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My love bite on your neck

von

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Love bite 42 - Road Trip

[style type="italic"]So meine Lieben. Der Trip nach Passau endet hier. Doch bevor sich die beiden vorerst wieder trennen müssen, hat Meilo noch eine kleine Überraschung für Nic parat ^^

Viel Spaß damit.[/style]
 


 

Love bite 42 - Road Trip
 

"Ich bin so froh!" Ich strahle Thorsten an. Der wirkt peinlich berührt, lächelt verschämt und weicht immer wieder meinen Blicken aus. "Das muss dir doch nicht peinlich sein!", lache ich. "Ist doch toll!"

"Ja, schon ...", murmelt er und kratzt sich am Hinterkopf. "Das kommt nur so überraschend."

"Das kenne ich", grinse ich. "Aber daran gewöhnst du dich schon."

"Bestimmt." Endlich lacht er ebenfalls. "Danke, dass wir hier bleiben können."

"Danke nicht mir, sondern Meilo. Der bezahlt die Bude hier."

"Anne zahlt ihm das zurück. Darauf besteht sie."

"Das sollen die beiden unter sich ausmachen", winke ich ab.

Hinter mir poltert es. Meilo kommt aus dem Schlafzimmer und schleppt seine Koffer mit sich. "Hab alles", schnauft er. Dann ist jetzt die Stunde des Abschieds gekommen.

"Machts gut, und pass gut auf sie auf", verabschiede ich mich von Thorsten, den ich schon besser glaube zu kennen, als ich es in Wirklichkeit tue. Vorhin haben wir uns für eine Viertelstunde miteinander unterhalten. Er ist wirklich ein netter Typ.

"Mach ich. Und euch gute Fahrt." Er winkt uns kurz zu, dann geht er zurück zu Anne, die er nach unserem Verschwinden gleich ins frisch bezogene Bett stecken will.

Ich helfe Meilo mit seinen Koffern, ich habe ja nicht viel dabei, und laufe mit ihm den Flur entlang. Von Anne haben wir uns zuvor schon verabschiedet. Meilo mit gebührenden Sicherheitsabstand, und ich konnte ihr leider nur die Hand drücken. Sie war total groggy. Kein Wunder eigentlich.

Ich muss immer noch schmunzeln, wie belämmert Thorsten ausgesehen hat, als wir uns in dem kleinen Flur der Suite plötzlich gegenübergestanden haben. Er wollte augenscheinlich das Badezimmer aufsuchen, und ich, ich wollte eigentlich nochmal heimlich an der Tür lauschen. Beide standen wir nur in Unterwäsche da.

"Äh ... hallo", stammelte Thorsten und lief rot an.

"Hallo", grinste ich ihn breit an. "Anne geht es besser?"

"Äh ... ja ... irgendwie schon."

"Das freut mich."

"Also ... ich muss mal ... also ..." Er deutete auf die Tür, die in das kleine Zweitbadezimmer führte.

"Tu das. Durst?" Er nickte schwach. "Ich hol dir eine Flasche Wasser und stelle sie dir auf das Sideboard."

"Danke ..." Und weg war er.

Natürlich ließ ich ihn nicht so einfach davonkommen. Ich holte die Wasserflasche und stellte mich neben das Sideboard. Als Thorsten wieder aus dem Bad kam, sah er mich erschrocken an. "Hat Anne dir gesagt, dass wir heute Mittag Passau verlassen?"

"Hat sie", bejahte er.

"Weißt du, normal würde ich dich jetzt in Ruhe lassen und abwarten, um einen besseren Zeitpunkt zu finden, um mit dir zu reden, aber ich habe keine Zeit, deshalb muss ich dich jetzt fragen, ob du vor hast, bei Anne zu bleiben." Ich sah ihm genau an, wie er nach einer Antwort suchte. Dass man meine Frage zweideutig sehen konnte, war mir durchaus bewusst und auch so beabsichtigt gewesen.

"Ich mag Anne", sagte er schließlich. "Sehr."

"Schön", lächelte ich.

"Wir ... wir kennen uns erst seit vorgestern aber ich habe sie gern bei mir." Der Arme. Er wusste beim besten Willen nicht, was er mir sagen wollte.

"Dann bleibst du hier bei ihr, bis es ihr wieder besser geht?", fragte ich ihn. Man konnte genau zusehen, wie ihm plötzlich ein Licht aufging.

"Ja!", japste er. "Natürlich kümmere ich mich um sie. Sie hat ja sonst niemanden hier."

"Sehr gut", grinste ich. "Das war alles was ich hören wollte. Dann kann ich ja beruhigt nach Hause fahren." Ich stieß mich von der Wand ab, klopfte Thorsten auf die Schulter und schlurfte zurück ins Schlafzimmer, wo Meilo schon auf mich wartete.

Dieser war auch froh, dass das Problem mit Anne geklärt war. "Meinst du, dieser Thorsten kümmert sich auch wirklich um sie?", harkte er dennoch nach.

"Hundert pro! Der Kleine hatte Herzchen in den Augen."

"Das hast du gesehen?", lachte Meilo.

"Logisch. Ich bin Amor, vergessen? Amor sieht sowas."

"So so ... Dann siehst du auch meine Herzchen?"

"Nicht nur die", raunte ich ihm zu, krabbelte zu ihm ins Bett und ... Es bliebt beim Kuscheln. Nicht, was ihr wieder denkt. Für andere Aktionen war auch gar keine Zeit mehr.
 

"So!" Laut knallt die Heckklappe von Meilos Wagen zu. "Siehst du? Alles untergebracht."

"Sicher?" Meilo nickt und lächelt siegessicher. "Und meine Tasche? Soll die aufs Dach, oder ...?"

"Oh." Typisch Meilo. Dem fällt jetzt erst auf, dass ich immer noch neben seiner Karre stehe und darauf warte, dass auch ich meine Tasche irgendwo darin verstauen kann. "Vielleicht geht die noch hinter den Sitz", überlegt er, öffnet die Beifahrertür und klappt den Sitz nach vorn.

