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Maskenball

von

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Violet

Er musste hier weg. Beinahe schon panisch schweiften die braunen Augen unruhig über die versammelten Menschen - es waren zu viele und auch wenn er absolut nicht beachtet wurde, war er sich sicher, dass sich genau das bald ändern würde und das wäre dann der Moment in dem er die Beherrschung verlieren würde und das war alles, was er nicht wollte, noch riskieren durfte. Die Maske schien längst unangenehm an seiner Haut zu kleben und es war reine Willenskraft die ihn bisher davon abgehalten hatte, sich diese aus dem Gesicht zu reißen. Ein leises Aufschluchzen verließ seine Lippen - nein, er konnte nicht mehr, das Korsett welches er heute morgen noch so bewundert gehabt hatte, erschien ihm jetzt zu eng, zu bedrückend, es schnürte ihm die Luft ab und mit einem letzten Blick auf die versammelte Menge drehte er sich um - und rannte. Die Maske fiel zuerst, gefolgt von seinen Schuhen, dem Haarschmuck, welcher seine viel zu kunstvolle Frisur zusammen gefasst hatte, dass ihm jetzt wieder braune Locken ins Gesicht fielen, ihm die Sicht noch weiter erschwert hätten, wäre er dieser nicht schon durch die Tränen beraubt, welche unaufhaltsam über seine Wangen liefen. Wieso musste er sich das jedes Mal antun? Er konnte nicht mehr, es war so ermüdend…Als er Schritte hinter sich hörte, wäre er beinahe gestolpert, schluchzte nur erneut auf, als er plötzlich gepackt wurde und zitternd sank er in den Armen des Anderen zusammen, welcher ihn eng an sich heran drückte und begann, ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln. „Jasmine…“ Seine Fingernägel vergrub er unbewusst in Hizakis Oberarmen - wurde nur noch enger an seinen besten Freund gedrückt und vergrub das Gesicht richtig an dessen Schulter - wieso zwangen sie ihn immer wieder dazu, wenn sie doch wussten, dass es vollkommen sinnlos war? Kaum dass Jasmine mitbekam, dass er plötzlich hochgehoben wurde und eine leise Stimme beruhigend auf ihn einredete - Hizaki. Mit einem müden Lächeln schloss er die Augen - er wusste, wohin sie ihn bringen würden, wie jedes Mal. Er würde in sein Zimmer gebracht werden, ruhig gestellt und beim nächsten Ball würden sie es erneut versuchen, dabei war er schon längst an seine Grenzen gekommen, hatte aufgegeben - wenn er sterben sollte, dann würde es eben geschehen - was kümmerte es ihn denn noch länger?
 

Mit einem besorgten Blick beobachtete Kaya wie die Prinzessin zurück auf ihr Zimmer gebracht wurde, ließ die Finger vorsichtig durch das Fell des schwarzen Katers auf seinem Schoß gleiten und schloss die Augen. So lange versuchten sie es schon und nichts schien zu funktionieren - dabei war er sich doch sicher, dass es nur besser werden konnte, sobald der Fluch gelöst war…“Wieder nichts?“ Stumm schüttelte er den Kopf, als sein Liebster sich langsam an ihn schmiegte und seufzend vergrub Kaya das Gesicht an dessen Bauch, während er tief durchatmete. „Ich hab Angst, Satsuki…Er wird mit jedem Monat schwächer und es scheint, als würde er zusätzlich seinen Lebenswillen komplett verlieren.“ Sein Freund schwieg, begann ihm nur stumm den Nacken zu kraulen und für einen kurzen Moment ließ Kaya es zu, dass das Gefühl der Schwäche ihn überwältigte und als ihm die Tränen kamen, schlangen sich die Arme seines Liebsten nur enger um ihn. Es war so schwer, immer stark zu sein und Zuversicht zu geben, wenn man genau wusste, dass einem die Zeit davon lief. Denn Jasmine würde sterben, sollte es ihnen nicht gelingen, rechtzeitig dessen perfekten Prinzen zu finden. Erschwerend kam noch hinzu, dass Jasmine bei jedem Maskenball nach wenigen Minuten bereits panisch floh. So konnte es nicht weitergehen! Ihr Königreich würde sonst zerfallen und er hasste das Gefühl zu versagen. Nicht schon wieder. In all den Jahren, die er hier in dieser Welt verbracht hatte, war ihm das nur ein Mal passiert und es war das pure Grauen gewesen zusehen zu müssen, wie das Verderben Einzug erhalten hatte. Kaya erschauderte bei der Erinnerung, zuckte beinahe zusammen, als sich etwas beschützend um ihn legte und er brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen, dass das Satsukis Flügel waren, welche dieser um ihn gelegt hatte und begann beruhigend zu summen. Seine Katze war aufs Bett geflüchtet, beobachtete von dort skeptisch, wie Satsukis Gesang es schaffte, Kaya langsam aber sicher wieder ruhiger werden zu lassen.
 

