Zum Inhalt der Seite

Kupplungsversuche

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

 

Elsa konnte nicht gerade von sich behaupten, dass sie große Veranstaltungen mochte. Immerhin hatte man auf dem letzten Fest ihr kleines Geheimnis enttarnt und sie war als Monster beschuldigt in die Berge geflohen. Zwar wusste nun ganz Arendelle, dass seine Herrscherin magische Kräfte besaß, doch trotzdem war der Gedanke an ein großes Fest immer noch mit Ängsten und Nervosität verknüpft.

Trotzdem hatte sie ihrer Schwester zugesagt, ein Fest planen zu dürfen anlässlich ihres zweiundzwanzigsten Geburtstags einen Ball zu planen. Tagelang hatte Anna gebettelt, denn eigentlich hatte Elsa vorgehabt einfach nur ein kleines Fest zusammen mit ihren Liebsten zu feiern. „Eine Königin kann ihren Geburtstag nicht ohne ihr Volk feiern“, hatte Anna argumentiert. „Wie sieht es denn aus, wenn du dein Volk ausschließt? Denk doch nur an all die vielen Geschenke, die du verpassen würdest.“

Und da sie wirklich nervend sein konnte, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte, hatte Elsa schließlich zugesagt. Schließlich waren es nur noch zwei Wochen bis zu ihrem Geburtstag, da würde es ihrer Schwester sicherlich kaum gelingen, etwas allzu großes auf die Beine zu stellen. Doch Elsas Hoffnungen lösten sich in Luft auf, als sie die vielen Gäste bemerkte. Hatte Arendelle überhaupt so viele Bewohner? Im Hafen hatten Schiffe angelegt, anscheinend hatte Anna auch einige Leute von außerhalb eingeladen. Es waren definitiv zu viele Gäste geworden. Und am liebsten hätte Elsa sie alle wiedernach Hause geschickt.

„Du hast es Anna versprochen“, meinte sie zu sich selbst und betrachtete sich nervös im Spiegel. „Also, geh schon rein. So schlimm kann es nicht werden. Immerhin hat sie keine Überraschungsparty geplant.“

Mit erhobenem Haupt stieg Elsa die Stufen hinab. Aus dem Ballsaal drangen Stimmen, was genau sie sagten, konnte die junge Königin nicht verstehen. Sie nickte dem Bediensteten zu, der neben der Tür stand, strich noch einmal ihr Kleid glatt und machte sich bereit angekündigt zu werden.

„Ihre Majestät, Königin Elsa von Arendelle!“

Alle Augen waren auf sie gerichtet und in der Mitte teilte sich die Menge, um ihr einen Weg zum Thron freizumachen. Mit einem leichten Lächeln schritt sie durch den Raum, ihre Augen dabei zielgerade auf den Thron gerichtet. Einige riefen ihr unverhohlen ihren Glückwunsch zu und sie nickte lächelnd in die Menge hinein. Anna hatte viele verschiedene Menschen eingeladen. Sie bemerkte den Adel, der sich in seinen pompösen Ballkleidern von den doch recht einfachen und schlichten Sonntagskleidern der ärmeren Bürger abhob. Ja, Anna hatte wirklich jeden eingeladen. Wo ihre Schwester wohl war?

Suchend blickte sie sich um, doch von Anna war keine Spur. Eine leichte Sorgenfalte bildete sich auf Elsas Stirn.

„Wo treibst du dich nur herum?“, fragte sie sich flüsternd.

Sie erreichte ihren Thron und drehte sich den Gästen zu. Erwartungsvoll blickten sie zu ihr und warteten auf eine Rede ihrer Königin.

„Ich danke euch allen dafür, dass ihr so zahlreich heute erschienen seid!“

Ein Glück, dass sie schon etwas Kleines vorbereitet hatte und so nicht dazu gezwungen war, einfach irgendwelche Phrasen zu stottern und sich zu blamieren.

