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Beautiful Scars

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
OMG. Das letzte Kapitel war Juli'18 und jetzt haben wir April'20. Es tut mir leid, dass ich mich solange nicht gemeldet hatte. Jedoch war viel passiert die letzten Monate, sodass man keine Zeit und Lust hatte weiterzuschreiben. Ich hoffe ihr verzeiht mir ^^°. Nun lass ich euch mal in Ruhe mit dem neuen Kapitel und hoffe es klärt sich langsam auf ;). Komplett anzeigen

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Gefühlschaos

Es war Samstag früh. Pünktlich um 8.30 Uhr fuhr der schwarze BMW von meinem Dad vor. Gestern Abend hatte ich mich per Telefon mit ihm allein zum Frühstücken verabredet. Kein Saphir, nur Vater und Tochter treffen. Elegant stieg ich ein und konnte gegenüber einen Fotografen erblicken. Mein Vater begrüßte mich freudig und so fuhren wir in Richtung Innenstadt.

„Guten Morgen Kind. Ich war verwundert, dass du so plötzlich mich treffen wolltest?“

„Den Umständen hatte es sich so ergeben. Wir hatten doch eh Redebedarf.“

Ken'ichi lehnte sich zurück und gab den Fahrer Anweisungen wo es genauer hinging.

„Du spielst auf deinen Mitbewohner an?“

Ein leichtes nicken überkam mich.

„Anscheinend hast du heraus gefunden wer er war?“

„Ja, aber mir ist schleierhaft warum ich? Also warum bei mir? Wir kannten uns doch eigentlich gar nicht. Ich traf sie nur einmal auf der Musikshow damals, wo ich den Preis in der Violine gewonnen hatte. Erinnerst du dich noch daran Vater? Das war die einzige Veranstaltung wo du mal dabei warst.“

Er grinste mich an und griff nach meiner Hand.

„Natürlich erinnere ich mich. Wie konnte ich denn diesen Tag vergessen? Ich war damals sehr stolz auf dich gewesen und bin es heute immer noch.“

Meine Blicke ruhten auf unsere Hände.

„Jedoch warum kanntet ihr euch? Beziehungsweise, woher wusstest du sofort, dass es Haruka war?“

„Saphir hatte mich vorgewarnt.“

Ich sah ihn mit großen Augen an. Saphir wusste es? Jetzt kam mir der Kuss und die Szene im Bad aus dem Gedächtnis hervor. Er hatte sie nackt gesehen, geschweige durfte diese innig küssen! Dieser alte Schlawiner!

„Außerdem verbindet euch mehr als dir bewusst ist Kleines.“

Jetzt sah ich meinen Vater erwartend in die Augen.

„Inwiefern?“

Ein leises seufzen kam hervor.

„Wir sind gleich da. Ich erzähle es dir gerne, wenn wir wieder bei mir sind und alleine. Das möchte ich jetzt nicht wirklich in der Öffentlichkeit erzählen, besonders wenn vor deinem Haus Paparazzis stehen.“

Ken'ichi mochte noch nie Fotografen. Sicherlich kürte er ein paar Zeitschriften wegen seinen Rundreisen und Geschäftssinn als Diplomat. Dennoch mochte er nie wirklich großen Rummel um seine Person. Man spürte das die Messe immer näher kam. Meine Person wurde wieder öfters gefragt als mir lieb war und dann war da noch Seiya gewesen, der den Rummel noch mehr ankurbelte. Doch das er nichts erzählen wollte über Haruka? Dachte er jemand konnte unser Gespräch belauschen? Unsere Familien waren doch verfeindet gewesen, aber was war da jetzt noch mehr an Verbindung? So beließ ich die Sache und starrte aus dem Autofenster.
 

„Wann triffst du den alten Drachen?“

„Ich werde wohl in 2 Wochen schon nach Miami verreisen.“

Mein Dad verspeiste gerade sein Rührei.

„Wirklich? Ich dachte die Ausstellung fängt erst am Mittwoch an?“

Unglaubwürdig stocherte ich den Speck aus dem Rührei heraus.

„Für Fachaussteller ja. Für normale Besucher wie du, eher am Freitag.“

„Mmmmmh.... und was machst du die ganze Zeit in Miami dann? Hast du ein Hotel oder wohnst du bei ihr?“

Ich nahm meine Kaffeetasse und ließ sie in meinen Händen ruhen.

