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Du bist ich und ich bin du

nach einer wahren Geschichte
von

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Aijnomeain - 5

Noch eine Nacht…. Immer wieder echote seine Stimme in meinem Kopf. Mir war so klar, was er vor hatte. Er hatte Atemus Blick genauso klar gesehen, wie ich. Er war verliebt. Valonis würde mich quälen, um ihn zu zerbrechen.

Die Erkenntnis lähmte mich. Mein Herz schmerzte so sehr. Alles ging so schnell.

Erst als ein kleiner dicklicher Mann auf Atemu einredete, kam ich wieder etwas zu mir. Wohl mit einem sehr verwirrten Gesichtsausdruck schaute ich ihn an, denn er wirkte ganz konstatiert.

„Nicht jetzt, Meister Muran. Wir sind beide sehr erschöpft und werden uns zurückziehen. Ich will nur noch einen Diener mit einer großen Obstplatte sehen und ansonsten niemanden mehr.“

Immer wieder nickend und bejahend, verschwand der Mann. Mithilfe der Luft stieß Atemu alle Türen auf und schloss sie wieder hinter uns. Sanft legte er mich auf dem Bett ab, beugte sich über mich. Deutlich spürte ich, dass er mich küssen wollte. „Atemu, hör mir zu.“ Er legte mir einen Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. Drückte mein Kinn wieder sanft zu sich, als ich mich abwenden wollte. „Nein, Atemu. Bitte.“

„Willst du es nicht?“, fragte er fast traurig.

„Darum geht es hierbei nicht, Atemu.“

„Es geht sehr wohl darum. Ich verstehe nun so einiges.“

„Du glaubst zu verstehen.“

„Oh nein. Du bist Aijnomeain-Hathor. Du und deine zwei Zwillingsschwestern ward euer Leben lang trainiert worden, um an eurem dreizehnten Geburtstag gegeneinander zu kämpfen. Eine gewann atemberaubend, wie man sich erzählte, doch sie beleidigte das Königspaar und verschwand. Als Jono dich als seine Schwester vorstellte, verriet er mehr über euch beide, als ihm lieb war.“ Sanft streichelte er meinen Hals, setzte sich nun auf die Bettkante, stützte sich mit einem Arm auf dem Bett ab. Ich rutschte etwas hoch, so waren wir auf Augenhöhe und noch immer war sein Arm schützend vor meinem Körper. Er erklärte weiter: „Somit ist Jono der wahre Thronerbe von Oberägypten. Das gibt mir wenigstens in der Hinsicht einen kleinen Vorteil. Es gibt Gerüchte, dass ein Anschlag auf das königliche Haus von Oberägypten geplant ist. Wenn also Elena und Raphael sterben sollten, würde Jono die Chance haben sich als wahrer Thronerbe zu zeigen.“ Gebannt lauschte ich seinen Worten, doch erschrak ich. So kühl und berechnend hatte ich ihn nicht eingeschätzt. In seinen Sprechpausen wirkte der Zauber nur noch drückender, der auf uns lastete, damit niemand lauschte.

„Doch vor etwa drei Jahren gab es Gerüchte, dass die verschollene Tochter heiraten würde. Einen Provinzialprinzen. Jono hatte sich so sehr dafür interessiert, dass ich es nicht vergaß. Auf der Straße hörte ich mich um, doch nur die Handelskarawanen erzählten davon, dass man an manchen Abenden, wenn der Wind in eine bestimmte Richtung wehte, man die Schreie der jungen Frau hören konnte, die hinter den Mauern festgehalten wurde.“ Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Man hatte mich tatsächlich schreien hören. „Warum ist dann nie jemand gekommen, um mir zu helfen?“ Tiefe Resignation breitete sich in mir aus. Tiefe Traurigkeit umfing mein Herz.

„Sie hatten furchtbare Angst vor ihm. Und noch größere Angst hatte man vor seinem ersten Sohn, der ja etwas älter ist, als ich es bin. Somit kann er gar nicht dein Sohn sein. Er ist aus der ersten Ehe von diesem Provinzkönig.“

Bestätigend nickte ich den Kopf. „Bakura.“

„Als Jono dich als seine Schwester vorstellte, hatte ich eine Ahnung. Doch hatte ich keine Bestätigung. Als du mir vorhin erzähltest, dass du von dem Herrscher von Kul’elna geschickt wurdest, fügte es sich immer mehr ineinander, jedoch blieben für mich drei Fragen. Erstens, warum hattest du mich nicht bereits vergangene Nacht ermordet. Zweitens, warum bist du überhaupt bereit es zu tun und wieso kann er dich so einfach fortschicken. Wie kann er sich so sicher sein, dass du zurück kommst? Und zu guter Letzt, warum er mich töten will.