„Ich kann gar nicht glauben, wie glücklich es mich macht, so viele Gesichter hier zu sehen. Es erfüllt mich mit großer Freude, denn euch hier zu sehen, bedeutet, dass ihr mich als eure Herrscherin respektiert und achtet. Ich habe noch nie in …“

Die Türen öffneten sich erneut und Elsa verstummte, als sie ihre Schwester hereinkommen sah. Typisch Anna, dachte sie schmunzelnd und eilte einige Schritte nach vorne.

„Kristoff, jetzt sind wir doch tatsächlich zu spät!“ Anna drehte sich wütend nach hinten und blickte ihren Verlobten an. „Wieso hast du mich nicht geweckt?“

„Ich habe ja versucht, dich zu wecken“, versuchte er zu erklären. „Du bist ja gefährlicher als Sven, der liebend gerne mal mit seinen Hufen austritt im Schlaf. Aber du…“

Er rieb sich die rechte Wange, auf der ein roter Abdruck brannte.

„Du bist gefährlich. Man sollte dich wegsperren lassen.“

„Und du bist ein Weichei“, konterte Anna. Ihr Haar war noch vollkommen zerzaust und hing in alle Richtungen, über ihr Nachtkleid hatte sie einen grauen Morgenmantel geworfen. Sie sah sich um und entdeckte Elsa, die sich besorgt einen Weg zu ihr bahnte.

„Oh nein, du bist schon da?“ Anna blickte sie entgeistert an. „Dabei bist du doch sonst immer diejenige, die länger schläft. Musstest du ausgerechnet heute früher aufwachen?“ Schmollend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust.

„Ach, Anna!“ Ihren Gefühlen freien Lauf lassend umarmte sie ihre Schwester innig. „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Nicht nötig? Elsa, das ist doch noch gar nichts.“ Anna löste sich aus der Umarmung und blickte sie geheimnisvoll lächelnd an.

„Olaf, du kannst reinkommen!“, rief sie in Richtung Tür.

Olaf, der von Elsa erschaffener, lebendige Schneemann schob einen Servierwagen in den Ballsaal, auf dem eine große, mehrstöckige Schokoladentorte stand.

Schokolade... Elsas Augen weiteten sich, als sie das Riesenwerk betrachtete. Oben war ein kleiner Schokoladenwal befestigt, aus dem wie aus einer Fontäne weiter Schokolade sprudelte. Es war ein Traum. Sie beobachtete, wie die flüssige Schokolade sich mehr oder weniger gleichmäßig über die Torte verteilte. Wie gerne hätte sie jetzt einfach mit der Hand ein Stück davongegessen. Und noch eins und noch eins und noch eins ... bis sie Bauchschmerzen kriegte. Aber, hier blickten gefühlt Hunderte von Augenpaaren auf sie.

Sie drehte sich wieder den Gästen zu. "Ich bitte euch, tanzt miteinander, lacht, habt Spaß!", rief sie aus und gab den Musikern - eine kleine Band bestehend aus gerade mal drei Mitgliedern - ein Zeichen, dass sie mit der Musik beginnen sollten. Schon bald erklang ein fröhliches Geburtstagslied ihr zu Ehren.

Doch die Tanzfläche blieb leer. Stattdessen waren immer noch alle Augen auf Elsa gerichtet.

"Anna, wieso tanzt denn niemand?", fragte sie ihre Schwester leise, die ein Kirchen unterdrückte.

"Mensch, weil sie darauf warten, dass du tanzt!", erklärte sie ihr unverhohlen.  "Du bist die Königin und das ist dein Geburtstag. Du solltest den Ball eröffnen."

Tanzen. Zugegeben, Elsa liebte es auf dem Eis zu laufen, das Tanzen war jedoch

nicht gerade ihre liebste Beschäftigung. Denn zum Tanzen brauchte sie vor allem eins - einen Tanzpartner.

"Anna, komm!" Sie schnipste mit dem Finger und ein magischer Eiszauber legte sich über Anna, der ihr Haar glättete und ihr ein violett glitzerndes Kleid verpasste. "Lass uns tanzen!"

