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My love bite on your neck

von

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Love bite 55 - Zukunftsmusik

Hi ^^

Ich will euch auch gar nicht lange mit meinem Gequatsche aufhalten. Eigentlich möchte ich auch nur erwähnen, dass es heute Abend zwei Kapitel gibt. Und da ich das nun habe, viel Spaß euch beim Lesen und ich hau mich gleich aufs Ohr. Mich hats wieder erwischt, spricht, ich darf morgen früh vor der Arbeit noch schnell zum Dok hetzen. -____-

Bis wir uns wieder lesen, euch noch eine schöne Adventszeit. Hab ich euch schon viel Spaß beim Lesen gewünscht? Ah ja. Hab ich. Dann ist ja alles tutti xD

Eure Fara
 


 

Love bite 55 - Zukunftsmusik
 

"Au! Mein Nacken!" Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht und reibe mir über die ziehende Stelle.

"Selbst Schuld. Du wolltest nicht ins Bett."

"Weil du mich nicht tragen wolltest", blöke ich zurück.

"Ich meinte schon vorher", klugscheißt Meilo grinsend. "Geh mal von mir runter. Ich will aufstehen." Ohne das kleinste Fitzelchen Mitgefühl an meiner furchtbaren Lage, strampelt Meilo sich unter meinen Beinen hervor und steht von der Couch auf.

Es ist fast schon widerlich, wie erholt er heute Morgen aussieht. Wohlig schnurrend streckt er sich vor mir. "Warum geht es dir eigentlich nicht genau so mies wie mir?", möchte ich gern von ihm wissen. "Hast du heimlich im Bett gepennt?"

Lachend dreht sich Meilo zu mir um. Ich bin kurz abgelenkt von seiner Nacktheit, doch der Stich in meinem Nacken, als ich meinen Kopf bewegen will, bringt mich wieder in die Realität zurück. "Nach einer Weile war es ganz bequem", antwortet er mir. "Ich habe geschlafen wie ein Baby."

"Pfff!", mache ich.

"Hör auf beleidigt zu sein und komm mit unter die Dusche. Heißes Wasser und meine Finger werden deine versteiften Muskeln wieder weich bekommen."

Ich will eigentlich nicht, dennoch fange ich an schmutzig zu grinsen. "Steife Dinge bekommst du doch immer weich, wenn ich mich recht erinnere."

"Eben drum", trällert Meilo, zwinkert mir zu und tänzelt davon. Alles, was ich jetzt noch sehe, sind die beiden Kartons mit den kalten Pizzen. Mein Magen knurrt.

"Ach scheiß drauf!" Ich beuge mich vor, zische, weil mein Nacken mich wieder piesackt, schnappe mir eins der übrig gebliebenen Pizzastücke und beiße hinein. Hmm ... Kalte Pizza am Morgen. Lecker!
 

Schmatzend folge ich Meilo, der schon im Badezimmer herumhantiert. Als er sieht, dass ich am Pizzafuttern bin, verzieht er angeekelt das Gesicht. "Was?", frage ich ihn mit vollem Mund.

"Du isst die kalt? Am frühen Morgen?"

"Klar. Es gibt kein besseres Frühstück. Auch mal?" Ich halte ihm das schon halb aufgegessene Stück hin.

"Ihhh! Weg damit!"

"Dann eben nicht", sage ich, zucke mit den Schultern und lasse mir den Rest schmecken. Weiß gar nicht was er hat. Schmeckt doch gut.

Ich verputze das Stück noch schnell, dann geselle ich mich zu Meilo unter die Dusche, oder will es vielmehr, denn Meilo hält mich auf. "Ist die Pizza weg?", fragt er mich.

"Alles gegessen. Wolltest du doch was?"

Er legt den Kopf schief und tritt beiseite, damit ich die Dusche betreten kann. "Ganz bestimmt nicht. Ich wollte nur sicher gehen, dass du das kalte Zeug nicht mit unter die Dusche schleppst."

"Warum sollte ich denn das machen?", frage ich ihn.

"Weiß ich doch nicht. Wer morgens kalte Pizza isst, frisst auch kleine Kinder." Boha!

"Ich fresse doch keine kleinen Kinder!", protestiere ich.

"Nein?" Meilo verzieht skeptisch den Mund. "Ich weiß ja nicht ..." Oh, na warte. Dir zeige ich gleich, was ich am frühen Morgen noch so alles fresse, außer kalte Pizza!
 

Nach einer, nennen wir es, feuchtfröhlichen Wasserschlacht in der Dusche mit anschließendem Wiedergutmachen von Meilos Seite her in Form einer wohltuenden Nackenmassage, stehen wir nun, über eine Stunde später, angezogen in Meilos Küche. Ich wieder in meiner Logan Verkleidung, Meilo unauffällig, bereit dazu, sich am Set wieder in Keith zu verwandeln.

Einen starken Kaffee in der einen, und ein belegtes Brötchen in der anderen Hand, lehne ich mit dem Hintern an der Küchenzeile. "Wann fährt unsere Kutsche vor?", frage ich Meilo mit nasaler Stimme.

"In einer viertel Stunde", brummt er zurück. Die gute Laune ist ihm wohl irgendwann zwischen Anziehen und Kaffeekochen abhanden gekommen.

"Habe ich dir mit der Erwähnung des Abholdienstes die Laune verhagelt?"

"Nein." Er schüttelt den Kopf und schlürft einen Schluck Kaffee. Er schlürft immer, wenn er nachdenkt.