Debil lächelnd lege ich den Kopf schief, und starre auf Meilos Hinterteil, als dieser sich mit dem Oberkörper ins Auto lehnt und darin seinen Kram umschichtet. Kurz umgeschaut, keiner in der Nähe. Leise schleiche ich mich von hinten an ihn ran und reibe mein Becken an seinem runden Hintern. Von drinnen kommt ein leises Schmunzeln. "Hör auf, sonst falle ich noch Kopfüber ins Auto", dröhnt seine Stimme.

"Dann falle ich dir hinterher." Der Gedanke hat was.

"Tasche her!" Meilos Hand taucht neben mir auf. Ich reiche ihm wie gewünscht mein Gepäckstück und er verstaut es unter leisem Ächzen und Fluchen. "Passt!", frohlockt mein Schatz und quetscht sich an mir vorbei. Strahlend stellt er sich vor mich. Soll ich ihn jetzt für seine Leistung loben?

"Gut gemacht", sage ich mit dunkler Stimme und tätschle seinen Kopf. "Braver Meilo."

"Ich würde zu gern wissen, was die dir heute Morgen in den Kaffee getan haben", brummt er.

"Das willst du sicher nicht wissen", gluckse ich, verpasse meinem Schatz einen dicken Schmatz und mogle mich an ihm vorbei, um einzusteigen. Galant wirft er die Tür zu, zwinkert und läuft um das Auto herum, um selbst einzusteigen.

"Wie lange fahren wir?", möchte ich wissen.

"Lange genug. Wenn wir genug haben, suchen wir uns was zum Übernachten."

"Ist gut. ... Brötchen?" Ich halte ihm ein zuvor geschmiertes Käsebrötchen vor die Nase.

"Nein danke", schmunzelt Meilo. "Bin noch satt vom Frühstück." Ich zucke mit den Schultern und beiße hinein. Selbst schuld, wenn er nix mag.
 

Gemütlich fahren wir dahin. Dank Meilos Navi finden wir schnell auf die Autobahn. Den Großteil des Rückwegs müssen wir auf der Autobahn hinter uns bringen. Geht einfach schneller, auch wenn eine schöne, entspannte Tour durchs Land uns besser gefallen hätte.

Nach einiger Zeit beginnt es wieder zu schneien. Dicke Flocken fallen vom Himmel. Meilo drosselt das Tempo. "In zwei Kilometern kommt eine Raststädte. Wenn nicht, halten wir dort, und warten, bis der Schnee nachgelassen hat", schlage ich vor.

"Geht schon", winkt Meilo ab. "Es wird nicht das letzte Mal schneien während der Fahrt, fürchte ich."

"Shit!" Falls wir Pech haben, stehen wir dadurch über kurz oder lang irgendwann im "Stau!" Warnblinker! Direkt vor uns.

Meilo geht in die Hemme und ich drücke hektisch den Warnblinker an, in der Hoffnung, das keiner hinter uns in uns hereinrasselt. Wir haben doppelt Glück. Meilo kann noch rechtzeitig bremsen und die Autos hinter uns haben auch schon die Warnblinker an und kommen zum Stehen.

"Was für ein Mist!" Meilo schlägt aufs Lenkrad. "Das hat uns noch gefehlt."

Ich tippe auf meinem Handy herum. "Von dem Stau ist noch nichts gemeldet, aber da ist eine Ausfahrt in fünf Kilometern." Ich zeige aufs Navi. "Es wäre vielleicht doch gescheiter, Landstraße zu fahren."

"Die sind aber oft nicht geräumt", gibt mein Schatz zu bedenken. "Warten wir ab. Wenn wir an der Ausfahrt ankommen, und es immer noch staut, fahren wir ab und sehen weiter."

"Guter Plan." Ich lehne mich zurück und schalte das Radio ein.

Geduldig hören wir Madonnas Like a Virgin zu. Ein Lied, dass ich gar nicht abhaben kann, aber Meilo schient's zu gefallen, er summt nämlich leise mit. Anfangs schmunzle ich noch darüber, doch als die Autos vor uns sich einfach nicht bewegen wollen, werde ich stutzig. "Das gibt's doch nicht!", meckere ich. "Wieso steht hier denn alles?"

"Da muss es gekracht haben." Ich stöhne genervt. Und als dann auch noch der Staumelder durchgibt, dass wir in einer Vollsperrung stehen, und diese voraussichtlich noch für zwei Stunden anhalten wird, sinkt meine Laune auf den Tiefpunkt. "Super!" Ich schiele auf die Tankanzeige. Wenigstens hat Meilo vollgetankt. Trotzdem schaltet er den Motor aus, nachdem er noch ein Stück weiter nach rechts gelenkt hat, um noch etwas mehr Platz für die Rettungsgasse zu machen. "Und die Heizung?"

"Wenn es zu kalt wird, schalte ich den Motor wieder an", beruhigt er mich. "Da hinten liegt deine Jacke." Er zeigt mit dem Daumen auf die Rückbank.

Ich schnalle mich ab und suche sie. Doch was ich finde, ist besser als jede Jacke. "Du hast hier eine Decke drinnen?"

"Ja. Für Notfälle. Falls ich mal im Auto pennen muss."

"Oder mit mir im dicksten Winter im Stau stehst", lache ich und zerre an der dicken Wolldecke. Sie endlich aus dem Wust aus Koffern, Tüten und Kleidungsstücken befreit, breite ich sie über uns aus.

"Jetzt noch Tee und Kecke, und ... Jetzt sag nicht, du hast Tee und Kecke dabei!" Meilo macht große Augen. Ich habe tatsächlich Tee dabei. Leider ist es Eistee und die Packung Kekse ist noch von meiner Hinfahrt übrig, aber besser als nichts.

"Kalter Tee, harte Kekse. Habe alles da", lache ich.

Lachend mopst sich mein Schatz einen Keks und knabbert daran herum. "Wenigstens verhungern wir nicht, dank deinem Gehamstere."

"Ich habe nicht gehamstert!", mucke ich auf. "Ich habe uns nur was für die Fahrt eingepackt."

"Danke Mami", schmatzt Meilo und grinst schelmisch.

"Mami legt dich gleich übers Knie."

"Ich frage mich, was die anderen Autofahrer dabei von uns denken würden", lacht er. Auch ich muss anfangen zu lachen.

"Das wäre mir egal", schnurre ich, nutze unsere Zwangspause, lehne mich gegen Meilos Schulter und suche seine Hand, die auf der Decke liegt. Ich verschränke meine Finger mit seinen und seufze.