Lächelnd zog Elsa sie auf die Tanzfläche. Die junge Königin wusste genau, dass sie eigentlich einen jungen Mann aus den Gästen auswählen sollte, so schrieb die Etikette es vor. Aber was kümmerte es sie?

"Elsa, du solltest nicht mit mir tanzen", meinte Anna missbilligend, während sie sich über die Tanzfläche drehten und nach und nach weitere Paare die Tanzfläche betraten. "Such dir doch einen hübschen Jungen aus!"

"Wozu sollte ich? Es ist mein Geburtstag und da darf ich machen, was ich will. Übrigens, vielen Dank für die Torte!“ Elsa drückte sie an sich. „Komm, lass sie uns probieren!“

„Elsa, findest du nicht, dass du jemanden zum Tanzen auffordern solltest?“ Anna blickte sie fragend an. Ihre Schwester seufzte entnervt.

„Dann sag mir, wer mit mir tanzen soll.“ Sieverschränkte die Arme vor der Brust. „Such mir jemanden raus und ich tanze einen Tanz mit ihm. Einen und nicht mehr.“

„Nun, wenn das so ist…“ Anna sah sich um. „Bleib genau dort, wo du bist!“

Sie verschwand in der Menge und tauchte nur wenige Sekunden wieder auf – im Schlepptau einen großen, muskulösen Mann, der sein schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte und hinter Anna stolzierte.

„Darf ich dir Gaston vorstellen? Er kommt aus Frankreich und hat erst vor kurzem seine Verlobte verloren, als sie gegen ein schreckliches Biest gekämpft haben. Ich bin sicher, ihr werdet euch gutverstehen.“ Grinsend gab Anna ihr einen kleinen Schubs. „Ich werde dann mal nach Kristoff gucken.“

„Anna, warte …“  Doch ihre jüngere Schwester verschwand in der Menge, noch ehe Elsa sie aufhalten konnte.

„Also, würde Eure Majestät mir bitte diesen Tanz gewähren?“ Gaston machte eine einladende Bewegung Richtung Tanzfläche. Nervös blickte Elsa sich um auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch da war keine. Seufzend reichte sie ihm ihre Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Die Band spielte ein langsames Lied und Elsa schwor sich, beim nächsten Mal die Lieder durchzugehen und bei langsamen Melodien ein klares Nein auszusprechen. Gekonnt schaffte sie es Abstand zu Gaston zu halten. Um sie herum standen Paare eng aneinander gekuschelt und wiegten im Takt der Musik auf und ab.

„Nun ziert Euch nicht so“, sprach Gaston auf sie ein. „Wenn wir erst einmal verlobt sind, werdet Ihr…“

Bitte, was?“ Elsas Alarmglocken schrillten. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich? „Ich kann mich nicht daran erinnern, einer Verlobung zugestimmt zu haben!“

„Ich bitte Euch! Seht mich an, seht Euch an! Wir sind beide gutaussehend, aus welchem Grund sollte ich Euch also nicht zu meinem Weib machen?“

Überheblich blickte er auf sie herab.

„Raus hier!“, zischte sie wütend. „Raus hier, bevor ich mich selbst vergesse. Ich werde niemals Euer Weib werden. So einen affektierten, aufgeblasenen Lackaffen wie Euch will ich nie wiedersehen. Und jetzt, raus hier.

WACHEN!“

Das letzte Wort rief sie laut aus und nach nur wenigen Sekunden erschienen zwei hünenhafte Männer, die Gaston, der sich erfolglos zu wehren versuchte, aus dem Schloss warfen.

 

~~**~~

 

"Eure Majestät?"

Elsa hatte sich gerade ein Stück ihres Geburtstagskuchens gegönnt, als eine Wache - ein junger Mann mit dunkler Haut - sie leise ansprach. Er verbeugte sich, als sie sich ihm zuwandte. Die Feier dauerte nun schon eine Stunde.

"Womit kann ich behilflich sein?", fragte sie und sah ihn ernst an.

"Nun, wir haben einen weiteren Gast vor den Toren!"