"Über was grübelst du denn wieder?", frage ich ihn lehne mich an seine Seite.

"Über Jared." Ganz weit hinten in meinem Kopf leuchten rote Alarmsirenen auf. "Nicht, was du wieder denkst", beruhigt er mich auf hellseherische Weise. "Ich habe nur beschlossen, dass ich ihn am besten total ignoriere. Keine Blicke mehr, die er falsch deuten könnte, keine Gespräche, kein gar nichts. Sobald die Kamera an ist bin ich Keith und mache meinen Job, ansonsten gehe ich diesem unverschämten Bengel aus dem Weg."

"Dagegen habe ich nichts einzuwenden", antworte ich. "Nur, lässt sich das so einfach umsetzen? Ihr arbeitet zusammen."

"Nur noch heute, an Weihnachten und an Silvester", erinnert er mich. "Und vielleicht rafft er heute ja, dass ich nichts von ihm will."

"Möglich", erwidere ich, obwohl ich daran nicht wirklich glaube.

"Wenn ich ihm doch nur sagen könnte, dass ich vergeben bin! Dann wäre alles leichter."

"Und du hättest sofort deine Plattenfirma am Hals", warne ich ihn unnötiger weise. "Schon mal daran gedacht, dass dieser Jared genau darauf aus ist?"

"Glaube ich nicht", meint Meilo. "Was würde es ihm bringen, mir ans Bein zu pissen?"

"Ein Lob von Gerd und ein Leckerli der Plattenfirma?"

Meilo verzieht den Mund. Das macht er heute aber oft. Missmutig knallt Meilo seine Kaffeetasse auf die Arbeitsfläche. "Egal was er will oder wer ihn zu was auch immer anstiftet! Der Typ ist ab jetzt Geschichte."

"Na dann, prost." Ich hebe meine Tasse an und trinke den Rest darin. Die leere Tasse wandert ins Spülbecken. "Wollen wir dann?" Der Abholdienst dürfte inzwischen auf uns warten.

"Wenn es sein muss."

Tröstend nehme ich Meilo in den Arm. "Nicht unterbuttern lassen."

"Das sagst du so leicht", seufzt er und lehnt sich schwer gegen mich. "Ich will gar nicht wissen, was heute wieder alles passiert."

"Kopf hoch. Nicht mehr lange, und du hast es geschafft." Ein klitzekleines Lächeln auf Meilos Mundwinkeln. "Das geht aber noch besser", grinse ich.

"Ich weiß nicht ..."

"Oh doch, mein Lieber! Komm schon! Lach mal!" Ich piekse ihn in die Seite.

"Nic!"

"Lach schon!"

"Du bist unmöglich", gackert er kichernd und biegt sich von meinem pieksenden Finger weg.

"Ich weiß. Einfach unmöglich, dass es so einen gutaussehenden und fürsorglichen Liebhaber wie mich gibt, aber so ist es." Jetzt fängt Meilo erst so richtig an zu lachen. "Ey! Du lachst mich doch hoffentlich nicht aus?"

"Würde ich niemals tun", japst er und beruhigt sich langsam wieder. Ein paar Mal atmet er tief ein. Anschließend werde ich fest umarmt. "Ach Nic. Was würde ich nur ohne dich tun?"

"Das frage ich mich auch oft." Zudem frage ich mich auch noch, was ich ohne ihn tun würde. Wo wäre ich heute, wenn ich ihn niemals getroffen hätte? Ich mag mir die Antwort gar nicht erst ausmalen.

Meilo lässt mich los und sieht mich mit einem höchst verdächtigen Glitzern in den Augen an. Was heckt er denn jetzt wieder aus? "Wie konnte ich auch nur im Entferntesten darüber nachdenken, dich gegen Jared auszutauschen?"

In meinen Ohren beginnt es laut zu pfeifen. "WAS?" Hat er eben das gesagt, was ich glaube gehört zu haben?

"Reingelegt!", lacht Meilo und sucht das Weite.

Ich bin erst zu verdattert um zu reagieren, aber als ich mich nach dem Schock wieder gesammelt habe, was nicht lange gedauert hat, setze ich ihm nach. "MEILO! Na warte! Das gibt Rache!"
 

***
 

Ich bin volle Kanne im Löwenmutter-Überwachungsmodus. Mit meinen wachsamen Augen verfolge ich jeden von Jareds Schritten, bereit, einzugreifen, falls es erforderlich sein sollte. Außerdem bleibe ich ständig an Meilos Seite, oder wenigstens ganz seiner der Nähe, wenn sie am Drehen sind, aber ich glaube, dass Jared inzwischen kapiert hat, dass Meilo ihn ignoriert. Das beweist seine immer größere Unsicherheit gegenüber Meilo. Das Küken ist von der Situation sichtlich irritiert und versucht immer wieder Meilo anzusprechen, doch der blockt ab. Auch Gerd beißt sich an ihm die Zähne aus. Meilo schweigt eisern.

Vorhin, als wir am Set angekommen sind, wollte Gerd ihn umgehend wegen gestern ansprechen, aber Meilo meinte bloß, dass alles gesagt worden wäre, und er keine Diskussion deshalb anfangen würde.