"Müde?", fragt er mich.

"Eigentlich nicht."

"Was ist dann mit dir los?" Es ist unglaublich, aber sein Riecher heute ist unfehlbar. Mir bereitet immer noch die silberne Hochzeit Magenschmerzen. Ich bin so aufgeregt! Ich mag es nicht, mich fremden Leuten zu stellen. Besonders, wenn ich weiß, dass ich genaustens beäugt werde. Und das werde ich zweifellos, denn Eltern tun dies mit der neuen Eroberung ihres Sprösslings. Wenn da nur nicht all die anderen Verwandten von Meilo wären!

Natürlich sage ich das Meilo nicht. Er freut sich schon so sehr darauf, dass ich ihm unmöglich mit meinem Geheule die Laune verderben möchte. "Ich habe noch kein Geschenk für deine Eltern", sage ich allerdings bloß, was noch nicht mal gelogen ist. "Was schenkt man zu einer silbernen Hochzeit?"

"Lass dir was einfallen." Sehr witzig!

"Ich kenne deine Eltern doch gar nicht! Gib mir einen Tipp. Was schenkst du ihnen denn?"

"Eine Kreuzfahrt mit einem Luxuskreuzdampfer." Ich setze mich wieder auf und glotze Meilo wie ein Auto an. "Was?", fragt er doch allen ernstes ganz scheinheilig.

"Dagegen kann ich ja nur abstinken!"

Meilo lacht. "Willst du dich beteiligen?"

"Nein!" Das wäre ja noch schlimmer. Seine Eltern sollen nicht denken, dass ich keine Idee für ein Geschenk gehabt hätte. Was ich ja nicht habe, aber lassen wir das. "Haben sie denn irgendwelche Hobbys?", harke ich nach.

"Hm. Sie verreisen gern. ... Deswegen die Kreuzfahrt." Ha ha. "Italien lieben sie. Sie sind oft da. Sie haben Hunde und sind viel mit ihnen unterwegs. Früher sind sie Turnier geritten, aber heute gehen sie mit ihren Pferden lieber nur ins Gelände. Meine Mutter steht auf auch auf diese kleinen Goebel-Figuren. Kennst du die? Ach und mein Vater raucht Pfeife. Hilft dir das irgendwie weiter? ... Nic?" Nur mit Mühe kann ich verhindern, dass mir der Unterkiefer nach unten klappt. Meilos Eltern sind Snobs! "Nic? Alles klar?"

"Ja, ja!", japse ich. "Alles bestens." Meilo runzelt die Stirn. "Ich kaufe ihnen einfach je einen Pferdesattel, Hundefutter, Pfeifentabak und ein wenig teuren Nippes für die Vitrine." Ich rutsche zurück in meinen Sitz. Und ich wollte als Notfallgeschenk nur einen Blumenstrauß besorgen. Den kann ich mir ja jetzt wohl abschminken. Damit mache ich mich doch total lächerlich!

"Kann es sein, dass ich dich gerade verunsichert habe?"

"Nein! Wie kommst du denn darauf?" Wie nur?

"Ach Nic." Meine Hand wird gedrückt. "Meine Eltern sind total nett und Bodenständig. Und egal was du ihnen schenkst, es wird ihnen gefallen."

"Wenn du das sagst", murmle ich.

"Ja, das sage ich. Außerdem bist du für sie Geschenk genug." Wie soll ich denn das jetzt bitte verstehen? Das frage ich Meilo auch sogleich. Der lächelt leicht verschämt. Nanu? "Sie liegen mir schon lange in den Ohren, dass ich mich doch endlich binden soll. Als sie von dir erfahren haben, sind sie fast ausgeflippt." Da brat mir doch einer einen Storch! Unsere Eltern scheinen doch gleich zu ticken. Jedenfalls was meine Mutter angeht. "Meine Mutter dachte sogar, ich veräpple sie, als ich ihr das erste Mal von dir erzählt habe. Sie konnte es kaum glauben."

"Damals im Hotel? Im Badezimmer?", frage ich nach.

Meilo nickt. "Nach der Sache mit Benedikt war ich ganz schön down. Aber das weißt du ja." Jetzt ist es an mir zu nicken. "Ich bin damals für ein paar Tage zu meinen Eltern gefahren und mein Zustand muss sie wohl ganz schön geschockt haben. Ich wollte aufhören mit allem, konnte aber natürlich nicht. Meine Mutter meinte, dass ich sicher bald den Richtigen finden würde. Jemand, der bei mir ist, mich unterstützt und mir Halt gibt. Dann würde ich es schon schaffen, bis zum Ende meines Vertrages. Ich hätte niemals geglaubt, dass sie Recht behalten würde, doch dann standest du plötzlich vor mir." Mein Herz wummert laut.
 

Abermals lehne ich mich rüber zu meinen Schatz. Diesmal küsse ich ihn jedoch und schere mich nicht um die anderen Autofahrer, die uns eventuell dabei beobachten können. Sollen sie wo anders hinklotzen, wenn es sie stört!

"Ich liebe dich auch", flüstere ich gegen seine leicht geschwollenen Lippen. Ich sehe die Verwirrung in seinen Augen. "Das war es doch, was du mir damit sagen wolltest, oder?"

"Nun eigentlich ... Ja. Ja, das wollte ich damit sagen", grinst er und küsst mich zurück.

"Und was machen wir jetzt?", frage ich ihn und lehne mich wieder gegen seine Schulter.

"Warten", seufzt Meilo. "Warten und Tee trinken."

"Wie gut, dass ich welchen dabei habe."

"Ja. Und Kekse", erinnert er mich.
 

***
 

"Gleich gehe ich raus und verpass denen eine!"

"Lass sie doch. Sie tun doch keinem was."

"Tun sie wohl!", rege ich mich auf und suche die Umgebung nach den beiden kleinen Bälgern ab, die mitten auf der Autobahn herumrasen. "Wo sind ihre Eltern eigentlich? Vollsperrung schön und gut, aber man kann doch seine Kinder hier nicht herumrennen lassen!" Rabeneltern, kann ich da nur sagen!

"Die zwei sind nicht die Einzigen, die sich die Beine vertreten. Bestimmt sind ihre Eltern ganz in der Nähe und haben sie ständig im Blick."