Hizaki ließ müde den Kopf sinken - nachdem sie Jasmine zurück in dessen Zimmer gebracht hatten, war dieser beinahe sofort wieder in Tiefschlaf gefallen und er wusste einfach nicht mehr weiter. Teru hatte es sich am Fußende der Prinzessin bequem gemacht und bewachte jetzt dessen Schlaf. Der Welpe verstand zwar nicht viel von der Situation, aber er mochte Jasmine - dieser hatte ihn schließlich per Hand aufgezogen, nachdem Terus Mutter ihn nach der Geburt verstoßen hatte. Seitdem wich der dem Anderen nicht mehr von der Seite und ja, vielleicht war er ein kleines bisschen eifersüchtig, da zumindest Teru es schaffte, Jasmine noch zum Lachen zu bringen - im Gegensatz zu ihnen, aber was hatten sie auch für eine große Chance gegen einen Hund? Gar keine. Eine Hand legte sich aufmunternd auf seine Schulter und im nächsten Moment hatte er den Anderen auch schon zu sich auf den Boden gezogen, dass er es sich auf dessen Schoß bequem machen konnte. „Yuji…Ich habe Angst. Was wenn Jasmine es nicht schafft? Er redet nicht mehr mit mir…Dabei konnten wir uns früher alles erzählen, wenn er wach ist, kuschelt er mit Teru oder ist so niedergeschlagen, dass es kaum Sinn hat, ihn anzusprechen, weil er mich sowieso nicht wahrnehmen würde…“
 

Hizaki schniefte leise, während er sich von Kamijo hin und her wiegen ließ, der leise, aufmunternd summte - allerdings ohne großen Erfolg zu haben, dafür war er einfach viel zu aufgewühlt. „Ich weiß einfach nicht mehr weiter, Yuji…“ Ein leises Schluchzen verließ Hizakis Lippen und er erwiderte den folgenden Kuss nur zögerlich, wenngleich sein Herz sich dabei schmerzhaft zusammen zog - wieso? Wieso musste er so viel Glück haben und jemanden finden, den er lieben konnte und der ihn ebenfalls liebte und Jasmine blieb all das verwehrt? Die Liebe, das Glück, die Zärtlichkeiten…Es tat so weh zu wissen, dass das alles war, was seinem besten Freund würde helfen können und was dieser vermutlich doch nie erfahren würde. Denn der Fluch wurde stärker, aggressiver, zerstörte was an Lebensfreude noch übrig war und im Endeffekt würde Jasmine nicht mehr sein, als eine leere Hülle, eine Puppe quasi, welche man ins Eck legte und sie verstauben ließ wenn man keine Lust mehr hatte, mit ihr zu spielen. „Oh Liebling…“ Widerstandslos ließ er sich dann auch hochheben und nach unten bringen, wobei er sich nur kurz müde in der Küche umsah - natürlich, das restliche Personal war damit beschäftigt, die Gäste zu unterhalten…Wenig später saßen sie sich mit einem Tee gegenüber und während Hizaki gedankenversunken mit dem Löffel kleine Kreise in der warmen Flüssigkeit zog, entging ihm völlig Kamijos besorgter Blick - was konnten sie nur tun, um Jasmine den Lebenswillen zurück zu geben und zu verhindern, dass der bei jedem Maskenball erneut zu Beginn floh?
 