„Arbeiten. Ich kann vorab einige Künstler befragen und Small Talk führen. Meine Arbeitsstelle hatte mir ein Hotelzimmer organisiert.“

„Wie ich sehe kommst du gut klar mit der Klatschzeitschrift und dieser Welt.“

Ein leiser Seufzer entfuhr durch meine Lippen und ich nippte an dem lauwarmen Getränk. Er spielte wohl auf das Treffen mit Seiya an, aber ich ließ mich nicht aus der Fassung bringen. Wenige Minuten später, waren wir mit unserem Frühstück fertig. Wie immer bezahlte mein Dad die Rechnung, obwohl ich in der Lage wäre es selbst zu zahlen. Jedoch würde ich eher ein billigeres Frühstück bevorzugen, als in so einem noblen Café zu speisen. Der Kaffee war jetzt auch nicht das gelbe vom Ei gewesen. So stieg ich wieder in seinem schwarzen BMW und gemeinsam fuhren wir dann zu Ken'ichis Appartment.
 

Dort angekommen, fing ich gleich mit dem Thema an.

„Also woher kanntest du Haruka und was meintest du mit:,uns verbindet mehr als mir bewusst ist'?“

Er lief zum Servierwagen und schenkte sich ein Glas mit Martini ein.

„Möchtest du auch?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nicht etwas zu früh mit dem Alkohol Dad? Also was ist jetzt?“

Mit seinen fertigen, alkoholischen Getränk ging er zu seiner Couch und machte es sich gemütlich.

„Nun wie fange ich am Besten an?“

Er nahm einen kleinen Schluck und sah mich wieder an.

„Wir kennen die Familie Tenoh noch von früher. Du hattest sogar mit dieser Haruka öfters gespielt. Wir waren Nachbarn.“

Meine Augen weiteten sich plötzlich. Ruka-chan war Haruka? Diese Haruka, die damals mein Leben gerettet hatte? Die mich jeden Tag aufs neue belustigt und mit mir gespielt hatte? Die zwei waren doch wie Tag und Nacht gewesen! Haruka war eher ruhiger und eleganter und Ruka-chan war eher der Rebell und der Chaot gewesen. Obwohl zwischen den Beiden trennten sich Jahre. Jeder Mensch entwickelte sich im Laufe der Zeit anders.

„Ich erinnere mich. Ihr hattet dort schon kein gutes Verhältnis zu denen gehabt.“

Wieder nahm er einen Schluck aus seinem Glas.

„Ja, weil wir nicht mit einer Familie zu tun haben wollten, die mit der Yakuza anbandelte. Wir wollten euch vor solch einer Machenschaft schützen.“

Wieder schüttelte ich den Kopf. Manches konnte man sich auch einbilden.

„Anfangs war nichts, doch immer öfters bekamen wir Dinge mit, mit denen wir nichts zu tun haben wollten. Einmal hatte deine Mutter die Polizei gerufen, doch es passierte rein gar nichts. Niemand nahm es für voll. Wenn man neben solch einer Familie wohnte, musste man es wohl respektieren. Sicherlich war es nur der Onkel, jedoch war da bestimmt jeder in dieser Geschichte mit verwickelt gewesen.“

Sicherlich kannte man das Verhältnis von den Tenohs zu den Yakuzas. Der Onkel half der Gang mit seinem Können und diese beschützten ihn dann als Gegenleistung. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen das Haruka mit Drogen handelte oder Leichen verscharrte. Etwas nachdenklich blickte ich drein.

„Die Immobilie war damals im Angebot gewesen und deine Mutter hochschwanger. Also blieb uns nichts weiter übrig als dort einzuziehen und hofften, dass wir nicht allzu lange darin wohnten. Obwohl es eine sehr schöne Immobilie mit den riesigen Garten war. Wir waren immerhin abgeschottet von der Welt gewesen und so konntet ihr unbekümmert aufwachsen. Doch der Auslöser des schnellen Auszuges war dann dein Unfall damals gewesen. Wir mussten schnell handeln damit wir nicht ewig in dessen Schuld standen. Schließlich hatte diese Haruka dein weiteres Leben geschenkt. Wir waren nicht sehr freundlich zu ihr gewesen ich weiß.“

Meine Schritte führten zu den riesigen Fenster und meine Blicke schweiften durch den Garten. Ich hörte mein Dad nur noch beiläufig zu, da er ziemlich abschweifte.