"Pff! Das wäre ja noch schlimmer. Wären das meine, und die würden Schneebälle auf fremde Autos werfen, dann würde es aber Schläge hageln."

"Das meinst du nicht im Ernst", lacht Meilo.

"Doch!"

"Du würdest deine Kinder niemals schlagen."

"Stimmt. Weil ich meine Kinder erst gar nicht auf der Autobahn spielen lassen würde", schließe ich die Diskussion. "Da! Schon wieder!" Bamm! Direkt auf die Frontscheibe. Unsere Frontscheibe wohlgemerkt. Meilo schaltet gelassen die Scheibenwischer an. Ich kurble dagegen die Scheibe runter und brülle, dass die das gefälligst sein lassen sollen. "Die lachen mich einfach aus!", empöre ich mich.

"Je mehr du dich aufregst, desto mehr springen sie darauf an. Ignoriere sie, dann suchen sie sich ein anderes Auto zum Bewerfen." Ich knirsche mit den Zähnen, aber wahrscheinlich hat mein tiefenentspannter Freund recht.

"Dann lenk mich ab", fordere ich ihn auf.

"Und wie?"

"Ich wüsste da schon was", grinse ich und beuge mich zu ihm rüber.

"Hier ganz sicher nicht", kichert Meilo, erwidert aber meinen Kuss.

"Seit wann so prüde?"

"Ich bin nicht prüde, aber da draußen spielen Kinder."

"Das sind keine Kinder, das sind kleine Satansbraten!" Meilo lacht und legt seinen Arm um mich. "Lach nicht! Das ist so."

"Du bist so süß", gluckst er und küsst meine Nasenspitze. Meine Wangen werden rot.

"Du bist doof", krächze ich.

"Ich liebe dich auch." Oller Nachmacher!

Ich kuschle mich dichter an ihn und seufze zufrieden, als plötzlich Bamm! "Ey!"

"Schhht. Schön ruhig blieben." Meilo presst mich fester an sich. "Ignoriere sie." Leichter gesagt, als getan. Diese Gören! Einer müsste die mal übers Knie legen.

Aber Meilos Plan scheint aufzugehen. Sie haben sich einen anderen Wagen zum Bewerfen gesucht. Schadenfroh schaue ich ihnen dabei zu. Wenn es einen nicht selbst betrifft, macht das sogar richtig Spaß! "Denen muss echt langweilig sein", überlege ich laut.

"Kein Wunder. Wir stehen ja auch schon seit über einer Stunde hier."

"Das müssen die einzigen Kinder sein, die keine Computerspiele haben. Die anderen sitzen bestimmt in den Wagen ihrer Eltern und zocken sich die Finger wund, nur die beiden Gören nicht ..." Ich stutze. "Oh. Jetzt bekommen sie Ärger." Die Beifahrertür des Autos, das sie gerade bewerfen geht auf. "Ach du Schande!" Ein Schrank von einem Kerl steigt aus, und er sieht überhapt nicht glücklich aus.

"Der wird ihnen nur Angst einjagen wollen", meint Meilo.

"Sicher ..." Leicht besorgt setze ich mich auf und starre auf die Szenerie. Genau wie sicher alle anderen Leute in ihren Wagen. "Wo bleiben die Eltern denn nur?" Meilo zuckt mit den Schultern.

Kreischend rennen die beiden Jungs zwischen den Autos durch und was macht der Typ? Der setzt ihnen nach! "Das sieht nicht so aus, als wolle er ihnen bloß Angst einjagen", sage ich.

"Doch. Bestimmt. Jetzt haben die Kleinen so viel Angst, dass sie zu ihren Eltern fliehen."

"Wenn du meinst ... Oh! Jetzt ist einer gestolpert." Ich recke den Hals.

"Hat er sich weh getan?"

"Weiß nicht." Ich sehe nichts. Das Einzige, das ich sehe, ist der Schrank-Typ, der auf den gefallenen Jungen zuläuft. "Der will dem keine Angst einjagen, Meilo! Schau doch wie der guckt!" Mir wird ganz flau im Magen.

"Scheiße!" Meilo wirft die Decke von sich und schnallt sich ab.

"Was tust du?"

"Was glaubst du denn?", sagt er und steigt aus.

"Meilo! ... Fuck!" Mir bleibt nichts anderes übrig als ebenfalls auszusteigen.

Andere machen es uns nach, natürlich erst, nachdem Meilo schon fast bei dem Jungen ist. Ich hoffe inständig, dass die Eltern der zwei Rabauken ebenfalls dabei sind.

"Hey!", höre ich Meilo rufen. Er ist vor dem Kerl bei dem Kleinen angelangt. Der hockt heulend da und zittert. Meilo geht neben ihm in die Hocke, starrt aber den Typen an. "Das reicht doch jetzt. Sie haben ihm genug Angst gemacht."

Schlitternd komme ich bei Meilo an und stelle mich neben ihn. Wütend stapft der Schrank auf uns zu. "Der hat meinen Seitenspiegel abgebrochen!", schnaubt er. Ups. Das sieht nicht gut aus.

"Das lässt sich doch sicher klären", will Meilo ihn beruhigen und an den Kleinen gewandt: "Wo sind denn deine Eltern?" Doch der Knirps heult nur weiter. Ich schaue mich um. Wo ist überhaupt der andere Junge hin? Dann geht plötzlich alles ganz schnell.

Dieser Irre will sich doch tatsächlich den Kleinen krallen, aber Meilo stellt sich ihm in den Weg, ist im Begriff sich wieder aufzurichten, wird dann allerdings von dem Kerl an der Schulter getroffen und donnert seitlich gegen eins der Autos. Genau mit dem Gesicht. Das alles ging so schnell, dass ich nicht reagieren konnte, aber als ich sehe, wie Meilo sich die Hand vors Gesicht hält, brennt bei mir eine Sicherung durch. Dieses Arschloch hat meinen Liebling verletzt!

Ich handle ohne nachzudenken und werfe mich auf diesen Idioten. "DU ARSCH!", schreie ich, hole aus und Treffer. Genau gegen sein Kinn. In meiner Hand explodiert ein beißender Schmerz. Au! Ich hätte nicht gedacht, dass das so weh tut!