"Dann solltet Ihr ihn eintreten lassen." Sie nahm einen weiteren Bissen von dem Kuchen. Er schmeckte süß und fluffig, die geschmolzene Schokolade war inzwischen fest geworden, trotzdem zerging sie sofort auf der Wärme ihrer Zunge. Herrlich! Elsa musste dem Bäcker der Torte unbedingt ein Lob aussprechen.

"Nun, wir sind der Ansicht, dass er nicht gerade angemessen gekleidet ist", setzte der Wachmann zur Erklärung an. Die junge Königin sah ihn fragend an.

"Zeigt es mir", forderte sie ihn auf und der junge Mann schritt voraus, während sie ihm folgte.

Sie verließen den Saal und gingen stumm den langen Flur entlang, der zu den Eingangstoren führte. Schon von weitem hörte sie eine männliche Stimme laut rufen. Was sie sagte, konnte sie erst verstehen, je näher sie kamen.

"Lasst mich rein! Ich will Eure Königin sehen!"

Noch einer, dachte Elsa und verdrehte ihre Augen. Ob die etwas falsch verstanden hatten? Sie war definitiv nicht auf der Suche nach einem Mann.

"Was ist hier los?" Ihre Stimme war laut, aber nicht brüllend. Sie hatte einen hoheitsvollen Ton, der freundlich aber auch drohend sein konnte.

Sie schob die Wachen beiseite und warf einen Blick auf den fremden Gast.

"Oh!", war alles, was sie herausbrachte.

Er war groß, hatte helle Haut und sein langes, violettes Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Zudem war er sehr muskulös und Elsa konnte nicht leugnen, dass er gar nicht mal so schlecht aussah. Wäre da nicht die Tatsache, dass er komplett nackt war. Nun ja, fast nackt. Sein bestes Stück wurde von einem großen Blatt bedeckt. Er machte keinerlei Hehl daraus, dass er nackt war, im Gegenteil, er schien regelrecht damit anzugeben.

"Wie ich sehe, hat es Euch die Sprache verschlagen. Der erste Eindruck ist eben doch der Beste. Und wenn Euch das hier schon gefällt, dann werdet Ihr von dem Rest von mir noch viel mehr begeistert sein." Er grinste selbstzufrieden.

„Raus hier!“ Die junge Königin bekam ihre Fassung zurück und zeigte nach draußen. Was für ein Frevel! Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und kleine Eiskristalle flogen aus ihren Fingerspitzen. Der Fremde wollte noch etwas erwidern, doch die Wachmänner waren schon dabei ihn nach draußen zu führen. Sie selbst eilte wieder zurück zum Ballsaal. An dieser Geburtstagsfeier war definitiv etwas nicht normal. Es war an der Zeit, ihre Schwester ausfindig zu machen.

 

~~**~~

 

Sie betrat den Ballsaal und ließ ihren Blick über die tanzenden Paare schweifen. Die drei Musiker spielten ein schnelles Lied, sodass nun ein fröhliches, wildes Durcheinander auf der Tanzfläche herrschte. Nur kurz glaubte Elsa den Blondschopf von Kristoff ausfindig gemacht zu haben. Es war einen Versuch wert. Denn wo Kristoff war, da konnte Anna nicht weit weg sein. Und ansonsten würde er bestimmt wissen, wo sich seine Verlobte herumtrieb.

Doch die junge Königin kam nicht weit, als jemand sie ansprach. Es war eine männliche Stimme, die leicht betrunken klang. Genervt rollte sie mit ihren Augen, ehe sie sich freundlich lächelnd der fremden Person zuwendete.

„Was kann ich für Euch tun?“ Der Mann, der sie angesprochen hatte, war etwa einen Kopf größer als sie. Er trug zerschlissene Kleidung, seine langen, braunen Haare waren verfilzt, in die Dreadlocks Perlen eingeflochten. Er schwankte leicht, als er auf sie zuging und in seiner Hand hielt er eine Flasche Rum, die nur noch bis zur Hälfte gefüllt war. Anscheinend hatte er schon gut getrunken.

„Wenn Sie wollen, können Sie sich im Gästezimmer ausruhen.“ Sie ging vorsichtig auf ihn zu, wollte ihn stützen, damit er nicht umzufallen drohte.

