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Coming Home

von

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Missmutig betrachtete Yamato das erbärmliche Ästchen, das er hervorgebracht hatte. Nein, dies war definitiv keine Verbesserung gewesen. Vielleicht sollte er es doch aufgeben, schließlich brauchte er hier sein Mokuton eigentlich nicht mehr. Aber der Gedanke, diesen Teil von sich wirklich aufzugeben, stimmte ihn zu seiner eigenen Überraschung traurig. Eigentlich verband er mit dem Mokuton fast nur noch entsetzliche Erinnerungen. Doch hin und wieder, ohne dass er sich es hatte erklären können, mischten sich positivere Erinnerungen darunter. Die Gemeinsamkeit dieser Sorte ließ sich schnell finden. Am einfachsten war sie als „Team Sieben“ zu beschreiben. Yamato schüttelte den Kopf, als könnte er so die Erinnerungen abschütteln. An Konoha und irgendeinen seiner Bewohner zu denken, bedeutete an den Krieg zu denken. Die Sonne ging langsam unter, als er Yukimis Garten den Rücken zuwandte und wieder ins Haus ging.

„Aaaach~“, begrüßte Yukimi ihn theatralisch seufzend. „Das nimmt kein Ende.“

„Ich habe dir meine Hilfe angeboten“, entgegnete Yamato angesichts des Chaos aus Papieren, Stoffen und abertausenden anderen Dingen, in dem seine Mitbewohnerin sich befand.

„Nein, nein, nein.“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe mir vorgenommen, die Inventur alleine zu machen. Sonst wälze ich das nur auf dich ab.“ Sie blickte kurz nach draußen und dann zu ihm. „Was hast du draußen gemacht?“

„Nichts“, antwortete er und versuchte es, so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.

„Wieder trainiert?“, schlussfolgerte sie argwöhnisch.

„Sicher, dass ich dir nicht helfen soll?“

„Ha, netter Versuch das Thema zu wechseln.“ Yukimi warf ihm einen besorgten Blick zu, als Yamato sich ertappt in sein Zimmer zurückziehen wollte. „Ich mache mir doch nur Sorgen.“

„Sag das bitte nicht und tu das bitte nicht.“ Er kam wieder zurück zu ihr.

„Na schön, dann sag ich was Anderes.“ Sie lächelte ein Lächeln, das Yamato inzwischen hervorragend deuten konnte. Es bedeutete: Fang keine Diskussion mit mir an, denn ich werde sowieso gewinnen. „Du“, fuhr sie fort, „solltest mal unter Leute kommen.“

Yamatos missmutiger Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht begeistert war.„Ich denke nicht-“

„Tsktsktsk“, unterbrach Yukimi ihn. „Niemand kennt dich hier. Sie wissen nur, dass du mein Bruder aus dem weit entfernten Konoha bist. Und dass du nie ohne mich vor die Tür gehst. Was ein wenig seltsam erscheint, meinst du nicht?“

„Aber was soll ich denn-“, versuchte Yamato chancenlos zu entgegnen. Er wusste, sie würde keine Ruhe geben, ehe sie nicht ihren Willen durchgesetzt hatte.

„Geh raus und sprich mit Leuten. Bitte“, fügte sie mit großen Kulleraugen hinzu, „tu es für mich.“

 

Nur wenig später befand Yamato sich auf der Hauptstraße der kleinen Stadt. Mittlerweile war es dunkel geworden und die Straßen waren belebt. Es war Wochenende, die Leute wollten sich amüsieren. Wenn er in Konoha frei gehabt hatte, dann hatte er trainiert oder nötige Hausarbeit erledigt, vielleicht etwas gelesen. Nein, kein Konoha. Er durfte nicht immer wieder an Konoha denken. Hastig suchte er die Gegend ab, um auf andere Gedanken zu kommen. Was könnte er unternehmen? Wie lernte man andere Leute kennen, wenn man kein Shinobi war, der einfach in ein Team transferiert wurde? Der Gedanke an andere Shinobi, an Teams, an überhaupt etwas in dieser Richtung machte ihn nervös. So viel Leid. So viel unsagbares Leid.

Eilig steuerte Yamato die nächstgelegene Bar an. Wenn Alkohol auch keine Lösung war, im Moment war es das einzige, das ihm einfiel. Die Bar war zu seiner Erleichterung nicht überfüllt, Menschenmassen hätte er jetzt nicht ertragen. Einige Leute saßen an den Tischen, Pärchen, Geschäftsleute, eine Gruppe junger Menschen, die feierten, endlich alt genug zu sein, um zu trinken. Yamato setzte sich an die Bar, fernab der anderen Besucher, und orderte einen Drink. Er könnte gegenüber Yukimi behaupten, dass er mit jemandem geredet hätte. Aber er wollte und würde sie nicht anlügen. Das hatte sie nicht verdient. Nicht, nachdem sie sich so viel Mühe mit ihm gab.

„Hey, du bist Yukimis Bruder, nicht wahr?“

Leicht aufgeschreckt blickte Yamato zu dem jungen Mann, der sich neben ihn setzte. „Ähm, ja.“ Auch wenn dies nicht stimmte, aber es war leichter die Frage einfach zu bejahen als zu erklären, woher er Yukimi tatsächlich kannte.

„Wusste ich´s doch. Ich hab dich schon ein paar Mal in ihrem Laden gesehen, als ich eine Lieferung gebracht habe.“ Er lächelte.

Es fiel Yamato wieder ein, woher er den Mann kannte. Er war ein Sohn eines Textilherstellers, bei dem Yukimi regelmäßig bestellte. Taku oder so ähnlich.

