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Als du gingst

von

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Kapitel 3

~Nathaniel~
 

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster des Zuges. Die städtische Landschaft verging nach und nach und wechselte mit der Ländlichen. Zwei Stunden Fahrt standen mir bevor und ich fragte mich warum dieses Mädchen sich eine Schule so weit weg ausgewählt hatte.

Ob sie deswegen nicht mehr zur Schule kommt? War der Weg einfach auf Dauer zu weit für sie und sie suchte sich gerade eine andere Schule? Aber der Grund wirkte für mich zu simpel. Dann dachte ich an diese dünne Akte, in der nichts stand außer den Standartinformationen. Wie konnte ein Mensch seit Beginn der Schulzeit so unauffällig sein?

Während die Felder und Wälder an meinen Blickfeld vorbeizischten, fragte ich mich wie wohl ihr Charakter sei. Die Anderen meinten still und zurückhaltend, aber das war Viola auch und trotzdem steckte hinter ihr mehr als das! Sie war eine talentierte Zeichnerin, was machte wohl diese Bian aus? Was war ihre Leidenschaft? War sie auch Privat immer allein? Oder gingen ihre Freunde einfach nur auf eine andere Schule?

So viele Fragen... Fragen, die sich anscheinend vor mir noch keiner stellte. Sie viel erst so wirklich auf als sie nicht still auf ihren Platz saß. Erst dann, wenn die stumme Zuhörerin nicht mehr da war, fragte man sich was wohl passiert sei, erst jetzt machte man sich Gedanken um sie. Eine seltsame Rolle in einer Klassengemeinschaft.
 

Die Sprechansage verkündete die Bahnstation bei der ich raus musste. Noch leicht in Gedanken versunken eilte ich hinaus, kurz bevor die Türen sich wieder schlossen.

Noch leicht geistesabwesend sah ich mich um, der Bahnhof war sehr bescheiden, nur zwei Gleise, ein unterirdischer Übergang, und auf Beiden Gleisen eine überdachte Sitzbank. Nicht mal ein Kartenautomat! Wahrscheinlich musste man sich die Karte im Zug kaufen.

Nur eine Person war mit mir ausgestiegen, ein alter Mann der zum Übergang schlenderte. Auf der anderen Seite saßen drei Jungs mit Bierdosen und redeten lauthals miteinander. Sie schienen nicht auf den Zug zu warten, sondern einfach nur *ab zu hängen*. Ich verzog das Gesicht, ich hasste sollche Typen die nichts anderes zutun hatten als zu trinken.

Leicht genervt von dem Krach, den die Drei verursachten, ging ich durch den Übergang, leider näher zur Quelle des Lärms. Der alte Mann, den ich nun fast eingeholt hatte, seufzte verärgert und nuschelte Beschipfungen vor sich hin. Diese waren anscheinend den Jungs gewidmet und daraus war zu entnehmen, das diese öfters hier saßen.

"Entschuldigen sie?" Der Herr sah mich an als ich ihn ansprach und ich hielt ihn den Zettel mit der Adresse hin. "Können sie mir sagen wie ich in dieses... Dorf komme?" Ich war mir nicht sicher ob dieser Ort eine Vorstadt oder ein Dorf sein sollte, ich wusste nur das es mitten im Nirgendwo lag. "Ach da! Da will ich auch hin. Fahr einfach mit mir mit Junge." "Fahren? Ist es noch so weit weg?" Ich sah auf meine Karte, dieser kleine Besuch wurde zur reinsten Tagesreise.

"Nun ja, zu Fuß musst du eine halbe Stunde durch den Wald, aber da verirrst du dich wenn du nicht von hier bist. Und du siehst mir wie ein Stadtkind aus.", meinte er fast neckisch und klopfte mir mit seinen Gehstock sanft auf die Brust. "Fahr mit den Bus Junge, dann bist du in zehn Minuten da. Aber wir müssen uns beeilen, der Bus kommt gleich und er fährt nur alle zwei Stunden.", warnte er mich und erhöhte sein Tempo.

Anstandshalber lief ich neben ihn, doch selbst wenn sich der Mann beeilte war es für mich noch langsames gehen. Der Bus war schon zu hören und der Herr zeigte mit seinen Stock die Treppen hoch. "Geh vor Junge und sag dem Busfahrer er soll kurz auf mich warten. Ich schaff es sonst nicht rechtzeitig."

Nickend setzte ich mich schneller in Bewegung und nahm von den Stufen immer zwei aufeinmal, um noch den Bus zu erreichen. Kurz bevor er die Türen schloss tratt ich ein. und wartete auf den älteren Mann, der nach einigen Minuten angestrengt einstieg und hinter mir Platz nahm.

Ich lehnte mich an die Fensterscheibe und sah zum dichten Wald der uns umgab. Was für ein stiller Ort und was für ein langer Weg. Mein Blick ging zum Zettel, auf dem ihr Name und die Adresse drauf stand.

Ich drehte den Kopf leicht nach hinten und sah zu dem Mann. "Sagen sie... Kennen sie die Familie Desens?", fragte ich, in der Hoffnung etwas neues über Bian zu erfahren. "Hm? Ja die kenn ich. Die sind vor 14 Jahren aus der Stadt hier her gezogen. Ich glaub die Beiden älteren Söhne wohnen sogar wieder in der Stadt, nur die Tochter ist noch hier. Stilles Mädchen, ist meistens im Wald. Ein merkwürdiges Kind..." "Merkwürdig?", fragte ich nochmal nach und versuchte meine Neugierde zu verbergen.

"Ja, früher als sie noch klein war, da durfte sie nicht allein das Grundstück verlassen. Da ist sie immer in den hinteren Teil des Hofes gegangen und ist im Kreis gelaufen, wie ein angebundenes Tier. Die hatten lauter Kreise auf ihren Grundstück. Ein Freund von mir wohnt nebenan, daher hab ich das gesehen. Außerdem redet sie ständig mit ihren Tieren. Merkwürdiges Kind... Aber höflich! Grüßt immer anständig wenn sie an einen vorbei läuft. Und meiner Frau hat sie auch mal beim Einkauf tragen geholfen. Außerdem sitzt sie nicht wie diese Schmarotzer am Bahnhof da und sauft Bier bis in die Nacht.", erzählte der Mann redseelig bis der Bus im Dorf ankam.

Zusammen stiegen wir aus und ich sah mich um. Hier wohnte Bian also.



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