„Danke für das Angebot, Cherié, aber eigentlich bräuchte ich Eure Hilfe für etwas Anderes!“ Der Fremde lallte leicht.

„Und womit kann ich Ihnen behilflich sein, Herr …?“ Sie sah ihn fragend an.

„Captain Jack Sparrow!“, stellte er sich vor und betonte das Wort Captain dabei deutlich. „Sie haben bestimmt schon einmal von mir gehört.“

Sie schüttelte den Kopf. Überrascht blickte er sie an, als könnte er nicht fassen, dass es Menschen gab, die ihn nicht kannten.

„Dann kennen Sie mich jetzt. Seien Sie stolz darauf, mit dem berüchtigten Captain Jack Sparrow Bekanntschaft zu machen, dieses Privileg gehört nicht vielen Damen Ihres Kalibers.“

„Also, womit kann ich Ihnen helfen?“, hakte sie nach. Was für ein komischer Kauz.

Er sah sich um, so als befürchtete er, dass ihm jemand gefolgt sein könnte. Dann beugte er sich nach vorne, sodass sein Gesicht viel zu nah an dem ihren war. Trotz des starken nach Alkohol riechendem Atem war sein Blick jedoch klar und sicher.

„Könnt Ihr ein Geheimnis für Euch bewahren?“; fragte er und blickte die junge Königin dabei ernst und verschwörerisch an. „Könnt ihr es?“

Sie nickte langsam, verwirt über seine skurille Art. Er lächelte zufrieden und entblößte dabei mehrere Goldzähne. Elsa schluckte und trat einen Schritt zurück. Die Art, wie er sprach, seine zerschlissene Kleidung, die Flasche Rum – handelte es sich hierbei etwa um einen Piraten? Sie hatte von ihnen

gehört, von Abenteurern, die die See bereisten, dabei vollkommen frei von allen Regeln und Gesetzen waren und sich einfach nahmen, was sie wollten. Die Geschichten über kühne und stolze Seeräuber waren damals ein wertvoller Schatz für sie. Und als Kind hatte sie immer geträumt, irgendwann einfach loszusegeln. Irgendwohin, wo sie mit ihren Kräften niemanden verletzte.

Doch nun war sie erwachsen. Sie war eine Königin und musste Verantwortung übernehmen. An der Piraterie war nichts Edelmütiges. Und wenn dieser Jack Sparrow wirklich ein berüchtigter Freibeuter war, dann würde sie ihn aufhalten.  – Und sich bei den Wachen beschweren, dass es ihm überhaupt gelungen war, soweit in das Schloss einzudringen

„Milady, hier können wir nicht reden. Hier ist es viel zu laut. Gibt es nicht ein Plätzchen, an dem wir beide ganz alleine sein können?“

Elsa legte den Kopf schief. Mit ihm alleine zu sein, war nicht gerade der beste Plan. Aber er wartete gar nicht auf ihre Antwort, sondern ging einfach Richtung Tür. Entschlossen folgte sie ihm. Es war besser ihn im Auge zu behalten.

Außerdem, sie wusste ja, wie sie sich wehren konnte.

Dem Bediensteten neben der Tür nickte sie nur kurz zu, als er sie irritiert anblickte, sagte jedoch nichts. Sparrow ging auf eine der Türen zu und öffnete diese – Elsa erkannte diesen Raum. Hier hatte Hans ihre Schwester eingesperrt und ihrem Schicksal überlassen.

„Kommt Ihr?“ Er sah sie auffordernd an, als Elsa zögernd stehen blieb.

Es ist nur ein Zimmer, dachte sie und trat entschlossen ein. Die Tür war nur leicht angelehnt, sollte sie eine Fluchtmöglichkeit brauchen.

„Also?“

„Also?“ Er sah sich suchend um und schüttelte dann den Kopf. „Nein, in diesem Raum ist es nicht.“

Er wollte aus dem Zimmer rausgehen, aber Elsa versperrte ihm den Ausgang.