„Ich kann euch verstehen..... .“

„Eigentlich mochte ich die Tenohs, mich störte dessen Ruf nicht. Deine Mutter kam nicht mit Harukas Mutter klar und wir wollten nicht zu dessen Bekanntenkreis gehören. Einmal bot mir jemand sogar Drogen an.“

Meine Augenbraue erhob sich.

„Hast du es angenommen?“

„Oh Gott nein!“

Er lachte auf.

„Deine Mutter war das Oberhaupt gewesen und wenn ich benebelt zu ihr gekommen wäre, hätte sie mich schon viel früher hinaus geschmissen. Sie verzieh mir schon nicht, dass ich weniger Alkohol getrunken hatte. Sie wollte die perfekte Familie..... .“

Ein leichtes Lächeln formten meine Lippen.

„Das kann ich mir bildlich vorstellen, ihr wart damals schon so eisig zueinander gewesen. Das du es überhaupt solange ausgehalten hast mit ihr?“

Ken'ichi schmunzelte in sein Glas hinein.

„Tja, wo die Liebe hinfällt.“

Die Blicke führten zu seinem Klavier. Kein Wunder das Hara sofort erkannte, dass dies ein alter Flügel war. Doch warum sträubt sich Haruka davor zu spielen? Was war vorgefallen, dass sie es so hasste? Schließlich hatte sie in ihrer Villa einen zu stehen. Ob es da einen Zusammenhang gab mit der Flucht?

„Wirst du eigentlich wieder mal an der Geige zu hören sein?“

Ich sah mein Vater glaubwürdig an.

„Momentan bei den Status eher nicht. Die Kunstmesse und meine Arbeit nehmen mich voll ein.“

Meine Hände konnten momentan auch nicht lange auf der Violine spielen. Zu sehr verkrampften diese nach einer gewissen Spielzeit.

„Stimmt auch wieder und der alte Drachen würde dich dann wieder belehren.“

„Michiru wie hältst du den Arm oder mach das so besser und die Oktave ist zu hoch!“

Wir fingen beide an zu lachen und kamen so mehr ins Gespräch über die gute alte Zeit. Nicht alles war so schlecht gewesen wie man es früher in Erinnerung hatte. Es gab auch schöne Momente mit meiner Familie. Als Kind nahm man die Dinge anders war als Erwachsener. Sicherlich wollten unsere Eltern uns schützen. Doch warum konnte meine Mutter, Harukas Mutter nicht leiden? War das der Instinkt einer Frau gewesen oder hatte sie einfach keine Sympathie gehabt? Ob es wirklich nur an der Yakuza lag? In meiner ganzen Zeit wo ich vieles über diese Familie gelesen hatte, war nie etwas negatives abgebildet gewesen oder das der Onkel aus der Reihe tanzte. Ob Haruka jemals Drogen genommen hatte? Selbst da hatte ich nie etwas negatives gelesen oder das irgendwelche Prügeleien in der Zeitung standen. Ab und an wurde sie von der Polizei angehalten wegen zu hohem Tempo aber sonst stand nichts in der polizeilichen Akte.

„Was ist mit der gemeinsamen Freundin? Gab es die wirklich oder war diese nur erfunden? Also ich meine Scarlett gab es oder gibt es immer noch... .“

Mein Gott meine Aussprache ließ wieder zu wünschen übrig.

„Nun, Scarlett war nie wirklich mit Haruka zusammen. Jedoch kennen sich diese ziemlich gut. Haruka kann ziemlich gut provozieren.“

Ich blätterte weiter im Fotoalbum und sah ihn erwartend an.

„Wie das?“

„Nun, sie fragte um Erlaubnis dich zu sehen. Schließlich haben wir sie dich vorenthalten.“

Sie fragte meinem Dad um Erlaubnis? Was war damals wohl vorgefallen?

„Und warum provozieren? Wusste Mom Bescheid?“

Mein Vater lehnte sich zurück in die Couch und schlug seine Beine übereinander.

