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Zwei verschiedene Welten

Und wir dazwischen
von

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Er hasst mich...

Seit unserem Gespräch ist Valentin noch merkwürdiger geworden. So langsam verstehe ich ihn wirklich nicht mehr. Was ist sein Problem mit mir? Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts dabei gefühlt habe und dass ich ihn nicht anrühren werden. Dennoch hält er Abstand und schaut mich nicht einmal mehr mit dem Arsch an. Auch wenn ich echt nichts dagegen hätte. Ich seufze leise und stehe vor seiner Zimmertür. Ich höre laute Musik herausdringen und kann mich einfach nicht dazu überwinden, anzuklopfen. Dabei habe ich eigentlich so viele Fragen. Zum Beispiel, warum er sich so komisch verhält. Und was er selber zu dem Kuss zu sagen hat. Welche sexuelle Orientierung er hat und ob ich eine Chance bei ihm hätte. Gut, die letzten zwei Fragen würde ich ihm nicht einmal im Vollsuff stellen. Eigentlich eine gute Idee, oder nicht? Ich stapfe in die Küche und schaue in unseren Kühlschrank. Irgendwie scheint der aber mehr als leer zu sein. Na super! Ich schnappe mir meine Jacke und ziehe meine Schuhe an. Ich schultere meinen Rucksack auf einer Seite und verlasse die Wohnung, um einkaufen zu gehen. Im Supermarkt angekommen suche ich in erster Linie etwas, das Valentin gerne isst und was ich ihm kochen könnte. Da ist nur das Problem, dass ich eigentlich nicht kochen kann. Aber mit Rezept lässt es sich wenigstens versuchen.

Ich entscheide mich dafür vegetarische Enchiladas zu machen. Wir essen zwar beide Fleisch, aber vegetarisch sind sie einfacher zuzubereiten. Und das traue ich mir gerade noch zu. Fleisch zu würzen oder anzubraten geht bei mir sowieso nur in die Hose. Ich muss bei dem Gedanken, dass ich etwas für Valentin kochen möchte, lächeln. Warum habe ich das eigentlich vorher noch nie gemacht?

Mein Handy klingelt und ich sehe auf das Display. Es ist Joey, eines meiner Sexdates. Ich zögere, ehe ich den Korb auf dem Boden zwischen meinen Beinen abstelle und abhebe. „Hey!“, melde ich mich am Telefon. „Lange nichts von dir gehört, Teo! Was geht? Ich bin gerade in der Stadt und wollte mal fragen, ob du heute Abend spontan Zeit hättest?“ Ich sehe auf das Essen vor mir. Dann überlege ich. Theoretisch könnte ich Sex bekommen. Was will man mehr? Kostenfreier guter Sex und danach kein Gemeckere oder ähnliches, was man einer Beziehung gleichsetzen kann. Ich will gerade für meine Antwort ansetzen, als ich an Valentins Gesicht denke. Langsam schüttele ich den Kopf. „Nein, leider nicht. Und auch in kommender Zeit vorerst nicht“, speise ich Joey ab. Er murrt leise auf. „Was ist los? Bist du in einer Beziehung, oder was?“, fragt er dann nach. Ich muss auflachen. „Man könnte meinen, es ist so etwas Ähnliches. Aber ich würde es eher als unerwiderte Liebe betrachten“, gebe ich zu, da es mir eigentlich nicht viel ausmacht, ehrlich darüber zu reden. „Aber ja, ich versuche, dass daraus etwas wird. Und dann kann ich mich nicht durch die Gegend vögeln.“ Ziemlich schnell ist nach dem Satz das Gespräch wieder beendet und ich setze den Einkauf fort. Ich glaube ich habe mir das erste Mal laut eingestanden, dass ich wirklich etwas für Valentin empfinde. Und es kam mir leichter über die Lippen, als ich gedacht hätte. Ich steure auf das Bier zu und schnappe mir zwei Sixpacks und einen Wodka. Guter Start in den Abend und vielleicht bekomme ich Valentin dazu, zusammen mit mir etwas zu trinken. Und wenn er betrunken ist, kann ich ihn ausfragen. Eigentlich schon eine böse Überlegung, aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, ihn dazu zu bringen, mir zu sagen, was er über mich denkt, dann sehe ich keinen anderen Ausweg.