„Was ist nicht hier?“

„Nun, der Schatz!  Deswegen bin ich doch hier.“

„Schatz?“ Elsa runzelte ihre Stirn. „Welchen Schatz denn?“

„Man munkelt von einem wertvollen, magischen Schatz. Er soll die Macht haben, ganze Kriegsschiffe einzufrieren. Sagt, habt Ihr davon gehört? So einen wertvollen und gefährlichen Schatz sollte man nicht in den zarten Händen solch einer Dame wie Euch lassen!“

Ganze Kriegsschiffe einfrieren… Elsa wusste, von welchem Schatz er sprach.

„Woher wisst Ihr von diesem Schatz?“, fragte sie ihn. Sie musste Ruhe bewahren, nur so konnte sie mehr aus ihm herausfinden. Raste jetzt bloß nicht aus, Elsa!

„Gerüchte, meine Teuerste. Menschen reden viel, wenn sie betrunken sind“, erklärte er. „Ein kleiner Mann erzählte mir im Gefängnis davon. Er wollte, dass ich ihn mitnehme, als ich floh, aber dazu ging mir seine Arroganz viel zu sehr auf die Nerven.“

Er sprach über den Duke von Weselton, bemerkte Elsa. Also saß er im Gefängnis. Nun, da gehörte er auch hin.

„Und, was wollt Ihr mit diesem Schatz? Ihr sprecht da von einer sehr gefährlichen Waffe!“ Sie spürte das Kribbeln in ihrer Hand. Nein, bleib ruhig! Sie durfte ihren Kräften nicht freien Lauf lassen.

Denk an Anna! Sie atmete tief ein. Der Gedanke an ihre Schwester beruhigte sie wieder und das Kribbeln hörte auf. Vielleicht reichte es, wenn sie seine Hände und Füße irgendwie fesselte. Dann könnte sie ihre Wachen rufen und ihn gefangen nehmen.

„Nun, was ich genau damit will? Keine Ahnung!“ Er fuchtelte mit seinen Händen vor seinem Gesicht, so als würde er eine Fliege vertreiben wollen.

„Aber, alles ist besser, als wenn dieser Schatz jemand anderem in die Finger bekommt. Und, so eine Dame wie Ihr sollte wirklich nicht so einen Schatz beherbergen. Glaubt mir, in meinen Händen ist er viel besser aufgehoben.“

So eine Dame wie sie?

„Ihr seid also der Ansicht, dass ich zu schwach bin um einen Schatz zu bewachen?“, fragte sie und verbarg ihre Hände hinter dem Rücken, als sie bemerkte, wie kleine Schneeflocken aus ihren Fingerspitzen wuchsen.

„Nun, Eure Wachen konnten mich nicht aufhalten!“ Er grinste selbstverliebt. „Wieso solltet Ihr es tun?“

„Vielleicht, weil ich die Königin bin?“ Sie sah ihn herausfordernd an und sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in Erstaunen. „Unterschätze mich unter keinen Umständen, Pirat!“

„Dass Ihr die Königin seid, das war mir doch klar. Trotzdem, Ihr solltet euch bessere Beschützer zulegen.“

„Glaubt mir, das brauche ich nicht!“ Sie hob ihre Hände und ein magischer Eisstrahl schoss aus ihren Fingern, der den Hut des Piraten mit einer Eisschicht bedeckte. „Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Ich bin der Schatz, von dem du sprachst, Sparrow!“

„Fehlt da nicht noch ein Captain?“ Seine erstaunte Miene war nun einem überheblichen Gesichtsausdruck gewichen und er verbeugte sich leicht, während er langsam rückwärts nach hinten ging.

„Was hast du vor?“ Sie beäugte ihn misstrauisch.

