf. Der Welpe fiepte empört und richtete sich auf, die Vorderpfoten an Rogues Schienbein abgestützt. Rogue spürte, wie sein innerer Widerstand dahin schmolz. Das war wie Frosch in Hundegestalt. Echt unfair!

„Wir haben vom Tierarzt ein Notfallkit bekommen. Die Kleine braucht noch Welpenmilch. Das, was wir haben, reicht für das Wochenende“, fuhr Sting fort.

„Pa, sie darf doch bei uns bleiben, richtig?“, fragte Lector und schielte unter seiner Schirmmütze, in die er schon seit einer Weile vernarrt war, flehend zu Rogue auf. „Sie hat doch kein Zuhause.“

Rogue lag die Frage auf der Zunge, ob der Welpe stubenrein war, aber er konnte sich die Antwort schon denken – und wenn er mal ehrlich war, war ihm das auch egal. Streng genommen war Frosch damals auch nicht stubenrein gewesen, aber das war kein Grund gewesen, ihr böse zu sein oder sie gar weniger zu lieben.

„Okay, aber damit das klar ist: Sie darf nicht in die Betten, solange sie nicht stubenrein ist, und keine Hundehaare in meiner Küche!“, erklärte er kategorisch und vermied dabei jeden Blick in Froschs Richtung, damit er gar nicht erst Gefahr lief, sich von ihr zu noch mehr Zugeständnissen erweichen zu lassen. „Sonst kann ich nicht mehr kochen“, fügte er einer Eingebung folgend schnell hinzu.

„Na gut“, beeilte Lector sich zu sagen.

„Spielt noch ein bisschen mit der Kleinen, ich helfe Rogue beim Kochen“, erklärte Sting mit zuckenden Mundwinkeln.

„Wirklich?“, fragte Lector zweifelnd, woraufhin Sting ihn in den Schwitzkasten nahm und seine Haare zauste.

„Soll das etwa eine Beschwerde sein?“

Lector entwand sich aus dem lockeren Griff und hob seine heruntergefallene Mütze wieder hoch, ehe er zu Rogue hoch blickte. „Du passt auf?“

„Als ob ich deinen Vater an meinen Herd lassen würde“, schnaubte Rogue. „Pass’ du hier auf. Lass’ die Kleine nicht aufs Sofa klettern, das ist zu hoch für sie.“

Nachdem auch Lector sich wieder dem Welpen zugewandt hatte, ging Rogue zunächst ins Schlafzimmer, um seine Tasche dort abzuladen. Statt gleich zu Sting in die Küche zu gehen – wahrscheinlich schmollte der jetzt, aber er würde sich schon wieder beruhigen –, klappte Rogue seinen Laptop auf und suchte im Internet heraus, bei welchem Amt man eigentlich einen Hund anmelden musste. Das lag sogar auf seinem Arbeitsweg, stellte er fest.

Als er in die Küche kam, hing sein Mann wie ein gescholtener Bengel auf seinem Stuhl, das Gesicht mit beiden Händen abgestützt. „So schlecht koche ich auch nicht!“

„Bissfeste Nudeln und eine aufgewärmte Bolognese aus der Dose sind kein Kochen“, erwiderte Rogue trocken und öffnete den Kühlschrank, um die benötigten Zutaten für die heutige Mahlzeit heraus zu holen.

„Du kannst ja so grausam sein.“

„Gleichfalls. Du hättest mich ja wenigstens vorwarnen können.“

„Du hast es mir versprochen!“

Verwirrt drehte Rogue sich zu seinem Mann herum. In den letzten Monaten war kein einziges Mal die Sprache auf die Anschaffung eines Hundes gekommen, da war er sich sehr sicher. Sie hatten mit dem Umzug und dem Adoptionsverfahren genug um die Ohren gehabt und ihre Finanzen hatten sich auch noch nicht voll und ganz von den vielen Extraausgaben erholt. Da war an einen Hund gar nicht zu denken gewesen.

„Am ersten Abend als die Kinder hier waren“, half Sting nach, seine Augen funkelten vergnügt. „Du hast gesagt, wenn ich einen ausgesetzten Welpen in einer Kiste finde, darf ich ihn behalten. Und eine Transportbox ist eine Kiste.“

Rogues Kinnlade klappte herunter. Wie kam es, dass sein Mann, der schon seit einer Woche eine nicht funktionierende Armbanduhr trug und der sich nicht einmal seine eigene Handynummer merken konnte – oder wollte –, sich ausgerechnet an so etwas erinnern konnte, was Rogue vor Urzeiten nur so dahin gesagt hatte?

Lachend kam Sting um den Tisch herum und gab Rogue einen Kuss, ehe er ihm die Zutaten abnahm. „Also ist es beschlossene Sache?“

„Als ob mir da überhaupt eine Wahl bliebe“, murmelte der Schwarzhaarige und wandte sich wieder den Schränken zu, um eine ausreichend große Auflaufform heraus zu suchen. „Aber das mit der Küche habe ich ernst gemeint.“

„Habe ich gemerkt, sehr ausgefuchst von dir, mit Arbeitsverweigerung zu drohen, damit hast Lector gleich für deine Zwecke rekrutiert“, gluckste Sting und begann damit, die Kartoffeln zu schälen.