Ich bin ganz Stolz auf ihn. Er wirkt so souverän und selbstsicher, was er aber keineswegs ist. Das sehe ich ihm auf zehn Kilometern Entfernung an. Ihm geht der ganze Brimborium ganz schön an die Nieren, was auch verständlich und logisch ist. Wenigstens lässt er sich nichts anmerken, sondern zeigt denen, wo der Hammer zu hängen hat. Und zur Not bin ich ja auch noch da. Niclas, die Löwenmama wetzt vorsorglich schon mal die Krallen. Roaahr!
 

Momentan sind alle dabei, das noch ungeschnittene Werk zu begutachten. Muss noch was daran verändert werden? Noch eine Szene gedreht werden? Ich stehe dezent im Hintergrund, hinter Meilo, der auch eher abwesend auf den kleinen Bildschirm starrt.

Es tut mir so sehr leid für ihn. Wie furchtbar es sein muss, wenn man keinen Spaß mehr an seiner Arbeit hat, ihn aber dennoch erledigen muss. Ein nie enden wollender Albtraum. Ich wünsche ihm wirklich, dass er nächstes Jahr wieder voll und ganz in seiner Arbeit aufgehen kann, wie auch immer er das anstellen mag. Dafür würde ich sogar meinen Arbeitswunsch hinten anstellen und weiter bei KP im Weinkeller jobben.

Meine Augen zucken vom Bildschirm rüber zu Meilos Profil, das ich schräg vor mir erkennen kann. In meinem Bauch braut sich ein warmes, prickelndes Gefühl zusammen.

Ich würde mich nicht als einen selbstsüchtigen Menschen bezeichnen, aber ich weiß, wann ich nein sagen muss, um meinem Freiraum und meinen Wünschen nachzukommen. Aber für Meilo würde ich das alles über den Haufen werfen. Noch niemals zuvor habe ich so empfunden. Höchstens für meine Familie selbstverständlich. Doch hätte ich das damals für Kilian getan? Für ihn eine Chance auf einen Job als Programmierer aufgegeben? Nein, hätte ich nicht.

Ich senke den Blick. Er bleibt auf Meilos rechter Hand haften. Wie immer steckt sie in einem Handschuh. Das Tattoo hat er heute morgen gewissenhaft und ordentlich abgedeckt. Wie immer, wenn er als Keith auftritt. Auch meins ist unter einer dicken Schicht Make-Up und einem langen Ärmel verborgen.

In meinen Fingern kribbelt es. Am liebsten würde ich seine Hand ergreifen, doch das kann ich natürlich nicht. Nicht hier, auch wenn alle auf den Bildschirm glotzen und es wahrscheinlich noch nicht mal bemerken würden. Mir bleibt nichts anderes übrig als still und brav stehen zu bleiben und, eventuell, noch ein klein wenig näher an Meilo heranzuschleichen. Ungerechte Welt!
 

"Leute? Das war's. Wir haben es im Kasten", meint einer der Umstehenden. Der Typ vorm Bildschirm beendet das Video. Ein paar fangen an zu klatschen.

"Dein erstes Musikvideo, Jared", sagt Gerd zum Küken, das wie eine hundert Watt Birne strahlt. "Gut gemacht." Meilo macht einen leisen, sarkastischen Laut, dreht sich um und rauscht an mir vorbei. Ich mache mich gleich hinterher.

"Bedeutet das, wir können gehen?", frage ich ihn leise.

"Das bedeutet es." Bin ich froh!

Leider haben wir die Rechnung nicht mit Gerd gemacht. "Meilo? Du kannst noch nicht gehen", ruft er uns nach.

"Wieso nicht?"

"In einer halben Stunde habt ihr beiden noch einen Interviewtermin. Macht euch schnell frisch. Das Interview findet hier statt." Ich kann sehen, wie Meilos Gesichtsmuskeln verspannt arbeiten.

Er wischt sich flüchtig mit dem Handrücken über die Stirn, legt anschließend seine Hand auf meinen Oberarm und führt mich zu seiner Umkleide. Er hat tatsächlich eine eigene bekommen.

Als wir drinnen sind, schließt Meilo hinter sich die Tür und atmet tief durch. "Sicher, dass es eine gute Idee ist, wenn ich hier mit dir ...?"

"Das ist mir sowas von egal", zischt Meilo mit einem entschlossenen Blick. "Ich brauche dich hier bei mir. Was die denken, geht mir am Arsch vorbei." Meilo segelt in meine Arme. Ich drücke ihn fest an mich. "Das hat er extra gemacht", flüstert er gegen meine Schulter.

"Weil ich hier bin?" Er nickt. "Soll ich gehen?"

"Bloß nicht!"

"Gut, dann gehe ich jetzt da raus und frage ihn, was das soll. Der kann doch nicht einfach ..."

"Du wirst gar nichts tun", unterbricht Meilo mich. "Ich ziehe das jetzt durch, du bleibst in meiner Nähe und gut ist. Wir lassen uns nichts anmerken. Das bringt Gerd viel mehr aus dem Konzept."

"Meinst du?" Ich bin mir da nicht so sicher.

"Meine ich", sagt mein Liebling. "Ich weiß, dass er dich nicht einschätzen kann, und das hasst er. Und dank Logans Nichtexistenz im Internet oder sonst wo, konnte er auch nichts über dich in Erfahrung bringen, was ihn noch mehr wurmt. Bleib weiter so wundervoll undurchsichtig. Leg dich nicht mit ihm an." Ich soll undurchsichtig bleiben? Na das kann ich mehr als gut.

"Okay", antworte ich. "Das bekomme ich spielend hin."