„Du gehst nicht viel vor die Tür, oder?“, fragte er.

„Naja, nein, nicht so wirklich.“

„Kein Problem, das wird noch, du bist ja noch neu hier.“ Der Mann lächelte erneut. „Yukimi sagte, du seist aus Konoha hergezogen.“

„Ähm, ja“, antwortete Yamato und kam sich dumm dabei vor, nur so einsilbige Antworten zu geben. Sein Gesprächspartner wirkte recht nett.

„Ich stelle mir das aufregend vor. Konoha soll ja recht groß sein, nicht? Aber dann ist es auch ein Ninja-Dorf. Da sind bestimmt alle total streng und diszipliniert, oder?“

„Es geht so“, erwiderte Yamato, verbittert darüber, dass das Gespräch an diesem Thema hängen blieb. War er nicht hergekommen, um nicht über Konoha nachzudenken?

„Und was hast du da so gemacht?“

Für einen flüchtigen Moment sah Yamato den Anderen entsetzt an. Was sollte er nun sagen? Er konnte nicht die Wahrheit sagen, das würde zu viele Fragen nach sich ziehen. Generell schien für eine solche Konversation der Satz >Ich habe Auftragsmorde erledigt< nicht angemessen.

Yamato schmunzelte innerlich. Sai würde so etwas sagen. Erschrocken hielt er bei diesem Gedanken inne. Nicht an Sai denken. Kein Konoha, kein Schmerz. Nervös leerte Yamato sein Glas.

„Ich … ich habe … Häuser gebaut“, brachte er endlich so unauffällig wie möglich hervor. Und gelogen war es auch nicht.

„Häuser? Wow, cool. Hast du sie entworfen oder gebaut?“

„Beides.“

Irgendwie hatte Yamato es geschafft, für den restlichen Abend das Gespräch von seiner Person abzulenken. Taku war in der Tat recht nett, er erzählte viel von sich, von der Stadt, von was auch immer, es war Yamato egal, solange er nicht über sich selbst reden musste.

„Sag mal“, begann Taku nach einer Weile und hatte dabei einen Unterton, der nicht viel Raum für Interpretationen ließ, „wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo man sich ungestört unterhalten kann?“

Yamato starrte ihn einen Augenblick lang mit offenem Mund an. Er hatte verstanden, wie die Frage des Anderen zu verstehen war und es irritierte ihn aufs Äußerste. „Ähm“, er räusperte sich verlegen, „ich … denke … besser nicht.“

„Oh.“ Die Enttäuschung stand dem Anderen ins Gesicht geschrieben.

„Es tut mir sehr leid. Aber danke für das Angebot“, fügte Yamato hinzu, unschlüssig, was er sagen sollte.

Taku lachte und winkte ab. „Schon gut, so einen höflichen Korb habe ich ja noch nie bekommen.“

Eilig, aber nicht so hastig, dass es unhöflich erschien, legte Yamato das Geld für die Getränke auf den Tresen, verbeugte sich und ging schnellen Schrittes hinaus. Er behielt das Tempo bei, bis er wieder vor Yukimis Haus stand, wo er stehen blieb und ausatmete.

Was war das gewesen?

Was war das nur gewesen?

Konnte man ihm das etwa anmerken? Irgendwie sehen?

Nein, das konnte es nicht sein. Es war doch gar nicht so, dass er ... Oder doch? Er hatte sich darüber noch nie Gedanken gemacht, denn es war ja immer nur Kakashi gewesen, für den er …

Stopp!

Wie von einer inneren Panik getrieben, betrat Yamato das Haus. Als könnte es den Gedankengang aussperren, der sich ihm gerade aufdrängte. Es war inzwischen dunkel im Inneren des Hauses, Yukimi schien bereits zu schlafen. Plötzlich wurde Yamato entsetzlich heiß und er durchquerte hastig den Flur, um nach draußen in den Garten zu gelangen. Die kühle Nachtluft half ein wenig, jedoch reichte sie nicht, um ihn völlig zu beruhigen. Egal, was er anstellte, egal, wie weit weg er gehen würde, letztlich kamen seine Gedanken immer zurück zu dem gleichen Ort und den gleichen Menschen, die darin lebten.

„Tenzou? Alles in Ordnung?“

Er drehte sich um und sah Yukimi im Hauseingang stehen.

„Nein. Nein, es ist nichts in Ordnung.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Spyair
2016-09-09T19:25:34+00:00 09.09.2016 21:25
Soo ~ ich hatte die ganzen letzten Tage nicht mal Zeit um hier weiter zu lesen, aber jetzt hab ich es endlich geändert ...

Yamato scheint sich selbst in Yukimi´s Heimat etwas zurück zu ziehen (obwohl ihn dort ja eigentlich niemand kennt), ich glaube er ist immer noch ein bisschen verstört & verunsichert von den letzten Ereignissen. Doch Yukimi hat es dennoch geschafft ihn dazu zu bringen vor die Tür zu gehen ;)
Schon ist Yamato mal draußen, da wird er auch schon von einem anderen Typen angegraben XD
Der arme wirkt irgendwie immer so schüchtern, damit hätte er wohl nicht gerechnet. Ich find´s schön das er sich dadurch Gedanken macht ... jaa Tenzou gesteh es dir ein das du was für Kakashi empfindest ♥ *aufgeregt das Yamato x Kakashi-Fähnchen wedel*

Das waren wieder sehr schöne Kapitel, ich freu mich schon wenn es weiter geht :)
LG Spyair


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