Ich schüttle meine Hand und ziehe zischend die Luft ein. Inzwischen sind auch die anderen bei uns angekommen, die ebenfalls ausgestiegen sind, und halten den Typen in Schach, bis auf einmal eine kleine, schmale Frau auftaucht und ihn beruhigt. Anscheinend seine Frau.

"Meilo?" Ich laufe besorgt zu meinem Schatz, der sich noch immer die Hand vor die obere Hälfte seines Gesichtes hält. "Alles in Ordnung?"

"Geht schon. Hab nur eine Schramme." Er lässt die Hand sinken, und da sehe ich es. Ein dickes Veilchen an seiner rechten Augenbraue und es blutet sogar. Zum Glück aber nicht allzu stark.

"Shit!" Ich schaue mir die 'Schramme' genauer an. "Das muss gekühlt werden."

"Wie praktisch, dass hier überall Schnee herumliegt", scherzt er doch wahrhaftig.

"Mama! Mama, Mama!" Ich zucke zusammen. An den kleinen Jungen habe ich ja gar nicht mehr gedacht.

Seine Eltern haben sich endlich her bequemt. Der Junge rennt schluchzend auf sie zu. Der Vater trägt den anderen bereits auf dem Arm. Wieder entsteht ein lauter Tumult. Der Schranktyp schreit die Eltern an, sie sollen ihm gefälligst den Seitenspiegel bezahlen. Der Vater brüllt zurück, er werde ihn anzeigen, weil er sich an seinem Sohn vergreifen wollte. Das wird mich echt zu viel. Ich schnappe mir Meilo und ziehe ihn mit mir.

"Wir können nicht weg", protestiert er.

"Doch, das können wir", wende ich ein und laufe einen Schritt schneller.
 

Nachdem wir wieder sicher im Auto sitzen, krame ich nach der Wasserflasche und irgendwas, das ich damit nass machen kann. In der Not muss eins meiner Hemden herhalten. Damit tupfe ich vorsichtig Meilos Augenbraue ab. "Ist dir schlecht?", will ich von ihm wissen. Man weiß ja nie. Vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung, oder so was.

"Nein, mit geht es gut", winkt er ab.

"Auch keine Kopfschmerzen?"

"Nee. Die Stelle pocht nur ein bisschen. So hart bin ich gar nicht gegen das Auto gekracht. Eher entlanggeschrabbt."

"Dann bin ich beruhigt", seufze ich und lächle Meilo an.

"Was machen wir denn jetzt?", fragt er.

"Nichts", antworte ich. "Oder willst du den Kerl anzeigen?"

"Ich weiß nicht ..." Mein Schatz wirkt noch leicht mitgenommen. "Ich denke, er bekommt auch schon so genug Ärger."

"Denke ich auch." Der Tumult weiter vorn wird immer größer. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis hier die Polente auftaucht. Einige hängen schon an ihren Handys.

"Gerd wird ausflippen, wenn er mein Auge sieht."

"Das bekommen wir schon hin. Es schwillt schon ab, glaube ich."

"Hoffentlich."

"Denk dir schon mal eine Geschichte aus, wie das passiert ist", grinse ich und greife noch einmal zur Wasserflasche.

"Mach ich ... Was ist denn das?" Seine Hand schnappt nach meiner Rechten. Genau nach der Hand, mit der ich dem Kerl eine gescheuert habe. Die Knöchel ganz geschwollen und rot. Jetzt, wo ich sie sehe, spüre ich auch wieder den Schmerz.

"Ach das", murmle ich. "Das ist von eben."

Meilos Kopf fliegt zu mir. Fassungslos starrt er mich an. "Sag nicht, du hast dem Typen eine verpasst!"

"Okay. Ich sag's nicht."

"Nic!"

"Was?", frage ich im gleichen Tonfall, doch er schüttelt nur den Kopf.

Dann, plötzlich, fängt er an zu grinsen. "Du hast ihm wegen mir eine runtergehauen?"

"Wegen wem denn sonst? Er hat dich gegen das Auto fliegen lassen, dieses Arschloch." Ich knirsche mit den Zähnen. Ich sehe wieder alles vor mir und ich hätte nicht übel Lust, wieder da raus zu gehen, und ihm noch eine ins Gesicht zu schlagen.

"Jetzt verstehe ich auch, warum du so schnell weg wolltest", grinst Meilo und streichelt sanft über die geschwollenen Knöchel. "Bevor er sich bei dir dafür revanchiert."

"Das war nur einer der Gründe", brumme ich. "Ich wollte dich aus der Schusslinie haben. Wer weiß? Vielleicht tickt der Typ total aus und schlägt um sich. Außerdem musstest du dringend verarztet werden. Apropos. Wo ist der Verbandskasten? Dann verpasse ich dir ein hübsches Pflaster."

"Unter dem Fahrersitz", kichert Meilo. Macht der sich etwa über mich lustig?

"Danke", murmle ich und krame nach besagtem Verbandskasten.

Ihn gefunden, suche ich nach dem Pflaster und einer Schere. Beides ausfindig gemacht, schnipple ich ein Stück ab und klebe es vorsichtig auf Meilos Augenbraue. Dabei grinst Meilo die ganze Zeit über weiter. "Was ist denn so lustig?", möchte ich wissen.

"Mein Held", gluckst er und schmust über meine Lippen.

"Ach, hör doch auf!" Das ist mir irgendwie peinlich. "Ich hab dich nur verteidigt. Und ich würde es wieder tun! Und hör auf zu grinsen!" Also echt!
 

Ich hatte recht mit meiner Vermutung, das bald die Polizei auftauchen würde. Anscheinend haben sie zwei Beamte vom Unfall vorne herbeizitiert, denn sie kamen von Richtung der Sperrung. Jetzt nehmen sie Aussagen auf und versuchen zu schlichten. Ich mache mich derweil ganz klein. "Wir sollten auch hin und erklären was passiert ist", meint Meilo.

"Und dann? Dann bekomme ich womöglich noch Ärger, weil ich dem eine geknallt hab."

"Du hast nur den Jungen und mich verteidigt. Da passiert schon nichts."

"Die können das auch ohne uns klären", brumme ich und rutsche tiefer in meinen Sitz.

Meilo lacht und tätschelt mir das Bein. "Wir warten einfach ab."

"Von mir aus." Und derweil versuche ich mir selbst beizubringen, wie man sich in Luft auflöst.