„Der Zweck heiligt die Mittel.“

„Das ist mein Spruch.“

Im einvernehmlichen Schweigen bereitete sie das Essen zu und lauschten dabei dem fröhlichen Kindergelächter im Nachbarzimmer, das vom Fiepen des Welpen begleitet wurde. Ganz unbewusst musste Rogue dabei lächeln.

Während der Auflauf im Herd stand, ging Sting mit dem neuen Familienmitglied für eine kurze Runde nach draußen und die Kinder gesellten sich zu Rogue in die Küche, der seinen Laptop geholt hatte und sich eine Liste anlegte, worum sie sich alles kümmern mussten. Sie brauchten eine Hundehaftpflichtversicherung, sie mussten Hundesteuer bezahlen, sie mussten sich um die Impfungen und Wurmkuren kümmern, sie mussten den Vermieter informieren und dann auch noch all die Anschaffungen. Gut, das meiste konnten sie sicherlich auch erst einmal von Weißlogia kriegen und zur Hundeschule mussten sie auch nicht, immerhin war Sting der Sohn eines Hundetrainers.

Um sicher zu gehen, dass es kein Hund war, für den es Sonderauflagen gab, suchte Rogue eine Weile herum, bis er schließlich heraus fand, dass es sich bei der kleinen Hündin um einen Pergrande Malamute handelte, eine sehr robuste Rasse, die früher als Schlittenhund verwendet worden war und in Pergrande auch heute noch dafür im Einsatz war. Laut den Informationen, die Rogue fand, waren Malamute die perfekten Familienhunde, treu und anhänglich und sehr verspielt. Na, wenn das mal nicht passte.

Da er an seinem Grundsatz, dass der Hund nicht in die Küche durfte, festhalten, aber auch nicht so grausam sein wollte, das Tierchen komplett alleine zu lassen, ließ Rogue sich erweichen, dass sie im Wohnzimmer aßen. Dank Stings Ermahnung, dass die kleine Hündin krank werden könnte, wenn die Kinder ihr etwas von ihren Tellern fütterten, war auch für die Hygiene gesorgt. Nachdem der Welpe ein paar Minuten um den Tisch herum getrottet war, rollte er sich auf der Decke ein, die Sting für ihn ausgebreitet hatte, und ließ schon nach kurzer Zeit ein beeindruckendes Schnarchen hören, das Lector in sein Essen schnauben ließ.

„Habt ihr eigentlich schon einen Namen für die Kleine?“, fragte Rogue, als er schließlich die Teller zusammen stellte, nachdem sowohl Sting als auch Lector noch Nachschlag genommen hatten.

„Ich habe einen“, erklärte Sting im Brustton der Überzeugung. „Wir nennen sie Minerva!“

„Minnie!“, rief Frosch glücklich, was den Welpen müde den Kopf heben ließ.

Rogue fasste sich an die Stirn und unterdrückte ein Stöhnen. Frosch und Lector mochten die Hündin Minnie nennen, aber der Schwarzhaarige wusste jetzt schon, dass sein Mann nicht davon abzubringen war, das Tier nach ihrer gemeinsamen Freundin zu benennen. Ob er jemals damit aufhören würde, Minerva zu ärgern?

Seufzend stützte Rogue sein Kinn mit einer Hand ab und beobachtete, wie Sting und die Kinder unter vielen Späßen den Tisch abräumten. Ob verheiratet und Vater oder nicht, gewisse Dinge an Sting würden sich wohl nie ändern.

Aber das war auch gut so.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Puppy! *~*
Hach, es hat wirklich Spaß gemacht, die kleinen Szenen mit Minnie zu schreiben X////D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Arianrhod-
2017-01-21T19:12:05+00:00 21.01.2017 20:12
OMG, ich hab die ganze Zeit vor mich hingekichert. Das Kapitel hat echt Spaß gemacht, nicht nur wegen dem Inhalt, sondern auch wegen der Art wie du es geschrieben hast, die Formulierungen und so. ❤ Zum Beispiel der kleine Abschnitt über Frosch oder 'Wie kam es, dass sein Mann, der schon seit einer Woche eine nicht funktionierende Armbanduhr trug und der sich nicht einmal seine eigene Handynummer merken konnte[...]' Und die Seitenhiebe gegen Stings nicht vorhandene Kochkünste. XDD

Minnie ist natürlich arg süß, kein Wunder, dass Sting nicht an ihr vorbeigehen wollte und die Kinder hin und weg von ihr sind. ❤ Kann ich seeeehr gut verstehen. X3
Dass Sting sich noch an Rogues dahingeworfene Worte von vor x Monaten erinnern kann, wundert mich gar nicht. Immerhin geht es um etwas, das ihn interessiert, solche Dinge merkt man sich halt. Und damit hat Rogue sich auch sich auch selbst eine Falle gestellt, da kommt er jetzt nicht mehr raus. Nicht, dass er das wirklich wollen würde. XD" Wenigstens hält er den Hund aus seiner Küche raus. Geschickter Schachzug, dafür gleich Lector zu rekrutieren.

> Soweit es also Rogue betraf, war sein Leben perfekt.
Ist natürlich fieses Foreshadowing. >__> Wenn ich daran denke, was die noch alles erwartet... >.<

Gruß
Arian
PS. Ups, ich hab grad gesehen, dass ich ein Kapitel übersprungen habe... Ich hab mich schon gewundert. XD"


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