„Nun, ein Weib an Bord ist mir definitiv zu anstrengend!“, erklärte der Pirat. Er sprang auf die Kommode, die vor dem großen Fenster stand und zückte seinen Säbel. „Dabei hätte ich diesen Schatz zu gerne in meiner Sammlung gehabt. Meine Teuerste, dies ist wohl leider ein Abschied. Ein Abschied für immer!“

„Bleib stehen, Pirat!“ Sie eilte nach vorne, doch Sparrow warf seinen Säbel nach oben und die scharfe Klinge durchschnitt das Seil des Kronleuchters über ihnen. Elsa stürzte zurück und hob schützend ihre Hände als der Lüster auf den Boden stürzte. Als sie wieder aufblickte, hatte Sparrow das Fenster geöffnet.

„Lebt wohl, Eure Majestät! Ihr werdet den Tag nie vergessen, an dem Ihr Captain Jack Sparrow beinahe gefangen hättet!“ Und mit diesen Worten stürzte er sich kopfüber nach draußen.

Erschrocken eilte Elsa ans Fenster. Dort unten war nur Wasser. Suchend blickte sie sich nach ihm um und nach wenigen Augenblicken tauchte sein Kopf wieder auf. Mit schnellen Schwimmzügen näherte er sich einem Schiff. Ihm hinterherzujagen würde viel zu lang dauern und ehe sie ein Schiff klargemacht hatten, war er schon längst über alle Berge – oder Meere. Sie schloss das Fenster wieder und verließ den Raum. Es war an der Zeit Anna zu finden.

 

~~**~~

 

„Anna?“

Die junge Frau blickte in das Gesicht ihrer Schwester, die sie ernst ansah und schluckte. Elsas Blick verhieß nichts Gutes.

„Wir müssen reden!“ Die junge Königin verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte Anna draußen auf der Terrasse gefunden, Kristoff hatte ihr gesagt, dass sie dort auf ihn wartete. Die beiden hatten sich ein ruhiges Plätzchen gesucht und da Anna etwas frische Luft gebraucht hatte, waren sie nach draußen gegangen. Kristoff hatte dann jedoch erklärt, dass er ihnen noch zwei Getränke besorgen wollte. Und dort war ihm dann Elsa über den Weg gelaufen.

„Und, worüber?“  Anna merkte, dass ihre Schwester kurz davor war, zu explodieren. Und sie ahnte, dass es ihre Schuld war.

„Weißt du, ich habe heute drei sehr merkwürdige Männer kennengelernt“, setzte Elsa an und reichte ihrer Schwester eines der Gläser Wein, die sie Kristoff mit den Worten „Du lässt meine Schwester und mich jetzt bitte alleine“ abgenommen hatte. „Der Erste, den du mir vorgestellt hast, war ein eingebildeter Protz, der der Ansicht war, er würde mich zu seinem ‚Weib‘ machen können. Erinnerst du dich an ihn? Es war Gaston.“

„Oh.“ Anna errötete. Sie hatte nur mitbekommen, dass jemand aus dem Schloss geworfen wurde, wer genau wusste sie jedoch nicht. „Ich … ich kann das erklären.“

„Das habe ich gehofft“, meinte ihre Schwester und ließ einige kleine Eiskristalle in ihrer Hand erscheinen. „Also?“

Anna seufzte laut und blickte nervös auf ihre Hände. „Es könnte sein, dass ich zufälligerweise auf die Einladung geschrieben habe, dass du jemanden suchst…“

„Und wen sollte ich suchen?“

„Nun, also …“  Sie schluckte. „Ich habe draufgeschrieben, dass du einen Mann suchst!“

„Du! Hast! Was?“ Entsetzt blickte Elsa ihre Schwester an. Das erklärte natürlich alles! „Wie konntest du nur?“

„Bitte, sei mir nicht böse.“ Beschwichtigend hob Anna ihre Arme. „Ich habe das nur für dich getan, Schwesterherz!“

„Aber, wann habe ich je gesagt, dass ich einen Mann suche? Du weißt, ich halte nicht viel von Männern. Und davon einfach jemanden zu heiraten, erst recht nicht. Das solltest du doch am besten wissen!“, warf sie ihr vor.

Eilig schüttelte Anna ihren Kopf.