Ich werfe alles in den Korb und gehe zur Kasse, um zu zahlen. Auf dem Nachhauseweg suche ich mit meinem Smartphone schon mal ein Rezept für die Enchiladas heraus. Ich öffne die Wohnungstür und bringe brav alles in die Küche, ehe ich mir Jacke und Schuhe ausziehe. Gut, hört sich an, als würde Valentin noch immer in seinem Zimmer Musik hören. Ich kann seine Musik ehrlich gesagt nicht leiden. Scheiß Emocore. Meiner Meinung nach ist das keine Musik, wenn die Leute nur herumschreien. Er meint, sie lassen ihre Gefühle raus. Ich glaube ich werde das nie verstehen können. Aber scheint wohl etwas damit zusammenzuhängen, dass er immer schwarz trägt und seine komische Frisur… Ich seufze auf. Wieso und wann habe ich mich eigentlich in diesen Emo verliebt? Vielleicht als er mal Leute hier hatte und mir nicht gepasst hat, wie vertraut er mit seinen Kumpels umgegangen ist? Im Gegensatz zu mir. Wir streiten uns ja schließlich pausenlos.

Ich beginne zu kochen und hoffe, dass ich das alles irgendwie richtig mache. Am Ende sieht es zwar nicht so perfekt aus, wie auf dem Bild, aber wenigstens schmeckt es, soweit ich beurteilen kann. Lächelnd bereite ich alles vor und stelle es auf den Esstisch. Na dann, laufe ich mal in mein Verderben! Ich verlasse die Küche, nur um an Valentins Tür zu klopfen, wobei die Musik inzwischen leiser gestellt wurde. „Was?!“, fragt Valentin nicht gerade freundlich nach. Ich muss in mich hineingrinsen. „Ich habe Essen gemacht.“ Es ist still. Glaubt er mir das nicht? Ich höre Geräusche hinter der Tür, ehe sie aufgerissen wird. Valentin sieht mich ungläubig an. „Du kannst doch gar nicht kochen“, stellt er dann richtig fest. Ich bin ein bisschen gekränkt von seiner Aussage. „Hab mit Rezept gekocht!“, meine ich dann murrend und deute auf die Küche. „Los, lass uns zusammen essen.“ Er zuckt mit den Schultern und geht in die Küche. Wenigstens hat er mal wieder mit mir geredet. Ich sehe einen leichten Hoffnungsschimmer am Horizont und hoffe, dass ich ihn mir nicht einbilde. Wir setzen uns an den Tisch und ich meine ein leichtes Funkeln in Valentins Augen zu sehen. Also war das Gericht wohl eine gute Entscheidung gewesen. Ich muss lächeln und beginne zu essen. Valentin tut es mir gleich. Einige Zeit schweigen wir, bis ich die Stille durchbreche. „Val, ich glaube, wir sollten uns mal aussprechen.“ Er stockt kurz in seiner Bewegung, ehe er einfach so tut, als wäre nichts gewesen. „Aha, was meinst du?“ Als wüsstest du das nicht. Warum stellst du dich jetzt so dumm? „Über den Kuss, zum Beispiel.“ Er zuckt mit den Schultern. „Da gibt es nichts zu reden. Das haben wir geklärt!“, murrt er mir entgegen. Ich seufze gefrustet auf. „Haben wir nicht. Ich würde gerne deine Meinung zu dem Kuss hören. Ich habe dir gesagt, dass es mir nichts bedeutet hat, aber wie siehst du es denn? Was sagst du zu dem Kuss? Hat er dich gestört, hat er dir gefallen?“ Es ist wohl besser, wenn ich ihn direkt frage. Dann kann er wenigstens nicht ausweichen. Valentin scheint sich zu verschlucken und hustet, ehe er mich böse anfunkelt. „Ob es mir gefallen hat?! Bist du noch ganz bei Trost? Natürlich nicht! Ich fand es ekelhaft und widerwärtig!“ Autsch. Ich spüre einen Stich in meinem Herzen. Ich weiß nicht, wie ernst ich die Worte nehmen kann, aber sie tun so oder so weh. „Wie soll ich schon dazu stehen? Es war ein Unfall, der hoffentlich nicht wieder passiert!“ Ich nicke mechanisch. Ich glaube, er weiß gar nicht, wie sehr mich das jetzt verletzt hat. „Und warum bist du dann die ganze Zeit über schon so merkwürdig zu mir?“ Ist das nicht eine berechtigte Frage?