„Deine Mutter ist der Grund warum du Haruka nie gesehen hattest in deiner Jugend. Sie wollte nicht das du Kontakt zu dieser Person bekamst. Dann fing das mit den Frauengeschichten bei ihr an und so wurdest du noch unerreichbarer für sie. Deine Mutter wollte nicht das du zu irgendeiner Liste von ihr gehörst, so wie es ihr am eigenen Leib passiert war. Sie wollte das du normal aufwachsen tust, die auf Männer steht und nur den einen richtigen bekommst. Doch dann kamst du damals an, dass du auf Frauen standest und jetzt sind wir hier. Verteilt und verbittert.“

Meine Mutter war also diejenige die mein Leben ruiniert hatte? Mein Körper fing an zu zittern. Ich hätte sonst früher auf Haruka getroffen?

„Sie kann nicht einfach über mein Leben bestimmen! Ich bin alt genug für mich selbst zu sorgen! Warum hast du es nicht schon früher erzählt?“

Er zuckte mit den Schultern. So als würde es ihm nicht interessieren.

„Was hätte das gebracht? Du hättest sonst alles hingeschmissen und hättest jetzt nichts was du vorweisen könntest. Sie hätte dich zu sehr abgelenkt und du würdest nie solch eine schöne Wohnung besitzen die du von deinem eigenem Geld besorgt hättest.“

Jetzt sah ich meinem Vater geschockt an. Wie konnte er nur so über mich denken? Wie konnten beide so über mein Leben bestimmen! Als wäre ich so leicht zu manipulieren! Obwohl wenn ich an die jetzige Situation dachte, war ich schon leicht zu manipulieren. Meine Finger kneteten meine Stirn. Ich hatte damals nicht ein einzigen Gedanken fassen können wenn Haruka neben mir stand, geschweige irgendetwas Zustande bekommen. Ich war ein Teenie der verschossen in sie war. Sicherlich wollten meine Eltern mich schützen, doch wäre ich an ihrer Seite wirklich eingegangen und abhängig geworden?

„Wir haben uns an der Musikshow dafür entschlossen diesen Weg zu gehen. Die Familie Tenoh hatte mit uns ebenfalls darüber gesprochen. Sie wollten nicht das Haruka den Umgang mit dir erlebt, sowie wir nicht wollten das du mit Haruka anbandelst. So haben wir euch gegenseitig davon abgelenkt. Doch ich hätte nie gedacht, dass sie diesen Weg eingeht um mit dir zusammen zu sein.“

Die zwei Familien haben es beschlossen? Die Familien die sich so sehr hassten. Nur um uns auseinander zu bringen? Es kam mir wirklich so vor wie bei Romeo und Julia. Doch was meinte er im letzten Satz?

„Meinst du etwa sie hatte diesen Unfall inszeniert? Das es nie eine verfeindete Gang gab?“

Ken'ichi stand von der Couch auf und streckte sich.

„Ich weiß es nicht. Das kannst du nur sie selbst fragen. Jedoch wenn du in Miami bist, rede mit deiner Mutter darüber. Wenn du Haruka liebst dann sag ich nichts dazu. Du bist jetzt alt genug um auf dich selbst zu achten. Jedoch würdest du dein ganzes Leben was du jetzt aufgebaut hast, einfach wegwerfen? Überlege es dir gut was du machen willst. Ich stehe dir nicht mehr im Wege.“

Er ging zum Fenster und schaute hinaus.

„Nun gut, ich werde noch ein wenig arbeiten Michiru. Es war schön dich wiedergesehen zu haben und über alte Geschichten zu reden. Jedoch solltest du langsam gehen. Mein Fahrer fährt dich gern nach Hause.“

Ohne zu zögern stand ich auf und bedankte mich für die heutige Zeit.

„Danke Dad, jedoch werde ich noch woanders hingehen. Ich komme auch ohne Chauffeur nach Hause.“