Nach einer Weile atme ich erleichtert auf. Die Polizisten hatten wohl genug mit dem zu tun, was sich vor ihrer Nase abgespielt hat, denn sie dampfen wieder davon, ohne dass wir irgendwelche Aussagen machen mussten. Es gab ja auch genug Zeugen. "Nochmal davon gekommen, mein kleiner Schläger", kichert meine Kichererbse neben mir.

"Sehr lustig."

"Jetzt schmoll nicht."

"Will ich aber."

"Ist doch alles nochmal gut gegangen. Nichts schlimmes passiert."

"Das nennst du nicht schlimm?", frage ich ihn und zeige auf sein blaues Auge.

"Mein Auge ist noch da. Also alles paletti."

"Tse!" Meilo will was erwidern, doch er kommt nicht dazu. Über uns herrscht lauter Radau. "Ein Rettungshubschrauber", stelle ich fachmännisch fest.

"Da muss es ganz schön gerummst haben." Ich nicke und muss meine Meinung von eben noch mal revidieren. Es hätte wirklich noch schlimmer kommen können, wie man sieht. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter, lehne mich gegen Meilo und suche seine Hand. Ja, es hätte wirklich noch viel, viel schlimmer kommen können.
 

***
 

"Das zieht sich wie Gummi!"

"Hauptsache, wir fahren überhaupt wieder." Stimmt. "Die Abfahrt müsste bald kommen."

"Ich fürchte nur, die ist genauso verstopft."

"Abwarten." Meilo gibt Gas und überholt einen LKW. Ich schließe die Augen. Manchmal fährt er wie eine gesenkte Sau, und das trotz des Unfalls, an dem wir vor wenigen Minuten noch vorbei gefahren sind.

Viel sah man nicht mehr. Ein Abschleppwagen hat ein total demoliertes Auto aufgeladen. Rettungswagen sowie der Hubschrauber waren schon weg. Genau wie die Polizei. Was bin ich froh, wenn wir von der Autobahn runter sind!

Meilo schert wieder ein und drosselt das Tempo. Schon taucht ein Schild auf, das die Ausfahrt anzeigt. Noch ein Kilometer. Als wir auf die Spur für die Ausfahrt fahren, haben wir Glück. Kaum ein anderer Wagen vor uns. Selbst die Landstraße, auf der wir nun fahren, ist frei und geräumt. "Wie erholsam", lache ich.

"Und wie."

Der nächste Parkplatz gehört uns. Ich bin zuerst draußen, mich erleichtern. Dämlicher Eistee! Meilo hockt derweil noch im Auto und spielt am Navi herum. "Musstest du nicht auch?", frage ich ihn, als ich mich wieder in den Wagen steige.

"Doch, aber ich habe nur schnell was nachgeschaut", antwortet er, lächelt mich an, verpasst mir einen Kuss und steigt nun ebenfalls aus. Na dann ...

Während er austritt, rufe ich meine Mutter mal an. Sie wird schon sauer sein, dass ich mich nicht bei ihr gemeldet habe. "Hallo Mamilein. Ich bins."

/Das du dich auch mal wieder meldest!/, zetert sie auch gleich los. /Ich dachte schon, du wärst im Schnee verschollen./

"War ich auch fast", sage ich. "Hier unten schneit es wie die Hölle."

/Wie schön. Bei uns regnet es nur./

"Wollen wir tauschen?"

/Gern/, lacht sie. /Wie lange seit ihr noch unterwegs?/

"Bis Morgen Nachmittag bestimmt. Bei dem Mistwetter kommen wir nur langsam voran."

/Wie schade, dann bleibt Meilo nicht lange bei uns?/

"Eher nicht." Dass er gleich weiter fährt, nachdem er mich bei mir angesetzt hat, verschweige ich mal. "Du Mama? Ich muss Schluss machen. Wir sehen uns morgen." Meilo kommt zurück.

/Ist gut. Grüße an deinen Liebsten./

"Mach ich. Und grüß du die anderen beiden Pappnasen." Ehe sie wegen der Pappnasenbezeichnung herummeckern kann, lege ich schnell auf.

"Ist das kalt! Da friert einem ja alles ab", schnauft Meilo und schlägt die Tür hinter sich zu.

"Ach auf einmal friert der werte Herr? Immer mal was Neues." Meilo schenkt mir einen amüsierten Blick. "Einen schönen Gruß von deiner Schwiegermama."

"Oh. Danke." Hm. Er reagiert gar nicht auf das Wort 'Schwiegermama'.

"Alles in Ordnung bei dir?", harke ich nach.

"Klar. Was soll denn sein?"

"Ich weiß nicht. Sag du es mir."

Meilo legt den Kopf schief und stupst mir mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze. "Alles bestens. Ich war nur am Überlegen."

"Über was?"

"Bin die Route nochmal im Kopf durchgegangen", sagt er schulterzuckend. Wieso glaube ich ihm das nicht? Aber sei es drum. Wäre es was Wichtiges, hätte er es mir gesagt. ... Oder?

Wir fahren weiter. Immer wieder schiele ich zu Meilo, doch dem scheint es gut zu gehen. Er summt die Musik im Radio mit und auch sonst ist nichts Auffälliges an ihm zu beobachten. Ich dachte erst, vielleicht hat er doch Kopfschmerzen von dem Vorfall vorhin, oder ihm ist übel, aber dann würde es ihm nicht so gut gehen. Nein, ich glaube, ihm geht es sogar ganz hervorragend. Als würde er was planen ... Tatsache! Jetzt erkenne ich es! Meilo führt was im Schilde! Aber was? Und vor allem wann? Viel Zeit bleibt ihm nicht dafür.

Was es wohl ist?
 

Immer wieder schiele ich unauffällig rüber zu ihm. Vielleicht verrät er sich ja durch irgendwelche Gesten. Tut er aber nicht. Er fährt seelenruhig weiter. Dennoch. Ich erkenne es an seiner Nasenspitze, dass er etwas im Schilde führt. Und von wegen, er geht die Route nochmal im Kopf durch! Wozu? Das Navi hat die Route bestens im Griff. Er verschweigt mir was! Ahrg! Ich will es wissen! "Du planst doch was", spreche ich ihn an, weil ich kurz davor bin zu platzen.