Er schnaubt auf. „Bist du bekloppt? Dazu habe ich ja wohl einige Gründe!“ Dann nenn mir doch welche, wenn du so viele Gründe hast! „Du bist schwul und hast mich geküsst! Was denkst du denn, was ich jetzt denke? Auch wenn es ein Versehen war, ich habe echt keine Lust, dass jemand wie du sich in mich verliebt! Und das würde alles nur noch schwerer machen!“, keift er mich an. Autsch hoch zwei. Aber gut, dass er mir seinen Standpunkt direkt ins Gesicht schleudert. „Ach so…“, murmele ich zurück und esse schweigend weiter. Was soll ich auch sonst tun? Ich stehe auf, um mir ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Das brauche ich jetzt und damit mein Plan B aufgeht, stelle ich Valentin ebenfalls eines hin. Ich nehme einen großen Schluck und esse meinen Teller leer. Und jetzt? Ich will ihn dazu bringen, noch hier zu bleiben, um mehr zu trinken. Auch wenn ich weiß, dass es nicht die beste Idee ist, die mir im Kopf herumschwirrt. „Lass mal noch etwas reden. Einfach so. Wie geht’s dir? Wir haben ewig nicht zusammen abgehangen“, versuche ich es daher relativ monoton und desinteressiert. Nicht, dass er sonst was denkt. Valentin murrt leise und stellt unsere Teller in die Spüle, während ich schon mal zwei neue Biere hole. „Ganz ok, soweit. Aber ich schlafe in letzter Zeit schlecht und bin schnell gereizt.“ Noch schneller, als sonst? Geht das überhaupt? Ist er sich da sicher? Ich muss ein wenig lächeln. „Wieso?“, frage ich dann nach und stelle die beiden Biere noch geschlossen auf den Tisch. Einfach nur, damit er dahingelenkt wird, noch mehr zu trinken.

Valentin zuckt mit den Schultern. Das ist ja wieder sehr aufschlussreich! Ich will dem Jungen helfen und er lässt mich kein Stück an sich heran. „Träume einfach nur sehr viel Müll und bin oft lange wach, weil ich nicht einschlafen kann. Kommt vermutlich eh nur vom Stress.“ Er hat sich wieder an den Tisch gesetzt und sein Bier fast ausgetrunken, also öffne ich frech einfach schon mal die nächsten beiden. Er sagt dazu nichts, das beruhigt mich. „Wollen wir ins Wohnzimmer rübergehen? Ist vielleicht gemütlicher.“ Er nickt und schnappt sich die volle Flasche, ehe er die leere in einem Zug austrinkt. Na holla, der Junge kann aber saufen, wenn er will! Vielleicht funktioniert ja das so genannte „Schönsaufen“ bei ihm. Und dann steht er auf mich und ich bekomme, was ich haben will! Ihn! Ich lecke mir unbewusst über die Lippen, ehe ich mich auf die Couch fallen lasse. Valentin gesellt sich neben mich und starrt auf seine Flasche. „Und wie geht’s dir so?“, fragt er dann nach, ohne mich anzusehen. Generell ist mir aufgefallen, dass er meinen Blicken oft ausweicht.