"Dachte ich mir", schmunzelt Meilo und löst sich von mir. "Und jetzt lass uns die Zeit nutzen. Wir haben eine halbe Stunde für uns."

Mir verschlägt es fast die Sprache. "Hier? Jetzt?"

"Hier und jetzt", bestätigt er mir mit rauer Stimme, schließt die Umkleide ab und kommt langsam auf mich zu.

"Aber was ist mit unseren Verkleidungen?"

"Was soll mit denen sein?"

"Die können wir doch nicht einfach ausziehen. Nicht in der kurzen Zeit."

"Wer sagt denn was von ausziehen?" Meilos Hände legen sich auf meine Brust. Langsam drängelt er mich zu einem Stuhl, der in der hinteren linken Ecke steht. Es rummst, als ich auf die Sitzfläche plumpse. "Gerd sagte, ich solle mich frisch machen", gluckst Meilo und setzt sich rittlings auf meinen Schoß. "Mach mich frisch, Nic."

Finger kraulen mir durch das Hemd hindurch den Bauch. "Und wie soll ich das machen?" So angestrengt ich auch überlege, mir fallen nur Dinge ein, die extrem schmutzig machen ...

"Hör auf Fragen zu stellen und küss mich endlich." Lippen pressen sich auf meine.

Hm ... eine komische Art, sich frisch zu machen, aber wieso sich beschweren? Und ich muss sagen, es funktioniert. Ich jedenfalls fühle mich schnell höchst erfrischt ...
 

***
 

"Vielen Dank für das Interview."

"Gerne." Meilo schüttelt der jungen Frau die Hand und lächelt freundlich. Ein ehrliches Lächeln. Keins aus der Trickkiste, wie ich bemerke.

Im Ganzen verlief das Interview recht entspannt, wenn ich als Leie das mal so sagen darf. Meilo kannte die Frau, die das Interview führte, und sie verstanden sich gut. Jared war dagegen das fünfte Rad am Wagen, so machte es jedenfalls auf mich den Eindruck. Er stellte sich ziemlich tölpelhaft an, sprich, seine Sätze hatten mehr Ahs und Ähs als ich sie bei Henning jemals gehört habe. Und das muss bei Henning, dem amtierenden Weltmeister der sinnlosen Füllwörter, schon was heißen.

Hach, Henning. Ihn könnte ich auch mal wieder anrufen und fragen, wie es den beiden frisch Verliebten geht. Ich bekomme Fernweh. Ob es auffallen würde, wenn ich mir Meilo nun schnappe, und nach Bayern entführe?

Die Interview-Tante verabschiedet sich auch noch bei den Anderen, angefangen bei Jared, der schwach lächelt, und Gerd, der einfach nur zum Kotzen ist mit seiner überschwänglich-aufdringlichen Art.

"Logan?" Meilo ruft. Ich drehe mich zu ihm. Er ist schon auf den Weg zur Umkleide. "Kommst du?"

"Bin sofort da", verspreche ich ihm laufe ihm nach.

"Beeilen wir uns", sagt Meilo, als wir alleine sind.

In Windeseile hat er sich umgezogen, grob abgeschminkt und ist abfahrbereit. "Gehen wir, bevor Gerd noch was einfällt, um uns den Tag zu versauen." Da stimme ich meinem Schatz voll und ganz zu.

"Viel davon ist sowieso nicht mehr übrig", sage ich nach einem Blick auf die Uhr. Meilo seufzt und sieht mich traurig an. "Machen wir das beste daraus. Und ich weiß auch schon, was." Ich schaue ihm tief in die Augen und schmiege mich an ihn.

"Weißt du das?", schmunzelt mein Meilolein.

"Oh ja ..." Sein verführerischer Mund ist so nah ...

Poch, poch, poch! Ein Klopfen an der Tür lässt uns auseinanderfahren. "Meilo? Kann ich reinkommen?" Das Küken!

Meilo will ihm antworten, doch ich halte ihn auf. "Lass mich", bitte ich ihn. Meilo nickt ergeben und tritt beiseite.

Mit einem Ruck reiße ich die Tür auf und baue mich zur vollen Größe auf. Klein Jared glotzt mich von unten her dümmlich an. "Darfst du nicht", knurre ich ihn an.

"Ich muss mit ihm reden. Wegen dem Video."

"Meilo hat Feierabend. Und jetzt Abflug." Wie gut, dass ich schon den ganzen Tag über meine Krallen gewetzt habe. Löwenmama Nic hat Hunger auf ein wehrloses Küken.

"Hör auf den Dicken zu markieren und lass mich durch." Das Küken möchte sich doch wirklich an mir vorbei drängeln! Zeternd versucht es sich zwischen mich und die Tür zu gelangen.

"Du sollst draußen bleiben!" Mit aller Kraft stemme ich mich gegen ihn, doch was macht er? Er verpasst mir einen kräftigen Schubs gegen die Brust!

Das geht zu weit! "Hau ab!", grante ich diesen Wichtigtuer an und schubse ihn ebenfalls. Dafür kassiere ich einen besonders bösen Blick von ihm. Uhh! Ich mach mir in die Hose vor Angst. Bevor er wieder vorpreschen, und einen weiteren Versuch zum Entern starten kann, will ich schnell die Tür wieder schließen, aber dazu kommt es nicht. Plötzlich tut es einen Schlag und ich sehe Sternchen vor meinen Augen Ringelreihen tanzen. Dieser Hans-Wurst hat mir die Tür gegen den Kopf geknallt!