Zu der zweiten Frage kenne ich nun die Antwort. Du tust es für deinen Sohn. Er ist sich sicher, dass du für dein Kind zurückkehrst. Aber warum hast du mich nicht schon längst getötet und bist fort gegangen?“

Müde schloss ich die Augen. Von den Tränen brannten sie mir so sehr. „Du weißt das alles und schickst mich trotzdem nicht fort. Warum?“

„Keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten.“

„Es ist aber auf beides die gleiche Antwort.“

„Aijnomeain…“, begann er, doch wurde die Tür aufgerissen.

„ATEMU!!!“, fiepte eine aufgeregte Stimme. Das schwarzhaarige Mädchen rannte auf uns zu, stürzte sich in Atemus Arme. „Vail“, brachte er erstickt raus, „Was tust du hier?“

„Sani meinte, dass du hier seist. Schick doch deine Hure fort, dann können wir beide uns unterhalten.“

„Vail!“, erhob er seine Stimme mahnend, doch ich spürte, wenn ich störte. Sofort stand ich, um zu gehen. Die kleine Frau namens Vail schmiegte sich an ihn und schaute mich mit eifersüchtig funkelnden Augen an. Als ich mich abwandte, schmiss er sie von sich runter und kam mir nach. „Nein, warte! So will ich das nicht!“

„Atemu, hör mir zu. Es ist ja alles wahr, was du dir zusammengereimt hast, doch macht es das nicht besser. Ich werde gehen und du brauchst keine Angst zu haben, dass ich zurückkehre. Ich habe mich einfach dumm angestellt. Er wird mich holen und ich werde dann dafür bestraft. Dann leb du einfach dein Leben weiter.“

„Nein, ich will das nicht. Du wirst nicht zu ihm zurückkehren.“

„Und wieso nicht? Willst du mich jetzt doch als deine Hure?“ Ungehindert rannen mir die Tränen die Wangen hinab. „Sie ist…“, begann ich zögernd, doch raffte ich all meinen Mut zusammen. Wenn ich es schaffte ihn von mir zu stoßen, ihn so sehr zu verletzen, dass er mich nicht mehr so verliebt ansah, dann würde er sicherer sein. „Sie ist doch sicher deine tolle Verlobte. Werd mit ihr glücklich. Du wärst sowieso viel zu schwach, um mir zu helfen und sowieso hast du mich nicht gefragt, ob ich das überhaupt will. Hättest du mich vorhin nicht festgehalten….“

„Dann wärst du mit ihm gegangen“, unterbrach er mich.

„Genau so ist es. Ich wäre gegangen. Ich hätte dich einfach hinter mir gelassen. Egal, was du denkst, großer weiser Pharao, aber ich bin nicht in dich verliebt.“

„Du kannst vielleicht dich selbst belügen, aber nicht mich. Du wärst mit ihm gegangen, aus Angst, aus Unterwürfigkeit und nicht, weil du ihn liebst.“

„Woher willst du das alles wissen? Alles könnte ebenso gut gespielt sein.“

„Nein. Ich weiß, was wahr ist und was du hier gerade erzählst, das ist es nicht. Ich werde dich jetzt nicht gehen lassen und morgen wird er dich nicht holen.“

Vernehmlich räusperte sich die Schwarzhaarige hinter ihm. Sofort nahm ich den wunden Punkt, der sich mir so klar offenbarte. „Du heirate lieber deine kleine persische Prinzessin. Sowieso wäre ich auch nur eine Trophäe in deinem Schrank gewesen. Eine Möglichkeit, um dein Reich zu erweitern.“

„So denkst du nicht wirklich“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, „Du versuchst mich von dir zu stoßen.“

„Lass sie doch gehen, Ati-Schätzchen.“ Lasziv legte sie ihre Arme um seine Taille. Ganz klar hatten die Beiden schon etwas miteinander gehabt. Verwirrend war nur der stechende Schmerz, den ich bei diesem Gedanken empfand. Ich riss mich zusammen nicht ihre Hände von ihm zu reißen und ihre Arme zu brechen. „Vail, du verstehst das wirklich nicht. Bitte geh in deine Gemächer.“ Er sprach mit ihr, wie mit einem kleinen Kind.

„Nein“, gab sie trotzig zurück, „Du hast es mir versprochen.“

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, doch lächelte ich ihn bitter an. „Mein Stichwort. Ich gehe nun.“

Mit diesen Worten drehte ich um und ging zuerst, bis ich die große Flügeltür hinter mir hatte, dann rannte ich zum nächsten Fenster, um hinunter in den Garten zu springen, doch hielt mich eine Hand zurück. Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, drückte jemand seine Hand auf mein Gesicht. Schockiert sah ich ihn an. Es war Bakura.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Das geht ja gar nicht :o
Bitte mal spätestens hier deine unmaßgebliche Meinung hinkritzeln ;D Komplett anzeigen

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