„Mir geht’s soweit eigentlich ganz gut. Ich denke nur in letzter Zeit viel nach. Was du so sagst über meine Fickfreundschaften. Ich glaube, du hast gar nicht so unrecht mit deiner Meinung.“ Ich versuche ihm einfach nur ein wenig entgegenzukommen, damit er sich mir öffnet. Valentin hebt überrascht den Blick und sieht mir endlich wieder in die Augen. „Echt?“, fragt er dann nach und schüttelt ungläubig den Kopf. Ich nicke lächelnd. „Na ja, so herumvögeln ist halt auch nicht das Wahre. Ich glaube, dass eine feste Beziehung vielleicht nicht so schlecht für mich wäre. Dann würde es mir bestimmt auch besser gehen und ich hätte nicht immer so ein schlechtes Gewissen. Und mit einem festen Partner, der hier mehr oder weniger ein und aus gehen würde, hättest du auch kein Problem, oder?“ Jetzt bin ich ja mal gespannt, was Valentin dazu zu sagen hat.

„Natürlich nicht. Ich würde dir niemals etwas vorwerfen, wenn du einen festen Freund hättest, der hier ab und an ist. Wenn ich euch nicht unbedingt bei Sex im Wohnzimmer erwische oder es durch alle geschlossenen Türen hören kann.“ Es ist das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten, dass Valentin mich sogar angrinst! Ich habe also den Nagel auf den Kopf getroffen und gehe in eine gute Richtung. Da mein Bier leer ist, stehe ich auf. „Ich hole eben Nachschub!“ Ich bringe Bier und Wodka mit und muss selber aufpassen, dass ich nur ihn und nicht mit abfülle.

Zum Glück verträgt Valentin jedoch nicht viel und daher dauert es auch nicht lange, bis er schon beginnt, vor sich hinzulallen. Ich komme also nochmal auf das Thema Beziehungen zurück und löchere ihn mit meinen Fragen. „Wieso ist es dir so wichtig, dass ich keine Fickfreundschaften mehr habe, Valentin?“ Valentin sieht mich an und sein Blick wirkt auf eine bestimmte Art und Weise traurig. „Ist das nicht offensichtlich? Weil ich dich…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YumeKahoko
2016-09-22T14:37:33+00:00 22.09.2016 16:37
Hallöle!
Sorry das erst so spät was von mir kommt. Auch dieses Kapitel ist dir wieder gelungen. Du hast Valentins Emo Teil auch mehr zur Geltung gebracht, schön ;D
Süß wie Teo es sich jetzt endlich eingestanden hat, aber das Valentin immer so gemein sein muss!
Na ja mit diesem halb abgerochenen Geständnis kommen wir der Sache immerhin näher.
Ich freu mich schon wenns weitergeht!

LG Yume-chan

Antwort von:  Chibi-Neko-Chan
29.09.2016 09:24
Danke für dein Kommi ;_; Und du musst dich doch nicht entschuldigen, weil du "spät" kommentierst. Die meisten schreiben gar keine Meinungen zu Kapiteln oder so. Ich bin niemandem darüber böse. :D Nur erfreut, wenn es jemand tut. :3
Es freut mich, dass der Val nun etwas mehr gefällt. >___< Ich hoffe das bleibt auch so *schwitz*.
Er ist nicht gemein, er ist... innerlich abgekühlt? War zu lange nicht mehr in der Sonne!! :,D *lacht selber über den schlechten Witz*
Ich hoffe ich komme demnächst wieder richtig zum Schreiben!
Danke nochmal. <3

LG Neko~
Von:  Scorbion1984
2016-09-15T05:54:10+00:00 15.09.2016 07:54
Ja was wollte er nun sagen 😇?
Antwort von:  Chibi-Neko-Chan
15.09.2016 11:17
Dam, dam, daaaa :DD
Das erfahrt iihr demnächst xP
Danke fürs Lesen und den Kommi :3


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