"Hm? Was meinst du?"

"Tu nicht so! Ich sehe dir an, dass da was im Busch ist."

"Was soll denn im Busch sein? Ich fahre Auto. Was kann ich dabei schon groß planen?"

"Ich weiß nicht. Sag du es mir." Ich verschränke die Arme vor der Brust.

Irritiert lächelnd huscht Meilos Blick kurz zu mir. "Leidest du schon an Verfolgungswahn? Ich habe nichts geplant! Ich will nur so viele Kilometer wie möglich hinter mich bringen, bevor wir uns ein Hotel suchen."

Nachdenklich zerkaue ich mir die Unterlippe. Doch es bringt nichts, außer leichte Schmerzen. Ich hasse es, es zugeben zu müssen, aber ich glaube ihm. Wie gesagt: was will er schon groß planen? Wir stehen unter Zeitdruck. "Entschuldige", murmle ich und lehne mich zurück. "War nur so ein Gedanke."

Meilo schmunzelt leise. "Das sind sicher die Nachwirkungen der Schlägerei. Du bist noch leicht paranoid."

"Ha ha." Wieder lacht er und nimmt meine Hand in seine. Schön ...

"Schlaf doch ein bisschen. Ich wecke dich, wenn ich nicht mehr fahren kann."

"Ist gut", gähne ich. Schlafen hört sich verführerisch an. Ich kann ja von Verschwörungen und geheimen Plänen träumen. Dann habe ich was zu tun, während ich meine Augen ausruhe.
 

***
 

"Sweetheart? ... Aufwachen. Wir machen Pause."

"Was?"

"Wir sind da", erklärt Meilo bloß, was mir auch nicht wirklich weiter hilft.

Ich strecke mich müde. Au! Mein Nacken! Im Auto pennen ist echt eine Qual! Obwohl ich nicht wirklich geschlafen habe. Es war eher ein Dahindämmern. Immer wieder war ich mal wach, hab was gegessen und getrunken, Meilo nebenbei ebenfalls gefüttert, und bin danach wieder weggeschlummert. Fahren kann ja sooo langweilig sein! "Wo sind wir denn überhaupt?", frage ich schließlich nach, nachdem ich meine Schultermuskeln weitgehend gelockert habe.

"An unserem Nachtquartier", klärt mich Meilo auf, was mich auch wieder kein Stück schlauer macht.

Verwundert öffne ich deshalb die Augen und sehe: Nur schwarz. "Es ist dunkel", stelle ich fest.

"Ist es. Deswegen legen wir eine Pause ein und fahren morgen früh weiter", lacht Meilo. Der Motor ist schon aus. Ruhe umgibt uns. Ruhe und Dunkelheit. Merkwürdig.

"In was für ein abgelegenes Hotel hast du uns denn gebracht?" Wir müssen irgendwo in der Pampa sein.

"Kein Hotel, Sweety."

"Sag jetzt bitte nicht, dass wir im Auto pennen, denn dann ..."

"Nein", unterbricht er mich. "Das würde ich uns nicht antun."

"Und wo sind wir dann, bitteschön?"

"Steig aus, dann weißt du es." Was für ein schlauer Spruch! Aber nun gut. Dann schnalle ich mich mal ab und bringe in Erfahrung, wo mich mein Göttergatte jetzt wieder hinverschleppt hat.
 

Draußen ist es bitterkalt. Ich schaue nach unten und knurre mürrisch. Ich stecke knöchelhoch im Schnee. Im Auto schlafen hört sich auf einmal gar nicht so schlecht an, wenn ich daran denke, mich gleich durch diese weiße Hölle quälen zu müssen. Hinter mir schlägt die Heckklappe runter. "Hast du deine Tasche?", höre ich Meilo mich fragen.

"Nein!"

"Dann hopp hopp! Man erwartet uns schon." Ich geb dir gleich hopp hopp! Hopp hopp am Arsch! Wehe, das Zimmer hat keine gute Heizung!

Müde, mürrisch und miesepetrig lasse ich den Beifahrersitz nach vorn rattern, greife mir meine Tasche, und stapfe auf Meilo zu. "Und jetzt?", will ich wissen.

"Bitte folgen", trällert er und marschiert los. Ich widerstehe dem Drang, ihm einen Schneeball ins Genick zu werfen. Unter Garantie bekomme ich danach auch einen ab, und darauf habe ich noch weniger Bock, als durch dieses weiße Mistzeugs zu waten. Warum ist hier nicht geräumt? Und wo zum Geier sind wir eigentlich?

Ich schaue mich um. Links neben mir ist eine Holzfassade. Supi! In was für eine Bretterbude schleift Meilo mich bloß? "Nun komm schon! Nicht so lahm!"

"Ja, ja", knurre ich und laufe auf Meilo zu, der auf mich wartet. "Wo sind wir hier denn jetzt? Wo hast du mich denn bloß wieder hingeschliffen?"

"Erkennst du es immer noch nicht?", fragt er mich grinsend. Ich schüttle den Kopf und bleibe stehen. "Dann schau dich um, du Blindfisch!" Okay. Der Schneeballplan gefällt mir immer besser. Trotzdem tue ich ihm den Gefallen und drehe mich nach links.

"Wozu, hier ist es doch stockdunke... Ach du Schande!" Ich glaub's nicht! "Wie kommen wir denn hier her?!" Zu sagen, ich wäre überrascht, wäre noch untertrieben. Mich haut es glatt von den Socken. Wir stehen vor der Hütte! Eben jener Hütte, in der wir schon einmal eine Nacht miteinander verbracht haben! Damals, als Meilo mir diese komischen Koordinaten geschickt hat. "Ich glaub's nicht!", japse ich und drehe mich zu Meilo um, der mich breit angrinst. "Du hattest doch was geplant!"

"Hatte ich", gibt er zu.

"Du Lügner!"

"Verklag mich." Oh, da fällt mir schon was besseres ein ...

Doch vorher: "Wie hast du das überhaupt hinbekommen?"

"Das erkläre ich dir auf den Weg nach drinnen", sagt er, legt seinen Arm um meine Schulter und läuft mit mir Richtung Eingangstür. "Mir kam die Idee, als ich mir während der Vollsperrung die Route nochmal angeschaut habe. Darauf war der kleine Ort verzeichnet, an dem ich war, als ich dir damals die Nachricht geschickt habe, in der stand, dass du hier her kommen sollst."