Er begleitete mich noch bis an die Tür und so ging ich die Straße hinunter. Es war ein schwieriger Weg nach Hause. Ich mochte Hara und Haruka hatte ich mein Leben lang vergöttert. Doch würde ich jetzt dies alles hinschmeißen? Er hatte recht. Haruka lebte in Japan und ich jetzt hier in Amerika. Mich hielt nichts mehr dort, auch wenn meine große Liebe dort leben sollte. Was ist wenn ich mit dieser gar nicht klar kam? Das Hara nur eine gespielte Rolle war und sie in Wahrheit ganz anders war. Was wäre dann? Dann würde ich in Japan mit nichts da stehen und bei Null anfangen. Hier hatte ich meine Schützlinge, meinen festen Job, mein eigenes Heim. Mit Luxus kam ich noch nie klar. Das sah ich bei Seiya schon, deswegen hatte es auch nicht mit ihm geklappt. Ich glaubte je weiter ich darüber nachdachte, desto weniger wollte ich mit Haruka zusammen sein. Mein Handy vibrierte jedoch auf und ich lass die SMS. Leicht schmunzelte ich auf und grinste in mein Handy hinein. Kaorinight hatte sich gemeldet und angefragt ob wir heute Abend in die Disco gehen wollten. Etwas Ablenkung würde nicht schaden und sie war mit Abstand die Einzige die ich jetzt von allen bevorzugen würde. Sie war so wie ich. Elza war von sich zu sehr eingenommen und Eugeal lebte für ihren Job, da würde ich eh kaum Platz bei ihr finden. Obwohl ich zwar auch für den Job lebte, doch das war was anderes. Wieder bekam ich eine SMS und runzelte die Stirn.

„Ob ich mich verkleiden möchte?“

War heute Abend so eine Art Fasching in der Disco? Ich überlegte gerade nach, aber Halloween war doch schon vorbei gewesen oder nicht? Wir hatten jetzt fast Mitte November gehabt. Ich war gerade auch etwas verwirrt mit der Zeit gewesen. Ich schrieb ihr das ich normal kommen würde und die gleiche Zeit wie letztens da wäre. So ging ich weiter die Straße hinunter und genoss die frische, kühle Luft.
 

Der Moment der Stille und die klirrenden Eiswürfel, übertönten den Moment der Zufriedenheit. Viele lustige Gestalten waren um mich herum, die den Samstag feierten. Die rothaarige Frau, die gegenüber von mir saß, versüßte mir den Abend. Man konnte zwar nicht viel hören, dafür war die Musik manchmal etwas zu laut, aber man sollte sich ja auch mehr bewegen als reden in einer Disco.

„Komm lass uns endlich tanzen! Zeig mir wie du dich bewegst!“

Sie zwinkerte mir zu und gemeinsam gingen wir auf die Tanzfläche. Es dauerte etwas bis ich mich in die Musik hineingefühlt hatte. Manche Songs waren einfach nicht meine Wellenlänge. Doch meine Tanzpartnerin zeigte mir den Weg des Rhythmus und ich musste sagen, sie konnte echt bei jeden Song tanzen. Man merkte mir an das ich nicht oft feiern ging. Ich spürte langsam den Alkohol in meinen Gliedmaßen. Jedoch wollte ich jetzt noch nicht aufhören zu tanzen und so viel intus hatte ich noch nicht gehabt. Kaorinight machte mich aufmerksam, dass ich von einem Typen mit einer goldschwarzen, venezianischen Halbmaske seit einer geraumen Zeit begutachtet wurde. So schaute ich hin und wieder zu ihm rüber, aber er machte keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Er ignorierte jede andere Frau die ihm ansprach und unsere Blicke trafen sich erneuert. Irgendwie hatte ich das Gefühl gehabt ihn schon mal gesehen zu haben?

„Alles ok? Möchtest du lieber gehen?“

Ich schüttelte nur den Kopf und wollte noch nicht aufhören zu tanzen. Bis der neue Song leise ertönte und der Boden anfing zu vibrieren und die leichte Melodie ertönte. Ich mochte den Song von Klangkarussel mit Sonnentanz.

'I've walked through the valleys of the wilderness in time'.

Der Typ mit der Maske bewegte sich auf einmal und schritt auf mich zu.

'Only to find out that you have love in places I can't describe'

„Darf ich bitten?“

Etwas irritiert sah ich zu Kaorinight, doch bevor ich etwas tun konnte schleifte er mich mit sich.

'I need you, it's the sunrise'

Seine Hände umgarnten meinen Körper, ein leichtes kribbeln durchzog mich und das Parfüm war mir bekannt.

'I just wanted to let you know'

„Keine Angst ~Chiru.“

'I love you, don't ever let go'

Meine Augen weiteten sich und so fingen wir an zu tanzen. Mein Herz rannte plötzlich davon und ich kannte die Augen vor mir und diese Person.

'Cos the sun don't shine when you're not around mine'

So kam ich ihr näher und sagte ihr ins Ohr.