"Au! Shit!" Ich ziehe zischend Luft ein und greife mir an die Stelle über meinem linken Auge, wo die Tür mich getroffen hat. "Du kleiner Mistkäfer!", krächze ich und starre ihn mehr als angepisst an. Mit großen Kuhaugen glotzt er zurück. Na warte! Das setzt jetzt was! Jetzt ist Schluss! Doch Meilo hält mich auf, ehe ich auch nur handeln kann.

Beherzt zieht er mich von der Tür weg. "Du gehst jetzt, verstanden?", zischt er das Küken an. Dieser nickt verdutzt, murmelt was mit Unverständliches, und tritt dann tatsächlich den Rückzug an.

Die Tür fällt ins Schloss und Meilo schließt ab. "Zeig mal." Warme Hände legen sich auf mein Gesicht. "Hat er dich hier erwischt?" Meilo berührt genau die richtige Stelle.

"Ja", sage ich und ziehe schmerzhaft Luft zwischen die Zähne.

"Ist dir schlecht?"

"Nein. Ich bin nur sauer." Diese dreckige, kleine Kröte! "Wieso hast du mich aufgehalten! Ich hätte dem mal ordentlich die Leviten gelesen!"

"Und dann hätte Gerd was, um dir die Hölle heiß zu machen", sagt Meilo mit ruhiger Stimme und läuft rüber zu seiner Tasche. "Das hätte uns nur Ärger bereitet."

"Pff!", blase ich. "Dem würde ich jetzt auch gern mal eine verpassen." In mir brodelt die Wut.

"Bitte reg dich nicht weiter auf, ja? Es reicht, wenn ich das tue." Mit einem Tuch in der Hand steht Meilo vor mir. "Bin gleich wieder da. Und du wartest hier und bleibst sitzen, versprochen?"

"Versprochen", schmolle ich.

"Braver Nic. Dafür bekommst du von mir heute das volle Krankheits-Pflege-Programm." Vorsichtig tupft er einen Kuss über die langsam anschwellende Stelle über meinem Auge und dampft anschließend davon. Sicher will er das Tuch anfeuchten, um es mir gegen mein dickes Auge zu drücken.
 

Was für eine Pleite! Damit meine ich nicht Meilo, der mir versprochen hat, sich um mich zu kümmern. Ich meine Jared, Gerd und die ganze dämliche Vertragssache in der Meilo steckt. Am liebsten würde ich jetzt ausflippen, alles durch die Gegend werfen, brüllen und um mich schlagen. Natürlich tue ich das nicht. Meilo hat recht. Wenn ich das tun würde, hätte Gerd einen Trumpf in der Hand, für was auch immer er ihn gebrauchen könnte.

Leise stöhnend packe ich mir vorsichtig an die Beule. Sie pocht und wummert schmerzhaft. Alles nur wegen denen!
 

Während ich weiter meine Beule betatsche und mich dabei auf Meilos Fürsorge freue, höre ich von jenseits der Tür laute Stimmen. Lange muss sich nicht mein lädiertes Hirn nicht mit der Frage beschäftigen, wer da so laut ist. Und noch bevor ich den Namen denken kann, geht die Tür auf, und Meilo kommt hineingestürmt. Hinter ihm: Gerd und Jared.

"Das wollte ich nicht", fiepst das Küken aufgebracht und Gerd sieht aus, als hätte er eine üble Verstopfung. Meilo dagegen grinst sich eins ins Fäustchen, was er den anderen beiden jedoch nicht zeigt. Was geht denn hier ab?

"Hier." Meilo legt mir behutsam den nun feuchten Lappen aufs Auge.

"Wie ist das passiert?", poltert Gerd los und sieht mich forschend an.

Ich knirsche mit den Zähnen. Oh wie gern ich jetzt laut losbrüllen würde, doch ich beherrsche mich. "Das kleine Popsternchen da, hat mir die Türkante gegen den Kopf gedonnert", erwidere ich ruhig, worauf ich sehr stolz bin.

"Das war ein Versehen! Er hat mich zuerst angegriffen!" Eine Entschuldigung und eine Beschuldigung zur gleichen Zeit. Meinen Glückwunsch. Das bringt nicht jeder zustande.

Gerds giftige Blicke wandern von mir zu Jared und wieder zurück. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass ich was sagen sollte, aber Meilo übernimmt das für mich. "Jared wollte zu mir, ich wollte ihn nicht sehen und habe Logan gebeten, ihn von mir fern zu halten. Er wollte nicht hören und sich an ihm vorbei zwängen und so kam es zu einem kleinen Gerangel wobei Logan die Tür an den Kopf geknallt wurde." Schöne Beschreibung der Geschehnisse Meilo. Eins plus mit Sternchen für meinen Schatz.

"Aber er hat mich geschubst!", wimmert klein Kükchen.

Meilo lacht auf und auch ich muss mir ein Grinsen verkneifen. "Wenn du nicht brav bist, musst du heute nachsitzen", mahnt er seinen Nachfolger mit dunkler Stimme. Okay. Es geht nicht mehr. Das Grinsen bahnt sich seinen Weg auf mein Gesicht. Wie gut, dass ich mich hinter dem nassen Lappen verstecken kann.

"Ja aber ...", startet Jared einen zweiten Versuch sich zu erklären, wird aber von Gerd zur Ruhe ermahnt. Ich komme mir echt vor wie in der Grundschule. Und Gerd ist der unbeliebte Rektor. Wer Meilo ist? Ganz klar: Mein heißer Musiklehrer, dem ich in den langen Pausen im Instrumentenraum ordentlich die Tuba blase.