"Und da musstest du an die Hütte denken."

"Genau. Als du austreten warst, nutzte ich die Chance, rief bei der Besitzerin an, und fragte, ob die Hütte für heute Nacht noch frei sei. War sie, weshalb ich dachte, übernachten wir doch hier."

"Du Spinner!", lache ich. "Aber war das kein Umweg?"

"Kein großer. Wenn wir morgen eine Stunde früher aufstehen, schaffen wir das schon." Ich schüttle den Kopf und verpasse meinem Schatz einen Kuss auf die Schläfe. Er und seine Einfälle!
 

Bevor wir eintreten können, muss Meilo erst den Schlüssel aus einem vorbereiteten Versteck holen. Unter einer Diele der kleinen Veranda wird er fündig. Dort sollten wir auch das letzte Mal den Schlüssel deponieren, nachdem wir von hier weggefahren sind. Meilo schließt auf, und lässt mich als erster eintreten. Warme Luft heißt uns Willkommen. "Der Karmin ist ja an!", staune ich.

"Und der Kühlschrank ist auch gefüllt", ergänzt Meilo. "Ich hoffe, es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, mein Herr?"

"Voll und ganz", gluckse ich und lasse meine Tasche im Flur fallen. "Ach ist das schön, wieder hier zu sein!" Ich falle Meilo um den Hals. "Das war eine wahnsinnig gute Idee!"

"Ich weiß." Huh! Da ist aber einer von sich überzeugt. Aber das darf er auch. Ausnahmsweise.

"Und? Was machen wir jetzt?", will ich von ihm wissen.

"Essen! Ich habe einen mordsmäßigen Kohldampf!", sprach's, flutschte aus meinen Armen und eilte in die Küche. Eigentlich hatte ich was ganz anderes im Sinn. Na ja, aber Essen hört sich dann doch ganz gut an, weshalb ich mir die Jacke und die Schuhe ausziehe, und ihm folge.
 

Wie bei unserem letzten Besuch auch, kochen wir einfach wahllos drauf los, nehmen das, was im Kühlschrank ist, schneiden es klein und geben es in eine Pfanne. Als wir mit Kochen fertig sind, machen wir es uns auf dem kleinen Sofa bequem, das seitlich neben dem prasselnden Karmin steht. "Wie schön", seufze ich wohlig und lege meinen Kopf auf Meilos Schulter. Wie ich so essen will, weiß ich zwar noch nicht, aber was soll's?

"Ja. Nach der ganzen Fahrerei richtig erholsam."

"Hmhm." Mir steht plötzlich so gar nicht mehr der Sinn nach Essen. Ich beuge mich vor zum Tisch, stelle meinen Teller ab und rutsche dichter an Meilo heran. Meine Arme schiebe ich unter die Decke, in die wir uns gewickelt haben. Meilo beäugt mich neugierig, isst aber unbeirrt weiter. Ich lasse ihn ebenfalls keine Sekunde lang aus den Augen und beginne, mir unter der Decke die Hose aufzuknöpfen. Natürlich bekommt mein Meilolein das mit. Ich sehe das an dem Aufflackern in seinen grünen Augen und dem kurzen Stocken, das seine Hand vollführt, als sie die Gabel zu seinem Mund führen will.

Leise raschelnd rutschen Jeans und Unterhose unter der Decke hervor auf den Boden. Meilo hat inzwischen das Essen ganz aufgegeben. Die Gabel liegt auf dem Teller, während er mich weiterhin beobachtet. Etwas umständlich schlüpfe ich auch noch aus meinem Pullover. Ich bin froh, dass das Feuer so schön wärmt. Mir ist jetzt schon ziemlich heiß.

Ohne ein Wort zu sagen, nehme ich Meilo den Teller ab und stelle ihn zum anderen. Keine Spur von Einspruch, also darf ich weiter machen.

Das Feuer knistert, als ich die Decke höher ziehe, und mich auf Meilos Schoß setze. Grinsend schaue ich ihn an. "Der Nachtisch wird heute aber früh angerichtet", sagt er trocken.

"Für Nachtisch ist es doch nie zu früh", wende ich ein und beuge mich vor. Zärtlich beiße ich Meilo ins Kinn und fahre anschließend versöhnend mit der Zunge darüber.

"Da hast du recht", seufzt mein Liebling, legt seine Arme um meine Taille und streckt den Hals durch, damit ich dort weiter machen kann.
 

Pochend erwacht meine Körpermitte vollends zum Leben. Meilo knetet meinen Hintern durch und bringt mich dadurch immer wieder dazu, begehrlich gegen seinen Hals zu seufzen. "Nic? Rutschst du mal von mir runter?"

"Nein", knurre ich.

"Aber wie soll ich mich so ausziehen?"

"Sollst du nicht."

"Aber wie sollen wir dann ...?"

"Lass mich nur machen", unterbreche ich ihn.

Er lächelt mich daraufhin an und lehnt sich zurück. Sehr gut. Dann kann ich ja damit beginnen, auch seine Hose aufzuknöpfen, was ich auch umgehend in Angriff nehme.
 

******
 

Also ich weiß ja nicht. Ich hatte wirklich nicht vorgehabt, die zwei schon wieder in die Kiste, oder diesmal besser gesagt, aufs Sofa hüpfen zu lassen. Ich scheine hier zwei besonders liebesbedürftige Kerlchen zu haben. xD

Na ja. Man muss ihnen zu Gute halten, dass das vorerst ihre letzte gemeinsame Nacht ist. Lassen wir das mal als Entschuldigung gelten. ;-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Usaria
2016-11-27T15:53:57+00:00 27.11.2016 16:53
Ach nööö! Sag bloß dass jetzt sehr lange keine Kuschel + X Szene mehr kommt! Dann hättest diese wenigstens ausschreiben können! Grummel!

Meilo ist auch so ein kleiner Spitzbube! Resaviert still und heimlich die Hütte, und lässt sich nicht´s an merken! Die beiden sind sooo süß!
Antwort von:  Fara_ThoRn
01.12.2016 19:15
:-P Im neuen Kapitel gibts Spaß im Heu. Bitte schön. Viel Spaß dabei xD


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