„Bist du wirklich hier?“

'Singing I can never be without you'

Sie lächelte mich an und so kam ihr Körper noch näher an meinen. Wir klebten förmlich aneinander und fühlten den Song. Wie ein eingeschweißtes Team tanzten wir miteinander. So als würden wir uns schon ewig kennen.

'Cos the sun don't shine'

'The sun don't shine'

'Yeah the sun don't shine'

'The sun don't shine'

'Without you, without you'

Noch nie war ich so nah bei ihr. Spürte diese tiefe Umarmung und das kribbeln in meinem Bauch.

'Through all the space and time'

'Your love is mine'

'But the sun don't shine'

'The sun don't shine'

'Without you, without you'

Ihre Hände waren an Orten die sie vorher noch nie berührt hatte. War das ein Traum oder die Wirklichkeit? In meinem Kopf drehte sich alles und ich wollte sie nur noch spüren.

'When I saw you rise the other day'

'I felt my worries just seemed to melt away'

'Into you, yeah into you'

Unsere Lippen kamen immer näher bis sich diese nach so langer Zeit endlich verewigten. Das prickelnde Gefühl voller Glückshormone durchströmten meinem Körper. Es war in diesem Moment einfach nur perfekt gewesen. Der Kuss war so anders wie bei den Anderen. Ich blendete alles um mich herum aus und zog ihr Gesicht noch näher zu meinem. Meine Zunge spürte ihre wie diese, wie unsere Körper miteinander tanzten. Ich ersehnte diesen Moment schon so lange hervor und jetzt war er da gewesen. Wie lange hatte ich darauf gewartet und hoffte das dieser Moment nie zu Ende ging. Doch das Lied verstummte und ich sah zu meiner Gegenüber.

„Ich muss leider wieder gehen.“

Meine Arme umklammerten den schmalen Körper vor mir.

„Wann sehen wir uns wieder?“

Sie flüsterte zu mir.

„Wenn du willst das ich wieder komme, dann musst du noch etwas auf mich warten.“

Ihr Gesicht kam wieder näher zu meinem und so drückte sie mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn.

„Gib mir ein Zeichen und ich weiß Bescheid. Jedoch kannst du auch einen anderen Weg einschlagen mit jemand Anderes. Ich zwinge dich zu nichts, ~Chiru.“

Mit diesen Worten verschwand sie aus meinem Blickfeld und ließ mich verwirrt stehen.

„Kanntest du die Person? Ihr wart ziemlich vertraut. Noch jemand den ich aus deinen Revier verjagen muss?“

Ich schrak auf. Neben mir stand Kaorinight mit verschränkten Armen.

„Oh Gott hast du mich erschreckt!“

Um uns tanzten die Leute feucht fröhlich weiter, so als wäre nichts passiert gewesen. Ich sah zur Menge, doch sie war nicht mehr zu sehen. So gingen wir gemeinsam zur Theke zurück. Ich brauchte jetzt ganz dringend Wodka auf Eis, den ich sofort auf Ex trank.

„Es ist schwierig das zu erklären.“

Die größere Frau vor mir sah mich erwartend an.

„Jedoch nicht der richtige Ort zum Reden. Wenn du möchtest können wir auch woanders hingehen?“

Meine Locken wehten im Wind des Kopfschüttelns.

„Sorry, aber ich denke ich habe für heute Abend genug. Würdest du mich entschuldigen? Ich melde mich dann wieder bei dir.“

So drückte ich dieser noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging. Diese nickte nur und sah mir hinter her. Meine Füßen trugen mich hinaus aus der lauten Hölle. Ich brauchte einen klaren Kopf zum Denken und das konnte ich hier definitiv nicht tun.
 

Verwirrt saß ich in der Bahn nach Hause. Ich schmeckte immer noch ihre Lippen auf meinen. Wie wohl der Sex erst war? Mein Gesicht errötete. Oh Gott Michiru was denkst du gerade! Ich schüttelte meinen Kopf und kam mir ziemlich bekloppt in der Bahn vor. Bestimmt dachten die Leute, dass ich bescheuerte wäre. So stieg ich an meiner Haltestelle aus und lief die Straße hinauf. Je näher ich meiner Stadtwohnung kam, desto schwerer fiel es mir einen klaren Gedanken zu finden. In diesen Moment fühlte ich mich schlecht. Es war einmal das Reich von mir und Hara. Doch jetzt war da nur die Leere. Die genau wie in meinem Kopf herrschte.