„Nein, du solltest dir jemanden aussuchen. Weil du dich doch so alleine fühlst…“

„Wann fühle ich mich denn alleine? Ich habe dich und Kristoff und Olaf. Naja, und Sven auch noch. Ich habe doch gar keinen Grund mich alleine zu fühlen!“ Elsa sah sie verwirrt an. Sie wollte keinen Mann an ihrer Seite. Eigentlich müsste Anna das doch sehr gut wissen.

„Naja, du hast es doch gesagt“, begründete Anna zögernd ihr Handeln. „Du hast beim Frühstück gesagt, dass du Kristoff und mich beneidest, weil wir nie alleine sind. Damals vor…“  Sie blickte nachdenkend nach oben.

„Wann war das nochmal? Ich glaube vor zwei, drei Wochen?“

Nur schwach erinnerte sich Elsa daran, dass sie so etwas gesagt hatte. Aber sie erinnerte sich daran, dass Anna danach darum gebettelt hatte, ihre Geburtstagsfeier zu planen.

„Aber, so habe ich das doch gar nicht gemeint.“ Sie griff nach der Hand ihrer Schwester und drückte sie sanft. „Ich habe gesagt, dass ich euch beneide, weil ihr euch immer auf den anderen verlassen könnt. Weil ihr jemanden habt, der euch den Rücken stärkt. Aber ich habe nie den Wunsch geäußert, dass ich auch gerne einen Verlobten hätte. Im Gegenteil, ich bin vollkommen glücklich damit, alleine zu sein. Und ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, liebste Anna. Und ich weiß, dass du es gut gemeint hast, aber …“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Aber das war … bitte, versuch nie wieder mich zu verkuppeln.“

„Na gut… Du sagtest, du hättest drei Personen getroffen?“

Elsa nickte. „Der Zweite war nackt. Komplett nackt bis auf ein Ahornblatt.“ Sie errötete leicht bei dem Gedanken an ihn, während Anna knallrot wurde und ihr das Glas beinahe aus der Hand gefallen wäre. „Er meinte, wenn mir sein Aussehen gefallen würde, dann würde ich den Rest an ihm auch mögen.“

„Nun, er schien auf jeden Fall sehr von sich überzeugt zu sein“, kicherte Anna und auch Elsa konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.

„Die letzte Person war übrigens ein Pirat. Captain Jack Sparrow. Er muss sich irgendwie auf die Feier geschlichen haben.“

„Warte – wieso sollte ein Pirat an dir Interesse zeigen?“ Verwundert sah Anna sie an.

„Nun, eigentlich war er daran interessiert, einen Schatz zu stehlen, der ganze Kriegsschiffe einfrieren konnte. Er konnte ja nicht ahnen, dass ich damit gemeint bin.“

„Ach, Süße, es tut mir so leid. Ich habe wirklich schreckliche Männer für dich ausgesucht.“ Enttäuscht drehte sich Anna weg. Sie hatte ihrer Schwester doch nur eine Freude bereiten wollen.

Lächelnd zog Elsa ihre Schwester in eine Umarmung und streichelte ihr sanft den Rücken.

„Ich weiß doch, dass du es nur gut gemeint hast“, meinte sie sanft. „Und, wenn ich jetzt dran denke, war es eigentlich ziemlich witzig. Danke für diese wundervolle Feier!“ Sie drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, als Olaf die Terrasse betrat.

„Elsa, da bist du ja!“ Der kleine Schneemann kam auf sie zu. „Ein gewisser Jack Frost sucht dich!“

„Jack Frost?“  Elsa sah ihre Schwester fragend an.

„Naja, sein Name klang interessant“, meinte Anna schulterzuckend.

Elsa lachte kurz.

„Olaf, sag ihm, dass ich kein Interesse habe, ihn zu sehen. Ich bin vollkommen glücklich mit den Menschen hier.“ Und um ihre Worte zu bestätigen, streichelte sie kurz das Gesicht des kleinen Schneemanns und drückte Anna an sich.

„Bist du dir da ganz sicher? Ich glaube nämlich, dass er wirklich gut zu dir passen würde“, setzte Anna mutig an, doch ein ernster Blick Elsas ließ sie verstummen.

„Ich habe nein gesagt!“

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück