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Rivals In Friends

von
Koautor:  Aphrodi

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We will win – fair and square!

Es war womöglich einer der letzten, sonnig warmen Tage im Jahr. Endou stand vor der großen Torwand, die sie schon mit Standfüßen und zwei ausreichend großen Löchern versehen hatten. Er und ein paar seiner Mannschaftskollegen mussten sie nur noch bemalen, damit sie nicht so langweilig aussah. Der erste Versuch, einen vernünftigen Torhüter zu zeichnen, war gescheitert, weshalb sie schließlich einen mit einem Trikot bekleideten Bären auf die Spanplatte brachten. Sakuma war damit beschäftigt, dem tierischen Torhüter Farbe zu verleihen, während Kidou und Endou sich dem Hintergrund zuwendeten.

 

Eigentlich hätte er ja lieber noch eine Weile trainiert, aber sie mussten schließlich ihren Beitrag zum Schulfest fertig bekommen.

 

„Ich hab jetzt schon keine Lust mehr auf das Schulfest, Kidou“, brummte Sakuma und verlieh dem Bären gefühlt nicht nur Farbe, sondern auch Stimme. Endou hob stutzend die Augenbrauen und hielt in seiner Bewegung inne.

 

„Lass dir von Fudou doch nicht die Stimmung verderben“, merkte Kidou an und Endou musste gestehen, dass er gar nicht folgen konnte. Was hatte Fudou jetzt damit zu tun, dass Sakuma keine Lust auf das Schulfest hatte? Ehrlich gesagt wusste er nicht, was da passiert war, aber Kidou scheinbar schon. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Kidou erstaunlich gut darin war, Dinge zu wissen und herauszulesen, die an Endou einfach so vorbei zogen.

Er begann wieder, den Pinsel auf der Spanplatte zu bewegen, doch der skeptische Blick lag immer wieder auf seinen Kameraden.

 

„Wie könnte ich das nicht? Er... Er bringt alles durcheinander! Wir wollten ein Café machen, aber jetzt ist das halbe Prostitution.“

 

„Ich verstehe, dass du aufgebracht bist, aber du übertreibst. Genda hat mir erzählt, was ihr macht. Dass der Direktor lediglich Maid-Cafés verboten hat, liegt wahrscheinlich auch nur an den aufreizenden Uniformen der Mädchen. So lange eure Jungs ausreichend bekleidet sind, dürfte es kein Problem geben. Und was tut so ein Host schon, als sich aufmerksam mit einem Mädchen zu unterhalten?“

 

„Gegen Geld und Umsatz“, merkte Sakuma angesäuert an. Endou verstand nicht einmal, was ein Host sein sollte. Mit Maid-Cafés dagegen konnte er etwas anfangen, schließlich war er selbst schon in einem gewesen, auch wenn es furchtbar peinlich und unangenehm gewesen war. Wie überhaupt jemand daran Gefallen haben konnte, verstand er nicht. Wenn das mit dem Host genau so war, konnte er verstehen, dass es Sakuma nicht gefiel. Er würde an so einer Aktion auch nicht teilnehmen wollen.

 

„Das ist genau der Grund, warum Fudou euer Café abgeändert hat, würde ich sagen. Er will gewinnen. Etwas anderes habe ich von ihm auch nicht erwartet, du etwa, Sakuma?“

 

Endou wollte gerade etwas sagen – hatte schon den Mund geöffnet, doch die Worte blieben aus, denn Sakuma war schneller und die Worte, die er sprach, ließen ihn für einen Moment sprachlos werden.

 

„Deshalb hat er auch Gouenji und Kazemaru angeheuert.“

 

„Gouenji und Kazemaru machen bei Fudou mit?“, kam es völlig perplex und sichtlich überrascht von Endou, der im selben Augenblick einen dicken blauen Pinselstrich über den schon ausgemalten Teil Bären zog und es viel zu spät merkte.

„Wah, sorry!“

 

Sakuma seufzte laut, dann wurde er aber überraschend ruhig und war scheinbar nicht einmal sauer. Kurz hatte Endou gedacht, er bekäme dafür was zu hören – nichts.

„Ich mal gleich nochmal drüber, wenn es trocken ist“, war vorerst alles, was Sakuma sagte und hätte er nicht nach kurzer Pause weitergesprochen, hätte Endou wohl für den Moment schon wieder vergessen gehabt, was ihn so aus der Bahn geworfen hatte.

„Unser Café brauchte mehr Hosts, weil laut Fudou in unserer Klasse nicht genug gutaussehende Jungs sind. Dafür hat er Gouenji und Kazemaru angeheuert.“

 

„Aber die haben doch ihre eigenen Klasse? Und was heißt das überhaupt, dass sie Hosts sind?“

 

„Sie kümmern sich um weibliche Kunden intensiver als normale Kellner. Sie flirten mit ihnen und unterhalten sie, damit an den Frauen möglichst viel Geld verdient werden kann“, erklärte Kidou schließlich und so war auch Endou klar, weshalb Fudou so etwas machte, aber auch warum Sakuma sich darüber so aufregte. Ein derartiges Geschäft mit Frauen war schließlich echt gemein – man nutzte sie aus, um an ihr Geld zu kommen.

Dass Gouenji und Kazemaru da mitmachten, konnte er nicht begreifen. Aber sie mussten ihre Gründe haben, da glaubte Endou fest dran. Sie waren keine schlechten Menschen und würden nie jemanden ausnutzen für ihre Zwecke.

 

„Kidou“, begann Sakuma und Endou war erstaunt von dem verbissenen Gesicht, dass der dabei machte. „Lass mich bei deiner Klasse mitmachen.“

 

„Ich weiß nicht einmal, ob das erlaubt ist. Wenn wir wegen so etwas am Ende den Sieg aberkannt bekommen, weil wir gegen die Schulfest-Regeln verstoßen haben, dann wäre das ärgerlich. Das darf nicht riskiert werden. Willst du denn wegen Fudou wirklich deine Klasse im Stich lassen? Explizit Genda?“

 

Sakuma schwieg und Endou hätte an seiner Stelle auch erst einmal nichts erwidern können. Es war nie gut, seine Kameraden im Stich zu lassen und sicher fiel es Sakuma nicht leicht. Und trotzdem konnte Endou es verstehen. Manchmal musste man auch seinen Freunden zeigen, wie man ehrlich gewann, wenn sie vom rechten Weg abgekommen waren. Er hatte es selbst erlebt, damals, als seine Freunde die Macht des Aliea-Meteoriten genutzt hatten, obwohl es falsch war. Ein aufrichtiger Sieg aus eigener Kraft – ohne faule Tricks oder unmoralische Entscheidungen – war viel mehr wert!

Schnell fand sich Endous freie Hand auf Sakumas Schulter wieder und drückte leicht zu. Ernst sah der Torhüter in das Gesicht seines Teamkameraden, das von betrübt zu überrascht wechselte.

 

„Mach dir keinen Kopf, Sakuma! Unterstütze du dein Team! Kidou und ich werden ihm zeigen, wie man ehrlich gewinnt. Wir werden gewinnen und dann wird Fudou sehen, dass sich sein Verhalten nicht auszahlt.“

 

„Endou...“

 

Der Angesprochene grinste zuversichtlich, im Augenwinkel konnte er sehen, wie Kidou seinem Freund zunickte. Dann lächelte auch Sakuma ergebend.

 

„Danke.“

 
 

***

 

Endou dachte erst einmal nicht mehr darüber nach. Viel zu beschäftigt war er damit, am Stahlturm zu trainieren, während der Himmel in ein tiefes Orange getaucht wurde von der untergehenden Sonne. Mit einem harten Aufprall kollidierte der schwere Autoreifen mit seinen Händen, von Handschuhen geschützte Finger pressten sich an ihn und Endou musste sein ganzes Gewicht entgegen stemmen, um ihn zum Stehen zu bekommen. Er war sehr kräftig geworden im letzten Jahr, aber er hatte auch dafür gesorgt, dass seine Übungen mit ihm mitwuchsen und ihn immer forderten.

 

Wieder und wieder fing er mit viel Mühe und Kraft den auf ihn zurasenden Autoreifen auf, wischte sich nach langer Zeit mit dem Trikotärmel übers Gesicht, um es vom Schweiß zu befreien, der sich unter der Anstrengung gebildet hatte.

Aber Endou hatte noch nicht genug. Wegen des Schulfests und den damit verbundenen Vorbereitungen war sein Trainingsdrang täglich nach der Schule nicht mal ansatzweise gestillt – das musste er jetzt also wie jeden Abend nachholen.

 

„Ich wusste, dass du hier bist“, hörte Endou eine Stimme feststellen und er wusste sofort, wer es war. Gouenjis Stimme war eine derer, die er überall erkennen würde – sie waren schließlich die besten Freunde. Für einen Moment hatte der blonde Junge seine volle Aufmerksamkeit bekommen, sogar den Kopf hatte Endou zu ihm gedreht und so war kurzzeitig vergessen, dass er noch einen Reifen aufzuhalten hatte. Mit einem kräftigen Stoß prallte das Profil hart gegen sein Gesicht und riss ihn zu Boden.

 

Der Schmerz stach fest und unangenehm in seiner Wange. Schnell allerdings raffte sich Endou vom Boden auf, zog sich den Torwarthandschuh aus und rieb sich über die rote Stelle im Gesicht. Seine Mimik wurde kurz schmerzerfüllt, doch dann lachte er schon wieder und sah heiter zu seinem Freund.

„Gouenji!“

 

„Tut mir leid“, entschuldigte sich der Angesprochene und sah dabei mitleidig drein, nebst Endous rotem Abdruck im Gesicht, an dem er irgendwie mit Schuld war. Er ging auf den Torhüter zu, der sich auch den zweiten Handschuh auszog und zielgerichtet zu seiner Wasserflasche ging, die sich an einer nahegelegenen Bank befand, genau wie seine Tasche. Endou lachte.

 

„Ist nicht deine Schuld. Ich hätte den Fokus nicht verlieren dürfen.“

 

Gouenji schien das schweigend hinzunehmen und setzte sich auf die Bank, den Blick über das ferne Gitter Hinweg gerichtet auf Inazuma Town. Endou nahm ein paar große Schlücke aus seiner Wasserflasche, dann seufzte er erleichtert und setzte sich schließlich zu ihm.

„Morgen ist es so weit“, stellte er fest, die Vorfreude sprudelte aus seiner Stimme.

 

„Ja. Der Tag der Entscheidung.“

 

„Ich bin so gespannt, was die anderen Klassen so machen. Sicher werden alle ihr Bestes geben!“

 

„Wir werden es jedenfalls. Und dasselbe erwarte ich auch von dir und deiner Klasse, Endou“, sagte Gouenji und Endou erwiderte sein Lächeln deutlich breiter als das seines Gegenübers war. Er war bereit, alles zu geben. Nicht nur, weil er sich diesen Wettstreit mit seinen Freunden leistete, sondern auch, weil er es Sakuma versprochen hatte. Endou wollte Fudou zeigen, wie man ehrlich gewann. Ansprechen tat er das allerdings nicht vor Gouenji, denn er wusste, dass der seine guten Gründe haben würde und wollte nicht, dass er sich verurteilt fühlte.

 

„Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass wir mittlerweile gleich denken, oder ob es mir Sorgen machen soll“, mischte sich schließlich Kidou ein, der die letzten Treppenstufen auf den Berg überwand und offenbar zumindest die letzten Worte mitgehört hatte. Oder was meinte er sonst?