„Welches Zeichen?“

Ich drehte den Schlüssel zur Seite und betrat die leere Wohnung. Legte meine Tasche auf der Ablage ab und ging in das offene Wohnzimmer. Mein Blick sah zur Seite, wo ich in meiner Erinnerung Hara in der Küche sah und der mich freudig begrüßte mit seinem leckeren Essen. Ein leiser Seufzer entfuhr mir. Ich saß mich auf den Stehhocker am Tresen und sah mich um. Egal wo ich hinblickte, sah ich Haruka als Hara.

„Welches Zeichen meinst du?“

Hatte ich ihr in dieser Wohnung nicht genug Zeichen gezeigt? Oder meinte sie meine momentanen Liebschaften? Ich vergrub meinem Kopf in meine Arme, die auf der Tischplatte ruhten. Ich wusste nicht was ich tun sollte. In einem wollte ich mit ihr zusammen sein, doch im anderen Moment gab es noch zu viele Fragen und ich wollte mein jetziges Leben nicht einfach so aufgeben. Die Frauen konnte ich ignorieren, aber sollte ich jetzt ewig auf sie warten? Wie sollte sie denn diesen ganzen Rummel aufklären? Wann will sie aus ihrem Loch kriechen? Was ist wenn ich ihr sage, dass ich nicht mit ihr gehen werde. Was würde sie dann tun? Wenn ich mich für jemand anderes, normales entscheiden würde, als für sie? Würde sie diese Entscheidung akzeptieren? Ob sie immer noch an das eine Versprechen von damals dachte? Würde sie für immer bei mir bleiben? Obwohl wir uns so unterschiedlich entwickelt hatten? Mir liefen heiße Tränen die Wange hinunter. Zu viele Fragen waren in meinem Kopf gewesen. Mein Vater hatte mich zu sehr verunsichert, jedoch hatte er in dieser Hinsicht recht.

„Es ….ist so.....schwer ….. .“

Kaorinight hatte ich verletzt. Sie sah geknickt aus. Doch was sollte ich machen? Einfach fröhlich weiter mit ihr feiern gehen und ihr etwas vorspielen? Ich war nicht Seiya gewesen und wollte mich nicht wie er entwickeln. Ich ging zum Kühlschrank und öffnete diesen. Dort sah ich den Wein der mir in die Hand fiel. Holte mir ein Glas und schenkte mir etwas davon ein. Ich blickte in das leere Wohnzimmer und hob die Hand mit dem vollem Weinglas.

„Leb wohl …. .“

Mein Blick wurde finster und so nahm ich einen kräftigen Schluck. Ich hatte mich entschieden und so konnte es nicht mehr weiter gehen. Nicht so und nicht jetzt. Ein neues Leben musste her und das ganz schnell.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ist das Ende leider auch schon wieder. Langsam wird es ernst und wir kommen zum Ende dieser Story. Ich denke wohl 1-3 Kapitel noch. Je nachdem was mir noch einfällt, aber mehr wird es nicht mehr geben. =___=
Vielleicht gibt es eine Fortsetzung wer mag ;). Bis zum nächsten Kapitel und bleibt gesund in dieser Zeit #stayathome #coronasucks Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mizu_cosplay
2020-04-13T10:08:17+00:00 13.04.2020 12:08
Endlich hab ich es auch mal geschafft, zu lesen xD

Ich fand das Kapitel echt schön, nur ist mir aufgefallen, dass du das Wörtchen 'Jedoch' oft verwendest. Es hat nicht gestört, ich wollte es nur mal äußern.

Ich freue mich auf Fortsetzung :)
Antwort von: Tidus17
13.04.2020 13:57
Danke für deinen lieben Kommentar. Kann sein aber ich fand eher gewesen öfters als Jedoch. Ich versuche viel Abwechslung reinzubekommen da es Vergsngenheitsform ist. XD Ich pass besser auf
Von:  Ca-chan
2020-04-12T22:05:50+00:00 13.04.2020 00:05
Das neue Kapitel lässt hoffen und auch bangen. Das gefällt mir. Ich hoffe das es schnell weiter geht und bin gespannt auf das was kommt.
Antwort von: Tidus17
13.04.2020 08:35
Danke für deinen Kommentar ^^. Ich sitze schon an den nächsten Kapitel. Je nachdem wie ich voran komme dauert es nicht lange.


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