Es war doch jedes Mal das Gleiche und es tat unwahrscheinlich weh. Kami ließ müde den Blick schweifen, wenigstens waren die Gäste mittlerweile auf dem Heimweg - auch wenn es jedes Mal weniger Menschen wurden, kamen doch immer noch genug zusammen um Jasmine Angst zu machen und genau das besorgte Kami. Auf dem Sterbebett hatte er seiner Schwester zwar versprochen, sich um ihren Sohn zu kümmern, als wäre es sein eigener, aber sie hatte ihm verschwiegen, dass sie verflucht worden war und der Fluch durch ihren Tod auf das Kind übergegangen war. Er hatte es durch Zufall herausgefunden - an Jasmines sechzehntem Geburtstag war dieser leblos in seinem Bett gefunden worden - komplett zu Kristall erstarrt. Es hatte drei Tage gedauert und Kaya beinahe alle seine Kräfte gekostet um ihn wieder zum Leben zu erwecken und ohne Satsukis Hilfe würde Jasmine wohl immer noch nicht mehr als eine Statue sein. Satsuki hatte Kaya gerade noch rechtzeitig das Leben gerettet und er wollte nicht daran denken, was passiert wäre, wenn der Engel noch länger weg gewesen wäre. Aber über den Fluch hatte er ihnen nichts sagen können - auch wenn er beinahe schon alle Königreiche der Menschen besucht hatte auf der Suche nach Informationen.
 

So ein Fluch schien niemandem mehr geläufig und alle Hexen, die darüber etwas wissen könnten, waren verschwunden, in eine Welt geflüchtet, welche niemand außer ihnen betreten konnte und von der Kaya nicht wusste, wo sich diese befand. Er war in der Menschenwelt aufgewachsen, hatte Glück gehabt, dass ihn überhaupt jemand aufgenommen hatte - und dessen Meister war gestorben, kaum dass Kayas Ausbildung beendet war. Sie wussten nicht, ob Kaya diesen getötet hatte oder er einfach zu alt gewesen war, aber niemand hatte Nachforschungen anstellen wollen. Dementsprechend hatten sie jetzt ein Problem. Entweder sie würden es schaffen, die wahre Liebe zu finden und damit verhindern können, dass Jasmine starb oder sie mussten eine Hexe finden - Satsuki konnte ihnen nicht helfen, wann immer dieser der Prinzessin zu nahe kam, verlor dieser eine Unmenge an Energie. Was umso besorgniserregender war, denn das hieß der Fluch konnte nur von einem Wesen ausgesprochen worden sein, dass abgrundtief böse war und gegen das ein Engel nicht mal den Hauch einer Chance hatte. Würden sie im Endeffekt einen Dämon brauchen um diesen Fluch zu lösen?
 

Kami erschauderte leicht - es fühlte sich an, als wäre ihm eine eiskalte Brise durch den ganzen Körper gefahren. Er kannte nur einen einzigen Dämon und er wollte diesen eigentlich nie im Leben wieder sehen. Mana war Sadist durch und durch - allein die Bezahlung für dessen Dienste verursachte ihm Gänsehaut und Kami schloss die Augen. Nein, diesen Weg würde er erst beschreiten, wenn sie keine andere Möglichkeiten mehr sehen würden. „Die Gäste sind alle auf dem Heimweg.“ Klahas Stimme erschreckte ihn so sehr, dass er einen heiseren Aufschrei von sich gab und ein kleines Stück zur Seite sprang. Beinahe panisch starrte Kami seinen Liebsten an, der seinerseits perplex zurück schaute und ihn dann einfach an sich zog und mit einem leise Laut atmete Kami tief durch, kuschelte sich mehr an sein Gegenüber und schloss die Augen. „Danke dass du dich darum gekümmert hast…“ Für gewöhnlich wäre das auch mit seine Aufgabe gewesen, aber ihm hatten die Nerven dafür gefehlt, nach dem es erneut gescheitert war…Er wollte doch nur, dass Jasmine glücklich werden konnte. So wie er. Klaha schwieg, reichte ihm nur die Hand und wortlos akzeptierte Kami diese und ließ sich aus dem düster gewordenen Ballsaal führen.
 