 

„Kidou!“, stieß Endou überrascht und erfreut zugleich aus, Gouenji neben ihm konnte er schmunzeln sehen – gewohnt cool natürlich. Kurz schloss er die Augen, während Endous Blick wieder zu dem Neuankömmling wanderte.

„Ich würde mir Sorgen machen, Kidou“, sagte Gouenji schließlich mit einem seltsamen Unterton, den Endou nicht ganz verstand, aber das war ja egal, denn Kidou war hier und sie waren ein letztes Mal zusammen vor dem großen Schulfest.

 

„Ich fürchte auch. Am Ende kennt ihr noch meine tiefsten Geheimnisse.“

 

Gouenji und Kidou tauschten einen Blick. Endou runzelte nur die Stirn, dann sprang er von der Bank auf und grinste Kidou an, der mittlerweile bei ihnen angekommen war.

„Du kommst genau richtig, Kidou. Wir stimmen uns gerade auf morgen ein und ehrlich gesagt bin ich jetzt schon ganz heiß auf einen kleinen Wettkampf. Wie wäre es mit einem Aufwärmen für morgen?“

 

„Typisch Endou“, kommentierte Gouenji amüsiert, sah zu Kidou und als ob sie sich gegenseitig absprechen mussten, nickten sie schließlich beide.

 

„Klasse! Lasst uns Fußball spielen!“

 

Selbst als die Sonne längst untergegangen war und der Aussichtspunkt um den Stahlturm in Laternenlicht gehüllt war, waren sie noch immer in ihren Wettstreit vertieft, bei dem Gouenji und Kidou immer wieder einen Zweikampf um den Ball austrugen, mit dem Ziel, Endou in seinem durch Wasserflasche und Tasche abgeteilten imaginären Tor zu überwinden.

 

Sie schenkten sich nichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schangia
2018-08-07T17:22:47+00:00 07.08.2018 19:22
Endou ist so niedlich ahnunglos, hach ja ;; Du schaffst es generell ganz gut, seinen Charakter durchscheinen zu lassen, wenn du aus seiner Sicht erzählst, das macht das Lesen gleich nochmal lustiger – genauso wie der Autoreifen, der ihm da ins Gesicht gepfeffert ist >D

"[...] sagte Gouenji schließlich mit einem seltsamen Unterton, den Endou nicht ganz verstand, aber das war ja egal, denn Kidou war hier und sie waren ein letztes Mal zusammen vor dem großen Schulfest."
Das ist so eine schöne Anmerkungen, weil sie so Vieles ausdrückt: das blinde Vertrauen, das Endou in seine Freunde hat, seine Akzeptanz, die Dinge hinzunehmen, auch wenn er sie nicht ganz versteht, weil alles so viel schöner ist, solange er nur seine zwei Freunde um sich hat. Das ist wieder nichts, was zwingend tragend für die Story ist, aber es ist mir sehr im Gedächtnis geblieben ♥
Antwort von:  Aphrodi
08.08.2018 00:16
Endou ist vermutlich sogar der Chara gewesen, der sich am einfachsten schreiben ließ. Also von den drei Hauptcharakteren dieser Story. Ansonsten ist Sakuma der einfachste, da kann man einfach immer schön rumzicken, eifersüchteln und tsunderen - also genau das machen, was ich gut kann so als Tsundere XD
Endou ist einfach so...simpel, treudoof, sehr fußballverrückt und schwer von Begriff an vielen Stellen. Schwieriger sind die intelligenten Leute, wie Kidou, bei denen man alles 10 mal durchdenken muss, damit es auch ja alles mit einbezieht, was der Charakter denkt und so... Damit war er am schwierigsten zu schreiben XD

Ich liebe diese Dynamik einfach. Ich muss solche Dinge erwähnen... ;__; Die kommen einfach aus Endous Herzen direkt auf die Tastatur.


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