"Würdet ihr bitte wieder gehen?", fragt Meilo die beiden Unruhestifter, ehe das Gezeter wieder von vorn beginnen kann. "Es ist eben nur mal passiert, daran kann man nichts ändern. Logan braucht Ruhe und wir haben auch noch einiges zu besprechen heute." Um Meilos Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, lehne ich mich stöhnend auf dem Stuhl zurück und spiele gekonnt den Verletzten.

"Das war ein Unfall", krächzt Jared nochmal. Gerd kommentiert es mit einem gemurmelten ja, ja und scheucht das Küken vor sich her, während Meilo sie begleitet und hinter ihnen die Tür schließt und den Schlüssel herumdreht.
 

Als Meilo sich mir zuwendet, hält er sich die Hand vor den Mund und macht unterdrückte Lachgeräusche. "Lachst du mich aus?", schmolle ich und lüpfe das Handtuch.

"Nein", kichert er und kommt auf mich zu. Vor mir bleibt er stehen. "Oh je!", schnappt er. "Schon ganz blau." Meilo sieht mich besorgt an und setzt sich auf meinen Schoß. "Zuhause habe ich eine Salbe. Vielleicht hilft die. Mach das Handtuch wieder drauf."

"Ja, Schwester Meilo", sage ich und tue wie geheißen. "Und wieso hast du nun gelacht?"

"Hm? Ach so!" Erneut stiehlt sich ein Grinsen auf seine Lippen. Himmel! Ich könnte sie auf der Stelle vernaschen! Wie paralysiert starre ich sie an, während er mir antwortet. "Gerd ging der Arsch auf Grundeis, als er von dem Unfall gehört hat. Wahrscheinlich immer noch."

"Wie konnte er davon hören?", möchte ich mal gern wissen.

"Jared ist zu ihm gerannt." Das Küken flüchtet zu Mama. Das erklärt aber noch lange nicht, warum sich Gerd Sorgen darum gemacht hat. Das frage ich Meilo auch. "Na ist das nicht offensichtlich?", fragt er mich. Ich schüttle den Kopf. "Er hat Schiss, dass du seinen neuen Goldjungen anzeigst. Was meinst du, was mit seinem Ruf passieren würde, wenn du das tätest?"

"Er wäre im Arsch?"

"Genau. Keiner will CDs von einem vorbestraften Teenager kaufen, es sei denn, er ist schon berühmt."

"Schlechte Presse ist also nicht immer besser als keine Presse", grinse ich. Meilo schüttelt den Kopf. "Soll ich? Ihn anzeigen?" Ich hätte nicht übel Lust dazu.

"Und dann?", möchte Meilo wissen.

"Was und dann?"

"Logan Wittmen kann niemanden anzeigen."

"Wieso kann er ... Oh." Jetzt verstehe ich. Logan gibt's ja gar nicht, und wenn das rauskommt, wird Gerd eins und eins zusammenzählen können. "Also schön", seufze ich. "Keine Anzeige, nicht aufregen, weiter im Plan." Ich werfe das Handtuch achtlos auf den Boden.

Meilo schaut ihm perplex nach. "Und wie sieht der Plan aus?", fragt er mich anschließend.

"Das kann ich dir umgehend zeigen", raune ich ihm zu, umfasse sein Kinn und schnappe mir endlich seine süßen Lippen. Die beste Medizin überhaupt ...
 

***
 

Danach ging es sofort nach Hause zu Meilo. Gerd und den anderen Wurm würdigte ich keines Blickes mehr, starrte stattdessen stoisch geradeaus, mein Veilchen verdeckt von der großen Sonnenbrille. Als wir in Meilos Wohnung ankamen, war es bereits dunkel.

Nun sitze ich in Meilos Badezimmer, auf der Kante der Badewanne und lasse mir von Meilo die versprochene Salbe auf die Beule schmieren. "So", sagt er schließlich und wischt sich die Finger an einem Handtuch ab. "Das sieht doch ganz gut aus."

"Ist es wieder abgeschwollen?", frage ich hoffnungsvoll.

"Nein. Eher noch ein wenig dicker."

"Und das soll gut aussehen?" Ich runzle die Stirn, gebe es allerdings gleich wieder auf. Autsch!

Meilo guckt mich mitleidig von unten her an. "Ich habe von der Salbe gesprochen", grinst er und tätschelt mein linkes Knie. "Möchtest du dich hinlegen?"

"Wäre vielleicht nicht schlecht", überlege ich laut. "Mein Schädel brummt ganz schön." Das kommt sicherlich nicht nur von dem Schlag gegen meinen Kopf. "Das Wochenende hat mich ganz schön geschlaucht. Jetzt weiß ich, wie es dir immer gehen muss, bei dem ganzen Herumgerenne. Wie hältst du das nur aus?"

Mein Schatz zuckt mit den Schultern. "Was muss das muss." So kann man es auch sehen.

Meilo steht auf und reicht mir einladend die Hand. Geduscht haben wir schon und umziehen ist auch nicht nötig. Nur in Shorts geht es ins Schlafzimmer. "Eigentlich dachte ich, an unserem letzten Abend könnte ich dir ein Bisschen was von Berlin zeigen", meint Meilo. "Aber das verschieben wir lieber."