Alle Kerzen waren gelöscht worden, dass das Schloss in beinahe perfekter Dunkelheit lag und gerade hätte er sich nichts mehr ersehnt, als Licht, aber Klahas Griff war bestimmend genug, dass Kami sicher war, sein Liebster hatte einen Plan - und sei es nur um ihn für ein paar Stunden zu beruhigen - weswegen er sich führen ließ und versuchte, die ansteigende Panik nieder zu kämpfen. Alles war gut, Mana würde es niemals schaffen, dieses Schloss zu betreten, dafür hatte Kaya gesorgt, die Bannkreise welche dieser mit Satsukis Hilfe um das Gelände gezogen hatte, würde alles magische abhalten - sofern es auch nur irgendwie böse war. „Augen zu, Liebling.“ Mit einem schwachen Lächeln gehorchte Kami auch, wenngleich er so sehr in Gedanken versunken gewesen war, dass er absolut keine Ahnung hatte,wo sie sich befanden - allerdings gab er einen erschrockenen Laut von sich, als er plötzlich hochgehoben wurde und wenig später wieder sanft auf etwas abgesetzt wurde, was definitiv nicht der Boden war. Dafür war es zu warm…Verwirrt blinzelte er, kaum dass die Hand von seinen Augen genommen wurde und musste lächeln - Klaha hatte sie in den Schlossgarten geführt. In das kleine Heckenlabyrinth auf das er bestanden hatte und welches durchwachsen war von wilden Rosen, Efeu und anderen Blumen, deren Geruch schwer in der Luft hing und ihn sich leicht schwindlig fühlen ließ. „Ich liebe dich, habe ich dir das heute schon gesagt?“ Hier war sein absoluter Rückzugsort, wenn er nicht gefunden werden wollte und für gewöhnlich kam er nur hier her, wenn er keine Menschen mehr um sich herum ertragen konnte. Außer ihm war Klaha der Einzige, der wusste, wie man sich durch das Labyrinth bewegen musste, um nicht verletzt zu werden und gerade war Kami dafür auch unglaublich dankbar.
 

Vorsichtig lehnte er sich auf dem Stein etwas zurück, dass er schlussendlich auf dem Rücken lag, mit dem Kopf in Klahas Schoß, welcher fast automatisch begann ihm durch die Haare zu streichen und Kami gähnte leise auf - hier würde er sich hoffentlich entspannen können. Während Klaha ihn nur sanft weiter streichelte, erhob sich eine kleine Brise, welche die Büsche zum rascheln brachte und Kami streckte eine Hand in den Himmel - direkt dem Vollmond entgegen welcher genau in diesem Moment komplett aus der leichten Wolkendecke brach, welche davor noch geherrscht hatte und langsam richtete sich Kami wieder auf, den Blick sehnsuchtsvoll auf den Mond gerichtet. Erst als sich Klahas Hand sanft auf seine legte und er etwas zurück gezogen wurde, schien er sich aus seiner Starre lösen zu können, schenkte seinem Gemahl nur einen flehenden Blick, woraufhin Klaha den Kopf schüttelte. „Es ist zu gefährlich.“ Kami biss sich auf die Unterlippe, gab nur noch einen leisen, frustrierten Laut von sich, bevor er das Gesicht an Klahas Schulter vergrub. „Aber ich will wieder fliegen.“ Und dieser legte fast automatisch die Arme enger um den zierlichen Körper, drückte ihn nur noch mehr an sich heran. „Ich weiß.“ Und während sie weiter den Mond betrachteten lösten sich zwei weiße Schmetterlinge von den Rosen um tanzend in der Nacht zu verschwinden, dem Licht entgegen und doch nicht in der Lage es je zu erreichen.



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