"Ja", krächze ich und lege mich unter die Bettdecke. "Von Berlin habe ich sowieso die Schnauze erstmal voll." Ich höre Meilo leise schmunzeln, als er sich neben mich legt und das Licht ausschaltet.

Seufzend rücke ich an ihn ran. Sein Arm legt sich um meine Schulter, sodass ich bequem liegen kann. "An Silvester bin ich auch hier", erklärt er. "Du kommst doch, oder?"

"Nichts könnte mich aufhalten", erwidere ich. "Noch nicht mal ein Tür-Terrorist wie Jared." Nachdem Kps Weinkeller geschlossen ist, düse ich los.

Lachend drückt mir Meilo einen Kuss auf die Schläfe. "Sobald ich aus dem Studio komme, machen wir Berlin unsicher."

"Klingt gut. Dann feiern wir."

"Oh ja!"

Glücklich schließe ich die Augen, öffne sie jedoch wieder und schaue auf die rote Uhrenanzeige auf Meilos Seite des Bettes. Es ist noch nicht mal zwanzig Uhr. "Meilo?"

"Hm?"

"Es ist noch nicht mal acht Uhr durch."

"Und?"

"Macht es dir nichts aus, mit mir schon ins Bett zu gehen?" Ich will nicht, dass er sich dazu verpflichtet fühlt, nur weil ich KO bin.

"Mir hat es noch nie was ausgemacht, mit dir ins Bett zu gehen", gluckst er.

"Schlafengehen Meilo. Ich meinte schlafen." Immer muss er an das Eine denken. Ja, na gut, ich gebe es zu. Ich denke auch (fast) immer daran.

"Das weiß ich doch", antwortet er mir. "Und nein, es macht mir nichts aus, schon vor acht Uhr schlafen zu gehen. Ich bin selbst müde. Der Tag hat nicht nur dich geschlaucht. Ich bin so froh, dass er vorbei ist."

Ich öffne die Augen wieder und starre ins diffuse Grau des Zimmers. Meilos

Herzschlag hallt in meinen Ohren wider. Er ist schneller als normal. Auch seine Atmung geht schneller. Meilo scheint unruhig zu sein.

Unter der Decke suche ich seine Hand, finde sie, und verschränke meine Finger mir seinen. "Über was denkst du nach?", frage ich ihn leise.

"Über nichts", lügt er.

"Es nützt nichts, mich anzuschwindeln", tadle ich ihn. "Ich spüre, dass du unruhig bist. Sag schon was los ist."

"Wäre es nicht besser, wenn du schläfst? Vom Reden werden deine Kopfschmerzen auch nicht besser."

"Meinen Kopfschmerzen geht es gut", lüge nun ich. In Wahrheit pocht mein Schädel ganz schön, doch es ist auszuhalten. "Aber ich kann nicht einschlafen, wenn ich weiß, dass du in aller Stille vor dich hin grübelst."

"Na schön", meint Meilo nach einem tiefen Atemzug. "Ich frage mich bloß, was ich morgen mache, wenn du wieder weg bist."

"Genau das, was du heute gemacht hast. Durchhalten", rate ich ihm, weil mir kein besserer Rat einfällt.

"Aber ich bin müde Nic. Nicht bettmüde. Arbeitsmüde. Es fällt mir immer schwerer, den unbesorgten, immer fröhlichen Popstar zu spielen. Ich will nicht mehr." Meine Hand wird fast zerquetscht, so fest umschließt Meilo sie.

Jetzt bin ich derjenige, der besorgt dreinblickt, auch wenn Meilo es nicht sehen kann. "Zwölf Tage", rechne ich nach. "Die bringst du noch rum, hast du gehört? Das sind keine zwei Wochen mehr."

"Ich weiß", haucht Meilo. "Aber es kommt mir von Tag zu Tag länger vor." Okay, das reicht! So geht das nicht! Ich muss Meilo ablenken, ihm noch mehr geben, auf das er sich freuen kann, an dem er sich festhalten kann, wenn es mal wieder ganz dicke kommt.

"Ich war mit meiner Mutter am Haus", erzähle ich ihm deshalb. "Sie war erst skeptisch, aber nachdem ich es ihr gezeigt habe, gab sie uns ihren Segen." Segen ist eigentlich zu viel gesagt, aber was soll's.

Ich spüre, wie Meilo kurz den Atem anhält und könnte schwören, dass er mich gerade fragend anschaut. "Wie kommst du jetzt darauf?"

"Themenwechsel", erkläre ich schlicht.

"Fein", meint er und ich glaube sogar ein Lächeln herauszuhören. "Du hast ihr also schon von unseren Plänen erzählt?"

"Ja. Ihr, Ingo und Ed, und Clem."

"Wirklich?" Meilo klingt erstaunt.

"Ja. Warum auch nicht?"

Meilo, der eben noch auf dem Rücken gelegen hat, dreht sich zu mir. Ich kann sein Gesicht im schwachen Licht erkennen, das von draußen ins Zimmer scheint. "Wir haben es doch noch gar nicht", wendet er ein. "Was, wenn wir es nicht ersteigern?"

"Ich dachte, du seist dir vollkommen sicher, dass wir es bekommen", lache ich.

"Na ja, ein Restrisiko bleibt."

"Du meinst, falls ein irrer Milliardär es für eine total überzogene Summe kaufen möchte, und dich damit überbietet."

"So ungefähr", gluckst Meilo.

"Falls das passiert, finden wir was anderes."

"Du meinst ... eine andere Eigentumswohnung?", fragt Meilo unsicher nach.

"Was denn sonst?" Ein Lächeln fliegt über Meilos Mundwinkel. Das reicht mir aber noch nicht. Bei weitem noch nicht. "Lass es uns zusammen tun", flüstere ich daher und bin mir mit meinem Entschluss vollkommen sicher. Ich habe die letzten drei Tage auch lange genug darüber nachgedacht.

"Was tun?", will er atmenlos von mir wissen.

"Na das Haus kaufen."

"Zusammen?"

"Ja. Das habe ich doch eben gesagt." Irgendwie werde ich die Summe schon aufbringen. Für was gibt es Kredite? "Wie schnell bekommt man eigentlich einen Kredit als arbeitsloser Programmierer, der sich mit einem Job in einem Weinkeller über Wasser hält?" Ich muss zugeben, über die Finanzierung habe ich noch nicht wirklich nachgedacht. Leicht wird das sicher nicht.

"Für was willst du ein Kredit?" Meilo hat mir wirklich nicht zugehört, oder?

"Na für die Finanzierung des Hauses. Irgendwie muss ich ja an Geld kommen."

"Aber wieso? Ich dachte, wir haben das geklärt."

Seufzend stupse ich Meilo mit meiner Nase gegen seine. "Du Doofie", schmunzle ich. "Kapierst du es nicht? Ich will nicht mehr nur als Mieter bei dir wohnen. Ich will mit dir zusammen das Haus kaufen. Wir beide. Schließlich sind wir schon verlobt, und ..."

"Oh Nic", haucht Meilo fassungslos. "Du willst das wirklich tun?"

"Will ich", bestätige ich ihm. "Ich muss nur noch versuchen, vor Weihnachten einen Termin bei meiner Bank zu bekommen." Das wird vielleicht etwas kniffelig. Nicht so kniffelig, wie einen Kredit zu bekommen, aber schon arg schwierig.

"Einen Termin bei deiner Bank? Vor dem Jahreswechsel brauchst du das gar nicht erst probieren", meint mein Schatz. "Das machen wir am besten nächstes Jahr."

"Nächstes Jahr erst? Aber am Elften ist die Versteigerung!" Das wird zu knapp!

"Kein Problem", winkt Meilo ab. "Wir gehen zu meiner Bank. Die regeln das."

"Okay ... Wenn du das sagst ..." Seine Bank wäre vielleicht wirklich keine schlechte Idee.

"Scheiße Nic! Ich freue mich ja so!" Ich werde an Meilos Brust gezogen. "Wir beide kaufen zusammen ein Haus."

"Tun wir", wispere ich in seinen Nacken, und habe endlich ein gutes Gefühl bei der Sache.
 

"Hast du dir auch schon mal überlegt, wie wir es einrichten?", fragt mich Meilo nach einer Weile.

"Nicht so wirklich", gebe ich zu. "Du?" Er nickt. "Und wie?"

"Zuerst habe ich mir überlegt, wo mein Flügel hin soll. Unten im Wohnzimmer wäre perfekt."

"Genug Platz wäre dafür", finde ich. "Solange eine schöne große und vor allem gemütliche Couch noch dazu passt."

"Dafür werde ich schon sorgen", lacht Meilo. "Ich weiß ja, wie gern du auf Sofas schläfst."

"Sehr witzig. Das hängt mir ab jetzt ewig nach, was?"

"Das, und dass du kalte Pizzen isst."

"Du musst sie ja nicht kalt essen, wenn du nicht willst", grummle ich.

"Werde ich auch nicht. Ganz bestimmt nicht."

"Verwöhnter Snob!", kichere ich.

"Hey! Das hat nichts mit verwöhnt zu tun."

"Ist ja schon gut. Bleibt morgens mehr für mich."

"Würg!" Lachend schmiege ich mich noch etwas mehr an meinen Schatz an. Wie gemütlich. Apropos ...

"Das Bett nehmen wir aber auch mit, oder? Das ist wirklich bequem."

"Ich weiß nicht ...", windet er sich.

"Na meins nehmen wir ganz sicher nicht!" Das ist viel zu klein. "Das hier wäre doch perfekt."

"Ich will es aber nicht", sagt Meilo mit einem strengen Tonfall.

"Ist ja schon gut. War ja nur ein Vorschlag." Sowas ...

"Tut mir leid." Ein Seufzen. "Mit Betten bin ich eigen."

"Hab's gemerkt." Ich sage nur Meilos altes Bett, das bei seinem Ex im Hausflur stand. "Aber das Neue muss mindestens so groß wie das hier sein."

"Mindestens?"

"Jepp."

"Warum denn? Wir brauchen doch eh nur einen kleinen Bruchteil davon." Meilos Arme pressen mich fest an sich.

Ich fange an zu lachen und flehe ihn an, wieder lockerer lassen, aber ich muss erst mit dem Argument, dass dadurch meine Kopfschmerzen schlimmer werden, aufwarten, damit er auf mich hört. "Tut mir leid", wiederholt er. "Daran habe ich nicht gedacht."

"Geht schon wieder." Eigentlich sind meine Kopfschmerzen so gut wie verschwunden. "Meilo?"

"Hm?"

"Geht es dir jetzt wieder besser?"

"Hmhm", nickt er.

"Das freut mich", murmle ich, suche seine Lippen und verjage damit noch die letzten trüben Gedanken aus Meilos Kopf.
 

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